Beschreibung des Oberamts Künzelsau/Kapitel A 7

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Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.




Politischer Zustand.

Der Bezirk tritt spät in das Licht der Geschichte. Zum Kulturgebiet des römischen Dekumatenlandes gehörte nur der äußerste Nordwesten. Die Ortsnamen beweisen, daß der Bezirk ursprünglich ein wildes, sumpfiges Waldrevier war (Aske – Aschhausen, Eschenau, Eschach an 3 Orten, Aspen abg., Eichelberg, Marlach, Ohrenbach – Ahornb., Rortal, Seelach von Sal, Salweide). Neunzehn der heutigen Ortsnamen (dazu Seidelklingen, Slierbach = Schleierhof, Rotach) enden auf ach und bach und beweisen, welche Wichtigkeit die Gewässer für die Ureinwohner hatten. Vom Werth des Besitzes eines Bachs zeugen die Namen der einstigen Besitzer in Braunsbach (Bruno), Deubach (Dudo?), Morsbach (Morenzo). Die Erscheinung hat nur bei einem Jagd- und Fischervolk einen Sinn. Auf die harte Kulturarbeit in diesem Gebiet weisen Orts- und Flurnamen (Brand, Osang, Eisenhuts- und Hohen-rod, Vogesang?).

Die Frage nach der vorgermanischen Bevölkerung ist schwer zu beantworten. Kein einziger Ortsname weist sicher keltischen Ursprung auf. Über die altgermanischen Alterthümer s. unten.

Aus den Gräberfunden läßt sich auf die bescheidene Kulturstufe der ältesten Deutschen im Bezirk schließen.

Die alte Salzquelle bei Niedernhall kann den Römern bei Anlegung des Limes nicht bekannt gewesen sein. Dieselbe wäre sonst sicher ins Gebiet des Dekumatenlandes einbezogen worden, da sie kaum 10 km vom Limes (bei Sindringen) entfernt ist. Dagegen weist die ungewöhnlich hohe Zahl von Grabhügeln südlich und nördlich von Niedernhall auf zahlreiche Kämpfe, deren Objekt nur die Salzquelle gewesen sein kann. Es scheint nicht unmöglich, daß die Kämpfe der Burgunder und Alemannen im 4. Jahrhundert (Ammian. 28,5) um Salzquellen bei Capellatium oder Palas (Gepfähle?) in der Gegend von Niedernhall stattfanden[1].

| Als älteste deutsche Bewohner der Gegend gelten die Hermunduren, Keller Vic. Aur. 62. Jahrb. der Akad. Erfurt. N. Folge 10. Karte. Über die Kämpfe derselben mit den Chatten im 1. Jahrhundert, über die der Burgunder mit den Alemannen im 4., sowie über die Unterwerfung der Gegend unter die Frankenherrschaft ist nichts bekannt.

Für die Geschichte der Christianisirung im achten Jahrhundert fehlt jeder Anhaltspunkt.

Spuren fremder Einwanderung a) von Sachsen haben wir in der Sachsenstraße bei Oberkessach. Ob dieselbe unter König Theodorich OA.Beschr. Mergenth. S. 255, Bavaria IV, 1, 156 oder unter Karl d. Gr. 804 stattgefunden, ist schwer festzustellen.

b) von Slaven in dem Ortsnamen Windischenhof, alt Windisch-Hohbach, cfr. Windisch-Bockenfeld, Brachbach OA. Gerabr., W. Pfedelbach OA. Öhringen, heutzutage Windischenbach. Die Stellung dieser Slaven als Höriger, die nur an der Grenze der Markung, wie die Juden früher in der Judengasse, geduldet wurden, vgl. die Lage des Windischenhofes, kann nur eine untergeordnete gewesen sein.

Die ältesten Nachrichten über Orte des Bezirks geben die Schenkungsbücher von Fulda und Lorsch.

Jenes findet sich im 9. Jahrhundert begütert in Hermuthausen, Marlach und wahrscheinlich auch in Gruningen am „grönischen“ Brunnen bei Ailringen Dronke trad. Fuld. S. 16, Nr. 7 (dagegen Gr. OA. Crailsh. Dronke l. c. Kap. 39, 78).

Kloster Lorsch an der Bergstraße hatte Besitz im J. 800 zu Berlichingen, Bieringen, Hiupenhusen abg. bei Berlichingen Cod. Laur. Nr. 3475, 3478. Dann folgt das Hochstift Worms mit Besitz in Ober-Kessach 976 und nach 1024 wahrscheinlich in Hopfengarten.

Bezeichnend genug fällt das erste Licht auf den Bezirk von Norden und Nordwesten. Heller wird seine Geschichte mit der Gründung des Stifts Öhringen (Niedernhall 1037) und des Kl. Komburg (um 1080). Der Bezirk gehörte dem Jagst-, Kocher-, Maulach- und Taubergau an. Die Grenze des Kocher- und Jagstgaus bildete der Rücken zwischen Kocher und Jagst, zugleich die Wasserscheide zwischen beiden Flüssen, auf welcher die Hochstraße von Wimpfen nach Rothenburg a. d. T. | lief. Sie diente als Grenzmarke. Zum Jagstgau gehörten die Centen Jagstberg-Mulfingen und Ballenberg-Krautheim, welche wahrscheinlich das alte Gericht in Aschhausen ersetzte. Die Grenze zwischen beiden gieng zwischen den Markungen Hohebach, Weldingsfelden einer- und Dörrenzimmern, Meßbach, Dörzbach andererseits durch. Zur Jagstgau-Cent Möckmühl gehörte der Hof Weigenthal, während Hopfengarten zur Cent Burkheim d. h. Osterburken im Wingarteibagau zählte.

Vom Taubergau lagen 2 Centen theilweise innerhalb des Bezirks, nemlich die Cent Hollenbach, 1360 nach Weikersheim verlegt OA.Beschr. Mergenth. S. 825, mit Hollenbach, Ozendorf, abg. Steigerbach und Ailringen jenseits des Bachs, (der südwestliche Theil von Ailringen gehörte zur Cent Jagstberg) und die Cent Riedbach-Bartenstein mit Ettenhausen, Ganertshausen, Zaisenhausen wenigstens theilweise, Hirschbronn, Wittmersklingen. Diese Cent ist zum Taubergau zu rechnen W. U. I, 272 (1054). Die südöstliche Ecke des Bezirks gehörte zum Maulachgau, mit 1. Cent Langenburg (Centorte im Bezirk: ohne Zweifel Buchenbach, Eberbach, Gemeinde Laßbach und Nitzenhausen) und 2. Cent Döttingen, deren Umfang zur Zeit noch völlig unbekannt ist. Wahrscheinlich ist die alte Pfarrei Steinkirchen, also auch Kocherstetten mit Parzellen, das aber im 15. Jahrhundert sein Recht in Künzelsau suchte, Württemb. Viertelj. 1879, 151, Zottishofen, Jungholzhausen. Braunsbach hieherzuziehen. Die Centverhältnisse des Kochergaus im mittleren Kocherthal sind noch ganz unklar. Sicher reichte der Centbezirk Forchtenberg mit dem alten Grafensitz Wulfingen in den Südwesten des Bezirks herein. (Muthof, Büschelhof, Eichelshof, Schleierhof, Crispenhofen mit Parzelle und Weisbach.) Ein altes Gericht war in Hermersberg, wo das abg. Reuenthal bei Niedernhall sein Recht suchte. Von dieser Cent ist Niedernhall wahrscheinlich eximirt worden, als es Stadtrecht erlangte. Eine alte Malstätte war wohl die Linde bei Criesbach, s. die Sage von Luther und seinen Aposteln.

Von der alten Centverfassung erhielten sich bis zum Übergang an Württemberg die Centen Jagstberg und Krautheim. Dagegen bekam Künzelsau schon im 15. Jahrhundert die Bedeutung eines Obergerichts für Kocherstetten, Morsbach, Eberbach und Hermuthausen. Württemb. Viertelj. 1879, 151.

Gaugrafen im Jagst- und Kochergau (Wulfingen, Niedernhall, Aschhausen) scheinen die Grafen von Weinsberg-Öhringen | d. h. die von Lauffen gewesen zu sein, welche von den Grafen von Düren beerbt wurden, im Tauber- und Maulachgau die Grafen von Rothenburg-Komburg, deren Erbe an die Staufer kam. Stälin 2, 2.

Reichsgut besaßen im 11. Jahrhundert die Pfalzgrafen von Luxemburg in Ozendorf und Ailringen, es kam aber an die Grafen von Komburg W. U. I, 272.

Zahlreiche Edelfreie saßen im Bezirk im 11. und 12. Jahrhundert zu Aschhausen, Buchenbach, Jagstberg (Ebersberg), Künzelsau, Marlach, Mulfingen (Krautheim?), Rossach, Simprechtshausen, Spelte abg., Stein abg. (Kocherstein), Stetten und Zottishofen. W. F. 8, 167. Sie starben frühe aus. An ihre Stelle kamen ritterliche Dienstmannen.

Von Edelfreien der Umgegend finden sich im Bezirk begütert die Allfeld (bad.) in Schönthal und Umgegend, Bebenburg-Bielriet-Langenburg eben dort, Langenburg in Eberbach, Hohenlohe in Hollenbach, Schweinberg in Bieringen; die Grafen von Düren in Niedernhall und Umgebung.

Von einem Eingreifen der Bischöfe von Würzburg als Herzoge von Ostfranken ist nirgends eine Spur.

Mit dem 13. Jahrhundert beginnt die Zeit endloser Zersplitterung des Besitzes. Die alten Geschlechter starben aus, die ritterschaftlichen Geschlechter theilten fortwährend den Besitz, die geistlichen Korporationen Amorbach, Deutschorden, Gnadenthal, Komburg, Öhringen, Schönthal erwarben immer mehr Besitz. Unsere buntscheckige Karte von 1801, welche zeigt, wie die Gebiete der größeren Herrschaften durch einander gewürfelt und vielfach ohne Zusammenhang waren, gibt nach den Arrondirungen und Gebietsaustauschen im 16. und 17. Jahrhundert keinen Begriff von der Zerrissenheit des Besitzes im 14. und 15. Jahrhundert. Wie kaum in einem andern Bezirk bestanden zahlreiche Ganerbenherrschaften oft mit 3, 4 Herren, so Berlichingen, Eberbach, Heimhausen, Berndshausen, Künzelsau, Niedernhall.

Aus diesen Verhältnissen erklärt sich die große Zahl von großen und kleinen Fehden, von denen die Geschichte des Bezirks durchzogen ist, sowie die ungewöhnlich starke Theilnahme der Bevölkerung am Bauernkrieg siehe unten. Das herbe Urtheil der Schriftsteller des 15. und 16. Jahrhunderts ist nicht ganz unbegründet. Schreibt doch ein geborener Franke, Joh. Boemus aus Aub (bei Weikersheim bayr.): Das eine Schwaben überschütte Deutschland weit und breit mit H...., wie Franken | mit Räubern und Bettlern, omn. gent. mores I. 3, 16. Stäl. 3, 786 Nr. 2; und der durch Familienverbindungen mit Franken wohlvertraute Verfasser der Chronik der Grafen v. Zimmern sagt: „Die Franken achten auser aim alten vermainten Privilegio inen zugelassen sein, uf den straßen unstrefflichen zu rauben und aim andern das sein zu nemen“ II, 434, 17.

Ihren Stammsitz im Bezirk hatten die ritterlichen Geschlechter: von Altkrautheim (Rühel und Seume), Amrichshausen, Aschhausen, Bachenstein, Bartenau, Belsenberg, Berlichingen, Bieringen, Braunsbach, Criegesbach (Criesbach), Dörzbach, Hermuthausen, Hohebach, Hollenbach, Holzhausen, Marlach, Mulfingen, Nagelsberg, Nenningen oder Enningen, (Ottersbach?), Rosseriet, Stetten, Thierberg, Urhausen, Westernhausen, von denen aber nur noch 2 nach einer 600jährigen Geschichte blühen, von Berlichingen und Stetten. Ihre und des auswärtigen Adels Besitzungen (auch vorübergehende) im Bezirk sind folgende:

v. Absberg in Jagstberg; v. Adelsheim in Bieringen, Büschelhof, Criesbach, Crispenhofen, Morsbach, Nitzenhausen, Ohrenbach, Rappoldsweilerhof, Schätzlinshof, Sonnhofen, Weldingsfelden; v. Allfeld Bieringen; v. Amrichshausen dort, v. Aschhausen Bieringen, Crispenhofen, Diebach, Laibach, Marlach, Mannbrunn abg., Ober- und Unter-Ginsbach, Sershof, Urhausen, Westernhausen; von Bachenstein in Braunsbach und -berg, Döttingen, Dörzbach, Frauenzimmern, Holzhausen, Ingelfingen, Jungholzhausen, Krautheim, Lipfersberg, Morsbach, Niedernhall, Sindeldorf, Stachenhausen, Steinkirchen, Unter-Ginsbach, Weisbach, Weldingsfelden, Westernhausen, Zottishofen; v. Bächlingen (Rezzen), Berndshofen, Bodenhof, Buchenbach, Eberbach, Liebenberg, Mäusberg, Railhof; v. Baldenstein (Rincke), Mäusdorf, Morsbach, Sonnhofen, Zottishofen; v. Baldersheim Amrichshausen, Belsenberg; v. Bartenau in Künzelsau, Heimhausen, Mäusdorf, Nagelsberg, Vogelsberg; v. Bartenstein in Ettenhausen, Urhausen, Westernhausen; v. Bebenburg a) nobil. Bieringen, Schönthal, b) equit. Ailringen; v. Belsenberg dort, Nagelsberg, Niedernhall, Wolfselden; v. Berlichingen Berlichingen, Ailringen, Altkrautheim, Belsenberg, Bieringen, Criesbach, Crispenhofen, Diebach, Dörzbach, Hermuthausen, Hollenbach, Ingelfingen, Künzelsau, Laibach, Meßbach, Nagelsberg, Niedernhall, Ober-Kessach, Ozendorf, Railhof, Rossach, Rüddersdorf abg., Sershof, Schleierhof, Stachenhausen, Unter-Ginsbach, Urhausen, Weigenthal, Weisbach, Westernhausen; v. Bernheim Bieringen; v. Bieringen Aschhausen, Bieringen, Diebach, Hettenbach, Ober-Ginsbach; v. Bolzhausen Ailringen; Braubach v. Angelloch Aschhausen, Sershof; v. Braunsbach Braunsbach; Capler v. Ödheim Laibach; v. Crailsheim Braunsbach, Simprechtshausen, Steinkirchen, Weldingsfelden; v. Dienheim Ailringen; v. Dörzbach Büchelech, Dörzbach, Dörrenzimmern, Ginsbach (Ober- oder Unter-?), Hohebach, Krautheim, Meßbach, Ozendorf, Rorthal, | Stachenhausen, Westernhausen; v. Düren oder Dürne (Walldürn) ? Aschhausen, W. F. 8, 457, Belsenberg, Bieringen, Büschelhof, Hettenbach, Muthof, Niedernhall, Rossach, W. F. 8, 457, Weisbach, Westernhausen; v. Ebersberg nob. Jagstberg, Hollenbach; eq. Diebach; v. Eberstein Grafen als Erben der v. Krautheim-Altdorf, Bieringen, Krautheim, Niedernhall, Sindeldorf, Westernhausen; Egen in Hall Holzhausen, Ingelfingen; v. Eicholzheim Bieringen, Westernhausen; Eisenhut Braunsbach, Rüddersdorf; v. Enslingen Zottishofen; v. Ernstein Ober-Kessach; v. Eyb Dörzbach, Meßbach, v. Flügelau Grafen als Erben der Grafen v. Eberstein-Krautheim, Attenberg, Breitenthal, Eichelshof, Krautheim, Niedernhall, Reuenthal abg., Schönbrunn ebenso, Westernhausen; Forstner v. Dambenoy Garnberg, Nagelsberg; v. Gabelstein Berndshausen, -hofen, Braunsbach, Büttelbronn, Hollenbach, Mulfingen, Nitzenhausen, Ohrenbach, Spelte, Wolfselden; v. Gemmingen Braunsbach; v. Göler Braunsbach; Goltstein v. Gattenhofen (Krentse) Jagstberg, Künzelsau, Laibach (vielleicht abg. bei Künzelsau); v. Gosheim Braunsbach, ebenso v. Greiffenklau; v. Hartheim Sindeldorf, Westernhausen; von Helmstadt Meßbach, Weigenthal; v. Henneberg, Grafen, Ingelfingen; v. Herbolzheim Sindeldorf; v. Heddersdorf Altkrautheim; v. Hirschligau Garnberg; v. Hochhausen Westernhausen; Hohenlohe siehe unten; v. Hohebach im Ort, Nieder-Mulfingen; v. Hollenbach im Ort; v. Hornberg Berndshofen, Büschelhof, Nagelsberg, Stein; Horneck v. Hornberg Ettenhausen, Jagstberg; v. Jagstberg[2] s. Ebersberg; v. Kirchberg Eberbach, Heimhausen, Kocherstetten, Morsbach; v. Klepsheim (Klepsau bad.) Aschhausen, Diebach, Dörzbach, Ober-Ginsbach, Ozendorf, Rorthal; Klieber Hollenbach; Kolner v. Hausen (Jagsthausen) Muthof; v. Krautheim (Bocksberg) Breitenthal abg., Bühlhof, Dörrenzimmern, Ebersthal, Eichelshof, Eisenhutsroth, Eschenhof, Hermuthausen, Heslachshof, Hohebach, Ingelfingen, Lichteneck, Lieboldsbronn abg., Ginsbach Ober- und Unter-, Ohrenbach, Remenweiler abg., Ripperg, Seidelklingen, Steinbach, Weldingsfelden, Westernhausen; Komburg, Grafen v., Ailringen, Altkrautheim, Belsenberg, Braunsbach, Ginsbach Ober- und Unter-, Hollenbach, Ingelfingen, Ozendorf; v. Künzelsau im Ort, Bodenhof, Berndshofen, Heimhausen, Hohenroth, Ochsenthal, Rakundshausen abg.; v. Kürnberg Weldingsfelden; v. Langenburg Adlatzweiler abg., Bieringen, Eberbach, Thierberg; Lesche Belsenberg, Kocherstein, Krautheim, Nagelsberg, Ober-Ginsbach, Scheurachshof; v. Lichtenstein Braunsbach; v. Lihenthal (Lichtel OA. Mergentheim) Jagstberg, Jungholzhausen, Mannbrunn abg., Mulfingen; von Limpurg Schenken, Lehen entweder aus dem Besitz derer v. Schüpf oder dem Erbe der von Krautheim-Lohr (Warberg?) in Dörzbach, Hohebach, Jungholzhausen, Krautheim, Laibach, Marlach, Nieder-Mulfingen, (d. Kallenholz ursprünglich das Kolbenholz! cfr. die Kolben) als Zugehör der Limpurg bei Hall Braunsbach; v. Lobenhausen eq. Ober-Kessach; Mangold in Hall Steinkirchen; v. Marlach nob. Bieringen, eq. Meßbach; Martine (v. Mergentheim) Ailringen, | Dörzbach; v. Morstein Bobachshof, Jagstberg, Mäusberg, Morsbach, Niedernhall, Steinkirchen, Westernhausen, Wittmersklingen, Zwerenberg[ER 1] abg.; v. Muggenthal Laibach, Meßbach, Ober-, Unter-Ginsbach; v. Muffelger Meßbach; v. Mulfingen nob. Mulfingen, Heimhausen, eq. Mulfingen, Berndshofen, Liebenberg, Mäusberg, Aschhausen, Seidelklingen, Simprechtshausen, Weldingsfelden; Münzmeister in Hall Adlatzweiler abg.; v. Nagelsberg Berlichingen, Dörrenzimmern, Garnberg, Kronhofen, Künzelsau, Nagelsberg, Scheurachshof; v. Nassau, Grafen, Ingelfingen; v. Neidenau (bad.) Altdorf, Marlach, Niedernhall; v. Neuenburg-Buttler Dörzbach; v. Nortenberg Küchenmeister Berlichingen; v. Neuenstein Criesbach, Diebach, Dörzbach, Morsbach, Nagelsberg, Niedernhall, Sindeldorf; v. Ostheim Bodenhof; v. Ottersbach Ober-Kessach; v. Palm Meßbach; Pfale v. Grünsfeld Aschhausen, Urhausen; Pfaffenangst Belsenberg; v. Pöllnitz Garnberg; v. Racknitz Laibach; v. Reinsbronn OA. Mergentheim Ober-Kessach; v. Riedern Criesbach; v. Rode Rakundshausen abg.; v. Rohenkeim (Roigheim OA. Neckarsulm) Steinkirchen; v. Rosenberg Ailringen, Crispenhofen, Diebach, Ettenhausen, Jagstberg, Ozendorf; v. Rosseriet Ober-Kessach, Rossach, Rüddersdorf; Rüde v. Bödigheim Hermuthausen, Ober-Kessach; v. Sachsenheim Hettenbach; v. Sachsenflur Ober-Kessach; v. Saunsheim Ailringen, Criesbach; Schletz (Hall) Braunsbach; v. Schrotsberg Diebach; v. Schweinberg Bieringen; v. Seldeneck Dörzbach, Ettenhausen, Wittmersklingen, Ozendorf, Westernhausen, Zaisenhausen; Senfte v. Sulburg Halberg, Kocherstein, Lipfersberg, Niedernhall; v. Sindringen Sindeldorf; von Spelte in der Spelt bei Buchenbach; Spieß (Hall) Braunsbach; v. Stein Belsenberg, Criesbach, Ebersthal, Ginsbach Ober-, Unter-, Garnberg, Hefenhofen, Kessach (Ober- ?), Krautheim, Kocherstein, Künzelsau, Lipfersberg, Morsbach, Nagelsberg, Nitzenhausen, Niedernhall, Scheurachshof; v. Steinau Crispenhofen; v. Stetten (auf Haltenbergstetten) Hollenbach; v. Stetten (Kocher-) Adlatzweiler abg., Ailringen, Altkrautheim, Amrichshausen, Berndshausen, -hofen, Bodenhof, Braunsbach, Buchenbach, Büchenmühle, Criesbach, Crispenhofen, Dörzbach, Döttingen, Eberbach, Falkenhof, Frauenzimmern, Garnberg, Heimhausen, Hermuthausen, Hirschbach abg., Holzhausen abg., Jagstberg, Ingelfingen, Jungholzhausen, Kocherstetten, Künzelsau, Kügelhof, Laßbach, Lipfersberg, Mannbrunn abg., Mäusdorf, Morsbach, Mulfingen, Nagelsberg, Niedernhall, Nitzenhausen, Ohrenbach, Ochsenthal, Ober-Ginsbach, Ober-Kessach, Railhof, Rappoldsweiler, Ripperg, Sonnhofen, Steinkirchen, Schloß Stetten, Thierberg, Vogelsberg, Weldingsfelden, Wolfselden, Zottishofen; Stickel Sindeldorf; Streckfuß Rakundshausen abg., Sützel Eberbach, Morsbach, Vogelsberg, Wittmersklingen, Zaisenhausen; Tänzel v. Trazberg Altkrautheim, Meßbach; v. Tann Bobachshof, Bühlhof, Diebach, Dörzbach, Rorthal abg., Weisbach; v. Thierbach Jagstberg, Nagelsberg, Simprechtshausen, Weldingsfelden; v. Thierberg Thierberg; v. Thüna Meßbach; Thürner v. Thürnau Nagelsberg; Turer Belsenberg; v. Urhausen Büschelhof, Crispenhofen, Frauenzimmern, Marlach, Nagelsberg, Urhausen; v. Veinau Crispenhofen, Diebach, Dörzbach, Eichelshof, Guthof, Ingelfingen, Rorthal abg., Zottishofen; Veldner | (Hall) Thierberg; v. Vellberg Nieder-Mulfingen; v. Vinsterlohe Ailringen, Nieder-Mulfingen, Steigerbach; v. Weiler Nagelsberg; v. Weinsberg Bieringen, Braunsbach, Hollenbach, Holzweiler, abg.; v. Werdenau Bieringen, Sershof, Marlach, Westernhausen; von Wildenstein Marlach; v. Willburgstetten, Truchseß, Wittmersklingen, Zaisenhausen; v. Wolfskeel Bodenhof, Braunsbach; von Wolmershausen Ailringen, Jagstberg, Mulfingen; v. Wunnenstein Döttingen; v. Zeppelin, Grafen, Aschhausen, Meßbach; Zobel Ailringen; v. Zottishofen im Ort.

Die Ritterschaft des Bezirks gehörte zum Kanton Odenwald.

Der bedeutendste Besitz in weltlicher Hand war das Gebiet der Fürsten von Hohenlohe, das sich allmählich von Ost nach West ausdehnte. Ursprünglich im Bezirk auf Hollenbach und Ozendorf beschränkt (1219), wurde es durch das Erbe der Herrn von Langenburg um 1230 (Eberbach, Falkenhof, Thierberg), vor 1287 durch Krautheim-Bocksberg’schen Besitz (Ingelfingen, Lichteneck, wahrscheinlich Kirchsatz in Belsenberg) um 1320 durch Erbschaft von den Grafen von Flügelau (Niedernhall), von den von Dürne (Crispenhofen), 1330 von den Grafen v. Eberstein (Krautheim, Hohebach, Dörrenzimmern) vergrößert.

Die ansehnliche Herrschaft Jagstberg, welche die Linie Brauneck vor 1300 erwarb, gieng dem Hause bald wieder verloren. Im 15. Jahrhundert wurde der Hausbesitz vorwiegend durch Kauf vermehrt (Buchenbach 1403/18 und 1549/63, Weisbach und Guthof 1414/17, Ettenhausen 1443). Ganz besonders machten sich in dieser Hinsicht Graf Albrecht II. und Kraft VI. verdient (von Komburg Besitz in Künzelsau, Criesbach, Ginsbach, Ingelfingen, Kocherstein, Lipfersberg, Meßbach, Morsbach, Nagelsberg, Niedernhall, Steinkirchen, von ritterschaftlichen Herren Belsenberg, Döttingen, Hermuthausen, Jungholzhausen, Stachenhausen, von Amorbach 1499 Criesbach).

Weitern Zuwachs brachte die Säkularisation der Klöster Gnadenthal und Schäftersheim s. unten. Bei der Grundtheilung des Hauses 1555 bekam die Linie Schillingsfürst-Waldenburg im Bezirk nur Ettenhausen mit Zugehör, allen übrigen Besitz im Oberamt Künzelsau die Linie Neuenstein.

In der Folgezeit brachte nur Kauf (von Hall in Künzelsau) und Tausch (von Schönthal und Mainz 1799 in Niedernhall etc.) geringen Zuwachs. Die schwedischen Schenkungen an Georg Friedrich v. Hohenlohe-Weikersheim 1632 (Amt Jagstberg mit Mulfingen, Amrichshausen, Zaisenhausen; das mainzische Amt Nagelsberg, der mainz. und würzb. Theil von | Künzelsau) und an seinen Bruder Kraft (Schönthal) erwiesen sich nach der Schlacht bei Nördlingen als leeres Papier. Dagegen kam der Hausbesitz des geächteten Grafen Georg Friedrich 1637 vorübergehend (Amt Hollenbach mit Hohebach, Dörrenzimmern sammt dem Sechstheil in Nagelsberg und Niedernhall) an den Deutschorden, der nichts eiligeres zu thun hatte, als die durch hohenlohische Erbeinigung von 1511 ausgeschlossenen Juden in Hollenbach und Hohebach aufzunehmen. Als der Deutschorden nach dem westfälischen Frieden das Amt Hollenbach wieder zurückgeben mußte, wurde den Juden 1/2 Jahr Abzugsfrist gewährt, sie blieben aber bis heute an beiden Orten.

Erst die gewaltige Erschütterung des deutschen Reichs durch die französische Revolution brachte eine weitere Veränderung im hohenlohischen Besitz. Die Linie Hohenlohe-Bartenstein erhielt 1802 für die verlorne Secundogenitur Oberbronn im Elsaß die würzb. Ämter Jagstberg und Braunsbach (Haltenbergstetten Oberamt Gerabronn und Laudenbach Oberamt Mergentheim), trat aber Amrichshausen und die geistlichen Antheile (Mainz, Würzburg, Komburg) an Künzelsau gegen das halbe Dorf Münster an die Linie Neuenstein ab. Hohenlohe-Ingelfingen wurde für verlornen Besitz im Amt Ochsenfurt mit Nagelsberg entschädigt und erwarb 1803 durch Kauf Garnberg.

Der hohenlohische Besitz war vor der Unterwerfung unter württembergische Staatshoheit unter die einzelnen Linien folgendermaßen getheilt: Hohenlohe-Öhringen besaß: den hohenlohischen Besitz Künzelsau, Büttelbronn, Ohrenbach, Steinbach, Wolfselden, Dörrenzimmern, Hohebach, Hollenbach, Weisbach, Mäusberg und die Hälfte von Niedernhall. Hohenlohe-Kirchberg: Döttingen, Steinkirchen mit Zugehör, Schloß Thierberg. Hohenlohe-Ingelfingen: Ingelfingen mit Bobachshof, Bühlhof, Rodachshof, Criesbach, Crispenhofen, Hermuthausen, Weisbach, die Saline und die Mainzer Hälfte von Niedernhall (seit 1799). Hohenlohe-Langenburg: Belsenberg, Siegelhof, Jungholzhausen, Theile an Eberbach, Heimhausen. Hohenlohe-Bartenstein: Ettenhausen, Ganertshausen, Hirschbronn, Wittmersklingen. Der Linie Neuenstein gemeinsam war Hermersberg.

Von Reichsstädten hatte nur Hall vorübergehend Besitz in Braunsbach, Jungholzhausen, Künzelsau.

Größere Mächte, welche im Bezirk vorübergehend Besitz hatten, sind: das Reich in Ailringen, Ozendorf, Geleite zu | Hermuthausen, Bayern in Jagstberg, Brandenburg-Ansbach und dessen Rechtsnachfolgerin, die Krone Preußen, die Schildlehen der ausgestorbenen Schenken von Limpurg in Altkrautheim, Dörzbach, Laibach, Nieder-Mulfingen, später an Hohenlohe abgetreten, Pfalz in Diebach (wenn nicht Diebach bei Leibenstadt bad.). Württemberg (Zehnten in Simprechtshausen vom säkularisirten Stift Möckmühl).

Die geistlichen Korporationen mit zeitweiligem oder dauerndem Besitz waren im Bezirk überaus zahlreich vertreten. Doch hatte nur eine derselben ihren Sitz in demselben, ohne aber auf das geistige Leben und die Geschicke desselben bedeutenden Einfluß zu haben, das Kloster Schönthal.

Es sind hier zu nennen Amorbach, Kl. auf dem Odenwald, mit Einkünften und Rechten in Bobachshof, Breitenthal, Criesbach, Crispenhofen, Hettenbach, Niedernhall, Wallenstein abg., Weisbach. Kl. Anhausen Oberamt Crailsheim in Criesbach und Ingelfingen. Dem Deutschorden in Mergentheim stand das Amt Nitzenhausen mit Ailringen, Berndshausen, gemeinsam mit Hohenlohe-Öhringen, Berndshofen gemeinsam mit den Herren v. Stetten, Heimhausen gem. mit Würzburg, Hohenlohe-Langenburg und v. Stetten, Eberbach gem. mit den beiden letzteren zu. Einkünfte hatte der Orden in Altkrautheim, Dörzbach, Hollenbach, Mäusdorf, Ozendorf, Steigerbach, Zaisenhausen, Zwerenberg.

Über das Amt Hollenbach s. oben. Franziskanerkloster in Hall: Einkünfte in Lipfersberg. Kl. (Frauen) Zimmern im Ries in Criesbach und Ingelfingen, Fulda s. S. 216 oben. Kl. Gnadenthal, früher im Hohebach mit großem Besitz und reichen Einkünften in Ailringen, Amrichshausen, Belsenberg, Berndshausen, Bongarten, abg., Büchelech, abg., Bühlhof, Büttelbronn, Dörrenzimmern, Dörzbach, Döttingen, Ebersthal, Eisenhutsroth, Eschelbronn, abg., Eschenhof, Frauenzimmern, abg. Hermuthausen, Heslachshof, Hohebach, Holderbach, abg., Holzhausen, abg., Ingelfingen, Jungholzhausen, Künzelsau, Laibach (?), Lieboldsbronn, Marlach, Meßbach, Nagelsberg, Nieder-Mulfingen, Ober-Ginsbach, Railhof, Remenweiler, abg., Ripperg, abg., Rorthal, abg., Scheurachshof, Seidelklingen, Spelt, abg., Stachenhausen, Steinbach, Stralenberg, abg., Velenweiler, abg., Weldingsfelden, Westernhausen, Windischenhof, Wolfselden, Zottishofen.

Kl. Heidingsfeld bei Würzburg Wolfselden, Hirsau Ober-Kessach. – Johanniterkommende in Krautheim Altkrautheim, Dörzbach, die zu Hall in Braunsbach, Döttingen, Ingelfingen, die zu Mergentheim in Hollenbach. Kl. Komburg mit der Propstei auf dem Kocherstein in Altkrautheim, Belsenberg, Criesbach, Ebersthal, Garnberg, Heimhausen, Ingelfingen, Kocherstetten, Künzelsau, Lipfersberg, Mäusdorf, Meßbach, Morsbach, Nagelsberg, Nitzenhausen, Ober-Ginsbach, Ober-Kessach, Scheurachshof, Steinkirchen, Unter-Ginsbach, Westernhausen. Kl. Lichtenstern in Heimhausen, Morsbach, Railhof, Vogelsberg. Kl. Lorsch s. oben S. 216. Erzstift Mainz in | Altkrautheim, Aschhausen, Dörzbach, Ebersthal, Künzelsau, Marlach mit Altdorf, Nagelsberg, Ober-Ginsbach, Sindeldorf, Unter-Ginsbach. Stift Möckmühl in Ingelfingen, Mulfingen, Simprechtshausen. Kl. Neunkirchen Oberamt Mergentheim, in Hohebach, Ober-Ginsbach, Wolfselden, Unter-Ginsbach. Öhringen, Stift und gemeines Brot: Belsenberg, Criesbach, Crispenhofen, Ingelfingen, Nagelsberg, Niedernhall. Rothenburg a. d. T. Spital: Railhof. Kl. Schäftersheim: Hollenbach, Mäusberg, Westernholz, abg., Wittmersklingen, Zwerenberg. Kl. Schönthal: die Rittergüter Aschhausen und Bieringen, Dörfer Berlichingen halb, Diebach, Ober-Kessach, Weldingsfelden, Westernhausen, Höfe: Büschelhof, Eichelshof, Eschenhof, Halberg, Halsberg, Hopfengarten, Muthof, Neuhof, Neusaß, Schleierhof, Sershof, Spitzenhof, Weigenthal, Weltersberg. Einkünfte in Ailringen, Belsenberg, Berndshofen, Breitenthal, Büttelbronn, Criesbach, Crispenhofen, Dörzbach, Ebersthal, Hermuthausen, Hirschbronn, Künzelsau, Lipfersberg, Marlach, Mannbrunn, Mäusdorf, Meßbach, Niedernhall, Ober-Ginsbach, Ochsenthal, Rakundshausen, Railhof, Rorthal, Seelach, abg., Sindeldorf, Windischenhof, Zwerenberg.

Kl. Seligenthal Muthof. Hochstift Speier Morsbach (?). Kl. Tückelhausen Ginsbach (Ober- u. Unter-). Stift Wimpfen Ober-Kessach und Hopfengarten. Hochstift Worms Ober-Kessach. Hochstift Würzburg: Herrschaft Jagstberg und Amrichshausen, Mulfingen, Ochsenthal, Simprechtshausen, Zaisenhausen, Hohenroth, Seidelklingen, Einkünfte und Rechte in Heimhausen, Hermuthausen, Hollenbach, Künzelsau, Lipfersberg, Marlach, Mäusberg, Ozendorf, Sindeldorf, vorübergehend Antheil an der Herrschaft Krautheim. Das Domkapitel Würzburg, die sog. Oblei Steinkirchen mit Einkünften in Kocherstetten und Mäusdorf, später das Amt Braunsbach. Das Kl. St. Burkhard in Würzburg, Einkünfte in Hopfengarten und Ober-Kessach, Stift Haug in Ailringen und Nieder-Mulfingen.


Württemberg bekam den ersten größeren Besitz im Bezirk – die Rechte in Simprechtshausen waren längst veräußert – durch den Pariser Frieden vom 20. Mai 1802 und den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803, in Folge dessen das Ritterstift Komburg und das Kloster Schönthal säkularisirt und Württemberg zugetheilt wurden.

Am 1. Januar 1803 wurde das Oberamt Schönthal errichtet (für Schönthal, Halsberg, Neuhof, Neusaß, Eichelshof, Spitzenhof, Bieringen, Sershof, Weltersberg, Aschhausen, Ober-Kessach, Hopfengarten und Weigenthal, halb Berlichingen, Buchhof, Orendelsall, Rechbach Oberamt Öhringen, Simmringen Oberamt Mergentheim). Das mainzische Amt Krautheim (sammt den Schönthalischen Orten Diebach und Westernhausen, Schleierhof, Büschelhof, Muthof) kam an den Altgrafen, nun Fürsten v. Salm.

| Der Preßburger Friede vom 26. Dezember 1805 brachte das Deutschordens-Amt Nitzenhausen mit dem Neckaroberamt Horneck an Württemberg. Die rheinische Bundesakte vom 12. Juli 1806 unterwarf den hohenlohischen Besitz im Bezirk, wie den links der Jagst gelegenen des Fürsten v. Salm-Reifferscheid der württembergischen Staatshoheit. Die Staatsverträge mit Baden und Bayern vom 13./17. Oktober und 13. November 1806 brachten der Reichsritterschaft dasselbe Geschick. Das Oberamt Schönthal erhielt 1–3. die 3 Berlichingenschen Patrimonial-Ämter Jagsthausen (halb Berlichingen) Rossach, Korb; 4. das von Zeppelinsche zu Aschhausen; 5. das fürstl. Salmische Patrimonial-Amt Krautheim mit den Orten Altkrautheim, Diebach, Ebersthal, Marlach, Ginsbach Ober und Unter, Sindeldorf, Westernhausen, Schleierhof, Büschelhof, Muthof; 6. das von Eybsche in Dörzbach (mit Albertshof und St. Wendel); 7. das von Racknitzsche zu Laibach; 8. das von Thünasche zu Meßbach. Sodann wurden die 2 Souveränitäts-Oberämter Neuenstein (mit den Patrimonial-Ämtern Ingelfingen, Künzelsau und Niedernhall) und Nitzenhausen (mit Patrimonial-Amt Bartenstein), (Hohenlohe-Bartenstein) Braunsbach, (Hohenlohe-Jagstberg) Döttingen, (Hohenlohe-Kirchberg) Haltenbergstetten, (Hohenlohe-Jagstberg) Kocherstetten, (v. Stetten) Langenburg, (Hohenlohe-Langenburg) Morstein, (v. Crailsheim) Niedersteinach, (v. Gemmingen) Schrotsberg, Weikersheim, Hollenbach (Hohenlohe-Ingelfingen) errichtet.

Im Jahr 1808 wurde das Oberamt Schönthal durch das Oberamt Möckmühl sammt den Patrimonial-Ämtern Assumstadt, Züttlingen und Domeneck und die Stadt Widdern, am 1. November 1809 durch die Orte Ernsbach, Forchtenberg, Crispenhofen, Niedernhall, Hermersberg, Weisbach, Guthof, Ohrnberg, Rückertshof, Sindringen vergrößert, trat aber ab: Orendelsall und Rechbach an das Oberamt Öhringen, Dörzbach mit Albertshof, Laibach, Simmringen an das Oberamt Mergentheim, Weldingsfelden und Eschenhof an das Oberamt Ingelfingen, das an die Stelle von Nitzenhausen trat.

Durch das Organisationsgesetz vom 3. November 1810 wurde das Oberamt Schönthal, das zur Landvogtei an der Jagst gehörte, aufgelöst und unter die Oberämter Neckarsulm, Öhringen und Ingelfingen getheilt. Von den Gemeinden des jetzigen Oberamts kamen a) an Öhringen Berlichingen, Bieringen, Büschelhof, Muthof, Schleierhof, Schönthal, Weltersberg, b) an | Neckarsulm Aschhausen. Ober-Kessach, Hopfengarten, Weigenthal. Zum Oberamt Mergentheim gehörten: Ailringen, Dörzbach, Hollenbach, Laibach, Staigerbach, zum Oberamt Ingelfingen aber der Nord-Westen des jetzigen Oberamts Gerabronn (Bartenstein, Herrenthierbach, Riedbach, Langenburg, Bächlingen, Billingsbach, Dünsbach, Ober-Steinach, Unter-Regenbach, Altenberg und Nieder-Steinach), und vom Oberamt Öhringen Gaisbach und Neureuth. Nach diesen vielen, dem Gang der Dinge nicht förderlichen Organisationsversuchen wurde endlich 1811 der Oberamtsbezirk in seinem jetzigen Bestand konstituirt und der Sitz der Bezirksbehörden von Ingelfingen nach Künzelsau verlegt (Dekret vom 6. Juli 1811). 1812 27. Februar wurden die 1819 wieder aufgehobenen Unterämter Dörzbach und Ingelfingen geschaffen, welche als Amtsschreibereien bis 1826 bestanden und dann Notariaten in Dörzbach, Künzelsau, (Ger. Not.) Niedernhall weichen mußten. Der Wildbann im gesammten Oberamtsbezirk bis zum Harthäuser Wald stand kraft des von König Wenzel erweiterten Jagdrechts den Grafen von Hohenlohe zu (W. F. 1855, 97), welche ihren Lehnsleuten Gnadenjagdbezirke anwiesen. So den Herrn v. Berlichingen (Urk. v. 1521 Öhringer Archiv, Grenze: Halsberg, Schönthal, die Jagst hinab bis Berlichingen an den Steg, dann Steinkreuz, Pfad von Sindringen nach Neuenstadt, Pfad nach Neusaß, von da Pfad bis zum Ottersbacher und von dort zum Eschinger (Eschach) See und zurück zum Halsberg). Dieser Jagdbezirk wurde Montag nach Vis. Mar. 1568 für Thomas von Berlichingen ansehnlich erweitert (Schönthal, Neusaß, Eichelshof, Spitzingern, Alternsbach, Holzbronn an der Staige von Sindringen nach Neufels, Sindringen, Hochstraße, Pfitzhof, Forsthof, Jagst aufwärts bis Schönthal. Den Herren von Stetten wurde 1508 nach heftigem Streit unter Vermittlung des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach ein Jagdbezirk zwischen Kocher und Jagst zugeschieden (von Künzelsau den Deuberg hinauf nach Steinbach, dann gen Reuschlinsort (Railhof?), die Spelt entlang nach Berndshofen, Jagst aufwärts bis Unter-Regenbach, dort den Pfad nach Laßbach hinauf, über die Strut in den Hirschbach, und dann Kocher abwärts bis Künzelsau). Im Süden des Bezirks stand nach Vertrag von 1563 die Jagd am Schalberg (bei Braunsbach) außerhalb der hällischen Landwehr Hohenlohe, innerhalb derselben, sowie am Heringsberg und im Grümbach den Herren v. Crailsheim zu. 1492 wurde dem Erzbischof von Mainz zu persönlicher Benützung ein Bezirk überlassen (von der Schönthaler Brücke die „Wildstraße“ herauf bis Halsberg, „Eßlacher“ See, die Wildstraße entlang bis zum Bubenholz, Hagenlohe, Stachenhausen, Weldingsfelden, dann die Schlicht herein bis Hohebach und wieder Jagst abwärts). Im Osten des Bezirks wurde 1539 mit dem Deutschorden eine Jagdgrenze vereinbart. (Kolben-Kallenholz, dann zwischen Rißbach und Schenkwald, Grenze Markung | Ailringen und Roth einer- und Markung Hollenbach, Ozendorf, Igelstrut andererseits, dann am Kammerforst vorüber nach Ober-Apfelbach). So war der hohenlohische Wildbann manchfach zerrissen und verengert und ließ sich mit dem Einbruch der Neuzeit nicht mehr festhalten (Öhringer Archiv).

Als Landtags-Abgeordnete haben den Bezirk vertreten:

1. Weber, Karl Julius, Gräfl. Erbach-Isenburg’scher Hofrath in Künzelsau, (der bekannte Satiriker) geb. 20. April 1767, † 1832. Landtag: 1820/21, 1823/24. – 2. Habermaas, Dr. Friedrich, Oberamtsrichter in Langenburg, seit 16. Juli 1829 in Tübingen, geb. 13. September 1795, † 7 August 1841. Landtag: 1826/27, 1828, 1830. – 3. Feuerlein, Dr. Willibald August, Oberbürgermeister in Stuttgart, seit 15. Januar 1836 Obertribunalrath in Stuttgart geb. 24. Juni 1781, † 29. September 1850. Landtag: 1833, 1833/35, 1836, 1838. – 4. Clemens, Joseph, Amtsnotar in Weikersheim, geb. 5. Juni 1798, † 23. Oktober 1873. Landtag: 1839, 1841/43. – 5. Müller, Wilhelm Theodor, Rechtskonsulent in Künzelsau, geb. 9. November 1799, † 17. Februar 1877. Landtag: 1845, 1847, 1848, 1848/49, I. II. Landesversammlung von 1849 und 1850. – 6. Reger, Johann Friedrich, Rothgerbermeister und Gemeinderath in Künzelsau, geb. 22. April 1817. III. Landesversammlung von 1850. – 7. Runkel, Eberhard, Apotheker in Künzelsau, geb. 4. Oktober 1804, † 22. April 1867. Landtag: 1856/61. – 8. Becher, August, Rechtskonsulent in Stuttgart, geb. 21. Februar 1816. Landtag: 1862/65, 1866, 1866/68, 1868/70. – 9. Bucher, Dr. Rudolf, Kreisrichter und Staatsanwalt, seit 30. September 1871 Oberstaatsanwalt und Kreisgerichtsrath in Hall, geb. 1. August 1826. Landtag: 1871/74, 1875/76. – 10. Baumann, Karl, Regierungsrath in Ludwigsburg, geb. 18. August 1818. Landtag: 1877–82. 11.[ER 2] Spieß, Ökonomierath in Sailtheim, geb. 17. Juni 1826, Landtag 1883–


Kirchliche Verhältnisse.
Der Bezirk stand unter dem Bisthum Würzburg und zwar größtentheils unter dem 4., später 6. Archidiakonat, das auch die Kapitel Hall und Crailsheim umfaßte und 30 Pfd. Episcopalia bezahlte. Ruland, Ebracher Handschrift S. 48, Arch. f. U. F. 13, 1. Ussermann Ep. Wirceb. XXXV (Archidiakone, soweit bekannt, Goltstein 1322. Rudolf v. Limburg s. a., Emich v. Brauneck 1334, Wib. 2, 275. Gottfr. v. Hohenlohe 1383. Joh. v. Malkos 1418 Wib. 3, 119. Gottfr. Truchseß 1487 Wib. 3, 199). Sitz des Kapitels war bis 1487 1. Okt. Künzelsau, Kapitelsversammlung am 2. Donnerstag nach Gründonnerstag. In Folge von Streitigkeiten des Kapitels mit den Herren von Stetten und mit Künzelsau verlegte Bischof Rudolf v. | Würzburg das Kapitel nach Ingelfingen unter den Schutz der Grafen v. Hohenlohe. W. Viertelj. 1879, 70 ff. 1453 bestanden folgende Pfarreien im Kapitel Künzelsau: Ailringen, Altkrautheim, Amrichshausen, Belsenberg, Braunsbach, Buchenbach, Crispenhofen, Dörzbach, Döttingen, Ettenhausen, Hohebach, Hollenbach, Ingelfingen, Jungholzhausen, Kocherstetten, Künzelsau, Marlach, Mulfingen, Niedernhall, Ober-Ginsbach, Sindeldorf, Steinkirchen, Westernhausen; Kapellen in Jagstberg, Laibach, Schloßstetten und Stein (Kocher). Dazu kam vor der Reformation (1475) die Pfarrei Dörrenzimmern. W. Viertelj. 1870, 283, Lib. synod.

Zum 5. resp. 7. Archidiakonat (Archidiakone ca. 1253 Con. v. Dürne Wib. 2, 58, ca. 1350 Alb. v. Heßberg Ebr. Handschrift S. 48) mit den Kapiteln Weinsberg und Odenwald und zwar zu letzterem, das seinen Sitz erst in Bödigheim, dann in Buchen (bad.) hatte, gehörten bis 1817 die Pfarreien Aschhausen, Berlichingen, Bieringen, Ober-Kessach.

Von besonderen kirchlichen Instituten hatte der Bezirk: das reiche Cisterzienser-Männerkloster Schönthal, das nach Gnadenthal OA. Öhringen verlegte Cisterz.-Frauenkloster Hohebach, ein Inclusorium in Dörzbach Ebr. Handschrift S. 40, eine Franziskanerinnenklause zu Westernhausen, eine congregatio clericorum in Ober-Ginsbach, Eremitoria in Ailringen und Schönbronn bei Ingelfingen, eine komburgische Propstei auf Kocherstein.

Die Sage vom Kl. Frauenzimmern bei Niedernhall beruht auf einer Verwechslung mit Kl. Zimmern im Ries.

Die reformatorische Bewegung begann im Bezirk in den 1520er Jahren. Die ersten evangel. Pfarrer finden sich 1525 in Ingelfingen, 1529 in Braunsbach (Reinsberger K.B.) 1539 in Sindeldorf OA.Beschr. Neckarsulm S. 680, nach 1540 in Künzelsau, Jungholzhausen, Buchenbach. Durchgeführt wurde die Reformation im Gebiet der Grafen von Hohenlohe durch die Generalkirchenvisitation Mai 1556, wenig später von den Herren v. Berlichingen in Dörzbach und Laibach. W. Viertelj. 1880 S. 159 ff. Theol. Stud. der evangel. Gstl. 1, Heft 3 und 4. Auch das Gebiet der geistlichen Herren blieb von der Bewegung nicht unberührt. Das letzte Kapitel wurde 1542 gehalten (Bericht des bischöfl. Fiskals 1587. Bischöfl. Archiv in | Würzburg)[3]. Mit der Auflösung des Kapitelsverbandes verlor die bischöfliche Kurie alle Übersicht über das Kapitel (s. Ailringen); der Bischof von Würzburg säkularisirte die St. Annakapelle in Mulfingen. Der Abt von Schönthal fragte bei Besetzung der Pfarreien nichts nach dem Bischof. In Schönthal selbst – darauf deuten trotz des Schweigens der Sch. Chroniken klare Spuren – war in den 30er und 40er Jahren eine starke Erregung der Geister zu finden, daher viel Streit besonders unter Abt El. Wurst. Eine ganze Reihe Konventualen trat aus dem Kloster und wurde evangelisch (? Joh. Isenmann in Hall. Chron in Donaueschingen). In Betreff des Mainzer und Würzburger Gebiets s. Altkrautheim, Amrichshausen, Mulfingen. Die alten Ordnungen galten wenig mehr. Der Verkehr der evangelischen und katholischen Bevölkerung war ein harmlos friedlicher. Auf Grund des Interims waren auch die katholischen Pfarrer verehlicht („uxor mea“ oft in den K.B. Rituelle Trauung eines katholischen Pfarrers durch den evangelischen Pfarrer in Hohebach s. dort). Ja der katholische Pfarrer von Mulfingen hatte eine evangelische Frau und evangelische Kinder.

Die Episcopalia wurden nicht mehr bezahlt. Die katholischen Pfarrer suchten Schutz bei dem toleranten Mainz, das meist evangelische Amtleute in Krautheim hatte. Ganz anders sollte es unter dem Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573 bis 1617 werden). Mit aller Macht arbeitete er an der Restauration der alten Kirche und ihrer Ordnungen. Dazu dienten Kirchenbauten im Amt Jagstberg (Amrichshausen, St. Anna in Mulfingen). Die evangelischen Einwohner wurden vertrieben (s. Amrichshausen), die verheiratheten Pfarrer entlassen oder zur Trennung von ihren Frauen genöthigt (Marlach, Rengershausen, Westernhausen), die katholischen Grundherren und Patrone, Deutschorden, Schönthal, Mainz rastlos vorwärts getrieben, obwohl sie Bischof Julius wenig entgegen kamen, die evangelischen Orte unter katholischen Grundherren von den evangelischen Pfarreien losgetrennt (s. Diebach, Nagelsberg, Ebersthal, Muthof etc.), die Pfarrer in den Ganerbenorten Künzelsau und Niedernhall vor den Fiskal beschieden.

| Im Jahr 1580 unternahm er die Herstellung des aufgelösten Kapitels durch einen eigenen Delegaten. Aber auf der Versammlung am 18. August 1580 erschienen zu Mulfingen von 68 Priestern des früheren Kapitels nur 10, welche – zum Ausdruck ihrer Gesinnung – den wenig gefügigen Pfarrer Conrad Reutter von Ober-Ginsbach zum Dekan wählten. Derselbe mußte später selbst vertrieben werden s. Ober-Ginsbach. Kapitelsitz wurde 1582 (84?) Krautheim auf dem Berg. Das erste Kapitel konnte aber erst 1591 gehalten werden (K.B. von Klepsau, von Alberti). Die Gegenreformation dauerte bis ins 17. Jahrhundert unter harten Kämpfen fort (s. Altkrautheim, Zaisenhausen, Steigerbach, Ochsenthal, Eberbach, Berndshofen, Heimhausen, Laibach, Weldingsfelden). Die letzte Gemeinde, welche zur katholischen Kirche zurückgebracht wurde, aber erst im 18. Jahrhundert ist Meßbach, bisher Filial von Dörzbach. S. Studien der evangel. Geistl. 1880, 275 ff. Zur Visitation des Kapitels Krautheim kam Bischof Fr. Ludwig 1785 September persönlich nach Mulfingen und visitirte von dort Mulfingen, Jagstberg, Amrichshausen, Ailringen, Rengershausen,[ER 3] Klepsau, Nagelsberg, Waldenburg.

Die evangelische Kirche befestigte sich trotz des sich regenden Baptismus unter den trefflichen Grafen Lud. Kasimir und Wolfgang von Hohenlohe. Die Gefahr, welche die von den Herren v. Stetten geschützten Flacianer (s. Buchenbach) der ruhigen Entwicklung brachten, beseitigte die Thätigkeit des Württemberger Jak. Andreä.

Verfassung der evangelischen Kirche in der Grafschaft Hohenlohe nach der Superint.-Ordnung von 1579. Superintendentur Bartenstein: Ettenhausen. Sup. Ingelfingen: Belsenberg, Crispenhofen, Dörrenzimmern, Hohebach, Ingelfingen, Niedernhall. Sup. Langenburg: Döttingen, Steinkirchen. Sup. Weikersheim: Hollenbach. 1708–56 gehörten zur Sup. Weikersheim: Niedernhall, Künzelsau, Dörrenzimmern, Dörzbach, Hohebach, Hollenbach, zur Sup. Langenburg Belsenberg. Sup. Kirchberg: Döttingen, Steinkirchen. Künzelsau und Niedernhall kamen später unter die Sup. Neuenstein.

Die Pfarreien Braunsbach (v. Crailsheim), Buchenbach (v. Stetten), Kocherstetten (Komburg), Künzelsau (solange es Komburgisch war) standen nie unter einem Superintendenten, Dörzbach (v. Berlichingen, v. Eyb) wenigstens bis ins 17. Jahrhundert nicht.

| Das Organisationsdekret vom 3. November 1810 schuf eine völlig neue Ordnung.

Der Bezirk kam zur General-Superintendenz Öhringen (Schönthal). Unter dieser standen die Dekanate Ingelfingen (Belsenberg, Buchenbach, Crispenhofen, Dörrenzimmern, Döttingen, Jungholzhausen, Kocherstetten, Künzelsau, Niedernhall, Schloßstetten), Langenburg (Braunsbach, Ettenhausen, Steinkirchen) Neuenstadt (Rossach) Weikersheim (Dörzbach, Hohebach, Hollenbach). Am 18. Oktober 1823 kamen die obengenannten Pfarreien der Dekanate Langenburg und Weikersheim zum Bezirk, dagegen wurden 3. September 1822 Ernsbach, Eschenthal, Forchtenberg, Kupferzell, Sindringen nach Öhringen, am 1. November 1831 Regenbach nach Langenburg zugetheilt und am 4. Januar 1825 der Dekanatssitz nach Künzelsau verlegt, unter dem sämmtliche evangel. Orte des Bezirks (mit Ausnahme der Parzellen Eberbach, Falkenhof, Laßbach, Rappoldsweiler, Sonnhofen, Pf. Regenbach, Dekanat Langenburg und Zottishofen, Pf. Orlach, Dekanat Hall) stehen.

Für die an Württemberg gekommenen Pfarreien des Kapitels Krautheim links der Jagst (18. Dezember 1807) wie für die des Kapitels Buchen (3. November 1810) wurden Dekanatskommissäre bestellt. Am 11. Dezember 1817 wurde der Diöcesanverband mit Würzburg gelöst, die Kapitel Krautheim und Buchen (Sitz in Schönthal) vereinigt und dem Generalvikariat Ellwangen unterstellt, Reg.Bl. 1817 S. 587, aber schon den 15. Mai 1818 für sämmtliche Orte des Bezirks, ausgenommen Laibach, Filial von Rengershausen, das bei Mergentheim blieb, das Dekanat Amrichshausen errichtet. Reg.Bl. 1818 S. 239.

Dekane des Landkapitels Künzelsau-Ingelfingen[4]: H. Pf. in Kupferzell 1236 W. U. III, 376. Konrad (Hohebach) 1254 Wib. 2,61. Herman (Hohebach) ca. 1300. Peter (Künzelsau) 1314–29. Gernod Fremde (Mulfingen) 1334. Konrad (Mulfingen) 1335. Eberhard (Hollenbach) 1358–63 Wib. 2,153. Konrad Pluminger (Künzelsau) 1385. Walter Himmelreich (Niedernhall) 1389–95. Konrad v. Brettach, Pf. in Michelbach a. d. H.[ER 4] 14.. Kr.A. Nürnberg. Joh. Marbach (Niedernhall) 1420. Heinrich Virnkorn (Künzelsau) 1433–38. Joh. Hoermut (Künzelsau) 1443–49. Heinrich Greber (Mulfingen) 1449. Joh. Helbling (Buchenbach) 1450. Nicol. Burkhard (Künzelsau) 1467. | Ulrich Blachferber (Mulfingen, später Ober-Ginsbach) 1467–82. Fr. Burkhard (Ingelfingen) 1520. Heinrich Ziegler (Marlach) 1526 (?).

Kapitel Krautheim: Konrad Reutter (Ober-Ginsbach) 1580–96. Adr. Hildernich aus Westfalen (Ober-Ginsbach) 1596–1608. Joh. Jung (Ober-Ginsbach) 1609–18. Christoph Alt (Ober-Ginsbach, Mulfingen) 1618–57. Pet. Schelff (Krautheim) 1657–68. Joh. Melch. Krauß, Dr. th. (Ober-Ginsbach) 1668–82. Joh. Baumann (Mulfingen) 1682–1715. Joh. Egels (Ober-Ginsbach) 1715–19. Joh. Ad. Hebenstreit (Krautheim) 1719–26, Vicedekan. Joh. Derlet (Marlach/Krautheim) 1726–42. Barth. Grün (Ober-Ginsbach) 1742–48. Joh. Kempf (Mulfingen, Ober-Ginsbach) 1748–61. Ad. Mart. Segeritz (Jagstberg) 1761–64. G. Dav. Mezger (Marlach) 1767–82. Joh. Horsch (Ober-Ginsbach) 1782–1807, Balth. Neuland (Jagstberg) 1807, zugleich Dekanatskomm. (für Mergentheim, für Buchen – Pf. Steinmayer in Schönthal 1809).

Kapitel Amrichshausen: Fr. Xav. Bäuerlein (Amrichshausen) 1818–34. Math. Dorn (Amrichshausen) 1834–45. Ign. Longner ib. 1845–56. Ge. Pfitzinger ib. 1858–78. Casp. Zierlein (Bieringen) 1878.

Die evangel. Superintendenten und Dekane s. Ingelfingen und Künzelsau.


Besondere Schicksale.

Über den Geschicken des Bezirks bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts schwebt ein bis jetzt nicht gelichtetes Dunkel. Von den Kämpfen um die Saline Niedernhall s. oben S. 215.

In der geschichtlich helleren Zeit vom Ende der Staufer bis zur Reformation trägt die Geschichte des Bezirks das Gepräge von Krieg und Fehden, Raub und Zerstörung, daher die lange Reihe abgegangener Burgen und Orte, ohne daß die Zeit ihres Abgangs sich immer feststellen ließe.

Der südöstliche Theil des Bezirks dürfte in Mitleidenschaft gezogen worden sein, als Heinrich VII auf Grund des Beschlusses der Reichsversammlung zu Frankfurt Februar 1234 die treusten Anhänger seines Vaters, Friedrichs II., zu verfolgen begann und ihre Burgen, als wären sie Raubburgen, brach. Er kam (zu diesem Zweck?) selbst Mai 1234 nach Hall und ließ Langenburg, die Burg Gottfrieds v. Hohenlohe, durch Heinrich v. Neifen, Walter v. Limpurg und Ludwig v. Schüpf zerstören. Böhmers Regesten. Stäl. 2, 179.

Wahrscheinlich dürfte auch jene von den Dominikanern in Hall geleitete, vom Adel genährte Bewegung der Geister, welche in scharfem Gegensatz zum Papstthum das Volk in der Treue gegen das Stauferhaus erhalten wollte und eine kirchlich-sociale | Reform in den Jahren 1240–50 anstrebte, ihre Wogen bis in den Bezirk geworfen haben. Völter, Die Sekte von Hall. W. Viertelj. 1881 S. 151.

Ebenso dürfte der scharfe Gegensatz zwischen den treusten Anhängern der Staufer, Gottfried und Konrad von Hohenlohe und den durch Gold für den Gegenkönig Wilhelm erkauften Edeln Kraft von Bocksberg und Konrad von Schmidelfeld sich im Bezirk fühlbar gemacht haben Stälin 2, 202.

Das 14. Jahrhundert ist durch kleinere Fehden, Raub und Brand kleinerer Herren (s. die zahlreichen Urfehden bei Hanselmann Diplom. Bew. I, 439, 442, 460–68, II, 92–100) bemerklich. Doch kennen wir keinen Ort des Bezirks, der ausdrücklich davon betroffen wäre.

Dagegen berührt die Judenhetze, welche Lorenz Fries, der Würzburger Chronist, berichtet, unsern Bezirk. Uffenheimer Nebenstunden 1, 313: 1336 Montag den 29. Heumonats ff. entböret sich der gemeine Mann zu Röttingen, Auwe (Aub bayer.), Mergentheim, Uffenheim, Krautheim und andern mehr Orten und erschlugen die Juden. Wahrscheinlich wurden damals auch die Juden in Künzelsau beseitigt.

1395 sah sich Graf Eberhard genöthigt, die Schlegler, zu denen auch ein Herr v. Stetten hielt, (Nürnberg Kr.A.) in die Kocher- und Jagstgegend zu verfolgen. Er zog von Neufels über Früesal, Kapfenhard, abg., Kemmeten nach Künzelsau, wo man die Urkunden geflüchtet hatte, und dann wahrscheinlich Kocher abwärts nach Sindringen und von dort ins Jagstthal. Stäl. 3, 364.

Für die Entwicklung geordneter Zustände war das 15. Jahrhundert besonders ungünstig. Ausnehmend schwer war der Krieg Graf Michels v. Wertheim mit Kraft v. Hohenlohe. Jener hatte von Jörg v. Henneberg die Pfandschaft auf Möckmühl, Würzburgisches Lehen, das von Kraft von Hohenlohe an Gr. Philipp von Nassau und dann an dessen Schwiegersohn Jörg v. Henneberg gekommen war, 1432 erworben Wib. 1, 65. Kraft v. Hohenlohe verlangte Wiederlösung, die Michel v. Wertheim verweigerte. Ein Schiedsgericht vor Pfalzgraf Otto 1436, dann vor Bischof Johann in Würzburg und Markgraf Friedrich Dienstag nach Ostern 1437, OA.Beschr. Neckarsulm 527, fruchtete nichts. Graf Michel wollte sogar den Bischof überfallen und hängen lassen. Uffheimer Nebenstunden 313 f. Fischer 1, 113.

| Kraft v. Hohenlohe hatte damals eine Zeitlang sein Lager bei Niedernhall (Akta Stetten contra Hohenlohe. Lgb. Arch.) Wahrscheinlich wurde damals Schloß Lichteneck gebrochen. Graf Michel verband sich mit dem niedern Adel und gab sich erst zufrieden, als Kraft, unterstützt von Mainz, Würzburg und Brandenburg-Ansbach seine Feste Schweinsberg eroberte.

Jene schweren Kämpfe des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach mit den fränkischen Städten 1449, wie mit dem Bischof von Würzburg berührten den Bezirk nicht unmittelbar, aber sie waren dem fehdelustigen Adel willkommen, gaben ihm daheim freieren Spielraum und banden den größeren Herren, Würzburg, Mainz und den Grafen v. Hohenlohe, die Hände. Das Wort des Markgrafen Albrecht Achilles: der Prant zyre den Krieg als das Magnifikat die Vesper Stäl. 3, 475. v. Eyb, Denkwürdigk. S. 77, ist für Frankens Geschichte überaus bezeichnend.

Die unruhige Zeit benützte der alte Raufbold Horneck von Hornberg a. N. mit seinen Söhnen vortrefflich. Jagstberg, das er 1428 von Würzburg erhalten, lag geschickt. Die Feste Bartenstein, von welcher er ohne Einwilligung des Lehensherrn, Krafts v. Hohenlohe, einen Theil erworben, gewährte einen starken Rückhalt. Raub, Mord und Brand waren an der Tagesordnung. Bald giengs von Jagstberg ins Kocherthal, bald ins Hohenlohische nach Weinsbach. v. Martens S. 98.

Sie verbrannten die Häuser und schlugen den Fässern den Boden ein, daß der Wein zur Erde lief. Herolt Chr. v. Hall S. 58 (1424 falsch. Ortsgeschichte v. Jagstberg unten. Bartenstein s. OA.Beschr. Gerabronn 116. Fischer 1, 114). Seine Helfershelfer waren Adel v. Dottenheim, Hans, Götz und Peter v. Berlichingen (s. Berlichingen). Obwohl ihm seine Ansprüche auf beide Burgen abgekauft waren, plante er erst gegen Bartenstein ohne Fehdeankündigung einen mißlungenen, dann gegen Jagstberg einen Überfall, der am 31. August 1445 auf einige Tage gelang. An der mittlern Jagst vertrieben, setzten die Hornecke und Genossen ihr Unwesen in Widdern fort, schädigten die Grafen und ihre Lehensleute, die Herren von Stetten, wo sie konnten, bis am 25. Juni 1458 das Raubnest zerstört wurde Stäl. 3, 507 ff.

Insgeheim breiteten sich die Hussiten in der Gegend aus, deren 130 im Jahr 1447 eingezogen wurden. Schönhuth Schönthal S. 134.

| Als die Odenwälder Ritter 1461 Donnerstag nach Ostern unter Anführung von Dietrich v. Thurn (Dürn) und Hans v. Maßbach (nicht Mosbach) und Georg v. Rosenberg 1469 die Haller befehdeten (Herolt S. 64. OA.Beschr. Hall S. 319), mußten sie unsern Bezirk durchziehen.

Kaum hatte Pfalzgraf Friedrich mit Erzbischof Adolf v. Mainz und Bischof Rudolf von Würzburg 1470 die Rosenbergischen Burgen Bocksberg und Schüpf gebrochen, W. F. 9, 209. (die Warnung half nicht), so mußte er schon im folgenden Jahr wieder an die Jagst, um die Burgen der Herrn v. Berlichingen, Dörzbach und Laibach (17. Dezember), sowie Wachbach zu erobern, weil daraus viel „Gebubes“ geschehen, s. Dörzbach. Stäl. 3, 571. OA.Beschr. Mergentheim 762. Wenige Jahre darauf wollte er Schloß Stetten als ein „böses Nest“ erobern, weil von dort aus am 18. Februar 1483 ein Wagenzug in des Pfalzgrafen Geleite auf der Straße von Hall nach Sulzbach a. d. Murr überfallen worden war. W. Viertelj. 1879, 67 ff. Doch gelang es dem Grafen v. Hohenlohe, den Pfalzgrafen zu beschwichtigen.

In den Fehden Georgs v. Rosenberg mit Bischof Rudolf v. Würzburg und dessen Verbündeten, den Grafen v. Hohenlohe, überfiel jener mit den Herrn von Stetten Hohebach, plünderte in Mäusberg, Belsenberg, Steinbach, Ohrenbach, Amrichshausen, Jungholzhausen. W. Viertelj. 1879, 67 ff.

Die Lösung des Schlosses Thierberg, das die Herren von Stetten von den Grafen von Hohenlohe als Pfand inne hatten, veranlaßte zwischen beiden eine heftige Fehde. Am Tag vor dem neuen Jahr d. h. Weihnachten 24. Dez. 1488 eroberten die Grafen den Vorhof und den Zwinger des Schlosses Stetten und wollten auch die innere Burg einnehmen. Doch nahm sich Markgraf Friedrich und Erzbischof Bertold v. Mainz der Herrn von Stetten an, während der Pfalzgraf und Eberhard von Württemberg auf Seiten der Grafen standen. Das Schloß wurde von Pfälzern, Markgräflichen und Württembergern besetzt, während Jörg v. Rosenberg im Namen von Mainz Künzelsau besetzte. W. Viertelj. 1879, 69. Martens 147. Erst nach langen Verhandlungen wurde die Fehde beigelegt.

Von den unzähligen Fehden des streitbaren Götz v. Berlichingen hatte keine ihren Schauplatz im Bezirk. Nur der Angriff auf Marx Stumpf zu Krautheim berührt den Bezirk von Ferne s. Selbstbiogr. herausg. von Gr. v. Berl. S. 59.

| Einer der gefürchtetsten unter den wilden Gesellen, die um 1520 Franken von der böhmischen Grenze bis zum Neckar, vom Main bis zur Altmühl und Donau mit Angst und Schrecken erfüllten, entstammt dem Bezirk: Hans Jörg v. Aschhausen, der Genosse des grausamen Hans Thomas v. Absberg. Hatte auch der schwäbische Bund unter Truchseß Georg v. Waldburg 23 Raubburgen, darunter am 14. Juni 1523 auch Aschhausen gebrochen, die wilden Gesellen trieben ihr Handwerk fort. In den Tafeln der fränkischen Geschichte stehen die schmerzlichen Worte des Priors v. Ebrach, Joh. Nibling: In Franconia nobiles depraedantur mercatores, volentes etiam propriam ligam erigere contra regnum Romanum et ligam Suevicam. Stäl. 4, 234.

Aus den Verhandlungen des schwäbischen Bundes über H. Th. v. Absberg ed. Jos. Baader Publik. des lit. Vereins Nr. 114 heben wir die auf unsern Bezirk bezüglichen Thaten H. J. v. Aschhausen kurz heraus.

1. 6. Sept. 1526 überfallen seine Knechte 3 Bürger von Nördlingen bei der Kapelle von Hürben OA. Heidenheim und schleppen sie in Gewaltritten (Königsbronn, Aalbuch, Limpurger Berge, Gnadenthal, Westernach, Forchtenberg, Sershof) nach Aschhausen in den Wald, wo die Glocken des Klosters Schönthal zu ihnen herübertönten. Über die merkwürdige Errettung der Gefangenen s. l. c. S. 197–208.

2. Am 23. Oktober 1526 Überfall der Haller Marktgäste in Künzelsau. Einer von Hans Jörgs Reitern hatte beim hohenlohischen Schultheißen, dann bei Valentin v. Berlichingen, der in Künzelsau wohnte, und bei einem Pfaffen Kundschaft eingezogen und war Nachts nach Aschhausen geritten. Die Raubgesellen wollten einen „Wachtelpayser“ von Ulm (Spottnamen für die Ulmer) abfangen. Ungesäumt setzten sich 7 Raubgesellen zu Roß, überfielen Mittags 1 Uhr auf dem Wiesengrund zwischen Morsbach und Künzelsau 5 Haller Bürger auf dem Heimweg, von denen einer auf den Tod verwundet wurde.

Dann giengs (über die Höhe und den Wald wahrscheinlich) nach Forchtenberg, wo Jos. Haug, der Verwundete, mit Kasp. Gräter, denen man 150 fl. abgenommen, entlassen wurde, sodann über Aschhausen durch den Odenwald, das Tauberthal an den Main (Kl. Himmelspforten), dann durch den Wald Gramschatz nach der Burg Schondra zu Balth. v. Steinrück. Dort wurden die Gefangenen in einem Mehlkasten gefangen gehalten und übel geschlagen, weil sie mit einander redeten, husteten und „lautraysig“ wurden. Man schatzte sie um 1200 fl. l. c. 213 ff. 419.

3. Wenig später wurde Dr. Mangold von Hall, Richter am kaiserlichen Kammergericht zu Speier, auf der Reise von Eßlingen nach Speier bei Schwaigern gefangen, nach Aschhausen und von da in den von den Hallern kaum verlassenen Mehlkasten zu Schondra gebracht, wo er nach einem Monat gegen 1200 fl. sich löste, l. c. 293. 358–60.

| 4. Wilh. Vischer von Künzelsau, Schreiber erst bei den Herrn v. Berlichingen in Schrotsberg, dann bei den Bauern im Bauernkrieg, wurde auf der Heimkehr von Rothenburg a. d. T. erschlagen, l. c. 438. 442. 452 f.

5. Der Anschlag auf Walter v. Hürnheim auf Stettenfels, Hauptmann des schwäbischen Bundes, welchen Hans Jörg von Aschhausen aus fangen wollte, mißlang 2 mal. Das erste mal rastete er bei der Mühle vor Öhringen, das zweite Mal beim Pfarrer von Nieder-Heimbach OA. Weinsberg. Diesmal brachten sie die Nacht im Wald bei Helfenberg zu, wo Konrad v. Wittstadt gen. Hagenbach (nicht Hafenbach, wie Baader hat), ein Freund des Aschhäusers saß, und lauerten dem Hürnheimer, der auf der Jagd war, auf, er entritt ihnen aber, worauf sich die Gesellen auf den Halsberg bei Schönthal zurückzogen l. c. 494. Helfer und Freunde hatte der Aschhauser im Bezirk viele, z. B. den hohenlohischen Keller Theobald Eisenmenger in Ingelfingen und den Wirth zu Krautheim. Ein Unterschleif war zu Ebersthal. Unter den ärgsten seiner Raubgesellen war Hans Orenberger gen. Otenwälder von Bieringen „auf dem Odenwald“ oder an der Jagst ausgezeichnet. S. W. F. 9, 379.

Die gewaltigste Erschütterung brachte für den Bezirk der Bauernkrieg[5].

Neben den Rothenburger Bauern hatten die Odenwälder zuerst die Fahne entfaltet. Auf der Kirchweih zu Hüngheim (Schönth. Chr. zu Donaueschingen) Sonntag Lätare 26. März 1525 brachte der leichtsinnige Wirth Jörg Metzler von Ballenberg die Bauern gegen die Grundherrn von Hüngheim auf. Neben Metzler war Hans Reiter, „Müller Henslin“ von Bieringen, die einflußreichste Persönlichkeit.

Nachdem sie Hüngheim und Umgegend verwüstet, giengs nach Ober-Kessach, das fast ganz verbrannt wurde (s. Ortsgeschichte), dann auf den Schönthalischen Hof Weltersberg, der in Asche gelegt ward. Am 4. April besetzte Metzler Schönthal, wo die Bauern reiche Fruchtvorräthe und 21 Fuder Wein fanden. Hier wurde das Hauptquartier aufgeschlagen und das Heer in Fähnlein geordnet (Donauesch. Chr.). Abt Erhard Oeser hatte die Urkunden und Kostbarkeiten nach Frankfurt geflüchtet, aber die Kirche wurde verwüstet, die Orgel zertrümmert, die Pfeifen ausgetheilt. Der Abt und die Konventualen waren dem Muthwillen der trunkenen Schaaren ausgesetzt. Einzelne Stimmen verlangten, man solle sie tödten. Die milder gesinnten Bauernführer wurden entfernt. Eines Abends wurden der Abt und die Mönche zwischen 4–5 aus dem Kloster gejagt. Eine Anzahl gieng nach Heilbronn, der Abt mit dem Bursar, dem spätern Abt Elias Wurst, floh nach Krautheim, Düren und Miltenberg, kehrte aber (wahrscheinlich wegen der Unsicherheit der dortigen Gegend) um und wollte sich in den Klosterhof zu Hall oder Heilbronn begeben. Aber in Westernach OA. Öhringen wurde er aufs Neue gefangen, nach Öhringen, wo | er mehrere Wochen bleiben mußte, und Krautheim geschleppt, wo man ihn gegen Lösegeld mit Empfehlungsschreiben an den Rath zu Heilbronn d. d. 27. April entließ, damit der alte Herr im dortigen Klosterhof seine Ruhe habe Oechsle S. 93. 94. Im Kloster durfte nur der junge Professe Laur. Döllinger aus Röttingen bleiben, mußte aber den Roßknechten dienen.

In Schönthal stießen auch die Aufständischen von Öhringen mit Jäcklein Rohrbach von Böckingen und Hall zu dem Bauernheer, das bis zu 8000 Mann anschwoll.

Inzwischen war nemlich der Aufstand auch im Süden des Bezirks und im Haller Gebiet ausgebrochen. Dort hatte schon 1524 der wohlgelehrte Präzeptor Johann Walz im Haller Barfüßerkloster den Bauern auf den Kirchweihen „die evangelische Freiheit“ gepredigt. Die Pfarrer von Lorenzenzimmern und Orlach hatten ihm beigestimmt aber „zogen, als es Ernst wurde, die Pfeifen ein“. Jetzt kamen die zwölf Artikel in die Gegend. Der Rath schickte Phil. Schletz und Hans Wetzel bei den Bauern herum und versprach ihnen dieselben Erleichterungen, die andere Herrschaften gewähren würden. Aber die Antwort, welche 2 Bauern von Reinsberg gaben, war: „Wir sind lang unter der Bank gelegen, wir wollen auch einmal auf die Bank“. Schon jetzt kamen Bauern der Gegend z. B. von Jungholzhausen und Elzhausen mit andern auf dem Grünbühl OA. Öhringen und besonders in Braunsbach zusammen. Am Sonntag Judica 2. April Nachts, als die Bauern hinter dem Wein gesessen, begann der Aufruhr in der Mühle zu Braunsbach (die Müller an Kocher und Jagst gehörten zu den eifrigsten Wühlern). Erst waren es nur 7 Mann, der Hamenstricker Hödlin von Enslingen, Veit Lang und Lienhart Seitzinger von Geislingen voran, aber bald war die Bauerschaft des ganzen Dorfs gewonnen. Nun giengs mit gewehrter Hand über Orlach, Haßfelden, Altenberg (cfr. Hoffmann bei Oechsle S. 394) nach Reinsberg, wo sie Pf. Herolt mitnahmen. In Bezug auf den weitern Gang der Ereignisse bei diesem Haufen, der immer mehr anschwoll, „als ob es Bauern schneite“, und die schmähliche Flucht der 4000 beim ersten Schuß bei Gottwollshausen am 4. April müssen wir auf Herolts meisterhafte Schilderung verweisen. Ein Theil der Geflohenen schlug sich zu den Öhringern und zog mit ihnen nach Schönthal, wohin sich auch die aufs Neue aufgemahnten Bauern z. B. von Gelbingen begaben. Herolt S. 85 ff. 96. 116.

Im östlichen Theil des Bezirks schloßen sich die Bauern von Hollenbach (Clemens v. Hollenbach Oechsle S. 136), Dörzbach (der große Lienhard v. Dörzbach OA.Beschr. Mergenth. S. 277), Kocherstetten, Buchenbach (Langenburg und Bartenstein) an den Tauberhaufen und die aufständischen Unterthanen des Deutschordens an. Oechsle S. 143. (Wegen Theilnahme an der „Bauernlust“ wurden später auch die Orte Eberbach, Heimhausen, Nitzenhausen, Mäusdorf, Steinbach, Oechsle S. 238, bestraft.) Die Ailringer hatten bei der ersten Aufmahnung beim Deutschorden Rath und Hilfe gesucht, aber dann mit denen von Roth, Hollenbach, Hohebach, Dörzbach, Rengershausen, Nitzenhausen die Feste Jagstberg bedroht. Der Amtmann Phil. v. Berlichingen floh, da er von Würzburg keine Hilfe erhielt, bei Nacht. Der Keller Reinhausen wurde von den Bauern gefangen und mußte | zu ihnen schwören, das Schloß wurde von den Bauern des Amts und der obgenannten Orte geplündert und verbrannt. Fries Bauernkr. ed. Schäffler 2, 164. Oechsle S. 231. Phil. v. Berlichingen wurde in Dörzbach, Ursula v. Stettenberg, Witwe Moriz v. Berlichingen, durch die von Rengershausen mit Plünderung und Brand in Laibach geschädigt. Oechsle l. c.

Auch vom Tauberhaufen war eine Schaar zu dem Odenwälder Haufen in Schönthal gestoßen, von wo sie Montag nach Palm. 10. April 8–10.000 stark nach Neuenstein zogen und sich der Stadt und des Schlosses bemächtigten. Der 11. April war der unglückliche Tag von Grünbühl, wo Wendel Kreß von Niedernhall Graf Albrecht so seltsam zusprach, daß diesem die Augen übergiengen. „Bruder Albrecht und Bruder Georg, kommet her und gelobet den Bauern, bei ihnen als Brüder zu bleiben und nichts wider sie zu thun. Denn Ihr seid nimmer Herrn, sondern Bauern, und wir sind die Herren von Hohenlohe. Unseres ganzen Heeres Meinung ist, daß Ihr auf die 12 Artikel, so von Schönthal kommen, schwören und mit uns auf 101 Jahr zu halten auch unterschreiben sollt.“ Oechsle S. 100.

Den weitern Zug der Bauern nach Lichtenstern (12. April), Neckarsulm (14. April), Weinsberg (16. April) und die Weinsberger Unthat müssen wir übergehen. In dieser Zeit hatten sich die Bauern aus dem Kocherthal an die Odenwälder angeschlossen.

Die Künzelsauer (darunter Jörg Karle und Asmus Haygold) führte Sigm. Birmann. Als die Ingelfinger auszogen, übergab der Bürgermeister die Fahne, die man vom Rathhaus geholt, an Jörg Metzler von Ingelfingen, den man zum Fähndrich machte, der aber verlangte, der Bürgermeister solle, wie sonst beim Ausmarsch, die Fahne tragen. Metzler und Bayerhenslin von Ingelfingen standen unter den Hauptleuten Hans Wittich von Ingelfingen und Martin Hefner von Neuenstein, sie zogen mit den Bauern 4 Wochen lang bis Würzburg. Von Niedernhall kennen wir außer Wendel Kreß den ebenfalls von der Gemeinde gewählten Fähndrich Balth. Keller, der bis Amorbach mitgieng, und Wolf Metzler, der unter Martin Hefner mit nach Würzburg zog, von Sindringen den Schultheiß Hübschhans, von Krautheim den Müller. Gegenüber den Tigern, deren Grausamkeit in Weinsberg keine Grenze kannte, als sie einmal Blut geleckt, ist es wohlthuend zu hören, daß Jörg Metzler von Ingelfingen und einer von Heilbronn einem reisigen Knecht das Leben retteten, den sie für einen Koch ausgaben.

Bei den weiterfolgenden Ereignissen (17. April Brandschatzung des Karmeliterklosters zur Nessel bei Heilbronn, 18. April Öffnung von Heilbronn, 18. April Zerstörung von Stocksberg, 19. April Scheuerberg, 23 ff. Horneck) waren auch Einwohner von Ingelfingen, Künzelsau, Nagelsberg, Niedernhall, Krautheim und Unterthanen des Kl. Schönthal betheiligt. Oechsle S. 114. Vor Horneck wurde nun Götz von Berlichingen, der schon von Rossach aus auf einem Besuch bei seinem Bruder Anfangs April mit den Bauern in Schönthal in Unterhandlung getreten war, zum Bauernhauptmann gepreßt. Wir übergehen den weitern Zug der Bauern durch das Thal der Schefflenz (Einnahme von Domeneck) nach Buchen, Amorbach, Wildenberg zu den Fleischtöpfen Würzburgs. Schon nahte die Rache. Der in Franken von | der Absberger Fehde her wohlbekannte Truchseß Georg von Waldburg nahte mit dem Bundesheer, das sich am 28. Mai zu Fürfeld mit dem des Pfalzgrafen vereinigte. (8. Mai Schlacht bei Böblingen, 21. Mai Weinsberg.) Vergeblich mahnte Götz die Bauern, dem Feinde die Bäuche statt den Rücken zu zeigen“.

Nur einige Abtheilungen des Neckarthaler und Odenwälder Haufens zogen dem Truchseßen entgegen, unter ihnen Götz (26. Mai Aufbruch von Würzburg, 27. Laudenbach, 28. Krautheim, 29. Neuenstein, Adolzfurt, Götz verläßt die Bauern). Unterwegs nahmen die Ingelfinger und Mergentheimer das Haus des Junker Jörg Blom in Krautheim ein (Götz v. Berl. S. 392). Kaum angekommen, hatten die Bauern nichts eiligeres zu thun, als vor dem nahenden Truchseß, der am 30. nach Öhringen kam, über Ingelfingen, Forchtenberg und Sindringen nach Krautheim und Ballenberg zu flüchten. Ein Geschütz, das sie, weil ein Rad gebrochen, in Forchtenberg zurücklassen mußten, fiel den Reitern in die Hände. Der Truchseß folgte ihnen wegen der Terrainschwierigkeiten nicht unmittelbar, sondern zog auf dem Umweg über Neuenstadt, Möckmühl (31. Mai) ohne Zweifel das Jagstthal herauf über Schönthal nach Ballenberg (1. Juni), wo er Jörg Metzlers Haus dem Erdboden gleich machen ließ. Am 2. Juni ereilte die Bauern die blutige Rache bei Königshofen. OA.Beschr. Mergenth. S. 284.

Jetzt begann das Blutgericht über die Bauern. Die Grafen von Hohenlohe, welche die Strafen möglichst zu mildern suchten, erwirkten den Unterthanen eine Ermäßigung der Brandschatzung auf 3036 fl. Oechsle 209. Am 24. April 1526 verschrieben sich die Städte Öhringen, Neuenstein, Ingelfingen, Sindringen im Namen aller hohenlohischen Unterthanen noch für 1200 fl. in 3 Zielern. Die Ganerbenorte Künzelsau und Niedernhall (dieses 26. Okt. 1525) mußten sich noch besonders verschreiben und erlitten einige Einbuße an ihren Freiheiten Oechsle S. 208. W. F. 1848, 51. Bischof Konrad von Würzburg, der durch seine furchtbare Strenge vor allen Fürsten Deutschlands sich auszeichnete, überließ glücklicherweise die Bestrafung der Ämter Möckmühl (Pfand) und Jagstberg seinen milder gesinnten Räthen Friedrich v. Schwarzenberg, Hans v. Lichtenstein, Stachius v. Thüngen, welche das Amt Jagstberg am 19. Juli wieder in Pflicht nahmen. Fries 2, 164.

Der schmalkaldische Krieg berührte den Bezirk nicht. Der Schirmbrief Kaiser Karls V. für die Pfarrer von Steinkirchen und Kocherstetten war nur ein Akt der Courtoisie gegen den Lehensherrn der Pfarrei, das Domkapitel in Würzburg.

Noch einmal vor dem 30jährigen Krieg ertönte Waffengeklirr im Bezirk. Der Deutschmeister wollte 1603 einen Streit mit den Herrn von Stetten mit den Waffen ausfechten, wurde aber durch die Künzelsauer abgehalten.

Leider hat der Hexenwahn im 16. (und 17.) Jahrhundert auch im Bezirk Künzelsau seine Opfer gefordert. S. Ailringen, Niedernhall.

Die schwerste Zeit, welche der Bezirk je gesehen, brachte der dreißigjährige Krieg. Zwar konnte bei dem zerrissenen | Terrain eine bedeutendere Aktion oder gar eine Schlacht hier keinen Boden finden. Die Schlacht bei Herbsthausen berührte nur die äußerste Grenze bei Hollenbach. OA.Beschr. Mergenth. 296. Auch waren die ersten 10 Jahre des Kriegs verhältnismäßig erträglich für die Gegend. Aber nach der Schlacht bei Nördlingen wurden die Quartierlasten nahezu unerträglich, die Unthaten und Greuel der Heere entsetzlich. Am schlimmsten berüchtigt waren die „Lothringer“ d. h. die kaiserlichen Truppen Herzog Karls von Lothringen, die nach einem Bericht des Amts Döttingen in den 40er Jahren ärger hausten, als die Gallas’schen Schaaren und die Schweden. Das Einzelne auf die Ortsgeschichte verweisend, geben wir hier einen zusammenfassenden Überblick nach Fischer, Geschichte von Hohenlohe, v. Martens, württemb. Kriegsgeschichte. (Kirchenbücher meist ergiebig, ein Theil der reichhaltigen Kriegsakten des fürstl. Archivs in Langenburg.)

1. Die ersten Truppen kamen durch den Bezirk, als Graf Ernst v. Mannsfeld nach der Schlacht am weißen Berg von Böhmen nach der Pfalz zog. Im Oktober 1621 in Weikersheim angekommen, schob er seine Truppen durch das Kocher- und Jagstthal nach Möckmühl mitten durch den Bezirk. Die Mannsfelder hausten besonders in den katholischen Orten übel.

2. Im Frühling 1623 folgte Tilly mit der kaiserlichen und baierischen Armee auf dem Marsch nach Wimpfen (Schlacht 26. April, resp. 6. Mai). Am 22. März lagen seine Soldaten in Westernhausen, durch Künzelsau zogen die Bongart’schen Reiter.

3. Die beiden nächsten Jahre waren verhältnismäßig ruhig. S. Hohebach.

4. Am 15. Juni 1625 hielten die Grafen von Hohenlohe eine Zusammenkunft in dem abgelegenen Schloß Hermersberg, um über Maßregeln zum Schutz der Grafschaft zu berathen. Graf Philipp Ernst und Philipp Heinrich reisten zu Wallenstein, der ihnen am 30. Juli 1625 einen Schutzbrief zu Königswart ausstellte. Trotzdem kamen auf dem Durchmarsch eine ganze Reihe von Truppen (Plarer, Kratz, Altringer, 1626 Poland). Herzog Franz v. Sachsen-Lauenburg hatte 1626 ein Lager bei Schönthal mit ca. 10.000 Mann. Die Truppen brachten die Bubonenpest mit, welche 1626 bis 28 furchtbar wüthete. (S. Buchenbach, Crispenhofen, Dörrenzimmern, Hohebach, Ingelfingen, Mulfingen).

5. 1627 hat Künzelsau im April das Reg. Kronenberg, im Sommer die Schaaren Piccolominis, Verdugos und Reiter Cordubas im Quartier s. Künzelsau und Steinkirchen.

6. Das Jahr 1628 brachte eine ganze Reihe neuer Schaaren, im Januar die des Ob. Kratz (17. Januar in Hall), Mai Böhmen (Ingelfingen, Steinkirchen), 9. Aug. bis 13. Dez. das Korps des Herzogs von Ferrara Künzelsau, Sept. Prinz Anhalt. In Folge der Einquartierung war die Steuerlast auf 4–6 kr. monatlich von 200 fl., (also 4/5–1,2 %) gestiegen.

| 7. Die Jahre 1629 und 1630 waren im ganzen leicht (1629 Reg. Kronenberg, 1630 Jung Wallenstein in Westernhausen, Altringer in Künzelsau). Dagegen erscheinen 1631 die Kaiserlichen (im Sommer kaiserliche Reiter in Ingelfingen) zahlreicher und öfter auf dem Marsch, ohne Zweifel um Tilly in Sachsen gegen Gustav Adolf zu unterstützen; denn schon nahte sich der „Schwedenvetterle“, wie er im Hohenlohischen hieß, die Herzen des Landvolks schlugen ihm entgegen, er galt ihnen als Retter wie später Herzog Bernhard von Weimar (s. Berndshausen). Nach der Schlacht bei Leipzig zog sich Tilly, von Miltenberg her über den Odenwald kommend, von Krautheim durch das Jagst- und Kocherthal (300 kaiserliche Reiter in Ingelfingen 30. Okt.) nach Rothenburg und Baiern zurück.

8. Gustav Adolf hatte die Grafen von Hohenlohe am 4. Nov. zu sich beschieden. Ihr Land war trotz des Wallenstein’schen Schutzbriefs ausgesogen. Reiche Schenkungen aus den geistlichen Gütern mochten auch sie locken. Sie schloßen sich an Gustav Adolf mit einem großen Theil des fränkischen Adels an. (Von der Familie von Crailsheim trat eine ganze Reihe tüchtiger Männer in seine Dienste.) Am 25. November erschien der lange Jahre in Franken gefürchtete schwedische Oberst Claus Sperreuter, der am 9. Nov. Mergentheim, am 13. Neuhaus gewonnen, im Bezirk und überfiel das reiche Kloster Schönthal. Ihm folgte 16.–19. Dez. General Horn, der mit etlichen Tausend Mann durch den Bezirk nach Heilbronn zog, das sich ihm ergeben mußte. Mart. 313 ff. Im Januar 1632 war der ganze Bezirk, auch das mainzische Amt Krautheim im Besitz der Schweden. Neben Sperreuter finden wir den schwedischen Oberst v. Helmstadt im Bezirk. Bei aller Mannszucht der Schweden war die Zeit doch stark fühlbar. Schweden und Kaiserliche nahmen dem Bauern die besten Pferde und liehen ihm, wenns gut gieng, die ausrangirten. Kein Versteck, das der fränkische Bauer mit der ihm eigenen Pfiffigkeit für seine Vorräthe ausgewählt hatte, entgieng dem Spürsinn des Soldaten. Doch sind bis 1634 Berichte über Mord und Greuelthaten selten. Die Pfarrer konnten ruhig auf ihren Posten ihres Amtes warten.

9. Das sollte 1634 anders werden. Schon im Sommer glichen die OA. Gerabronn, Künzelsau, Mergentheim einem Schachbrett, auf dem Schweden und Kaiserliche ihre Truppen wie Schachfiguren hin und her schoben (s. Bieringen, Hohebach). Im August brach Johann v. Werth aus Ostfranken ein und zog nach Creglingen (9. August), Weikersheim (10.–11. August), Mergentheim. Ohne Zweifel war es eines seiner Streifkorps, das am August 25 Dächer in Eberbach niederbrannte und den Schultheißen auf den Tod verwundete.

Nach der Schlacht bei Nördlingen 6. Sept. 1634 ergoß sich das ganze kaiserliche Heer über das unglückliche Franken. Die Pfarrer mußten vielfach flüchten. Die Kirchenbücher berichten über greuliche Mordthaten des entmenschten Heeres (7 Pers. im September in Ingelfingen s. Criesbach, Crispenhofen, Weisbach). Unsäglich litt das weibliche Geschlecht (s. Sonnhofen). Selbst die eigenen Kameraden schonten einander nicht. Allenthalben wurde geplündert. An einem Abend des September standen zwischen Jungholzhausen und Lendsiedel acht Dörfer zugleich in Brand. Die Truppen der aus Schillers Wallenstein bekannten Generale treten im Bezirk auf: Isolani in Jagstberg, Buttler | in Braunsbach, Diodati, der am 6. Oktober Langenburg, am 7. Oktober auch das Schloß daselbst gewonnen, in Niedernhall. Anfangs Oktober kam auch Kaiser Ferdinand von Heilbronn durch den Nord-Westen des Bezirks. Er hatte am 4. Oktober sein Lager auf der „Eschenau“ bei Schönthal.

10. Jetzt trat die Pest aufs neue auf. Vereinzelt zeigte sie sich schon Ende August und erreichte ihren Höhepunkt im Oktober und November. Das ausgehungerte Volk, das alle Vorräthe aufgezehrt hatte und zur ungesundesten Nahrung greifen mußte, hatte alle Widerstandskraft gegen die Krankheit verloren.

Von ordentlichem Begräbnis konnte kaum mehr die Rede sein; auf den entlegenen Weilern und Höfen fehlte es an Zugvieh, um die Todten auf den Gottesacker zu bringen, man verscharrte sie in den nächsten Garten. (Künzelsau, Ingelfingen, Niedernhall, Westernhausen, 3 Pfarrer nach einander, Ober-Kessach).

Der alte Wohlstand des fränkischen Volks war aufs tiefste erschüttert.

Da es für den Bezirk Künzelsau an genauen Zahlen zum Belege fehlt, möge hier aus dem an der Grenze des Bezirks gelegenen Bächlingen und Nesselbach ein Beispiel zur Beleuchtung dienen. Bei der Schatzung 1628 wurde der reichste Bauer in Bächlingen auf 2300 fl., Leonhard Bullinger in Nesselbach auf 5350 fl. geschätzt. Bei der Schatzung 1635 besaß ersterer 1200 fl., die Erben des von den Soldaten ermordeten Bullinger 700 fl. Von 61 Familien waren in Bächlingen 19 gestorben und verdorben, die Häuslein standen leer und drohten den Einsturz. Nesselbach „als völlig ruinirt“ konnte 1635 zur Schatzung nicht beigezogen werden, Langenburger Archiv. Ebenso war 1642 der Ort Laibach völlig verödet.

11. Auch in den Jahren 1635/36 wogte ein buntes Gemisch von Kaiserlichen, z. B. Polacken, neben den „Crabatten“ der Schrecken aller Schrecken für das Volk, Ungarn, die verschiedensten Regimenter, wie Piccolomini, Eckstädt, Vitzthum, durch den Bezirk (Künzelsau, Ingelfingen, Braunsbach, Mulfingen, Ober-Kessach, Excellenz Wambelroth, wahrscheinlich Walmerode, in Aschhausen). Manchmal griff der Bürger zur Selbsthilfe und erschlug das wilde Kriegsvolk (Bieringen). Der Soldat bekam damals neben Essen und Trinken ein Kopfstück oder statt dessen im Ganzen 1/2 Thaler von seinen Quartierleuten (Preise der Lebensmittel: Wein per Eimer 5 fl., die Maß 4 kr., 1 Pfd. Brod 1 kr., 1 Pfd. Fleisch 5 kr., 1 Pfd. Schmalz 10 kr., 1 Ei 2 Pf.). Das Ärgste war, daß der Soldat mit Weib und Kind ins Quartier kam. Diese Weiber besaßen eine besondere Fertigkeit im Rauben und Stehlen. Als Beweis für die hohe Zahl der Soldatenweiber stehe hier noch aus den Akten des Archivs Langenburg: Ein Offizier verweigerte einem Soldaten die Heirathserlaubnis, weil er sonst mehr Weiber als Soldaten in der Kompagnie habe.

12. Abgesehen von theilweise harter Einquartierung im Jagstthal (Bieringen 1637) hatte das Volk einige ruhigere Jahre und konnte seine Felder wieder bestellen, die Klagen über Gewaltthaten verstummten, aber nur zu bald kam wieder Schaar auf Schaar, besonders Baiern (1640 s. Künzelsau, Ingelfingen, Sindeldorf). Joh. v. Werths Korps lag 51/2 Monat in Schönthal, 1642 in Künzelsau. Ganz besonders | jammervoll sind die Klagen über die Lothringer 1641/43 (s. Döttingen). So hatten noch keine Soldaten gehaust. Nicht einmal das Feld zu bestellen ließen sie zu. Auch die unberittenen Soldaten forderten Futtergeld.

13. 1643 Januar erschienen nun zum ersten Mal Franzosen unter Guébriant (Gabrion, Künzelsau) im Bezirk. Derselbe kam von Niedersachsen, um sich mit den Schweden, welche unter Taupadel in Hall und Umgegend standen, zu gemeinsamem Einfall in Baiern zu vereinigen (Künzelsau, Buchenbach). Ein Theil dieser vereinigten Armeen lag vom 2.–4. Februar in Schönthal.

Das übrige Jahr 1643 und 44 blieb der Bezirk in der Gewalt der kaiserlich-bairischen Armeen, die 1643/44 und 1644/45 ihre Winterquartiere hier und in der Umgegend hatten. (1643 8. Mai Lothringer Künzelsau, September Regiment Fugger. Oktober 3. v. Werth. 7. Dezember Hall, Spork, Hatzfeld, s. Schönthal, Buchenbach, Ingelfingen.) Am 28./29. Februar 1644 hielten Mercy und Hatzfeld einen Kriegsrath in Hall Mart. 451. Die unsäglich harten Kriegslasten veranlaßten die Grafen von Hohenlohe, auf einem Konvent zu Künzelsau am 16. Januar 1645 über gleichmäßige Vertheilung der Lasten zu berathen.

14. Schon nahte neues Unheil. Der schwedische General Rosen störte vom Schwarzwald aus die Kaiserlichen in ihren Winterquartieren und überfiel am 26. Februar Schönthal. Vereinigt mit Turenne zog er gegen Würzburg. Auf dem Marsch kam es am 25. April zu einer Schlacht mit den aus Baiern und Ostfranken herbeigeeilten Mercy und v. Werth bei Herbsthausen, unter deren Folgen besonders Hollenbach zu leiden hatte, s. d. Schlacht von Herbsthausen OA.Beschr. Mergentheim 293. Pfister W. Viertelj. 1879, 145.

Wandte sich auch der geschlagene Turenne nach Würzburg und Hessen, einzelne Trümmer seines Heeres flohen, von den Baiern verfolgt, Jagst und Kocher abwärts. Der baierische Oberst Kreutz fieng bei Sindringen 200 Mann zu Fuß und 200 Mann zu Roß ab. Mart. 463. Franken war wieder vollständig in den Händen der Kaiserlichen und Baiern.

Die Franzosen sandten nun den Herzog v. Enghien, um die Scharte auszuwetzen. Vereinigt mit den Schweden unter Taupadel und den Hessen unter Geiß zog er die beiden Flußthäler herauf. Die Leute flüchteten, es hieß, der gefürchtete Königsmark komme. Am 9. Juli stand die vereinigte Armee bei Schönthal, einige Tage darauf auf der Hochebene zwischen Jagst und Vorbach von Hollenbach bis Schrozberg. Mercy zog sich immer mehr gegen Baiern zurück. Am 24. Juli kam es zum letzten bedeutenden Kampf bei Allerheim im Ries. Mercy fiel, aber die schwedisch-französische Armee war zu schwach, um den Sieg auszunützen, sie zog sich wieder nach Nordwesten zurück. Jetzt traf auch Königsmark ein. Am 24. August war er in Ingelfingen. Aber schon am 20. August hatte eine Streifschaar der Kaiserlichen Hermersberg überfallen und vollständig ausgeraubt. Die ganze Armee folgte, um wieder in Franken Winterquartiere zu suchen (Erzherzog Leopold Wilhelm in Öhringen, Güssenberg und Goldstein in Künzelsau, cfr. Diebach, Buchenbach, Hohebach, Nitzenhausen).

| 15. Im Spätsommer 1646 erschien die schwedisch-französische Armee, von Miltenberg her wieder durch den Odenwald dringend, im Bezirk. Wrangel scheint bei Neudenau ins Jagstthal gekommen zu sein, während Königsmark die Tauber heraufkam und nun Wrangel entgegen zog. Am 21. August treffen wir Königsmark in Künzelsau, am 1. September brannte er Marlach nieder s. d. In Schönthal, das aufs neue schwer zu leiden hatte, traf er mit Wrangel zusammen. Zum Glück wandten sich beide mit Turenne gegen den Bodensee.

Im Jahr 1647 kehrte Königsmark mit reicher Beute nach Mergentheim zurück. Dort durch v. Werth aufgeschreckt, zog er durch den Bezirk nach Neckarsulm, kam aber bald wieder, die ganze Gegend mit Schrecken erfüllend. Am 3. April fiel eine schwedisch-französische Schaar in Ober-Ginsbach ein, das Pfarrhaus gieng in Flammen auf. Bald darauf brannten die Franzosen 18 Dächer in Westernhausen nieder, Schönthal wurde aufs Neue heimgesucht. Jetzt folgten Baiern und Kaiserliche (Ingelfingen).

16. Auch die beiden letzten Jahre wogten die Kriegsvölker durch einander. Schönthal hatte noch 5 mal Einquartierung. Die Marlacher flohen vor Schweden und Franzosen 1648 März nach Niedernhall. Noch nach dem Friedensschluß lagen Taupadel, Löwenhaupt und Swensen im Bezirk. (Nitzenhausen, Ingelfingen, Ebersthal, Döttingen). Am 28. August 1650 wurde das Friedensfest gefeiert.

Das Land war entvölkert und verödet. Die Gemeinden mußten gemahnt werden, die öden Güter wieder anzubauen. In den Häusern war oft kein Bett, kein Ofen, keine Thüre mehr, alle Vorräthe waren aufgezehrt. Die Gräfin Sophie von Hohenlohe, Witwe Krafts, pflegte zu sagen, sie sei mit mehr Kindern als Maltern Frucht nach Neuenstein zurückgekehrt.

Kaum hatte das Land sich zu erholen angefangen, da begann Ludwig XIV. seine Raubkriege. Turenne hatte sich im September 1673 von Aschaffenburg dem ihm wohl bekannten Tauberthal zugewandt. Von Mergentheim aus (8. September) ergoßen sich seine Schaaren Jagstabwärts nach Schönthal und Umgegend, die schwer heimgesucht wurde, bis der nahende Montecuculi die Franzosen an den Rhein zurücktrieb.

In den folgenden Jahren sind Einquartirungen besonders von Sachsen und Kurbrandenburgern häufig (s. Aschhausen, Künzelsau, Hollenbach).

Der Raubzug Feuquières 1688 kostete unsern Bezirk, den er nicht berührte, doch harte Kontribution.

In dem nun folgenden Reichskrieg 1689–97 folgten sich fast ununterbrochen Baiern, Sachsen, Pfälzer, Kreissoldaten, Kaiserliche, cfr. Crispenhofen, Kocherstetten, Künzelsau, Amrichshausen, Ebersthal, Niedernhall, Aschhausen, Westernhausen, Dörrenzimmern. Am 26 Mai 1693 hatten die Sachsen ein Lager bei Künzelsau.

| Im spanischen Erbfolgekrieg treffen wir 1703 schwächere Truppentheile vorübergehend im Bezirk. Großen Schrecken brachte 1707 der Streifzug des von Villars abgesandten General Sézanne, der Mitte Juli bis an die Jagst und den Kocher rückte. Die Franzosen lagen in Schönthal, Ingelfingen und Künzelsau. Von hier aus wurde von Marquis de St. Pouange der Handstreich gegen Mergentheim am 22. Februar glücklich ausgeführt und der Präsident v. Kageneck, Deutschordens-Komthur, nach Schönthal als Geisel gebracht.

In die nächsten Jahre fallen einige Durchmärsche von kaiserlichen Truppen s. Künzelsau, Niedernhall.

Im polnischen Erbfolgekrieg sah der Bezirk eine ganz ungewohnte Erscheinung, die ersten Russen, welche Lacy Ende August 1735 von Mergentheim her über Künzelsau Prinz Eugen zuführte.

Im östreichischen Erbfolgekrieg 1740–48 hatte Traun an der Grenze des Bezirks bei Herrenthierbach – Schrozberg ein Lager (2. Juni 1746). Kaiserliche lagen damals auch in Amrichshausen.

Das mit Unterstützung der Fürsten von Hohenlohe unter Mirabeau gebildete Emigrantenregiment, das sich vielfach aus hohenlohischen Landeskindern ergänzte, lag 1795/96 in Künzelsau und Umgegend.

Die Zeiten des gewaltigen Schlachtenmeisters Napoleon, der das Deutsche Reich auf den Kopf stellte, brachten dem Bezirk die durchgreifendsten Veränderungen s. oben S. 225 ff. Da nach der Vereinigung mit Württemberg der einzige für Truppen praktikable Weg von der Landesmitte an die Nordostgrenze und den Main mitten durch den Bezirk führte (Künzelsau, Hohebach, Ailringen), folgten die Durchmärsche rasch auf einander in niegesehener Truppenzahl. 1805 (26./27. September) zog Soult mit 30.000 Mann, dann Davoust die beiden Thäler entlang nach Dinkelsbühl und Ulm. Besonders schmerzlich war der Anblick der wohlausgerüsteten württembergischen Armee, welche 14.000 Mann stark als Opfer fremden Ehrgeizes im Frühjahr 1812 durch den Bezirk ihren Weg nach Rußland nahm, von wo nur wenige abgemagerte und entstellte Gestalten auf derselben Straße in die Heimat zurückkehrten.

In den Befreiungskriegen dienten die beiden Flußthäler den Östreichern und besonders den Russen als wichtige Verbindungsglieder | zwischen Main und Neckar. Die Bevölkerung staunte diese fremden Völker auf ihrem Hin- und Rückmarsche an.

Die friedlichen Jahre unter der segensreichen Regierung König Wilhelms dienten nicht nur dazu, die Wunden des Kriegs zu heilen, sondern auch die Bevölkerung mit Herz und Sinn für das größere Staatsleben und dessen geordnete Zustände zu gewinnen.

Im August des Jahres 1866 war der Bezirk vorübergehend, als innerhalb der Demarkationslinie gelegen, von preußischen Truppen besetzt.


Alterthümer.

Von römischen Alterthümern kann nur auf dem winzigen Gebiet im Nordwesten des Bezirks, das innerhalb des limes transrhenanus fällt, die Rede sein. Die neueste Untersuchung desselben vom 10. bis 18. September 1877 hat die bei der Ortsbeschreibung Oberkessach aufgeführten Aufstellungen von Paulus d. Ält. im Wesentlichen vollständig bestätigt.

Von dem römischen Kastell, das den Übergang über die Jagst bei Jagsthausen deckte, tritt der Grenzwall auf der Flur „Heubirken“ deutlich erkennbar in den Bezirk und bildet die Grenze des Oberamts Künzelsau und Neckarsulm. Die Trümmer eines Thurmes sind noch sichtbar. Dann tritt der Wall für eine kurze Strecke außerhalb der Landesgrenze, aber nicht mehr erkennbar, auf badisches Gebiet über. Doch gibt der Flurname Säuhaus einen festen Anhaltspunkt. Von Thürmen ist nichts mehr zu sehen. Im Wald Birken Markung Rossach kommt der Wall in geringer Bodenerhebung (0,300 m) wieder zum Vorschein. Der Übergang über das Kessachthal zeigt keine Spuren von Römerhand mehr. Dagegen auf der nördlichen Höhe über dem Kessachthal haben sich auf den Fluren „Oberkessacher Weg“ und „Bronnenhalden“ noch Reste des Walles (400–500 Schritte lang) erhalten. Auf der letzteren Flur ist der von Paulus seiner Zeit entdeckte Thurm durch Steinriegel verdeckt noch zu erkennen. Die Spuren setzen sich am Waldsaum hinauf fort, am nördlichen Abhang hinunter wird nicht nur der Wall, sondern auch der Graben sichtbar. Er zieht sich zwischen den beiden Höfen Weigenthal und Hopfengarten durch. | Auf den Ackerfluren ist er eingeebnet, dagegen tritt er am Saum des Waldes wieder deutlich zu Tage bis zum äußersten Grenzpunkt des Landes, um sich nun in gerader Richtung nach Osterburken und von da dem Maine zuzuziehen.

Von Denkmälern der altgermanischen Zeit, als Opferstätten, Grabhügel und Verschanzungen, hat sich im Bezirk eine Anzahl erhalten. Für die Erhaltung der Grabhügel hat ihre Anlage auf den einsamen Anhöhen im Schutz von Wäldern und Gebüschen gesorgt.

Auf Stätten altgermanischen Gottesdienstes weisen Flurnamen hin, und zwar gerade in der Nähe der ältesten und größten Pfarrbezirke des Oberamts. Bei Altkrautheim findet sich der Goldberg und der Arkenbrunnen, bei Belsenberg liegen in stiller Einsamkeit die Reste der Kreuzkapelle, ohne Zweifel aus einem altdeutschen Heiligthum entstanden, und unweit davon auf der Markung Steinbach der Götterstuhl, die Teufelsklinge und der Teufelsa.sch. Auf der Markung Künzelsau reihen sich nahe an einander der Drachenbronnen, Goldberg, Holderrain, Unholdenplatte. Nordöstlich über dem abgegangenen Nieder-Mulfingen, wo uns die Sage von einer ausgegrabenen Glocke entgegentritt, erhebt sich der Dünnersberg, während bei dem nahen Hollenbach die weiße Frau spukt.

Von Volksburgen, Ringwällen, sind zu nennen:

Die sogenannte „Burg“, eine halbe Stunde nordöstlich von Ailringen im Wald zwischen wilden Schluchten. Ein großer Raum ist durch einen sehr tiefen und breiten Graben vom übrigen Berg abgetrennt. Ferner der großartige Ringwall zwischen Aschhausen und Bieringen. Der auf der rechten Seite des Erlenbachthales, zwischen diesem und einer jähen Schlucht lang nach Süden vorlangende Berg wird an der zugänglichen Nordseite durch einen im Halbkreis geführten mächtigen Steinwall, mit Graben davor, vertheidigt. Der noch gut erhaltene Wall, aus Muschelkalkbrocken aufgethürmt, hat 5 m Höhe und eine Länge von gegen 400 Schritt. An der östlichen und westlichen Seite des Berges fließt er allmählich mit dessen sehr steil werdenden Flanken zusammen. Unten an der Ostseite des verschanzten Berges liegen auf einem Vorhügel des stillen Erlenbachthales wildverwachsen die letzten Mauertrümmer der kleinen mittelalterlichen Burg Urhausen.

Eine kleine, aber noch ganz klar zu erkennende Verschanzung findet sich auf dem sogenannten Heidenschloß bei Morsbach | unweit des Walddistrikts Häsle auf dem linken Kocherufer. Möglicherweise war die ganze Landzunge, welche Todtenbach, Kocher und das enge Künzbachthälchen bilden, als Zufluchtsstätte gebraucht, da der schmale Rücken zwischen dem Todtenbach und Künzbach sich leicht vertheidigen ließ. Der Künzelsauer Wartthurm jedoch gehört dem Ende des Mittelalters an. Nur auf der äußersten Nordostspitze der Landzunge findet sich ein kreisförmiger durch einen Graben gekennzeichneter Platz, der klar seine alte Bestimmung erkennen läßt. (Siehe Morsbach unten).

Vielleicht ist hieher auch der Schüpperg zu ziehen, der zwischen den beiden scharf eingeschnittenen Thälern des Gaisbachs und Künzbachs liegt. Der Name Schüpperg, alt Schüttberg, ist möglicherweise der altdeutsche Name für den Ringwall (Schüpperg auch im Oberamt Crailsheim).

Eine kleine Zufluchtsstätte mit Kuhtränke und Graben liegt in der Nähe des Neuhofs auf der Markung Berlichingen im sogenannten Eichwald. Auf hohes Alter weist hier die Sage vom wilden Heer.

An Grabhügeln ist der Bezirk in einzelnen Gegenden überaus reich, während von Reihengräbern aus der alemannisch-fränkischen Zeit sich bis jetzt schlechterdings nichts auffinden ließ. Eine auffallende Erscheinung ist, daß die große Masse von Grabhügeln sich um Niedernhall (Hermersberg und Weisbach) einerseits gruppirt, andererseits in der Nähe der alten Straße von Wimpfen nach Rothenburg (Schönthal, Westernhausen, Bühlhof, Stachenhausen, Rupertsholz bei Hohebach) bald ganz nahe an derselben, bald einige km davon entfernt sich vorfindet.

Es ist das ein Wink für das hohe Alter der vielumstrittenen Saline in Niedernhall und der alten Kaiserstraße. Denn der Erfund der Grabhügel weist unzweideutig auf eine ziemlich niedere, von allem römischen Einfluß unberührte oder wieder entblöste Kulturstufe. Die Grabhügel müssen unabhängig von der Periode der Römerherrschaft entstanden sein. Denn es ist nicht anzunehmen, daß in der Römerzeit der Limes allen Verkehr mit den Nachbarn selbst auf eine Entfernung von 10 km abgesperrt habe.

Von Grabhügeln liegen auf den einzelnen Markungen:

Künzelsau. Zwischen der alten Weinstraße und dem Fußweg nach Niedernhall im großen Niedernhaller Wegschlag zwei Grabhügel, ca. 3 m von einander. Der nördliche hat | einen Durchmesser von ca. 101/2 m und eine Höhe von 11/2 m. Bei der Öffnung fand sich ein ziemlich roh gearbeiteter Steinkreis, Knochenreste, Thonscherben, der südliche mit einem Durchmesser von ca. 14 m, aber nur 11/2 m Höhe hatte keinen Steinkreis, barg auch keine Knochenreste mehr, dagegen eine ansehnliche Kalkmasse in der Mitte und eine große Anzahl Thonscherben.

Dörrenzimmern. An der Kreuzung der von Hermuthausen nach Stachenhausen und von Belsenberg nach Stachenhausen führenden Wege liegen 3 Grabhügel, ein bedeutender von ca. 20 m Durchmesser und über 1 m Höhe östlich, 2 andere westlich von der Kreuzstraße auf der Markung Stachenhausen.

Zwei derselben wurden 1862 geöffnet. Der Inhalt war unbedeutend, man fand Leichenbrand, eine große Urne mit Rand, kleinere theils runde, theils ovale Schüsseln ohne Rand. Der Steinkreis war zerstört. Von Metall wurde nichts gefunden.

Hohebach. Im Rupertsholz zwischen Weldingsfelden und dem Windischenhof und dem Heslachshof sind mehrere Gräber.

Die Hügel aus festgestampfter Erde hatten einen Durchmesser von 10,9 m und eine Höhe bis zu 3,85 m. Dieselben wurden im Anfang des vorigen Jahrhunderts und noch einmal 1815 geöffnet. Bei allen fand sich der Steinkreis oder Steinkern, in einem nur viele Gefäße, in einem zweiten Gegenstände von Bronze, in einem dritten beides zusammen. Eine Abbildung der gefundenen Kelte, Ringe und Schmuckgegenstände gibt Keller, Vicus Aurelii. Tab. VII. cfr. Hanselmann, Beweis, wie weit der Römer Macht, I, 94. W. F. 1848, 82. Keller, l. c. 53 f.

Weitere Grabhügel liegen beim Heslachshof und einer auf der Markung Jagstberg bei Seidelklingen.

Ingelfingen. An der hohen Straße oder Kaiserstraße liegen eine ganze Reihe von Grabhügeln, deren Hanselmann noch über 30 zählte.

Jungholzhausen. Nordwestlich vom Ort im Wildgarten 12–15 Grabhügel, zum Theil von Hofrath Hammer geöffnet. Über den Erfund ist nichts bekannt. Eine Stunde östlich davon bei Bächlingen Oberamts Gerabronn liegt auf dem linken Jagstufer ein Ringwall. Im „Lausenknock“ ein weiterer ansehnlicher Hügel.

| Laßbach. Im Hüttenwald Markung Vogelsberg sind 3 Grabhügel von verschiedener Größe. Beim Öffnen des einen, der 1 m Höhe und ca. 15 m Durchmesser hatte, fand Freiherr Hermann von Stetten im Jahr 1876 Asche, Kohlenreste, eine Armspange von Bronze.

Niedernhall. Im Revier Hermersberg zählte Hofrath Hammer längs des alten Wegs von Forchtenberg nach Künzelsau 18 Grabhügel in drei Gruppen in den Walddistrikten Neufelser Schlägle, Herrgottsberg und Zimmergemeinde. Die erste Gruppe umfaßte 6 Grabhügel, 4 nördlich, 2 südlich vom Weg von ca. 6–8 m Durchmesser und ca. 0,8–2,5 m Höhe. Die zweite Gruppe enthielt 11 Grabhügel, 3 nördlich, 8 südlich vom Weg. Zwei der nördlichen waren bedeutend, sie hatten ca. 12 m Durchmesser und 1,5–1,8 m Höhe. In einiger Entfernung nach Osten liegt noch ein vereinzelter kleinerer Grabhügel nördlich vom Weg. Die Leichen waren hier nicht verbrannt, sie lagen in der Richtung von Süden nach Norden, nur 1 Leiche, wahrscheinlich die einer Frau lag zu den Füßen des Mannes von Ost nach West. Neben Thongefässen fanden sich viele Gegenstände aus Bronze, im größten eine große Anzahl von Bronzeringen.

Markung Schönthal. Südlich von der Kaiserstraße in dem Walddistrikt Sallen liegen 4 Grabhügel, von 13–23 m Durchmesser, noch keiner geöffnet, in der Hut „Heiligenhaus“ ein weiterer mit 23 m Durchmesser. Nordwestlich von Rossach an der sogenannten Sachsenstraße 6 Grabhügel, jetzt die Behausung der Dachse. Einer mit 20 m im Durchmesser, der 1879 geöffnet wurde, ergab Thonscherben, eine große Urne und Leichenbrand. Der größte dieser Hügel hat 42 m, 3 weitere haben 20, und die übrigen 8 m im Durchmesser.

Weisbach. Im Wald Beerberg in der Mitte zwischen Weisbach, Crispenhofen und Buschelhof befinden sich noch mehrere Gruppen von Grabhügeln, und 2 abgesonderte Hügel von etwa 8 m Durchmesser und 1,5 m Höhe. Im einen fand der fürstl. hohenl. Domänendirektor Albrecht 1841 noch Knochenreste, die Beine über einander geschlagen, in der Richtung nach Norden. Asche und Kohlenreste waren reichlich vorhanden, sowie Reste von Gefässen. Von Metall lagen bei 2 Fußringe, 2 Armringe, eine Spange, ein Ohrring, die Reste eines zweiten Ohrrings und eines Kopfschmucks. Im zweiten fanden sich nur Gefässe, gewöhnlich 4–5 in einander gestellt, aber weder Leichenbrand | noch Knochenreste. Diese Grabhügel sind 0,3 km von der hohen Straße entfernt.

Westernhausen: Auf der Waldflur Hechtbronnen nördlich an der hohen Straße sind 8 schöne Grabhügel, deren unterer Durchmesser meist 22 m, bei einem auch 23,5 m beträgt. Die Höhe wechselt zwischen 0,75 m und 1,60 m. Einer derselben wurde im Jahr 1880 aufgegraben. Der Boden des Hügels bestand aus festgestampfter Lehmerde, darauf ein Steinkreis aus kleinen durch Lehm verbundenen Steinen und darauf ein Pflaster, von der Lehmschichte durch Erde, Kohlen, Asche, Lehm getrennt. Die Steine des Pflasters haben auffallenderweise nach unten Brandspuren. In der Mitte des Hügels hatte das Pflaster mehrere Aschenbehälter. Eingehende Beschreibung des Erfunds siehe Württemb. Vierteljahrshefte 1880, 285 ff. Im Klausenrain 3 weitere Hügel.

Die mittelalterlichen Burgen sind überaus zahlreich, besonders im Kocherthal.

Zu Ende der Hohenstaufenzeit muß das Kocherthal von Braunsbach bis Niedernhall einen ganz überraschenden Anblick gewährt haben. Eine Burg reihte sich an die andere, hier die Burg der Herren von Braunsbach, vereint mit der romanischen Kirche, und auf der nächstfolgenden Bergkuppe das „alte Schloß“ derer von Enningen, dann auf dem linken Kocherufer das Wasserhaus in Döttingen und weiter zurück, in einem Seitenthälchen gelegen, auf der Höhe die ansehnliche Burg Bachenstein. Kaum eine halbe Stunde flußabwärts folgte im Waldesdunkel Thierberg mit seinem Bergfried und ganz ähnlich angelegt wieder eine halbe Stunde flußabwärts die stolze umfangreiche Burg Stetten. Gehörte auch das äußere Haus und der heute noch größtentheils wohl erhaltene Befestigungsring mit seinen zahlreichen runden Thürmen und seinen verborgenen Verbindungsgängen von Thurm zu Thurm der späteren Zeit des Mittelalters an, die gewaltige Hochburg, das sogenannte innere Haus, mit ihrem aus Buckelquadern gebauten Bergfried und ihrem massigen Mantel stand damals schon gewaltig und trotzig in das Thal herniederschauend. Aber vollends einen überraschenden Ausdruck muß das Thal um jene Zeit von Künzelsau bis Niedernhall gehabt haben. Ein Blick von der kleinen Burg Nagelsberg auf steilem nacktem Felsen zeigte nach Osten Künzelsau und die burglichen Häuser der Herren von Künzelsau und | Bartenau mit gewaltigen Holzgiebeln, ähnlich dem alten Schloß in Rechenberg OA. Crailsheim.

Nach Westen lag zu den Füßen von Nagelsberg als alte Thal- und Wegsperre die zwar kleine, aber ungemein stark gebaute Burg, heute nur noch die alte Zarge genannt, mit ihren dicken Mauern, die einerseits die Kocherthalstraße und andererseits die Verbindung mit dem Jagstthal und der hohen Straße beherrschte. Jenseits winkte gastlich einladend die Komburger Propstei mit ihrer romanischen Kapelle auf der steilen Tuffsteinwand des Kochersteins. Nach Westen konnte sich das Auge an den sonnigen Rebenhügeln Ingelfingens und Criesbachs weiden, welche die prächtige Burg Lichteneck, ein Werk des reichen Bocksberger Geschlechts, mit ihren theilweis noch erhaltenen schönen Fenstern, schützend überragte, während thalabwärts der bescheidenere Bau der Herren von Kriegesbach (am Burgstallweg) mit der Kapelle zu den drei Königen am Fuß des Berges wohlthuende Ruhepunkte für das Auge bildeten. Erwähnen wir noch als ein kostbares Kleinod der mittelalterlichen Baukunst die dreischiffige Basilika in Niedernhall am westlichen Ende des Oberamts, so überkommt es das Gemüth wie leises Heimweh nach der längst entschwundenen Pracht der alten Kaiserherrlichkeit.

Der Höherücken zwischen Kocher und Jagst bietet außer seinen Grabhügeln und der alten Kaiserstraße und dem nur wenig bekannten Ripperg, dem alten Sitz der Herren von Stetten, keinerlei Alterthümliches. Das Jagstthal, wie in seiner ganzen Entwicklung und Gliederung ärmer und todter als das Kocherthal, hat auch an wohlerhaltenen Alterthümern nicht denselben Reichthum aufzuweisen wie das Parallelthal des Kochers. Im obern Theil des Jagstthals kennen wir nur ein erhaltenes festes Haus in Buchenbach, das Steinhaus der Rezzen von Bächlingen, sonst nur Trümmer oder kahle Stätten, da einst Burgen gestanden, so auf der Höhe über Eberbach, die Urenburg bei Jagstberg, das erst am Anfang des Jahrhunderts vollends niedergelegte große Schloß zu Jagstberg, bei Mulfingen der Burgsitz der Herrn von Mulfingen, im einsamen Wald nordöstlich von Ailringen die „alte Burg“, vielleicht Gruningen genannt, und die kleine finstere St. Bernhardskapelle in Ailringen, der Burgsitz der Herrn von Hohebach, und das bald wieder eingegangene Cisterzienser-Frauenkloster Hohebach, das nach Gnadenthal Oberamts Öhringen verlegt wurde. Unterhalb Hohebach winkt zuerst die dem späten Mittelalter entstammende | St. Wendelskapelle auf ihrem Tuffsteinfelsen. Das Schloß in Dörzbach, das so viele Geschlechter hat in seinen Mauern wechseln sehen (Dörzbach, v. Bachenstein und Tann, Berlichingen und Eyb), hat sich nur wenig von der alten Burg bewahrt. Die Burg Laibach, einst ein starkes Haus in stiller Einsamkeit über dem grünen Wiesenthal, ist kaum noch zur Hälfte in seinem alten Umfang erhalten. Um so mehr läßt das badische Krautheim trotz aller Veränderungen, welche mit dem Schloß und Städtchen im Lauf der Zeit vor sich gegangen, ahnen, welch ein gewaltiger Herrschaftssitz einst hier, für die ganze Gegend ein Schirm und Hort, seine Stätte hatte. Der ganze Berg, mit seinen steilen, nackten Felsen eine natürliche Festung, ist heute noch bewehrt mit den alten Mauern der Herrenburg, auf dem die reichen Herrn von Krautheim gehaust, wo die Johanniter und dann die Deutschherren aus- und eingegangen, von wo aus der Erzbischof von Mainz sein Gebiet ringsum durch seine adeligen Amtleute beherrschte, die doch nicht im Stande waren, dem adlerflinken Schweden Sperreuter Trotz zu bieten, und der es wagen konnte in dieser Zwingburg des restaurirenden Katholicismus ein lustiges Tauffest seiner Tochter zu feiern.

Thalabwärts haben wir noch zu nennen den verschwundenen Burgsitz der Herren von Marlach, die „Zieburg“, die abgegangene Frauenklause in Westernhausen, das aus dem alten Wasserschloß zum anmuthigen Pfarrsitz umgewandelte Haus der Bieringen, Berlichingen und Werdenau zu Bieringen im Erlenbachthal, den Burgstall Urhausen und den Bergfried der alten Raubburg Aschhausen. Das herrliche, reiche Kloster Schönthal hat sich aus der Zeit des Mittelalters nur noch sein Kilianskirchlein und die Grabdenkmale der Kirche und des Kreuzgangs erhalten. Den Wartthurm auf dem Storchenberg müssen wir dem 16. Jahrhundert zuweisen. An der Grenze des Oberamts finden wir noch die spärlichen Reste des Stammhauses der Herrn von Berlichingen in Berlichingen und ihrer Burg in Rossach.

An Schlössern, die aus dem Mittelalter in die neue Zeit sich erhalten oder neueren Ursprungs sind, haben wir aufzuführen:

Künzelsau (Schullehrerseminar), Aschhausen, Braunsbach, Buchenbach das Steinhaus und die Sommerwohnung der Herrn v. Stetten, Dörzbach, Döttingen, Garnberg, Hermersberg, Ingelfingen das obere und untere Schloß, Laibach, Meßbach, Mulfingen (Schule), Schloß Stetten, die alte Burg und das neue Schloß im französischen Renaissancestil, Thierberg.

| Von alten Straßen ist in erster Linie die sogenannte Kaiser- auch Römerstraße, hohe Straße, in den alten Urkunden um 1500 die wilde Straße genannt, welche auf der Wasserscheide von Kocher und Jagst von der Markung Schönthal an mitten durch den Bezirk zieht, (Markung Muthof, Westernhausen, Diebach, Dörrenzimmern, Ingelfingen, Hermuthausen, Steinbach, Buchenbach, Simprechtshausen), zu nennen. Den Übergang über die Jagst gewann sie bei Heimhausen.

Ihre nächste Bestimmung war die Verbindung zwischen Rothenburg an der Tauber und Wimpfen. Sie hatte im Durchschnitt eine Breite von 12 m, ist aber theilweise durch Forstkultur schmäler geworden. Als wirkliche Straße dient sie heute noch zur Verbindung von Hermuthausen nach Diebach.

Auf ein hohes Alter der Straße, die vielfach noch auf beiden Seiten von wallartigen Erhöhungen begleitet ist, weist vorerst der Umstand, daß sie die Grenzscheide der Centen Forchtenberg und Krautheim–Ballenberg, des Kocher- und Jagstgaus, und in ihrem weiteren Zug durch das Oberamt Gerabronn wohl auch die Grenze des Tauber- und Maulachgaus bildete. Sie muß also älter sein, als die Gauverfassung Karls des Großen. Aber auf ein noch höheres Alter dürften die nahe an der Straße angelegten Grabhügel, deren Gruppirung das Vorhandensein der Straße vorauszusetzen scheint, hinweisen. Die Entscheidung über die Frage nach dem Alter der Straße wird abhängen von der Frage, welcher Zeit die Grabhügel zuzuweisen sind. Von römischer Struktur läßt der Bau der Straße in unserem Bezirk nichts erkennen. Die Sage läßt die Kreuzfahrer auf dieser Straße ins Morgenland ziehen. (Westernh. Ortssage.)

Ohne allen Halt ist die Annahme einer Römerstraße von Öhringen nach Döttingen, wo sich weitere Anlagen anschließen sollen, die Kocher und Bühler aufwärts nach Bühlerthann und von dort über Hörbühl Oberamts Crailsheim nach Willburgstetten an den Lines transdanubianus gegangen wären. cf. Max de Ring, mémoire sur des établissements romains du Rhin et du Danube 1, 153. W. F. 9, 467. Besseren Grund hat die Annahme einer römischen Straße von Widdern über Volkshausen, den limes durchschneidend zwischen Weigenthal und Hopfengarten und dann scharf nach Nordwest abbiegend. Nach der Annahme von Paulus würde an dem Wendepunkt der Straße ein Weg von Jagsthausen und Oberkessach nördlich | von letzterem Ort die erstgenannte Straße treffen und nach Osterburken weiter ziehen.

In die karolingische Zeit dürfte die Sachsenstraße gehören, welche von Widdern an Oberkessach vorüber nach Oberwittstadt und im weiteren Verlaufe nach Würzburg führte.

Dem Mittelalter gehört an

1. die alte Weinstraße von Forchtenberg und Niedernhall an Hermersberg vorüber nach Künzelsau durch den tiefen Wald, wenn nicht auch hier die Grabhügel zu beiden Seiten für ein höheres Alter sprechen.

2. Der sogenannte Judenweg, der von der alten Zarge unter Nagelsberg steil die Höhe hinanzieht und über die Höhe nach Dörrenzimmern und Krautheim geht und so die alten Burgsitze verbindet, ein Weg, der heute noch von den Wallfahrern, die alljährlich nach Walldürn ziehen, benützt wird.

3. Eine alte Straße von Hermuthausen über Ohrenbach (Mühlweg), Kügelhof, Rappoldsweilerhof (Heerstraße) nach Unterregenbach (Postweg) und von dort steil die Höhe hinan nach Blaufelden. Von Hollenbach geht ein alter Weg sowohl nach Wachbach, als nach Herbsthausen.

Abgegangen sind folgende Burgen, Schlösser, Kapellen und Wohnorte:

Auf der Markung Künzelsau: die Orte Baldehofen, Grunhofen oder Kronhofen, Hefenhofen, Schüpperg, Webern, die Burg Bartenau, die Kapelle zu St. Wolfgang.
Ailringen: Die Burg beim grönischen Brunnen.
Amrichshausen: der Ort Neugereut.
Aschhausen: Ottohausen, die Kapelle im Thal.
Belsenberg: die Kapelle zum heiligen Kreuz zwischen Belsenberg und Siegelhof, die Mühle am Österbach, die Burg der Herren von Belsenberg.
Berlichingen: die Stammburg der Herren von Berlichingen, der Hof Erlach zwischen Berlichingen und Schönthal, Hiupenhausen zwischen dem Burg- und Kellerberg in der Joppenklinge.
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Bieringen: die Burg Urhausen, das alte Schloß, an dessen Stelle das neue, das jetzige Pfarrhaus steht.
Braunsbach: das alte Schloß auf dem Schalberg oder Nenningen, die Kapelle zu den 7 Geschwistern.
Buchenbach: im Speltbachthal der Weiler Spelt; auf der Markung Heimhausen Holzhausen (oder auch Mühleburg genannt.)
Criesbach: die Burg der Herren von Criesbach am Burgstallweg und ein Gartenhaus der Grafen v. Hohenlohe.
Crispenhofen: die Orte Breitenthal, Hettenbach, der Burgsitz Entberg.
Diebach: Ober-Diebach östlich vom Ort.
Dörrenzimmern: Schmachtenberg, Stralenberg, Weiprechtsthal.
Dörzbach: der Weiler Rorthal im Röthelweiler, Albertshof und Dürrenhof, die Frauenklause (ob zur Armenruhe?)
Döttingen: Burg Bachenstein und eine Kapelle am Fuße derselben im Thälchen gegen Eschenthal.
Ettenhausen: eine Kapelle oder Klause.
Hohebach: das alte Kloster, das nach Gnadenthal verlegt wurde, die Burg der Herren von Hohebach auf dem Burkenberg, die Orte Eschbronn und Lieboldsbronn.
Hollenbach: Vorder- und Hinter-Albertsdorf, Althollenbach, Ozendorf, Seelach.
Jagstberg: Arnoldshausen, Carletzhausen, Liebenberg, Seidel- oder Weidel- auch Wollbrunn, Teichelbrunn.
Ingelfingen: die Burg Lichteneck, ein Waldbruderhaus bei dem abgegangenen Hof Schönbrunn oberhalb Scheurachshof, der Hof Bongarten und Vogesang, die Kesselmühle auf dem Kesselwasen. Die Kapelle auf dem Kocherstein.
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Jungholzhausen: der Burgsitz der Herren von Zottishofen.
Laibach: die Höfe Büchelich und Dacht, vielleicht eine Kapelle auf den Kapellenäckern.
Laßbach: die Orte Adlatzweiler an der Straße nach Nesselbach, Hitels bei Vogelsberg, Schätzlinshof, vielleicht auf der Flur „Kirch“ bei Laßbach, die Burg Falkenstein beim Falkenhof, die Kapelle in Mäusdorf.
Marlach: die Burg der Herren v. Marlach auf der Flur „Zieburg.“
Meßbach: ein mainzisches, später badisches Zollhaus, der Weiler Niedermeßbach.
Mulfingen: die Burg der Herren von Mulfingen, die Urenburg oder ein Kloster auf dem Galgenberg bei Jagstberg, die Orte: Niedermulfingen, Riemenstetten, Roggelshausen oder Rackundshausen. Die St. Bernhardskapelle im Roggelshauserthal, und eine solche im Märzenbachthal.
Muthof: die Weiler Aspen, Diebach, Hermannshof, Holzweiler, Ottersbach, bei Büschelhof eine Zarge, vielleicht ein Haus derer v. Boselberg.
Niedernhall: Bechberg, Braunsberg, Frauenzimmern mit seiner Kapelle, Nuwenthal und Thalheim, die Kapelle zu den 3 Königen gegen Criesbach hin.
Nitzenhausen: Utzenbronn oder Mutzenbronn.
Nagelsberg: die alte Zarge an der Kocherthalstraße.
Ober-Ginsbach: Remenweiler.
Schönthal: die Höfe Brechelberg auf der Flur Brechelacker, Eichelberg gegen Rossach zu, Eschach hinter Halsberg, Eschenau im Thal nordöstlich von der
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Ziegelhütte, Hofeld an der Stelle des Klosters, Hohenhart vielleicht auf der Flur Hohenten, Stein beim Neuhof.
Simprechtshausen: die Orte Dürzel, Monbrunn, Taubenhof, Westernholz, Zwerenberg.
Steinbach: der Dörrenhof, der Ort Holderbach in der Holdergasse, Seelesweiler, Klingen.
Steinkirchen: Bôle oder Bohel, ein Hof, Hirschbach, (Alt-) Holzhausen.
Weldingsfelden: Volen oder Velenweiler, der Hof Obereschach.
Westernhausen: die Burg der Herren v. Westernhausen, die Klause der Franziskanerinnen, Ruthards- oder Rüddersdorf mit der St. Antonienkapelle. Das sogenannte Stein- oder Hagschloß, hart über der Jagst gegen Marlach hin.
Zaisenhausen: der Borstel, d. h. Burgstall nordwestlich und die Wolfhardsburg nordöstlich vom Ort.

Überdies kommen Sagen und Flurbenennungen vor, welche auf abgegangene Wohnorte, Verschanzungen, Burgen, Kapellen, Begräbnißplätze und Opferstätten hinweisen und zwar:

Auf der Markung Künzelsau: in der Au, Bibra, die alte Gasse, Häsle, Hilprechtstein, Laibach, im Südwesten die Schanz. In der Au soll eine Glocke ausgegraben worden sein.
Ailringen: die Fluren Zessel und Etzflur. Der Eselspfad führte über Röthelweiler oder Rorthal nach Dörzbach.
Amrichshausen: der Exterweg, Flur Häusle, die Kelter.
Aschhausen: Flur Hausgiebel.
Belsenberg: die Fluren Garten, Hausacker, Zimmer, Zwerenberg.
Bieringen: die Schildwache und Schelmenklinge.
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Braunsbach: die alte Küche über der Orlacherklinge, nach der Sage ein altes Schloß.
Buchenbach: Flur Weiler beim Railhof und bei Sonnhofen Flur Hof.
Crispenhofen: Gäbich, Giebelheide, Leer (altd. lare), Judenkirchhof, Sindrich, Walhenstein, Welscher Hase, Weisenstein.
Dörrenzimmern: Seldenberg, Virstbühel, Weilersgrund und Klinge, die Zarge.
Dörzbach: Flur Kalkofen, Klosenwiesen.
Döttingen: der Egel mit altem Gemäuer.
Eberbach: Häuslesacker. Eine alte Straße führt von der alten Burg gegen Hertenstein, Gemeinde Billingsbach im Oberamt Gerabronn.
Ebersthal: Burlen oder Burglen, Kalkofen, Straß.
Ettenhausen: Höfleinswiesen; auf der Markung Hirschbronn sind Kiräcker.
Hermuthausen: Flur Hof, Kirch, Straßenäcker.
Jagstberg: Flur Horb, Höfle, Weiler.
Ingelfingen: Flur Altmutter, Gassenacker, Judengraben, die „Pföth“, Schelmenäcker.
Laibach: Gassenacker, Kapellenäcker, Kaltersberg.
Laßbach: die „alte Küche“ zwischen Laßbach und Mäusdorf, „Kirch“ östlich von Laßbach, Dörtel, Mehl, Stuben oder Stübich Markung Mäusdorf, der Rosengarten bei Vogelsberg.
Marlach: alte Gasse, alte Mühle, Kalkofen.
Meßbach: Birk, Heidengraben, Heinberg, Hasselbrunn und Häuslesbrunnen bei Niedermeßbach.
Mulfingen: der Dünnersberg, Flur Flener (flenen = flüchten).
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Muthof: beim Büschelhof Altvater, Gassenäcker, beim Eichelshof „Hütte“, beim Muthof Hausberg, Katzenloch, der Maurer, Sunkenweiler.
Niedernhall: Bubenäcker, Giebelheide, Herrgottsberg, Häusle, Kammerberg, Stephan.
Nitzenhausen: Grabenäcker und Heidenruck nebeneinander, Hochstättlein, Wester, Wolstlein. Eine Todtensteige führt nach Buchenbach. Bei Berndshausen: Brand, Hof, Straße.
Ober-Ginsbach: der Schmachtengraben cfr. Schmachtenberg bei Dörrenzimmern.
Ober-Kessach: Gäßle, Gockel, Hahnenberg, Hundswald.
Simprechtshausen: der Bubenweg.
Steinbach: Götterstuhl und Teufelsklinge, Utzenheide, Wilhelmshaus, Ofenrein bei Ohrenbach, Gemeinde bei Wolfselden.
Steinkirchen: Brand, westlich vom Ort.
Weisbach: Altenberg, Hausberg, Hasel, Hof, obere und untere Gemeinde.
Westernhausen: Haseläcker, Clausenrain, Leber, Österberg.
Zaisenhausen: Hofäcker.



  1. Bei Schwäbisch Hall jedenfalls nicht. 1. Dort fehlen die zahlreichen Grabhügel; 2. jenes liegt dem Limes ferner, als Niedernhall; 3. sagen die Chronisten, daß Halls Quelle erst im 9.–10. Jahrhundert entdeckt wurde; 4. pflegt die Kultur flußaufwärts zu gehen.
  2. Jäger, Melch. v. Gärtringen gehört nach Buchenbach OA. Waiblingen, nicht OA. Künzelsau.
  3. Das Marlacher Kirchenbuch sagt zwar, der letzte Dekan Heinr. Ziegler sei 1520 von Ingelfingen vertrieben worden und 1526 zu Marlach gestorben, aber die Nachricht des Fiskals hat alle Wahrscheinlichkeit für sich. Ziegler war wahrscheinlich als Pfarrer v. Marlach Dekan des Kapitels Ingelfingen.
  4. Vollständigkeit ist nicht möglich, solange der Liber synodalis Ingelfingensis, der Anfangs d. Jahrhunderts noch vorhanden war, nicht aufgefunden ist. Als Kämmerer erscheinen: Pf. Konrad v. Hohebach 1310 Wib. 4, 182, 188. Engelhard v. Michelbach a. H. 1334–58. Walter Himmelreich 1385. – Über das Verhältnis dieses Abschnittes zu Scheffold, Geschichte des Landkapitels Amrichshausen s. dessen Vorrede u. S. 4 ff. ibid.
  5. Quellen: Oechsle, Herolt, Fries, Bensen, der Bauernkrieg in Ostfranken. Quellen zur Gesch. des Bauernkriegs ed. Dr. Fr. L. Baumann Publik. des lit. Vereins Nr. 129. 139.
Errata
  1. S. 221 Z. 2 v. o. Wittmersklingen, Zwerenberg. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, S. 904.
  2. setze als 11: Spieß, Ökonomierath in Sailtheim, geb. 17. Juni 1826, Landtag 1883– gemäß Berichtigungen und Ergänzungen, S. 904.
  3. S. 231 Z. 19 v. o. lies: Rengershausen. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, S. 904.
  4. S. 232 Z. 9 v. u. lies: Michelbach a. d. H. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, S. 904.


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