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Beechey’s Expedition nach der Nordküste von Afrika

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Titel: Beechey’s Expedition nach der Nordküste von Afrika
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr. 80; 83. S. 317–318; 331–332.
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans bei Commons
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[317]

Beechey’s Expedition nach der Nordküste von Afrika.

Proceedings of the Expedition to explore the Northern Coast of Africa, from Tripoly eastward, in 1821–22; comprehending an Account of the Greater Syrtis and Cyrenaica, and of the Ancient Cities composing the Pentapolis. By Captain F. W. Beechy, R. N., F. R. S., and H. W. Beechey, Esq. F. S. A. 4. London 1828.


Die Gegenden, welche Capitän Beechey und seine Begleiter durchzogen, gehören zu den interessantesten der Welt. Hier lag das alte Darnis, Cyrene, Ptolemais, Berenice, Diarrhäa, Macomades, Leptis und Oea; hier standen die Altäre der Philänen, hier sind die Ufer der Lethe, hier blühten die Gärten der Hesperiden.

Die Reisenden landeten in Oea, dem heutigen Tripolis, und zogen ostwärts längs der Meeresküste, zur Rechten die Wüste, zur Linken die See. Von Tripolis bis Tagiura ist das Ufer flach, sehr gut angebaut, und mit Korn, Obst-, Dattel- und Oelbäumen bedeckt. Die Ruinen sind hier nicht zahlreich. Bald kamen sie in einen Theil der Wüste, wo kein Mensch und keine Wohnung mehr zu sehen war. Ein begeisterndes Gefühl ergriff Capitain Beechey, als der den Fuß in diese spurlose Einöde setzte. Auch der unglückliche Burkhardt rechnete die in der feierlichen Einsamkeit der Wüste zugebrachten Stunden zu den glücklichsten seines Lebens. Beechey bemerkt, daß die furchtbaren Beschreibungen von Sandstürmen, welche man in den Werken sehr achtbarer Reisenden findet, sehr übertrieben seyen. Jene Meere von Sandwolken, welche in Zeit von wenigen Stunden ganze Caravanen bedecken sollen, seyen bloße Gebilde der Einbildungskraft. Selbst auf einen schlafenden Reisenden wehe der Wind nicht mehr Sand, als der bei seinem Erwachen leicht wieder von sich abschütteln könne. Sey der Reisende gar in Bewegung, so wäre es lächerlich, wenn man befürchten wollte, er werde vom Sande überdeckt werden. Vielleicht ließ Capitän Beechey’s kräftiger Sinn ihn die Gefahren eines Sturms der Wüste zu gering anschlagen, auf jeden Fall aber legen diese Bemerkungen ein schönes Zeugniß von der offenen, männlichen Geradheit des Reisenden ab. Der helle Gesang seiner arabischen Führer, welcher Regen, Sturm und Ungewitter freudig übertönte, erheiterte die Einsamkeit der Wüste.

Die Resultate dieser Reise, die uns die Herren Beechey in obigem Werke vorlegen, sind der aufmerksamsten Beachtung würdig. Die eben so anziehenden als gelehrten Untersuchungen über alte Geschichte und Poesie[1], die lebendigen Schilderungen der Gegenden und Sitten, der edle Styl voll Kraft und Männlichkeit, die trefflichen Kupfer, Charten und Plane – alles trägt dazu bei, diese literarische Erscheinung zu einer der schätzbarsten der dießjährigen literarischen Season Londons zu machen.

Einige Auszüge mögen dieses Urtheil wenigstens andeutend rechtfertigen.

Von der Einfachheit der Araber haben alle Reisenden gesprochen. Das vorliegende Werk gibt folgende Beschreibung des Urzustandes ihrer Sitten.

„Die Einwohner von Zaffran sind Beduinen, so wie alle Anwohner der Syrtis, daher trifft man zwischen Mesurata und Bengazi keine Stadt und kein Dorf. Ueberall bewiesen sie sich gastfreundlich und gefällig gegen uns, und nie traten wir in ihre Zelte, ohne einen herzlichen Empfang zu finden. Freigebig boten sie uns von ihrer einfachen Kost, Milch und Datteln, während unsern Pferden Korn gereicht wurde. Frische Milch war nicht immer zu haben; nie aber fehlte es an Leban (sauere oder vielmehr Buttermilch) und selten verdroß es uns, von unseren Pferden zu steigen, um diese patriarchalische Kost zu genießen, welche nach dem beschwerlichen Ritt eines langen Tages durch weglose Gegenden, unter den Strahlen einer afrikanischen Sonne, unendlich schmackhafter ist, als es sich diejenigen einbilden mögen, die solche Nahrung für ihre Schwein aufsparen können.“

„Die Neugier unserer arabischen Freunde gewährte uns oft viele Unterhaltung. Wenn wir uns auf den Matten, die sie uns zum Nachtlager auf den Boden gebreitet, zur Ruhe gelegt hatten, schlichen sich Weiber und Männer langsam und scheu heran, jene um aufs aufmerksamste unsere Kleider zu untersuchen, diese um unsere Säbel und Gewehre näher in Augenschein zu nehmen. Die ersten waren vor allem über die weiße Leinwand unserer Turbane und Unterkleider, die letzteren vorzüglich über unsere Doppelflinten und Sackpistolen mit Stellhahnen erstaunt. In kurzer Zeit verschwand alle Zurückhaltung; die ganze Familie drängte sich um uns herum, und jeder wollte vor dem andern [318] gehört seyn. Von allen Seiten wurden wir mit Fragen bestürmt. Keiner wartete die Antwort ab, oder es beantwortete ein halbes Dutzend der Familie die Fragen in verworrenem Durcheinanderreden sich selbst, wobei jeder eine andere Meinung ausdrückte. Wenn sie zuletzt bei dieser Verwirrung keine befriedigende Auskunft über den Gegenstand ihrer Neugierde sich verschaffen konnten, so wollten sie die Frage förmlich von uns beantwortet wissen, wobei sich denn fast jedesmal ergab, daß der wirkliche Gebrauch der Dinge, die sie erklärt wissen wollten, so verschieden von demjenigen war, den sie ihm beigelegt hatten, daß die schweigende Aufmerksamkeit, mit der sie die Erklärung angehört hatten, in die lautesten Ausrufungen der Verwunderung sich verwandelte, so daß sie sich vor Lachen oft auf dem Boden wälzten.“

Die Reisenden beschreiben die Unsicherheit des Bodens auf dem Zuge durch die Sumpfländer der großen Syrtis. An manchen Stellen befinden sich Oeffnungen von zehn bis zwölf Fuß Tiefe, aus deren Grund Wasser quillt. Meist sind diese Oeffnungen mit einer dünnen, nur zwei Zoll dicken Kruste von Salz und Lehm bedeckt, so daß die größte Vorsicht beobachtet werden, und die Reuter oft absteigen mußten, um die Pferde unter deren Fußtritt in der Nähe jener Oeffnungen oft der Boden plötzlich nachzugeben und zu weichen begann über die gefährlichen Stellen wegzuleiten.

Eines Tages waren die Reisenden Zeugen der medizinischen Kunst eines Heiligen (Marabut) der zu einem kranken Mädchen gerufen worden war. „Kaum hatte der Heilige den Zustand der Kranken erfahren, so nahm er eine höchst geheimnißvolle Miene an, und erklärte, daß sie von einem unterirdischen Geiste besessen sey. Dann bewies er, daß ihr Uebel daher rühre, daß sie bei irgend einem – wir verstanden nicht recht welchem – Geschäfte unterlassen habe, Bismillah (im Namen Gottes) zu sagen, ein Wort des Segens, das ein Mahomedaner bei keinem Geschäfte vergißt. Diese Unterlassung sey schuld gewesen, daß einige Tropfen Wasser auf das Haupt des dem Geiste gehörigen Kindes gefallen seyen, das gerade in jenem Augenblicke unter ihm herumgewandelt sey. Der mit Recht erzürnte Geist sey ihr nun in den Leib gefahren, um sie für ihr Vergehen zu quälen. Alle im Zelte befindlichen Araber hörten mit großer Andacht zu, und das arme Mädchen begann bitterlich zu weinen und ihr Unglück, das sie sich durch eigene Schuld zugezogen, zu beklagen. Nun sprach ihr der Marabut Trost zu, indem er versicherte, daß ihr Uebel zwar sehr bedeutend, aber doch keineswegs unheilbar sey. Dann nahm er einen strengen Blick an, und befahl dem Geiste mit herrischem Tone, von dem Mädchen zu weichen. Da aber die Schmerzen ohne Unterbrechung fortdauerten, so war es augenscheinlich, daß der böse Feind keine Lust hatte, zu gehorchen. Der heilige Mann versicherte, es sey ein höchst hartnäckiger Geist, und er habe lange vorher, ehe man zu ihm um Hülfe geschickt, gewußt, daß er in das Mädchen gefahren sey, doch wolle er mit ihm kämpfen, und bis an den nächsten Morgen nicht von der Seite der Kranken gehen; übrigens sey es ein schweres Stück Arbeit, denn er sehe deutlich, daß das Mädchen verflucht sey, was er an der Breite ihrer Schultern und der ungewöhnlichen Schwärze ihrer großen, rollenden Augen erkenne; diese seyen größer und breiter, als die von seinen eigenen Weibern, und geben ihm den Beweis, wie höchst sündhaft das Mädchen sey. Trotz dem war das arme Kind den andern Morgen besser. Schnell verbreitete sich der Ruf von der großen That des Marabut. Ob aber jene Besserung der Beschwörung des heiligen Mannes oder der von Herrn Campbell der Kranken gereichten Arznei zuzuschreiben sey, überlassen wir unseren Lesern.“ –

„Die Grabmäler von solchen Marabuts, die einige Berühmtheit erlangt haben, bieten ein eigenes Schauspiel dar, durch die bunte Menge von Opfern und Votiv-Gaben, die man inner- und außerhalb der heiligen Gebäude erblickt, Bündel von Holz und langem Gras, Pflüge, Matten, Krüge, alte Kleiderfetzen, neben rostigen Pistolen, Steigbügeln, Sätteln und Zäumen, Rosenkränzen und hundert andern ähnlichen Kostbarkeiten. Die nützlichsten Opfer bestehen aus Obst und Früchten. Werden diese auf das Grab gelegt, so ist es wirklich wunderbar, wie der Appetit des Heiligen, der oft schon fünfzig Jahre im Grabe liegt, wieder erwacht. Schon ein lebender Marabut kann eine artige Portion solcher frommen Gaben vertragen, die Menge aber, die ein Todter verschlingt, übersteigt allen Glauben.“

[331] Die Reisenden nahmen ihren Weg, wie wir angeführt haben, von Tripolis durch die große Syrtis, – ein trauriges Sumpfmeer, von dem aus sie in einem Umkreis von mehr als vierhundert englischen Meilen nur einen Baum bemerkten, – von da gelangten sie nach Mukhtar, der Grenze von Sirt und Barka. Von Mughtar wendeten sie sich nach Bengazi, wo sie die, vom Januar bis März dauernde Regenzeit zubrachten. Nach einigen anderen Ausflügen besuchten sie Teuchira (in Barka) und Ptolemeta; von hier aus zogen sie nach Merge, und von Merge nach Cyrene, einer von den Lacedämoniern gegründeten Kolonie. In der Nähe von Ptolemeta, (welches hauptsächlich zu Cleopatra’s und Ptolemäus Philometor’s, Arsinoe’s und Berenice’s Zeit geblüht zu haben scheint,) fanden sie unter den Bäumen, welche die Seiten der Berge umkleiden, manche schöne, steinerne Sarkophage von griechischer und römischer Arbeit, welche übrigens sichtbar alle schon früher geöffnet worden waren.

An dieser ganzen Küstenstrecke, von Tripolis bis Ptolemeta, ist kein Platz, welcher mit dem letzteren an Schönheit, glücklicher Lage und Sicherheit verglichen werden könnte, Lebida allein ausgenommen.

„Bei unserem ersten Besuch von Ptolemeta war der größte Theil der Stadt dicht überwachsen mit wilden Ringelblumen und Camillen, in der Höhe von vier bis fünf Fuß. Da und dort wehten einzelne Streiffelder von Korn, fast so hoch wie die Mauern der Stadt. Kein Laut von lebendigen Geschöpfen unterbrach die tiefe Stille der Einsamkeit. Nur einige Jakals und Hyänen irrten nach Sonnenuntergang herum, um Wasser zu suchen, und einige Fledermäuse und Eulen flatterten aus den Ruinen auf, aufgeschreckt durch unsere unerwartete Ankunft. Scenen dieser Art sind stets von unwiderstehlichem Eindruck. Das Schweigen und die Verödung, die rings auf diesen Trümmern ruhte, und einst auf derselben Stelle der Glanz und Reichthum der Ptolemäer und Cäsaren – wie tief und schmerzlich tritt da die alte Lehre von der Nichtigkeit aller menschlichen Größe vor die Seele!

In Teuchira schienen die ältesten Monument unter dem Sande begraben: die übrigen, die man auf der Oberfläche findet, bieten wenig Interesse dar.

Zwischen Ptolemeta und Merge erfreuten sich die Reisenden, wie wir früher schon anführten, der patriarchalischen Einfachheit und Gastlichkeit der Beduinen-Araber.

„Nach dem rus in urbe, nach Cyrene war es, wohin das Hauptziel unserer Reise uns rief, und leider müssen wir gestehen, daß dieser Ausdruck: rus in urbe, dieser einst so herrlichen Stadt nun fast mit noch größerem Rechte zukommt, als dem grasüberwachsenen Ptolemeta. Alle Ruinen Cyrene’s (jetzt von den Arabern Grenna genannt,) sind mit hohen Futterkräutern bedeckt, und der ganze Anblick ist unendlich mehr ländlich als städtisch.“

„Den Tag nach unserer Abreise von Merge bemerkten wir eine Pflanze von ungefähr drei Fuß Höhe, welche sehr viele Aehnlichkeit mit dem Schierlinge, oder vielleicht eigentlicher gesagt mit der wilden Möhre (daucus or wild carrot) hatte. Wenn die Kameele von dieser Pflanze fraßen, war es ihnen gewöhnlich schädlich; tröpfelte man den Saft auf eine von der Haut entblößte Stelle, so erfolgte sogleich Eiterung. Diese Pflanze hat größere Aehnlichkeit mit dem Silphium der Alten (wie es auf den Münzen von Cyrene heißt) als irgend eine, welche wir bisher noch gesehen hatten, obgleich ihr Stengel dünner ist und ihre [332] Blüthen mehr geöffnet sind. Unmittelbar um Cyrene trafen wir sie in sehr großer Menge.“

Der Hauptzweck der Reisenden war, in die Geographie dieser Länderstrecken mehr Bestimmtheit und Klarheit zu bringen, und in dieser Hinsicht sind ihre Untersuchungen vom höchsten Werth. Ein flüchtiger Blick auf die Charte, welche dem Werke beigegeben ist, zeigt wie sehr unsere Kenntniß der Nordküste Afrikas durch diese Expedition erweitert wurde. Wir finden Land, wo man bis jetzt offene See vermuthete, und der ganze Umriß der Küste, besonders in der Gegend der großen Syrtis, zeigt sich als gänzlich verschieden von den bis jetzt davon vorhandenen Zeichnungen. Die geographische Position verschiedener Städte ist genau bestimmt, und die Lage von andern wird, wenn auch oft nicht so mahlerisch als man wünschen möchte, doch sehr sorgfältig und vollständig beschrieben. Bei mehr als einer Gelegenheit zeigt sich hiebei aufs neue, wie treu und genau Herodot war. Zahlreiche Stellen aus Strabo und andern alten Geographen, die bis jetzt dunkel und unverständlich waren, werden aufgeklärt. Eine größere Ausführlichkeit wäre der Untersuchung über die Gärten der Hesperiden zu wünschen gewesen. Doch sind über diesen anziehenden Gegenstand interessante Beiträge geliefert, und auf jeden Fall entspricht die von den Reisenden bezeichnete Gegend den Beschreibungen der Alten besser, als Gosselin’s Oasis. Servius sagt ausdrücklich, daß jene berühmten Gärten in der Nähe Berenike’s, des heutigen Bengazi’s, waren und wir kennen keine Oase in der Nähe dieser Stadt, in welcher dieselben gelegen haben könnten. Freilich wäre es möglich, daß ein so reizender Fleck in der nahen Wüste existirt hätte, der später vom Sande bedeckt worden wäre.

Cyrenaica ist keineswegs jene dürre Gegend, wie man sie sich unter jenem Himmel wohl vorstellen möchte. Ueberall begegnen dem Auge reiche Landschaften von überraschender Schönheit. Kräuter und Gräser steigen, genährt von dem fetten Boden, bis zu unglaublicher Höhe, und bedecken die Ruinen, an denen sie emporwachsen. Nur während der Sommermonate verschwinden sie, wo dann die alten Denkmäler zugänglicher werden. In allen Jahreszeiten aber bleiben die steilen, schönen Hügel Cyrenaicas mit Grün bedeckt, und behalten eine Frische und Schönheit, wie man sie in einer afrikanischen Landschaft schwerlich vermuthen würde.

„Das östliche Thal von Ptolemeta erhebt sich in sanftem Steigen von dem Meeresufer, windet sich durch Pinienwälder und blühende Sträuche (welche sich verdichten, je höher und steiler die Seiten des Berges werden) bis es sich in die jähe Bergkette verliert, die es gegen Süden mit einem dunkeln Saume dichtgedrängter Pinien umschließt, die hoch in die blaue Luft steigen.“

„Die Windungen des Thals verleihen ihm einen unbeschreiblichen Reiz, und mit jedem Schritte aufwärts nach den Höhen wächst das Interesse. Oft ist der Fuß durch die breit sich über den Boden hinschlingenden Baumwurzeln gehemmt; plötzlich aber öffnet sich wieder ein freier grüner Platz, von allen Seiten durch einen hohen Wall verschieden gefärbter Pinien umschlossen, eine über die andere steigend, schlank und gleich. Erreicht man das entgegengesetzte Ende dieses grünen Amphitheaters, so öffnet sich eine neue unerwartete Scene vor dem erstaunten Wanderer, der nicht weiß nach welcher Seite er den Blick kehren und wie er sich losreißen soll, von dem herrlichen Anblick, der in stetem Wechsel aber in gleicher Schönheit überall sich ihm entgegendrängt. Die Schatten der Nacht umfingen uns, ehe wir das Sinken der Sonne bemerkt hatten, und nie kehrten wir später in dieß freundliche Thal zurück, ohne zu bedauern, daß wir nicht länger bleiben, und es bewundern durften.“ – –

„Cyrene lag am Rande einer Hügelreihe, etwa achthundert Fuß hoch, welche terrassenförmig absteigt, bis sie auf die ebene Bergfläche auslauft, die der Gipfel einer zweiten Hügelkette unter ihr bildet. An diesem Fuß der obern Reihe, worauf die Stadt stand, erblickt man eine freundliche Mischung von Wald, Kornfeldern und grünen Wiesen. Schroffe Felsen, auf beiden Seiten dicht mit Bäumen besetzt, durchschneiden das Land in verschiedenen Richtungen, und bilden die Canäle der Gebirgswasser, die sich von den Hügeln in die See stürzen. Die oben bezeichnete Bergfläche erstreckt sich gegen Osten und Westen so weit das Auge reichen kann, gegen Norden aber senkt sie sich in einer Entfernung von fünf englischen Meilen plötzlich steil in die See hinab. Die untere Hügelkette, welche sich längs der ganzen Küste von Cyrenaica hinzieht, ist hier wie bei Ptolemeta dicht mit Wald bedeckt, und, gleich der obern Reihe, mit wilden, romantischen Felsen durchschnitten, welche, jemehr sie der See sich nähern, großartigere Formen annehmen. Die Höhe der untern Kette beträgt gegen tausend Fuß, so daß also Cyrene, auf einer der obern Kuppen erbaut, etwa achtzehnhundert Fuß über dem Spiegel des Meeres liegt und an heitern Tagen, wenn die Nebel im Thal und an der Küste sich theilen, eine weite herrliche Aussicht über Land und See beherrscht.“[2]


  1. Die Untersuchungen über Herodot, Arrian, Theophrast, Athenäus, Strabo, Plinius, Procopius, Ptolemäus, Lucan, Sallust, Scylax, Servius, Leo Africanus, Edrisi, Abulfeda, Mela etc. beweisen, mit welch gelehrter Ausrüstung die Reise unternommen wurde.
  2. Wir werden in einem der spätern Blätter noch einmal auf dieses Werk zurückkommen.