Beschreibung des Oberamts Calw/Kapitel B 16
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Das nicht große, in die Länge gebaute, eigentlich nur aus Einer Straße bestehende Dorf hat eine sehr freundliche, übrigens etwas unebene Lage auf der Hochebene, östlich des nur 1/4 Stunde entfernten Nagoldthales, 13/4 Stunden südlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde nordwestlich von dem Mutterort. Die aus Holz erbauten, häufig mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude, sind nicht besonders ansehnlich und verrathen die minder günstigen Verhältnisse, in welchen sich der größere Theil der Einwohner befindet. Die reinlich gehaltenen Ortsstraßen sind durchgängig gepflastert. In der Mitte des Dorfs liegt das unansehnliche Kirchlein, auf dessen vorderer Giebelseite ein kleines Thürmchen (Dachreiter) sitzt, in welchem 2 Glocken aus neuerer Zeit hängen. Die Unterhaltung hat die Stiftungspflege, die übrigens wegen Mittellosigkeit von der Gemeindepflege unterstützt werden muß. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (südlich) des Orts.
Das ziemlich geräumige, im Jahr 1830 erbaute Schulhaus enthält neben einem Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und in dem obern Stockwerk die Gelasse für den Gemeinderath.
| Gemeindewaschhäuser sind 2 vorhanden; auch befindet sich ein Armenhaus im Ort.Gutes Wasser liefern 3 laufende Brunnen, die übrigens in trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß das Wasser 1/8 Stunde südlich vom Ort im Erchinger Brunnen geholt werden muß. Auf den Fall der Feuersgefahr sind 2 Wetten angelegt.
Die Einwohner sind von schönem, kräftigem Körperbau und erfreuen sich einer guten Gesundheit; sie bauen mit vieler Ausdauer ihre größtentheils nicht sehr ergiebigen Felder, deren Boden vorzugsweise aus den nahrungsarmen Verwitterungen des Wellendolomits, aus schwerem Thon und aus den Verwitterungen des rothen Schieferlettens besteht. Auch die klimatischen Verhältnisse sind nicht besonders günstig, indem Frühlingsfröste und kalte Nebel öfters auf die ziemlich ausgedehnte Obstzucht nachtheilig einwirken. Hagelschlag kommt sehr selten vor. Bei diesen ungünstigen natürlichen Verhältnissen ist es kein Wunder, daß die Einwohner, ungeachtet ihrer Thätigkeit zu den unbemittelteren der Umgegend gehören und genöthigt sind, durch Holzmachen und Taglohnen, wozu der nahe gelegene Dickehof viele Gelegenheit bietet, ihr spärliches Auskommen zu sichern. In samenreichen Jahrgängen wird von den meisten Einwohnern Holzsamen, vorzugsweise Fichtensamen gesammelt und aus demselben ein namhafter Erlös erzielt. Der größte Güterbesitz beträgt 30 Morgen, der mittlere 12 Morgen, Viele besitzen gar kein Grundeigenthum. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 2 fl.–400 fl. und die der Wiesen von 75 fl.–700 fl. per Morgen.
Die Landwirthschaft wird möglichst gut getrieben und verbesserte Ackergeräthe, wie der Brabanter Pflug, Walze etc. haben allgemein Eingang gefunden. In dreizelgiger Wirthschaft mit 1/12 eingebauter Brache zieht man die gewöhnlichen Cerealien, Futterkräuter (hauptsächlich Luzerne), Kartoffeln, wenig Hanf und Reps. Der durchschnittliche Ertrag der Güter ist um 1/3 geringer als in Stammheim. Die Felderzeugnisse reichen im Allgemeinen zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses nicht hin.
Die Wiesen, welche nicht bewässert werden können, ertragen 10–25 Centner Heu und 5–12 Centner Öhmd per Morgen; das Futter ist größtentheils gut und reicht für den vorhandenen, verhältnißmäßig nicht geringen Viehstand, dem übrigens auch noch mit Futtersurrogaten aller Art nachgeholfen wird.
Die Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit Zwetschgen und späten Mostsorten; in ganz günstigen Jahren wird auch Obst nach Außen verkauft.
| Eine gewöhnliche Rindviehrace wird gehalten und durch zwei Landfarren, welche ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Der Handel mit Vieh ist ganz unbedeutend.Die Schweinezucht ist gering, dagegen laufen 230 Stücke Landschafe, welche den Ortsbürgern gehören, auf der Weide, was der Gemeinde nebst der Pferchnutzung gegen 300 fl. jährlich einträgt.
Die Zucht der Ziegen, des Geflügels und der Bienen ist nicht von Belang.
Als Gewerbe sind 2 Schildwirthschaften und 2 Krämer zu nennen.
Vicinalstraßen führen nach Stammheim und nach Gültlingen.
Die Gemeinde besitzt etwa 450 Mrg. Waldungen, die einen jährlichen Ertrag von 90 Klaftern und etwa 3000 Stück Wellen liefern, der größtentheils zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft wird. Überdieß sind Gemeindegüter vorhanden, von denen die älteren Bürger je 1/8 Morgen unentgeldlich benützen dürfen. Über Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.
An dem sogen. Todtenweg, östlich vom Ort, wurden Grundmauern von einem Gebäude aufgefunden.
Holzbronn kam mit der Herrschaft Zavelstein an Württemberg; seine Bewohner hatten zum Schloß Zavelstein keine Jagdfrohnen zu leisten, dafür jedoch auch keine Holzgerechtigkeit im Frohnwald, wie die übrigen Zavelsteiner Orte; nur die Schloßgüter mußten sie mitbauen helfen.
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