Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel B 28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 27 Beschreibung des Oberamts Biberach Kapitel B 30 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
28. Gemeinde Muttensweiler,
mit Birkhof 188 Einwohner.

1) Muttensweiler, auch Mutterschweiler, kathol., vormals Spital Biberachisches Pfarrdorf mit 183 Einwohnern, 23/4 Stunden südlich von Biberach, C. A. Schussenried, F. A. Ochsenhausen. Die Grund- und Lehen-Gefälle bezieht zum größeren Theil der Spital Biberach, von 4 Höfen der Staat, der auch den großen und kleinen Zehenten hat.

Muttensweiler liegt an dem Federbach und an der Straße von Biberach nach Saulgau, der Ort ist gut gebaut und der Nahrungsstand gut. Es ist eine Schildwirthschaft und Brauerei in dem Orte. Die Kirche ist zwar Pfarrkirche, die Pfarrei ist aber mit der von Steinhausen, Oberamts Waldsee, vereinigt. Dort ist auch die Schule. Der Kirchensatz war dem Kloster Schussenried incorporirt, welches denselben mit dem zu Steinhausen und dem großen und kleinen Zehenten 1363 von Dieter Rammingen, Patricier von Biberach, um 250 Pfund Heller gekauft hat. Das Kloster, und nachher Sternberg, besaß auch 4 Lehenhöfe, welche nun der Staat hat. Das Übrige gehörte mit der Dorfherrschaft dem Spital Biberach, der es 1386 von Ulrich von Königseck mit Vogteirechten, Zwingen und Bännen um 750 Pfund Heller erkaufte.| In einem Streit über die Gerichtsbarkeit erkannte Schussenried dieselbe 1454 als hospitälisch an, unter der Bedingung, daß jeder seiner 4 Lehensleute gegen Abgabe von 5 Schilling das benöthigte Bau- und Brennholz im Spitalwald hauen dürfe; in einem späteren Vertrag von 1576 wurde das Bauholz näher bestimmt und das Brennholz auf 7 Klafter Tannenholz festgesetzt. An den Gemeinde-Waldungen haben die ehemaligen Schussenried’schen Lehenleute keinen Antheil.

Die Reformation fand in Muttensweiler ziemlich Eingang. Im Jahr 1531 war ein lutherischer Prediger daselbst angestellt; im Jahr 1583 aber wurde der Gemeinde wieder ein katholischer Pfarrer gesetzt, und die Einwohner kehrten nun nach und nach wieder zur katholischen Kirche zurück. Am 29. und 30. Sept. 1796 fiel bei Muttensweiler ein Treffen zwischen den Östreichern und Franzosen vor, s. S. 61.

2) Birkhof, 1 Hof mit 5 kathol. Einwohnern, Filial von Stafflangen, Zehent- und Lehens-Verhältnisse wie in Muttensweiler.


29. Gemeinde Ober-Sulmetingen,