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Beschreibung des Oberamts Ellwangen/Kapitel B 15

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« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Ellwangen Kapitel B 16 »
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15. Röhlingen,
Gem. II. Kl., mit 1827 Einw. 1. Röhlingen, Pfarrdorf, 642 Einw., wor. 2 Ev. und 3 Isr.; 2. Dettenroden, Weiler, 66 Einw.; 3. Elberschwenden, Weiler, 60 Einw.; 4. Erpfenthal, Weiler, 124 Einw.; 5. Haisterhofen, Weiler, 103 Einw.; 6. Killingen, Weiler, 188 Einw.; 7. Neunheim, Weiler, mit Ziegelhütte und Wagnershof, 334 Einw.; 8. Neunstadt, Weiler, 146 Einw.; 9. Röthlen, Weiler, 120 Einw.; 10. Steigberg, Weiler, 34 Einw.; 11. Süßhof, Hof, 10 Einw.
Parz. 1, 4–11 ev. Fil. von Ellwangen; Parz. 2, 3 ev. Fil. von Walxheim; Parz. 10, 11 kath. Fil. von Schönenberg; Parz. 7 kath. Fil. von Ellwangen.

Der große und weitläufig gebaute Ort liegt auf beiden Seiten der (kleinen) Sechta, da wo von Nordwesten her der Schlierbach, von Osten her der Riedhaldenbach hereinkommt; 1/8 Stunde weiter oben mündet dann von Norden her die weit vom Hornberg bei Ellenberg herkommende Roth herein. Der sog. Pfahl läuft mitten durch den Ort und bildet nunmehr die jetzige Hauptstraße. Ohne Zweifel liegt Röhlingen auf der Stelle eines alten römischen Kastells (s. ob. S. 342). Ein römischer Burstel lag im Ort hart an der Sechta am linken Ufer, jetzt abgetragen; der Platz heißt noch beim „Burstelbauer“. Die Lage des Ortes ist so, daß er auf drei Seiten mit Leichtigkeit von Seen umgeben werden konnte; und gerade auf den gegen den Feind gerichteten Seiten.

Die große den Aposteln Peter und Paul geweihte Kirche steht auf dem Hügel östlich am Ort; sie stammt in ihren Hauptmauern noch aus romanischer Zeit; an der Südwand des Schiffes ist ein Rundbogenportal vermauert. Gegen Abend wurde sie in der Spätrenaissancezeit verlängert, wie das derbe Renaissanceportal an der Südwand des Schiffes zeigt. Der auch noch sehr alte mit über Eck stehenden urthümlichen Strebepfeilern besetzte | Thurm steht im Winkel zwischen dem Schiff und der Nordwand des rechteckigen Chors; 1793 wurde an den Chor angebaut. Das geräumige Innere ist im spätesten Zopfstil und an den Decken geschmückt mit großen Deckenbildern, schöne Werke von edler Zeichnung und Auffassung und wohlthuenden satten Farben, von Fidelis Bentele. Am Hauptbild der Schiffdecke, das die Bekehrung Pauli darstellt, steht Fidelis Bentele 1872; an dem des Chores derselbe mit der Jahreszahl 1871.

Große Glocke: Sancti Petre et Paule Apostolorum Principes ecclesiaeque Patroni, Orate pro nobis 1870.

Zweite Glocke: Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis. 1644.

Dritte Glocke: Sancta Ursula dives eripuit me de aere muto ut cantem in laudem Domini. Maria regina sine labe originali concepta, ora pro nobis. 1870.

Vierte Glocke: Salvos nos fecit per lavacrum regenerationis et renovationis spiritus sancti. Tit. 3, 5. 1870.

Kirche und das gleichfalls alte Pfarrhaus hat die Stiftungspflege zu unterhalten. Der Friedhof wurde 1833 am Ostsaum des Orts angelegt.

Die Dietersbacher Kapelle steht bei vier schönen Linden, nahe der Sechta links der Straße nach Zöbingen, im hübschem Rococostil, Chor gewölbt, etwas stuckirt; alte Pieta auf dem Hochaltar.

Das Schulhaus wurde 1824 erbaut; es unterrichten 2 Lehrer; eine weitere Schule besteht in Neunheim. Das Rathhaus ist etwa hundert Jahre alt und war vor 40 Jahren noch eine Bierbrauerei mit Wirthschaft.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen durch 8 laufende Brunnen, 200 Zieh- und 10 Schöpfbrunnen; zwei der starken Quellen im Ort liefern für zwei Bierbrauereien den ganzen Wasserbedarf. Außerdem haben die Parzellen Neunstadt, Röthlen, Erpfenthal, Dettenroden und Killingen laufende Brunnen mit gutem Wasser. In Haisterhofen besteht eine ziemlich große Wasserleitung mit gußeisernen Röhren, sie wurde vor einigen Jahren durch Ehmann erstellt mit einem Aufwand von 8000 M.; sie hat 3 Hydranten, 5 Feuerhahnen, 12 Hausleitungen, außerdem speist der Wasserbehälter den schönen selbstschließenden eisernen Gemeindebrunnen und den großen Springbrunnen mit 3 eisernen Schalen vor der Kapelle.

Von Flüssen und Bächen gehen über die sehr große Gesammtmarkung die kleine Sechta, genau genommen im langen Brunnen | an der Teufelsmauer, südwestlich vom Freihof, entspringend, als Sonnenbach nach Pfahlheim fließend und dort den Weiherbach aufnehmend; in die Sechta fließen von rechts die Roth, der Schlierbach und der Neunstädter Bach, von links der Riedhaldenbach, der Edelbach und der Dettenroder Bach; die größeren davon treten oft schadenbringend aus. Bei Röthlen besteht ein Weiher von 30–35 Morgen; kleinere Weiher sind noch 10 vorhanden, 2 mit 30 Ar, 4 mit 15–20 Ar, und 4 mit 12–15 Ar. Mehrere größere Weiher wurden in den letzten fünfzig Jahren trocken gelegt und meist in Wiesen verwandelt; so der 20 Morgen große Segelweiher bei Neunstadt; bei Haisterhofen ein ähnlich großer, wo jetzt die Weiherwiesen liegen; bei Röhlingen der Rothheidweiher, der Weiher am Linsenrain, der Hardtweiher, der Kanzweiher, der Weiher im unteren Gang, der Weiher am Edelbach; dann Weiher bei Elberschwenden und Dettenroden, jetzt theils Wiesengrund, theils Sumpf und Schilf.

Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht; man baut besonders Roggen, Dinkel, Gerste und Haber; und zwar weit über den eigenen Bedarf, auch der Wiesenbau ist ausgedehnt, die Obstzucht nicht bedeutend. Zwei Ziegeleien, fünf Mahlmühlen, eine Gipsmühle, zwei Sägmühlen, und zwei bedeutende Bierbrauereien bestehen. Die Weiden sind gut und betragen im Ganzen 800–1000 Morgen; sie haben in den Jahren 1870–80 jährlich 12.000 M. Pacht und 3000 M. Pfercherlös abgeworfen. Pferdezucht, Viehzucht, Schweinezucht und Schweinemast, sowie Gänsezucht ist hervorragend.

In der Pfarrgemeinde R. sind 8 öffentliche Stiftungen, die Kirchenpflege mit 7 Kapellenpflegen. Jetzt beträgt die Kirchenpflege 120.000 M., die Kapellenpflege Haisterhofen 80.000 M., Killingen 20.000 M., Dietersbach 15.000 M., Erpfenthal 5000 M., Elberschwenden, Dettenroden, Röthlen je 10.000 M.

Die Fischzucht war auch hier bis vor einigen Jahren bedeutungslos. Seit dieser Zeit wird dieselbe in den vorhandenen Weihern rationell betrieben. Auch die Sechta ist fischreich. Die Weiher werden theils von den Eigenthümern mit Fischen besetzt, theils sind sie zu diesem Zweck verpachtet. Pachterlös jährlich 20 M. Die Pachtzinse sind dermalen deßwegen sehr nieder, weil die Pächter große Kosten für Herstellung der Dämme, Ablaßdohlen etc. übernehmen mußten. Das Fischrecht in der Sechta ist mit Hofgütern, welche in der Gemeinde liegen, verbunden. Schlierbach und Rothbach gehören dem Spital Ellwangen. | Die Weiher sind Eigenthum der Gemeinden und Privaten. In den sumpfigen Weihern gedeihen Karpfen (Spiegelkarpfen) und Schleien trefflich; auch Hechte werden in den größeren Weihern gut. Die Sechta hat ziemlich Aale, viele Hechte, Barsche und Rothaugen. Außerdem gibt es viele Weißfische, Kolben, Brachsen, auch Gresslinge und Grundeln, ferner Edelkrebse in Menge. Der Rothbach und Schlierbach sind Krebsbäche, sie haben schöne Edelkrebse. Die Pächter betreiben den Fang rationell und mit gewähltester Schonung der Nachzucht. Fische und Krebse werden in dem benachbarten Ellwangen abgesetzt. (Notizen von Oberamtspfleger Steinhardt in Ellwangen, früher Schultheiß in R.)

Der Ort muß ein wichtiger Römerplatz gewesen sein; doch fand man bis jetzt außer dem r. Burstel (S. 338) noch keine greifbaren Überreste. Auf eine Besiedlung schon vor den Römern weisen die jetzt z. Theil verschwundenen Grabhügel hin. Auffallend ist auch die außerordentliche Größe der Markung, die fast bis vor die Thore von Ellwangen reicht. Durch Unterwassersetzen der breiten Thäler konnte der Ort sehr fest gemacht werden.

Der Name Röhlingens wird in älterer Zeit verschieden geschrieben, so auch Rehilingen (vita Hariolfi), Rohelingen (1167, 1255, 1259, 1261), Röhelingen (1270), Röchlingen (1367), Röhling, Rochlingen, Rölingen, Rhelingen, Rechlingen, Rählingen, und ist wohl von einem auf den Stamm hroc zurückzuführenden Eigennamen Roch, Roh abzuleiten (Förstemann, Personennamen Sp. 712 ff.), wenn nicht etwa von Rehling, eßbarer Schwamm (vergl. Buck a. a. O. 213), dem Eigennamen Recho, oder von Reh (ahd. rêh). Es selbst ist jedenfalls sehr alt, indem in der Lebensbeschreibung Hariolfs aus der Mitte des 9. Jahrhunderts bereits des Fleckens gedacht wird (vergl. S. 434), der Ort somit im genannten Jahrhundert wenigstens bereits bestand.

In der Folge wird Röhlingen zunächst als Sitz einer adeligen Familie genannt, welche auf der bereits im Jahr 1381 als Burgstall bezeichneten Burg hauste und wohl zu den ellwangischen Dienst- und Lehensleuten zählte.

Ihr gehörten an: vielleicht (wenn nicht nach Rehlingen, bayr. AG. Pappenheim) Friedrich von Rohelingen, welcher den 27. April 1167 mit anderen schwäbischen und fränkischen Herrn als Zeuge in einer im heiligen Lande ausgestellten Tempelherrnurkunde erscheint (Archival. Zeitschrift | 3, 295). Sodann: Ritter Konrad von R. im J. 1255 Zeuge Abt Ottos von Ellwangen (künftig im Wirt. Urkb. 5, 87), den 2. August 1261 bei einem Vergleich Krafts von Lohr und des genannten Abts als Thädingsmann genannt, den 21. Dezember 1270 Zeuge in einer Urkunde Abt Konrads (Steichele, Beiträge 2, 316). Ulrich von R. im Jahr 1259 Zeuge Abt Ottos und Konvents von Ellwangen. Beträchtlich später Ulrich von R. zu Westhausen, der wie an letzterem Orte, so auch zu Baiershofen und Killingen begütert erscheint (s. unten), den 12. März 1356 Bürge Wernhers von Killingen, im Jahr 1357 zugleich mit seinem Bruder Chuntz erwähnt, den 4. Juli 1363 Stifter eines Jahrtags zu Westhausen mit seiner Hofstatt daselbst genannt die Krugsselde an die dortige Frühmesse, den 9. März 1367 Bürge Abt Kunos von Ellwangen, den 17. Januar 1371 Siegler einer Urkunde Ritter Kuns von Killingen, während noch im gleichen Jahre seine Wittwe Agnes Keyferin für ihre Heimsteuer und Morgengabe mit 850 fl. auf die ellwangischen Lehengüter verwiesen erscheint und im Jahr 1372 der Stiftung eines Jahrtags durch ihn mit dem Zehnten zu Elberschwenden gedacht wird. Den 29. Januar 1364 der Edelknecht Sitz (Siefried) von R., seine Schwestern Kunigunde, Katharine und Agnes, sowie genannter Ulrich, ihr Vetter, von Abt Kuno von Ellwangen mit 2 hiesigen Höfen, der von Ahelfingen und des Baders Hof, 1 Hube und 1 Sölde, belehnt. Zwei Töchter Ulrichs: Anna von R. 1393 ff. Hausfrau Georgs von Wöllwarth, im Jahr 1404 Sophie von R. Fritzen von Lainberg Wittwe, durch welche beide ellwangische Lehen zu Westhausen, wie auch zu Killingen und Baiershofen an Georg von Wöllwarth kamen (s. u. Westhausen). Mit den letztgenannten scheint das Geschlecht ausgestorben zu sein, denn es ist zum Mindesten sehr zweifelhaft, ob die viel jüngeren, in Röders Geogr. Wirtembergs (2, 165) aufgeführten, zu Ulm begrabenen Konrad von R. † 1612 und Marx von R. † 1636 zu demselben gehören.

Die Familie führte dasselbe Wappen wie die von Killingen (s. u.), war somit eines Stammes mit dieser.

Georg von Wöllwarth verglich sich im J. 1393 mit seiner oben genannten Hausfrau dahin, daß das Röhlinger Erbe und Lehen von einem auf das andere fallen solle, und sein gleichnamiger Sohn wurde den 10. Januar 1429 von Abt Johann von Ellwangen mit den, ihm von seinem Vater übergebenen früher ahelfingischen zwei hiesigen Höfen belehnt. Allein bereits im J. 1455 verkauften Ulrich von Wöllwarth, Vogt zu Kochenburg, und Konrad von Wöllwarth ihren hiesigen Lehensbesitz von Ellwangen, welchem sie dafür andere Güter als Lehen verschrieben, namentlich an Engelhard von Haisterhofen (schwerlich zum Ortsadel dieses Namens gehörig), der das Erworbene im J. 1456 um 100 fl. wieder an die Pfarrkirche dahier veräußerte.

Neben dem ellwangischen Lehensbesitz der Familien Röhlingen und Wöllwarth dahier erscheint weiter von killingischer. So traten den 8. Januar 1380 die Grafen Ludwig XI. und | Friedrich III. von Oettingen die Lehensherrlichkeit über einen hiesigen Hof, dereinst im Besitze Mangolds, nunmehr Hansen, Wernhers von Killingen Sohns, gegen die Eignung dreier Mühlen zu Trochtelfingen (OA. Neresheim) an Abt Albrecht und das Kloster Ellwangen ab, welche Hans und seine Erben wieder damit belehnen sollten. Ritter Kun von Killingen verkaufte auf Wiederlosung, d. h. verpfändete den 10. Juni 1396 an Chuntz von Itzlingen (OA. Neresheim) 10 Güter, 16 Sölden, 1 Hofstatt, 1 Lehen, 1 Garten, 1 Weinhaus, 1 Bünde, die Hirtschaft, das Fischwasser, den Flur, seine Hälfte des Dorfrechts, sämmtlich Lehen der Abtei Ellwangen, um 600 fl. Rh., wobei er sich nur die lange Wiese, Reinhards Sölde, den Baumgarten und den Hof, den seines Bruders Weib, Rosilia Vetzerin, ihr Lebtag innehatte, vorbehielt; das Wiedereinlösungsrecht verkaufte er den 5. Febr. 1399 an Abt Albrecht Dekan und Konvent von Ellwangen um 30 fl. Rh. und ein Leibgeding von 60 fl., der Abt aber erhielt diesen Besitz am 12. Dez. d. J. vom Konvent zu alleinigem Recht abgetreten. Den seiner Schwägerin zu Leibgeding angewiesenen Hof verwandte Kun bereits den 13. Mai 1397 zu einem von Dekan und Konvent von Ellwangen zu haltenden Jahrtage, weshalb Abt Dekan und Konvent eine anderweitige Sicherstellung des Leibgedings trafen. Was er sich sonst vorbehalten hatte, sowie einigen weiteren Besitz: die große Wiese zu R., Reinhards Hofstatt, den Baumgarten an der Sechtach, den Hof zu Vogeln, den Hof zu Forst, den Hof zu Neugereut, und der Heynin Lehelein zu Killingen schenkte er ans Kloster Kaisersheim, wozu König Ruprecht am 20. August 1401 einen Wille- und Bestätigungsbrief ertheilte. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Schenkung rechtsbeständig wurde, denn noch am 11. Sept. d. J. ließ sich Chuntz von Itzlingen für sich und Hans von Killingen mit denselben Gegenständen vom Könige belehnen. (Chmel, Regg. Ruperti 48, 53. – Vergl. auch oben S. 593). Abt Siefried und Konrad von Itzlingen verliehen den 19. Mai 1407 gemeinsam die hiesige Schenke an Hans Berried, welcher aber bereits am 1. Dez. des folgenden Jahrs dieselbe ihnen wieder abtrat.

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Endlich tritt dahier noch ellwangischer Lehensbesitz der Familie Pfahlheim auf. So bekannte den 15. Juli 1429 Wilhelm von Pf., daß alle Güter zu Röhlingen, in- und außerhalb des Dorfs, welche ihm bei der Theilung mit seinem Bruder Rudolf zugefallen, Lehen der Abtei Ellwangen seien. Doch veräußerte | die Familie ihre hiesigen Güter und Rechte bald wieder. So Rudolf von Pfahlheim den 17. Febr. 1437 mit Einwilligung des Abts Johann und Konvents zu Ellwangen vom 15. d. M. 2 Drittel des nach Ellwangen lehenbaren großen Zehnten, die er von seinen Eltern ererbt, nebst dem Zehntstadel um 1000 fl. an das Heiliggeistspital zu Dinkelsbühl. Zwar sollte er gemäß einem Vertrage mit Abt Johann vom 3. Oktober 1435 diesen Zehnten innerhalb 8 Jahren zu seinen oder des Abts Handen wieder einlösen oder einen Edelmann als Lehensmann stellen, allein es kam zu keinem von beiden, vielmehr verzichteten Rudolfs Söhne Sigmund und Konrad den 21. Dez. 1482 für 164 fl. auf das ihnen vorbehaltene Wiedereinlösungsrecht und so blieb das genannte Spital im Lehensbesitze und wurde noch am 18. August 1772 von Ellwangen belehnt. (Die Lehensherrlichkeit ging von Ellwangen an Württemberg über und erst durch kgl. Entschließung vom 22. Sept. 1855 erfolgte die Allodifikation des Lehens sammt einem Gut zu Leukershausen (OA. Crailsheim) gegen eine Aversalentschädigung von 100 fl.) Namentlich aber veräußerten Rudolfs Witwe Elisabeth und ihre Söhne Konrad und Sigmund, auch Wilhelm in den Jahren 1458–1479 bald allein bald mit einander unter Einwilligung des Abts von Ellwangen als Lehensherrn eine ganze Reihe von Gütern, Wiesen und Äckern, so an die hiesige Heiligenpflege, weiterhin die untere Mühle sammt dem Mühllehen um 100 fl. den 30. April 1467 an Albrecht von Schwabsberg, besonders vieles jedoch an das Kapitel zu Ellwangen: den 6. April 1467 vier hiesige Güter mit drei zu Erpfenthal um 224 fl., die Schenkstatt um 163 fl., andere Güter im J. 1471 um 47 fl., im J. 1473 um 130 fl., im J. 1476 um 146 und 103 fl., im J. 1477 um 225 fl., zwei Lehen, 1 Sölde, die Hirtschaft und das Flurhayamt um 130 fl., dsgl. den Burghof um 160 fl., im J. 1479 eine Reihe weiterer Güter sowie die obere Mühle um 395 fl. und ein Leibgeding von etlichen 30 fl. Die erstgenannte Mühle verkaufte Albrecht von Schwabsberg bereits den 24. August 1470 mit Gütern zu Dalkingen gleichfalls an das Kapitel, welches ferner ein hiesiges Lehen, zwei Häuser, eine Schenkstatt u. s. w. umfassend, seit dem J. 1599 stets zugleich mit dem Hof Beerhalden von der Propstei zu Lehen bezog (vergl. S. 615).

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Aus Anlaß der schon (S. 448) erwähnten umfangreichen Verpfändung von 1450 ff. wird Röhlingen jedenfalls als z. Th. | ellwangisch aufgeführt und nach der Topographia Ellvacensis von 1733 gehörte es zum Theil ins fürstlich ellwangische Amt Röthlen, dessen Hauptort es war, mit 8 Bauern, 4 Halbbauern, 19 Löhnern, 18 Söldnern, zusammen 49 Unterthanen, zum Theil ins Kapitelamt mit 2 Mühlen, 6 Bauern, 2 Halbbauern, 19 Löhnern, 2 Söldnern, zusammen 31 Unterthanen, im Ganzen somit 2 Mühlen, 14 Bauern, 6 Halbbauern, 38 Löhnern, 20 Söldnern (zus. 80) und war die Jurisdiktion der Propstei und dem Kapitel gemeinschaftlich.

Einer hiesigen, dem Kapitel Ellwangen vogt- und lehenbaren Badstube wird im J. 1563 gedacht.

Streitigkeiten wegen des großen Zehnten zwischen dem Kapitel Ellwangen und der Stadt Dinkelsbühl wurden den 25. Juni 1515, wegen etlicher Zehnten und Novalien zwischen Dinkelsbühl einer- und dem Pfarrer Hans Waibel und Frühmesser Hans Diemer dahier andererseits den 8. Januar 1527, wegen des Flachszehenten zwischen der Vikarierbruderschaft zu Ellwangen und dem hiesigen Pfarrer Johann Waibel den 24. Juni 1527, wegen Bestrafung der Frevler dahier zwischen Propst und Kapitel von Ellwangen den 15. Mai 1530, wegen Trieb am Osterberg zwischen den Gemeinden Röhlingen und Erpfenthal den 8. Juni 1541, wegen Zehntbezugs zwischen dem Spital Dinkelsbühl einer- und Pfarrer und Frühmesser dahier andererseits den 11. Mai 1546, wegen der Novalien zwischen Propst Otto, dem Pfarrer Georg Zipperger einer- und dem Kapitel Ellwangen und der Stadt Dinkelsbühl andererseits den 10. Juni 1565, zwischen Propst und Kapitel wegen des letzteren Wirthschaftsgerechtigkeit dahier den 25. Mai 1679 schiedsrichterlich oder sonst im Vergleichswege beigelegt.

In kirchengeschichtlicher Beziehung stund das Patronatsrecht der hiesigen St. Peterskirche dem Kloster Ellwangen schon von alter Zeit her zu, das Bisthum Augsburg jedoch bezog nach seinem Urbar vom Jahr 1316 (Mon. Boic. 33b, 409) 10 Pfd. Hllr. von ihr als Acceß. Den 10. Februar 1328 verfügte Bischof Friedrich von Augsburg die Inkorporation derselben an das Kloster, wobei er ihm das jus quaterniarum nachließ (vergl. S. 577), eine Inkorporation, welche Kardinal Pileus den 12. Juli 1379 bestätigte. In Folge der Säkularisation Ellwangens im J. 1802 wurde das Patronat königlich, seit 1858 findet dagegen bischöfliche Kollatur statt. – Ritter Kun von Killingen stiftete den 13. Mai 1397 mit einem hiesigen Hofe in das Präsenzamt zu Ellwangen, den 4. Juni 1400 mit Zehnten zu Elberschwenden in die hiesige Pfarrei, Konrad von Itzlingen d. ä. laut dem Zeugnis seines Sohnes Konrad und seiner Schwiegersöhne Heinrich vom Weischenfeld und Hans | Breitenstein vom J. 1434 mit einem Gut dahier in die Kustorei zu Ellwangen Jahrtäge. Namentlich aber stifteten Propst Albrecht und Sigmund und Konrad von Pfahlheim mit Einwilligung ihrer Mutter Elisabeth unter Bestätigung Bischof Johanns von Augsburg vom 27. d. M. und mit Unterstützung durch Steuer und Almosen der Untersaßen beider Partheien am 24. Juli 1469 eine Messe und Kaplanei hier. Dieselbe wurde im J. 1811 zur geistlichen Verwaltung Ellwangen eingezogen, im J. 1817 aber der Pfarrstelle mit der Obliegenheit einverleibt, daß, wenn der Pfarrer die Pfarrei nicht allein versehen könne, er einen Vikar halten müsse.

Zehntberechtigt war die Pfarrei, als sie dem Kloster inkorporirt wurde, nach dem Ellwanger Gült- und Rechtsbuch von 1339 in dem „Dorf ze Rohlingen, ferner ze Niuwenstat (Neunstadt), Haystershofen, Kullingen, Erpfental, Haselbach, Elbrichswinden (Elberschwenden), Tannunhof, Lintdorf, zem Hochgerute und zem Underngerute, Tötlinroden, ze Rot in dem Wiler, zem Forste, zem Vogeln, zem Juncholtze, zem Auspreht, zem Geren, zen zweien Hirtzauwe“ (s. unten), meist noch heutzutage bestehenden, zum Theil auch wohl abgegangenen Orten.

Die Dietersbacher Kapelle, die l. Frauenkapelle in dem Dieterspach, auch Diepersbach, wird bereits im J. 1462 genannt und erhielt im J. 1519 einen Ablaß; sie erinnert vielleicht an einen abgegangenen Wohnort dieses Namens.

Dettenroden, Weiler, mit Kapelle z. h. Sebastian, 31/2 km südöstlich von R. auf welliger Anhöhe gelegen, mit weiter Aussicht an die Alb, Staufen, Stuifen und Rechberg. In der Kapelle ein sehenswerthes Altarblatt, der h. Sebastian, mit der Unterschrift: Wolf Christian Freihardt pinx. 1717. Am Eingang das Zeichen des Steinmetzen zwischen 17–16.

Dettenroden wird als Tötenrod, Tötlinroden, Tottenroden, (abzuleiten von dem Personennamen Dodo, Dotto, Toto u. s. w. und roden; Förstemann, Pers.N. Sp. 339) zuerst erwähnt im Gült- und Rechtsbuch des Klosters Ellwangen von 1339, weiter in der oben (S. 624) genannten Verweisung Rudolfs von Pfahlheim für seine Ehefrau vom J. 1364 als Pfahlheimer Lehen von Ellwangen, sodann in einer Urkunde K. Sigmunds vom 3. März 1431, wornach er dem Ulrich Erpf, Hans und Konrad von Hohenalfingen die Errichtung eines aus 12 Schöffen und einem Amtmann bestehenden Gerichts zu Hohenalfingen | (bei Ober-Alfingen, OA. Aalen) gestattete und diesem Buch, Baiershofen, Erdisswing, Tottenroden, 1/2 Westhausen und zwei Güter zu Ober-Kochen (O.A. Aalen) zuwies. Nach dem Erlöschen des Ahelfingischen Geschlechts in der Mitte des 16. Jahrhunderts wird auch Dettenroden mit anderem Besitz der Familie von Ellwangen als heimgefallenes Lehen eingezogen worden sein und so zählte es nach der Topographia Ellvacensis von 1733 zum fürstlich ellwangischen Amt Ober-Alfingen (OA. Wasseralfingen) mit 1 Bauern, 8 Halbbauern, 1 Löhner.

Eine ellwangische Kapelle zum h. Sebastian wird im J. 1571 genannt.

Elberschwenden, Weiler mit Kapelle z. h. Barbara, 3 km östlich von R., am südwestlichen Fuß des Hohgreut gelegen. An dem aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Altarbild (mit der heil. Barbara) der Kapelle steht F. M. G. (Franz Matthäus Geiger).

Elberschwenden wird früher Elbers-, Elbris-, Elbricheswinden, Elwinswinden, auch Elwarschwinden geschrieben und ist der Name wohl auf den Stamm alf, elf, elb, beziehungsweise einen von ihm abzuleitenden Personennamen Albo, neuhochdeutsch Alf, Elbe oder den Alber-(Pappel-)Baum und auf schwenden (d. h. roden ohne Auswerfen der Baumstöcke) zurückzuführen (vergl. Förstemann Personennamen Sp. 54, Ortsnamen Sp. 55, Buck a. a. O. 252, Birlinger, Wörterbüchlein 28 und hinsichtlich der Volksetymologie „Elchverschwinden“ Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben 1, 511). Der Weiler wird in den Jahren 1339, 1364 (wie Dettenroden), 1367, 1372, 1400, auch 1468 genannt (vergl. oben S. 673, 676) und gehörte im J. 1733 mit 6 Bauern und 1 Löhner zum fürstlichen Amt Ober-Alfingen (OA. Wasseralfingen). Ohne Zweifel beruht das oben erwähnte, sonst nicht zu deutende „Erdisswing“ auf einem Schreibfehler für den Namen desselben. Die Kapelle zur h. Barbara wurde im J. 1730 von der Gemeinde neu erbaut.

Erpfenthal, Weiler, mit Kapelle, 2 km nordöstlich von R. am Pfahl, auf der rechten Seite der Sechta gelegen. Schöne Linde bei der Kapelle z. h. Egidius; über den Erpfenthaler Burstel s. o. S. 338 und 342.

Erpfenthal (vom Personennamen Erffo, Erpho, Erpfo abzuleiten; Förstemann a. a. O. Sp. 121, Buck a. a. O. 59) wird das erste Mal erwähnt, als Anna, Tochter Hansen von | Westhausen sel., zufolge eines Reverses ihrer Mutter Sophie, nunmehr Hausfrau des Fritz Krewel, vom 12. März 1333 einen Laienzehnten, die Mühle und die Vogtei über die Widem hierselbst von Abt Kuno von Ellwangen zu Lehen erhielt, sodann 1339, weiter als Rudolf von Pfahlheim seine Ehegattin Ursula von Königsegg im J. 1364 auf ein hiesiges Gut, Lehen von Ellwangen, verwies (S. 624). Hiesige Güter und den Laienzehnten verkaufte den 7. Nov. 1393 Rosilia Vetzer um 250 fl. an Abt Albrecht von Ellwangen, doch erscheinen schon im J. 1401 ihr Bruder Hans Vetzer und Peter von Nenningen im Pfandbesitze derselben. Später befand sich namentlich die Familie von Pfahlheim im ellwangischen Lehensbesitze dahier, doch verkaufte den 17. März 1432 Rudolf von Pfahlheim hiesige Gülten um 420 fl. an Albrecht von Schwabsberg, namentlich aber sein Sohn Konrad in den Jahren 1465, 1467, 1471 wiederholt Höfe, Güter und Gülten an das Kapitel Ellwangen. Mya Kammrerin stiftete unter anderem mit einem hiesigen Hofe den 24. Febr. 1350 eine jährliche Messe in dem Vorzeichen der Klosterkirche Ellwangens. Ein hiesiges Schirmgut, aus Haus, Stadel, Hofraithe, 5 Gärten bestehend, gieng bald mit mehr bald mit weniger Zugehör in den Jahren 1489, 1534, 1565, 1613 um 287 fl., 320 fl., 1300 fl., 2300 fl. von einem Besitzer auf den anderen, zuletzt auf Johann Bellkofer von Hohenbubach Vogt zu Röthlen über. Im J. 1733 gehörten im Einklang mit dem Bisherigen zum fürstlichen Amt Röthlen 1 Mühle, 2 Bauern, 2 Halbbauern, 5 Löhner (zus. 10), zum Kapitelamt 3 Löhner (vergl. S. 655).

Die St. Egidienkapelle wird im J. 1585 erwähnt.

Haisterhofen, Weiler, 21/2 km südwestlich von R. beim Zusammenfluß des Dettenroder Baches und der Sechta gelegen. Reizendes Kirchlein zur h. Ursula, im z. Th. noch altummauerten Kirchhof, höchst wahrscheinlich auf einem alten römischen Burstel erbaut, während ostwärts davon die Spuren eines kleinen römischen festen Lagers zu verfolgen sind. Die Gegend rings umher konnte unter Wasser gesetzt werden, s. auch oben bei den Seen. Das 1702, diese Jahreszahl steht zweimal daran, erbaute Kirchlein ist im Zopfstil gehalten, gar zierlich hebt sich über seinem dreiseitigen Chörchen ein steinerner Dachreiter. Vor der Kirche ein großer gußeiserner Springbrunnen (s. o. bei Röhl.). Im Jahr 1884 wurde das Kirchlein schön | wiederhergestellt, ausgemalt und mit gemalten Scheiben versehen. Es enthält hübsche Holzbänke im Rokokostil, auf dem Hochaltar ein Gemälde von G. Lacher, München 1858, die h. Ursula mit den 11.000 Jungfrauen; dann ein altes gothisches Holzbild der h. Katharina, halblebensgroß.

Haisterhofen, ein von Heister, d. h. junge Buche – wenn nicht von einem Eigennamen – abzuleitender Name (vergl. Buck a. a. O. 106), wird zuerst als Sitz eines Ortsadels genannt. So kommt Diemar von H. den 15. Febr. 1324 im Vereine mit Herren von Killingen und von Weiler vor (s. oben S. 573) und wird der von Haistershoven 1376 (oder 1377) als früherer Inhaber einer Hube zu Neuler, Lehen von Württemberg, bezeichnet (vergl. auch S. 673). In der Folge befand sich der Ort im Besitze der Familie von Killingen; den 11. März 1372 jedoch verkauften Margarethe Wernhers von K. sel. Wittwe und ihre Söhne Ritter Kun und Hans ihr Dorf H. mit den Eigenleuten, dem Burgstall, Graben, Baumgarten, Fischenz, Wiesen, Äckern, Holzmarken, Hölzern u. s. w. um 1000 fl. zu einem Lehen an Abt Albrecht und Konvent von Ellwangen. Nach dessen Lagerbuch von 1381 gehörten zum Burgstall 2 Tagwerk Wiesmads, ein Baumgarten, eine Fischenz, welche beim Wechselbaum bei Röhlingen begann und bis „ze Strubenfurt“ gieng, sowie Hölzer: die 2 Hattenbühl u. s. w. Ein hiesiges Lehen gieng übrigens ums Jahr 1444 aus westerstettischem in ahelfingischen Besitz über (s. u. bei Westhausen) und 2 Eichhölzer bei H. wurden im J. 1470 von Albrecht von Schwabsberg mit Gütern zu Dalkingen an das Kapitel zu Ellwangen verkauft (s. Dalkingen). – So waren denn im J. 1733 hier fürstlich ellwangisch Amts Röthlen 1 Mühle, 2 Bauern, 4 Halbbauern, 9 Löhner (zus. 16), kapitelisch 1 Löhner (zus. 17).

Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Haisterhofen und Killingen wegen Triebs auch Omats wurden den 30. Juli 1490, 13. Nov. 1536, 29. April 1538 und 13. Oktbr. 1655 verglichen. Zwei abgegangene Höfe Hirtzauwe, Hirschawe, bei Haisterhofen werden z. B. in den J. 1339, 1381 und 1485 genannt.

Hiesige Heiligenpfleger kommen im J. 1413 vor, somit bestand damals bereits eine Kapelle dahier.

Killingen, Weiler, eine Viertelstunde südöstlich von Haisterhofen zu Füßen des Hornsberges gelegen. Das dem heil. Martin geweihte Kirchlein mit Dachreiter ist im Zopfstil | gehalten, zeigt innen korinthische Pilaster, gemalte Fenster im Chor und gut bemalte Decken, an der Chordecke von Fid. Bentele Johannis Enthauptung. Auch das Gemälde auf dem Hochaltar, Sankt Martin, ist von Bentele. F. Bentele 1873. Am linken Seitenaltar steht unten: Gott zu Lob und Ehr hat der ehrenhaffte man Nicolaus Schönherr und seine fraue Sel: zu Killing dißen Altar innen zur Gedechtnus alhero machen lassen. Ao. 1674. Der rechte Seitenaltar hat eine ähnliche Unterschrift; wurde gestiftet von Lienhart Schneider und seiner Hausfrau 1672; – auf ihm sieht man eine alte holzgeschnitzte Madonna aus dem 16. Jahrhundert.

Killingen, früher Kullingen, Küllingen, Chullingen, auch Cunlingin geschrieben – ein wohl auf den Personennamen Colo, Cholo, neuhochdeutsch Cölle, Koll, Kuhl zurückzuführender Name (vergl. Förstemann, Personennamen Sp. 319) – wird zuerst in einem Heberegister des Klosters Ellwangen aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts in Folge Zehntbesitzes des ellwangischen Pförtneramtes allda erwähnt (Wirt. Urkb. 2, 425), sodann in Folge des Vermächtnisses eines hiesigen Hofes und Mansus, Lehen der Abtei Ellwangen, Seitens des Ritters Ulrich von Larrieden (bayr. AG. Feuchtwangen) an Dekan und Kapitel des Klosters vom 30. Jan. 1292.

Im 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts kommen einige Mitglieder einer ortsadeligen, ohne Zweifel zu den ritterlichen Leuten der Abtei Ellwangen gehörigen Familie vor, welche jedoch eine hervorragende Rolle nicht gespielt haben, so namentlich:

1321 Konrad der ältere und der jüngere Killinger, Wernher der Killinger, 1324 Friedrich und Siefried Chullinger (s. S. 579) desgleichen Hans, 1335 Wernher, 1356 Wernher und Siefried Killinger Gebrüder, 1357 Wilhelm Killinger, Sohn des Fritz K. und der Agnes Morstein, 1359 ff. Konrad Killinger, Gemahl der Anna von Zipplingen, und sein Bruder Kun, 1384 seine Söhne Hans und Albrecht, 1384 Heinrich der Killinger, gesessen zu Schopfloch (bayr. A.G. Dinkelsbühl), sodann als die letzten männlichen Sprossen, Söhne eines im J. 1372 bereits verstorbenen Wernher (wohl des oben erwähnten): Ritter Kun von Killingen 1357–1400 genannt, Gemahl einer Katharina von Emershofen, im Dienste der Grafen Ludwig des Älteren und des Jüngeren von Oettingen, Stifter einer Frühmesse zu Herdtfeldhausen (OA. Neresheim), einer Messe auf dem St. Michaelsaltar in Bopfingen, von Jahrtägen für sich und seine Frau in dem Präsenzamt des Klosters Ellwangen, sowie in dem Karmeliterkloster zu Dinkelsbühl, im Jahr 1395 zu Kaisersheim, in dessen Kreuzgang er auch seine Ruhestätte fand, in das Cistercienserordensgewand gekleidet, wobei er seinen Burgstall und bedeutende Güter zu Itzlingen (OA. Neresheim) dem Kloster übergab (vergl. Lang, Reg. Boic. 9, 77. | 105; 10, 128; 11, 44; OA.Beschr. Neresheim 243. 303. 335. 421. 437; Steichele, a. a. O. 2, 641; 3, 307; Schaidler, Kaisersheim 96); Kraft von Killingen, 1367 ff. Konventual, 1374 ff. Keller, 1388 ff. Pfleger der Abtei Ellwangen, seit 1380 Nutznießer der Propstei Zell, im Jahr 1390 in Verbindung mit seinem Vetter Albrecht von Killingen (1384 ff.) mit ihren Gütern zu Killingen Stifter von 6 Jahrtägen besonders zu Gunsten der Angehörigen ihrer Familie, sowie einer ewigen Messe in St. Johanns und St. Peters Kapelle im Münster zu Ellwangen, im Jahr 1399 verstorben, im Ellwanger Chronikon gewissermaßen als der Wiederhersteller und zweite Gründer des Klosters Ellwangen gerühmt (vergl. oben S. 448 ff. 593, Mon. Germ. S.S. 10, 42 und Steinhofer 2, 543.); Hans von Killingen 1372 ff., bis 1378 öttingischer nun aber ellwangischer Vasall, Gemahl der Rosilia Vetzerin, noch am 11. Sept. 1401 von K. Ruprecht mit Gütern zu Röhlingen, Killingen, Forst und Vogel belehnt (s. S. 593), † vor 1405; endlich Brida von Killingen 1406–1428 Äbtissin von Oberstenfeld (Württ. Jahrb. 1840 S. 345).

Besitz hatte die Familie außer zu Killingen und außer dem bereits genannten namentlich zu Elberschwenden, Hornsberg (s. unten), Haisterhofen und Röhlingen (s. diese), sodann auch (z. B. Kun noch im Jahr 1397) öttingische Lehen zu Itzlingen und Trochtelfingen (beide OA. Neresheim), in welch’ letzterer Hinsicht im Jahr 1396 ein früher killingischer Burgstall und noch im Jahr 1440 Herrn Chunen von Killingen Wiesen zu Trochtelfingen genannt werden.

Im Wappen führte das Geschlecht ein (weißes) Hirschgeweih (in Blau oder Grün; Helmzier: weißes Geweih).

In der ganzen Gegend, so zu Zipplingen, Dinkelsbühl, kamen in früheren Jahrhunderten bürgerliche, jetzt an anderen Orten lebende Familien Killinger vor. Ein Zusammenhang der noch heutzutage blühenden freiherrlichen Familie von Killinger, welche ihren Stammbaum auf den (noch nicht adeligen) gräflich öttingischen Kammerregistrator Ludwig Alexander Killinger in der Mitte des 17. Jahrhunderts zurückführt und dessen Enkel der brandenburg-ansbachische Kammerrath und Obermarschkommissär Georg Friedrich Killinger, Erbherr auf Eschenau (OA. Weinsberg), den 9. Dezember 1747 von Kaiser Franz I. in den Adelsstand erhoben wurde, mit dieser Familie ist nicht nachweisbar.

Der killingersche Besitz dahier, ohne Zweifel von Alters her ellwangisches Lehen, kam durch Glieder des Geschlechts zum Theil an das Kapitel Ellwangen: so vermachte Konrad der alte Killinger am 23. Febr. 1321 mit Einwilligung Abt Rudolfs von Ellwangen als Lehensherrn einen hiesigen Hof an den Konvent und verkauften die Brüder Hans und Albrecht von großer Schuld wegen, die sie bei Juden und Christen hatten, ihre hiesigen Güter und Gutsantheile, Höfe, Lehen, Gülten u. s. w. nebst Haus, Hofraithe und Garten zu Ellwangen den 18. April 1384 um 800 fl. Heller an ihren Vetter Kraft, den Keller, und Konvent von Ellwangen.

Sodann aber erscheint hier, auch im Anschluß an killingischen, | besonders aber an röhlingischen Besitz, solcher der benachbarten Familie von Wöllwarth, gleichfalls als Lehen von Ellwangen: den 23. April 1393 wurde Georg von Wöllwarth und seine Hausfrau Anna von Röhlingen von Abt Albrecht von Ellwangen mit 1 Hof, 1 Hube und 1 Lehen dahier, wohl als röhlingischem Erbe, belehnt, den 20. September 1401 Georg von Abt Siefried mit demselben Besitz, dazu seiner Hausfrau Anna Theil am Zehnten zu Killingen, ferner mit einigen Höfen, Gütern, Sölden, 1/4 Öls jährlicher Gült von der Hirtschaft, 1 Scheffel Vogthaber, 1 Faßnachthun aus der Widem zu Vogtrecht und dem Dorfrecht halb, was alles Ritter Kun sel. von Killingen gewesen, und den 26. Mai 1404 erkaufte er hiezu noch von Sophie, Fritzen von Lainberg sel. Witwe geb. von Röhlingen, und ihrem Sohne Peter von Lainberg hiesige ellwangische Lehengüter. Bereits den 11. November 1446 bildete „Killingen das Dorf und was ich da hon“ den Inhalt des Lehensbriefs Wilhelms von Wöllwarth von Hohenroden zu Lauterburg und so erscheint auch Killingen der Weiler mit Zugehör in der Folge stets als ellwangisches Lehen, zuerst des Hohenroder, seit dem 16. Jahrhundert (1536) des Lauterburger Zweigs der Familie und umfaßt seit 1485 auch den großen und kleinen Zehnten, nach einer wöllwarthischen Erbtheilung vom J. 1562 15 Güter. Der Besitz war dem Ritterkanton am Kocher einverleibt. Noch den 17. September 1789 wurde Karl Ludwig Georg von Wöllwarth von Propst Klemens Wenzeslaus hiemit belehnt, den 19. November 1829 jedoch in Folge des Übergangs der Lehensherrlichkeit an Württemberg gemäß dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 und mit Ausschluß derjenigen Rechte, welche nunmehr als Ausflüsse der Staatshoheit der Krone zuständig oder mit dem Besitz eines Vasallen nicht mehr vereinbar waren, Karl Ludwig Christian Wilhelm Freiherr von W. für sich und seine Agnaten von Seiten König Wilhelms von Württemberg, woran sich noch weitere Belehnungen, wie vom 3. Dez. 1840 anreihten. Den 14. Mai 1872 wurde der Lehensverband um die Summe von 79 fl. 45 kr. abgelöst.

Der seitherigen Entwicklung gemäß hatte Killingen im Jahr 1733 als fürstlich ellwangische Unterthanen Amts Röthlen 1 Bauern, 2 Löhner; als kapitelische 3 Bauern, 7 Löhner; als ritterschaftlich wöllwarthische 7 Bauern, 9 Löhner (zus. 11 Bauern, 18 Löhner) und wurden im Jahr 1827 16 wöllwarthische, 13 königliche Gültleute dahier gezählt.

| Unbedeutenden und vorübergehenden Besitz betreffend erscheinen in den Jahren 1401 und 1415 Mitglieder der adelmännischen Familie im Besitz von Zehnten als Ellwanger Lehen dahier, in den Jahren 1408 und 1444 Konrad von Itzlingen, bezw. seine Erben im Besitz von solchen Wiesen „das Werdachespan in der Asenklingen“ bei Killingen gelegen; gehörten endlich auch Güter und Gülten dahier zur Herrschaft Schenkenstein (OA.Beschr. Neresheim 196).

Wegen verschiedener, insbesondere die Jurisdiktionsverhältnisse, auch Viehweide u. s. w. betreffender Punkte verglichen sich die beiden Ortsherrschaften, das Ellwanger Kapitel einer- und Angehörige der Familie von Wöllwarth andererseits, den 28. Januar 1536, 20. Juni 1600, 24. November 1665, wegen des Weiderechts von kapitelschen Unterthanen zu Killingen in zwei zu den alfingischen Gütern gehörigen Wäldern Propst und Kapitel von Ellwangen den 7. September 1557 (vergl. auch S. 688).

Zu Killingen wurde am 17. Oktober 1777 geboren Johann Sebastian (v.) Drey, zuerst Vikar in Röhlingen, dann Professor der Religionsphilosophie, Mathematik und Physik am Lyceum zu Rottweil, 1812 Professor namentlich der Dogmatik an der Universität zu Ellwangen, seit 1817 an der zu Tübingen, † 19. Februar 1853, bei der Gründung des Bisthums Rottenburg einige Zeit als dessen erster Bischof in Aussicht genommen. Er war einer der hervorragendsten Theologen des katholischen Deutschlands, der Mitbegründer und Hauptvertreter jener wissenschaftlich theologischen Lehrrichtung des neuzeitlichen deutschen Katholizismus, die unter dem Namen der Tübinger Schule bekannt ist, außer anderen Schriften Verfasser einer „Apologetik als wissenschaftliche Nachweisung der Göttlichkeit des Christenthums in seiner Erscheinung“, im Jahr 1819 Mitbegründer der noch jetzt bestehenden Tübinger theologischen Quartalschrift (Vergl. über ihn namentlich Schwäbische Chronik vom 2. März 1853; Hefele, Beiträge zur Kirchengeschichte 2, 135–149; Allgemeine deutsche Biographie 5, 403; Neher Personalkatalog 34.).

Die hiesige Kapelle wird im Jahr 1622 genannt.

Nach der bereits erwähnten Burg auf dem Hornsberg (Hornberg) nannte sich Konrad der Ältere von Hornsberc, ums Jahr 1245 Bürge in einer Ellwanger Urkunde (Württ. Franken N. F. 1, 36), Konrad von Horensperch den 16. Juni 1262 Zeuge Graf Ludwigs von Oettingen bei einem Tausche mit Kloster Ellwangen. Später mag dieselbe den Familien Killinger und Itzlingen zugestanden haben. Den 12. März 1356 ertauschte Ritter Wernher von Killingen von seinem Bruder Siefried seinen Theil am Burgstall zu dem Hornsperge, an dem Hornsperg und der Holzmark davon, den 31. Oktober 1359 verzichtete Konrad von K. zu Gunsten seines Bruders Kun auf alle seine Ansprüche an den Burgstall, den 4. Juli 1437 verkauften Heinrich von Weischenfeld und Hans von Breitenstein mit ihren beiden Frauen den von ihrem Schwiegervater und | Schwager Konrad von Itzlingen herrührenden Burgstall und Berg zum Hornsperg, die Holzmark und Hölzer dabei mit aller Zugehör an den Kochenburger Vogt Fritz von Holzingen, welcher hinwiederum am 28. Januar 1443 diesen Erwerb an den Abt Johann von Ellwangen überließ. In den ellwangischen Salbüchern von 1454 und 1506 werden eine Hofraithe, Stadel und Garten zu Hornsberg bei Pfahlheim erwähnt. Später erscheint ahelfingischer Lehensbesitz von Ellwangen in dieser Gegend (vergl. S. 621).

Neunheim, Weiler, mit Ziegelhütte und Wagnershof, mit Schule und Kirche zur Wache der heil. Engel; eine Stunde nordwestlich von R. und eine halbe Stunde südöstlich von Ellwangen an der Landstraße von Ellwangen nach R. auf der Höhe gelegen. Die weithin sichtbare Kirche ist ein origineller Kreuzbau aus dem Jahr 1724; ganz aus Stein, innen ganz gewölbt mit einschneidenden Kappen, ruhend auf korinthischer Pilasterstellung mit durchgeführtem Gebälke. An ein kurzes Schiff schließt sich östlich, südlich und nördlich eine innen vieleckige, außen halbrunde gewölbte Chornische, der Thurm, mit Pilastern gegliedert und oben achteckig, steht im Westen. Im Triumphbogen ein gutes großes Kruzifix, zu Seiten die Steinfiguren von Maria und Joseph. – Die Ziegelhütte liegt noch eine Viertelstunde näher an Ellwangen, so weit herüber reicht die merkwürdig große Markung von R. Vor Ellwangen an der Landstraße unter zwei herrlichen Linden ein Kapellchen mit der Jahreszahl 1776. Der Wagnershof liegt eine Viertelstunde südwestlich von Neunheim. – „Wer sah sie noch die stolzen deutschen Eichen auf Neunheims großer Heide, sie sind dahingegangen und Alles um des theuren Materialismus willen, 1812 standen noch viele solche Heroen der Vorzeit, wohl bei 500–800 Jahren im Alter.“ (Hill. Chr. II.) In dem Grabhügel auf der Neunheimer Heide, das „Schlößle“ genannt, fand Professor Kurtz, nach seiner eigenen Angabe, 2 Spiralringe, 2 dicke massive Ringe mit Verzierungen, 2 Radnadeln, einen Oberarm- oder Halsring aus dickem Draht mit Spiralen an beiden Enden, alles aus einer wenig Zinn haltenden Bronze, und verschiedene Bernsteinperlen. Vergl. oben S. 327.

Neunheim wird im Nekrologium des Klosters Ellwangen aus dem 12. und 13. Jahrhundert aus Anlaß der Schenkung eines halben Mansus in Nuvenheim von Seite des Laienbruders | Diemar (Württ. Vjsh. f. Landesgesch. 1, 207), sodann aus Anlaß umfangreichen Ellwanger Besitzes im Gült- und Rechtsbuch von 1339 erwähnt. Weiterhin überließ Kloster Ellwangen den 14. Februar 1399 zur Wiederlegung der Zehnten zum Forst, zum Vogel, zum Neugereuth, zum Nültzen und zu Hirschau (s. S. 680) an die Messe, welche Konrad der ältere im Münster zu Ellwangen innehatte, seine Vogtei und Vogtrechte auf dem Hofe zu Newerhain, den der Götz baute: jährlich 8 Schill. Hllr. und 4 Viertel Haber. Der Ort war bereits zwischen der Propstei und dem Kapitel getheilt, als im J. 1557 die Neunheimer Einwohner von der Stadt Ellwangen gewisse Vergünstigungen an deren angränzendem Holz Kolterrain eingeräumt erhielten. Mit Genehmigung der beiden Gemeindsobrigkeiten wurde den 20. April 1724 zur Abschneidung der seitherigen Unordnungen eine Gemeindsordnung eingeführt. Auch im J. 1733 zählten 4 Bauern, 1 Halbbauer, 8 Löhner (zus. 13) zum fürstlichen Ammanamt, 4 Bauern, 4 Halbbauern, 3 Löhner, 1 Söldner (zus. 12) zum Kapitelamt und war die Jurisdiktion der Propstei und dem Kapitel gemeinschaftlich.

Neunstadt, Weiler, stark 2 km westlich von R. an der Ellwanger Landstraße. Das einsam am Ostsaum des Dörfleins liegende Kirchlein zu den 14 Nothhelfern hat an der Südseite einen Stein mit der Jahreszahl 1482, über dem Westeingang die Jahreszahl 1722. Auf dem Westgiebel sitzt sehr malerisch ein steinernes achteckiges Dachreiterthürmchen mit kleinen Spitzbogenfenstern. Das Innere enthält einen schönen schlanken etwa lebensgroßen gothischen Kruzifixus im Chorbogen und viele gutgeschnitzte gothische Heiligenbilder. Schönes Altarblatt auf dem Hochaltar.

Die Vogtei zu Niwenstat, Newnstat, das dazu gehörige Gericht, sowie alle sonstigen Zugehörden, wie er diese Vogtei gewöhnlich hergebracht hatte, verkaufte Graf Ludwig der Ältere von Oettingen den 20. September 1329 um 160 Pfd. Heller an Konrad von Pfahlheim Konrads Sohn und seine Ehefrau Katharina unter Vorbehalt der Wiedereinlösung innerhalb 4 Jahren und unter der weiteren Bestimmung, daß, wenn dieselbe nicht innerhalb genannter Zeit erfolge, der Besitz vom Haus Oettingen zu Lehen gehen solle. Wie er sie von Konrad von Pfahlheim beziehungsweise seinem Vater Lutz ererbt hatte, verkaufte Rudolph von Pfahlheim am 27. Juli 1429 mit dem | Burgstall, der Vogtei u. s. w. zu Pfahlheim auch die hiesige Vogtei sammt Zugehörden an Abt Johann von Ellwangen, dessen Abtei im Jahr 1339 hier reich begütert erscheint und in obigem Jahre auch bereits das Obereigenthum besaß (S. 653).

So gehörte denn der Ort im Jahr 1733 mit 5 Bauern, 2 Halbbauern, 10 Löhnern, 1 Söldner (zus. 18) zum fürstlichen Amt Röthlen. – Er kommt übrigens auch im Spital-Dinkelsbühler Lagerbuch von 1440 vor.

Die hiesige St. Blasius- oder zu den 14 Nothhelfern-Kapelle wird im Jahr 1512 erstmals erwähnt.

Röthlen, Weiler, 2 km nördlich von R. auf beiden Seiten des Roththales anmuthig gelegen. Der eigentliche Weiler liegt hoch auf dem linken Ufer, da wo südlich eine Seitenschlucht hereinzieht, und ruht auf den Resten eines römischen Lagers. In der schön und großartig gebauten fast kreisrund geführten Umwallung wurde im Mittelalter ein Schloß gebaut, von dem noch die verwitterten Mauern sammt einem Thurme stehen. Die dabei liegende große Kapelle zur heil. Katharina ist aus neuerer Zeit und ohne Kunstwerke.

Der Weiler wird erstmals dadurch genannt, daß Kloster Ellwangen im J. 1339 in Folge der Inkorporation der Pfarrei Röhlingen „ze Rot in dem Wiler“ zehntberechtigt erscheint. – In den Jahren 1354 und 1365 wird sodann Ritter Siefried von Pfahlheim als zu Rot gesessen erwähnt (Reg. Boic. 8, 292. 9, 118), im J. 1464 kauften Sigmund und Konrad von Pfahlheim von Hans von Ahelfingen den großen und kleinen Zehnten zum Rötlin auf Wiederlösung und im J. 1471 erscheinen Schloß und Behausung zu Rott mit Graben, Vorhöfen und Garten dabei, auch mit dem Bau, die Schäferei allda mit Behausungen, Scheuern, die Schenke und Schenkstatt dabei, die Mühle und einige Höfe im Weiler zu Rott, die Vogtei der Höfe zu Stypperg, mehrere Weiher, eine Fischgrube, einige Fischwasser, Theile an Hölzern und Holzmarken zu Rott und Stypperg, Theile am großen und kleinen Zehnten zu Rott auf dem Bau und im Weiler, Eigenleute u. s. w., als Lehen Sigmunds von Pfahlheim Seitens der Propstei Ellwangen, bis er diesen Besitz (in der Folge als Schloß und Amt zum Röthlein bezeichnet) am 8. März d. J. im Verein mit seiner Hausfrau Agnes von Riedern und unter Zustimmung seiner Mutter Elisabeth und seiner Brüder Wilhelm und Konrad um Geld | und ein Leibgeding für sich und seine Frau an den Propst Albrecht und die Propstei Ellwangen verkaufte. Kaiser Friedrich III. bewilligte den 5. August des folgenden Jahrs auf Bitte des Propsts der Propstei den freieigenen Besitz des Erkauften: „Schlößlein Rötlin mit sammt seinen Zugehörungen, Dörflein, Höfen, Weilern und Gütern“, während der von Seite des Kapitels erkaufte Antheil an diesen Gütern Lehen der Propstei sein sollte (vergl. auch oben S. 661).

Das Schloß Röthlen wird auch im Ellwanger Saalbuch von 1506 genannt. Zu ihm erhielt Herzog Ludwig von Württemberg im J. 1581 das Öffnungsrecht. In der Regel diente es zur Wohnung eines Vogts, auch Obervogts (des Amts Röthlen), so 1624 Johanns von Gemmingen zu Liebenfels, 1644 Johann Erhards von Ow. Nach der Säkularisation Ellwangens wurde es, noch gut erhalten, im Jahr 1822 vom Staat um 1655 fl. an den Grafen Nikolaus von Adelmann, von dessen Neffen und Rechtsnachfolger Graf Klemens Philipp Friedr. Wilh. von Adelmann im J. 1832 mit noch einigen dazu erworbenen Gütern um 2750 fl. an Bürgerliche, von diesen im J. 1835 um 3100 fl. an die Gemeinde Röthlen, von letzterer bald nachher auf den Abbruch verkauft.

Von Alters her stund der Propstei Ellwangen zu Röthlen eine Schäferei auf ihren und des Kapitels Flecken, Weilern, Gemeinden und Unterthanen zu Röthlen, Röhlingen, Pfahlheim, Neunstadt, Erpfenthal, Hirlbach zu, dieselbe wurde jedoch von Kardinalpropst Otto laut Bewilligung vom 7. Sept. 1557 und 17. Dez. 1561 abgethan, aus den zu ihr gehörig gewesenen Äckern und Wiesmädern wurden 2 Höfe gemacht, wogegen die Pflichtigen ein jährliches Weidgeld von 63 fl. 36 kr. übernahmen.

Einer Schloßkapelle zur hl. Katharina wird im J. 1622 gedacht; im J. 1822 wurde sie vom Staat an die Gemeinde verkauft.

Das fürstliche Oberamt Röthlen bestund nach der Topographia Ellvacensis von 1733 aus den Ämtern Röthlen, Pfahlheim und Ellenberg; das Oberamt R. zählte als Unterthanen: 4 Mühlen, 67 Bauern, 28 Halbbauern, 172 Löhner, 80 Söldner (zus. 351); das Amt R. 3 Mühlen, 22 Bauern, 16 Halbbauern, 52 Löhner, 19 Söldner (zus. 112); der Ort R. 1 Mühle, 2 Bauern, 4 Halbbauern, 2 Löhner (zus. 9).

Steigberg, Weiler mit Kapelle, schwach 4 km nördlich von R. auf der Höhe gelegen, nach Schönenberg schulpflichtig.

| Steigberg ist wohl das bereits im Ellwanger Gült- und Rechtsbuch von 1339 wegen hiesiger Zehntberechtigung, sodann das für die Jahre 1429, 1471 in unmittelbarer Verbindung mit den an Steigberg grenzenden Weilern Röthlen, Hardt, auch Hirlbach (S. 659. 661) genannte früher pfahlheimische Stypperg und hatte im Jahr 1733 1 Bauern, 2 Löhner fürstlichen Amts Röthlen.

Süßhof, Hof, 10 Minuten südwestlich von Steigberg am Abhang gegen das Schlierbachthal gelegen; nach Schönenberg schulpflichtig.

Der Hof gehörte im J. 1733 mit 1 Halbbauern zum fürstlichen Ammanamt.


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