Bekenntnis (Rudolf Lavant)
O du gärende, wogende, stürmische Zeit,
Die das Rasten nicht kennt und das Träumen,
Die zum Kämpfer den lockigen Knaben schon weiht,
Der da spielt unter blühenden Bäumen,
Sie werden nicht müde, zu hadern,
Doch ich weihe der ringenden Gegenwart
Jeden Tropfen Bluts in den Adern!
Sie ist lästig den Satten und Trägen bloß,
Denn sie ist herrlich, erhaben und groß
Und schön von der Sohle zum Scheitel,
Und ich jauchze, wenn ehern ihr Kampfruf klingt,
Wenn es donnert und flammt in der Runde,
Ich küß es mit brennendem Munde.
Wohl zürnt sie, wohl mahnt sie, wohl ruft sie zum Streit,
Und die Augen, die prächtigen, lodern,
Doch sie hat uns von lähmender Stickluft befreit
Und wer tapfer und ehrlich, wer männlich und wahr,
Wessen Herz nicht in Selbstsucht gefroren,
Wer zu Opfern bereit und entschieden und klar,
Der hat ihr die Treue geschworen.
Erschaue, wenn alles sich endet,
Ob dem sinkenden Streiter ein hartes Geschick
Als Kampfpreis ein Hohnwort nur spendet,
Ich kämpfe den Kampf für das ewige Recht
Und blicke verächtlich herab auf den Knecht
In den Reihen der Söldner und Sklaven.
Als ein Kind meiner Zeit, die in Sturm und in Drang
An die Herzen der Kühnen sich wendet,
Meine Laufbahn in Ehren vollendet;
Als ein Kind meiner Zeit bin mit blitzender Wehr
Ich vorwärts, nie rückwärts gegangen,
Und Richter voll Einsicht, was können sie mehr
Anmerkungen (Wikisource)
Ebenfalls abgedruckt in: Der Wahre Jacob, Jg. 1899, Nr. 341, S. 3056