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Beschreibung des Oberamts Heilbronn/Kapitel B 2

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Abstatt.
Gemeinde II. Classe mit 1078 ortsangehörigen Einwohnern, worunter 21 Katholiken, bestehend aus den Theilgemeinden Abstatt, Pfd. mit 745 Einw., Happenbach, Weiler mit 317 Einw., Vohenlohe, Hof mit 8 Einw., und Wildeck, Bergschloß mit 8 Einw. (Die Katholiken sind nach Thalheim eingepfarrt.)

Im südöstlichen Theile des Oberamtsbezirks an der Grenze der Oberämter Weinsberg und Marbach liegt Abstatt an der Schozach, welche von hier an aufwärts früher Buchenbach genannt worden ist. Das Dorf hat eine 1733 bis 1767 erbaute Kirche, in welcher der Pfarrer von Auenstein (OA. Marbach) an jedem Sonn- und Festtage zu predigen hat.

Nördlich von Abstatt in einem Thälchen zwischen Gruppenbach und Unterheinrieth liegt Happenbach, Filial von Gruppenbach, an einem Bache, der sich bei Abstatt mit der Schozach vereinigt. Eine Weinberghalde bei Happenbach heißt noch Burg, deren Namen man jetzt nicht mehr kennt, und auf einer Anhöhe gegen Heinrieth stand einst eine Kapelle.

Östlich von Abstatt liegt Vohenlohe, am Fuße eines Ausläufers des Löwensteiner Gebirgs, auf welchem Wildeck mit trefflicher Aussicht stehet, jetzt nur noch ein starker Thurm mit dem Hohenrieth’schen | Wappen (3 Kugeln) und einem großen Gewölbe, das seit 1735 zu einem Weinkeller dient.

Alle diese Orte gehörten den Grafen von Calw-Löwenstein zu und theilten die Schicksale mit Löwenstein.

Abstatt wird zuerst in einer Urkunde von 1247 genannt, in welcher der Pabst dem Chorfrauenstift Oberstenfeld Besitzungen in Abstatt bestätigt hat.

Auch die Herren von Liebenstein waren nach Urkunden von 1479, 1592 und 1679 in Abstatt begütert, desgleichen die Herren von Urbach zu Schaubeck (Steinhofer 2, 601).

Im benachbarten Heinrieth, wohin noch jetzt die Einwohner von Wildeck und Vohenlohe eingepfarrt sind, hatten die Herren von Heinrieth ihre Stammburg (s. OA. Weinsberg S. 371). Am 16. Jan. 1330 verkaufte Conrad von Heinrieth seinen Antheil zu Happenbach an den Grafen Nicolaus von Löwenstein und 1364 Rudolf von Heinrieth den seinigen an den Grafen Albrecht von Löwenstein. (Act. Theod. Pal. 1, 358, 342.) Es waren Würzburger Stiftslehen.

Auch Wildeck gehörte diesen Herren von Heinrieth. Im Jahr 1336 verschrieben Friedrich und Rudolf von Heinrieth dem Grafen Ulrich von Württemberg (Sattler, Grafen, Beil. Nr. 92), am 2. Aug. 1376 Walther von Heinrieth der Stadt Rotenburg an der Tauber (Reg. Boic. 9, 355) das Öffnungsrecht dieses Bergschlosses. Am 19. April 1456 verkaufte Ritter Conrad von Heinrieth († 1460) 40 Morgen Acker u. s. w. zu Abstatt an den Grafen Ulrich den Vielgeliebten von Württemberg, wie denn auch 8 Familien zu Happenbach schon lange her württembergische Unterthanen und dem Stab Heinrieth, OA. Beilstein, zugetheilt waren.

Nach dem Aussterben der Herren von Heinrieth (1462) kamen Wildeck mit Abstatt, Vohenlohe und einem Theile von Happenbach an die Herren von Neipperg.

Im Jahr 1490 erkaufte Churfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz, welcher 1441 die Grafschaft Löwenstein erworben und seinem Sohne Ludwig übergeben hatte, die Herrschaft Wildeck samt Zugehör von Wilhelm von Neipperg um 4300 Goldgulden, als ein Lehen der Markgrafschaft Baden. Markgraf Christoph zu Baden († 1527) erließ diese Lehenbarkeit und nun wurde das Amt Wildeck (Abstatt) der Grafschaft Löwenstein ganz einverleibt.

Als Herzog Ulrich 1504 Krieg mit der Pfalz führte, eroberte | er auch diese ganze Grafschaft. Im Jahr 1510 gab er sie aber dem Grafen Ludwig wieder in der Eigenschaft als Mannlehen zurück, und als auf Absterben des Grafen Albrecht der Graf Ludwig II. diese Lehenherrschaft nicht mehr anerkennen wollte, so nahm am 24. Mai 1586 Herzog Ludwig von Württemberg Löwenstein ein und im Jahr 1587 auch Besitz von dem Amte Abstatt. Im Jahr 1590 reichte jedoch Württemberg den zwei ältesten Söhnen des Grafen Ludwigs II. von Löwenstein, Christoph Ludwig und Ludwig dem Jüngeren ex nova gratia die ganze Grafschaft mit Titel, hoher und niederer Gerichtsbarkeit, Mannschaft, Wildbann u. dgl. wieder als Mannlehen. Die Unterthanen waren jedoch der württembergischen Erblandeshuldigung und Gesetzen unterworfen, und dem württembergischen Hofgericht in der höchsten Instanz, mußten auch Steuern und Anlagen der Landkasse in Stuttgart entrichten. Kirchen- und Schuldiener aber ernannten die Fürsten und Grafen von Löwenstein. Auch die Concordienformel wurde eingeführt, und die Grafschaft dem schwäbischen Kreise einverleibt.

Im Jahr 1622 besetzte König Ferdinand II. nach der pfälzischen Achtserklärung das dem Grafen Georg Ludwig von Löwenstein gehörige Gut Abstatt mit Wildeck und überließ es dem Abt Anton Wolfradt von Kremsmünster (nachherigen Bischof von Wien). Diesem nahm es Württemberg wieder ab und übergab es für einige Zeit dem württemb. Obristlieutenant Peter Pflaumer (der auch Helfenberg besaß).

Die ältere Wolfgang’sche Linie des gräflichen Hauses Löwenstein erlosch mit Georg Ludwig († 1633), durch den westphälischen Frieden von 1648 wurde die jüngere katholische Linie in den Besitz des Amtes Abstatt mit Wildeck eingesetzt. (Vgl. kurze Darstellung der Rechte der älteren Linie des Hauses Löwenstein gegen die jüngere Linie 1812. S. 3, 10, 11.) Das Amt Wildeck oder Abstatt (mit Abstatt, Wildeck, Vohenlohe, Happenbach und einem Theil von Heinrieth) trug den siebenten Theil der Steuern, Reichs- und Kreisprästationen der ganzen Grafschaft bei.

Wildeck war im 15. Jahrhundert von einem der Grafen bewohnt, und ist es jetzt von einem fürstlich-gräflichen Förster und von Weingärtnern, welche 34 Morgen Weinberge bebauen, und von einem Pächter der Meierei.

Abstatt ist der Sitz eines Löwenstein’schen Amtmanns, der früher auch die Gerichtsbarkeit verwaltete und jetzt noch Rentbeamter ist. | Eine Mahlmühle mit zwei Gängen und einem Gerbgang wird durch die Schozach betrieben. Das jetzige Gasthaus zum Ritter war früher ein gräfliches Gebäude. An seinem Kellereingange stehet die Jahrzahl 1709 und die Anfangsbuchstaben Maximilian Carl Graf zu Löwenstein Wertheim Rochefort, Kais. Administrator in Baiern.

In Folge des Preßburger Friedens vom 26. Dec. 1805 wurde das Amt Abstatt der württembergischen Landeshoheit völlig unterworfen.

Abstatt gehörte früher zum württemb. Amt Löwenstein; Happenbach, Wildeck und Vohenlohe schon 1623 zum Amte Beilstein. Am 11. Nov. 1806 kam Abstatt, Wildeck und Vohenlohe zum württemb. Oberamt Löwenstein. Am 27. Okt. 1810 kam Happenbach zum Oberamt Heilbronn, das im Jahr 1812 an das Oberamt Besigheim Abstatt, Wildeck und Vohenlohe abtrat, bis diese Orte durch das Gesetz vom 6. Juli 1842 wieder dem Oberamt Heilbronn zugetheilt wurden.

Die Fürsten und Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg sind noch Grundherrn und Besitzer von Wildeck und Vohenlohe; ein Drittheil gehört der fürstlichen, zwei Drittheil der gräflichen Linie.

Nach einer beim Rentamte Abstatt befindlichen topographisch-statistischen Beschreibung dieses Amtsbezirks vom 4. Januar 1796 befanden sich damals in Wildeck und Vohenlohe 6 Häuser, 5 Scheuern, 4 abgesonderte Stallungen, 320 M. Äcker, 64 M. Wiesen, 8 M. Gärten, 34 M. Weinberge.

Es wohnten dort 29 löwensteinsche Diener und Pächter mit Gesinde, 4 Pferden, 16 Ochsen, 56 Kühen und Kleinvieh, 500 Schafen und 25 Schweinen.

Abstatt hatte 660 M. Äcker, 187 M. Wiesen, 21 dergleichen herrschaftliche, 19 M. Gärten, worunter 3 herrschaftliche, 138 M. Weinberge, ungefähr 2500 M. herrschaftliche und 100 M. Gemeindewaldungen, 11 Pferde, 61 Ochsen und Stiere, 275 Kühe und Rinder, 97 Schweine.

Happenbach hatte 23 Wohnhäuser mit 17 damit verbundenen Scheuern und 25 Stallungen, 5 abgesonderte Scheuern und 1 dergl. Stallgebäude; 88 M. Äcker, 45 M. Wiesen, 7 M. Gärten und 16 M. Weinberge, 2 Schöpfbrunnen, 2 Pferde, 26 Ochsen und Stiere, 61 Kühe und Rinder und 34 Schweine.

Was die Bevölkerung betrifft, so lebten damals in |
Abstatt 141 Bürger
od. B.-Wwen
mit 331 m. 327 w. zus. 658 Einwohner.
Happenbach   37     "   "    68  "   75  "   "    143       "
Vohenlohe     2 Pächter   "      3  "     3  "   "        6 ohne Dienstb.
Wildeck     5 Familien   "    11  "   12  "   "      23 Personen.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
185     "   "  413  " 417  "   "    830      "

Obgleich die Happenbacher größtentheils fleißig und sparsam sind, so ist doch diese Gemeinde die ärmste des ganzen Oberamts, weil sie durchaus keinen Grundbesitz oder sonstige Einkünfte hat. Während z. B. pro 1. Julius 1853/54 in Happenbach an direkter Staatssteuer aus Gebäuden, Feldgütern etc. 225 fl. umgelegt worden sind, betrug der Gemeindeschaden 650 fl. und der Zehenten und die Gülten 47 Scheffel Früchte und außerdem noch baar 349 fl.

Auf der Heilbronner Markung stund der längst abgegangene Ort

Altböckingen,

östlich vom Neckar zwischen dem Trappensee und Jägerhausberg, dessen westliche Weinberghalde noch jetzt „im Bekinger“ heißt.

In den alten Urkunden des Heilbronner Spitals wird im Gegensatze zu dem westlichen Ort, dem jetzigen Dorfe Böckingen, der Name des östlichen abgegangenen Orts „Beckingen“ geschrieben.

Unser mit dem jetzigen Dorfe nicht zu verwechselndes Altböckingen gehörte ursprünglich zum königlichen Kammergute Heilbronn.

Nach dem Stiftungsbriefe der Öhringer Stiftskirche vom Jahr 1037 vertauschte Graf Hermann (von der Familie des Gründers dieses Stiftes) einige Jahre zuvor die Hälfte der villa Bocchingen nebst einem Weinberge daselbst an das Hochstift Würzburg (Württ. Urk.-Buch 1, 263), welches späterhin im Besitz der Oberlehensherrlichkeit über den Ort überhaupt erscheint. Am 27. Juli 1225 bekannte K. Heinrich (VII.) von diesem Hochstift die villa Bochingen zu Lehen zu tragen (vgl. Heilbronn).

Im Jahr 1238 wollte Bischof Hermann von Würzburg ein Benediktiner-Nonnenkloster in diesem Böckingen gründen. Dasselbe wurde jedoch nicht allhier, sondern in Leuterstein (Markung Massenbachhausen) errichtet, aber bereits ums Jahr 1245 nach Frauenzimmern verlegt. Einen hiesigen Hof, welchen die Nonnen besaßen, vertauschten sie aus Anlaß dieser Übersiedlung eben im Jahr 1245 | an das Kloster Adelberg gegen einen solchen in Frauenzimmern (Mone, Zeitschr. 4, 180–183).[1]

Während Heilbronn sich je mehr und mehr zur Freiheit einer Reichsstadt emporarbeitete, benützte K. Rudolf mehrere Besitzungen des Hochstiftes Würzburg in diesen Gegenden, namentlich auch die dem letzteren abgekaufte Grafschaft Löwenstein, zur Ausstattung seines natürlichen Sohnes Graf Albrecht, Gründers der mittleren Linie der Grafen von Löwenstein. Bald auch faßte dieses Grafenhaus in Altböckingen festen Fuß. K. Heinrich VII. ertheilte am 3. Aug. 1310 an Lukard Wittwe des genannten Grafen 60 Mark hiesiger Einkünfte als Reichslehen (im Tausch gegen dergleichen in Ingelheim.) Altböckingen war nebenbei der Sitz von Burgmannen, welche sich hiervon nannten und auf dem nahe dabei stehenden Hügel, der jetzt „Burgmal“ genannt wird, ihren Sitz hatten. Im Jahr 1329 schenkte Ritter Albrecht von Böckingen dem Meßneramt zu Böckingen seinen eigenen Hof und Zehnten zu Böckingen.

Bereits im Jahr 1333 verkaufte der Graf Niclas v. Löwenstein Böckingen mit Vogtei u. s. w. um 540 Pfund Heller in der fortwährenden Eigenschaft eines Reichslehens an die Stadt Heilbronn.

Obigen Burgmannen Albrecht und seinem Bruder Hartmann wahrte bei diesem Anlaß Kaiser Ludwig 1333 ihre Rechte.

Die Kirche zu Altböckingen stand in der Nähe der jetzigen Jägerhausbrücke. Sie war mit hohen starken Mauern umfangen, aber bei einem großen Walde ein Schlupfwinkel für Räuber, welche dort den Handelswaaren auf der Heilbronn-Hall-Nürnbergerstraße auflauerten. Gerne folgten die Böckinger der Einladung des Raths zu Heilbronn und zogen in diese feste Stadt, wo sie sich anbauten. Nun wurde 1338 die Kirche zu Böckingen mit Zustimmung des Bischofs von Würzburg mit der Kilianskirche in Heilbronn vereinigt, das Gebäude abgebrochen und denen, die bei der Versetzung halfen, Ablaß ertheilt, jedoch noch eine Capelle mit einem Altare und der Gottesacker belassen, weil diese Orte geweihet waren.

Im Jahr 1405 wurde der Streit unter den Städten Heilbronn und Weinsberg über den Böckingerberg zu Gunsten der erstgenannten Stadt entschieden. (Jäger 1, 172.)

| Noch im Jahr 1543 wurde die Glocke der Altböckinger Kirche nach Heilbronn geschafft. Im Jahr 1547 brannte die Capelle aus und 1756 wurden die letzten Reste abgebrochen und zum Waisenhausbau in Heilbronn verwendet. 1812 wurde noch der Schacht eines Stangenbrunnens auf dem Eckacker zwischen dem Jägerhausweg und Hörnlisweg zugefüllt, und so jede Spur dieses Dorfes vertilgt.

Weil aber Heilbronn und Böckingen verschiedene Zehntherren hatte, so blieben die Markungen lange noch durch die Altböckinger Landwehr geschieden.

Es bezogen nämlich bis zur Ablösung im Jahr 1850

I. aus 426 M. Weinbergen den Weinzehnten
 1) Württemberg (Heilbronner Pfleghof)
 wegen eines von Hans Heinrich von Ehrenberg
 heimgefallenen vormals Weinsbergischen Lehens
 wegen des Klosters Lichtenstern
2/9

1/9
1/9
 2) Fürst von Löwenstein-Wertheim seit 1803 Nachfolger
 der Würzburger Kammer, von
 Hans Dietrich von Ehrenberg 2/9
 von Melchior und Christoph Ehrer und
 Conrad Ehrers Kinder 1/9



3/9
 3) v. Gemmingen-Babstadt wegen des Ehrer’schen Lehenantheils 1/9
 4) die Pflege der Kilianskirche von der Dionysiuspfründe her
 
1/9   
9/9
II. aus 26 Morgen Äckern
 A. vom großen Fruchtzehnten
 1) Württemberg wie oben 36/80
 2) Löwenstein-Wertheim wie oben 27/80
 3) von Gemmingen-Babstadt  9/80
 4) die Kilianskirche
 
 8/80   
80/80
 B. am kleinen Zehnten
III. den Heuzehnten und aus 56 M. Wiesen
 1) Württemberg   4 Theile
 2) Löwenstein   3     "
 3) Gemmingen   1     "
 4) Kilianskirche   4     "    
12 Theile.


  1. Wenn um 1242 Engelhard von Weinsberg, Sohn der Stifterin des Klosters Lichtenstern, dieses Kloster mit einem Zehnten zu Böckingen begabte (alte Nachricht bei Besold Virg. 426), so steht dahin, welches Böckingen gemeint ist.
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