Beschreibung des Oberamts Herrenberg/Kapitel B 3

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Altingen,
Gemeinde III. Klasse mit 949 Einwohner, wor. 414 Kath. – Kath. Pfarrei. Die evangel. sind nach Kayh eingepfarrt.
Der mittelgroße, ziemlich unregelmäßig gebaute Ort liegt am Einfluß des Schmalenbachs in die Ammer, 5/4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt und 1/2 Stunde südwestlich von Kayh. Die Gebäude sind meist alt und die Ortsstraßen, mit Ausnahme der gut erhaltenen, gekandelten Hauptstraße, etwas winkelig und nicht besonders reinlich. Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Herrenberg nach Rottenburg, von der am westlichen Ortsende eine Vicinalstraße nach Thailfingen abgeht. Das wiesenreiche, ziemlich breite Ammerthal, ist hier noch flach und wird von| sanft ansteigenden Ackergeländen begrenzt, so daß der Ort, obgleich er theils in der Thalebene, theils an einem Gehänge derselben gebaut ist, dennoch eine beinahe ebene, ganz freie, freundliche Lage hat, die der Gesundheit gerade nicht nachtheilig sein soll; ungeachtet sich nicht selten ungünstige Nebel und Frühlingsfröste einstellen, die auf die Vegetation, namentlich auf die Obstzucht, schädlich wirken, daher auch feinere Gewächse nicht häufig gepflegt werden. Hagelschlag kommt selten vor.

Am nördlichen Ortsende steht die in einfachem, germanischem Styl massiv erbaute Kirche, an deren Ostseite sich der viereckige, aus drei Stockwerken bestehende Thurm, den ein hohes Zeltdach deckt, erhebt. Das unterste Stockwerk desselben versieht die Stelle des Chors, der um drei Stufen höher liegt als das Langhaus und mit einem schönen Kreuzgewölbe gedeckt ist. Im zweiten Stockwerke, zu dem der ursprüngliche, 30′ über der Erdfläche angebrachte Eingang führt, befinden sich in den auffallend dicken Mauern auf drei Seiten Nischen mit je einer Schußscharte, die genügend nachweisen, daß der Thurm ursprünglich auch zur Vertheidigung diente. Im dritten, erst später aus Holz erbauten Stockwerke, hängen drei Glocken, von denen die größte 1466 und die kleinste 1519 gegossen wurde; die mittlere hat weder Schrift noch Zeichen, ist aber, nach ihrer seltsamen, ganz länglichten Form zu schließen, sehr alt[1]. Das Innere der Kirche ist durch Emporen verbaut und enthält außer einem in neuerer Zeit gemalten Altarblatt nichts bemerkenswerthes. Die Baulast der dem heiligen Magnus geweihten Kirche hat die Stiftungspflege.

An der südöstlichen Ecke der Kirchhofmauer, welche den ehemaligen, um die Kirche gelegenen Begräbnißplatz umgibt, steht ein Gebäude, dessen alter steinerner Unterstock mit einem spitzbogigen Eingang versehen ist, über dem ein Klosterwappen (vermuthlich Bebenhausen) sich befindet; der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1826 außerhalb (südlich) des Orts angelegt.

Das katholische Pfarrhaus, welches die K. Hofkammer zu unterhalten hat, wurde im Jahr 1834 in einem freundlichen Styl an der Südseite des Dorfs ganz massiv erbaut und bildet mit seinem Öconomiegebäude und dem anstoßenden ansehnlichen Garten einen äußerst angenehmen Pfarrsitz, von dem man eine anziehende Aussicht an die Alp und an die Schönbuchsterrasse genießt.

| Das Rathhaus wurde 1824 neu erbaut.

Das Schulgebäude ist schon ziemlich alt, übrigens geräumig und in gutem Zustande; in demselben ist zugleich ein Gemeindebackhaus eingerichtet, das im Jahr 1847 um 2 Öfen vermehrt wurde. An der Schule unterrichten ein evangelischer und ein katholischer Lehrer, die ihre Wohnungen in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Hause haben. Eine Industrieschule besteht seit etwa 26 Jahren.

Ein Gemeindewaschhaus ist 1832 ganz massiv erbaut worden, auch besitzt die Gemeinde ein Schafhaus. Die hofkammerliche Zehntscheuer kauften im Jahr 1849 die evangelischen Einwohner um 800 fl. in der Absicht, dieselbe später zu einer evangelischen Kirche einzurichten.

Das sogenannte Schwedenhaus, ein altes Gebäude, dessen Unterstock nicht ohne architektonischen Schmuck aus Stein gebaut ist, während die oberen Stockwerke aus reichem Holzbau bestehen, steht an der Hauptstraße und soll ursprünglich ein Schloß gewesen sein.

Etwa 40 Schöpf- und Pumpbrunnen versehen den Ort hinreichend mit Trinkwasser; unter diesen befinden sich 2 der Gemeinde gehörige Schöpfbrunnen, die, namentlich der sogenannte Kempfenbrunnen, sehr gutes Wasser in reichlicher Fülle liefern. Die Bewohner von Kayh haben das Recht, an diesen beiden Brunnen Wasser zu holen, wofür sie 1/3 der Unterhaltungskosten von einem derselben zu leisten haben. Unterhalb des Orts entspringt der sogenannte Grottbrunnen, der das ganze Jahr hindurch so reichlich fließt, daß er zwei Gänge treiben könnte. Außer der Ammer, welche hart an der Ostseite des Orts vorbeifließt, und des zunächst am Dorf einmündenden Schmalenbachs, befinden sich noch auf der Markung der neben der Ammer herfließende – und bei der Mühle eingehende Fließengraben und der Aischbachgraben, welcher übrigens nur bei starkem Regen und Schneeabgang Wasser führt und bei Altingen mit der Ammer sich vereinigt. In dem Aischbachthälchen entspringt eine periodisch fließende Quelle (Hungerbrunnen). An dem Hardtwald liegen 2 Seen, von denen übrigens einer am Abgehen ist.

Die im Allgemeinen gesunden, gut gewachsenen Einwohner[2]| sind arbeitsam aber nicht durchaus geordnet, viele sind unbemittelt und nur einzelne wohlhabend. Der größte Güterbesitzer hat 88 Morgen Felder und 12 Morgen Waldungen. Feldbau und Viehzucht bilden die Haupterwerbsquellen; von Gewerben sind zu nennen: eine nördlich vom Ort an der Ammer gelegene Mahlmühle (ehemalige Spitalmühle von Herrenberg) mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine durch Menschen getriebene Ölmühle, zwei Rothgerbereien, vier Schildwirthschaften, worunter zwei mit Brauereien, und zwei Krämer.

Die nicht unbeträchtliche Markung ist mit Ausnahme einiger gegen das Ammerthal ziehenden Thälchen ziemlich eben und grenzt nördlich an die Markungen Gültstein und Kayh, östlich an Breitenholz, südlich an Reusten und westlich an Thailfingen. Ein Theil der Markung liegt getrennt von der übrigen zwischen den Markungen Breitenholz und Kayh an der Keuperterrasse und hat einen Mergelboden, der früher mit Reben bepflanzt war und gegenwärtig für die Obstzucht benützt wird. Auf dem übrigen Theil der Markung besteht der Boden rechts von der Ammer aus einem tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehm, und links derselben lagert Keupermergel mit Gips, dessen Verwitterung einen strengen, hitzigen Thonboden liefert, der viel Dünger und Regen bedarf und minder ergiebig ist. Die besten Güter liegen im Mühlweg, Forstäcker, hinter Thal, Boll, hinter Lehen, Reuster Weg, Aischbach etc. Als Düngungsmittel werden außer dem gewöhnlichen Stalldünger und dem Pferch noch Jauche, Gips, Hallerde etc. angewendet.

Die Landwirthschaft wird dreifelderich mit 1/6 angeblümter Brache gut betrieben; von den gewöhnlichen Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, außer diesen kommen noch Erbsen, Linsen, Wicken und Ackerbohnen (letztere unter dem Hafer) zum Anbau. In der Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter (rother, blauer Klee, Esper), Kraut, Ackerbohnen, viel Angersen, Kohlraben, Hanf, wenig Reps etc. gezogen; Hopfen pflanzt man in geringer Ausdehnung mit gutem Erfolg.

Bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 31/2 Simri Hafer und 21/2–3 Simri Gerste wird der durchschnittliche Ertrag zu 6 Scheffel Dinkel (einzelne Güter geben 10 Scheffel), 3–4 Scheffel Hafer und eben so viel Gerste per Morgen angegeben. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 400 fl., der mittlere 200–250 fl. und der geringste 10 fl. Getreide wird in großer Menge nach Tübingen zum Verkauf gebracht.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt; die Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, sind zweimähdig und erzeugen im Allgemeinen| ein gutes Futter. Der Morgen, welcher mit 200–320 fl. bezahlt wird, liefert durchschnittlich 25–30 Centner Heu und 12 bis 15 Centner Öhmd.

Die Obstzucht, die in günstigen Jahren einen nicht unbeträchtlichen Verkauf nach Außen zuläßt, wird sehr gepflegt, namentlich wurde von Seiten der Gemeinde in jüngster Zeit ein Allmandplatz mit etwa 1000 Obstbäumen ausgepflanzt. Man zieht meist nur Mostsorten und Zwetschgen, während die frühen Sorten täglich mehr in Abgang kommen; die jungen Stämme werden größtentheils aus der Gemeindebaumschule bezogen.

Die namhafte Rindviehzucht bildet eine besondere Erwerbsquelle, indem ein lebhafter Handel mit Kälbern, Rindern und besonders mit Mastvieh getrieben wird; eine durch drei Simmenthaler Farren veredelte Landrace ist die gewöhnliche; die Farrenhaltung besorgt ein Bürger Namens der Gemeinde für jährlich 80 fl. neben 8 freien Pferchnächten und der Nutznießung von 5/4 Wiesen.

Die Ortsbürger lassen etwa 350 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen, wofür sie je nach dem Steuerbetrag von dem Schaf 1 fl. und von dem Lamm 30 kr. Weidegeld an die Gemeindekasse entrichten, was derselben nebst der Pferchnutzung 600 bis 800 fl. jährlich einträgt. Die Überwinterung geschieht im Ort und die Schafwasche in der Ammer; letztere benützen auch die Orte Thailfingen und Öschelbronn.

Schweinezucht wird nicht betrieben, die meisten Ferkel werden auswärts aufgekauft, gemästet und entweder ins Haus geschlachtet oder an Metzger verkauft.

Mit Enten, Gänsen, jungen Hühnern und Eiern wird ein ziemlich lebhafter Handel getrieben.

Vier steinerne Brücken und eben so viele hölzerne Stege sind vorhanden.

Auf der Markung befindet sich ein dolomitischer Muschelkalksteinbruch, der Straßenmaterial liefert; einen Lettenkohlensandsteinbruch haben mehrere Bürger der Gemeinde Reusten abgekauft.

Die Gemeindepflege besitzt neben einem Kapitalvermögen von 6000 fl. 4743/8 Morgen Laubwaldungen (Eichen, Weiß- und Hainbuchen); unter diesen sind 117 Morgen (Trinkrein) begriffen, welche die Gemeinde für ihre Schönbuchsberechtigung im Jahr 1821 von dem Staat erhielt. Die Gesammtwaldungen (Trinkrein und Hardt), werden theils im 40-, theils im 30jährigen Umtrieb bewirthschaftet, und ertragen jährlich 30 Klafter und 3000–4000| Stück Wellen; hievon erhält jeder Bürger 3/8 Klafter und 12 Stück Wellen; überdies werden jährlich 5–6000 fl. aus Eichen und Eichenrinden erlöst, welche man gegenwärtig an die Ortsbürger vertheilt, damit diese wegen der zu entrichtenden Gültablösungsgelder etwas erleichtert werden.

Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 6000 fl. und eben so viel das der Armenpflege; die Zinse von dem letzteren werden für Unbemittelte verwendet.

Den großen Zehnten hatte die Hofdomänenkammer, den kleinen die Pfarrei zu beziehen, sowohl Zehnten als Gülten sind neuester Zeit um etwa 60.000 fl. abgelöst worden.

Über die Markung ziehen zwei Römerstraßen und im Gemeindewald Hardt befinden sich mehrere Grabhügel (s. den allgemeinen Theil). Auf dem Maidlesberg nordöstlich vom Ort stößt man zuweilen auf Gebäudeschutt und Grundmauern; die Stelle ist auf drei Seiten mit einer theilweise künstlich angelegten Terrasse umgeben und im Rücken derselben sieht man Spuren eines Grabens, der auf eine ehemalige Befestigung hinweist.

Die früheste bekannte Nennung des Ortes fällt um’s Jahr 1130 und steht im Hirschauer Codex (45 a.). In der Mitte des 12. Jahrhunderts hatten die Markgrafen von Ronsberg (unfern Kloster Ottobeuren) allhier Güter, deren Besitz wahrscheinlich durch eine Heirath in die Tübingische Familie vermittelt wurde (Schmid 102). Heinrich, Markgraf von Ronsberg († 1212), beschenkte das Kloster Ottobeuren im Jahr 1182 mit einem Theil seiner Besitzungen (dabei 2 Morgen Weinberge) zu Altingen und erlaubte seinen Dienstmannen, an dasselbe Kloster Veräußerungen zu machen, wie denn auch ein solcher, Gebhard von Lichtenstein, welcher selbst in das Kloster ging, ums Jahr 1187 eine hiesige Mühle, Äcker und Wiesen schenkte, und zuletzt überhaupt die Erwerbungen Ottobeurens am hiesigen Ort und in dessen nächster Umgebung vier Pflugochsen beschäftigten und allein die Weinberge auf 30 Morgen anwuchsen. Über den beträchtlichen Besitz setzte das Kloster Ottobeuren einen eigenen Probst; ein solcher, Heinrich, machte sich am Ende des 12. Jahrhunderts um die Hausöconomie in und um Altingen so verdient, daß im Kloster Ottobeuren aus den Einkünften der hiesigen Besitzungen für immerwährende Zeiten seinen Jahrestag zu halten beschlossen wurde (Feyerabend, Ottobeurens Jahrbücher 2, 212–214, 237–240, 826, 828. Die Ottobeurer Mönche sprechen von vinea nostra Altingen, cujus vena benedicta est et fructus dulcis. Eb. 828).

Die Oberherrlichkeit über den Ort und den dasigen| Lehensadel gehörte nach Allem ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen, nach der in diesem Hause vorgenommenen Theilung insbesondere der Herrenberger Linie. Gegenüber von dem Pfalzgrafen Rudolf zu Herrenberg und dessen Schwägern, den Grafen von Schelklingen, verzichtete Graf Gotfried von Tübingen-Böblingen am 25. Nov. 1301 auf alle Ansprüche an das Dorf (Schmid 316).

Wie Altingen in der Geschichte heller hervortritt, waren aber hier Hauptbesitzer die Grafen von Hohenberg, welche seit Ende des 13. Jahrhunderts sich überhaupt in manchen früher Tübingischen Besitz setzten. Aber bereits den 18. März 1340 verpfändete Graf Heinrich von Hohenberg das Dorf für 140 Pfd. Heller an den Ritter Ruf von Ehingen, welcher die Hälfte davon seinen Brüdern Burkard und Renhart abtrat.

Diese Halbirung des Orts wurde in Beziehung auf die Herrschaft über denselben bis zum Jahr 1805 und in Betreff der confessionellen Trennung noch bis auf den heutigen Tag entscheidend. Genannter Ruf veräußerte nämlich am 22. Sept. 1348 nach vorangegangener Genehmigung Graf Heinrichs vom 3. d. M. die ihm gebliebene Hälfte (die später protestantische) für 200 Pfund Heller an den Pfalzgrafen Konrad den Scheerer (Schmid Urk. 177); am 21. Jan. 1350 traf dieser Pfalzgraf einerseits und Renhart von Ehingen und Renhart dessen Neffe (Sohn des nicht lange zuvor verstorbenen Burkhards) andererseits eine Übereinkunft in Betreff des Dorfs, daß jeder Theil an Vogtei, Gericht, Gewaltsame, Zwing und Bann, Holz und Feld die Hälfte haben sollte (St.-A.). Aber bereits von Pfalzgraf Konrads gleichnamigem Sohn kam dessen Hälfte (welche dieser Sohn noch am 7. August 1381 an Cunz von Hailfingen für 831/2 vorbehältlich von 20 Pfund aus der Steuer verpfändet, aber bald darauf wieder eingelöst hatte) im Jahr 1382 mit der Herrschaft Herrenberg an Württemberg und theilte die Schicksale der übrigen fortan württembergischen Herrschaft Herrenberg. Die andere (katholische) Hälfte Altingens lösten die Grafen von Hohenberg wieder an ihr Haus zurück; diese Hälfte wurde von Graf Rudolf von Hohenberg mit dessen ganzer Herrschaft im Jahr 1381 an Österreich verkauft. Am 18. Mai 1490 verglich sich König Maximilian I. mit dem Grafen Eberhard im Bart, daß die Schatzung zu Altingen künftig gemeinschaftlich geschehen sollte (Steinhofer 3, 498). Im Landbuch von 1623 heißt es: Altingen gehört halb Württemberg, halb Österreich, mit gleicher Jurisdiction und Administration und zwischen beiden wird mit dem Stab jährlich alternirt. Später wechselte der Stab zwischen den beiden Herrschaften alle drei Jahre. Die jährliche Herbststeuer| wurde gemeinschaftlich eingezogen. Die österreichische Hälfte blieb von 1381 an, zwischenhinein nur kurz verpfändet[3], beim Hause Österreich bis zum 26. Dez. 1805, wo sie der Presburger Friede an Württemberg brachte.

Vom hiesigen Ortsadel erscheinen um’s Jahr 1130 Hugo von Altingen (Cod. Hirs. a. a. O.), im Jahr 1182 Luitfried und Trutwin (Feyerabend Ottob. Jahrb. 2, 828), im Jahr 1306 Hermann, im Jahr 1309 Reinhard (Gab.), im Jahr 1311 Kunz (Schmid 332), im Jahr 1326 Heinrich Rüdger (Schmid 413), später unter anderen ein Paar Bertholde, deren (für unsere Kenntniß) ältester zeitweise, bis zum Jahr 1368, die Burg Liebenau (bei Neckarthailfingen) besaß. Ein jüngerer Berthold erkaufte den 23. Februar 1374 von Pfalzgraf Konrad von Tübingen um 800 Pfund Heller eine Gült von 2 Fuder Wein Speirer Maß und vom besten Vorlaß von seinen Weinbergen zu Kayh (Schmid 444), veräußerte dagegen am 30. Sept. 1375 mit seiner Gemahlin Beta, Richalms von Merklingen Tochter, dem Kloster Bebenhausen seine Kelter in Altingen für 5 Ohm Leibgeding. Diese Ortsadeligen führten drei Sicheln im Wappen.

Das Patronat der Kirche gehörte ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen; am 7. Juli 1299 verkaufte solches nebst den zugehörigen beiden Fronhöfen (Ober- und Niederfronhof), auch den Höfen Rüdigershof und Ammerfelderhof, sonstigen Äckern, namentlich den sogenannten Ußäckern, Weinbergen und Leibeigenen, überhaupt mit seinem ganzen hiesigen Besitz der Graf Rudolf von Tübingen, der Scheerer, für 700 Pfund Heller dem Kloster Bebenhausen (Schmid 266, Urk. 76). Zur Entschädigung für manche Einbußen erbat sich dieses Kloster von Pabst Johann XXII. die Einverleibung dieser Kirche und der zu Oberkirch (heut zu Tage Poltringen) und erhielt sie unter dem 27. Oct. 1325 (nicht 1326. Besold. Doc. 402). Den Niederfronhof trug ein Leibeigener Pfalzgraf Rudolfs, Markward Dietrich Ituns Sohn, sofort von dem Kloster zu Lehen, stellte ihn aber demselben im Jahr 1329 gegen 5 Pfund Heller wieder zu, mit Einwilligung seines Herrn, des genannten Pfalzgrafen (Schmid 419). Eine Nicolauspfründe in hiesiger Capelle wurde am 12. Dec. 1358 gestiftet (St.-A.). Mit dem Kloster Bebenhausen kam die Besetzung der Pfarrei, nicht ohne anfängliche Unterbrechung durch Ansprüche Österreichs,| welchem noch bis zum Jahr 1805 das Benennungsrecht gestattet war, an die Herrschaft Württemberg, wie sie auch heut zu Tage der Krone zusteht.

Im dreißigjährigen Krieg wurde im Nov. 1632 statt des abgetretenen katholischen Pfarrers von der Herrschaft Württemberg ein evangelischer Vicarius bestellt und dieser im April 1633 zum hiesigen Pfarrer befördert, derselbe wurde aber im Jahr 1634 nach der Nördlinger Schlacht wieder von den Katholischen vertrieben.

Was die ehemalige Burg in Altingen betrifft, so gehörte sie im Jahr 1271 den Brüdern Wolvilin, Ulrich, Hugo, Heinrich und Symund von Nufringen, genannt Siler; diese behielten sich solche vor, als sie am 30. August d. J. ihren hiesigen Hof mit allen Rechten als ein von jeder Vogtei freies Eigenthum durch die Hand Rudolfs, Grafen von Tübingen um 80 Pfund Heller an das Stift Sindelfingen verkauften (Urk. bei Haug zu Chron. Sindelf. 34). Auch waren sonst noch andere, mehr oder weniger benachbarte Herren hier begütert. In dieser Beziehung sind zu nennen Gebhard von Lichtenstein um 1187 (s. oben) und Ludwig von Lichtenstein im Jahr 1262. In den Jahren 1326, 1327 besaß Hug von Hailfingen allhier Leibeigene (Schmid 463). Im Jahr 1368 saß Albrecht von Neuneck zu Altingen; derselbe stellte am 17. (nicht 19.) April d. J. seinem gnädigen Herrn, Pfalzgraf Konrad, wieder zu die untere Mühlstatt und zwei Wiesen bei der oberen Mühle, und bat ihn, er möchte seinem Sohne Hans solche zu einem rechten Lehen leihen, was der Pfalzgraf auch that (Schmid Urk. 174).

Unter den Klöstern wurde hier am begütertsten das Kloster Bebenhausen; außer der Kirche und deren Zugehörungen (s. oben) erwarb solches Besitzungen im Jahr 1262 von obigem Ritter Ludwig von Lichtenstein (Mone Zeitschrift 3, 201), im Jahr 1292 (12. Mai) den Ertrag von Gütern, welchen die Söhne Dietrichs (Roth), des älteren Schultheißen von Herrenberg, zwei gleichnamige Dietriche und Johannes, mit Zustimmung ihres Dienstherrn, Pfalzgraf Rudolfs veräußerten, und von derselben Familie weitere Liegenschaften in den Jahren 1293 und 1295 (Schmid 273; vergl. eb. 274, 292), ferner im Jahr 1328 den Laienzehnten von Markward Lutzin und seinem Bruder Lutzin, Bürgern in Herrenberg, mit Genehmigung der Pfalzgrafen Rudolf und Konrad (Schmid 419). Nach dem Lagerbuch von 1564 (Reyscher Stat. Rechte 200) hatte der Maier des Bebenhauser Klosterhofs von des Klosters wegen Macht und Gewalt, die Dorf- und Feldschützen, wie auch die Hirten über das Vieh des Fleckens anzunehmen und| wieder zu beurlauben, ohne männiglichs Verhinderung. Zur Erntezeit hatte er den Vorschnitt. Ihm gehörten alle Gras- und Waid-Rügungen in dem Hardt und auf dem Feld in Altinger Zwing und Bännen. Solcher Klosterbesitz (Zehnte, Gülten) ressortirte von der Bebenhauser Pflege Roseck.

Das Kloster Blaubeuren erhielt den 15. Jan. 1377 durch die Gebrüder Berthold und Johannes Last und deren Verwandte einen Hof mit Zugehör (Reyscher a. a. O. 307, wo aber Cast statt Last steht) und ließ sich von Bischof Heinrich von Constanz den 13. Juni diesen Besitz bestätigen. Gleichwohl verkaufte es eben diesen Hof schon am 21. Febr. 1378 an Dietrich Last, Decan in Speier, wozu ebenfalls der Bischof von Constanz am 15. März 1378 seine Bestätigung ertheilte; doch erwarb es ihn wieder am 25. Febr. 1440.

Auch das Johanniterhaus in Hemmendorf erwarb im Jahr 1289 hiesige Besitzungen von Konrad Faber von Balingen (Mone Zeitschrift 4, 127). Einen hiesigen Hof erkaufte die Frühmesse zu Gilstein den 17. Juli 1400 von Gotfried von Waldeck Custos zu Hirschau und mehreren anderen (St.-A).

Über das alte hiesige Erbrecht ist aufgezeichnet: „Stirbt ein Ehgemächt vor dem andern, so wird die ganze Verlassenschaft in zwei gleiche Theile getheilt und die eine Helfftin vor des Verstorbenen Aigenthum gehalten, und alßo vererbt, es mag gleich das Vermögen ungleich in die Ehe gebracht worden sein, oder nicht. Seind Kinder vorhanden oder in deren Mangel andere Anverwandte, wird die Theylung nach Maßgaab der gemeinen Reichsrechten vorgenommen.“



  1. Vielleicht ist letztere die Glocke, von welcher Konrad von Wurmlingen in seiner Sindelfinger Chronik z. J. 1284 sagt: unam (campanam) S. Nicolao in Altingen congregavi.
  2. Von diesem Altingen, wo nicht eher von dem abgegangenen bei Sindelfingen, dürfte stammen Hans Böblinger, Haupterbauer der Frauenkirche in Eßlingen, zu deren Bau er im Jahr 1440 bestellt wurde. Er liegt in Eßlingen begraben und hinterließ Söhne, welche sich gleichfalls als Baumeister auszeichneten. (Wenigstens nennt sich sein Sohn Matthäus „von Aldingen“ auf der Umschrift seines Siegels. Ein solches Siegel hängt an dessen Schreiben an den Eßlinger Rath vom 1. Aug. 1496.)
  3. Am 27. Juni 1431 verpfändete Herzog Friedrich der Stadt Rotenburg unter Anderem das Dorf Altingen für die Summe, welche sie ihm geliehen, um dasselbe von der Herrschaft Württemberg zu lösen. Lichnowsky 5, Nr. 2999.


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