Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel B 20
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1) Ingerkingen – Ingerichingen – ein vormals Spital Biberachisches kathol. Pfarrdorf, an der Landstraße von Ehingen nach Biberach, mit 502 Einwohnern, 33/8 Stunden nördlich von Biberach, C. A. und F. A. Ochsenhausen. Den größern Theil der Lehengefälle des Orts bezieht der Spital Biberach. Antheil haben die Stiftungspflege Schemmerberg, sowie die des Orts, der Graf Castell von Dischingen, Fürst Thurn und Taxis und die Pfarrei. Den großen und kleinen Zehenten beziehen der Spital Biberach von 1300 M. Acker, den Heuzehenten aus 500 M. Wiesen, Taxis aus 150 M. und den Heuzehenten aus 60 M. Wiesen, die Stiftungspflege Schemmerberg aus 20 M. und den Heuzehenten aus 8 M., die Pfarrei aus 8 Jauchert Acker. Das Patronat ist königlich.
Der Nahrungsstand der Bewohner ist im Allgemeinen gut. Der Ort hat eine Schildwirthschaft, eine Brauerei und eine Ziegelhütte. Die Gemeinde hat übrigens noch 8600 fl. Commun-Schulden. Die Gemeinde-Waldungen, deren Nutzung auch hier im Besitze der Realgemeinde-Berechtigten war, sind neuerlich mit höherer Erlaubniß unter den Berechtigten vertheilt, und so völliges Privat-Eigenthum geworden, s. u.;| der Pfarrsprengel beschränkt sich auf den Ort. Die Schule ist ohne eigenes Schulhaus. Die Kirche hat einen stattlichen Thurm, welcher ein sehr hohes Alter zu haben scheint. In älteren Zeiten standen auf dem jetzigen Ortsbezirk 5 Weiler, wovon einer der Pfarrei Ober-Sulmetingen, die übrigen 4 der Pfarrei Schemmerberg einverleibt waren. Im Jahre 1459 wurde für diese 5 nun in Eine Gemeinde vereinigten Weiler oder Höfe eine von Ritter Berthold v. Stein und den Edlen v. Schynen gestiftete Caplanei errichtet, mit Genehmigung des Abts Ludwig v. Salem, der sich das Patronat und die Administration der Caplanei-Güter vorbehielt. Im Jahre 1712 wurde die bis dahin der Pfarrei Schemmerberg incorporirte Caplanei unter der Bedingung zu einer eigenen Pfarrei erhoben, daß das Patronat dem Kloster Salem verbleibe, die bauliche Unterhaltung der Kirche, des Pfarrhauses, Stadels und des Meßnerhauses von der Gemeinde allein übernommen werden und die Pfarrgüter dem Pfarrer von der Gemeinde unentgeldlich gebaut werden sollen. Das Patronat kam mit dem Ort 1802 von Salem an Baden, und 1806 an Würtemberg. Die Reformation fand hier ziemlich Eingang, aber die, welche ihr huldigten, wurden bewogen, theils auszuwandern, theils wieder zum katholischen Glaubens-Bekenntniß zurückzukehren. Der Ort muß ehemals eigene Edelleute gehabt haben; denn im Jahre 1314 schenkte Steinhart von Ingerichingen dem Kloster Ochsenhausen Güter in Edenbachen. Aber schon im 13. Jahrhundert und später findet man die v. Stadion und Andere in dem Besitze; 1396 kaufte der Spital Biberach einen großen Theil der Laienzehenten von Walter v. Stadion zu Grunzheim; weitere Theile 1529 und nachher von Salmannsweil. Im Jahre 1526 kaufte der Spital Biberach von Walter v. Stadion die hohe und niedere Obrigkeit und Gerichtsbarkeit und alle seine leibeigene Leute um 1589 fl. Unter den von den Stadion und Andern gekauften Gütern waren mehrere östreichische Mannlehen, welche dem Spital theils auf seine Kosten, theils gegen Einlegung anderer Güter von Seiten der Verkäufer frei gemacht | wurden. Seinen Zehent-Antheil hat der Spital theils schon 1396 von Stadion, theils später von dem Kloster Salmannsweil und Andern gekauft. Von letzterem, als Besitzer der Herrschaft Schemmerberg, hat es durch Verträge von 1554 und 1657 auch das Novalzehentrecht erworben.2) Westerflach – auch Westerflah, Westerflaa, ein vormal. Spital Biberachischer kathol. Weiler mit 52 Einwohnern, Fil. von U. Sulmetingen, C. A. und F. A. Ochsenhausen. Die Lehengefälle bezieht der Spital Biberach, den Groß- und Kleinzehenten Taxis. Der Spital Biberach erkaufte 1433 von Hanns von Simmetingen Westerflach mit Zwängen, Bännen etc. Einzelne Güter wurden später noch erkauft.