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Beschreibung des Oberamts Künzelsau/Kapitel B 9

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9. Braunsbach.[1]
Gemeinde III. Klasse, mit Schalhof, Hof (21 evang. Einw.), mit 922 Einw., worunter 567 Evang., 210 Kath., 145 Isr. Evang. und kath. Pfarrei, Rabbinat.

Braunsbach, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort im bayrischen Bez.-Amt Fürth, liegt an dem äußersten Südende des Bezirks wie eine ins Oberamt Hall einspringende Halbinsel. Hier als bei den meisten Kocher- und Jagstthalorten war ein in den Kocher mündender Bach für die Wahl der Ortslage bestimmend. Der untere Theil des Ortes zieht sich auf dem rechten Ufer der Thalmulde des Kochers entlang, während auf dem linken Ufer steil aufsteigende Berghänge eine Ausdehnung des Orts auf jener Seite unmöglich machen. Die Hauptmasse des Ortes zieht sich theils in das von Osten herkommende Thälchen des Orlacherbaches, theils von diesem Thälchen und vom Kocherthal aufwärts zur Kirche und dem Schloß empor. In Folge des Zuzugs katholischer Familien im Lauf des vorigen Jahrhunderts erweiterte sich der Ort theils in der Raingasse am Schloßrain theils in der Geislinger Straße.

Die Lage des Ortes ist eine freundliche. Von den nahen Höhen aus gewährt Braunsbach das Bild eines ansehnlichen, von seiner Kirche und dem Schloß geschirmten Städtchens. Die Anlage des Orts ist in Folge der bergigen Lage der Hauptmasse| des Fleckens unregelmäßig. Neben stattlichen, wohlunterhaltenen Häusern mit hübschen Läden finden sich viele kleine, unansehnliche Gebäude besonders in den im vorigen Jahrhundert neuangelegten Theilen. Der ganze Ort macht den Eindruck einer nicht gerade wohlhabenden, aber regsamen und gewerbsamen, mehr stadt- als dorfähnlichen Gemeinde.

Früher hatte der Ort 4 Thorthürme und ohne Zweifel einen Bannzaun. Von den 4 Thürmen wurde der südwestliche, der Geislinger Thurm, welcher die Jahrzahl 1717 und das Greiffenklausche Wappen trug, 1861 abgebrochen, der nordöstlich gegen Orlach zu gelegene fiel dem Straßenbau in den 50er Jahren zum Opfer. Dagegen steht der nordwestliche Döttinger und der auf das Schloß führende Thorthurm heute noch.

Das bedeutendste, Braunsbach beherrschende Gebäude ist das südöstlich über dem Ort gelegene Schloß, welches aus 2 Flügeln besteht, deren einer seine Front gegen Süden, der andere gegen Westen hat. Jener mit 3 Stockwerken enthält die katholische Volksschule und die Wohnungen des katholischen Geistlichen und Lehrers. Der Westflügel, ursprünglich (bis 1847) auch dreistockig, enthält die katholische Kirche und die Wohnung des evangelischen Pfarrers. Beide Flügel stoßen unter einem rechten Winkel zusammen und sind hier durch einen stattlichen runden Thurm verbunden, der früher den Aufgang zu beiden Flügeln bildete.

Der südliche Flügel scheint nach den Untersuchungen Heintzelers aus einem ältern, ursprünglich nahezu quadratischen Theil gegen Osten, der die alte Burg der Herren von Braunsbach gewesen sein dürfte, und welchen der jetzt innen leere Schneckenthurm auf der innern (nördlichen Seite) abschloß, und der von Albrecht von Crailsheim und seiner Gattin Anna v. Crailsheim neu erbauten westlichen Hälfte zu bestehen. Der große Schneckenthurm hat 2 mal die Jahrzahl 1570, ein Steinmetzzeichen und das Wappen der Herren von Crailsheim und Spieß. Auf der Innenseite des Westflügels sitzt jetzt ein Stein mit den Wappen Albrechts von Crailsheim und seiner Gemahlin Anna v. Crailsheim und den Ahnenwappen Spieß (Rad) und 2 Halbmonde nebeneinander und der Jahrzahl 1572, welche an dem nordwestlichen abgebrochenen Thurm wiederkehrt.

Der Westflügel ist von Wolfgang von Crailsheim und seiner Gattin Salome von Wolfskeel erbaut, wie ein Stein mit der Inschrift sagt:

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1607.
Tu supplex ora, tu protege, tuque labora.

Von Grunde aus neuerbauet durch Wolfgang von Crailsheim zu Morstein und Braunspach und Salome von Crailsheim geb. von Wolfskeel.

Das am Eingang zur katholischen Schule befindliche würzburgische Wappen weist auf eine Reparatur des Südflügels in den 80 er Jahren des vorigen Jahrhunderts hin.

Der südliche Flügel hieß der alte oder Seitenbau, der westliche aber der neue oder weiße Bau. Jener enthielt die eigentlichen Wohngelasse, die Frauen- und die Tafelstube, eine Erker- und Gesindestube, dieser den Rittersaal oder die gemalte Stube mit Stukkaturdecke, Wandgemälden und 62 Ahnenwappen, die Zehntstube, die Juden- und die Kinderstube, sowie einen weiteren Saal. Der westliche Flügel stürzte 1846 theilweise zusammen, die katholische Kirche in demselben wurde nun neu erbaut, erweitert und erhöht und 1853 auch dem evangelischen Geistlichen hier seine Wohnung angewiesen. Im südlichen Flügel befindet sich die Wohnung des katholischen Geistlichen und Lehrers, sowie die katholische Volksschule.

Die beiden Flügel und eine an dieselben sich anschließende Mauer bilden einen 4eckigen inneren Hof, in welchem früher ein Fischteich gewesen sei. An den Mauern des Hofes liefen nach innen Gänge oder Galerien hin und zwar an der östlichen einer, an der nördlichen zwei über einander. Dieser Hof war nur von dem kleineren Schneckenthurm zugänglich. Die Brunnenstube, welche den Teich speiste, trägt die Jahrzahl 1564.

An das Schloß gegen Westen schloß sich der äußere Hof mittelst einer hohen Mauer mit Gang und 2 Eckthürmen nach Nord- und Südwest an. Jene wurde 1853 sammt dem nördlichen Theil der Mauer auf die Hälfte abgebrochen. Hier war das Junkerstüblein mit dem Archiv und Bibliothek, in andern die Drechselkammer und das Schulstüblein, 1758–1785 die kathol. Schule, später bis 1825 wohnte der kathol. Geistliche dort, 1845/48 diente es als Renteiwohnung. Diese Befestigung stammt nach der Jahrszahl am nordwestlichen Thurm aus dem Jahr 1572. Gegen Norden führte ein Thor zu den Ökonomiegebäuden, umgebaut 1787, welche durch 2 Mauern mit dem nordöstlichen und nordwestlichen Schloßthurm zusammenhiengen.

Gegen Westen zum Dorf hinab führt das alte Burgthor mit dem Wappen Crailsheim (Spieß ?) und Sternenfels (auf| der Rückseite ist das Stettensche Wappen) und der Inschrift: Der Name des Herrn ist ein festes Schloß, der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt. Prov. 18, 10.

1853 verkaufte die Standesherrschaft Hohenlohe-Jagstberg den ganzen Bau abgesehen von der katholischen Kirche, der katholischen Pfarr- und Lehrerswohnung und der katholischen Schule um 3100 fl. an die politische Gemeinde, welche ihre Rechte an die evangelische Gemeinde abtrat. Die Unterhaltungspflicht des Schlosses ist eine sehr zersplitterte. Die katholische Kirche und die Wohnung des katholischen Geistlichen hat der Staat zu unterhalten, die Wohnung des evangelischen Pfarrers die evangelische Kirchengemeinde, die des katholischen Lehrers die politische Gemeinde.

Westlich von der Mauer des äußern Schloßhofes steht die helle, hinreichend geräumige, evangelische Kirche zu St. Bonifazius, welche sicher aus der Zeit des romanischen Baustils stammt. Der mit Schiefer gedeckte Thurm enthält in seinem untersten Stock den geradlinig abschließenden Chor mit romanischem Triumphbogen und romanischem Kreuzgewölbe, von viereckigen Rippen durchzogen, welche auf 4 würfelknaufähnlichen Konsolen aufliegen. Im obern Theil des Thurmes hat sich von 3 romanischen Doppelfenstern noch eines erhalten. Am Kapitäl der Mittelsäule dieses Fensters ist auf der einen Seite ein menschlicher Kopf, auf der entgegengesetzten Seite ein ganz frei herausgearbeiteter gebogener Arm zu sehen. Bei der Reparatur der Kirche wurde 1873 auch noch ein romanischer Schlußstein über dem westlichen Kirchenportal gefunden. Neben der Kirche ist eine Lünette aus der alten Kirche in streng romanischem Stil erhalten, darauf ein Kreuz mit diamantirten Lilien. Die Kirche war ursprünglich bedeutend schmäler und kleiner. 1607 baute Wolfgang von Crailsheim dieselbe in spätgothischem Stil um. Der Meister hat sich mit seinem Monogramm H. M. 1607 und Steinmetzzeichen an der Sonnenuhr und am Maßwerk eines Fensters genannt, wahrscheinlich Hans Moritz von Hall. Der Chor wurde mit Durchbrechung der Südwand, von der nur ein starker Pfeiler stehen blieb, um sich selbst vergrößert, das Schiff durch Abbruch und Hinausrücken der südlichen Langseite vergrößert und das Westportal versetzt, der Thurm auf seine jetzige stattliche Höhe gebracht und über dem südlichen Theil des Chors ein Herrschaftsstand angebracht, der mit dem Umgang auf der Innenseite der Schloßhofmauer in Verbindung gesetzt wurde.| 1611 wurde von Hans Scheffer aus Heilbronn eine Orgel geliefert. Die Empore ließ Herr v. Lichtenstein durch einen Mönch mit den Bildern der Apostel und Evangelisten, Moses und der 4 großen Propheten schmücken. Von ihm stammt wahrscheinlich auch die Darstellung des heil. Abendmahls und der Taufe, die Bilder des heil. Sebastian und der heil. Cäcilie über dem Altar, welcher an dem die beiden Chorabtheilungen trennenden starken Pfeiler angebracht ist. Ein Altarschrein, in welchem der heil. Georg mit 2 Bischöfen in halberhabener Arbeit dargestellt war, während auf der Innenseite der Flügelthüre die heil. Barbara und Katharina, auf der Außenseite die beiden Bischöfe gemalt waren, ist 1865 verkauft worden. Derselbe soll von feiner Arbeit und charaktervoller Darstellung der Personen gezeugt haben. 1871 wurde noch ein altes Marienbild verkauft. Dagegen ist in der Kirche ein ganz herrliches, großes, leider vom Steinfraß stark ergriffenes Grabdenkmal Albrechts von Crailsheim und seiner Gemahlin Anna geb. v. Crailsheim. Die Inschrift, die jetzt theilweise nicht mehr leserlich ist, lautete nach einer Notiz im Kirchenbuch von 1791: Anno domini 1593 am 28. Tag Augusti ist in Gott selig verschieden der edel und vest Albrecht von Crailsheim ..... Die trefflich ausgeführten Gestalten in schöner Gewandung sind nicht der Herr von Lichtenstein und Helene Marie von Stetten, wie Bauer will W. F. 1857, 253. 16 Ahnenwappen umgeben das Ganze, das getragen ist von 2 Atlanten mit Pferdefüßen. Das Denkmal könnte von Simon Schlör in Hall gefertigt sein.

Auf dem Thurm hängen 3 Glocken. Die große im Jahr 1652 gegossene hat die Umschrift: Wolfgang Roth von Nürnberg hat mich gegossen. Aus dem Feuer bin ich geflossen. Auf der einen Seite steht: Hans Georg v. Lichtenstein uff Geyersberg, Braunsbach, Stain und Ippesheim. Helene Marie v. Lichtenstein geb. von Stetten, auf der andern Seite ihre beiden Wappen und Johann Dietrich Taurinus pastor E. C.

Die mittlere ist 1861 von C. König in Langenburg umgegossen.

Die dritte in schwer leserlicher Schrift: S. Johannes. S. Mateus. S. Marcus. S. Lucas. Marcus.

Die Kirche war vom Kirchhof und dessen Mauer umgeben. In der südwestlichen Ecke stand noch ein alter Wartthurm mit Gefängnissen, so daß das Schloß mit der Kirche acht Thürme zählte.

| Unterhalb des Schloßthores gegenüber der Kirche links am Burgweg standen neben einander das alte, 1851 verlassene evangelische Pfarrhaus, jetzt Privateigenthum, und das Amthaus, jetzt Conditorei. Das evangelische Schulhaus, das im vorigen Jahrhundert (1754?) erbaut und 1838 um einen zweiten Stock vergrößert wurde, steht in der nordwestlichen Ecke des alten Kirchhofs und enthält im untern Stock die freundliche Wohnung des Lehrers, im obern das Schullokal. Mit der Schule ist eine Industrieschule verbunden. Neben der evangelischen und katholischen Schule (im Schloß s. oben) besteht eine israelitische Konfessionsschule, welche um 1825 als Privatanstalt errichtet, 1834 zu einer öffentlichen Schule umgewandelt wurde. Das beschränkte Schullokal befindet sich im Rabbinatsgebäude.

Die schon oben erwähnte katholische Kirche ist dem heil. Sebastian geweiht. Sie ist sehr freundlich ausgestattet, enthält einen schönen gothischen Hochaltar und 12 hübsche moderne Stationen. Seit ihrer Erweiterung im Jahr 1847 erstreckt sie sich durch die ganze Tiefe des westlichen Schloßflügels. Unmittelbar an die Kirche schließt sich die Wohnung des evangelischen Geistlichen an, welche hinreichend geräumig und freundlich ist.

Die Wohnung des katholischen Pfarrers im südlichen Flügel war früher die Wohnung des herrschaftlichen Rentbeamten und wurde 1828 dem katholischen Pfarrer eingeräumt. Auf dem Thurm zwischen beiden Flügeln hängen 3 Glocken, welche der katholischen Kirchengemeinde gehören.

Das Gotteshaus der Israeliten befindet sich im untern Theil des Ortes und soll im Jahr 5493, also 1733 erbaut worden sein. Die Wohnung des Rabbinen, ein bescheidenes Haus, steht im nordwestlichen Theil des Ortes in einer Seitengasse.

Jede der drei in Braunsbach vertretenen Kultusgemeinden besitzt wie ihr eigenes Gotteshaus, Geistlichen und Lehrer, so auch ihren eigenen Gottesacker; der 1607 angelegte Gottesacker der Evangelischen befindet sich vor dem Döttinger Thor. Das Kruzifix ist gestiftet von Alex. v. Reizenstein, dessen Vater Major Fr. Fr. Aug. v. Reizenstein ( † 10. Sept. 1857) hier begraben ward. Gerade gegenüber liegt der 1740 angelegte Gottesacker der Katholiken. Auf demselben ist das Grabdenkmal des Barons Steph. Perényi de Nagy Szölöss, gefallen 6. Juli 1743 bei Übrigshausen gegen die Franzosen unter Broglie. Die Israeliten haben ihren Gottesacker seit dem vorigen Jahrhundert auf dem Schalberg nordöstlich von Braunsbach.

| Das Rathhaus, an der Straße nach Geislingen–Hall gelegen, war ursprünglich ein Bauernhaus und wurde vor ca. 30 Jahren von der Gemeinde erkauft und für seine jetzige Bestimmung eingerichtet.

Die Gemeinde besitzt eine früher herrschaftliche Kelter mit 3 Bäumen und ein Armenhaus, das zugleich Krankenhaus ist. Die untere Kelter, in Folge von Abnahme des Weinbaus entbehrlich geworden, ist jetzt an einen Privaten verkauft und zur Scheune umgewandelt.

Brunnen sind 3 laufende und 11 Pumpbrunnen vorhanden. Das Trinkwasser ist nicht besonders gut und fließt in heißen Sommern spärlich. Doch hat der Bach und Kocher immer hinreichend Wasser. Die Markung ist arm an Quellen. Eine Quelle mit gutem Wasser ist 1 km unterhalb des Orts auf dem linken Kocherufer bei der abgegangenen Kapelle.

See und Wetten sind nicht vorhanden.

Das Klima ist mild. Schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen öfters vor. Hagelschlag ist höchst selten. Als Wetterscheide gilt der Schalberg nördlich von Braunsbach und das Grumbachthal südlich.

Sandsteine finden sich nicht auf der Markung, Kalksteine werden in einigen Steinbrüchen gebrochen. Auf dem Schalberg sind Erdfälle.

Auf der Höhe des Schalberges beim Schalhof genießt man eine weite Aussicht von den Crailsheimer bis zu den Löwensteiner Bergen.

Die Einwohner sind durch starken Zuzug von Außen, durch das Zusammenleben von Evangelischen, Katholiken und Israeliten in ihrem Charakter, Leben und Kleidung mehr abgeschliffen und städtisch-kosmopolitisch geworden im Unterschied von der Umgebung. Den Grundstock der Bevölkerung bildet der evangelische, meist Landbau und Gewerbe treibende Theil mit theilweiser Wohlhabenheit und gesichertem Auskommen. Der katholische Theil, erwachsen aus armen Zuzüglern von verschiedenen Gegenden, lebt größtentheils in beschränkten Verhältnissen und nährt sich vom Handwerksbetrieb und Taglohn. Die Israeliten, meist wohlhabend, treiben Handel.

Nach den Aussagen der Umgebung von Braunsbach macht sich der Einfluß der Israeliten besonders bei der Taglöhnerbevölkerung in einem etwas jüdelnden Ton der Sprache geltend.| Anzuerkennen ist der Friede, in welchem die 3 verschiedenen Bestandtheile trotz der überaus verwickelten Rechtsverhältnisse zusammenleben.

Braunsbach gehört zu den weniger bemittelten Gemeinden des Bezirks. Doch ist ein solider Mittelstand vorhanden. Der größte Grundbesitz in einer Hand beträgt 26 Hektar an Feld und 4 an Wald; der Mittelmann besitzt 4–5 Hektar, die ärmere Klasse wenigstens ein Äckerlein. Auf der Markung Geislingen besitzen die Ortsbürger ca. 7 Hektar. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Gewerbe. Unter den Handwerkern sind Maurer und Steinhauer am stärksten vertreten. Dieselben arbeiten viel nach Außen.

Kaufleute und Krämer sind 12 im Ort. Von den 5 Schildwirthschaften sind 2 mit einer Brauerei verbunden. Der Haupthandelszweig der Israeliten ist Viehhandel. Die Mühle am Kocher mit einem Gerbgang, 3 Mahlgängen, Hanfreibe und Gipsmühle war früher herrschaftlich, wurde aber 1731 von Freiherr von Greifenklau in Erbbestand gegeben und ist jetzt Privateigenthum. Außerdem ist eine Sägmühle vorhanden. Ein Frachtfuhrmann fährt nach Hall und Künzelsau. Auch besteht eine Post- und Telegraphenanstalt. Ein Postwagen vermittelt den Verkehr zwischen Hall und Künzelsau.

Eine schöne Staatsstraße führt auf der in den 50er Jahren angelegten Orlacher Steige ins Jagstthal und nach Langenburg; die Straße von Hall nach Künzelsau ist Vizinalstraße, über den Kocher führen 2 hölzerne Brücken, über den Mühlgraben eine steinerne, über den Bach ein steinernes Brückchen und mehrere hölzerne Stege. Neuerdings ist er theilweise überwölbt.

Der Bedeutung Braunsbachs als Mittelpunkt für die Umgebung entsprechend hat es seit 1831 einen Arzt und seit 1805 eine Apotheke. Der 1869 verstorbene Dr. Max Ant. Bosch hatte weithin in der Gegend einen Ruf.

Die kleine Markung hat schweren lehmhaltigen Boden ohne tieferen Grund. Die Berghänge sind steinig. Im Ganzen ist die Fruchtbarkeit eine mittlere. Die Sommertage sind heiß, die Sommernächte kühl.

Der Güterbesitz ist in Braunsbach sehr zersplittert. Es sind nur 3 größere Grundbesitzer hier. Auf dem Schalhof sind 2 große geschlossene Güter.

| Der gemischte Wald der Gemeinde mit 70 Hektar liefert jährlich ca. 20 Raummeter und 300 Wellen und einen Erlös von 300 Mark für die Gemeindekasse.

Weiden hat Braunsbach nicht, aber der Schalhof.

Die Güterstücke der Gemeinde im Gehalt von 8 Hektar sind um 900 Mark verpachtet.


Alterthümer:

Unterhalb Braunsbach auf dem linken Ufer des Kochers stand rechts vom Weg nach Arnsdorf die Kapelle zu den 7 Geschwistern, (entweder, wie Widmann will, die 7 Kinder der heil. Felicitas, oder die 7 Makkabäer) nach Herolt erbaut von den Eisenhut. Man fand dort kleine Hufeisen, farbige Töpfe, Gläser, Münzen. Eine edle Witfrau Eisenhuts v. Enningen soll mit ihren 7 Kindern oft zu dieser Kapelle gekommen, Almosen gegeben und die Landleute freundlich angesprochen haben. Nach Widmann wurde die Kapelle im Bauernkrieg zerstört, s. Herolt ed. Schönh. S. 21.

Die Kapelle ist heute noch besonders versteint. Die Steine tragen ein noch unbekanntes Wappen.

Unweit des Schalhofes am Bergabhang gegen den Kocher mitten in dickem Waldgestrüpp befindet sich das schon in den Kirchenbüchern von Braunsbach 1631 erwähnte sogen. alte Schloß. Da nach Widmann die Kapelle zu den 7 Geschwistern gerade unter dem „Knock“ des Schlosses Enningen lag, so ist hier der Burgsitz der Herren v. Enningen zu suchen. Doch war schon zu Widmanns Zeiten nichts mehr davon zu sehen als Gräben und Mauerreste.

Südlich vom Schalhof gegen die Orlacher Klinge bezeichnet „die alte Küche“ eine alte Niederlassung. Ein alter Graben ist noch sichtbar. Auf einem alten Bild von Braunsbach soll hier eine Burg eingezeichnet sein.

Die Haller Landheeg zog, heute noch theilweise in einem Strich Gehölz bemerkbar, zwischen Arnsdorf, Rückertshausen und der Ruine Bachenstein den Berg herab gegen Döttingen, dort in einem nahezu rechten Winkel sich gegen Süden wendend, den Kocher aufwärts zu der Kapelle, dann von West nach Ost sich wendend, bergauf oberhalb der Orlacher Klinge am Schalberg hin nach Orlach, so daß der Schalhof ausgeschlossen blieb. W. F. 7, 451.

Unter den Flurnamen ist außer den Kapelläckern nur noch der Schwendersbühl beim Schalhof, vom Volk Schwendersbibel genannt, zu bemerken.


Geschichte. Braunsbach, 1263 Brunsbach nach einem alten Herrn Bruno genannt wie der nahe gelegene Braunsberg (vgl. übrigens auch Braunoltswiesen auf der Höhe über Braunsbach im OA. Hall), hat eine wechselvolle Geschichte wie keine andere Gemeinde des Bezirks, welche leider bis zur Reformation nicht genügend durch Urkunden aufgehellt ist.

| Ursprünglich ohne Zweifel Eigenthum der Grafen von Rothenburg-Komburg, war Braunsbach später ein freiadeliger Besitz. Doch hatten die Schenken von Limpurg 1263 Lehen daselbst, wie auch noch bis 1541 den Kirchsatz alternirend mit Hohenlohe, ja noch 1746 ein Feldlehen. Als ihre Lehensleute erscheinen zuerst die Herren von Braunsbach, welche nach den Haller Chroniken ein Geschlecht mit den Stolzen waren und auch in Künzelsau ein Haus und Gefälle hatten, weshalb sich nach Herolt auch einige von Künzelsau nannten. Ihr Wappen, ein schräg getheilter Schild, halb silbern, halb blau mit einem ebenso getheilten Flügel (nach Herolt zwei Flügel), hat in den Grundzügen Ähnlichkeit mit dem der Sulmeister, s. die Herren von Künzelsau.

1351 sind die Eisenhut zu Hall Eigenthümer von Braunsbach. Aber auch die Herren von Gabelstein hatten hier Besitzungen. Reg. 1385.

1419 war Braunsbach in den Händen der Herren von Gosheim, welche es an die Herren von Weinsberg verkaufen. 1423 soll ein Hartlieb[2] Eigenthümer von Braunsbach gewesen sein (Teichmann nach Urkunden des ehemaligen Rentamts Braunsbach); jedenfalls aber waren in der Mitte des 15. Jahrhunderts die Göler die Hauptbesitzer. Im Jahr 1471 verkaufte Schweicker Göler Braunsbach an Konrad Spieß von Hall, bei dessen Familie es blieb bis zum Tod des letzten Spieß, Heinrich † 31. Okt. 1549. Doch hatte auch Hohenlohe Lehensgüter in Braunsbach, mit welchen z. B. 1430 Ulrich von Schrotzberg belehnt wurde und welche 1447 Konrad v. Schrotsberg gegen andere Güter geeignet wurden. Wib. 3, 77. OA. Gerabronn 214. s. auch Reg. 1491.

Die Stadt Hall hatte ebenfalls ansehnliche Güter und Gefälle hier, welche sie aber beim Vergleich von 1576 an die Herren von Crailsheim abtrat. Weiterhin hatten die Schletz, eine Haller Patrizierfamilie, (Reg. 1565) und seit 1263 die Johanniterkommende in Hall-Affaltrach Rechte und Einkünfte in Braunsbach. Von den Herren Spieß kam Braunsbach durch Erbschaft an die Herren von Crailsheim, welche das Schloß s. oben und die Kirche neu erbauten. Mit dem Tod des letzten männlichen Gliedes dieser Linie der Herrn von Crailsheim, Wolfgang, gieng das Rittergut Braunsbach mit Altenberg und Niedersteinach 1637| über an Wolfgangs Nichte, die Tochter seines Bruders Julius, Regine Barbara, verehlicht in zweiter Ehe mit Wolf Dietrich von Gemmingen, und deren Tochter erster Ehe, Helene Marie von Stetten, welche 1640 das Gut theilten, so daß Altenberg und Niedersteinach als selbständiges Rittergut an Dietrich von Gemmingen fiel, Braunsbach aber seiner Stieftochter Helene Marie zufiel.

Helene Marie von Stetten war damals schon verwitwet. Ihr Gatte Georg Sigmund v. Eyb mar schon 1632 gestorben. 1640 trat sie in die Ehe mit Joh. Kaspar v. Layen, der nun den Blutbann zu Braunsbach als kaiserliches Lehen empfieng, aber schon 1642 starb. Jetzt kam Braunsbach an Helenens dritten Gatten, Hans Georg von Lichtenstein 1644–63, unter dem Braunsbach eine glückliche Zeit hatte, in welcher die Wunden des Krieges heilten. Der Lichtensteinische Besitz wurde aufs heftigste angefochten von 2 Linien der Herren von Wolfskeel, von denen die Linie Reichenberg als Neffen der Gattin Wolfgangs von Crailsheim, Salome von Wolfskeel, auf Grund eines Legats Wolfgangs, die Linie Rottenbaur auf Grund einer Pfandschuld Wolfgangs, die ursprünglich auf Dünzbach angewiesen war, Ansprüche erhoben. Die Linie Wolfskeel-Reichenberg wurde auch wirklich 1666 vom Hofgericht in Rottweil in den Besitz des Ritterguts gesetzt.

Die Wolfskeel auf Reichenberg verkauften ihren so erlangten Besitz 22. Febr. 1673 an ihren Schwager Franz Johann Wolfgang von Vorburg, Herren zu Delsberg, kurmainzischen und würzburgischen Hof- und Regierungsrath und Oberamtmann zu Hartheim und Schweinburg. Helene Marie mit ihren beiden Söhnen Hans Georg von Lichtenstein und Franz Eberhard v. Layen starb eben um diese Zeit. Aber noch waren die Ansprüche der Herren von Wolfskeel zu Rottenbaur nicht befriedigt. Um seinen Besitz gegen alle Ansprüche von Seiten dieser Herren und der Erben der Helene Marie von Lichtenstein zu sichern, gab Herr von Vorburg das allodiale Rittergut dem Bischof Johann Hartmann von Würzburg als Lehen auf, aber die Herren von Wolfskeel-Rottenbaur erwirkten in ihrem Prozeß ein günstiges Urtheil und wurden durch den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach im Weg der Exekution in Besitz gesetzt. Jetzt bezahlte Herr von Vorburg die alte Schuldforderung, wurde auch vom Kaiser mit dem Blutbann zu Braunsbach belehnt und gab nun 24. Juli 1675 Braunsbach noch einmal an Bischof Peter| Philipp von Würzburg zu Lehen. Bis 1690 erschienen die Herren von Wolfskeel-Reichenberg noch als Mitbesitzer von Braunsbach (weil wahrscheinlich der Kaufschilling noch nicht erlegt war). Mit dem Tod des jüngeren Herrn von Vorburg, † 1712, fiel Braunsbach an den Lehensherrn, den Bischof von Würzburg, der es bis 1723 durch einen Amtsverweser verwalten ließ. 1715 hatte das Domkapitel dem Bischof Johann Philipp von Greiffenklau Braunsbach überlassen, der 1718 seinen Neffen Lothar damit belehnte, welcher es aber 1719 dem Hochstift gegen den Besitz von Büchold zurückgab. Aber 1723 gab Würzburg Braunsbach sammt Großeislingen OA. Göppingen wieder an Lothar Gottfried Heinrich v. Greiffenklau zu Vollraths, mainzischen Erbtruchseß und Oberamtmann zu Haßfurt und Eltmann, gegen dessen Güter zu Büchold und Zellingen.

1737 verpfändete Lothar von Greiffenklau Braunsbach wieder an das Domkapitel, in dessen Händen es keine glückliche Zeit erlebte. 1802 wurde Braunsbach mit den Ämtern Jagstberg und Haltenbergstetten an Hohenlohe-Bartenstein als Entschädigung für die Besitzungen in Oberbronn im Elsaß gegeben, um die Sekundogenitur Hohenlohe-Jagstberg zu gründen, und kam 1806 unter württembergische Staatshoheit.

Im Jahr 1567 gelang es den Herren von Crailsheim, von Kaiser Maximilian II ein eigenes Malefizgericht, Stock und Galgen für Braunsbach als Reichslehen zu erlangen und so den unbequemen Centverband (mit Döttingen?) zu durchbrechen.


Kirchliches. Der Baustil der Kirche zeigt, daß Braunsbach jedenfalls seit dem 12. Jahrhundert eine Pfarrkirche besaß und eine zum Kapitel Künzelsau gehörige Pfarrei war. Den Kirchsatz hatte Hohenlohe mit Limpurg alternirend bis 1541 und bekam ihn in diesem Jahr ganz für Abtretung des Kirchsatzes in Michelbach an d. Bilz Wib. 1, 133, trat ihn aber 1564 gegen den von Jungholzhausen an Hall ab, welches 1567 zu Gunsten der Herren von Crailsheim auf den Kirchsatz verzichtete (Morst. Lagerbuch). Die Reformation scheint schon frühe Wurzel geschlagen zu haben. 1529 traut Pf. Mart. Schmidt den bekannten Chronisten Joh. Herolt, Pfarrer zu Reinsberg, nach „christlicher“ Ordnung. 1550 heiratet eine Tochter des Pf. Schmidt den jedenfalls evangelischen Pfarrer Rorbach v. Wallhausen (Kirchenb. v. Reinsberg und Wallh.) Sicher ist weiter,| daß 1556 bei der hohenlohischen Generalkirchenvisitation als evangelischer Pfarrer Thomas Schuhmacher erscheint. Der Kirchsatz blieb fortan in den Händen der vielfach wechselnden Besitzer des Rittergutes. Schwere Zeiten traten für die Gemeinde ein, als sie 1672 in Herrn von Vorburg einen katholischen Oberherren bekam. Zwar gab Herr von Vorburg einen Revers, worin er vollständige Erhaltung des evangelischen Glaubens und Gottesdienstes versprach, ja der Gemeinde das Recht einräumte, selbst einen Pfarrer evangelischer Konfession zu berufen und zu präsentiren und für sich nur die private Übung des katholischen Glaubens außerhalb der Kirche verlangte. Herr von Vorburg machte sich sogar insofern um die evangelische Gemeinde Braunsbach verdient, als er das alte baufällig gewordene Pfarrhaus 1692–94 neu aufbauen ließ und auch für das Kirchengebäude Manches that. Unter dem Würzburgischen und Greiffenklauischen Regiment wurde allmählich die Baulast für Kirche und Schule von der Herrschaft auf die Gemeinde übergewälzt, der Receß und die Bestimmungen des westfälischen Friedens beiseitegeschoben und eine katholische Bevölkerung von außen hereingezogen und derselben das coexercitium publicum religionis catholicae gewährt. Man führte Prozessionen und Wallfahrten ein, kurz von 1740–90 war eine qualvolle Zeit für die evangelische Gemeinde unter dem würzburgischen Krummstab. Von 1607–1708 war auch Attenberg, das bisher Filial von Orlach gewesen war, nach Braunsbach eingepfarrt, wurde aber, als Benedicta Helene von Gemmingen dort eine eigene Pfarrei gründete, von Braunsbach wieder getrennt. Das Patronatrecht steht jetzt der Standesherrschaft Hohenlohe-Jagstberg zu. Früher kirchlich nur der Herrschaft als episcopus untergeordnet, kam die evangelische Pfarrei Braunsbach bei der Neuorganisation zum Dekanat Langenburg, 1821 zum Dekanat Ingelfingen und 1824 zum Dekanat Künzelsau.

Eine evangelische Schule bestand jedenfalls 1603. Von 1613–1717 und von 1735–1838 erbte sich das Amt von Vater auf Sohn resp. Schwiegersohn fort. Das Besetzungsrecht hat die Standesherrschaft Hohenlohe-Jagstberg.

Die katholische Gemeinde entstand aus kleinen Anfängen 1714 wurde der erste Katholik aufgenommen, 1727 auch im Schloß ein oratorium eingerichtet und die Pflege der wachsenden Gemeinde den Kapuzinern in Komburg, welche von Zeit zu Zeit einen Religiösen sandten, 1753 aber den Franciskanern in Kupferzell übertragen. 1791 wurde eine eigene Kuratie| geschaffen welche 1806 zur Pfarrei erhoben wurde. Dieselbe gehörte bis 1818 zum Landkapitel Krautheim, fortan zum Kapitel Amrichshausen.

Die Pfarrstelle besetzen alternirend der Bischof (bis 1858 der König) und der Fürst von Hohenlohe-Jagstberg.

Eine katholische Schule wurde zunächst in mehr privater Weise ca. 1754 gegründet und 1780 in dem Schloß untergebracht. Über die Entstehung der israelitischen Gemeinde fehlen nähere Data. 1673 gab es 4 Israeliten in Braunsbach. 1715 wurde über die Vermehrung der Judenschaft stark geklagt. Zu ihrer Beschränkung war ihnen schon früher nur gestattet, jährlich 12 Stück Rindvieh zu schlachten.

1832 wurde das Rabbinat Braunsbach errichtet, zu welchem die Oberämter Hall und Crailsheim und Theile der Oberämter Künzelsau, Gerabronn und Öhringen gehören. Die Rabbinen werden von der Staatsregierung ernannt.

Die israelitische Gemeinde erhielt 1867 von dem in Braunsbach geborenen Kaufmann Moses Löw Rosenstein eine Armenstiftung mit 10.000 fl. Rosenstein wurde aber auch der Wohlthäter der christlichen Gemeinde, für deren Arme er ebenfalls 10.000 fl. legirte.


Pfarrer: 1. Vor der Reformation: Walter Eisenhut 1343 Kirchherr (Haller Urk.). Hans Schmid 1458.

2. evang. Pfarrer: Martin Schmidt 1529–50. Wallh. u. Reinsb. Kirchenb. Thom. Schuhmacher 1548–63. Joh. Marstaller v. Forchheim, zuvor in Hall, 1564–93. Nicol. Wieland 1593–97. Joh. Agricola 1597. Dav. Vogelmann 1606. Joh. Wolfg. Weidner 1622–37. Joh. Theodorich Taurinus 1639. Leonh. Mich. Eberlin 1686. Joh. Veit Lautenbach 1735 (zuvor Schulmeister in Br.). Wilh. Albrecht 45. Joh. Chr. Lud. Esenbeck 46. Joh. E. Strebel 55. Joh. Wilh. Schmetz 60. Joh. Jac. Fr. Vogt 72. Dan. Fr. Chr. Heller 1818. C. Meßmer 31. J. G. Wenzelburger 36–51. Fr. Jul. Neudörffer 53–70. Emil Heintzeler 71. Herm. Mezger 77.

3. kathol. Pfarrer: N. Gräter 1783. Sev. Pfisterer 1794 bis 1820. Aq. Schneider 20. Joh. Leonh. Schumm 22. Ad. Dürr 29. Clem. Geist 34. Mich. Riegel 41. Jos. Herold 64. Fr. Ostertag 73. J. Ilg 78.

4. Rabbinen: Grünwald 1832; Frankfurter (Prediger in Hamburg 1840–66); Hirsch; Berlinger.


1255 Marquard de Brunsbach. miles. Jung miscell. 1, 8.

1263 22. März eignen Walter und Conrad, Schenken von Limpurg, den Johannitern in Hall einen Hof und Gehölze in Brunsbach, welche von ihnen Bertold, Ritter v. Brunsbach zu Lehen gehabt und ans Johanniterhaus gegeben. W. F. 9, 77.

| Auch in Orendelsall gab es ein Brunsbachsgut, Schönth. Jurisdiktb.

1360. Otto v. Brunsbach gehört nach Br. bair. Bez. Amt Fürth. Dornpentz ist Dormitz. Reg. b. 9, 16, 41.

1384. Elisabeth, Engelhard Unmuzzen Witwe, und Zürch v. Gabelstein, ihr Sohn, verkaufen an Hans Oheim zu Br. Bürger in Hall ihren Hof in Br. um 157 Pfd. H. W. F. 4, 200.

1385. Zürch v. Gabelstein verkauft 7 M. Weingarten zu B., welche von seiner Mutter Elisabeth herkommen, an Fritz Schreiber. Hall. Arch.

1419. Die Herrn v. Gosheim verkaufen alle ihre Güter zu Br. an Konrad v. Weinsberg. Öhr. Arch.

1458. Heinrich Eckart und Hans, Schmid Pfarrer zu Braunsbach, vertragen sich wegen einer Erbschaft in Niedernhall. Öhr. Arch.

1491. Kraft v. Hohenlohe belehnt Fritz Schletz zu Hall mit Gütern in Br. und dem halben Zehnten auf den 9 M. Weingärten des Herrn von Stetten zu Br. (Bauer).

1525 s. allg. Theil S. 239.

1530. Lienh. Pfahlheimer v. Braunsbach verschreibt den Pflegern des Lichts zu St. Nicolaus in Hall 6 Böhmisch jährl. Haller Arch.

1538. Herm. Spieß wehrt seinen Unterthanen, für die Haller Heeg zu arbeiten und Grabengeld zu geben, wie früher sein Vater Konrad. Haller Arch.

1540. Hein. Spieß, der wegen Abschaffung der Messe aus Hall gefahren war, zieht zu seiner Schwester, Seb. v. Crailsheim Witwe, nach Braunsbach und stirbt hier 31. Okt. 1549. Widmanns Chr. 21a.

1541 Tausch des Patronats s. oben.

1549. Die Söhne Sebastian v. Cr. erben Braunsbach von ihrem Oheim Heinrich Spieß.

1556. Pf. Thom. Schumacher besteht in der Visitation zu Öhringen ziemlich wohl. Das Pfarrhaus ist baufällig, dem Einsturz nahe. Öhr. Visitat.-Akten.

1560. Die Witwe Georgs von Crailsheim, Philippa v. d. Layen, erhält ihren Witwensitz in Braunsbach (Urk. der Herrn v. Crailsheim.)

1567 erhält Albrecht von Cr. in der brüderlichen Theilung das Rittergut Braunsbach.

1565 kauft Albrecht v. Cr. von seinem Vetter Ge. Schletz seine Güter in Br. um 2000 fl. Heintzeler.

1567 10. März Vertrag mit Hall vermittelt durch Ludw. Casimir und Eberhard von Hohenlohe, nach welchem die Herrn von Cr. alle Güter in der Landwehr abtreten gegen Güter von Hall in Braunsbach und Wind.-Brachbach etc.

1583 stehen die Bauern in Braunsbach in heftiger Zwietracht mit den Herrn v. Crailsheim, namentlich mit Albrecht. Sie finden einigen Schutz bei der Stadt Hall und lagern sich in dem benachbarten Geislingen. Mayer Coll.

1593 kommt Brunsbach nach dem Tode Albrechts v. Cr. unter Sequestration, zu deren Ausführung Graf Wolfgang v. Hohenlohe und Schenk Friedrich von Limpurg bestellt werden. Sebastian v. Cr. steht in heftigem Streit mit Hans Philipp v. Cr., der sich für seine Schwester, Albrechts Witwe, verwendet, welcher Albrecht die Nutznießung von Braunsbach testirt hatte. Sebastian wird vor das hohenlohische Mannengericht| geladen wegen Ehrenkränkung des Grafen Wolfgang. Mayers Collect.

1596 kommen mehrere neugeborne Kinder nach dem gemeinen Fehl und Lauf nicht zur Taufe (Wiedertäufer?). K.B.

1620 9. Mai Hochwasser. K.B.

1631 6. Dez. wird ein junges Weibsbild beim alten Schloß im Schalhofer Holz mit abgeschnittenem Hals gefunden. K.B.

1634 31. Aug. bis 25. Sept. ist der Pfarrer nach Hall geflüchtet, da die kaiserlichen Soldaten ringsum mit Plündern, Brennen und Morden erbärmlich hausen. Ein Bauer von Br. wird von den Soldaten im Winterberg ermordet, ein Mann vor dem Wirthshaus erstochen, ein Knecht in des Pfarrers Küche todt geprügelt gefunden. Ein Soldat vom Buttlerschen Regiment, der das Schloß plündern half, stirbt in Braunsbach 8. Nov. 30. Nov. wird ein Artillerist vom Regiment Künzenberger todt gestochen. Es starben in diesem Jahr 115 Personen. K.B.

1635 Soldaten vom Gallasschen Regiment im Quartier. K.B.

1636 wird ein Mann in der Habersaat von Piccolominischen Reitern getödtet und sein Pferd weggeführt. K.B.

1655. Der Organist erhält als Vergünstigung Wirthschaftsgerechtigkeit an den 4 jährl. Markttagen. Heintz. Ortschr.

1680 Frühjahr Hochwasser. K.B.

1696 erläßt die Herrschaft ein scharfes Edict gegen das Trinken, bes. gegen das Branntweintrinken. ib.


Schalhof, auf der Höhe des Schalbergs frei und hochgelegen, ist ein in jeder Beziehung zu Braunsbach gehöriger Hof, vom Mutterort 1,4 km entfernt; der Hof ist jetzt in 2 Güter getheilt und wird von 2 Familien bewohnt. Der Grundbesitz beider Höfe beträgt 1892/8 Morgen.

Schalhof (vielleicht nach Buck der Hof bei den Salweiden) gehörte der Grundherrschaft von Braunsbach, der Heuzehnte aber bis 1578 Hohenlohe. Westlich vom Schalhof lag das alte Schloß.

1578. Der Bauer auf dem Schalhof bekommt von Hohenlohe den Befehl, künftig den Heuzehnten an Albrecht von Crailsheim zu geben. Weik. Arch. Rep.

1731 gibt Herr von Greiffenklau den Hof in Erbbestand an Jak. Mack (Orig. im Schalhof).

1826 wird der Hof in 2 Güter getheilt.


Enningen, das alte Schloß westlich vom Schalhof am Abhang des Berges, soll den Eisenhut, welche sich Enningen nannten, gehört haben. Diese Familie führte einen blauen Helm im weißen Feld. Crus. 3, 94, nach Widmann W. F. 1854, 89 einen weißen Eisenhut.

Widmann berichtet von einem Kaufbrief Markolfs v. Bachenstein, der etliche Güter zu Enningen an einen Eisenhut verkauft habe. Sicher ist, daß man nicht nur das Schloß Enningen hieß, sondern auch die Kapelle darunter und die Wiesen ringsum. Z. B. 1371. Kraft| Bachenstein verkauft an Agnes v. Bachenstein 2 Pfd. Hellergeld auf einer Wiese zu Enningen. W. F. 9, 57. Die Haller Patrizier v. Nenningen scheinen gleich denen von Rinderbach ursprünglich von Gmünd herüber gekommen zu sein und von Nenningen OA. Geislingen zu stammen. Ob dieselben mit Enningen in Verbindung zu bringen sind, läßt sich erst nach Vergleichung des unbekannten Wappens derselben mit dem der Eisenhut entscheiden.



  1. Braunsbach besitzt eine fleißig gearbeitete, ausführliche Ortschronik von dem früheren evangel. Pfarrer, jetzigen Prof. Heintzeler in Stuttgart, Mscr., welche im Folgenden theilweise benützt ist. Von den Akten der Standesherrschaft Hohenlohe-Jagstberg waren die Prozeßakten um die Baulast zur Verfügung gestellt, dagegen konnte Urkundliches aus dem 15. und 16 Jahrh. nicht benützt werden.
  2. wenn er nicht Hartrach Truchseß v. Baldersheim ist.


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