Beschreibung des Oberamts Canstatt/Kapitel B 19
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Zatzenhausen hat eine ziemlich abgeschiedene Lage in dem Thalgrunde des Feuerbachs, zwischen Canstatt und Kornwestheim. Es hat eine Kirche, ein Rathhaus und ein Schulhaus und sein eigenes Begräbniß. Das Schulhaus ist 1828 neu erbaut worden. Die Baulast der Kirche hat zu 2/3 die Heiligenpflege, zu 1/3 die Gemeindepflege. Die Kirche ist 1584 erbaut worden, aber erst seit 1742 werden jährlich einige Gottesdienste darin gehalten. Der ziemlich beschränkte Nahrungsstand der Einwohner beruht größtentheils auf Ackerbau, neben demselben findet noch etwas weniges Weinbau statt, Wiesen sind sehr wenige vorhanden. Das Gewerbe besteht hauptsächlich in einer Mahlmühle. Über den Antheil des Orts am Freyberg s. Münster.
Wenn gleich ein ganz verborgener und unbedeutender Ort, gehört Z. in geschichtlicher Beziehung doch unter die merkwürdigern des Landes. Wie es schon zur Zeit der Römer eine bedeutende Niederlassung war und wie sich die Denkmäler davon bis auf unsere Zeiten erhalten haben, ist schon in der ersten Abtheilung S. 12 gezeigt. Aber auch in der nachfolgenden Zeit tritt der Ort früher, als irgend ein anderer des Oberamts, wieder hervor. Nach einer Urkunde v. 26 Dec. 789 schenkte ein gewisser Helmulf mit seiner Gattin Bilihilt dem h. Nazarius zu Lorsch in dem Weiler Zatzenhausen in dem Neckargau 7 Jauch. Ackerlandes an| dem Fluß Biberbach[1]. Der Lorschische Codex führt nach dieser Urkunde noch zwey weitere von Zatzenhausen an, die eine vom 2. May 788; wonach Emehilt 10 J. Landes „in supradicta marca“ und 2 Leibeigene an das Kloster Lorsch schenkt, die andere vom 24. Juny 789, wonach Muther, für das Seelenheil seines Vaters Win 1 Mansus in supradicta marca, in qua constructa est ecclesia in honore sancti Nazarii, schenkt. Demnach hätte Z. schon in den frühesten Zeiten eine Kirche gehabt. Einen Widdumhof haben wir oben schon kennen gelernt. In späterer Zeit erscheint Z. als eine Zugehör der Burg Frauenberg bey Feuerbach. Claus von Frauenberg verkaufte 1414 den Weiler an Wolf von Stammheim für 328 fl. und ein Wolf v. St. trug 1438 den Weiler dem Grafen von Würtemberg zu Lehen auf. Als Hans von Stammheim 1588 als der letzte seines Geschlechts starb, erhielt sein Tochtermann, der berühmte Sebastian Schertel von Burtenbach kraft besonderer Begünstigung des Herzogs Christoph i. J. 1559 mit Anderem auch Zatzenhausen zu Lehen; 1737 verkauften die Brüder Eberhard Ernst, Friedr. Carl und Joh. Reinhard von Schertel das Dorf Stammheim und den Weiler Zatzenhausen für 120.000 fl. Beyde Orte wurden hierauf zum Herz. Kammerschreiberey-Gut (jetzigen Hofkammer) geschlagen, und bildeten das Stabsamt Stammheim, bis dieses 1806 aufgelöst und Zatzenhausen dem Oberamt Canstatt zugetheilt wurde. Ein Lehenhof gehörte dem Kloster Lorch. Der Zehnte ist schon durch die Klöster Bebenhausen und Hirschau an Würtemberg| gekommen: 1276 schenkte dem ersten Kloster Conrad von Kirchheim mit dem Patronat der Kirche zu Kornwestheim auch den Zehnten zu Zatzenhausen, Viesenhausen, Pflugfeld und Zuffenhausen, s. Steinhofer II. 157 und Crusius III. 3. 2. An eben dasselbe Kloster verkaufte auch das Kloster Hirschau 1281 mit dem Patronat in Feuerbach alle seine Güter zu Botnang, Zuffenhausen, und alle seine Zehnten zu Westheim, Visenhausen, Zatzenhausen, Stammheim und Pflugfeld, Steinh. II. S. 171. Es waren dieß ohne Zweifel die Güter, welche schon in den frühesten Zeiten durch Stiftung der Grafen von Calw an Hirschau gekommen waren, und demselben durch die oben angeführte Urkunde K. Heinrichs IV. vom J. 1075 bey Besold bestätigt worden sind.Die Gefälle des Spitals Eßlingen rühren von drey Lehenhöfen her, wovon der eine 1408 von Irmela Ragelgöwin, Bürgerin zu Eßlingen, dem Spital gegen ein Leibgeding überlassen, der andere 1354 von Alt Besemer um seiner „ehelichen Würtin Seelen Heiles willen“ dem St. Clara Kloster zu Eßlingen vermacht und 1536 von diesem an das Spital verkauft, der dritte aber 1274 von Elisab. Künerin ebenfalls an das Spital verkauft worden ist.
Bey dem Anrücken der Franzosen 1796 wurde Zatzenhausen geplündert. Der Schultheiß verlor 1100 fl. Geld, 160 Schfl. Haber, 40 Eimer Wein etc. Auch die Kirche wurde ausgeplündert und zu einem Pferdestall gemacht.
- ↑ In Christi nomine sub die VII. Cal. Januarii anno XXI. Caroli regis ego Helmulfus et conjux mea Bilihilt donamus ad S. Nazarium in pago Neckargowe in villa Zazenhusen VII. jurnales de terra aratoria super fluvio Biberbach. Chron. Laurish. B. 3. Nr. 2418. Diese Schenkung beweist zugleich, daß der Feuerbach ehemals Biberbach hieß, und daß der Ort Biberbach, der in einer Hirschauer Urkunde bey Besold (Doc. red. p. 518) mit Botenanch vorkommt, kein anderer als Feuerbach war. Das Kloster Lorsch war 764 von Pipin, dem Bruder Karlmanns, der 746 zu Canstatt zu Gericht saß, gestiftet worden.
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