Beim Erdbeersammeln

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Beim Erdbeersammeln
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 465, 468
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[465]

Beim Erdbeerensammeln.
Originalzeichnung von W. Hasemann.

[468] Beim Erdbeersammeln. (Mit Illustration S. 465.) Zu den lieblichsten Früchten, die uns allsommerlich Garten und Wald spenden, gehört unstreitig die Erdbeere. Unscheinbar zieht die Walderdbeere an geschützten Waldrändern ihre zahlreichen Ranken, immer nur die sonnigsten Plätzchen zum Wohnort nehmend. Aus ihrem dunkelgrünen Laube leuchten die duftenden Früchte hervor, so roth, als ob’s Rubinen wären, und übertreffen an Süßigkeit und Wohlgeruch alle ihre vornehmen Schwestern, die in den Gärten prunken. Darum ist die Walderdbeere eine geschätzte Frucht und wird von Gebirgsbewohnern mit Fleiß gesucht und zu Markte gebracht, zumal die leichte Arbeit des Einsammelns auch von Kindern besorgt werden kann, die damit ihren Eltern eine wesentliche Unterstützung gewähren. Denn viele arme Familien „des Waldes“ sind in dieser Zeit einzig auf den Ertrag des Erdbeersuchens angewiesen.

An freundlichen Sommernachmittagen wird es lebendig im grünen Waldgehege, und emsig sammelt Groß und Klein die zuckersüßen Beeren in kleine Gefäße, „Einschütter“ genannt, die dann in zierliche Weidenkörbchen geleert werden. Wie schallt’s so hell und frisch aus frohem Kindermund, wenn alle Gefäße gefüllt sind:

„Alles voll, Alles voll,
Nun dem Munde seinen Zoll!“

Allein diese bescheidenen Verhältnisse des Erdbeersammelns gestalten sich wesentlich anders, wenn man sein Augenmerk auf die großartigen Kulturen dieser Pflanze in der Garten- und Landwirthschaft richtet. Die vorzüglichen, hauptsächlich aber der Gesundheit förderlichen Eigenschaften der Walderdbeere, auf die schon ein Linné hinwies, waren der Grund, daß man sie aus der stillen Waldeseinsamkeit hervorsuchte und in den Gärten einbürgerte, wo sie durch sorgsame Pflege in vielen Spielarten gezogen wird und außerordentlich große Früchte trägt. Ja sogar der verständige Landwirth wendet dieser Fruchtgattung in neuerer Zeit seine Aufmerksamkeit zu und das mit Recht. Denn wenn z. B. ein Züchter berechnet, daß ihm seine ein Hektar große Erdbeerpflanzung in einem Jahre cirka 9000 Liter Früchte bringt, die ihm eine Einnahme (1 Liter = 35 Pfg. Durchschnittspreis) von 3150 Mark und nach Abzug aller Unkosten einen Reingewinn von 2000 Mark verschaffen, so ist das andern Feld- und Gartenfrüchten gegenüber ein sehr zufriedenstellendes Resultat.

In England und Amerika wird die Erdbeerkultur noch großartiger betrieben. Dort findet man Hunderte von Hektaren mit Erdbeeren bepflanzt, und es kommt vor, daß ein einziger Züchter zur Erntezeit 200 bis 300 Personen mit dem Pflücken beschäftigt und daß ganze Eisenbahnzüge, mit Erdbeeren beladen, nach den großen Absatzplätzen befördert werden.

Mögen aber auch die Erdbeerriesen mit ihren glänzenden Namen großes Aufsehen erregen: immer bleibt die liebliche Walderdbeere in ihrem poetischen Reiz die schönste ihres Geschlechtes.