Beschreibung des Oberamts Herrenberg/Kapitel B 4
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Bondorf ist der Sitz eines Amtsnotars[1] und liegt (am obern Ende des Dorfs gemessen, 1627 württ. Fuß über dem Meer) 2 Stunden südlich von der Oberamtsstadt und beinahe 4 Stunden nordöstlich von Horb, an der beide Städte verbindenden, frequenten Landstraße. Außer der Landstraße führen noch Vicinalstraßen nach Seebronn, Hailfingen und Mötzingen, die den Ort mit der Umgegend in Verbindung setzen und demselben seinen Verkehr hinreichend sichern.
| Der große Ort, der zu den schöneren des Gäus gerechnet werden darf, hat eine freie, gesunde, im südlichen Theile ebene, im nördlichen gegen den Brühlgraben abhängige Lage und ist, vermuthlich in Folge mehrerer Brandfälle[2], welche denselben getroffen haben, regelmäßiger angelegt als die meisten Orte des Bezirks. Die Gebäude sind meist ansehnlich, Wohlhabenheit verrathend und die größtentheils breit angelegten Ortsstraßen mit Kandelung versehen. Das ursprüngliche alte Dorf war ummauert und hatte drei Thore und zwar: das Kuonzen-Thor, welches an der Hauptstraße beinahe in der Mitte des gegenwärtigen Dorfs, zunächst der Wohnung des Jacob Weimar, Orgelmacher, stand, das obere Thor stand an der südöstlichen Ecke des Orts und das Brunnenthor unfern des Badbrunnens; letzteres wurde erst im Jahr 1809 abgebrochen, während die übrigen schon früher abgingen.Die im östlichen Ortstheile gelegene Pfarrkirche war ursprünglich fest und mit einer Mauer, an deren Außenseite ein tiefer Graben lief, umgeben; die Mauer hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, dagegen ist der Graben größtentheils ausgefüllt worden. Über denselben führte eine Brücke, und noch heißt der an ihre Stelle getretene Weg die Kirchbrücke. Das Langhaus der Kirche ist im Jahr 1752 durchaus verändert und seines früheren Baustyls beraubt worden, während der mit einem halben Achteck schließende Chor noch den spät germanischen Styl an sich trägt, der übrigens dem einer weit früheren Periode angehörenden Inneren nicht entspricht. Dagegen ist der viereckige, durchaus massive Thurm, in seiner streng romanischen Bauweise insofern noch erhalten, als von den sechs Stockwerken desselben nur die zwei oberen einer neueren Zeit angehören. Das Innere der Kirche ist düstern und durch Emporen verbaut; Kanzel, Altar und Orgel sind im Rococcostyl verschnörgelt, sowie das schöne Kreuzgewölbe des Chors durch später angebrachte Stuckarbeiten verunstaltet. Das untere Stockwerk des Thurms hat ein rundbogiges Kreuzgewölbe, dessen abgeplattete Gurten von romanischen Consolen ausgehen; auf dem Thurme hängen 3 Glocken, welche sämmtlich 1624 gegossen wurden.
Der in neuester Zeit nordwestlich am Ort angelegte Begräbnißplatz wie die Pfarrkirche werden von der Stiftungspflege, dagegen das| im Jahr 1845 in einem sehr ansprechenden Styl massiv erbaute Pfarrhaus von der K. Hofdomänenkammer unterhalten. Das in der Nähe der Kirche im Jahr 1819 erbaute und 1841 namhaft erweiterte Schulhaus, in welchem auch die Lehrerwohnungen eingerichtet sind, ist sehr ansehnlich und befindet sich in gutem baulichen Zustande. An der Schule unterrichten ein Lehrer, ein Unterlehrer und ein Schulgehilfe.An der Hauptstraße im südlichen Theil des Dorfs steht das gut erhaltene, im Jahr 1837 erbaute Rathhaus; in ein Fenster des Rathhauses ist eine gemalte Scheibe von 1597, das Wappen eines Wipert von Rosenbach vorstellend, eingelassen.
Es bestehen schon längst ein öffentliches Armenhaus, Backhaus und Waschhaus; die große und kleine Zehntscheuer wurden im Jahr 1849 von der K. Hofkammer an einige Ortsbürger verkauft.
An der nördlichen Seite des Orts stund die Burg der Herren von Bondorf, von der noch ganz unbedeutende Reste ehemaliger Umwallung sichtbar sind (s. unten); unfern der Burg soll das Franziskaner-Nonnenkloster (s. unten) gestanden sein. Zwischen beiden Stellen befindet sich der sogenannte Badbrunnen, eine in Stein gefaßte Quelle, die das ganze Jahr hindurch vortreffliches Trinkwasser liefert, das früher auch zum Baden mittelst eines in der Nähe der Quelle errichteten längst wieder abgegangenen Badhauses benützt wurde. Außer dem Badbrunnen befinden sich noch ein laufender, ein Schöpf- und zwanzig Pumpbrunnen im Ort; eine periodisch fließende Quelle, welche in der Regel nur von dem sogenannten Obersten (6. Januar) bis nach der Haferernte Wasser hat, entspringt in der Nähe des Badbrunnens und bildet in Gemeinschaft mit dem Abfluß des letzteren den Brielgrabenbach. Außerhalb (westlich) des Orts befindet sich ein sogenannter Hungerbrunnen, der nur in unfruchtbaren Jahrgängen Wasser hat. Zum Feuerlöschen und Pferdeschwemmen sind im Ort drei Wetten angelegt; der in der Nähe des Spitalwaldes gelegene Egelsee ist abgegangen. Auf der Markung befinden sich mehrere gute Quellen, wie der Schimmelbrunnen, der Öhlisbrunnen, das Brünnle etc.; Erdfälle kommen viele vor.
Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, kräftige Leute, und zählen noch, da ihre Erwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, zu den eigentlichen Bauern; jedoch trifft man neben großem Fleiß und religiösem Sinn als besondern Charakterzug viel Wißbegierde und Drang für geistige Ausbildung. Ihre Vermögensumstände gehören zu den besseren; neben mehreren Reichen, von denen der begütertste mit Einschluß von 10 Morgen| Waldungen, 150 Morgen Grundeigenthum besitzt, befindet sich die Mehrzahl im Mittelstande, obgleich auch ziemlich viel Unbemittelte und einige Bettler dieser sonst wohlhäbigen Gemeinde angehören, in der mit der Zunahme der Bevölkerung eine Abnahme in den Vermögens-Verhältnissen der Einzelnen ebenfalls bemerkbar ist.Die weit ausgedehnte, schön arrondirte Feldmarkung, die größte und zugleich eine der fruchtbarsten des Bezirks, grenzt nördlich an die Markungen Öschelbronn und Thailfingen, östlich an die (im O.A.Bezirk Rottenburg gelegenen) Markungen Hailfingen und Seebronn, südlich an Wolfenhausen und Ergenzingen (beide O.A. Rottenburg) und westlich an Baisingen, (O.A. Horb) und Mötzingen. Sie bildet mit Ausnahme einiger nicht tief eingefurchten Thälchen (das Haldengraben-, das Hüttstall-, das Brühlgraben- und das Steiner-Thal), eine flachwellige Ebene und hat im Allgemeinen einen sehr fruchtbaren, leicht zu bebauenden Boden, der größtentheils aus einem tiefgründigen Diluviallehm besteht, dessen Unterlage die Mergel und Sandsteine der Lettenkohlengruppe, an den Thalrändern aber der Hauptmuschelkalk und der Muschelkalkdolomit bilden. An einzelnen Stellen treten diese Unterlagen der Oberfläche so nahe, daß sie einigen Einfluß auf den zu bebauenden Boden ausüben und denselben etwas unergiebiger machen. Die ergiebigsten Felder sind: Hailfinger-Weg, Holderäcker, Weingartsteig, Steppach, Rottenburger-Weg, Donnerbuß, Bühläcker, Ostersteig, Schlauch, hinter des Schwendersgarten, Höcklesäcker, beim Holderbusch, im Reutersteig, Langweg, Hirschländer etc. Neben jenen günstigen Bodenverhältnissen ist auch das Klima gut und ziemlich mild, so daß nicht nur alle gewöhnlichen Feldfrüchte, sondern auch feineres Obst, Gurken, Bohnen etc. gerne gedeihen; sogar die Rebe fand früher ihre Stelle und wurde in dem sogenannten Weingartsteig östlich vom Ort gepflegt. Frühlingsfröste schaden zuweilen den früheren Obstsorten, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten; die Ernte tritt um 8 Tage früher als in den dem Schwarzwald näher gelegenen Orten Mötzingen, Ober- und Unter-Jettingen, dagegen um einige Tage später ein, als im unteren Ammerthal (Pfäffingen, Unter-Jesingen etc.)
Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen hat sich die Landwirthschaft sehr gehoben und landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des flander’schen Pflugs, der Walze, des einfachen Jochs, der Einrichtung von guten Düngerstätten mit besonderer Rücksichtnahme auf die Gewinnung der Jauche etc., haben ziemlich allgemeinen Eingang gefunden. Zur Besserung des| Bodens werden außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Hallerde und Gips angewendet.Nach der Dreifelderwirthschaft baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, untergeordnet Roggen und Weizen; überdies kommen noch Wicken, Ackerbohnen, auch sehr viel Erbsen und Linsen zum Anbau, welch’ letztere vorzüglich gerathen und namentlich sehr gut kochen. Die Brache wird zu 1/5 mit Kartoffeln, Futterkräutern (besonders dreiblättrigem Klee), Angersen, ziemlich viel Hanf, etwas Reps und wenig Mohn angebaut. Hanf, Kraut, weiße Rüben, Kohlraben etc. zieht man in eigenen Ländern. Der Hanf gedeiht sehr gerne und sogar besser als in den übrigen Gegenden des Oberamtsbezirks; als Hauptursache dieses besseren Gedeihens wird die spätere Saat des Hanfs (Anfangs Juni) angegeben, während in den übrigen Orten des Bezirks die Saat schon Anfangs Mai vorgenommen wird, was ein häufiges Erfrieren des Hanfes im Frühjahr und somit eine Stockung des Wachsthums zur Folge hat. In neuerer Zeit ist man auch bemüht, den Hopfenbau, der bis jetzt guten Erfolg hatte, einzuführen. Auf den Morgen wird durchschnittlich ausgesäet 6–61/2 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer (meist mir Ackerbohnen vermischt), 3 Simri Gerste und ebensoviel Roggen und Weizen; der Ertrag beläuft sich per Morgen im Durchschnitt auf 10 Scheffel Dinkel, in günstigen Jahrgängen und auf den ergiebigsten Feldern steigert sich derselbe auf 16, sogar auf 17 Scheffel, 7 Scheffel Hafer, 5 Scheffel Gerste, Roggen und Hafer. Der Absatz der Feldproducte (Dinkel, Hafer, Gerste) ist sehr beträchtlich und findet hauptsächlich in dem Schwarzwald, nach Tübingen und bis in die Gegend von Tuttlingen Statt; auch Hanf wird ziemlich viel nach Außen abgesetzt. Die höchsten Ackerpreise sind per Morgen 600 fl., die mittleren 3–400 fl. und die geringsten 100 bis 150 fl.
Der Wiesenbau liefert ein gutes, nahrhaftes Futter; die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen nur etwa 25 Morgen bewässert werden, obgleich die Wässerung noch in größerer Ausdehnung bewerkstelligt werden könnte, ertragen per Morgen 25 bis 30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 200–600 fl.
Die Obstzucht, welche sich meist mit Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt, ist im Zunehmen begriffen und erlaubt in günstigen Jahren einigen Verkauf nach Außen; die jungen Stämme werden größtentheils von den Einwohnern selbst nachgezogen.
Die Gemeindepflege besitzt etwa 30 Morgen Waldungen, deren| Ertrag zu Heizung der Rathhaus- und Schulzimmer und auch als Bauholz für öffentliche Gebäude verwendet wird.Was die Viehzucht betrifft, so ist die Pferdeproduktion ziemlich namhaft, auch werden noch viele Fohlen auswärts aufgekauft und nachgezogen; man sieht hauptsächlich auf eine mittlere, zum Theil schwere Landrace und bringt die Stuten zur Bedeckung auf die Beschälplatte nach Herrenberg. Die Pferde kommen häufig in die Schweiz und an das Militär – zuweilen um 30–36 Louisdor zum Verkauf.
Die Rindviehzucht ist sehr ausgedehnt; es wird eine rothbraune, rothschäckige Landrace durch vier Landfarren, die ein Bürger im Namen der Gemeinde gegen Entschädigung hält, gezogen. Mit Rindvieh, auch mit gemästetem, wird ein beträchtlicher Handel getrieben; Butter kommt ziemlich viel nach Außen zum Verkauf.
Zu der Schäferei, welche auf etwa 10 Morgen Gemeinde-Weide, auf der Brach- und dem Stoppelfeld betrieben wird, haben die Ortsbürger das Recht, je nach ihrer zu entrichtenden Steuer, Schafe einzuschlagen, wofür von dem Schaf 1 fl. 6 kr. und von dem Lamm 33 kr. Weidgeld entrichtet wird, was der Gemeindekasse, nebst der Pferchnutzung, jährlich 8–900 fl. einträgt. Die Schafe (Bastarde) finden im Ort Überwinterung und der Absatz der Wolle geschieht in die Umgegend.
Die Zucht der Schweine hat neuerlich wegen der hohen Fruchtpreise, besonders aber wegen des Mißrathens der Kartoffeln abgenommen, so daß die meisten Ferkel zur Mastung nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch zum Verkauf an Metzger, auswärts gekauft werden. Ebenso stellt sich in Folge ungünstiger Jahrgänge eine Abnahme der früher stark betriebenen Bienenzucht heraus. Die Geflügelzucht befriedigt zunächst den eigenen Bedarf, jedoch wird mit Eiern ein kleiner Handel getrieben.
Neben den kleineren Gewerben für die örtlichen Bedürfnisse sind sechs Schildwirthschaften, unter denen zwei mit Bierbrauereien, und zwei Handlungen zu nennen.
In dem sogenannten Haldengraben befinden sich mehrere der Gemeinde gehörige Muschelkalksteinbrüche, aus denen Straßenmaterial gewonnen wird, und in der Schelmengrube werden von Privaten drei Brüche im Lettenkohlensandstein betrieben, die gute Werksteine nicht nur für die Gemeinde, sondern für die Nachbarorte liefern; auch sind mehrere Lehm- und Töpfererdegruben vorhanden.
Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege siehe Tab. III.
| Die Gemeindeverwaltung ist geordnet; übrigens ist jährlich ein Gemeindeschaden von 1700 fl. umzulegen, besonders weil die Unterhaltung der Straßen, zu denen auch die über die Markung und durch das Ort führende Herrenberg-Horber Landstraße gehört, bedeutende Kosten verursacht.Unter dem Vermögen der Stiftungspflege sind 938 fl. einzelne Stiftungen begriffen, deren jährliche Zinse für Arme und zur Anschaffung von Schulbüchern für unbemittelte Kinder etc. verwendet werden.
Bis zur Ablösung bezog die K. Hofdomänenkammer den großen – die Pfarrei den kleinen Zehnten; überdies hatte die Hofkammer noch bedeutende Gülten zu erheben, deren Ablösungsrente etwa 2000 fl. beträgt. Die Besetzung der den politischen Gemeindebezirk umfassenden Pfarrei steht der Krone zu.
Bondorf war früher ein Bestandtheil des Oberamtsbezirks Nagold und des Dekanats Wildberg und wurde erst im Jahr 1811 dem Oberamt und Dekanat Herrenberg einverleibt.
Über die auf der Markung in seltener Menge vorkommenden römischen Alterthümer siehe den allgemeinen Theil.
In dem 1/2 Stunde westlich von Bondorf gelegenen Walde „Bernloch“ befindet sich in der Nähe des hier vorüberziehenden Rodemsweg ein rund ausgemauerter Brunnen, der Mönchsbrunnen genannt; der Volkssage nach soll hier ein längst abgegangenes Mönchskloster gestanden sein.
Zu der Gemeinde Bondorf und deren Markung gehören:
a) ein einzeln stehendes Haus, das 1/8 Stunde nördlich vom Ort oben an dem Südabhange des Steinerthals liegt.
b) Hohen-Reuthin, 3/4 Stunden nordwestlich vom Mutterort an der Vicinalstraße nach Nagold gelegen; der ansehnliche, hinter Obstbäumen versteckte Hof besteht aus zwei Wohn- und mehreren Öconomiegebäuden. Südlich von dem Hof in der Nähe des Waldes liegt ein kleiner Weiher, und früher bestand ein größerer See zunächst des Hofs, von dem der Damm noch vorhanden ist; in trockenen Jahrgängen hat der Hof zuweilen Wassermangel.
c) Nieder-Reuthin liegt frei und angenehm, mit einer ausgedehnten Aussicht, 1/2 Stunde nordwestlich von Bondorf. Der sehr ansehnliche Hof kam im Jahr 1835 von dem früheren Eigenthümer Friedrich Deeg in den Besitz der K. Hofdomänenkammer, welche sofort statt der abgebrochenen Gebäude neue, in einem sehr ansprechenden Styl herstellen ließ. Das geräumige, freundliche Wohnhaus, auf dessen ziemlich weit vorstoßendem Dache ein kleines| Thürmchen mit Glocke sitzt, bietet seine Langseite gegen die von Bondorf nach Nagold an dem Hof vorbei führende Vicinalstraße; zu beiden Seiten desselben stehen gleich construirte, großartige Öconomiegebäude, welche unter rechten Winkeln von dem Wohnhause abstehen und mit diesem durch einen an der Nordseite hinziehenden Stakettenzaun einen viereckigen, wohlgehaltenen Hofraum schließen. An die Gebäude stoßt ein schön angelegter Garten. Ein Pumpbrunnen liefert das ganze Jahr hindurch gutes Trinkwasser. Zu dem Hof gehört ein 314 Morgen großes Gut, das mit Ausnahme von 19 Morgen zusammenhängend ist und von dem gegenwärtigen Pächter Dan. Friedr. Hartmann in 10 Schlägen rationell bewirthschaftet wird.Die klimatischen – wie die Bodenverhältnisse sind die gleich günstigen wie auf dem größeren Theil der übrigen Markung Bondorf, daher auch der Ertrag und die Anpflanzung, einen bedeutenderen Repsbau ausgenommen, wenig Verschiedenheit zeigen.
Auf dem Gut werden gegenwärtig 4 Pferde, 65 Stück Rindvieh (Landrace mit Simmenthaler Kreuzung) und 160 Stück Bastardschafe gehalten. Die Bienenzucht wird mit Umsicht und in ziemlicher Ausdehnung betrieben.
Der Hof gehörte früher dem Hospital Herrenberg, welcher ihn unter dem Namen „Reutter Hof“ im Jahr 1746 erkauft hatte.
d) Wurmfeld, etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Mutterort liegt an der Vicinalstraße nach Seebronn, der aus zwei stattlichen Bauernhäusern und mehreren Öconomiegebäuden bestehende Hof, welcher mit Einschluß des Hofraums und einiger Gärten mit einer Mauer umgeben ist. Früher gehörte zu demselben ein geschlossenes adeliges Gut, das gegenwärtig an einige Besitzer des Hofs und an Bürger von Bondorf vertheilt ist.
An Trinkwasser, das übrigens etwas sparsam vorhanden ist, entsteht nie eigentlicher Mangel; ein kleiner Weiher befindet sich innerhalb des Hofs. Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind die gleichen wie bei Bondorf (siehe hierüber die Ortsbeschreibung von Bondorf).
Der Ortsname mag aus Baumdorf entstanden sein. Seine erstmalige Nennung, als Bondorf, fällt in’s zwölfte Jahrhundert (Cod. Reichenbach 20a.). Bondorf war ohne Zweifel ursprünglich pfalzgräflich-tübingisch und gelangte wohl gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts, vielleicht durch Heirath, an die Grafen von Hohenberg, doch so, daß die Pfalzgrafen von Tübingen noch eine Zeit lang Novalzehnten und Gülten allhier besaßen, wie auch Leibeigene,| dergleichen Pfalzgraf Konrad der Scheerer im Jahr 1380 an Märklin von Hailfingen verpfändete. Graf Otto von Hohenberg verkaufte Bondorf mit dem Amte Nagold den 23. Juni 1363 an die Grafen Eberhard den Greiner und Ulrich von Württemberg (Sattler Grafen 1 Nr. 131), bei deren Hause es fortan blieb, nur daß der Graf Eberhard der Milde es im Jahr 1393 eine Zeit lang an Fritz von Enzberg verpfändete.Allhier befand sich eine Burg, welche ursprünglich Dienstmannen der Tübinger Pfalzgrafen gehörte. Urkundlich kommen vor: Heinrich und Werner von Bondorf im Jahr 1191 (Schmid Urk. 7), Blenkelin, Ritter von Bondorf 1258, 1272 (eb. Urk. 21. 45), Burkhard 1262, 1272 (Mone Zeitschrift 3, 204. 218), endlich Reinhard und Friedrich genannt von Bondorf, welche zugleich mit Eberhard, Ritter von Wurmlingen, einen Weinberg und ein Baumgut in Wurmlingen von Graf Albrecht von Hohenberg zu Lehen trugen, und solches laut Urkunde dieses Grafen vom 21. März 1268 an das Kloster Kirchberg verkauften (St.-A.). Ein Ruedeger kommt vor im Jahr 1307 (Schmid Urk. 207). Später erscheinen in dieser Familie mehrere Burkharde und Ottone; ein Burkhard besaß im Jahr 1352 u. f. Mauern (O.-A. Böblingen). Am 23. April 1365 verkauften Burkhard und Otto den Fronhof und den Kirchensatz in Aidlingen, wie er von dem Abt von Reichenau an sie gekommen, an Württemberg. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlosch das Geschlecht mit einem Burkhard. Im Wappen führte es einen Schwan (Schmid Urk. 206). Ihre Burg in Bondorf war schon längst ihnen entfremdet worden, wenigstens kaufte im Jahr 1395 eine hiesige Burg Märklin von Melchingen von dem Sohne Heinzen von Hailfingen (Gabelk.).
Den Kirchensatz sammt Lehenschaft der Kirche, dem Widemhof und dem Vogtrecht der Kirche, welches jährlich 60 Malter halb Roggen, halb Kernen ertrug, verkauften die Grafen Otto und Burkhard von Hohenberg-Nagold und Rudolf von Hohenberg-Rottenburg den 6. Jan. 1352 für 1800 Pfund Heller an das Kloster Bebenhausen (Schmid Urk. 236–241); Bischof Heinrich von Constanz incorporirte dem Kloster am 31. Oct. 1362 die Kirche, was Pabst Urban V. den 17. Dez. 1362 bestätigte. Über Bebenhausen kam dieses, auch heut zu Tage der Krone zustehende Patronat an Württemberg.
In Bondorf war ein Nonnenkloster der dritten Regel des h. Franciscus; solches wurde im Jahr 1357 gebaut (Besold. Virg.| 537) und in denselben Jahr durch die Grafen Otto und Burkhard, Gebrüder von Hohenberg-Nagold gefreit (Gabelkh.).Unter den benachbarten Klöstern war hier vornämlich Bebenhausen begütert; schon vor der eben erwähnten Haupterwerbung erkaufte es im Jahr 1262 von Sophie mit Willen ihres Mannes Konrad von Schanbach und mit Zustimmung ihres Bruders Heinrich von Rohr alle ihre hiesigen Güter um 160 Pfund Heller (Mone Zeitschr. 3, 203), im Jahr 1272 von Fridericus de Bondorf Scolaris alle seine hiesigen Güter mit Zustimmung seines Bruders Reinhard um 240 Pfund Heller; der Verkäufer gab sie zu Handen des Grafen Ulrich von Tübingen-Asperg auf, damit er sie als freies Eigenthum an das Kloster gelangen lassen könnte, da er sie zu Erblehen besessen hatte (a. a. O. 3, 217). Auch vermachte demselben Kloster der Pfalzgraf Ludwig von Tübingen, als er für den König Rudolf in den Krieg gegen Burgund zog, den 13. Juli 1289 36 Malter Roggen jährlich von dem Neureut, genannt Schorre, welches diesem Pfalzgrafen und seinen Vorfahren eigenthümlich gehörte (Schmid Urk. 54).
Das Kloster Alpirsbach erkaufte im Jahr 1312 eine Gült von Berchthold von Lichtenfels. Dem Kloster Kirchberg schenkte Dietrich Bletz, Bürger zu Rotweil, 1320 einen Hof, welcher eine Gült von 33 Maltern Roggen, 2 Gänse und 8 Hühner zu entrichten hatte, und welcher früher dem Schwiegervater des Schenkers, Heinrich dem Mayger von Horwe, gehört hatte (Schmid 477). Dem Kloster Reuthin verkaufte den 21. Jan. 1379 Katharina Eckenweilerin zu Rothenburg ihren Hof zu Niederbondorf.
Im Erbrecht, vor Einführung des Landrechts, bestund hier Theilungsrecht (Wächter W. Pr.-R. 1, 195).
- ↑ Der Amtsnotar wohnt übrigens gegenwärtig in Herrenberg.
- ↑ Im Jahr 1559 den 26. Mai ist Bondorf sammt Kirche und Thurm (von diesen übrigens nur das Innere), bis auf 4 Häuser abgebrannt. Im Jahr 1685 den 6. Mai wurden in Folge eines Blitzstrahls, 41 Wohnhäuser nebst Scheuern und 16 Ställe innerhalb 2 Stunden ein Raub der Flammen, und den 23. Oct. 1815 brannten in Zeit von 2 Stunden abermals 40 Gebäude ab.
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