Benutzer:A. Wagner/Kupferstich-Kabinett (Dresden) Galeriewerk Woermann Mappe 4

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Mappe 3 Handzeichnungen alter Meister im Königlichen Kupferstichkabinet zu Dresden (1896–98)
von Karl Woermann
Mappe 5


HANDZEICHNUNGEN
ALTER MEISTER


IM


KÖNIGLICHEN KUPFERSTICHKABINET
ZU DRESDEN[1]


HERAUSGEGEBEN UND BESPROCHEN
VON


DR. KARL WOERMANN


DIREKTOR DER KÖNIGLICHEN GEMÄLDE-GALERIE ZU DRESDEN


VIERTE MAPPE


MÜNCHEN


FRANZ HANFSTAENGL


1897
NIEDERLÄNDER UND FRANZOSEN DES XVI. JAHRHUNDERTS UND DER ÜBERGANGSZEIT IN’S XVII.


TAFEL I[Bearbeiten]

HIERONYMUS BOSCH Niederländische Schule[Bearbeiten]

Geboren zwischen 1460 und 1464 zu Herzogenbusch; gestorben daselbst 1516. Sein Familienname war van Aeken. Bosch wurde er nach seiner Vaterstadt benannt, in der er auch starb und während seines ganzen Lebens ansässig war. In seinen ernsten Darstellungen steht er in selbständigem, durch eigenes Stilgefühl gebundenem Realismus neben seinen niederländischen Zeitgenossen; bahnbrechend in anderer Richtung aber wurde er durch die Einführung barocker Fantasiegebilde von Erdensünden und Höllenstrafen in die Kunst.

112. ZWEI WEIBLICHE GESTALTEN[Bearbeiten]

Kreidezeichnung. Höhe 198, Breite 110 mm. Erworben vor 1764.
In dem Rankenwerke des Entwurfes zu einem Glasfenster stehen zwei weibliche Gestalten im Profil einander gegenüber. Beide sind mit langen Kleidern und über den Kopf gezogenen Mänteln mit eigenartigen Stirnschirmen bekleidet. Diejenige zur Rechten hält mit beiden Händen einen runden Gegenstand, diejenige zur Linken erhebt redend den rechten Zeigefinger.

Dieses erst vor kurzem dem „Vorrat“ entrissene Blatt wird von vorzüglichen Kennern wohl mit Recht auf Hieronymus Bosch zurückgeführt.

113. ZWEI FANTASIEGESCHÖPFE[Bearbeiten]

Federzeichnung auf grau gegrundetem Papier. Höhe 138, Breite 205 mm. Erworben vor 1764.
Links ein Wesen mit bärtigem Manneskopfe, der mit einem Tuche bedeckt ist, einem rechten Vogelbein, einem linken Löwenbein und mächtigem Löwenschweife. Rechts ein Wesen mit froschartigem, mit einem Tuche bedeckten Kopfe, menschlichen Armen, einem Hahnenschweife, Vogelbeinen und einem Bauche, der den Kopf eines feisten, die Zunge ausstreckenden Kahlkopfes darstellt, an dessen Stirn ein Instrument in einem grossen Auswuchs steckt.
Auf der Rückseite zwei Froschmenschen, mit der Feder auf weissem Grunde gezeichnet.

Wir halten dieses erst vor kurzem dem „Vorrat“ entnommene Blatt für ein charakteristisches Werk des Meisters.

TAFEL II[Bearbeiten]

HIERONYMUS BOSCH Niederländische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Herzogenbusch zwischen 1460 und 1464; gestorben daselbst 1516. Näheres zu Tafel I.

114. MARIA UND JOHANNES UNTER DEM KREUZE[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 302, Breite 172 mm. Oben abgerundet. Erworben vor 1764.
Das Kreuz, zu dem Johannes emporschaut, ist nicht mit dargestellt. Johannes steht hinter der zusammengebrochenen Maria und hält schmerzverzerrten Gesichts mit beiden Händen ihr Haupt. Die Bezeichnung Hieronimo Bosh f. unten links ist unecht.

Obgleich die Bezeichnung erst einer späteren Zeit angehört, scheint sie doch auf eine gute Überlieferung zurückzugehen. Kenner der altniederländischen Kunst, wie L. Scheibler, hielten die Urheberschaft des Bosch für möglich. Die Rückseite des Blattes zeigt von der gleichen Hand das Bruchstück einer ruhig dastehenden heiligen Gestalt.

TAFEL III[Bearbeiten]

NIEDERLÄNDISCHE SCHULE Um 1510[Bearbeiten]

115. EIN FISCHERSTECHEN[Bearbeiten]

Metallstiftzeichnung auf weiss gegrundetem Papier. Höhe 197, Breite 263 mm. Erworben vor 1764.
Vorn der Strom mit den beiden kampfbereiten Kähnen, auf deren hinten vorspringenden Brettern die beiden mit der Stange bewehrten jungen Männer einander gegenüberstehen, während vorn links im Schilf ein Boot mit einem Zeltdach und verschiedenen Zuschauern liegt. Andere Zuschauer füllen stehend oder sitzend das Ufer, das sich nach links in den Hintergrund hineinzieht, während rechts im Mittelgrunde eine Zuschauerloge hart an den Fluss herangebaut ist.

Dieses interessante Blatt wurde in Dresden bisher dem Jan Joest van Calcar zugeschrieben. Wenn auch kaum etwas für diese Spezialisierung des Namens des Urhebers spricht, so dürfte sie doch dessen Richtung ungefähr bezeichnen.

TAFEL IV[Bearbeiten]

JAKOB CORNELISZ VAN AMSTERDAM Holländische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Oostzanen; gebildet unter dem Einflusse des Leidener Meisters Cornelis Engelbrechtsz; thätig um 1500 bis 1530 zu Amsterdam. Zeichner für den Holzschnitt und Maler.

116. DIE FRAUEN UNTER DES HEILANDS KREUZ[Bearbeiten]

Federzeichnung, links verletzt. Höhe 264, Breite 174 mm. Erworben vor 1764.
Man sieht nur den unteren Teil des Kreuzesstammes, an dem Magdalena steht und mit gefalteten Händen emporschaut, während die Schmerzensmutter links vorn am Boden sitzt und die dritte Maria betend ihr gegenüber kniet. Im Hintergrunde sind die Kriegsknechte angedeutet.

Dieses Blatt war bis 1889 ohne Namen im Dresdner Kupferstichkabinet ausgestellt. Seine richtige Bezeichnung als Jakob van Amsterdam rührt von L. Scheibler her.

TAFEL V[Bearbeiten]

ART DES QUINTEN MASSYS Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Antwerpen vor 1460 (nach anderen in Löwen 1466); gestorben zu Antwerpen im Sommer 1530. Massys ist der bedeutendste niederländische Meister der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts.

117. ZWEI BAUERNKÖPFE[Bearbeiten]

Rötelzeichnung. Höhe 211, Breite 152 mm. Vorderseite des nebenstehenden Blattes. Erworben vor 1764.
Von den beiden bartlosen, feisten Köpfen ist derjenige zur Linken mit einem Hute, derjenige zur Rechten mit einer Mütze bedeckt.

118. ZWEI ZERRBILDKÖPFE[Bearbeiten]

Rötelzeichnung. Höhe 211, Breite 152 mm. Rückseite des nebenstehenden Blattes. Erworben vor 1764.
Dem Kopfe zur Linken hängt die Zunge seitwärts zum lippenlosen Munde heraus, der Kopf zur Rechten zeigt Zähne und Zahnlücken zwischen verzerrten, wulstigen, geöffneten Lippen.

Diese Köpfe, die bis 1889 in Dresden öffentlich ausgestellt waren, galten hier stets für Arbeiten des Quinten Massys. Wir sind mit Scheibler der Ansicht, dass sie zwar an diesen Meister erinnern, aber doch wohl etwas späteren Ursprungs sind.

TAFEL VI[Bearbeiten]

HENDRIK GOLTZIUS Niederländische Schule[Bearbeiten]

Geboren 1558 zu Mülbrecht im Jülich’schen; gestorben zu Haarlem 1616 (nicht 1617). Als Maler erst seit seinem 42. Lebensjahre thätig, war er vor allen Dingen ein berühmter Kupferstecher, das Haupt der holländischen Stecherschule seiner Zeit.

119. EIN FRAUENKOPF[Bearbeiten]

Rötelzeichnung. Höhe 190, Breite 149 mmn. Erworben wahrscheinlich 1728 mit der Wagner’schen Sammlung aus Leipzig.
Ein Schleiertuch umrahmt den Kopf der lächelnd ihre Zähne zeigenden alten Dame. Bezeichnet unten rechts mit dem Monogramme des Meisters.

CORNELIS MASSYS (METSYS)[Bearbeiten]

Geboren zu Antwerpen um 1511; gestorben daselbst nach 1580. Schüler seines Vaters Quinten Massys. Er zeichnete sich besonders als Kupferstecher aus.

120. LOTH UND SEINE TÖCHTER[Bearbeiten]

Rötelzeichnung. Höhe 189, Breite 230 mm. Erworben vor 1764.
Loth sitzt links auf einer Rasenbank und nimmt die Schale aus der linken Hand der in der Mitte neben ihm sitzenden Tochter, die ihren rechten Arm um seine Schulter legt. Rechts sitzt die zweite Tochter, die den Krug auf dem Schoosse hält. Bezeichnet unten links mit dem Monogramme des Meisters und der Jahreszahl 1545.

Die Gestalten sind in den Umrissen ausgeschnitten und auf ein neues Blatt geklebt, auf dem der Hintergrund von fremder Hand hinzugezeichnet ist.

TAFEL VII[Bearbeiten]

NIEDERLÄNDISCHER MEISTER Um 1530[Bearbeiten]

121. DIE KREUZIGUNG DES HEIL ANDREAS[Bearbeiten]

Weissgehöhte Federzeichnung auf grau gegrundetem Papier. Rund. Durchmesser 290 mm. Erworben vor 1764.
An seinem eigenartig gestalteten Kreuze hängt der bärtige Apostel, gen Himmel blickend, in der Mitte der Darstellung. Vor ihm und hinter ihm stürzen die Kriegsknechte, die ihn gehenkt, zu Boden. Links und rechts männliche und weibliche Zuschauer, zum Teil in orientalischen Trachten.

Dieses Blatt eines niederländischen Meisters der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts war in Dresden bis zum Jahre 1889 unter dem Namen eines gewissen Walter oder Willem van Assen ausgestellt, der um 1517 als Formschneider in Amsterdam gelebt haben sollte, aber, wie schon Kramm ausgeführt, überhaupt als mythische Gestalt anzusehen ist. Scheibler meinte, Anklänge an Mabuses Art in unserer Zeichnung zu entdecken.

TAFEL VIII[Bearbeiten]

FRANS DE VRIENDT, GEN. FLORIS Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Antwerpen 1517 oder 1518; gestorben daselbst den 1. Oktober 1570. Schüler des Lambert Lombard in Lüttich. In Italien besonders durch Michel Angelo beeinflusst, ist er der Hauptvertreter des niederländischen Italismus seiner Zeit in Antwerpen.

122. DIE ENTHAUPTUNG JOHANNES DES TÄUFERS[Bearbeiten]

Schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe 236, Breite 258 mm. Wahrscheinlich 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Der Vorgang spielt sich vor dem Palast des Herodes ab. Links vorn im Hof kniet Johannes mit gefalteten Händen. Der hinter ihm stehende Henker schwingt mit beiden Händen das Schwert zum Todesstreiche. Einige Zuschauer vollenden die Gruppe. Rechts vor dem Palaste naht Salome mit der Schüssel. Eine Gefährtin begleitet sie. Rechts oben blickt man in den Palastsaal, in dem Salome ihren tafelnden Eltern das Haupt des Täufers auf der Schüssel darbringt, die sie erhoben auf beiden Händen trägt. – Bezeichnet unten rechts mit dem Namen des Künstlers.

Charakteristische Darstellung des Meisters.

TAFEL IX[Bearbeiten]

MARTEN DE VOS Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Antwerpen im Sommer 1532; gestorben daselbst den 4. September 1603. Schüler des Frans Floris. In Italien weitergebildet. Seit 1559 als Mitglied der St. Lukasgilde wieder in Antwerpen ansässig. Einer der Hauptmeister des vlämischen Italismus der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts.

123. DIE „CARITAS”[Bearbeiten]

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 210, Breite 141 mm. Wohl 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
In einer reichen Landschaft, in deren Hintergrunde die Kuppel der Peterskirche auftaucht, sitzt die anmutige, von fünf nackten Knäblein umspielte Frauengestalt auf einer Rasenbank. Sie küsst den Knaben, den sie in ihrem linken Arme hält. Von den beiden Knaben zu ihren Füssen spielt derjenige zur Linken mit einem Hündchen, derjenige zur Rechten mit einem Vögelchen. – Im Mittelgrunde links und rechts je eines der „Werke der Barmherzigkeit“. – Bezeichnet links vorn M. D. Vos. F.

Charakteristisches Werk des Meisters.

TAFEL X[Bearbeiten]

PETER BRUEGHEL D. Ä. Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Breughel bei Breda um 1525; gestorben zu Brüssel 1569. Schüler und Schwiegersohn des Peter Cock van Aelst in Antwerpen. In Antwerpen wurde er 1551 Mitglied der St. Lukasgilde. Seit 1563 war er in Brüssel ansässig. Brueghel ist die frühere Schreibweise für Breughel. Peter Brueghel d. ä. ist der Hauptvertreter der national-vlämischen Kunst in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunders. Er wird der „Bauernbreughel“ genannt.

124. EIN BAUERNPAAR, VOM RÜCKEN GESEHEN[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 154, Breite 184 mm. Erworben vor 1738.
Rechts sitzt der Bauer ohne Kopfbedeckung, links, halb von der Seite gesehen, die Bäuerin. Beide sitzen auf niedrigen, schemelartigen Stühlen. Von des Künstlers eigener Hand sind die Farbenangaben der einzelnen Kleidungsstücke in vlämischer Sprache hineingeschrieben; z. B. neben dem Nackentuch der Frau: Witen Doeck (weisses Tuch); rechts neben dem unteren Besatzstreifen des Rockes des Mannes: Swart, graen, rot, blau.

Charakteristisches Blatt des Meisters.

125. EIN BAUER, VON VORN GESEHEN[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 178, Breite 188 mm. Erworben vor 1738.
Der vollbärtige Mann sitzt wie schlafend da. Sein Federhut ist ins Gesicht gedrückt. Seine Arme ruhen verschränkt in seinem Schoosse. Die Inschriften zur Rechten von des Künstlers eigener Hand enthalten in vlämischer Sprache die Farbenangaben der einzelnen Kleidungsstücke.

Blätter derselben Studienfolge, zu der diese beiden Zeichnungen gehören, besitzt das Berliner Kupferstich-Kabinet; im Dresdner Kabinet gehört noch der Bauer im Kapuzenmantel der nächsten Tafel dazu.

TAFEL XI[Bearbeiten]

PETER BRUEGHEL D. Ä. Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Breughel um 1525; gestorben zu Brüssel 1569. Näheres zu Tafel X.

126. EIN SITZENDER BAUER IM KAPUZENMANTEL[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 132, Breite 85 mm. Erworben vor 1738.
Der bärtige Mann, der seine Mantelkappe über den Kopf gezogen, sitzt nach links gewandt auf niedrigem Sitze. Zwischen beiden Händen hält er einen Topf auf dem Schoosse. Links und rechts in vlämischer Sprache die Farbenbezeichnungen der Kleidungsstücke. Die Bezeichnung: P. Breugel fec. unten rechts ist falsch.

Achtes Blatt derselben Folge, wie die vorigen; den Mann als Mönch zu bezeichnen, wie man gethan, scheint uns kein Grund vorzuliegen.

127. EIN GÄNSEHIRT[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 245, Breite 147 mm. Erworben vor 1738.
Im Profil nach links gewandt steht der bartlose, langhaarige junge Mann auf seinen Stab gestützt da. Er ist mit schlichtem, kittelartigem kurzem Rock, Hut und Schuhen bekleidet.

Dieses Blatt war bis 1889 unter Dürers Namen im Dresdner Kupferstichkabinet ausgestellt, doch von den meisten Kennern bereits seit längerer Zeit P. Brueghel zurückgegeben worden. Dass es wirklich auf ihn zurückgeht, beweist ein (unseres Erachtens vom jüngeren P. Brueghel ausgeführtes) Gemälde, das sich bis vor Kurzem in der Sammlung Rothan zu Paris befand, aber 1890 zum Verkauf kam (abgebildet im Verkaufskatalog bei pag. 11). Es ist eines von vier Rundbildern, die im Katalog als „Les proverbes“ bezeichnet werden, offenbar aber die vier Jahreszeiten darstellen. Unser Gänsehirt vertritt hier den Sommer. Von seinen Gänsen umgeben, steht er in einer Dorfstrasse da. Das Winterbild dieser Folge ist ächt P. BREVGHEL (nicht VE) bezeichnet; und eben dies, wie die Technik, deutet auf die ausführende Hand des jüngeren P. Brueghel hin, der bekanntlich nicht viel mehr als ein Kopist seines Vaters war. Die Zeichnung wird deshalb doch dem älteren Meister dieses Namens zuzuschreiben sein. Uebrigens besitzt die Albertina zu Wien ein gleiches Blatt. Beide sind alt. Eines von ihnen wird eine Kopie des jungen P. Brueghel nach der Zeichnung seines Vaters sein. Die Bezeichnung auf dem Blatte der Albertina ist nicht gleichzeitig mit der Zeichnung.

TAFEL XII[Bearbeiten]

PETER BRUEGHEL D. Ä. Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Breughel um 1525; gestorben zu Brüssel 1569. Näheres zu Tafel X.

128. VORDERSEITE. EIN BAUERNKOPF MIT SCHWARZER KAPPE[Bearbeiten]

Wasserfarbenblatt. Höhe 178, Breite 158 mm. Erworben vor 1738.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Scharfe Züge, graue Augen, kurzer Stoppelbart, dunkelblondes gelocktes Haar, anliegende schwarze Kappe. Der hellblaue, zum Teil wieder abgescheuerte Grund ist erst später, doch möglicher Weise vom Künstler selbst hinzugefügt.

129. RÜCKSEITE DESSELBEN BLATTES. EIN BAUERNKOPF MIT SCHWARZEM HUTE[Bearbeiten]

Wasserfarbenblatt. Höhe 178, Breite 158 mm. Erworben vor 1738.
Brustbild ohne Hände nach links. Scharfe Züge, braune Augen, kurze Bartstoppeln, glattes schwarzes Haar, schwarzer Hut mit niedergeschlagener Krempe. Schwarzbrauner Grund.

TAFEL XIII[Bearbeiten]

PETER BRUEGHEL D. Ä. Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Breughel um 1525; gestorben zu Brüssel 1569. Näheres zu Tafel X.

130. FLUSSTHAL IM GEBIRGE[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 135, Breite 320 mm. Erworben vor 1738.
Der in der Mitte von einigen Kähnen belebte Fluss schlängelt sich zwischen bewaldeten und felsigen Gebirgen nach vorn zur Mitte herab. Links im Vordergrund auf niedrigerer Anhöhe eine Burg, im Mittelgrunde am Ufer eine Häusergruppe.

Charakteristisches Blatt des Meisters.

131. BERGLANDSCHAFT[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 104, Breite 323 mm. Erworben vor 1738.
Die höheren Berge zur Rechten sind kahl, die niedrigeren Berge zur Linken bewaldet. In der Mitte des Mittelgrundes Wald. Der Vordergrund ist nicht ausgeführt.

Charakteristisches Blatt des Meisters.

TAFEL XIV[Bearbeiten]

HANS BOL Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Mecheln 1534; gestorben zu Amsterdam 1593. Er wurde 1560 Mitglied der Mechelner, 1574 der Antwerpener Malergilde, siedelte aber, wie manche vlämische Landschafter seiner Zeit, schliesslich nach Amsterdam über. Hans Bol gehört zu den ältesten eigentlichen Landschaftsmalern. Doch malte er in der Regel nur kleine Wasser- oder Deckfarbenbilder.

132. DER SOMMER[Bearbeiten]

Braun und violett getuschte Federzeichnung. Höhe 177, Breite 257 mm. Erworben vor 1587 vom Künstler selbst für die Dresdner Kunstkammer. Vgl. des Verfassers Katalog der Dresdner Galerie, grosse Ausgabe, 1896, S. 277.
Rechts die von einer Windmühle gekrönten Höhenzüge, an deren vorderem Abhang Schnitter mit der Sichel ein Kornfeld mähen. Ganz vorn setzt ein am Boden sitzender Arbeiter einen grossen Trinkkrug an den Mund. In der Mitte am Wege ein Baum. Links im flacheren Lande das Kirchdorf, das sich im Mittelgrunde nach rechts in’s Thal hineinzieht. Gerade in der Mitte ragt die Kirche herüber. Oben links am Himmel der zunehmende Halbmond. Bezeichnet unten links: Hanns Bol 1573.

133. DER WINTER[Bearbeiten]

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 182, Breite 262 mm. Erworben mit dem vorigen.
Ansicht einer Landstadt. Links vorn ein Giebelhaus zwischen kahlen Laubbäumen. Vor demselben werden Schweine geschlachtet. Ganz links ein Ziehbrunnen. Fernblick auf einen Kirchturm. Rechts ziehen sich die Häuser neben einer Kirche an einem überbrückten Bache entlang. Auf der Brücke ein beladener Esel. Bezeichnet unten rechts mit dem Namen des Künstlers.

Auf der Rückseite noch zwei andere Studien zum Schweineschlachten.

Sehr charakteristische Werke des Meisters.

TAFEL XV[Bearbeiten]

GILLIS VAN CONINXLOO Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Antwerpen den 24. Januar 1544; gestorben zu Amsterdam den 4. Januar 1607. Schüler des Gillis Mostaert in Antwerpen. Von 1585 bis 1595 in Frankenthal. Nach dieser Zeit in Amsterdam. Er war der Begründer des Landschaftsstils, dem Jan Brueghel folgte.

134. GROSSE BERG- UND BURGLANDSCHAFT[Bearbeiten]

Schwarz und blau getuschte braune Federzeichnung. Höhe 274, Breite 397 mm. Erworben 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Blick in ein von hohen Bergen begrenztes, von einem Flusse durchströmtes, reich bebautes Thal, in dessen Sohle sich blühende Dörfer hinziehen. Links vorn in der ersten Kulisse ein Laubbaum auf schroffem Felsen, weiter zurück in der zweiten Kulisse eine Burg auf steilem, felsigen Berge. Rechts unten ein Schloss am Weiher. Die Bezeichnung: Koningslow oben links ist späteren Ursprungs.

Charakteristisches Blatt des Meisters.

TAFEL XVI[Bearbeiten]

DAVID BAILLY Holländische Schule[Bearbeiten]

Geboren um 1584 zu Leiden; gestorben daselbst nach 1661. Schüler seines Vaters, der 1577 von Antwerpen nach Leiden, 1602 nach Amsterdam übersiedelte, und des Cornelis van der Voort. Als Kupferstecher war er durch Jak. de Gheyn, den Schüler des Hendr. Goltzius, beeinflusst. Er ist gerade durch seine Zeichnungen in Kupferstechermanier bekannt.

135. MÄNNLICHES BRUSTBILD OHNE BART (Verkleinerte Wiedergabe)[Bearbeiten]

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 151, Breite 127 mm. Erworben vor 1738. Alter Bestand der Sammlung.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Lockiges Haar; bartloses Gesicht. Keine Kopfbedeckung; anliegende Halskrause. Breites Ordensband um die Brust. Bezeichnet rechts: D. Bailly. fc. Ao. 1624.

Dieses feine Blatt wurde bisher in Dresden, weil man die Inschrift falsch las, stets irriger und irreführender Weise einem Franzosen D. Dailly zugeschrieben. Die Gründe, aus denen wir es mit grösster Entschiedenheit dem bekannten David Bailly zurückgeben, sind die folgenden: 1. ist ein Künstler D. Dailly nicht bekannt; 2. ist der Anfangsbuchstabe des Familiennamens der Bezeichnung, wie er sich ja auch von dem vorhergehenden D wesentlich unterscheidet, nicht D, sondern B zu lesen; man vergleiche dazu das B in dem Namen Bol’s auf Tafel XIV 2; 3. zeigt das Blatt durchaus die Manier Baillys, dessen mit der Feder in Kupferstichmanier gezeichnete Bildnisse bekannt waren.

JACOB MATHAM Holländische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Haarlem 1571; gestorben daselbst 1631. Schüler seines Stiefvaters Hendr. Goltzius. Hauptsächlich als Kupferstecher bekannt.

136. BERGLANDSCHAFT MIT BEDECKTER BOGENBRÜCKE[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 107, Breite 155 mm. Erworben 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Die dreibogige mit einem Dache versehene Bogenbrücke überspannt in der Mitte der Darstellung einen wilden, wasserfallartigen Bergstrom. Links blickt man in’s Thal, rechts auf die steil ansteigenden Berge. Eine Veste liegt auf dem Berge, der die Mitte des Hintergrundes einnimmt. Vorn links sitzen zwei Männer am Boden. Bezeichnet unten links mit des Meisters Namen und der Jahreszahl 1613. Die Bezeichnung oben links ist falsch.

Charakteristisches Blatt des Meisters.

DAVID BAILLY Holländische Schule[Bearbeiten]

Geboren um 1584 zu Leiden; gestorben daselbst nach 1661. Näheres zu No. 135.

137. MÄNNLICHES BRUSTBILD MIT KLEINEM SCHNURRBART[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 138, Breite 113 mm. Erworben vor 1738. Alter Bestand der Sammlung.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Lockiges Haar ohne Kopfbedeckung, kleiner Schnurrbart. Anliegende Halskrause, breites Brustband, ein Mantel über der rechten Schulter. Rechts die Jahreszahl: Ao. 1624.

Vgl. alle Bemerkungen zu No. 135.

HENDRIK GOLTZIUS Niederländische Schule[Bearbeiten]

Geboren 1558 zu Mülbrecht im Jülich’schen; gestorben zu Haarlem 1616. Näheres zu Tafel VI, No. 119.

138. BERGLANDSCHAFT[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe (mit dem Rand) 103, Breite 488 mm. Erworben 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Links im Thal ein schiffbarer Fluss, den eine Steinbrücke mit zwölf Bögen überspannt; weiter vorn ein Rundturm. In der Mitte Ortschaften auf einer Hochfläche. Rechts unten ein Thal mit einer durch eine Baumallee bezeichneten Landstrasse. Im Hintergrunde hohe Berge. Bezeichnet unten in der Mitte mit dem Monogramm des Meisters; datirt rechts unten: Ao. 95.

Wertvolle Zeichnung des Meisters.

TAFEL XVII[Bearbeiten]

JODOCUS DE MOMPER Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Antwerpen 1564; gestorben daselbst 1635. Schüler seines Vaters Bartholomeus. Er ist einer der Hauptlandschafter der Übergangszeit, die in Antwerpen ansässig blieben.

139. SEEBUCHT AM GEBIRGE[Bearbeiten]

Braun und blau getuschte Federzeichnung. Höhe 185, Breite 272 mm. Erworben 1882 aus der vormals Hohenzollern-Hechinge’nschen Sammlung.
Unten, in der Mitte des Hintergrundes, die Seebucht, an der eine Stadt liegt. Rechts der Halbkreis der umrahmenden Gebirge. In der Mitte des Mittelgrundes eine Burg. Links vorn die kräftig hervorgehobene, mit Bäumen bewachsene Felsenhöhe, über die ein Weg führt. In der Mitte, auf der Höhe des Weges, ein Reiter, dem drei Fussgänger bereits bergab voranschreiten. Bezeichnet links unten mit des Künstlers Namen und dem Datum: 7. Julius, rechts unten mit der Jahreszahl: 1620. In der Namensinschrift sind die Buchstaben omper später mit anderer Feder und Farbe, vielleicht aber doch noch vom Künstler selbst hinzugefügt.

Tüchtiges Blatt des Meisters.

TAFEL XVIII[Bearbeiten]

JOACHIM ANTONISZ UITENWAEL Holländische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Utrecht 1566; gestorben daselbst den 13. August 1638. Durch Reisen im Süden zu einem der geschicktesten italisirenden Manieristen Hollands entwickelt. Seit 1592 war er in seiner Vaterstadt ansässig.

140. DAS GOLDENE ZEITALTER[Bearbeiten]

Schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe 235, Breite 307 mm. Erworben um 1723 vom Buchhändler Weidemann in Leipzig.
In üppiger, baumreicher Landschaft sind unbekleidete Männer, Frauen und Jünglinge mit der Wein- und Obstlese beschäftigt. Links unter einem von Laubbäumen gestützten Rebendach umarmt ein Jüngling ein Mädchen, das mit der erhobenen Linken eine Traube pflückt. Rechts im Grunde ein Fluss. Jenseits desselben weidet Vieh. In der Mitte lässt ein Knabe sein Brüderchen auf einem Ziegenbock reiten. Bezeichnet unten links mit des Künstlers Namen und der Jahreszahl: 1595.

Die Bezeichnung scheint nicht vom Künstler selbst, vielmehr aus etwas späterer Zeit herzurühren, ihrem Inhalt nach aber richtig zu sein.

TAFEL XIX[Bearbeiten]

JAN BRUEGHEL D. Ä. Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Brüssel 1568; gestorben zu Antwerpen den 13. Januar 1625. Er war ein Sohn des älteren, ein Bruder des jüngeren Peter Brueghel, ein Schüler des P. Goetkind in Antwerpen. In Italien blieb er im Wesentlichen der heimischen Auffassung treu und war seit 1596 in Antwerpen thätig.

141. BERGLANDSCHAFT[Bearbeiten]

Braun und blau getuschte Federzeichnung. Höhe 177, Breite 240 mm. Erworben 1892 aus der vormals Hohenzollern-Hechingen’schen Sammlung.
Vorn eine Anhöhe, über die zwischen Laubbäumen hindurch ein belebter Weg führt. Im Hintergrunde ein von Bergen, die mit Burgen gekrönt sind, begrenztes Flussthal. Die Bezeichnung: J. Breugel unten links ist falsch, das Blatt ist echt.

142. Küstenlandschaft[Bearbeiten]

Braun und blau getuschte Federzeichnung. Höhe 209, Breite 315 mm. Erworben 1892 aus der vormals Hohenzollern-Hechingen’schen Sammlung.
Im Vordergrund rechts ist die Küste durch einen mächtigen alten Rundturm befestigt, neben dem Kanonen aufgefahren sind. Im Mittelgrunde links erstreckt sich eine befestigte Landzunge in das von zahlreichen Schiffen belebte Meer. Im ganzen Hintergrunde das offene Meer. Bezeichnet unten links mit dem Namen des Künstlers.

Die Bezeichnung scheint echt zu sein, das Blatt ist sicher echt.

TAFEL XX[Bearbeiten]

ROELANT SAVERY Vlämische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Kortryck (Courtrai) 1576; gestorben zu Utrecht 1639. Er war Schüler seines in Amsterdam thätigen Bruders Jakob Savery, begleitete später Kaiser Rudolf II. auf deutschen Gebirgsreisen und liess sich schliesslich in Holland nieder. Bekannter Tier- und Landschaftsmaler der Übergangszeit.

143. RUINENLANDSCHAFT[Bearbeiten]

Schwarze Kreidezeichnung. Höhe 284, Breite 375 mm. Erworben 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Alte, zerfallene, von Bäumen und Büschen durchwachsene Burgruine. Links vorn ein grosser Gewölbebogen, durch den die Sonne ihre Strahlen fallen lässt. Im Vordergrunde tote Baumstümpfe, abgebrochene Zweige und gestürzte Säulentrommeln. Rechts Blick in die Berglandschaft. Bezeichnet vorn an einem Säulenfuss mit den Anfangsbuchstaben des Künstlers.

Ausser diesem charakteristischem Blatte besitzt die Dresdner Sammlung noch eine Reihe anderer Tier- und Landschafts-Studien des Meisters.

TAFEL XXI[Bearbeiten]

JEAN COUSIN Französische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Sens 1500 oder 1501; gestorben zu Paris angeblich 1589. Vielseitiger, von dem Italismus seiner Zeit getragener Künstler.

144. ERLÖSUNGS-ALLEGORIE[Bearbeiten]

Schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe 445, Breite 398 mm. Erworben 1728 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig.
Inmitten einer reich mit römischen Gebäuden und Ruinen besetzten Berglandschaft ist links der Eingang zur Hölle dargestellt. Oben auf den Wolken sitzt der Erlöser, von Engeln umringt, auf seinem Kreuze und hält in der Rechten drei zur Erde herabgehende Seile, von denen zwei nach den mit ausgestreckten Armen um Erlösung flehenden Bewohnern der Vorhölle gerichtet sind, eines die ganz links vorn am Boden liegende, vergebens vom Teufel umklammerte Gestalt des Todes umschlingt. Fürbittend kniet Maria auf den Wolken dem Heiland gegenüber, dem die rechts oben von Engeln umspielte Sonne des ewigen Lichtes ihre Strahlen entgegenschickt. Rechts vorn kniet ein frommer Stifter an seinem Betpult, flehend zur himmlischen Erscheinung emporgewandt. Hinter ihm steht, lebhaft bewegt, ein auf ein Wappenschild gestützter Geistlicher ohne Kopfbedeckung.

Dieses erst 1893 dem Dresdner „Vorrat“ alter Zeichnungen entnommene Blatt trug rechts unten die unechte und daher entfernte Bleistiftbezeichnung „Jean Cousin“, die wenigstens zeigte, dass man die Zeichnung schon früher diesem Meister zugeschrieben hatte. Da aber die Typen der Figuren, der Charakter der Landschaft mit den eingestreuten Ruinen und die Gesammtanordnung der Darstellung thatsächlich zu Cousins bekannten Werken (z. B. seinem „Jüngsten Gericht“ im Louvre zu Paris) stimmen, so erscheint uns die Urheberschaft Cousins, ohne dass wir dieselbe bei der Seltenheit derartiger Blätter des Meisters für erwiesen oder erweislich hielten, doch durchaus wahrscheinlich zu sein.

TAFEL XXII[Bearbeiten]

FRANÇOIS CLOUET Französische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Tours um 1522; gestorben zu Paris um 1573. Hofmaler der französischen Könige von 1541 bis 1572. Er war Schüler seines Vaters Jean Clouet und wird daher manchmal, wie dieser, Jannet oder Jehannet zubenannt. Er lebte in Paris.

145. ANGEBLICH BILDNIS KÖNIG HEINRICHS II. VON FRANKREICH[Bearbeiten]

Schwarz-rot-braune Kreidezeichnung. Höhe 315, Breite 223 mm. Erworben vor 1764.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Feingeschnittener, bartloser, jugendlicher Kopf. Kleine Halskrause und Federbarett.

Wenn der Name Clouets auch zu einem Sammelnamen für die verschiedenartigsten französischen Gemälde und Zeichnungen jener Zeit geworden ist, so glauben wir dieses vorzügliche Blatt doch dem Künstler selbst lassen zu dürfen, dem es in Dresden von jeher zugeschrieben worden. – Dass der Dargestellte der 1519 geborene König Heinrich II. in jungen Jahren sei, ist nicht wahrscheinlich, da dieser König zur Zeit der dargestellten Kleidung älter gewesen sein müsste.

TAFEL XXIII[Bearbeiten]

ETIENNE DELAUNE Französische Schule[Bearbeiten]

Geboren 1519; gestorben angeblich 1583 in Paris (nach anderen 1595 in Strassburg). Er war Goldschmied, Zeichner und Kupferstecher. Als Kupferstecher ist er am bekanntesten.

146. DER TRIUMPH DER RELIGION[Bearbeiten]

Braun getuschte, weiss gehöhte Federzeichnung. Höhe 430, Breite 591 mm. Erworben vor 1764.
Links das mit nackten Menschen angefüllte Colosseum als Sinnbild des Heidentums. Rechts eine christliche Kirche, in deren Vorhalle der Papst mit den Kardinalen und mit zahlreichem Gefolge steht. Der Triumphwagen der Religion bewegt sich, von den Symbolen der Evangelisten gezogen, von Aposteln an den Rädern geschoben, Schlangen unter sich zermalmend, vom Colosseum zur Kirche hinüber. In der Mitte des Wagens sitzt der Heiland auf seinem Kreuze; fürbittend ihm gegenüber kniet Maria, der Engel eine Krone über dem Haupt halten, während die Fülle des ewigen Lichtes, von himmlischen Heerschaaren umspielt, leuchtende Strahlen auf die Gruppe hinabsendet. An den vier Ecken des Wagens sitzen die Gestalten der christlichen Kardinaltugenden. Links vorn liegen, verendet, der Tod und der Teufel. Rechts vorn kniet ein anbetender Stifter im langen Mantel. Im Hintergrunde das irdische Paradies mit dem Sündenfall und der Vertreibung.
Unten im Sockel: Vier Propheten; zwischen ihnen drei kleinfigurige Darstellungen: links die Mannalese; in der Mitte die Austeilung des Abendmahles, rechts Melchisedek und Abraham.

Die Bezeichnung „Mr. Delaune fec.“ unten rechts ist nicht echt, vielmehr später hinzugefügt; aber sie ist glaubwürdig. Der Stil der Gestalten, ja sogar die Abhängigkeit der beiden Hauptfiguren von der ähnlichen, auf der vorigen Tafel veröffentlichten Darstellung Jean Cousins, nach dem Delaune auch gestochen, weisen in der That auf diesen als den Urheber der Zeichnung hin.

TAFEL XXIV[Bearbeiten]

DANIEL DUMONSTIER Französische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Paris den 14. Mai 1574; gestorben daselbst den 22. Juni 1646. Sohn und Schüler des Cosme Dumonstier. Die Dumonstiers waren ein verbreitetes Pariser Künstlergeschlecht. Daniel Dumonstier war als Bildniszeichner in roter und schwarzer Kreide berühmt.

147. MÄNNLICHES BILDNIS[Bearbeiten]

Schwarz-rote Kreidezeichnung. Nur das Gesicht ausgeführt. Höhe 321, Breite 243 mm. Erworben 1860 aus dem Nachlasse des Kunsthändlers S. Woodburn in London.
Brustbild ohne Hände nach links. Kurzgeschnittener Vollbart, braune Augen. Das Gesicht ist in roter Kreide ausgeführt. Das Barett und der Rock sind nur in Umrisslinien angedeutet.

Dieses Blatt befand sich, wie der Stempel T. L. unten links beweist, in der Sammlung des Sir Thomas Lawrence (gestorben 1830), aus dessen Nachlass die Woodburne’sche Kunsthandlung 1835 eine grössere Anzahl alter Zeichnungen kaufte. – Der Vergleich unseres Blattes mit den Zeichnungen des Meisters im Louvre und in der Nationalbibliothek zu Paris, z. B. schon die Reproduktion in Chennevières Dessins du Louvre (Ecole française, N. 73) lassen keinen Zweifel an der Urheberschaft D. Dumonstiers.

TAFEL XXV[Bearbeiten]

LAGNEAU Französische Schule[Bearbeiten]

Lagneau (auch Lanneau genannt) soll um 1610 gelebt haben. Seine Lebensumstände sind unbekannt. Seinen in schwarzer und roter Kreide ausgeführten, manchmal karikierten Bildnissen begegnet man in verschiedenen Sammlungen, ihrer 15 z. B. im Louvre. Das Eingehendste über ihn bei Fr. Reiset in der Note des Dessins etc. du Louvre, 1869 II p. 345–347.

148. WEIBLICHES BILDNIS[Bearbeiten]

Mit dem Wischer vertriebene schwarz-rote Kreidezeichnung. Höhe 405, Breite 254 mm. Erworben vor 1765.
Brustbild ohne Hände, etwas nach rechts, doch fast von vorn. Das mit unzähligen Runzeln bedeckte Gesicht der boshaft dreinschauenden Alten nähert sich durch das lange Kinn, die winzige Nase, die kleinen Augen und die kaum sichtbaren Lippen der Karikatur. Die Alte trägt ein schlichtes Kleid, eine breite, glatte, die Stirn bedeckende, von den Ohren abstehende Haube und einen halbaufrechten Kragen.

Dieses Blatt gehört zu einer grösseren Folge charakteristischer Blätter des Meisters, die das Dresdner Kupferstichkabinet besitzt.


  1. Quelle: UB Heidelberg