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Beschreibung des Oberamts Freudenstadt/Kapitel B 31

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Rodt,
Gemeinde III. Kl., Dorf, mit 339 Einw., wor. 1 Kath. – Filial von Lombach; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Das ziemlich weitläufig in die Länge gebaute Dorf liegt 11/2 St. südöstlich von der Oberamtsstadt und 1/4 St. südwestlich von dem Mutterort an der von Freudenstadt einerseits nach Alpirsbach, andererseits nach Oberndorf führenden Landstraße; eine Vicinalstraße führt nach Lombach. Die Lage des Orts ist hoch, aber dennoch geschützt, indem sich nördlich und westlich vom Ort eine bogenförmige Terrasse erhebt, welche den Zutritt der rauhen Winde verhindert. Die Aussicht vom Ort, besonders aber von der Terrasse und der nördlich des Orts gelegenen sog. Wacht ist sehr schön und erstreckt sich über eine freundliche Umgegend bis an den Steilabfall der Alp, welche von dem Lupfen bis an die Achalm sichtbar ist. Die ziemlich gut aussehenden, theilweise noch mit Schindeln gedeckten Wohnungen sind mit Obstgärten umgeben und verrathen mehr Wohlstand, als man bei näherer Nachfrage findet, indem die Einwohner mit Ausnahme von einigen etwas Vermöglichen meist unbemittelt sind; der Güterbesitz der Einzelnen beträgt, die Waldungen nicht mit eingerechnet, höchstens 40 Morgen, gewöhnlich 8–10 Morgen und viele besitzen gar kein Grundeigenthum. Die Nahrungsquellen der Einwohner sind Feldbau mit Viehzucht, besonders aber der Verdienst in den Waldungen.

| Beinahe in der Mitte des Orts steht das kleine Kirchlein (Kapelle), über dessen spitzbogigem Eingang die Jahrszahl 1520 angebracht ist. Auf dem westlichen First desselben sitzt ein kleines verschindeltes Thürmchen (Dachreiter) und der mit einem halben Achteck schließende Chor enthält Spitzbogenfenster, deren Maßwerke herausgenommen wurden; in einem derselben befinden sich noch Bruchstücke von guten Glasgemälden mit der Jahrszahl 1572; die Kapelle enthält einen alten, im germanischen Geschmack gehaltenen Taufstein und wird von der Stiftungspflege und der Gemeinde unterhalten.

Begräbnißplatz ist keiner vorhanden, die Verstorbenen des untern Orts werden nach Loßburg, die des obern nach Lombach beerdigt.

In dem erst 1835 mit einem Gemeindeaufwand von 5000 fl. erbauten Schulhaus ist auch die Wohnung des Lehrers eingerichtet. Für den Gemeinderath wird ein Zimmer in dem Gasthaus zur Linde benützt.

Der Ort hat neben mehreren Pumpbrunnen 2 laufende Gemeindebrunnen, deren Wasser 1/2 Stunde weit hergeleitet wird, ferner einen Privatbrunnen, welcher in der Nähe des Orts entspringt. Die Brunnen liefern gutes Wasser, das übrigens in ganz trockenen Jahrszeiten ausbleibt, so daß Wasser aus der Kinzig und in Loßburg geholt werden muß.

Die mittelgroße, übrigens größtentheils mit Wald bestockte Markung ist ziemlich uneben und hat einen mittelfruchtbaren, meist rothsandigen Boden; im östlichen Theil der Markung tritt vorherrschend ein unfruchtbarer Thonboden (Verwitterung des Wellenmergels) auf. Die ergiebigsten Güter liegen im Grabenhölzle, am Karrenweg und in den Lehen. Das Klima ist rauh und nicht selten schaden Frühlingsfröste, kalte Nebel und Hagelschlag. Die Landwirthschaft wird ohne Flurzwang fleißig betrieben und zur Besserung des Bodens, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln, auch Asche angewendet; das Brennen der Felder ist noch ziemlich allgemein. Der Flanderpflug findet allmälig Eingang. Der Anbau, die Aussaat und der Ertrag der Felder ist wie in dem nahe gelegenen Loßburg (s. die Ortsb. von L.). Die früher viel höher gestandenen Ackerpreise bewegen sich gegenwärtig von 20–80 fl. per Morgen. Der Ertrag der Felder reicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses nicht hin, daher viel Getreide von Außen aufgekauft werden muß. Die Wiesen können nicht bewässert werden und ertragen durchschnittlich pr. Morgen 18–20 Ctr. Heu und 6–8 Ctr. Öhmd; die ergiebigsten werden gegenwärtig mit 80–100 fl., die geringsten mit 50 fl. pr. Morgen bezahlt.

| Die Obstzucht, welche sich mit späten Mostsorten, Zwetschgen und Kirschen beschäftigt, ist ziemlich ausgedehnt, liefert übrigens nur selten einen etwas erheblichen Ertrag.

Die Rindviehzucht (Landrace) ist in mittelmäßigem Zustande und wird mit einem Farren, den ein Bürger ohne Entschädigung hält, betrieben; der Handel mit Vieh ist von keinem Belang.

Außer den Privatwaldungen sind noch 57 Morgen schlecht bestockte, meist junge Waldungen vorhanden, deren Nutzung auf einzelnen Häusern ruht.

Die Gemeinde hat nicht nur kein Vermögen, sondern noch gegen 900 fl. Schulden. Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 385 fl.; eine Stiftung zur Unterstützung von unbemittelten Kranken mit 300 fl. ist erst kürzlich von der Schuler’schen Stiftung in Heilbronn überwiesen worden. (Vergl. übrigens Tab. III. über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt.)

Auf der Terrasse westlich vom Ort stand die Burg der Herren von Rodt; an dieser Stelle, die beim Schlößle genannt wird, stößt man zuweilen noch auf Grundmauern und überdieß sind noch unbedeutende Reste des ehemaligen Burggrabens sichtbar. Ein vom Ort dahin führender, gepflasterter Weg heißt die Schloßgasse. Einige 100 Schritte östlich vom Ort liegt in einem unbedeutenden Wiesenthal der sog. Burgstall, ein mit einem Graben umfangenes Viereck, von dem eine Seite je 50 Schritte lang ist; früher umfaßte der Graben einen künstlich aufgeworfenen Hügel, der allmälig abgetragen wurde. Von dem Burgstall geht die Volkssage, man habe beabsichtigt, die abgegangene Burg wieder aufzubauen, aber jedesmal, nachdem das Holz zu dem Bau herbeigeschafft war, sey dasselbe über Nacht wieder weggetragen worden. Endlich habe ein Zimmermann sich erklärt, er müsse wissen, wohin das Holz komme, habe aufgelauert und sey dann den andern Tag todt auf einem tannenen Stock gefunden worden.

Auf der sog. Wacht nördlich von Rodt stand vermuthlich irgend ein Wachthurm oder Wachhaus.

Der Name des Ortes wird in Lagerbüchern Rod vorm Wald geschrieben und die Landleute sagen nur im Rod.

R. gehörte wahrscheinlich in früher Zeit den Pfalzgrafen von Tübingen und die Herren von Ehningen, welche den Ort besaßen, trugen ihn von denselben zu Lehen. Albrecht von Ehningen verkaufte Rodt im J. 1319 für 52 Pf. Heller an Volz und Johann von Neuneck. Von Wildhans von Neuneck erkaufte es den 7. Juli 1601 für 8500 fl. der Herzog Friedrich von Württemberg in der Absicht, der neugegründeten Freudenstadt einen Amtsort zu verschaffen. | Durch den Landtagsabschied vom 25. Jan. 1605 wurde R. der Landschaft incorporirt.

Im J. 1612 zählte der Ort nicht mehr als 24 Familien. Im J. 1619 gab Herzog Friedrich den damaligen 16 Bürgern daselbst das hiesige Schloßgut für 4500 fl. zu kaufen.

Ihren Anspruch an die hiesige Collectation trat die Ritterschaft des Cantons Neckarschwarzwald im J. 1769 an Württemberg ab (Cramer, Wetzlar. Nebenst. 112, 600).


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