Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel B 21

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21. Gemeinde Kirchberg,
mit Nordhofen, 615 Einwohner.
1) Kirchberg, zur Unterscheidung Kirchberg an der Iller genannt, kathol. grundh. Pfarrdorf, 51/8 Stunden östlich von Biberach an der Landstraße von Ulm nach Memmingen und Leutkirch, mit 598 Einwohnern, C. A. und F. A. Ochsenhausen. Grundherren sind je zur Hälfte der Graf Erbach-Wartemberg-Roth und der Graf Törring-Gutenzell; der Erstere ist auch Patronats- und Zehentherr. Kirchberg hat eine ebene Lage an dem Rande des weiten Illerthals, nur einige Häuser, namentlich Kirche und Pfarrhaus, liegen etwas erhöht und beherrschen die Gegend; die Iller fließt in einer Entfernung von 3/4 Stunden vorüber, dagegen geht durch den Ort der Mühlbach. Der Boden ist sandig, das Klima aber mild. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses hat der Kirchen-Patron. In die Pfarrei gehören außer den beiden Schultheißerei-Orten auch Glaserhof, Sinningen, Werthe und die Kath. von O. und U. Balzheim. Die Bevölkerungs-Verhältnisse zeichnen sich durch eine starke Anzahl von Unehelichen aus, s. S. 25. Der Nahrungsstand ist mittelmäßig. Der Ort hat Schule und Schulhaus, 1 Mahl- und 1 Sägemühle, 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei und 1 Ziegelhütte. Er gehörte vormals je zur Hälfte den Klöstern| Roth und Gutenzell, das erstere hatte auch das Patronat, und die dem Kloster incorporirte Kirche wurde bis zu dessen Auflösung von Klostergeistlichen versehen. Im Jahre 1356 gaben Ulrich v. Schellenberg und seine Hausfrau Anna v. Ellerbach dem Abt und Convent zu Roth ihre Rechte und Gewaltsame im Dorfe Kirchberg mit dem Patronatrecht und der Vogtei zu kaufen, und in demselben Jahre verlieh Graf Wilhelm zu Kirchberg mit der Herrschaft Balzheim Güter zu Kirchberg mit Gerichten, Tafern, Leut und Gut an Heinrich v. Freyberg um 3300 Pfund Heller. Als Lehen scheinen diese Güter nachher gegen Balzheim’sche Allodien ausgetauscht und an Gutenzell verkauft worden zu seyn. Früher hatten auch die Stadt Ulm und ihre Patricier Antheil an Kirchberg. Den 18. April 1692 verkaufte die Stadt ihren Antheil an das Kloster Roth für 16.500 fl.

Die Gutenzellische Hälfte steuerte zum Ritter-Canton Donau, die Rothische gab nur Kammersteuer. Der Blutbann war innerhalb Etters zwischen beiden Eigenthümern getheilt, außerhalb Etters hatte ihn Gutenzell allein. Forst und Jagd gehörten zum Glaser-Forst und wurden 1775 mit dem Blutbann außerhalb Etters von Gutenzell gekauft, s. Gutenzell. Im Jahr 1803 fiel der Gutenzellische Antheil dem Grafen Törring, der Rothische dem Grafen Erbach-Wartemberg-Roth zu, und 1806 kamen beide unter würtembergische Hoheit.

2) Nordhofen, kathol. Weiler mit 17 Einwohnern, 1/4 Stunde östlich von Kirchberg: 2 Bauernhöfe, die zur königlich Bayerischen, früher fürstlich Schwarzenbergischen Herrschaft Illereichen, lehenpflichtig sind.