Beschreibung des Oberamts Freudenstadt/Kapitel B 16
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Die beinahe in der Mitte des Orts im Jahr 1630 erbaute Kirche trägt den schwankenden, heruntergekommenen Styl jener Zeit und enthält neben den im Renaissancegeschmack ausgeführten Eingängen, noch spitzbogige, mit germanischem Maßwerk gefüllte Fenster an dem Langhause wie an dem dreiseitig schließenden Chor. Auf dem westlichen Giebel sitzt ein kleines, verschindeltes Thürmchen (Dachreiter). Das Innere der Kirche hat nichts Bemerkenswerthes; die Baulast steht der Stiftungspflege zu, die jedoch wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde unterstützt werden muß. Der Begräbnißplatz liegt an der Kirche. Das gut erhaltene Schulhaus, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath befinden, wurde im Jahr 1832 erbaut. An der Schule unterrichtet ein Lehrer, auch besteht seit 1846 eine Industrieschule.
Mit gutem Trinkwasser, das 7 laufende Brunnen liefern, ist der Ort hinreichend versehen, auch fließt die Glatt mitten durch den Ort und treibt daselbst eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang; zwei Sägmühlen, eine oberhalb, die andere unterhalb des Orts liegen ebenfalls an der Glatt, welche 1 Stunde nördlich vom Ort auf Ober-Musbacher Markung in dem Glattbrunnen entspringt, und seltsamer Weise bis nach Hallwangen der Glattbach, von da bis Aach aber der Kübelbach genannt wird und erst von letzterem Ort an den bleibenden Namen Glatt erhält. Bald nach ihrem Ursprung wird die Glatt durch mehrere auf der Ortsmarkung entspringende Quellen verstärkt, von denen der Angelesbrunnen und der Hurenbrunnen die bedeutendsten sind. Am westlichen Ende des Orts besteht ein Weiher. Außer den Mühlgewerben und den nöthigsten Handwerkern bestehen in dem Ort noch zwei Ziegelhütten, drei Schildwirthschaften, ein Krämer und eine Potaschesiederei.
Ein Steinbruch im bunten Sandstein liefert Platten und überdieß sind noch mehrere Muschelkalksteinbrüche für Straßenmaterial vorhanden, die den Einwohnern eine willkommene Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst bieten. In der Nähe des Dorfs an dem Abhange gegen die Landstraße hinauf, wurde im Jahr 1723 ein Bergwerk betrieben, das himmlische Heer genannt. Das aus demselben geförderte Erz lieferte von dem Centner 6–10 Loth Silber und 12–15 Pfund Kupfer, was Anfangs zu großen Hoffnungen berechtigte; da aber der Gang in die Tiefe ärmer wurde, so stellte man | bald den Bergbau wieder ein und gewinnt jetzt nur noch den Schwerspath, aus welchem der Gang besteht. Die auf der Markung vorkommende Töpfererde wird von auswärtigen Hafnern benützt.In Folge der tiefen Lage des Orts und namentlich der hohen Thalgehänge gegen Morgen und Mittag ist die Luft feucht und etwas ungesund, daher auch die Einwohner nicht selten von Nervenfiebern heimgesucht werden. Die im Allgemeinen mittelfruchtbaren Bodenverhältnisse sind sehr verschieden, und bestehen theils aus einem rothen, schweren Thon (Verwitterung des rothen Schieferlettens), theils aus leichtem Sandboden (Verwitterung des bunten Sandsteins); auf der Anhöhe südlich vom Ort kommt ein fruchtbarer kalkreicher Boden (Verwitterung des Muschelkalks) und nahrungsarmer Wellendolomit vor. Im Allgemeinen verlangen die Felder eine reichliche Düngung, wozu außer dem gewöhnlichen Stalldünger und der Jauche auch noch der Abfall aus der Potaschesiederei verwendet wird.
Erwerbsquellen der Einwohner sind Feldbau, Viehzucht und Arbeiten in den Waldungen; der größte Güterbesitz beträgt 30–35 Morgen und der allgemeinste 12–15 Morgen.
Hallwangen gehörte zu den Waldgedingsorten und erhielt für seine Gerechtsame im Jahr 1833 656 Morgen gut bestockte Waldungen, von denen die eine Hälfte der Gemeinde zugewiesen, die andere unter die berechtigten Bürger vertheilt wurde. Von den letzteren wurden nun größtentheils die schlagbaren Waldungen über Gebühr gelichtet, wodurch sie schnell namhafte Summen erhielten und in Folge dessen luxuriös wurden, so daß die meisten bald in ihren Vermögensumständen zurückkamen. Aus den Gemeindewaldungen bezieht jeder Bürger jährlich 1/2 Klafter Holz; der Rest des Holzertrags wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 1500 fl. sichert, und eine Gemeindeschadensumlage bis jetzt entbehrlich gemacht hat.
Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem, mit zu 1/4 angeblümter Brache, fleißig betrieben; sie beschäftigt sich vorzugsweise mit dem Anbau von Dinkel und Hafer, weniger Gerste und Roggen, welch letzterer nicht gerne gedeiht. In der Brache baut man viele Futterkräuter, Kartoffeln und die sonst in der Gegend üblichen Brachgewächse. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 31/2–4 Scheffel Dinkel, 3–31/2 Scheffel Hafer, 21/2 Scheffel Gerste und 2 Scheffel Roggen angegeben. Die in neuerer Zeit bedeutend gesunkenen Güterpreise bewegen sich gegenwärtig von 5–100 fl. pr. Morgen. Das auf Markung erzeugte Getreide reicht bei weitem nicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses hin, so daß noch viele Früchte von Außen aufgekauft werden müssen. Der Wiesenbau ist | ziemlich ausgedehnt, liefert aber kein gutes, häufig saures Futter; die Wiesen, die meist zweimähdig sind und größtentheils bewässert werden können, ertragen durchschnittlich 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd pr. Morgen; ihre, ebenfalls sehr gesunkenen Preise, steigern sich von 10–200 fl. pr. Morgen. Die Obstzucht ist nicht unbeträchtlich, liefert aber selten einen erheblichen Ertrag. Die eifrig und ausgedehnt betriebene Rindviehzucht bildet eine besondere Erwerbsquelle der Einwohner; übrigens ist der Handel mit Vieh nicht sehr bedeutend.Der Verkehr des Orts mit der Nachbarschaft ist durch Vicinalstraßen nach Grünthal, Unter-Musbach und 2 Straßen, welche auf die Stuttgart–Freudenstadter Landstraße führen, hinreichend gesichert. Über das Vermögen der Gemeinde und der Stiftungspflege s. Tabelle III.
Hallwangen hatte früher ein Dominicaner Nonnenkloster, Engelthal (auch Engenthal) genannt, welches bei der gegenwärtigen Kirche stand; der freie Platz bei derselben, auf dem man zuweilen noch Überreste der ehemaligen Klostergebäude ausgräbt, wird noch der Klosterhof genannt. Am westlichen Ende des Orts liegt ein runder Hügel, der sog. Bußbuckel, auf dem eine Kapelle gestanden seyn soll; man stößt daselbst noch auf Mauerreste und vor einigen Jahren wurde hier ein Taufstein ausgegraben, der sich gegenwärtig in der Kirche zu Herzogsweiler befindet.
Etwa 400 Schritte nördlich vom Ort liegt die sog. Burg, Hoheburg genannt, ein kreisrunder mit Graben umgebener Hügel, auf dem aber durchaus keine Spuren von Gemäuer mehr vorhanden sind. In der Nähe derselben befindet sich ein rund ausgemauerter, nun verschütteter Brunnen, der Gallbrunnen genannt.
Die älteste Schreibung ist Haldewanch (1075, erstmalige Nennung des Namens), Haldewang. In Beziehung auf seine Oberherrn theilte der Ort die Schicksale Dornstettens und kam im Jahr 1320 zur Herrschaft Württemberg.
Vom hiesigen Ortsadel erscheinen die Freien Rudolf und Walther Gebrüder gegen den Schluß des 11. Jahrh. Ersterer war den 14. Sept. 1075 in Hirschau zugegen, als dieses Kloster wiederhergestellt wurde (Wirt. Urk. Buch 1, 280); beide waren gegen das neu gestiftete Kloster Reichenbach 1087 wohlthätig (Cod. Reichenb. 6b, vergl. 15b).
Antheile an hiesigem adelichem Gut kamen im Verlaufe der Zeit an die Herren von Weitingen. Von dem Ritter Hans von Weitingen erkaufte den 19. Jan. 1372 dessen Theil an dem Dorfe Hallwangen | der Graf Eberhard von Württemberg für 18 Pfund Heller. Ein Drittel von Hallwangen wurde wenigstens im 15. Jahrh. von den von Neuneck besessen und von Martin von Neuneck den 16. Nov. 1473 an Graf Eberhard im Bart von Württemberg veräußert.Ein paar Güter erhielt allhier um 1100 das Kloster Hirschau (Cod. Hirsaug. 30a), Zinsen den 7. Mai 1398 das nahe Kloster Engelthal, welchem solche der Schwarzgraf Friedrich von Hohenzollern verkaufte (Mon. Zoller. Nr. 448).
Dem ebengenannten Kloster Engelthal schenkten 1316 Fritz und Johann von Weitingen 16 Pfund Heller Einkünfte. Graf Konrad von Fürstenberg, Kirchrector in Dornstetten, verlieh ihm 1328 Privilegien, welche Graf Heinrich von Fürstenberg bestätigte. Im Jahre 1331 erwarb es Güter in Bittelbronn für 27 Pfund Heller von Volmar von Haiterbach und so sonst noch einzelne Besitzungen und Einkünfte. Im Jahre 1527 war das Kloster aber so herabgekommen, daß König Ferdinand als damaliger Besitzer Württembergs den 24. Juli d. J. dessen Einkommen dem Tübinger Spital auf Widerruf, den 25. Mai 1529 aber als Eigenthum für immer überließ.
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