Beschreibung des Oberamts Blaubeuren/B 30

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30. Tomerdingen,
ein kath. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit auf der Alp, 31/2 St. nordöstlich von Blaubeuren, mit 740 Einwohnern. Den großen Zehnten hat der Staat, den kleinen, den Obst- und Blutzehnten | die Pfarrey; Gefälle haben neben dem Staat hauptsächlich noch die Stiftsverwaltung in Ulm. s. S.91.

Der ansehnliche Flecken liegt auf freyer Ebene in Obstbäumen verhüllt; das Feld ist sehr fruchtbar, aber an Wasser ist auch hier Mangel, und Trink- und Kochwasser wird nur sparsam aus dem Gemeindebrunnen ausgetheilt. Der Ort hat 2 Kirchen, Schule und Schulhaus, 2 Schildwirthschaften und 2 Brauereien auch 2 Jahrmärkte. Von den Kirchen ist die eine U. L. Fr., die andere dem h. Martin geweiht; jene wird gemeiniglich auch die untere, diese die obere (in Urkunden übrigens, wie zu Mengen) minor genannt. Beyde Kirchen sind Pfarrkirchen, jede mit ihrem eigenen Kirchhof; in die obere Kirche sind 19 Häuser eingepfarrt, doch werden Predigten und Kinderlehren nur noch in der untern gehalten. In ältern Zeiten hatte jede Kirche auch ihren eigenen Pfarrer und ihren eigenen Patronatsherrn; das Patronatrecht der L. Frauenkirche besaß die Deutschordens-Commende Ulm, das der Martinskirche das Kloster Elchingen, dem die Kirche, 1404, incorporirt wurde. Filiale der Kirchen waren Themmenhausen, Dornstatt nebst Böttingen. Themmenhausen wurde als ulmischer Ort durch die Reformation davon getrennt, Dornstatt aber 1674 mit einer eigenen Pfarrey versehen, indem die Martins- oder Elchingische Pfarrey von Tomerdingen dahin verlegt und die Gemeinde Tomerdingen der deutschherrischen Pfarrey allein überlassen wurde. Die Baulast von beyden Kirchen hat die Stiftungspflege, aushülflich der Staat als Großzehentherr, der auch das Pfarrhaus baut.

Tomerdingen gehörte vormals dem Kloster Elchingen und war der Sitz eines s. g. Pflegamts, wozu Tomerdingen, Dornstatt, Vorder- und Hinter-Denkenthal, Westerstetten und der Burghof oder Bürkhof dabey gehörten. Das Kloster kam allmählig zu dem Besitze; den Grund dazu scheinen die von Ravenstein, die zweyten Stifter des Klosters Elchingen, von denen schon bey Bermaringen die Rede war, und von welchen, wie dort erwähnt ist, auch der Gemeindewald herrühren soll, mit der uralten St. Martinskirche gelegt zu haben. 1382 erkaufte das Kloster von Bertold von Westerstetten zu | Katzenstein gesessen 1 Hof, den Hirtenstab und andere Rechte für 200 fl., und 1401 von Fritz von Westerstetten und seinen Söhnen ihre Leibeigenen zu T., 1473 von Leonhard Vetter und seinem Bruder Craft Vetter in Wörth alle ihre Leute und Güter zu und um T., die sie nicht lange vorher, 1455 und 1458 erworben hatten, nebst Gerichten, Zwingen und Bännen für 3000 fl.; 1503 bis 1594 kaufte endlich das Kloster verschiedene Güter, 1693 für 14.000 fl. den ulmischen Antheil, und 1713 von Ferd. Besserer von Thailfingen 1 Hof für 1800 fl. Im J. 1802 fiel T. mit Elchingen an die Krone Bayern, und das Pflegamt wurde unter die Landgerichte Söflingen und Alpeck vertheilt; durch den Staatsvertrag von 1810 kam es an die Krone Würtemberg.

Im Umkreise der Markung befinden sich zwey abgesonderte Bezirke, welche von zwey untergegangenen Orten noch die Namen Lützelbuch und Mauerhof führen. Eine halbe Stunde von Tomerdingen in dem Hardtwalde, welchen Albert von Ravenstein der Gemeinde T. zur Hälfte geschenkt hat, stand auf einer Anhöhe eine Burg, wovon sich der Name Burg bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Es ist dieselbe, deren schon bey Bermaringen gedacht ist.