Beschreibung des Oberamts Brackenheim/Kapitel B 8
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Der 1791 angelegte, ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts.
Das bei der Kirche gelegene hübsche 1617 erbaute Pfarrhaus mit Ökonomiegebäude und großem Garten trägt die Jahreszahl 1617 und ist vom Staat zu unterhalten. Das sehr ansehnliche 1837/38 erbaute Schulhaus enthält 2 Schulzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, die Gelasse für den Gemeinderath und im unteren Stockwerk eine Kelter mit 4 Bäumen. Ein Haus wird das Schlößchen genannt. Die Vicinalstraße von Brackenheim über Stethen in das Badische führt etwa 1/8 Stunde östlich vom Ort vorüber, in dieselbe ist eine Straße vom Ort aus angelegt und überdieß führt noch ein Fahrweg vom Ort das Thal entlang nach Brackenheim.
Mit Trinkwasser, das 6 Pump- und 6 Schöpfbrunnen liefern,| ist der Ort hinreichend versehen; das Wasser ist im allgemeinen gut, jedoch im nördlichen Theil des Orts etwas hart und gipshaltig. Eine Wette ist vorhanden. Die Markung ist reich an kleineren Quellen.Die fleißigen und geordneten Einwohner sind im allgemeinen kräftig, jedoch zeigen sich unter ihnen theilweise Spuren von Kretinismus, deren Ursachen einerseits in dem gipshaltigen Wasser, andererseits in der unebenen, beschwerlich zu bebauenden Markung liegen mögen. Die Hauptnahrungsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau, während von den Gewerbetreibenden nur die Maurer, Steinhauer und Schmiede theilweise auch nach außen arbeiten. Eine Schildwirthschaft und zwei Kramläden bestehen. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den geringeren, indem der vermöglichste Bürger 24, der sog. Mittelmann 8 und die unbemitteltere Klasse 3–4 Morgen Grundeigenthum besitzt. Gegenwärtig erhalten 9 Personen Gemeindeunterstützung. Die auf dem Rücken des Heuchelbergs gelegenen, zur Markung Niederhofen gehörigen Felder sind sämtlich Eigenthum von Haberschlachter Ortsbürgern.
Die kleine, mit Ausnahme der Ebene auf dem Heuchelberg, meist bergige Markung hat einen mittelfruchtbaren Boden, der auf dem Heuchelberg aus den feinsandigen Zersetzungen des Keuperwerksteins, an den Gehängen aber aus denen des Gipsmergels besteht. Vier Steinbrüche, aus denen gute Werksteine gewonnen und meist nach außen abgesetzt werden, sind vorhanden; überdieß bestehen einige Lehm- und Mergelgruben. Das Klima ist mild und Hagelschlag selten.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanterpflugs, so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben; man baut die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorzugsweise Dinkel und Gerste, ferner Kartoffeln, verhältnißmäßig viel Futterkräuter (dreiblätterigen Klee und Luzerne), Angersen und etwas Hanf. Das Getreideerzeugniß reicht zum Bedarf der Einwohner. Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig ausgedehnt und liefert ein gutes Futter, von dem theilweise nach außen abgesetzt wird.
Von Belang ist der Weinbau, der in der gewöhnlichen Weise getrieben wird; man pflanzt 2400 Stöcke von verschiedenen Sorten (Silvaner, Elblinge, Drollinger, Rißlinge, Portugieser, Lemberger etc.) auf den Morgen und erzielt einen guten lagerhaften Wein, der in der Umgegend, im Oberland und im Badischen Absatz findet. Der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 10–12 Eimer und die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 25–82 fl.
Die im Zunehmen begriffene Obstzucht ist bedeutend und erlaubt in günstigen Jahren einen namhaften Verkauf nach außen; man pflanzt hauptsächlich Mostsorten und von Steinobst Kirschen und| Zwetschgen. Die Jungstämme werden theils selbst nachgezogen, theils aus der vorhandenen Privatbaumschule bezogen.An Gemeindewaldungen sind 102 Morgen vorhanden, deren jährlicher in 20 Klaftern und 4000 St. Wellen bestehender Ertrag verkauft, und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet wird. Überdieß bezieht die Gemeindekasse aus der Brach- und Stoppelweide, auf der den Winter über 160 Schafe laufen, die Pachtsumme von 170 fl., aus der Pferchnutzung 100 fl. und aus verpachteten Gemeindegütern 140 fl. jährlich.
Die Rindviehzucht ist in gutem Zustande; man züchtet eine tüchtige Landrace mit Simmenthaler Kreuzung und hat zwei Farren (der eine von Land- der andere von Simmenthalerrace) aufgestellt. Die Pferdezucht ist unbedeutend, jedoch etwas im Zunehmen. Nur das entbehrlich gewordene Vieh kommt zum Verkauf.
An Armenstiftungen sind 1935 fl. vorhanden, überdieß haben die Ortsarmen mit 15 anderen Gemeinden Antheil an der Rappold’schen Stiftung, deren Grundstocksvermögen sich gegenwärtig auf 17.290 fl. beläuft.
Der Ort, welcher früher Haberslat geschrieben wurde und seinem Namen entsprechend ein Büschelein Haber im Wappen führt, wird erstmals genannt den 8. März 1229, indem Pabst Gregor IX. an diesem Tage die Besitzungen des Klosters Bebenhausen allhier bestätigte (Wirt. Urkb. 3, 233). Früher wohl magenheimisch erscheint Haberschlacht im J. 1380 in der Widdumsverschreibung für die Gräfin Antonia von Württemberg, und in der Erbhuldigung des Jahrs 1383 kommen der Schultheiß Contz Rüdiger und 20 hiesige Bürger vor (s. oben VII, 1). Von Alters her machte hier die Luft leibeigen (Sattler, Grafen, 4. Forts. 134).
Der von Jäger (Heilbronn 1, 235) angeführte Martin Werner von Haberschlöcht, welchen das Kloster Odenheim im J. 1464 bekriegt habe, gehörte vielleicht zu einer hiesigen adeligen Familie.
In Betreff fremden Besitzes allhier verdient folgendes bemerkt zu werden. Das Kloster Bebenhausen verkaufte den 5. Mai 1498 seinen hiesigen Besitz an den Spital zu Brackenheim. Das Kloster Adelberg hatte hier wie an anderen Orten des Zabergäus Höfe, Weingärten, Gülten und Güter, trat dieselben aber den 16. März 1465 an das Kloster Laufen ab (Schmidlinsche Collect.) Die Deutschordens-Kommende Heilbronn erhielt im Tauschwege den 13. Aug. 1348 das Holz, genannt der Kessel, welchen Namen noch jetzt ein Flurdistrikt führt, allhier von Ulrich von Magenheim (Klunzinger 4, 21) und noch später besaß dieser Orden auf hiesiger Markung eine Waldung von 41 Morgen (Breitenbach). Nach dem Lagerbuch von 1578 bezog vom großen Zehenten Württemberg, die Universität Tübingen und U. L. Frauen-Kaplanei zu Schwaigern je 1/3, vom| kleinen Zehenten Württemberg, die Pfarrei Haberschlacht und die genannte Kaplanei ebenfalls je 1/3; den 20. April 1592 verkaufte jedoch Philipp von Neipperg die von U. L. Frauen-Kaplanei wegen bisher eigenthümlich innegehabten Wiesen und Gefälle an Zehenten, Gülten etc. um 800 fl. dem Herzog Ludwig von Württemberg.Ein hiesiger Pfaff Berthold wird im J. 1307, ein Kaplan im J. 1351 aufgeführt (Mone 4, 193. Reyscher Statutarrechte 515). Der Ort war bis zum J. 1472 Filial von Brackenheim, allein den 26. Mai d. J. erlaubte der Graf, sp. Herzog Eberhard im Bart den Einwohnern auf ihre Bitte eine eigene Pfarrei hieselbst zu errichten, deren Lehenschaft er sich vorbehielt. Zur hiesigen Frühmesse besaßen im J. 1525 die Universität Tübingen das Präsentationsrecht, das Stift zu Wimpfen das Bestätigungsrecht. Die Universität Tübingen, welche auch das Präsentationsrecht zur Pfarrei bekam, bat den 3. Okt. 1531 als Patronin beider Pfründen auf Ersuchen der Gemeinde den Bischof Heinrich von Worms (und Utrecht, Probst zu Ellwangen) um Bestätigung der von ihr bewilligten Vereinigung der Pfarrei und Frühmesse allda, die dann auch der Bischof den 13. Jun. 1533 ertheilte. Das alte baufällige Pfarrhaus wurde der Gemeinde überlassen, das wohl erhaltene neue Frühmeßhaus wurde jetzt Pfarrhaus; sollte es durch Krieg oder sonst ohne Schuld des Pfarrers zu Grunde gehen oder Schaden leiden, so übernahm die Gemeinde den Neubau beziehungsweise die Besserung.
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