Bemerkungen zur „Passio s. Adalperti martiris“

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Raimund Friedrich Kaindl
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Bemerkungen zur „Passio s. Adalperti martiris“
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 9 (1893), S. 103–111.
Herausgeber: Ludwig Quidde
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg i. Br.
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[103] Bemerkungen zur „Passio s. Adalperti martiris“. I. Im 1. Capitel der anonymen Passio[1] werden folgende Zeitangaben gemacht:

1. dass Adalbert, nachdem er fünf Jahre sein Bisthum verwaltet hatte, nach Rom zog;

2. dass er von Rom nach Böhmen zurückgekehrt „itemque eodem anno“ wieder nach Rom ging;

3. endlich, dass er nunmehr drei Jahre zu Rom im Kloster verblieb, bis er mit Otto III. nach Deutschland zog.

[104] Diese Angaben der Passio stimmen mit anderen Quellen überein und ergänzen dieselben in sehr erwünschter Weise. Adalbert empfing am 29. Juni 983 zu Verona die Bischofsweihe (Canap. Vita s. Adalb. Cap. 8). Nach der Passio blieb er nun fünf Jahre im bischöflichen Amte, darnach wäre er am Ausgang des Jahres 988 nach Rom gekommen, woselbst er mit Theophanu zusammentraf, die seit Weihnachten 988 in Rom weilte. Nach den Annales Pragenses (Mon. Germ. SS. III, S. 119) steht es fest, dass Adalbert am Ostersonnabend des Jahres 990 im Kloster auf dem Aventin, wo er schon längere Zeit verweilt hatte (Canap. Cap. 16), das Mönchsgelübde ablegte. Ebenso sicher ist es, dass er im Jahre 992 nach Böhmen heimkehrte und noch in den ersten Monaten des Jahres 993 sich hier aufhielt (Erben, Cod. dipl. Nr. 77–80). Nur aus der Passio geht es aber hervor, dass Adalbert in Böhmen nur ein Jahr verweilte, und dass er innerhalb Jahresfrist nach Rom zurückkehrte. Gegen diese Angabe der Passio, derzufolge Adalbert noch im Jahre 993 Prag verlassen haben musste, nimmt man[2] gewöhnlich das Jahr 995 an. Dies ist aber offenbar unrichtig. Nehmen wir mit der Passio an, dass Adalbert im Jahre 993 nach Rom zurückkehrte, so stimmt damit auch die Angabe derselben, dass er daselbst noch drei Jahre als Mönch verweilte; denn die Thatsache, dass Adalbert mit Otto III. im Jahre 996 nach Deutschland zurückkehrte, steht fest. Diese Angaben der Passio stehen aber auch mit dem Berichte Brun’s in Uebereinstimmung. Nach demselben (Vita s. Adalb. Cap. 14) verweilt Adalbert fünf Jahre im Kloster. Brun fasst hier offenbar die Zeit des ersten Aufenthaltes: 990–992, und des zweiten: 993–996 zusammen.

Die Zeitangaben der Passio sind also richtig, und wir müssen aus der Richtigkeit derselben schliessen, dass der Verfasser der Passio aus wohlunterrichteter Quelle schöpfte. Dem scheinen aber offenbar folgende Umstände zu widersprechen. Erstens wird in der Passio erzählt (Cap. 1), dass Adalbert durch den Papst von der Reise über das Meer abgehalten wurde, während er nach der glaubwürdigeren Nachricht Brun’s (Cap. 13) diese Fahrt auf Anrathen des Abtes von Monte Cassino unterliess; und zweitens berichtet die Passio nicht, dass Adalbert schon bei seinem ersten Aufenthalt in Rom Mönch geworden war[3]. Fassen wir einerseits die richtigen und nur in der Passio enthaltenen Zeitangaben ins Auge, und anderseits die Irrthümer, so scheint es klar zu sein, dass wir den flüchtigen Auszug [105] einer werthvollen Arbeit vor uns haben. Diese Ansicht ist unter anderem mit Hinweis auf die Nichterwähnung der Seereise von der Weichselmündung ostwärts schon früher ausgesprochen worden[4]; unsere Bemerkung dürfte dieselbe stützen. Man vergleiche übrigens auch noch den folgenden Beitrag.

II. Bielowski[5] hat bekanntlich den Namen des Klosters, welches Adalbert nach der Nachricht der Passio kurz vor seinem Märtyrertode gründete und dem er Astrik als Abt vorsetzte, mit „Mestr f“ aufgelöst. Er nimmt an, dass hier eine Verdrehung der Worte „mons ferreus“ vorliege, also des Namens jenes Ungarischen Klosters in der Nahe von Fünfkirchen, dem Astrik nach Ungarischen Quellen vorstand[6]. Dagegen hat Giesebrecht „Mestris“ gelesen und deutet diesen Namen auf Meseritz, jenes Grosspolnische Kloster im Winkel zwischen der Obra und Warthe, das auch sonst in der Geschichte genannt wird[7]. Diese Ansicht Giesebrecht’s hat nun Waitz in seiner neuen Ausgabe der Passio in Mon. Germ. SS. XV, 2 S. 704–708, die auf einer neuen Abschrift der Handschrift beruht, bestätigt; dagegen verwirft er, offenbar aus paläographischen Gründen, die Lesart Bielowski’s ausdrücklich als unrichtig[8].

Der allgemeinen Annahme der Lesart Mestris = Meseritz steht, soweit ich sehe, nur noch ein Umstand scheinbar hindernd entgegen. Bielowski stützt nämlich seine Ansicht, dass man an „mons ferreus“ denken müsse, durch folgende Bemerkung[9]. In der Passio wird von Adalbert, nachdem er das Kloster gegründet hatte, folgendes erzählt: „in quo loco [dem Kloster] aliquantisper moratus est. Post hec videlicet sumpto baculo paucis se comitantibus latenter quasi fugam moliens Pruzae se intulit regioni“. Diese Darstellung, sagt Bielowski, passe gar nicht auf die Abreise Adalbert’s aus Polen, denn diese geschah mit dem Willen und der Unterstützung des Herzogs Boleslaus. Dagegen, meint er, habe sich Adalbert aus Ungarn ebenso heimlich entfernt, wie er dieses auch nach dem Berichte Brun’s (Vita s. Adalb. [106] Cap. 23) seinem „Papas“, der am Hofe Geisa’s weilte, angerathen habe. Dieser Einwurf Bielowski’s muss gewürdigt und untersucht werden.

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die Ungarische Tradition daran festhielt, dass Astrik, nicht aber Adalbert der Gründer des Klosters am „mons ferreus“ war[10]. Wäre Adalbert der Stifter dieses Klosters gewesen, so hätte dieses die Tradition, welche über seine Thätigkeit in Ungarn viel zu erzählen weiss, sicher nicht vergessen. Andererseits würde Brun, der einige Jahre später nach Ungarn kam (1004), nothwendigerweise hievon Kunde erhalten haben; er hätte dann einerseits diesen bedeutenden Erfolg der Thätigkeit Adalbert’s nicht verschwiegen, andererseits in Berücksichtigung desselben vielleicht auch ein günstigeres Urtheil über Adalbert’s Wirksamkeit in Ungarn gefällt, als er es in Wirklichkeit that (Cap. 16).

Diese Umstände sprechen direct gegen die Annahme Bielowski’s. Was nun aber die Behauptung desselben betrifft, der Bericht von der fluchtähnlichen Abreise Adalbert’s zu den Preussen passe nur auf Ungarn (und nicht auf Polen), so ist dieselbe auch grundlos. Es könnte zunächst darauf hingewiesen werden, dass die Botschaft Adalbert’s an den Papas noch in die Zeit fiel, da Geisa lebte[11], und dass es wohl zur Zeit seiner und Sarolta’s etwas gewaltsamer Regierung nöthig gewesen sein mag, sich heimlich aus Ungarn zu entfernen. Adalbert würde aber erst am Ende des Jahres 996 oder anfangs 997 seine Abreise aus Ungarn angetreten haben, als, nach der wohl richtigen Beweisführung Dümmler’s[12], Geisa schon längst todt war und mit Stephan eine neue Aera begonnen hatte.

Aber es bedarf nicht dieses Beweises, denn die Worte der Passio „latenter quasi fugam moliens“ geben gar keinen Anlass, auf eine Flucht vor gewaltsamem Zurückhalten zu denken, ist es doch keine wirkliche Flucht, sondern nur eine geheime fluchtähnliche Abreise, [107] die Adalbert „latenter quasi fugam moliens“ ins Werk setzt. Eine solche passt aber auch für Polen; ja wir finden in einer vorzüglichen Quelle geradezu einen deutlichen Hinweis, dass die Beziehung auf Polen die richtige sei. Canaparius (Cap. 27) und Brun (Cap. 24) berichten nämlich, dass Boleslaus dem Bischof auf dessen Verlangen die nöthigen Hilfsmittel für die weitere Mission gewährte, Brun deutet aber auch an[13], Boleslaus hätte den vorzüglichen Mann gern noch länger bei sich behalten. Es ist nun leicht denkbar, dass unter solchen Umständen der Bischof, von Tag zu Tag hingehalten, sich endlich heimlich davonmachte. Die Stelle in unserer Passio ist nur deshalb dunkel, weil sie sich darauf beschränkt, die letztere Thatsache ohne die Motive zu berichten, was übrigens neuerdings auf den Umstand hindeutet, dass sie ein Auszug sei.

Unsere Auffassung wird unterstützt durch folgende Stelle aus der Vita s. Adalberti, welche Dobner in seinen Mon. hist. Boem. I, 57 ff. veröffentlicht hat: – – – beatus Adalbertus – – – Poloniam repedavit – – – postea cum proditus duci fuisset, fugit in Prussiam – – – . Also auch nach dieser Quelle flieht Adalbert, und zwar ausdrücklich aus Polen, natürlich nicht, wie sich übrigens aus dem Zusammenhange der Stelle[14] klar ergiebt, vor Feindseligkeiten des Herzogs, sondern offenbar, weil er durch dessen allzugrosse Zuneigung zurückgehalten zu werden fürchtet[15]. Die citirte Nachricht der Vita bei Dobner, welche eine wirre Compilation aus mehreren Quellen ist, mag aus einer ältern glaubwürdigen Adalbertslegende geschöpft sein.

Ist die obige Erklärang der Worte „quasi latenter fugam moliens“ richtig, so sind wohl alle Schwierigkeiten beseitigt, welche uns hindern, der paläographisch begründeten Lesart zu folgen. Richtig ist also: Mestris = Meseritz.

III. Noch immer ist es die herrschende Ansicht[16], dass die Passio eine Originalarbeit sei und gleich nach dem Tode Adalbert’s aufgezeichnet wurde. Die Unhaltbarkeit der ersteren Behauptung dürfte [108] sich aus den diesbezüglichen Bemerkungen unter I und II ergeben haben. Wenn man aber aus dem Umstande, dass in der Passio kein Wort von der Pilgerfahrt Otto’s nach Gnesen und der Stiftung des Erzbisthumes daselbst gesagt wird, beweisen will, dass dieselbe noch vor dem Jahre 1000 entstanden sei, so ist diese Beweisführung sehr hinfällig, auch wenn man davon absieht, dass unsere Passio nur ein Auszug ist, in dem die Nachricht über jene Ereignisse möglicherweise weggelassen wurde. Wie wenig man aber auf den übrigens auch in anderen Fällen nur sehr zweifelhaften Beweis „ex silentio“ gerade in unserem Falle Gewicht legen darf[17], folgt aus dem Umstande, dass auch Brun, der doch sicher nach dem Jahre 1000 schrieb, der Pilgerfahrt Otto’s nicht gedenkt. Das entscheidende Moment bieten aber folgende Sätze der Quelle[18]: „Aschricumque abbatem [sc. in coenobio ad Mestris] constituit, qui postea archiepiscopus ad Sobottin consecratus est“ und „Frater autem eius Radim, – – – qui postea archiepiscopus effectus“. Mag es nun auch richtig sein, dass Radim-Gaudentius schon vor dem Jahre 1000 zum Erzbischof geweiht worden sei[19], so ist es doch undenkbar, dass ein Schriftsteller, der etwa in demselben Jahre schrieb, „postea“ nicht aber etwa ein „nunc“ gesetzt hätte. Dasselbe gilt von der Notiz über Astrik, der frühestens 1000 Erzbischof in Gran geworden war[20]. Erinnert man sich noch daran, dass der Schriftcharakter der Handschrift dem 11. Jahrhundert angehört, so muss die Behauptung, dass die Passio in der vorliegenden Gestalt in das Ende des 10. Jahrhunderts zu setzen sei, als völlig unhaltbar bezeichnet werden, besonders da sie als ein Auszug aus einer grösseren Arbeit erscheint. Letztere dürfte allerdings, weil ihr Verfasser offenbar gut unterrichtet war, bald nach dem Tode Adalbert’s, wenn auch nicht gerade vor dem Jahre 1000, entstanden sein.

IV. In der vor kurzem erschienenen grossen Bibliographie der Polnischen Geschichte[21] finden die Arbeiten über den hl. Adalbert seit dem 17. Jahrhundert eine weitgehende Berücksichtigung, dagegen sind die mittelalterlichen Quellen nur zum Theil aufgezählt. Da eine vollständigere Zusammenstellung derselben auch an einem anderen Orte nicht zu finden ist, andererseits aus dem genauen Vergleiche aller bekannten Adalbertslegenden sich gewiss werthvolle Schlüsse auf die Verbreitung der zwei ältesten Quellen, ferner vielleicht auch über die anonyme Passio und den „liber de passione martiris“, [109] welchen Gallus erwähnt[22], ziehen liessen, so möge hier ein möglichst vollständiges Verzeichniss derselben erfolgen. Wir citiren in der Regel die Anfangsworte der Legenden und führen kurz an, wo dieselben abgedruckt sind oder Näheres über sie zu finden ist.

1. Est locus in partibus Germaniae, dives opibus etc. (Canaparius; vgl. dagegen Kętrzyński in Mon. Pol. hist. IV, 206 Anm.; Mon. Germ. SS. IV, 581 ff.).

2. Nascitur purpureus flos Bohemicis terris etc. (Brun; Mon. Germ. SS. IV, 596 ff.)[23].

3. Sanctus Adalpertus, primis Sclavorum natalibus etc. (vgl. die vorstehenden Mittheilungen I–III)[24].

4. Post mortem vero ipsius non defuerunt divina prodigia etc. („Miracula“; die besten Ausführungen über diese Quelle in Mon. Pol. hist. IV, 221 ff.).

5. Tempore illo, cum gentem Boemicam celestis gracie splendor etc. (Mon. Pol. hist. IV, 206 ff. Siehe auch S. 209 die Notiz über einen Auszug dieser Vita, der sich in einer Handschrift der Ossoliński’schen Bibliothek befindet und mit den Worten beginnt: In partibus Germanie. Vgl. unten Nr. 19).

6. Quatuor immensi jacet inter climata mundi („Versus“; zuletzt edirt in den Font. rer. Boh. I, 213 ff.)[25].

7. Ô der sêlen sûzer gast etc. (Jeroschin; Scriptt. rer. Pruss. II, 425 ff.).

8. Sanctus Adalbertus ex piis et religiosis parentibus oriundus fuit etc. (Dobner, Mon. hist. Boem. I, 51 ff.).

9. Santus Adalbertus nobilis progenie, sed nobilior fide, natus in Bohemia etc. (ebenda S. 51; 57 ff.).

10. Hoc autem quod de beati Adalberti corpore postea factum est etc. („Translatio“; Mon. Germ. hist. XV, 2, 708)[26].

[110] 11. Laudem dignam tam praeclari, Woytyech sancti quis effari etc. („Hymnus“; Neues Archiv X, 181 ff.).

12. Sanctus Adalbertus ortus fuit in Sclavonia, quae est in Germania etc. (Mon. Germ. SS. IV, 581 Zeile 4).

13. Hodierna lux diei (ebenda; vollständig bei Boleluczky, Rosa Boemica [Prag 1668], II, 98 f. Hier auch ein anderer Hymnus: Mane pueritiae etc., und andere).

14. Othone tercio augustalibus fascis insignato etc. (Mon. Germ. SS. IV, 581 Anm. 72).

15. Sanctus Adalbertus ex regno Bohemie missus etc. (ebenda, doch liegt uns nicht ein Druck aus dem J. 1507, sondern aus dem J. 1511 vor, und zwar die bei Haller in Krakau in dem letztgenannten J. gedruckte „Vita beatissimi Stanislai Cracoviensis episcopi“[27], in deren Anhange neben Legenden von Stephan, Emerich, Ladislaus u. A. auch die von Adalbert erscheint [Fol. 90 b ff.]).

16. Anno Ottonis III. quarto etc. (ebenda).

17. Legitur de s. Adalberto etc. (ebenda).

18. Eggredere de terra etc. (ebenda).

19. In partibus Germania(e) locus est opibus locuplex, prepotens armis etc. (vgl. Mon. Pol. hist. IV, 904. Mit der Bemerkung daselbst, dass dies die allgemein in Polen verbreitete Legende sei und in Krakau schon 1511 gedruckt wurde, ist unsere Bemerkung unter 15 zu vergleichen. Nach den Anfangsworten zu schliessen, liegt eine andere Legende vor).

[111] 20. Lebensbeschreibung des hl. Adalbert von Buczko de Popowitz. Citirt bei Boleluczky, Rosa Boemica S. 62 u. ö. Vgl. auch ebenda S. 110 u. ö. das citirte Manuscript des Prager Dechant Johannes de Duba (1408–1419). Beide Handschriften sollen in der Bibliothek des Metropolitan-Capitels in Prag vorhanden gewesen sein. Boleluczky bietet übrigens noch manches andere bemerkenswerte Citat aus älteren Arbeiten. Ebenso findet man bei ihm auch mittelalterliche Chronisten, dann die Breviarien, Passionale u. dgl. genannt, in denen über Adalbert gehandelt wird. Weitere Notizen bei Potthast, Bibliotheca I, 580; Scriptt. rerum Pruss. II, 421 f.

R. F. Kaindl.     

Anmerkungen

  1. Mon. Germ. SS. XV, 2 S. 706.
  2. Palacky, Gesch. v. Böhmen 1, 241 f.; Huber, Gesch. Oesterr. I, 163.
  3. Weniger Gewicht darf man auf den Umstand legen, dass der Name Sobottin für den Sitz des Erzbischofs Astrik sicher falsch ist, da hier wohl ein Schreibfehler vermuthet werden darf.
  4. Vgl. Zeissberg, Die Polnische Geschichtschreibung im Mittelalter. Leipzig 1873. S. 21 f.
  5. Mon. Pol. hist. I, S. 154 u. XXII Anmerk. 2.
  6. Vita s. Steph. maior c. 7; Vita s. Steph. von Hartv. c. 7. Mon. Germ. SS. XI, 232 u. Endlicher, Mon. Arp. S. 171.
  7. Thietmar VI, 20 a. 1005: Profectus est inde rex [Heinricus II.], et usque ad abbaciam, quae Mezerici dicitur, perveniens etc. Mon. Germ. SS. III S. 813.
  8. S. 706 Anmerk. 1: „Meseritz Giesebrecht recte intellexisse videtur. Perperam Bielowski legit Mestr f. etc.“
  9. a. a. O. S. XXIII f. Anmerk. 2.
  10. Vgl. die S. 105 Anm. 3 citirten Stellen. Ascricus abbas cum suis honorifice susceptus, ad radicem Montis ferri coenobium sub titulo sancti patris Benedicti construxit. Mon. Germ. SS. XI. 232.
  11. Brun Vita Adalb. Cap. 23; Miserat (sc. s. Adalbertus) his diebus ad Ungrorum seniorem magnum, inmo ad uxorem eius. Mon. Germ. SS. IV. 607.
  12. Piligrim von Passau S. 183 Anmerk. 27. Das „his temporibus“ der in der vorhergehenden Anmerk. citirten Stelle aus Brun ist kaum so scharf zu fassen, dass es nicht sowohl auf das Jahr 995 als auch 996 bezogen werden könnte, wobei zu beachten ist, dass das Cap. 23 erst in die zweite Redaction der Vita eingeschoben wurde. Ueber diese vgl. jetzt meinen Aufsatz zu Brun von Querfurt in dem Hist. Jahrbuch 1892 S. 493 ff.
  13. Cap. 24: Complet dux [Boleslaus] jussa spiritualis patris [Adalberti]; quamvis, ut secum staret, divitem voluntatem haberet, occurrere sancto proposito non ausus erat. Die letzten Worte widersprechen sicher nicht unserer Auffassung im Texte. Mon. Germ. SS. IV, 607.
  14. a. a. O. S. 58.
  15. Vgl. das Verhältniss des Mönches Benedict zu Boleslaus in Brun’s Vita quinque fratrum. Mon. Germ. SS. XV, 2, S. 728.
  16. Vgl. Wattenbach, Geschichtsquellen I6, 353; Waitz in der Einleitung zu seiner neuen Ausgabe Mon. Germ. SS. XV, 2, 705; über das Allgemeine Zeissberg, Poln. Geschichtschreibung a. a. O. und Giesebrecht, Gesch. d. Dt. Kaiserzeit I5, 789.
  17. Dasselbe gilt übrigens in Bezug auf die Vita von Canaparius.
  18. Mon. Germ. XV, 2, 706.
  19. Giesebrecht, Gesch. d. Dt. Kaiserzeit I5, 728; 732.
  20. Vgl. meine Beiträge zur älteren Ungar. G. (Wien 1893) S. 25.
  21. Finkel, Bibliografia historyi polskiej I, 369 f.
  22. Bielowski, Mon. Pol. hist. I, 400.
  23. Ueber die Zeit und den Ort der Abfassung der Vita vgl. meine Beiträge zur älteren Ungarischen Geschichte (Wien 1893) S. 62 ff. Ueber die Benützung derselben durch Cosmas werde ich in den MIÖG handeln.
  24. Anmerkungsweise mag hier noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass Bielowski schon im J. 1856, nicht 1857, wie auch bei Wattenbach, Geschichtsquellen I6, 353 zu lesen ist, die Passio entdeckte. Man vgl. Mon. Pol. hist. S. 887 die Berichtigung zu S. 151. Siehe auch S. XXI daselbst.
  25. In den MIÖG werde ich weitere Gründe anführen, die gegen die angebliche Verfasserschaft des Cosmas sprechen.
  26. Im „Fragmentum praebendarum“ des St. Georgsklosters in Prag, das aus dem 14. Jahrhundert herrührt und bei Dobner, Mon. hist. Boem. VI abgedruckt ist, wird (S. 342) eine „legenda translationis s. Adalberti“ genannt. Nach den aus derselben citirten Worten: „Deinde archipresbyteri gaudent onere beati Gaudentii presulis“ zu schliessen, scheint es sich aber nur um einen Hinweis auf Cosmas II, 5 (Mon. Germ. SS. IX, 70) zu handeln. Vgl. auch die folgende Anmerkung.
  27. Der vollständige Titel dieses seltenen Druckes lautet: „Vita beatissimi Stanislai Cracoviensis episcopi nec non legende Sanctorum Polonie, Hungarie, Bohemie, Moravie, Prussie et Slesie patronorum in lombardica historia non contente“. Fol. 131 b sind Druckort, Jahr und Drucker genannt. Fol. 98 a ist zu lesen: Post mortem autem eius non defuerunt etiam divina prodigia in miraculis variisque fiebant inter gentes barbarasque nationes, de quibus dicetur infra, ubi agetur de translatione sancti Adalberti. Diese „Translatio“ findet sich nicht in dem Buche. Vielleicht ist die Verweisung auf dieselbe sinnlos aus der Vorlage abgedruckt worden. Die Worte „Post mortem autem eius non defuerunt“ etc. verweisen auf die unter Nr. 4 oben genannten „Miracula“, mit denen auch andere Berührungspunkte sich finden, und auf die wohl die Worte „in quadam legenda s. Adalb. legitur“ Fol. 131 b zu beziehen sind. Man vgl. die citirte Stelle mit der Bemerkung über das daselbst genannte Fasten in den „Miracula“ Mon. Pol. hist. IV, 231.