Beschreibung des Oberamts Canstatt/Kapitel A 3
« Kapitel A 2 | Beschreibung des Oberamts Canstatt | Kapitel A 4 » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Eigentliche Gebirge gibt es nicht in dem Oberamtsbezirke, dagegen bilden die Einfurchungen des Neckar- und Rems-Thals und ihrer Seitenthäler ansehnliche Höhen und Bergzüge, so daß der Bezirk zu den bergigen gehört. Die Form der Berge ist meist wellenförmig, mit ziemlich geradlinigem Höhenzug und sanfter Abdachung. Nur leichte Hügel ragen hier und da auf ihren Rücken hervor; die bedeutendsten davon sind:
Der Katzenbühl, auf dem Bergzuge zwischen dem Neckar- und Remsthale, auf der Oberamtsgrenze, an dem Wege von Stetten nach Eßlingen. Der Berg liegt in der Gebirgsformation des Keuper-Sandsteins, ist bewaldet und erhebt sich 753 P. F. über den Neckar bey Canstatt und 1422′ über die Meeresfläche.
Der Kernberg, Kernenbuckel, ein bewaldeter Kopf auf derselben Höhe, 1/2 St. von Rotenberg, links an dem Wege von da nach Stetten. Er hat eine Höhe von 897 P. F. über dem Neckar bey Canstatt, und 1566′ über dem Meer, und ist der höchste Punkt des Oberamts. Rechts an dem Wege liegt ein anderer Waldhügel, der den Namen Beyburg hat, ein Name, den sonst auch der ganze umliegende Waldbezirk führte, s. u. Ebenen und Bezirke. Etwas südlicher befindet sich die Catharinen-Linde, die jedoch schon außerhalb der Oberamtsgrenze liegt.
Der Kapelberg, bey Felbach. Er macht die vordere Ecke des Bergzugs zwischen dem Neckar und der Rems aus, mit ihm senkt sich der Zug schnell in die Ebene von Felbach hinab. Der Berg erhebt sich 809 P. F. über den Neckar bey Canstatt, und 1478′ über die Meeresfläche. Seine Stirne ist ziemlich kahl und felsig, an seinen Abhängen aber liegen die besten Felbacher Weinberge. Seinen Namen Kapelberg hat der Berg von einer Kapelle, die vormals daran gestanden hat, s. Felbach. Auf dem Berge steht eine weithin| sichtbare Linde, die Kapellinde genannt. Der berühmte Cassini wählte dabey einen seiner Dreyeckpunkte bey der Aufnahme seiner Karte, und um deßwillen wird die Linde häufig auch die Cassini-Linde geheißen. Auf dem Kapelberge hat man eine herrliche Aussicht.Der Rotenberg. Er liegt an demselben Bergzuge, gegen das Neckarthal, und zeichnet sich durch den vorspringenden Bergkegel aus, der früher das Stammschloß Würtemberg getragen hat und nun die schöne griechische Capelle trägt, s. Rotenberg. Auch hier hat man eine herrliche Aussicht. Die Höhe des Berges beträgt 606 P. F. über dem Neckar bey Canstatt, und 1275′ über dem Meer. Einen sehr malerischen Anblick gewährt dabey insbesondere auch das Dorf Rotenberg. Die ganze Umgebung besteht in üppigen Rebgeländen.
Gegenüber von Rotenberg, auf dem linken Ufer des Neckars erheben sich das Lehen-Eichlein, ein auf dem Gebirgsrücken bey Wangen befindlicher Hügel, dessen Höhe 583 P. F. über dem Neckar bey Canstatt und 1252′ über dem Meere liegt, s. Wangen.
Die Feuerbacher Heide, deren Höhen aber jenseits der Oberamtsgrenze liegen.
Die Canstatter Heide, die sich in die Wolfersberger und die Berg-Heide theilt. Sie liegt westlich von Canstatt und ist von der Feuerbacher Heide nur durch die Einsattelung getrennt, über welche die Straße nach Ludwigsburg führt. Ihre Höhe beträgt 474 P. F. über dem Neckar, und 1143′ über der Meeresfläche. Ihre rundum freye halbkugelförmige Kuppe gewährt eine der herrlichsten Aussichten, die von der Alp und den Höhen des Schwarzwaldes bis tief in den Odenwald hinabreicht. Den Namen Heide führt jetzt die Kuppe nur noch uneigentlich; denn seit 30 Jahren ist beynahe Alles angebaut worden, und eine schöne junge Kirschbaum-Allee führt darüber weg, s. Canstatt. Es besitzt jetzt besonders der vormalige Ochsenwirth Linkh hier ein schönes Gut, der den größten Theil der einzelnen Allmandstücke| neuerlich von der Stadt gekauft hat, und sich darauf niederzulassen beabsichtigt. Eine große Scheune hat er bereits in vorigem Jahr gebaut.Das Neckarthal. Es durchzieht den Oberamtsbezirk in einer Länge von 5 Stunden unter verschiedenen Krümmungen, auf die wir bey dem Flusse zurückkommen werden. Seine Breite ist verschieden: von Ober-Türkheim bis Canstatt 1/4 bis 1/2 Stunde; von Canstatt an wird es allmälig enger, und von Münster an ist es meist ganz eng. An den beyden Grenzen und in der Mitte gehört es je auf 1/2 Stunde nur auf der einen Seite des Flusses dem Oberamt an. Das Thal gehört in seiner ganzen Länge, besonders aber bis Münster hinab, zu den schönsten, freundlichsten und fruchtbarsten des Landes. Auf beyden Seiten ist es mit den üppigsten Rebgeländen und Obstgärten besetzt, in dem Thal selber wechseln Wiesen und Äcker, Gärten und Länder, zum Theil auch Weingärten mit freundlichen Ortschaften ab, und die einzeln an den Bergen stehenden Kirchen von Wangen, Ober-Türkheim und Berg, der herrliche Tempel auf der Spitze von Rotenberg und das schöne Landhaus Rosenstein bey Canstatt erhöhen die malerischen Reize des Thals nicht wenig. Die Orte, die in dem Thal liegen, sind: Hedelfingen, Wangen, Ober- und Unter-Türkheim, Berg, Canstatt, Münster, Hofen und Mühlhausen und von den Höhen schauen noch die Dörfer Rotenberg und Gaisburg herab.
Die Seitenthäler, welche bemerkt zu werden verdienen, sind:
a. Auf dem rechten Neckar-Ufer:
Das Guckenthal, (guck ins Thal) oder Uhlbacher Thal, ist das einzige Thal auf dieser Seite. Es läuft von dem Bergkessel zu Uhlbach über Ober-Türkheim in das Neckarthal hinab und ist ein enges äußerst fruchtbares und romantisches Thälchen, dessen hohe Seitenwände eines Theils mit Weinbergen, andern Theils mit Obstwäldchen besetzt sind.
| b. Auf der linken Seite des Neckars:Das Roracker Thälchen, das bey Hedelfingen ausmündet, und von da nach Roracker hinaufläuft, wo es sich in verschiedenen tiefen Klingen verzweigt, wovon die eine „die falsche Klinge“ genannt wird. Es ist ein enges, stilles, tief eingeschnittenes Thälchen, dessen schmale Wiesengründe mit Obstbäumen besetzt, und dessen Wände auf der einen Seite bewaldet, auf der andern aber mit Weinbergen bedeckt sind. Durch das Thälchen fließt der Dürrenbach.
Das Stutgarter Thal, das von dem Nesenbach bewässert ist, übrigens fast ganz zu Stuttgart gehört.
Das Feuerbach-Thal, das bey Mühlhausen in einer engen Schlucht ausmündet, und von dort meist schmal, unregelmäßig und ohne ordentliche Bekleidung von Bergen über Zatzenhausen nach Feuerbach und Botnang hinaufzieht. Es ist ein Wiesenthälchen, das von dem Feuerbache bewässert wird.
In das Remsthal, das an der Grenze des Oberamts vorüberzieht, läuft aus
Das Stettener Thal. Es ist ein äußerst anmuthiges Wiesen-Thal, das aus den Eßlinger Bergen über Stetten herabzieht, und von hohen Bergwänden begrenzt und dem Stettener Bache bewässert, einer Seits bis auf die Waldhöhen hinauf mit Obstbäumen, hauptsächlich Kirschbäumen, anderer Seits mit schönen Weinbergen besetzt ist.
Der Schurwald. So heißt die waldige Hochfläche auf dem Gebirgsrücken zwischen dem Remsthal und dem Stettener und Fils-Thale, worauf die Orte Schanbach und Lobenroth und weiterhin Aichelberg liegen. Sie wurde sonst auch der Schlichtenwald genannt; Schlichten aber ist eine Benennung, die ehemals so viel als Wasserscheide, Schneeschmelze bedeutete.
Auf Byburg, Beyburg (bey der Burg) hieß sonst die Waldfläche auf dem Bergrücken östlich von Rotenberg, zwischen dem Neckarthal und dem Stettener Thal, und noch führen einzelne Waldbezirke den Namen. Die Benennung ist historisch merkwürdig, s. Rotenberg[1].
Höhlen gibt es keine in dem Oberamte, die Klüfte in den Tuffsteinbildungen bey Canstatt ausgenommen; Erdfälle sind ebenfalls selten, und nur ein einziger ist der Erwähnung werth. Er befindet sich auf dem Felde bey Canstatt oberhalb der Uffkirche zwischen der Waiblinger und der Unter-Türkheimer Straße, und er ist darum merkwürdig, weil seine Entstehung eine Folge von dem Anbruch der Sulzerain-Quelle gewesen zu seyn scheint. Als Erdfälle können übrigens auch zum Theil die Kessel der Canstatter Sulzen oder Mineralquellen betrachtet werden.
|An gewöhnlichen Brunnquellen ist wenigstens kein Mangel, besonders merkwürdige Quellen aber gibt es nicht, die Mineralquellen zu Canstatt ausgenommen, wovon weiter unten bey dem Mineralreiche die Rede seyn wird.
Der Neckar. Er berührt das Oberamt zuerst oberhalb Hedelfingen, tritt aber in dasselbe erst zu Ober-Türkheim ein, geht dann an Unter-Türkheim vorbey nach Canstatt, und von da an Münster, Hofen und Mühlhausen vorüber und unterhalb Mühlhausen über die Oberamtsgrenze. Die Richtung seines Laufs durch das Oberamt ist im Ganzen völlig nördlich. Von dieser Richtung weicht er aber in mannigfaltigen Krümmungen und Wendungen, die er theils mit der Thalbahn, theils für sich macht, ab. Mit jener macht er, wie die Karte zeigt, 3 Hauptwendungen, die erste oberhalb Canstatt, am Rosenstein, die zweyte bey Münster, und die dritte zwischen Münster und Hofen. Merkwürdig ist der enge Durchgang bey Münster, offenbar hat hier ein gewaltsamer Durchbruch dem Flusse Bahn gemacht; ehe dieser noch erfolgt war, nahm der Neckar das ganze Thal aufwärts ein und bildete so einen tiefen See, der weit über Canstatt hinauf reichte, wie sich noch aus den Geröllen, welche man an den beyden Thalseiten bis über Gaisburg hinauf in wagerechter Höhe beobachtet, erkennen läßt.
Die Länge des Laufs durch das Oberamt beträgt nach der Thalbahn 4 Stunden, nach der alten Flußbahn 41/2 St. Der Fall ist nach einer Mittheilung, die wir dem Herrn Staatsrath von Seeger verdanken, und der wir noch die Entfernungen beyfügen, folgender, von|Thalbahn. | Flußbahn. | Fall. | ||
der Eßlinger Brücke bis Ober-Türkheim | – | – | 21′ | 1″ |
Ober-Türkheim bis zur Markung Unter-Türkheim | 6600 | 7500 | 6′ | 7″ |
Unter-Türkheim bis Wasserhaus, Berg | 9900 | 11.600 | 11′ | 5″ |
Wasserhaus bis Canstatt unter der Brücke | 6300 | 7100 | 17′ | 1″ |
Canstatt bis Münster | 7000 | 7800 | 5′ | 2″ |
Münster bis Mühlhausen, Mühle | 12.400 | 14.500 | 14′ | [2] |
Zusammen | 42.200 | 48.500 | 75′ | 6″ |
Die Wassermasse des Flusses beträgt nach den Untersuchungen des Herrn Staatsraths von Seeger bey niedrigem Wasserstande auf der Canstatter Markung in einer Minute 30.000 Cb. Fuß oder 2400 W. Eimer, dieß ist der vierzigste Theil des Rheins bey Basel. Die größte Tiefe beträgt bey kleinem Wasser, zwischen Ober-Türkheim und Canstatt 12′.
Die Ufer sind meist mit Weiden versehen und scheinen deßwegen höher, als sie wirklich sind. Das Bett ist mit Sand und Kies, meist Kalkstein-Gerölle der Alp bedeckt. Übrigens hat der Fluß im Laufe der Zeit sein Bett öfters verändert, und auch jetzt ist sein Lauf noch sehr veränderlich und unregelmäßig. Am unregelmäßigsten war er bisher zwischen dem Wasserhaus zu Berg und Ober-Türkheim, wo er in fortwährenden Schlangenlinien hinging und durch häufigen Wechsel seines Betts das schöne Thal auf eine bedauerliche Art verwüstet hat. Um diesem Übelstand abzuhelfen und dem Fluß wieder einen geraden Lauf zu geben, wurde in den Jahren 1827 bis 1832 unter der Leitung des Herrn Staatsraths von Seeger eine große Correction vorgenommen, die demnächst vollendet seyn, und den Flußlauf in jener Strecke um 3100′ abkürzen wird. Eine große Veränderung hat das Neckarbett theils in dem vorletzten Jahre, theils schon früher bey Canstatt auch durch die Kunst erfahren, s. Canstatt.
Von dem Wasserhause oberhalb Berg an, geht ein Canal bis in die Nähe von Bellevue, wovon seiner Zeit bey Berg weiter die Rede seyn wird.
Die Benutzung des Flusses besteht hauptsächlich in der| Schiff- und Floß-Fahrt, in dem Betriebe von Mühlen und Werken, in der Fischerey und in der nicht unbedeutenden Benutzung des Sandes und Kieses. Von Canstatt an abwärts wird der Neckar mit Schiffen befahren, s. Canstatt; die Flößerey findet bekanntlich von Rottweil an statt; der Scheiterholzfloß von der Erms her in den Holzgarten zu Berg hat seit 1823 aufgehört. Mühlen und Werke befinden sich, außer denen zu Berg, nur zu Canstatt und Mühlhausen am Neckar, und zwar an jedem Ort eine Mahlmühle und zu Canstatt seit neuerer Zeit 3 Räder für 3 Fabriken, die jedoch nur sehr sparsam gespeist werden können. Desto größern Nutzen zieht die Gewerbsthätigkeit von dem Canal zu Berg. Es ist zu bedauern, daß die Idee des Herrn Obersten von Duttenhofer, dieses schöne und große Werk weiter fortzusetzen, nicht aufgefaßt und zur Ausführung gebracht worden ist. Nach seinem Plane sollte der Canal von Bellevue an, wo er jetzt endet, hinter der Neckarvorstadt von Canstatt, und von da an den Halden hinab bis Münster fortgesetzt werden. Dadurch wäre dem Gewerbfleiß ein weites Feld eröffnet, die Schiffahrt wesentlich gefördert, das kostspielige Mühlwehr bey Canstatt überflüssig, und die Versetzung der schlecht gelegenen Canstatter Mühle, die auf ihrem jetzigen Platze jeder Überschwemmung ausgesetzt ist, leicht ausführbar geworden, und man befände sich nicht in der Verlegenheit, jedes neue Werk auf Kosten der Wasserkraft von den bestehenden gründen zu müssen. Die Fische, welche der Neckar führt, sind die fast überall darin vorkommenden: der Aal, der Hecht, der Karpfe, die Schleihe, der Berschling, am häufigsten aber die gemeinen Weißfische und der Barbe. Hier und da wird auch eine Fischotter beobachtet. Edelkrebse gibt es weder in dem Neckar noch in den Nebenflüßchen.Je unregelmäßiger der Lauf des Neckars ist, desto häufiger tritt er auch aus seinen Ufern, und überschwemmt das Thal. Ihrer Lage wegen leidet dabey insbesondere die Stadt Canstatt. Die hauptsächlichsten Überschwemmungen sind bey Canstatt bemerkt. Die oben erwähnte | Überschwemmung i. J. 1824 hatte nach den Beobachtungen des Herrn Staatsraths von Seeger auf der Markungslinie von Wangen eine Breite von 6000′, also beynahe 1/2 Stunde eingenommen, und der Neckar war zu Canstatt 21′ über den niedrigsten Stand angewachsen, die höchsten Eisgänge können dort 10′ hoch über den niedrigsten Wasserstand angenommen werden.
Die Orte, welche an dem Neckar unmittelbar liegen, sind: Ober- und Unter-Türkheim, Canstatt, Münster, Hofen und Mühlhausen. Brücken befinden sich zu Unter-Türkheim und zu Canstatt, s. h. Zu Ober-Türkheim führt ein Steg über den Fluß, zu Hofen besteht eine Fähre.
a. Von der rechten Seite.
Der Uhlbach oder Guckenthalbach. Ursprung in dem Kessel zu Uhlbach, Lauf durch Ober-Türkheim, Einfluß ebendaselbst. Er ist der einzige etwas bedeutende Einfluß von dieser Seite, außerdem gehen nur noch die ganz kleine Wässerlein bey Canstatt, der Diebach, der Seelbach und die Ausflüsse der Canstatter Mineralquellen, welche letztere jedoch nicht unbeträchtlich sind, in den Neckar.
b. Von der linken Seite.
Der Dürrenbach. Ursprung in dem Falschklingenbach, 1 St. oberhalb Roracker, und in einem von Sillenbuch herkommenden Bächlein, sodann in dem Dürrenbach selbst, der aus den Bergen zwischen Wangen und Roracker kommt, und den erstern unterhalb Roracker aufnimmt; er lauft durch Hedelfingen, nimmt vor dem Dorfe noch den aus der Gegend von Heumaden herkommenden Katzenbach auf, und ergießt sich unfern Hedelfingen in den Neckar. Der Bach ist klein, treibt jedoch in Hedelfingen eine Mahlmühle.
Das Gaisburger Bächlein, das von der Bürglischen Rothfärberey benutzt wird, und dort in den Neckar geht.
Der Nesenbach, Einfluß zu Berg, s. Stuttgart.
Der Feuerbach. Er entspringt bey Botnang, läuft durch Zatzenhausen und Mühlhausen, und fällt bey letzterm Ort in den Neckar. Zu Zatzenhausen treibt er eine Mahlmühle, eben so auch eine zu Zuffenhausen.
| Zwischen dem Nesenbach und dem Feuerbach fließen noch 3 kleine Wässerlein ohne Namen in den Neckar. 1) Das Haldenbächlein zu Canstatt, an dem in alten Zeiten eine Mühle stand, s. Canst. 2) Die Lohhausquelle bei der Fabrik zu Canstatt, die ein Wasserrad der Fabrik treibt. 3) Das Tappachbächlein bey der Freysteiner Kelter unterhalb Münster, das aber bald vertrocknet.Der Stettener Bach. Er entspringt im Eßlinger Walde, lauft durch Stetten, wo er 2 Mühlen treibt, und fällt bei Endersbach, vereint mit dem Strümpfelbach, der bey Schanbach beginnt, in die Rems.
Der Haldenbach zwischen Stetten und Rommelshausen, an dem Fuße des Kapelberges, der dort periodisch eine Ölmühle treibt und ebenfalls bey Endersbach in die Rems geht.
Eigentliche Seen gibt es keine, nur einzelne kleine Weiher und Teiche, welche zusammen 47/8 M. einnehmen, sind noch vorhanden, hauptsächlich zu Stetten, Felbach und Hedelfingen. Daß es aber ehemals mehrere und auch größere Seen gegeben habe, beweisen die noch vorhandenen Namen, z. B. die Seewiesen zu Canstatt am Seelberg, die Seegasse oder Seugasse ebendaselbst, des großen Neckarsees nicht zu gedenken, der in der Vorzeit das Canstatter Thal bedeckt hat, s. o. Der Flächenraum, welchen die Gewässer zusammen einnehmen, beträgt 4441/8 Morgen.
Standpunkte. | Üb. d. Neckar b. Canst. | Üb. d. M. | |
Würt. F. | P. F. | P. F. | |
Canstatt, Neckar unter dem Wehr | 0 | 0 | 669 (758 W. F.) |
Mühlhausen, Neckar b. d. Mühle | − 20 | 17 | 652 |
Münster, Neckar, Niv. | − | 54 | 665 |
Berg, Wasserhaus, Neckar, Niv. | + 17 | 15 | 684 |
Ober-Türkheim, Neckar, Niv. | 35 | 31 | 700 |
Rosenstein, b. d. K. Landhaus, Niv. | 104 | 91 | 760 |
Rosenstein, an der Spitze der Brag, Niv. | 193 | 170 | 839 |
Stetten, am Ochsen, Sch. | 161 | 142 | 811 |
Wangen, an der Kirche, Sch. | 215 | 190 | 859 |
Uhlbach, Bach an der Kirche, Sch. | 251 | 221 | 890 |
Standpunkte. | Üb. d. Neckar b. Canst. | Üb. d. M. | |
Würt. F. | P. F. | P. F. | |
Waiblinger Straße, Höhe, Sch. | 264 | 233 | 902 |
Roracker, im obern Theil, Sch. | 292 | 258 | 927 |
Felbach, am Löwen, Sch. | 328 | 290 | 959 |
Canstatter Heide, G. | 537 | 474 | 1143 |
Leheneichlein | 661 | 583 | 1252 |
Feuerbacher Heide, G. | 677 | 597 | 1266 |
Rotenberg, Capelle, Boden, G. u. Br.[4] | 687 | 606 | 1275 |
Katzenbuckel, Sch. | 854 | 753 | 1422 |
Catharinen-Linde, G. | 864 | 762 | 1431 |
Kapelberg, Linde, G. | 877 | 773 | 1442 |
Kernberg, bey Rotenberg, Sch. | 1017 | 897 | 1566 |
Die tiefern Punkte liegen in der Formation des Muschelkalks, die andern in der Keuper-Formation. Die Formationsgrenze zwischen beyden liegt am Fuße des Rotenbergs 833 P. F. über der Meeresfläche.
Wenn schon in Hinsicht auf die Abwechslung der Gebirgsformationen die Gegend von Canstatt zu den interessantesten des Königreichs gehört, indem sich auf der kleinen Fläche von anderthalb Quadratmeilen sieben verschiedene Gebirgsformationen vorfinden; so gewährt sie noch überdieß durch die zum Theil sehr deutlich aufgeschlossenen Schichtenfolgen dieser Formationen, zum Theil durch die Überbleibsel vorweltlicher Thierarten dem Beobachter ein besonderes Interesse.
Die in dem Oberamt Canstatt sich vorfindenden Gebirgsformationen sind:
1) Der Muschelkalk. 2) Der Keupergyps und Keupersandstein. 3) Der Liaskalk. 4) Der Süßwasserkalk. 5) Das Kalkstein-Conglomerat des Rosensteins. 6) Lehm. 7) Torf oder fossiles Holz.
Der Muschelkalk zieht sich von den obern Neckargegenden am linken Neckarufer und am Fuße des Schwarzwaldes gegen die untere Neckargegend hin, und bildet| eigentlich die Thalsohle und somit die Thal-Ausfüllung zwischen den links und rechts des Neckars höher gelegenen Gebirgszügen, welche alle auf dem Muschelkalk aufgelagert aus Keupersandstein bestehen. Er macht daher das Liegende des ganzen Oberamts links von der Chaussee nach Waiblingen aus, tritt aber auch in der Gegend von Felbach rechts dieser Chaussee wieder zu Tag aus und bildet somit zugleich den Fuß des Rotenbergs, an dessen westlichem Abhange. Da nur allein die ausgehenden Schichten dieser Formation auf eine Höhe von 24–30 Fuß entblößt sind, so finden sich auch nur einige Schichtenglieder derselbigen namentlich am Rotenberge ausgezeichnet vor, und diese bestehen aus: 1) etwas feinkörnigem rauchgrauem Muschelkalk mit kleinen Terebratuliten; 2) rauchgrauem Muschelkalk mit Kalkspathtrümmern, Eisenoxyd und einer Rinde von Erdpech; 3) mehrere Schichten ockergelben Sandmergels mit Trigonella curvirostris, Mytulites socialis, Bruchstücken von Knochen von Ichthyosaurus Lünevillensis (?) und einzelnen kleinen Zähnen, hin und wieder mit einem rindenartigen Überzuge von Blau-Eisenerde; 4) mergelartigem Muschelkalke mit Drusenhöhlungen, welche mit kleinen Kalkspathkristallen ausgefüllt sind; 5) gelblich braunem Thonmergel mit pyramidalisch krystallisirtem Kalkspath; 6) einem bituminösen Muschelkalk mit Kalkspathtrümmern. Der im übrigen Theile des Oberamts aufgelagerte Muschelkalk links der Chaussee nach Waiblingen bietet mit einigen Abänderungen die ähnlichen Schichtenfolgen dar, weist jedoch theilweise einige andere Species von Petrefacten auf, die sich auf die Geschlechter von Myacites, Trigonella, Terebratulites und Mytulites beschränken. Auf die großen Muschelkalk-Brüche bey Zuffenhausen werden wir seiner Zeit kommen.Der Keuper-Gyps zeigt sich von den Anhöhen bey Felbach an auf den Muschelkalk aufgelagert und zieht sich am Rotenberg, dessen Höhe er beynahe ganz bildet, bis über Unter-Türkheim am rechten Neckarufer aufwärts; außerdem findet er sich auch beym Brag-Wirthshaus, wo er mit dem bedeutenden Gypslager von Feuerbach, das sich bis gegen Kornthal hinzieht, zusammenhängt. Auch an dem Rotenberge ist seine Schichtenfolge sehr deutlich aufgedeckt. Wie in andern Gegenden Würtembergs, bildet auch hier der dichte gräulichweiße Gyps die Sohle des auf Muschelkalk aufliegenden Flözes, auf welchem dann der graue mit Schieferthon durchzogene, der weiße mit Gypsspath und fasrigem | Gyps und zuletzt der rothe aufliegen, der dann gewöhnlich mit einer Schichte von einem weicheren körnigblättrigen Gyps bedeckt ist. Zwischen diesen Schichten liegen theils rothe und graue Mergel-Lagen, theils festerer, rauchgrauer Schieferthon. Bey den körnigen Abänderungen und namentlich bey dem weißen Gyps scheint sich die Tendenz zur Krystallisation im Gypsspathe rein, in dem fasrigen Gyps als Annäherung zur Kristallisation zu finden. Die rothe Farbe erscheint auch hier constant nur in den obern Schichten, wohl vorzüglich als Folge von Infiltration entweder durch Eisen oder Braunstein hervorgerufen. Die Gypsflöze auf der Felbacher Höhe sind nur 10–12 Fuß abgebaut und daher findet man bey ihnen nur die grauen Abänderungen, doch hin und wieder mit schönem fasrigem Gyps in 1/2 Zoll mächtigen Schichten und bisweilen scheinen auch kleine Trigonellen wie am Asperg in demselbigen vorzukommen. Die Gypsflöze auf der Höhe beym Brag-Wirthshause gehören ebenfalls den obersten Schichten an, da solche meist aus grauem, mehr körnigem Gyps mit häufig durchsetzendem Schieferthon und grauem Thonmergel bestehen; der dichtere Gyps, auf welchem sie ohne Zweifel aufruhen, findet sich tiefer unten in der Nähe von Feuerbach.
Der Keupersandstein. Diese erst seit ungefähr 10 Jahren bestimmte Gebirgsart bildet nach dem Muschelkalk den größern Theil des Oberamts und konstituirt die höher gelegenen Theile desselben; namentlich bestehen die Höhen von Rotenberg, Uhlbach, der Gebirgsrücken, den der Kapelberg bis gegen Schanbach hin bildet, die Höhen von Stetten und Rommelshausen ganz aus demselben, sodann findet er sich wieder auf den Anhöhen bey dem Brag-Wirthshause bis gegen Zuffenhausen, namentlich in der Gegend vom Burgholz, wo derselbige, wie im Zabergau und im untern Neckarthale, gewöhnlich kuppenförmig auf dem, den Fuß der kleinen Berge bildenden, Muschelkalk aufgelagert ist. Auch hier findet man, wie in der Gegend von Stuttgart, den Schichtenwechsel der für Würtemberg so ausgezeichneten Gebirgsformation recht deutlich aufgeschlossen. Hinter dem Dorf Rotenberg zeigt sich zuerst die Auflagerung auf dem Keupergyps, ausgezeichnet durch den daselbst einbrechenden feinkörnigen ölgrünen Thonsandstein, in welchem die bedeutenden Steinbrüche angelegt sind, welche zum Theil das Baumaterial zu den schönen Bausteinen der Kapelle auf dem Rotenberge lieferten; diese Schichte enthält in der Regel | keine Pflanzen-Abdrücke, sondern bloß hin und wieder Drusen, welche mit einer Rinde von graulichweißem in kleinen Rhomben kristallisirtem Kalkspathe ausgefüllt sind. Der gelblichgraue feinkörnige Keupersandstein mit Schilfabdrücken findet sich auf diesem aufgelagert in den höheren Schichten, in denen besonders schöne Stämme von Calamites nodosus nach Schlotheim, von 1/2–5″ Durchmesser, welche alle 3–6″ gegliedert, plattgedrückt, der Länge nach feingestreift und häufig mit Braunkohle überzogen sind, vorkommen. Auf diesem Schilfsandstein sind mächtige Lager von grauem, leberbraunem und grünlichgrauem Thonmergel (Leberkies) aufgelagert, auf welchen sodann der feinkörnige weiße Thonsandstein (der Stuttgarter Stubensandstein, welcher die Anhöhen des Bopsers und Hasenbergs daselbst bildet) aufgelagert ist, in dem außer Nestern von Braunkohlen, die manchmal der Pechkohle sich nähern, und außer kleinen Drusen von röthlichweißem Baryt und faustgroßen Drusen, mit krystallisirtem Kalkspath ausgekleidet, welche sich in dem Mergel hin und wieder finden, keine fremdartigen Mineralien vorkommen. Die Anhöhen vom Kapelberg und dem von ihm auslaufenden, gegen Süden sich ziehenden Gebirgsrücken, bestehen hauptsächlich aus demselbigen. Auf diesen Mergellagern liegt der quarzige Sandstein, der sich besonders ausgezeichnet bey Stuttgart auf der Gänsheide findet, in Flözen von 25–30′ mächtig aufgelagert, bis jetzt sind keine Sandsteinkrystalle in demselbigen, welche auf der Gänsheide so charakteristisch vorkommen, bekannt, er ist übrigens von etwas gröberem Korne als die beiden unteren Schichten, ist durch das quarzige Bindemittel härter, als die vorhergehenden, welche sich durch ihr thoniges Bindemittel mehr als Thonsandstein charakterisieren. Die Farben dieses Quarzsandsteins wechseln zwischen dem gräulichweißen, gelblichgrauen und röthlichweißen; er findet sich hauptsächlich auf den Anhöhen bey Stetten und am Kapelberg bey Felbach und zieht sich bis gegen Eßlingen hin, woselbst hinter dem Landolins-Thore ein bedeutender Steinbruch in demselben angelegt ist[5].
| Der Liaskalk. In dem kleineren höher gelegenen Theile des Oberamts, welcher auf dem linken Neckarufer die Höhen von Wangen, Roracker und Sillenbuch begreift, | findet sich der Liaskalk auf den erhabeneren Punkten auf dem Keupersandstein aufgelagert. Wie auf den Fildern, so findet sich auch hier diese Formation in Hinsicht auf ihre Schichtenfolge bey weitem nicht so deutlich aufgelagert, als in der Nähe der Alp, und es kommen hier von den fünf Schichtengliedern nur zwey vor, der eigentliche Liaskalk und der verhärtete Liasmergel mit den weichern Mergelschichten. Der Nagelkalk, Liasschiefer und Liassandstein finden sich hier nicht anstehend[6].
| Der Süßwasserkalk. Kein Land in Deutschland mag wohl so viele Abänderungen des Süßwasserkalks, sowohl in den Formenverhältnissen, der Farbe, dem Bruch und der Dichtigkeit aufzuweisen haben, als Würtemberg und so bietet auch die Gegend von Canstatt dem Geognosten manches Ausgezeichnete dieser Gebirgsformation dar. Der Süßwasserkalk bildet die Sohle, auf der Canstatt gebaut ist, zieht sich östlich gegen den Sulzerain und auf dem linken Neckarufer weiter nach Münster hinab fort. Die Auflagerung des Süßwasserkalks möchte wohl hauptsächlich auf dem Muschelkalk statt finden; so viel mir bekannt, wurde derselbige aber wegen des in mehrerer Teufe statt findenden Zudrangs von Wassern noch nie durchsunken. Die Schichtung desselbigen ist in der Regel ziemlich constant. Von Tag nieder, gleich unter der einige Fuß mächtigen Dammerde, liegt röthlichgrauer Leimen 12′ mächtig, in dessen Mitte sich 3 über einander liegende nur 6″ von einander entfernte Schichten von braunlichgrauen Mergelkugeln von Nuß- bis zu Eigröße finden. Unterhalb dieser liegt eine 1 Fuß mächtige Schichte eines größtentheils aus Sumpfpflanzen bestehenden Süßwasserkalks, der theils auf den Ablösungsflächen, theils in den Räumen, welche die incrustirten Pflanzentheile bilden, mit einem rindenartigen Anflug von Mondmilch überzogen ist, welche gegen das dunkle Dachflöz sehr auffallend absticht; unter dieser folgt eine 4 Fuß mächtige Schicht eines ockergelben, sehr feinkörnigen, ganz zerreiblichen Kalkmergels, in dem sich viele kleine Heliciten, Planorben und Lymnäen und häufig nuß- und eigroße, plattgedrückte Kugeln eines festern Kalkmergels finden; nach | diesem folgt eine Schicht von ockergelben Süßwasserkalk, der beinahe ganz aus incrustirten Pflanzentheilen der Conferva fontinalis, Equisetum palustre, Carex, so wie aus Blätterabdrücken von Betula alnus und Salix amygdalina besteht, und in dem häufig ein rindenartiger Überzug von dichtem Brauneisenstein und Brauneisenocker sich angesetzt findet; überdieß kommt auch noch ein sehr schöner, graulichweißer, gerad- und zartfasriger, oft zollmächtiger, rindenartiger Arragonit auf den Ablösungsflächen und in dessen Drusenräumen vor. Dieser Süßwasserkalk geht allmählig durch das Zurücktreten der Pflanzentheile in einen äußerst festen, gelblichgrauen, beynahe ganz dichten, dem Jurakalk sehr ähnlichen, beim Zerschlagen auffallend klingenden Süßwasserkalk über, der bis auf eine Tiefe von 12′ abgebaut ist, vielleicht aber noch einmal so tief niedersetzt. Ähnliche Verhältnisse zeigen sich in den übrigen Steinbrüchen und auch bey Münster, nur unter dem Lagerhause in Canstatt, wo vor einigen Jahren bey Gelegenheit des Fundamentgrabens ein Süßwasserkalkflöz aufgedeckt wurde, fand sich ein durchaus licht-aschgrauer aus lauter Carex- und Arundo-artigen Pflanzen bestehender Süßwasserkalk, bei dem die einzelnen Pflanzenfasern bisweilen mit einem rindenartigen Anflug von Schwefelkies überzogen waren.
Das Kalkstein-Conglomerat. An den beiden Ufern des Neckars unterhalb Unter-Türkheim, Gaisburg, Berg und Canstatt und zum Theil im Flußbette des Neckars selbst findet sich ein Conglomerat angelagert, das größtentheils aus Geschieben des Jurakalks (Neckarkies) besteht und durch ein kalkerdiges, eisenschüssiges Bindungsmittel sehr fest zusammengebacken ist. Ohnerachtet sich ähnliche Conglomerate am untern Neckar bei Heilbronn, Neckargartach u. s. w. finden, so ist doch keines derselben so ausgezeichnet und von der Ausdehnung, wie das bey Canstatt. Es findet sich schon unterhalb Unter-Türkheim und streicht über den Seelberg mit dem Süßwasserkalke an der Uffkirche vorüber gegen den westlichen Abhange des Sulzerains und von da über die Katzensteige gegen die Steinhalden hin, lauft sodann durch das Neckarbett oberhalb der Canstatter Brücke gegen den Kahlenstein hin, wo es früher, als noch der Berg nicht abgetragen war, auf eine Höhe von 60–70 Fuß sich angelagert vorfand. Außerdem findet es sich auch noch an den Anhöhen von Gaisburg und Berg angelagert und bildet meistentheils die Anhöhe des letzteren, wo es alsdann | mit dem Süßwasserkalk-Lager gegen Stuttgart hin zusammenhängt. Die Lagerung desselben zeigt sich am Sulzeraine deutlich auf dem Süßwasserkalke, ob es im Neckarbette selbst auf Muschelkalk, der weiter unterhalb Canstatt die Thalsohle und die Sohle des Neckarbettes bildet, aufgelagert sey, ist mir unbekannt; am vormaligen Kahlensteine fand es sich aber auf Keupermergel angelagert und ist wieder mit einer Sandschichte bedeckt, auf der eine Mischung von Thon, Dammerde und Mergel mit Geschiebe von Keupersandstein ruhen, und gehört demnach zunächst zur Dilluvialformation.
Eine eigentliche regelmäßige Schichtung findet man nicht bey diesem Konglomerat selbst, welches in seiner Mächtigkeit und nach der muldenförmigen Auflagerung, in der es sich öfters zeigt, von 3–4 Fuß bis zu so viel Lachter wechselt, wohl aber zeigt es sich in denen im nachfolgenden beschriebenen Gliedern dieser Dilluvialformation eine deutliche Schichtung. Seine Bestandtheile sind die Geschiebe des Neckars, welche die Größe von 1/2 Cubikfuße bis zur Erbsengröße herab haben, zum größern Theile aus Jurakalk-Geschieben der würtembergischen Alp bestehen, denen aber doch auch Geschiebe des Lias, Liasschiefer und Liassandstein beigemischt sind, welche, fast immer etwas plattgedrückt, durch den gewöhnlichen Süßwasserkalk, der sehr stark mit Eisenoxyd gemengt ist, so fest verbunden sind, daß beim Zerschlagen meist eher die Geschiebe als das Cement zerspringen. Von fremdartigen Fossilien ist dieses Kalksteinconglomerat ganz leer.
Der Lehm. Er findet sich am rechten Neckarufer, von Unter-Türkheim an bis gegen Münster hinab, mehr oder weniger mächtig, auf den Süßwasserkalk oder das Kalksteinconglomerat eingelagert. Seine Farbe ist meist licht gelblichgrau, die Bestandtheile desselben sind Thonerde mit etwas Kalkgehalt, feiner Quarzsand mit einem Antheil von Eisenoxyd. An dem Seelberg, wo derselbige schon seit langer Zeit technisch zum Ziegelbrennen u. s. w. benutzt wird, fanden sich im Jahre 1816 die bedeutenden fossilen Thierreste, wovon unten die Rede ist.
Grand- Sand- und Geschiebe-Ablagerung. Diese bildet vorzüglich den Rosenstein und ist bei Gelegenheit der Erbauung des königlichen Landhauses auf demselben vorzüglich deutlich aufgeschlossen worden, worüber Herr Hofrath von Seyffer in der 2. Abtheilung der würtembergischen| Jahrbücher vom Jahre 1830 eine gediegene Abhandlung geliefert hat. Diese Dilluvial-Ablagerung liegt meistentheils auf dem Kalkstein-Conglomerat, so daß zuerst Sand mit einem mehr oder weniger eisenschüssigen, häufig auch viel Braunsteinkalk enthaltenden Lehmlager sich zeigt, was dann südlich und südwestlich in eine Mischung von Thon, Dammerde und Geschieben von dem Keupersandsteine und zum Theil auch vom Lias, aus der Umgegend von Stuttgart hergeschwemmt, übergeht, über dieser Geschiebeablagerung liegt dann eine mehr oder minder humusreiche Dammerde mit mehr oder weniger Thon, Sand und Mergel vermischt; erstere geht an manchen Stellen in eine Art von Zieglerlehm, an andern in einen schwärzlichgrauen Schieferthon über. In dem oben bemerkten Sandlager finden sich mehrere fossile Thierreste. In dem mit Lehm gemischten Sandlager findet sich auch hin und wieder Holzstein und hohle, plattgedrückte Kugeln von Thoneisenstein und verhärtetem Lehm.Torf-Bildung. Diese fand sich ebenfalls nach der Beschreibung des Herrn Hofrath von Seyffer in der Nähe des Pavillons vom Rosenstein auf dem Ausgehenden der Dilluvial-Ablagerung in dem oben erwähnten Töpferthone, in einer Tiefe von 12 Fuß unter der Oberfläche, in einem Fall von O. nach W. von 31/2°, auf einer Erstreckung von 28 Fuß, und einer Mächtigkeit in der Mitte von 31/2 Fuß. Er bestand größtentheils aus platt- und sehr fest zusammengedrückten Stämmen, Zweigen und Wurzeln der gemeinen Birke, mit gut erhaltener Rinde; das Holz fand sich mehr oder weniger in Braunkohlen umgewandelt, außerdem kam auch noch sehr gut erhaltenes Eichenholz mit Kelchen von der Frucht, unbekannten Baumblättern und Wasserpflanzen, worunter eine Equisetum-Art war, vor, mit Knospen von einer Salix-Art und Spuren von Insecten. Das Dach dieses Torflagers bildete ein schwärzlichgrauer, wasserfester Thon. Eine ähnliche, isolirte Torfbildung fand sich vor ungefähr 40 Jahren auf der Brag vor, bei welcher übrigens der Niederschlag sich mehr als Rasen-Torf zeigte.
Eine kurze Aufzählung der in diesen Gebirgsformationen vorkommenden ausgezeichneteren einfachen Mineralien dürfte für den Sammler nicht ohne Interesse seyn.
A. Im Muschelkalk. 1) Graulichweißer Kalkspath, theils derb in ziemlich großen Massen als Ausfüllung von leeren Räumen,| theils in halbzollgroßen Rhomben krystallisirt, in den obern Schichten des Muschelkalks, besonders schön bey Schmieden und auch bey Zuffenhausen. 2) Erdpech, theils klein traubig, theils aber rindenartiger Überzug in den obern Schichten des Muschelkalks am Fuße des Rotenbergs. 3) Blau-Eisenerde als dünner, rindenartiger Überzug in den obersten Schichten des sandigen Kalkmergels am Fuße des Rotenbergs.B. Im Keupergyps. 4) Fasriger graulichweißer Gyps in den mittlern Schichten des Keupergypses am Rotenberg und in den Gypsbrüchen bey Felbach. 5) Perlgrauer, späthiger Gyps als rindenartiger Überzug und in kleinen unvollkommenen Tafeln auf dem Schieferthon des Keupergypses und auf dichtem Gyps; in den mittlern Schichten des Keupergypses vom Rotenberg und hin und wieder in den untern Schichten bey Felbach. 6) Ziegelrother und schneeweißer, sehr feinkörniger Keupergyps aus den obern Schichten des Keupergypses am Rotenberg und bey Unter-Türkheim.
C. Im Keupersandstein. 7) In kleinen Rhomben krystallisirter, schneeweißer Kalkspath, die innern hohlen Räume von Mergelkugeln ausfüllend, am Fuße des Kapelbergs bey Felbach. 8) Graulichweißer Faserkalk als 1/4 Zoll starker, rindenartiger Überzug, auf den Ablösungen eines röthlichbraunen, eisenschüssigen Thonsandsteins vom Kapelberg. 9) Schwerspath in kleinen, hahnenkamm- und halbkugelförmigen zusammengehäuften, gelblichweißen Kristallen in den Höhlungen der Kugeln des verhärteten Keupermergels. Kapelberg. 10) Gelblichweißer, blättriger Schwerspath, in unvollkommenen Tafeln, in den obern Keupersandsteinschichten des Kapelbergs.
D. Im Liaskalk. 11) Späthiger Gyps, gelblichbraun, in kleinen, säulenförmig zusammengehäuften Kristallen, auf dem Kalkmergel in den obern Lias-Schichten des Bopsers. 12) Feineingesprengter, blättriger Bleiglanz, in einem bläulichgrauen Liaskalk, in den mittlern Schichten der Liasformation des Bopsers.
E. Im Süßwasserkalke. 13) Arragonit, graulichweiß, als zollmächtiger, rindenartiger Überzug auf den Klüften des Süßwasserkalks und in kleinen Schnüren und Plättchen diesen durchsetzend. Sulzerain bey Canstatt. 14) Ockergelber Kalkmergel in mehreren Fuß mächtigen Flözen oberhalb dem dichtern Süßwasserkalk, am Sulzerain. 15) Dichter Brauneisenstein, als rindeartiger Überzug, in den Klüften des Süßwasserkalks am Sulzerain.
F. In den Dilluvial-Ablagerungen. 16) Schwärzlichbrauner Holzstein, als Gerölle auf dem Rosenstein.
|Wir theilen hier noch ein Verzeichniß der Versteinerungen mit, welche in den Gebirgsarten des Oberamtsbezirks gefunden werden, soweit dieselben bis jetzt näher beobachtet und untersucht worden sind.
Im Muschelkalk. 1) Myacites elongatus v. Schlotheim. In den mittleren Schichten des dichten Muschelkalks bey Schmieden und Zuffenhausen. 2) Myacites musculoides v. Schloth. Ebendaselbst. 3) Trigonia vulgaris Voltz. In den mittleren Schichten des dichten Muschelkalks bei Schmieden. 4) Trigonia curvirostris Voltz. In den dolomitischen Schichten des Kalkmergels am Rotenberg. 5) Plagiostoma laevis v. Schloth. In dem dichten Muschelkalk bei Felbach. 6) Terebratulites vulgaris orbiculatus v. Schloth. In dem dichten Muschelkalk bey Schmieden und Zuffenhausen. 7) Mytulites socialis v. Schloth. Ebendaselbst. 8) Mytulites eduliformis v. Schloth. In den dolomitischen Schichten des Kalkmergels am Rotenberg. 9) Eine kleine, noch nicht bestimmte Bivalve in den obern Schichten des Muschelkalks am Rotenberg.
Im Liaskalk. 1) Ammonites rotiformis. Sowerby. Ein vollständiges, großes, 9 Zoll im Durchmesser haltendes Exemplar wurde vor einigen Jahren in den obern Mergelschichten gefunden. 2) Eine kleine, nicht bestimmte Species der Ammoniten in den obern Mergelschichten des Bopsers. 3) Eine einen Zoll im Durchmesser haltende Ammonitenspecies im untern Liaskalk mit Mytulites gryphoides am Bopser. 4) Chamites punctatus v. Schloth. Lose in den obern Mergelschichten des Bopsers. 5) Pleuronectites discites v. Schloth. Im Liaskalk der untern Schichten des Bopsers. 6) Mytulites gryphoides v. Schloth. In den untern Schichten des Liaskalks am Bopser. 7) Eine nicht zu bestimmende Species von Euomphalus oder Solarium im untern Liaskalk am Bopser.
Im Süßwasserkalk. In der sandigen Schichte des Kalkmergels oberhalb des festen Süßwasserkalks finden sich nachfolgende Süßwasserconchylien lose: 1) Helix nemoralis Lin. 2) Helix hispida Lin. 3) Helix pulchella Dr. 4) Linnaeus pereger Dr. 5) Pupa muscorum Df. 6) Achatia lubrica Menke. 7) Planorbis spirorbis Müller. 8) Clausilia plicatula Dr. 9) Carocolla lapicida Dr. 10) Lymnaea pyramidalis Lm. Helix hispida findet sich hin und wieder in den untersten Schichten des Süßwasserkalks eingewachsen.
Im Lehm. In der obern Lehmschichte, welche das Dachflöz der Liasformation auf dem Bopser bildet, finden sich nachfolgende,| nicht fossile, sondern in der Umgegend noch lebende, Süßwasserconchylien lose: 1) Helix pomacea. 2) Helix hortensis. 3) Helix ericitorum in einigen kleinen Abänderungen in Beziehung auf Größe und dergleichen.Von einigen Pflanzenversteinerungen wird weiter unten die Rede seyn.
Eine Hauptmerkwürdigkeit des Bezirks und insbesondere der Gegend von Canstatt machen die Thierreste aus, welche man dort aus dem Schoße der Erde gräbt. Un lieu bien célèbre par les nombreux ossements d’elephant et d’autres animaux étrangers, qu’il a fournis, est la ville de Canstatt sur le Neckar, sagt Cuvier in den Annales du Museum d’histoire naturelle. Außer Canstatt hat man ihre Entdeckungen zu Unter-Türkheim, Münster und Zatzenhausen gemacht. Ihre Lagerstätten sind in der Regel aufgeschwemmter Leimen, zum Theil auch Süßwasserkalk und Sand. Man findet sie darin in verschiedener Höhe von 30 bis 80′ über dem Neckar, zu Unter-Türkheim sogar einige hundert Fuß hoch. Es sind Zähne und Knochen von solchen Thieren, welche zum Theil aus der Reihe der jetzigen Schöpfung ganz verschwunden sind, und einer dunklen Vorzeit angehört zu haben scheinen, hauptsächlich aber von dem Mammuth. Der erste bekannte Fund wurde zu Canstatt 1700 gemacht. Er bestand in mehr als 60 Stoßzähnen von dem Mammuth und vielen Resten von andern Thieren, welche, wie sich neuerlich gezeigt hat, in der Nähe der Uffkirche, an der gegen den Sulzerain hinlaufenden Anhöhe, ausgegraben worden sind.
Die Gegenstände wurden in das Naturalien-Cabinet nach Stuttgart gebracht, ein Theil der Stoßzähne aber unter dem Namen „Einhorn“ in der Apotheke zu Canstatt niedergelegt. Eine nähere Beschreibung davon lieferte zuerst eine Dissertation von Dr. Spleiß, die den Titel führt: Oedipus osteolithologicus seu Dissertatio historico-physica de cornibus et ossibus fossilibus Canstadiensibus. Scaphusae 1701.
| Später wurden auf dem angrenzenden Seelberge in einer Leimengrube von Zeit zu Zeit einzelne Entdeckungen gemacht, und durch die Aufmerksamkeit, welche unsere vaterländischen Naturforscher, insbesondere Kielmayer, Jäger und Autenrieth, darauf richteten und durch die ausgedehnteren Untersuchungen von Cuvier sowohl in den oben angeführten Annalen, als auch in seinen Recherches sur les ossiments fossils wurde die Sache ins gehörige Licht gestellt.Der zweyte bedeutende Fund wurde 1816 gemacht. Auf einem Besuche, welchen der Verfasser dieses Hefts am 29. September der Grube machte, fand er viele Trümmer von Knochen und Zähnen, welche beim Leimengraben auf die Seite geworfen worden waren. Der Reichthum der Ausbeute, welchen eine auf diese Beobachtung unternommene oberflächliche Nachgrabung gewährte, veranlaßte ihn zu einer Anzeige. König Friedrich ließ eine öffentliche Nachgrabung veranstalten. Schon in den ersten Tagen der Ausgrabung wurde eine Ausbeute gewonnen, welche in Erstaunen setzte. Der König verfügte sich selbst in die Grube, es war wenige Tage vor seinem unerwarteten Hinscheiden. Die ausgegrabenen Gegenstände bestanden wieder in einer Menge von Mammuthszähnen und Knochen, Zähnen und Knochen von einer Rhinoceros-Art und von andern Thieren. Der merkwürdigste Fund bestand in einem Neste von 13 Stoßzähnen, welche mit Backenzähnen vermischt beisammen lagen und auch ganz so ausgehoben worden sind. Die Stoßzähne waren zum Theil von ganz ungeheurer Größe. Einer derselben, wovon leider der Anfang und das Ende verloren gingen, hatte an seinem dicken Theile noch einen Umfang von mehr als 3 Fuß. Dieser Fund wurde ungefähr 16′ unter der Oberfläche im Leimen gemacht.
Der dritte Hauptfund wurde bey der Abgrabung des Kahlensteins 1823 gemacht. Er bestand wieder hauptsächlich in Mammuthsresten, worunter ein Stoßzahn von 16′ 7″ Länge war.
| Im Ganzen wurden allmählig zu Canstatt Reste von folgenden Thieren aufgefunden: von dem Mammuth, Nashorn, von einer Hyänenart, von dem Pferde, dem Ochsen, dem Wolf, dem Schweine, von einer sehr großen Hirschart, von dem gewöhnlichen Hirsch und Rehe und von mehreren kleinen Säugethieren.Wie diese Thiere in unsere Gegend gekommen, darüber müssen wir auf andere Schriften über den Gegenstand verweisen. Sehr wahrscheinlich waren sie einheimisch, sind durch irgend eine gewaltige Veränderung auf unserer Erde zu Grunde gegangen, und durch eine zweyte, von der ersten nicht sehr entfernte Umwälzung so zusammengeschwemmt worden, wie man sie jetzt findet. Weitere Nachrichten über die Entdeckungen sind zu lesen in meinem „Canstatt“ S. 17 u. ff. in den Würt. Jahrbüchern 1818 S. 64 u. ff. mit einer Abbildung, sodann von Professor Jäger 1820 S. 164 u. ff., 1822 S. 324; von Hofrath v. Seyffer ebend. 1830 S. 311 etc., ferner in Gilberts Annalen der Physik 1817, 57. St. S. 322 und von dem Leibarzt v. Jäger ebend. 1818, 2. St. S. 121.
Hier verdient noch die merkwürdige Erscheinung von Höhlen in den Kalktufffelsen zwischen dem Sulzerain und der Waiblinger Straße einer Erwähnung. Es sind Höhlen von Baumstämmen, die darin gelegen hatten und im Laufe der Zeit vermodert und verschwunden sind. In einigen derselben fand man noch die Spuren von Holz. Sie sind theils rund, theils oval, von 1 Zoll bis 21/2 Fuß im Durchmesser. Ihre Länge beträgt bey manchen über 30 Fuß ohne Verästung. Sie laufen in horizontaler Richtung fort, liegen über und nebeneinander, zum Theil nur wenige, zum Theil 20 und mehr Fuß unter der Oberfläche. Nach der Meinung mehrerer Naturforscher wären sie Höhlen von Palmstämmen, man hat jedoch neuerlich Höhlen mit sichtbarer Verästung gefunden, und theils dieser Umstand, theils die zugleich gefundenen Exemplare von Holz, so wie der Mangel von Palmblättern, während andere zärtere Blätter in Menge| vorkommen, machen jene Meinung sehr zweifelhaft. Aus ihrer horizontalen Lage möchte man auf eine Anschwemmung schließen. Indeß fand ich mitten unter denselben einen versteinerten, noch auf seinen Wurzeln stehenden Baumstumpen.Von den Pflanzen-Abdrücken, die dabey gefunden werden, war oben schon die Rede. Es sind größtentheils Abdrücke und wirkliche Übersinterungen von Baumblättern, Moosen und einer Binsenart. Besonders merkwürdig sind die bisweilen vorkommenden Abdrücke, welche Vogelfedern sehr ähnlich sind. Außerdem werden in den untersten Schichten des Keupers bey Rotenberg, so wie auf der Canstatter Heide theils Abdrücke, theils ganze Stämme von 1/2 bis 5 Zoll im Durchmesser von Calamites nodosus gefunden.
Erze werden nicht gefunden, andere Mineralien aber, welche vorkommen, sind schon oben S. 43 verzeichnet. Mineralquellen befinden sich in großer Menge und Fülle zu Canstatt, und sind in der Ortsbeschreibung bey Canstatt beschrieben.
Die Hölzer und Sträucher sind dieselben, die in allen Gegenden des Unterlandes vorkommen, und hier in dem Abschnitt „Waldbau“ noch näher angegeben sind.
Die krautartigen Pflanzen, welche wild wachsen, können wir hier um so mehr übergehen, als man dieselben in den verschiedenen Floren von Stuttgart vollständig verzeichnet findet.
Auch hier bedarf es keiner besondern Aufzählung; da sowohl die vierfüßigen Thiere, als die Vögel dieselben sind, die fast überall vorkommen, der Fische oben schon gedacht, von dem Wild im engern Sinne aber unten bey der Jagd noch die Rede ist.
- ↑ Nach einem Lagerbuche sind „nachfolgende Wäld uff Byburg bey Königlicher (Österreichischer) Regierung 1522 verkauft worden, an die Gemeinden
Ober-Türkheim 105 M.
Uhlbach 120 M.
Rotenberg 53 M.
Stetten 212 M.
Rommelshausen 148 M.
Felbach 288 M.
- Zusammen 926 M.
- ↑ Von Münster bis Hofen 6′ 6″, das weitere nach Schätzung und barom. Messung.
- ↑ Den Höhenbestimmungen, welche bis jetzt in den Oberamtsbeschreibungen, und theilweise früher schon in meiner Beschreibung von Würtemberg mitgetheilt worden sind, lag die Annahme zu Grund, daß das Beobachtungs-Zimmer der Sternwarte zu Tübingen 1183 und der Neckarspiegel unter der Canstatter Brücke 658 P. F. über dem Meere liegen. Aus einer Reihe von neuen Beobachtungen aber, welche mit correspondirenden Instrumenten zu Tübingen und Straßburg von den Herren Professoren Herrenschneider, Bohnenberger und Schübler angestellt worden sind, ergiebt sich, daß diese Punkte, worauf bisher alle andern reducirt worden, 11 P. F. höher liegen. Es sind daher alle in den früher erschienenen Heften dieses Werks mitgetheilte Höhenbestimmungen um 11 P. F. höher zu setzen, wie dieß auch in dem gegenwärtigen Heft geschehen ist. Wir bemerken hiebey noch, daß die Höhe von Straßburg über die Meeresfläche durch Nivellements festgestellt worden ist.
- ↑ Die Kapelle ist 68′ 5″ hoch.
- ↑ Die Schichtenfolge des 1478′ hohen Kapelbergs bey Felbach ist deßhalb äußerst interessant, weil solche außerordentlich viel Analoges mit der Schichtenfolge des Keupers bei Stuttgart zeigt.
Bis gegen Felbach zieht sich der Muschelkalk, auf dem an den Anhöhen Felbachs gegen den Rotenberg der Keupergyps in 12–20′ mächtigen Bänken, wie schon oben erwähnt wurde, aufgelagert ist, gleich vor Felbach an dem nordwestlichen Abhang des Kapelberges sind bedeutende über 100′ mächtige Flöze von grauem Keupermergel aufgelagert, welche auf den Ablösungsflächen gewöhnlich mit einem braunen Eisenoxyd überzogen sind; nur 4–5 Fuß über der Sohle des Mergelbruchs, der hier zum Behufe des Weinbaus gegraben wird, findet man eine Schicht Mergelkugeln, welche innen mit gelblichweißem krystallisirtem Kalkspathe ausgefüllt sind. Ähnliche Mergelkugeln finden sich unter gleichen geognostischen Verhältnissen auf der neuen Chaussee gegen Degerloch, im Stockach und häufig sonst in der Umgegend von Stuttgart. Die Mergelflöze fallen von Nordwest nach SO. unter einem Winkel von 5° gegen SO.
Oberhalb diesem grauen Mergelflöze liegt leberbrauner Mergel 30–40′ mächtig, häufig mit Nestern von spangrünem Mergel durchsetzt, auf welchem ein leberbrauner, sehr eisenschüssiger, feinkörniger Thonsandstein ruht, welcher auf den Ablösungen bisweilen sehr schönen 1/4 Zoll dicken, rindenartigen graulichweißen Faserkalk enthält; die Mächtigkeit dieses Sandsteins ist wegen des herabfallenden Mergels nicht zu bestimmen. Der gleiche Keupersandstein, der sich als Baustein vorzüglich zu Bodenplatten eignet, findet sich in dem Kienlen bei Stuttgart. – Auf diesem liegt grauer verhärteter Keupermergel, mehrere Lachter mächtig, in welchem faust- und kopfgroße Mergelkugeln vorkommen, welche in den Drusenräumen sehr niedliche halbkugelförmig zusammengehäufte kleine linsenförmige Krystalle eines gelblichweißen Baryts enthalten. Auf diesem liegt der weiße feinkörnige Thonsandstein mit sparsam eingemengtem, theils silberweißem, theils schwärzlichbraunem Glimmer (der Stuttgarter Stubensandstein), der vorzüglich an der Weißenburg und dem nordwestlichen oberen Abhange des Bopsers vorkommt und 8–10 Lachter mächtig seyn kann. Nun folgt der röthlichgraue Quarzsandstein, der sich hauptsächlich bei Eßlingen ausgezeichnet findet; er ist etwas grobkörnig und enthält häufig bohnengroße gelblichweise Thongallen und kann mehrere Lachter mächtig seyn.
Auf ihm ist ein grobkörniger graulichweißer Keupersandstein, wieder mehrere Lachter mächtig aufgelagert, dessen Körner, von Hirsen- und Hanfsamen-Größe, zwar nicht ganz wie der Quarzsandstein, durch ein kieselartiges Bindungsmittel zusammengehalten sind, indem sich häufig auch kleine Thongallen in demselben finden, welcher aber doch ziemlich fest ist. Er findet sich gleichfalls an der Weißenburg, auf dem Hasenberge und andern Orten in der Nähe von Stuttgart. Oben auf ist ein gelblichweißer ziemlich feinkörniger Thonsandstein mehrere Lachter mächtig aufgelagert, auf dem unmittelbar ein ockergelber gleichfalls etwas feinkörniger Thonsandstein liegt, und mit demselben so fest verwachsen ist, daß beym Schlagen beide Schichten erhalten werden können. In dem ockergelben Thonsandsteine zeigt sich häufig tafelförmiger Baryt, er geht in einen mehrere Lachter mächtigen Thonsand von ockergelber Farbe über, der zwar zerreiblich ist, dessen Wände aber doch fest stehen; und dieser ist wieder mit einem etwas grobkörnigen, gelblichweißen, mehrere Lachter mächtigen Thonsandstein bedeckt.
- ↑ Die Schichtenfolge dieser zwey untern Formationsglieder ist besonders auf dem obern Bopser (Sillenbucher Markung) durch die Tagbaue der Töpfer, welche hier ihren Bedarf an Töpferthon für Stuttgart und die Umgegend graben, wenn gerade solche Gruben bearbeitet werden, sehr schön aufgeschlossen. – Da sich die Schichtenverhältnisse im Allgemeinen auf der ganzen erwähnten Strecke ziemlich gleich sind, so genügt es an der Aufzählung der einzelnen Schichten in einer derzeit in Betrieb stehenden Grube, die auf der Höhe des Bopsers im Wald links von dem Weg von Stuttgart nach Kleinhohenheim eröffnet ist. 1) Von Tag nieder findet sich unmittelbar unter der 2 Fuß mächtigen Dammerde ein gelblichgrauer, stark mit Sand vermischter, eisenschüssiger Lehm, 3 Fuß mächtig, in welchem häufig faust- und mehrere Kubikfuß große Gerölle eines gelblich- und rostbraunen, meist sehr feingestreiften und zugleich sehr feinkörnigen, Liassandsteins vorkommen, welche wahrscheinlich aus der Gegend von Möhringen u. s. w., wo dieser Liassandstein zu Tag ansteht, angeschwemmt wurden; außerdem findet man in demselbigen noch 4–5 Species von großen und kleinen, meist in der Nähe lebenden, Süßwasserschnecken. 2) Bläulichgrauer, sehr dünnschiefriger, an der Luft zerfallender Liasmergel 2 Fuß mächtig, indem sich hie und da Chamites lineatus doch selten in ganzen Exemplaren findet. 3) Schwärzlichgrauer Schieferthon einige Zoll bis 1/2 Fuß mächtig, mit kleinen Ostraciten. 4) Gelblichgrauer, schiefriger, feinkörniger Liasmergel 2′ mächtig, häufig auf den Ablösungsflächen mit rindenartigem, gelblichgrauem, in kleinen Säulen krystallisirtem Gypsspath überzogen. 5) Schiefriger, sandiger, rauchgrauer Liaskalk mit viel silberweißem Glimmer in ganz zarten kleinen Blättchen, gewöhnlich mit einer 1/2–1 Zoll dicken Rinde von Eisenoxyd, 2 Fuß; hin und wieder auf den Ablösungen mit kleinen Parthieen von Fucoides aequalis, Brogniart und kleinen Schnüren eines braunsteinhaltigen Thoneisensteins besetzt. 6) Die Schichte Nr. 4 auf 12 Fuß mächtig, in welcher plattgedrückte zollgroße Knollen eines braunsteinhaltigen Bohnerzes, 3–6 Zoll große plattgedrückte Sphäroiden von gelblichgrauem und graulichweißem verhärtetem Liasmergel und eine mehrere Zoll mächtige Schichte von lichte-gelblichgrauem Liasmergel, mit einer Rinde von schwärzlichgrauem sehr weichem, fettem Schieferthone vorkommen. 7) Schwärzlichgrauer sehr feinkörniger Liaskalk 1 Fuß mächtig. 8) Rauchgrauer, etwas sandiger, schiefriger Liaskalk mit kleinen Mytuliten, Pleuronectiten und einer Species von Euomphalus oder Solarium. 9) Sehr feinkörniger, thonhaltiger, blaulichgrauer Liaskalk mit fein eingesprengtem blättrigem Bleyglanze 2 Fuß. 10) Bläulich- und rauchgrauer Töpferthon 1–2 Fuß. 11) Schwärzlichgrauer, sehr fester, sandiger Liaskalk, der Stuttgarter Pflasterstein 3–4 Fuß. 12) Gelblichgrauer, mit groben Sandsteinbrocken gemengter Thonmergel 2 Fuß. 13) Die grobkörnige oben beschriebene Keuperbreccie als das Ausgehende dieser letztern Formation. Diese Gruben, welche in bedeutender Anzahl vorhanden sind, können selten tiefer als 24–30 Fuß abgeteuft werden, weil, sobald der Töpferthon ausgestochen ist, die Grubenwasser in solcher Menge heraufdringen, daß die Grube verlassen und an einer andern Stelle eingeschlagen werden muß, worauf die Gruben mit dem Abraum wieder eingeworfen werden. Die Lage der Schichten ist selten ganz wagrecht, meist fallen solche von Nordwest nach Südost unter einem Winkel von 5° gegen das Gebirg hin.
« Kapitel A 2 | Beschreibung des Oberamts Canstatt | Kapitel A 4 » | |||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|