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Beschreibung des Oberamts Künzelsau/Kapitel B 37

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37. Nitzenhausen,
Gemeinde III. Klasse, mit 305 Einw. a) Nitzenhausen, Dorf, ev. Fil. von Buchenbach, 204 Einw., worunter 1 Kath., Fil. von Amrichshausen; b) Berndshausen, Weiler, 101 Einw., worunter 15 Kath.

Die seit 1820 bestehende Bezirksgemeinde Nitzenhausen umfaßt die beiden Orte Nitzenhausen und Berndshausen. Beide Orte liegen auf der Hochebene zwischen Kocher und Jagst und zwar auf der Neigung der Ebene gegen das Jagstthal. Eine herrliche Aussicht genießt man 1,5 km von Nitzenhausen vom hohen Ländlein an der Straße von Mäusdorf nach Nitzenhausen, einem von 10 Pappeln umgebenen freien Platz, in dessen Nähe der Deutschordensche Galgen stand, auf der einförmigen Hochebene eine erwünschte Abwechselung. Die ganze Odenwaldkette, die Löwensteiner, Waldenburger und Limpurger Berge bis zum Einkorn bilden vor dem Beschauer einen Kranz um die mit Dörfern besäete Ebene des Hohenloher Landes.

Nitzenhausen liegt dem Ostwind sehr zugänglich, gegen Westen und Norden etwas geschützt, in einem kleinen Thälchen, das gegen Buchenbach hin abfällt. Das Wasser des Baches versickert unterhalb des Dorfes plötzlich und fließt nur bei hohem Wasserstand im Bett des Baches weiter und überschwemmt dann die Wiesen unterhalb des Dorfes.

Mitten im Orte steht das einfach gebaute, ehmalige Amthaus des Deutschordenschen Amtsschultheißen, das 1806–1809 Sitz des württembergischen „Souveränitäts“-Oberamts Nitzenhausen war. Nach Auflösung des Oberamts kam das Amthaus in Privathände und wurde 1841 von der Gemeinde zum größeren Theil angekauft und zum Schulhaus eingerichtet, der andere Theil ist Privateigenthum. Das Schulhaus enthält im untern | Stock das Lehrzimmer, die Polizeigewahrsam und die Gemeinderegistratur, im oberen Stock die freundliche Wohnung des Schullehrers.

Ein Rathhaus ist nicht vorhanden. Die Gelasse für die Gemeindebehörden sind gemiethet. An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde N. ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Mit Quellen ist die Markung reichlich versehen. Nitzenhausen besitzt 5 laufende, 9 Pumpbrunnen und 1 Schöpfbrunnen. Die meisten Brunnen erhalten ihr Wasser durch hölzerne Deichel, 3 durch eiserne Röhren. Bei Regenwasser wird das Wasser leicht trübe. Eine Wette ist vorhanden. Zwei Weiher sind jetzt zu Wiesen umgewandelt. Sog. Märzengallen gibt es viele, dieselben vertrocknen im Sommer. Kalk- und Sandsteine werden auf der Markung gebrochen und lassen sich zu Bausteinen verwenden.

Die Vermögensverhältnisse sind bei dem beträchtlichen Grundbesitz günstig. Der größte Grundbesitzer hat 140 Morgen, der Mittelmann 40, die ärmere Klasse 10 Morgen. Nur die Theilgemeinde Berndshausen hat Grundbesitz auf den benachbarten Markungen Mäusdorf, Ohrenbach, Wolfsölden, im Umfang von 100 Morgen.

Die vorherrschende Nahrungsquelle ist Feldbau und Viehzucht.

In Nitzenhausen ist ein Krämer und eine Schildwirthschaft. Straßen führen über Mäusdorf nach Künzelsau und auf der schönen, in den letzten Jahren gebauten Steige nach Buchenbach, unbedeutende Verkehrswege nach Sonnhofen, Rappoldsweilerhof und Berndshausen. Zwei kleine Brückchen über den Bach, d. h. die Klinge, sind von der Gemeinde zu unterhalten.

Für die Hausarmen von Nitzenhausen ist eine Stiftung der Franz Schuhmacherschen Eheleute vorhanden, im Betrag von 171 M.

Der Boden in der Gemeinde Nitzenhausen-Berndshausen ist mittelfruchtbar, der Untergrund auf der Hochebene Lehm und Letten, in den Niederungen Kalkerde.

Die Wiesen leiden vielfach an Nässe und geben saures Futter.

Die Gemeinde Nitzenhausen besitzt 15 Morgen Laubwald, der jetzt ausgestockt und neu angelegt wird. Berndshausen hat keinen Gemeindewald. Dagegen besitzen in der Bezirksgemeinde einzelne Private 200 Morgen Laubwald, der willkürlich gehauen wird, im Ganzen jedoch noch gut steht.

| Als Weide kann in Nitzenhausen nur die Brach- und Stoppelweide dienen, in Berndshausen werden dazu außerdem 15 Morgen Allmanden benützt. Das Weiderecht wird nach dem Steuerfuß der Steuerpflichtigen von den Ortsbürgern, welche einen Schäfer dingen, ausgeübt.

Von Gemeindegütern fließt in die Kasse der Theilgemeinde Nitzenhausen 103 M., in Berndshausen 122 M.

Die Pferdehaltung ist bedeutend. Jeder Bauer hat 2 Pferde zur Arbeit.

Die Rindviehzucht wird stark betrieben.

Schafe von dem Schlag der Landschafe werden Sommer und Winter gehalten. In Nitzenhausen laufen ca. 300 Mutterschafe, in Berndshausen 150 Jährlinge. Die Wolle bekommt der israelitische Händler, die Schafe werden in die Umgegend abgestoßen.

Alterthümer. Auf der Ebene zwischen Berndshausen, Mäusdorf und Nitzenhausen ist der „Heidenruck“. Ein Walddistrikt im Südosten von N. heißt das Hochstättlein, neben welchem die Grabenäcker mit einem vor ca. 100 Jahren eingebrochenen starken Erdfall liegen. Spuren von alter Befestigung sind übrigens keine vorhanden. Zu bemerken sind noch das „Wolstlein“, eine kleine Erhöhung, die Flur Wester, Kaich (Gehäu), Thaubusch cfr. bei Hermuthausen Deubusch. Eine Todtensteige führt nach Buchenbach.

Nitzenhausen (vielleicht ursprünglich Uzenhausen, wozu der Uzenbronnen 1603 zu vergleichen) gehörte wohl zum Besitz der Grafen von Rothenburg-Komburg, wenn Mechtild v. Stein dazu gezählt werden darf, war dann Besitzung der Herren von Stetten und kam von diesen an den Deutschorden (1268 und 1320), welcher auch die Besitzungen des Kl. Komburg (1319) erwarb. Der Deutschorden hatte hier einen Amtsschultheißen, auch Prätor genannt, und seit 1784 ein eigenes Amthaus s. Ailringen. Zum Amt Nitzenhausen gehörte Ailringen, Niederweiler, Obersteinach und Sandelsbronn (OA. Gerabronn), Berndshausen, Heimhausen und Eberbach, soweit sie dem Deutschorden gehörten. 1805 fiel das Amt Nitzenhausen mit dem Deutschordens-Neckaroberamt an Württemberg, worauf hier ein Souveränitätsoberamt errichtet wurde S. 226. Vor der Reformation gehörte der große und kleine Zehnten der Pfarrei Buchenbach, später | nur der kleine Zehnte; der Neugereutzehnten aber dem Deutschorden. Die politische Gemeinde Nitzenhausen umfaßte früher auch die jetzige Gemeinde Laßbach.

ca. 1090 schenkt Mechtild von Stein ihre Rechte und Gefälle zu Nicenhausen an das Kloster Komburg. Menken[1] script. rer. Germ. 1, 422.

1178. Nicozeshausen ist nicht Nitzenhausen, sondern Niclashausen bei Wertheim. Reg. boic. 1, 301.

1248 bestätigt P. Innocenz IV. dem Kl. Komburg seine Rechte in Uzenhausen (Württb. U. IV).

1268 18. Febr. schenkt Sifrid, genannt Zürch von Stetten, dem Bruder Kraft von Krautheim, Deutschordenscommenthur in Mergentheim, 15 Pfd. jährl. Einkünfte von seinen Gütern in Nitzenhausen. W. F. 4, 193, Stäl. II, 568.

1319 verkauft Kl. Komburg seine Gülten und Zinse an den Deutschorden in Mergentheim um 8 Pfd. Heller (Bauer).

1320. Götz v. Stetten, Ritter, und seine Gattin Hedwig verkaufen in N. ein Gut an den Deutschorden, das sie theils von Gernot von Gabelstein erkauft, theils ererbt hatten. Staatsarch. Bauer, W. F. 4, 196.

1491 verkauft Martin von Adelsheim seine Rechte und Gefälle zu Nitzenhausen an Simon v. Stetten (Stett. Arch.).

1508 übergibt Simon von Stetten seine leibeigenen Leute zu Nizenhausen an Conz v. Stetten (Stett. Arch.).

1525 ff. Die Deutschordensunterthanen zu Nizenhausen müssen an Philipp von Berlichingen, Amtmann zu Jagstberg, für Schaden im Bauernkrieg 80 fl. bezahlen. Oechsle 231.

1527 wird jedem Haus in N. für Schaden im Bauernkrieg an den Deutschmeister 3 fl. Strafe auferlegt. Oechsle 238.

1540 22. Juli erlaubt K. Ferdinand dem Deutschorden in Nitzenhausen, wo er alle hohe und niedere Obrigkeit besaß, ein eigenes Gericht aufzurichten. Dagegen gehörte N. zum Halsgericht Mergentheim. W. F. 6, 246.

1603 24. März sprechen die Herren v. Stetten eine Wiese bei dem „Utzenbronn“, welche zur Markung Nitzenhausen gehört haben soll (s. Steinbach), an. Buchenb. Arch.

1603 wollen die Deutschherren vor Kocherstetten ziehen, weil die Herren von Stetten den Zehnten von einem strittigen Acker weggeführt. Sie bleiben aber zu N., da die Künzelsauer den H. v. Stetten zu Hilfe kommen. (Bauer).

1605 18./8. Juli vertragen sich die Herren von Stetten mit dem Deutschorden wegen des Heidenrucks. Unparteiische sollen entscheiden, ob derselbe zur Nitzenhauser Markung gehöre oder eine gemeine Allmut sei. Hut, Trieb und Weide sollen die Gemeinden Nitzenhausen, Berndshausen und Mäusdorf haben. Ein Feldlehen beim „Utzenbronnen“ wollen die Herren v. Stetten gegen ein anderes zu Berndshausen oder Eberbach abtreten (Stett. Arch.).

1622 22. Febr. verkauft Georg v. Stetten Gülten zu N. an Hans Reinhard v. St. (Stett. Arch.).

| 1646 16. März kaiserl. Soldaten v. Regiment Lippe in N. K.B.

1648 liegen im Sommer Schweden in N. K.B.

1656 wird bei der Deutschordensregierung über den Schultheißen zu N. wegen Entheiligung der evang. Feiertage und Verweigerung der Läutgarben an den Schulmeister zu Buchenbarh geklagt. (Stett. Arch.).

1659. Die Deutschordensunterthanen des Amtes Nitzenhausen erhalten Abzugs- und Nachsteuerfreiheit. Staatsarch.

1680 im August wurde zu N. Heinr. Georg Hörde, Sohn des kath. Deutschordensschultheißen Moriz Hörde und der Barbara Heller, Wirthstochter von Buchenbach, evgl., geboren (Kb. v. Buchenb.). Der Vater war zuvor Koch des Deutschmeisters und Wachtmeister in einem Bayreuth. Reg. Hörde diente im österr. Heer unter Montecuculi als Offizier um 1719, wurde Franziskaner-Eremit (Tertianer), wollte in Veitshöchheim ein Eremitenasyl für Konvertiten, besonders für übertretende Prädikanten, dann Rabbiner und Offiziere gründen, kam aber in Konflikt mit dem Bischof zu Würzburg. Andere Versuche, seine Plane auf Sammlung von Konvertiten zu verwirklichen, schlugen trotz seines großen Eifers und mancher Opfer fehl. Der Sohn einer Mischehe und eifriger Konvertitensammler starb, von einem scheuen Stier lebensgefährlich verwundet, zu Rom 1747. Arch. f. Unterfr. 9, 671. 13, 214.

1688 verkauft der Deutschorden Zinsen und Gülten zu N. an Komburg (Staatsarch. Ludw.).

Berndshausen, 1,5 km von N. gegen Norden gelegen, ist in die tiefe Rinne des Speltbaches, mit welchem sich unterhalb des Dorfes der Sindelbach und Sallenbach vereinigen, eingebaut, hat eine weniger regelmäßige Anlage als N., auch theilweise weniger stattliche Häuser, unter denen eines noch ein Strohdach hat. Die Ortsstraßen sind mittelmäßig. An öffentlichen Gebäuden besitzt es nur ein Schafhaus. Seit 1870 ist auch eine kleine Glocke vorhanden. Von Brunnen gibt es 4 laufende, 2 Schöpfbrunnen. Es besteht eine Schildwirthschaft. Straßen führen nach Bodenhof, Buchenbach, Büttelbronn, Amrichshausen und Nitzenhausen.

An Flurnamen sind zu beachten „Hof“, „Brand“ und „Straße“.

Berndshausen, alt Bernhartshausen, auch Bernoltshausen, später Berlishausen und Bernitzhausen, gehörte zur Cent Jagstberg, W. F. 1847, 38 und war ohne Zweifel ursprünglich selbst ein Theil der Herrschaft Jagstberg, welche 1275 Albert v. Ebersberg Würzburg zu Lehen aufgetragen hatte (s. Jagstb.). Von Würzburg trugen die Herren v. Stetten, Künzelsau und Bächlingen Lehen zu B. Durch Schenkung bekam 1344 Gnadenthal | Besitz in B. der an Hohenlohe kam, das Zehntrecht von Zürch von Stetten erwarb (1549).

Der Deutschorden besaß den größeren Theil des Weilers, Hohenlohe-Öhringen 3 Häuser, der Bach war die Grenze. Die hohenlohischen Unterthanen gehörten zur Schultheißerei Hermuthausen, die deutschordenschen nach Nitzenhausen. 1805/6 kam es unter württembergische Staatshoheit. Wie der Deutschorden zu seinem Besitz kam, ließ sich bis jetzt nicht nachweisen, abgesehen von einer unbedeutenden Schenkung.

ca. 1303 hat Markolf v. Stetten 2 Theile am Fruchtzehnten zu Bernhartshausen, Walter von Kunzelsowe den halben Zehnten als Würzb. Lehen. Arch. f. Unterfr. 24, 60, 104.

1335 trägt Hein. v. Bechlingen für Markolfs v. Stetten Witwe zwei Theile des Zehnten zu Bernhartshusen als Lehen B. Otto’s von Würzburg. Lehenb. B. Otto’s f. 239.

1344 12. Mai übergibt Gere Lecherin, Witwe Hermanns von Gabelstein ihre Güter und Gülten zu Bernhartshausen, worauf sie mit ihrer Morgengabe angewiesen war, an das Kl. Gnadenthal. W. F. 9, 51.

1347 trägt Hein. v. Bechlingen die 1335 genannten Lehen für die Witwe Markolfs v. Stetten und ihre zwei Töchter als Lehen B. Alberts v. Würzb. Lehenb. des B. Alb. Fol. 20.

ca. 1360. Hedwig und Agnes v. Brunnen v. Hertenstein geben dem Deutschorden 1 Pfd. von ihren Gütern zu Bernoltshausen. W. F. 6, 87.

1370 empfängt Johann v. Bechlingen v. B. Albert v. Würzburg 11/2 Theile des Zehntens zu Bernhartshausen nach seines Vaters Heinrich Tode. W. F. 10, 195.

1403 gibt Rezze v. Bechlingen 2 Theile des Zehnten zu B. an Ulrich von Hohenlohe. Lehenb. des B. Johann v. Würzb. F. 2b.

1538 gestattet B. Lorenz von Würzburg Zürch v. Stetten, seine Töchter Dorothee und Agathe u. A. auf zwei Theile des Zehnten zu Bernartzhausen, groß und klein anzuweisen (Stett. Urk.).

1549 verkauft Zürch v. Stetten den halben großen Zehnten zu B. an Graf Albrecht v. Hohenlohe. W. F. 4, 358.

1635–37 hängen die rebellischen Bauern von Berndshausen, des Deutschordens Unterthanen, an der Weimarischen Partei (d. h. wohl sind lutherisch). Die kaiserl. Soldaten des Oberstlieutenant v. Wolfsthal werden beordert, den Bauern Georg Abel v. B. zu vertreiben (Staatsarch.).



  1. Scriptores rerum Germanicarum, praecipue Saxonicarum. Hrsg. von Johann Burkhard Mencken


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