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Beschreibung des Oberamts Kirchheim/Kapitel A 5

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« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Kirchheim Kapitel A 6 »
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V. Nahrungsstand.
1. Hauptnahrungsmittel.
Die Hauptnahrungsquellen sind: Ackerbau, Weinbau, Viehzucht, namentlich Schäferei, und Obstbau. Die Gewerbe | sind hauptsächlich nur in der Oberamtsstadt von einiger Bedeutung.


2. Vermögen.

Der Geldwerth des in den 3 ersten Tabellen verzeichneten Vermögens berechnet sich nach dem 20fachen Betrage des jährlichen Ertrages

a. an Grundeigenthum auf   6.406.732 fl.
 "   Gebäuden
"
3.068.804  "
 "   Vieh
"
512.210  "
Zusammen      9.987.746 fl.

Davon ist

a. steuerfrei:
Grundeigenthum   326.109 fl.
Gebäude 300.800  "
Zusammen      626.909 fl.
b. steuerbar:
Grundeigenthum 6.080.623 fl.
Gebäude 2.768.004  "
Zusammen      8.848.627 fl.

Das steuerfreie Vermögen an Grundeigenthum und Gebäuden verhält sich zu dem steuerbaren wie 1 : 14,2. Wird der Werth des Viehstandes dem steuerbaren Vermögen beigerechnet, so ergibt sich ein Gesammtwerth desselben von 9.360.837 fl. und als durchschnittliches Vermögen eines Einwohners 329 fl., ohne Vieh 311 fl.

Der Wohlstand der einzelnen Orte und Einwohner ist, da die Bevölkerung im Verhältnisse zu dem Boden zu groß ist und die Zerstückelung des letztern in einzelnen Gemeinden in das Weite geht, nur mittelmäßig. In der Oberamtsstadt dagegen findet sich ein vermöglicher Mittelstand. Die fatirten Privatkapitalien betrugen am 1. Juli 1840 2.767.340 fl. Gleichwohl sichert der ausgezeichnete Fleiß und die lobenswerthe Sparsamkeit der Einwohner den Meisten ein ordentliches Auskommen und einen erwünschten Kredit; wozu auch noch die ziemlich gleichmäßige Vertheilung der vorgenannten Hauptnahrungsquellen in der Art, daß auch in ungünstigen Jahren | wenigstens die eine oder die andere einen Ertrag gewährt, und die verdienstlichen Bemühungen vieler Ortsvorsteher um die öffentliche Verwaltung, wesentlich beitragen.


3. Wirthschaft.
A. Landbau.
a. Gewinnung von Mineralien.

Von den obengenannten vier Sandsteinbrüchen liefert namentlich der in der Nähe von Eckwälden befindliche sehr schöne Quader von Lias in reichlicher Menge. Die Sandsteine zu Gesimsen und Thürenbänken müssen jedoch von Ober-Ensingen, Altenrieth und Neckarthailfingen, OA. Nürtingen, die feineren von Rothenberg und Feuerbach, bei Stuttgart, bezogen werden. Kalksteine werden zu Öthlingen, Wellingen, Owen, Schlattstall, Zell und Ohmden gebrochen und zum Hoch- und Straßen-Bau verwendet; wogegen jene von Ochsenwang und Weilheim gebrannt werden. Eine Sandgrube ist bei Ochsenwang; Fluß- und Tuffstein-Sand werden häufiger benützt. Der Kies- und Lehm-Gruben, des Marmors, der Kalk- und Basalttuff-Steine und der Torfstiche ist oben gedacht worden. Die in den vorgedachten reichen Liasschiefergruben gebrochenen Fleinsplatten werden in die weite Umgegend, neuerlich bis in die Donaugegenden, verführt und zu Fußböden in Hausfluren und Küchen, sowie auch zu Tischplatten, Bänken, Einfassungen der bei dem Landvolk immer mehr Eingang findenden Kunstherde und sonst als Baumaterial verwendet.[1]

b. Pflanzenbau.
1) Verhältnisse des Feldbaues im Allgemeinen.
Über Größe, Vertheilung und Kulturarten der Bodenfläche geben die angefügten Tabellen besondere Nachweisungen. Die gesammte nutzbare und steuerbare Fläche mit Einschluß der Waldungen beträgt nach dem Ergebniß der Landesvermessung | 48.6323/8 Morgen. Nach dem provisorischen Steuerkataster war dieselbe Fläche zu 44.948 Morg. 11/2 V. angenommen. Das ungebaute Land (Weiden und Öden) verhält sich zu dem gebauten wie 1 : 5,7 oder nahe 1/7 der Gesammtfläche, ausschließlich der Waldungen, ist unkultivirbar. In dem angrenzenden Oberamte Urach ist dieses Verhältniß wie 1 : 3,3. Überdieß ist zu bemerken, daß seit der Landesvermessung sehr viele Allmanden auf der Alp angebaut worden sind. Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Menschen 2,2 Morgen, auf 1 Stück Rindvieh 6,2 Morgen auf 1 Pferd 99,8 Morgen.

Aus den Tabellen ist zu ersehen, wie sich diese Verhältnisse auf die einzelnen Gemeinden vertheilen. Das Verhältniß sämmtlicher Kulturarten unter sich, Gärten und Länder als Einheit angenommen, ist folgendes:

  Gärten und Länder  1,0
Äcker 6,0
Wiesen 4,9
Weinberge 0,3
Waldungen 5,4
Von der gesammten Bodenfläche kommen auf
Gärten und Länder 4,9 Proct.  
Äcker 29,3
"
Wiesen 24,2
"
Weinberge 1,6
"
Waldungen 26,4
"

Von den fehlenden 13,6 Procent kommen auf Weiden und Öden 10,5, auf Straßen und Wege 2,1 und der Rest mit 1,0 auf Gebäudeareal, Flüsse, Bäche und Steinbrüche.

Vertheilung und Eigenthum. Von 55.0112/8 Morgen nutzbaren Landes (mit Ausschluß der Weiden und Öden) besitzt der Staat 6.3787/8 Morgen, die Grundherren 174/8 Morgen, die Gemeinden und Stiftungen 89692/8, der Rest mit 39.6455/8 Morgen ist Eigenthum der Privaten. Das Grundeigenthum ist in 88.419 Parzellen vertheilt; es kommen daher von dem Gesammt-Grundeigenthum auf 1 Parzelle 0,7 oder etwas über 2/3 Morgen. Im Oberamte Urach kommen auf 1 Parzelle 1,1 Morgen. Geschlossene größere Güter | sind außer den Staatsdomainen Randeck und Hinterburg nicht im Bezirke, und die Eigenthumsrechte sind ungetheilt (s. unten). Die größte Zerstückelung findet in Brucken und Ober- und Unter-Lenningen statt. Der Anbau ist durch den Fleiß, die große Zahl der Bewohner und die rastlosen Bemühungen des dermaligen Oberbeamten hoch gesteigert. Zwar sind die an der Alp liegenden Weiden nicht leicht kulturfähig; dagegen ist aber in den Thälern nicht wohl ein ungebautes Fleckchen Landes zu finden. Selbst in den Alporten wird aller kulturfähige Boden gebaut, und viele den Orten Ober- und Unter-Lenningen zugehörige Alpgüter, deren Eigenthümer man vor der Landesvermessung nicht gekannt hatte, weil ihre Bebauung von dem Thale aus sehr beschwerlich war, sind nun durch Vergleiche wieder bestimmtes Eigenthum geworden und werden jetzt größerntheils angebaut. Die Stallfütterung ist, wie die Ortsbeschreibung zeigt, in 7 Gemeinden ganz eingeführt, in 7 Gemeinden besteht Halb-Stallfütterung, und auch da, wo selbst diese wegen örtlicher Verhältnisse nicht leicht ausführbar ist, wird von vermöglichen Bürgern nicht ausgetrieben. Durch zweckmäßige Einrichtung der Dungstätten ist seit etwa 10 Jahren fast allgemein die Gülle, welche bis dahin die Orte verunreinigt hatte und verloren gegangen war, zu Ehren gekommen, und wird jetzt, nach Bekämpfung vieler Vorurtheile, ihr großer Nutzen anerkannt. In den 3731 besetzten Stallungen waren zu Anfang 1841 3452 meist ganz gute Dungstätten mit ausgemauerten Güllenlöchern angelegt, wodurch nach angestellten Berechnungen jährlich 27.616 Eimer Gülle gewonnen werden, die der Produktionskraft von 6.901 Wagen Düngers entsprechen. Ein landwirtschaftlicher Verein (s. u.) hat sich aber erst im verflossenen Jahre gebildet. Wegen ihrer dießfälligen ausgezeichneten Bemühungen erhielten in den Jahren 1832, 1836 und 1841 die Ortsvorsteher Klett von Bissingen, Pfau von Schopfloch, Süß von Öthlingen, Esenwein von Jesingen, Mößner von Nabern, Fuchs von Ober-Lenningen und Übele von Ohmden | Ehrenmedaillen, oder Preise, und Faber von Weilheim und Wall von Zell öffentliche Belobungen. Außer dem gewöhnlichen Dünger wird fast in allen Orten sehr häufig mit Gyps, Asche, Torfasche etc. gedüngt. Das Brennen der Felder findet nicht statt.

Werth und Ertrag. Die Güter-Preise haben sich seit Einführung des Pfandgesetzes bedeutend gehoben. Im Durchschnitte kostet 1 Morg. Weinberg 150–400 fl., 1 Morg. Acker 200–500 fl., 1 Morg. Wiesen 200–600 fl., 1 M. Gras- und Baum-Garten 300–700 fl. Am höchsten sind die Preise im Lenninger Thale, namentlich in Gutenberg, am niedrigsten in Ochsenwang und Schopfloch.

Der Reinertrag und der im zwanzigfachen Betrage desselben angenommene Kapitalwerth sämmtlicher Theile der Bodenfläche berechnet sich folgendermaßen:

Reinertrag pr. Mgn. Kapital.
Gras- und Baumgärten 13 fl. 06 kr.
(262 fl. 0– kr.
Weinberge 09  " 25  " (mit Zehnt. (188  " 20  "
11 fl.) (220  ")
Küchengärten und Länder 06  " 58  "
(139  " 20  "
Wiesen 06  " 48  " (mit Zehnt. (136  "
8 fl. 23 kr.) (167  " 40  ")
Äcker 04  " 44  " (mit Zehnt. (094  " 40  "
5 fl. 31 kr.) (110  " 20  ")
Waldungen 01  " 57  "
(039  " 0–  "

Werden Gärten, Äcker, Wiesen und Waldungen zusammengerechnet, so beträgt der Reinertrag eines Morgen Landes im Durchschnitt (ohne den Zehnten) 5 fl. 36 kr. und der Kapitalwerth mit Zehnten und Gülten 113 fl. 12 kr. Der Reinertrag im Ganzen berechnet sich auf 311.372 fl. 10 kr., und abzüglich des Zehntens und des steuerfreien Bodens zu 266.847 fl. 31 kr.; nach der Aufnahme des provisorischen Katasters war dieser Reinertrag zu 251.660 fl. 18 kr. berechnet.


2) Einzelne Kulturen.
a) Ackerbau. Der Flächenraum beträgt nach dem Ergebnisse der Landesvermessung 18.6316/8 Morgen; davon | gehören dem Staat 1657/8 Morgen, dem Adel 10 Morgen, den Korporationen 536 Morgen. Das gewöhnliche Wirthschaftssystem ist die Dreifelderwirthschaft; nur auf der Alp sind noch Wechselfelder. In den Orten Kirchheim, Owen, Dettingen und Gutenberg besteht zu einem kleinen Theil freie Wirthschaft. Der Anbau der Brache ist sehr bedeutend; wohl 5/6 derselben wird gebaut. Der Ackerbau ist beinahe durchaus in sehr gutem Stande. Der alte Pflug wird noch etwa zu 2/3 gebraucht, 1/3 der Pflüge sind Suppinger und Brabanter. – Die Bespannung geschieht größtentheils mit Ochsen und Kühen. Gewöhnlich genügen hiefür 2 Zugthiere. Die Joche weichen neuerdings den Kummeten. – Die Eggen sind meistens noch von Holz. Walzen, steinerne und hölzerne, sind beinahe in allen Orten von den Gemeinden, in größern auch von Privaten, angeschafft. – Die Frucht wird mit der Sichel geschnitten und mit dem Flegel gedroschen. Die hauptsächlichsten Gegenstände des Anbaues sind: Dinkel, Haber, Waizen, Einkorn und Dinkelmischling, und Sommergerste. – Von Hülsenfrüchten werden hauptsächlich Ackerbohnen gebaut; Welschkorn in Menge. Der Bau der Kartoffeln, die in einigen Orten von vorzüglicher Qualität sind, hat überall statt. Über ihre Einführung s. unten bei Kirchheim und Gutenberg. Kraut wird wenig gebaut, dagegen viele Angersen. Von Hopfen sind nur einige ganz kleine Pflanzungen in Kirchheim und Owen. Flachs wird hauptsächlich nur in Roßwälden und Öthlingen, Hanf dagegen fast aller Orten in den Ländern gebaut, er zeichnet sich aber nicht aus. Der Bau der Ölgewächse besagt wenig; Reps findet sich beinahe gar nicht. Dagegen wird rother und dreiblättriger Klee sehr viel gebaut; ewiger nicht so viel; Wickenfutter und Esper selten. Das Erzeugniß von Kleesamen ist von Belang. Durchschnittlich ist im Oberamtsbezirke dem Morgen nach der Betrag |
der Aussaat   des Ertrags
Dinkel   8 – 9 Sri. 6 – 8 Schfl.
Gerste 5 – 6   " 4 – 6     "
Haber 5 – 0   " 5 – 0     "

Der jährliche Reinertrag des steuerbaren Ackerfeldes ist nach dem Kataster angegeben zu 84.553 fl. 30 kr. Mit Einrechnung von 1/6 für den Zehnten ist er aber 98.645 fl. 45 kr.

b) Dem Gartenbau, mit Einschluß der Länder, werden 3121 Morgen gewidmet. Namentlich in der Oberamtsstadt wird er lebhaft betrieben. Kunst- und Handelsgärtnerei aber findet nicht statt, und außer dem kleinen, aber schönen Garten des Schlosses in Kirchheim, in welchem über den Kasematten die größten Ulmen und Linden stehen, sind keine besonders bemerkenswerthe Gartenanlagen im Bezirke. Der Reinertrag der Gärten und Länder ist nach dem Kataster 64.037 fl. 35 kr.

c) Wiesenbau. Der Flächenraum der Wiesen beträgt 15.4054/8 Morgen; davon sind Eigenthum des Staats 3503/8 Morgen, des Adels 73/8 Morgen und der Körperschaften 5224/8 Morgen. Zweimädig sind 74225/8 Morgen, einmädig 8016/8 Morgen, Obstbaumwiesen 65336/8 Morgen und Holzwiesen (mit Waldbäumen und Gebüsch) 5973/8 Morgen. Mäder und Holzwiesen finden sich hauptsächlich nur in Schopfloch und Ochsenwang. Die Wiesen, einschließlich der Gras- und Baum-Gärten, verhalten sich zu den Äckern wie 100 : 83; und es besteht nahezu die Hälfte der dem Feldbau gewidmeten Fläche aus Wiesen. Sie sind beinahe durchaus gut. Wässerungen finden in den meisten Thälern, wo auch in der Regel dreimal gemäht wird, statt. Die Wässerung beruht jedoch meistens nicht auf einer Berechtigung, sondern auf Vergünstigung und muß deßwegen eingestellt werden, wenn die Mühlen Noth leiden würden. Die Heuernte beginnt Ende Junius. Zweimädige Wiesen geben im Durchschnitt einen Ertrag von 24 Centner Heu und 12 Centner Öhmd, einmädige von 20 Centner Heu. Die steuerbaren Wiesen gewähren nach dem | Kataster einen jährlichen Reinertrag von 72.415 fl. 47 kr. und mit Hinzurechnung des Zehentens von 80.461 fl. 59 kr.
d) Weinbau. Das Areal der Weinberge beträgt 10343/8 Morgen, sämmtlich Privaten gehörig, mit Ausnahme einiger Morgen in Bissingen, welche als Gemeindetheile zur Nutzung ausgegeben sind. Der Weinbau wird in Kirchheim, Dettingen, Owen, Weilheim und Bissingen in größerem, in Brucken, Jesingen, Öthlingen, Hepsisau, Notzingen, Neidlingen und Unterlenningen in geringerem und in Ober-Lenningen, Nabern, Holzmaden und Roßwälden in ganz kleinem Umfange betrieben. In Gutenberg findet er schon nicht mehr statt; auch Lindorf, Ohmden und Zell haben keine Weinberge. Die Weinberge liegen fast durchaus an etwas steilen Bergabhängen, haben jedoch selten Mauern. Sie werden in der Regel bezogen und, nach der Beschaffenheit des Bodens, alle 3–6 Jahre gedüngt. Die Hauptrebsorten sind: Silvaner, Elben, Drollinger und Gutedel; die Putzscheeren sind beinahe überall ausgerottet, und auch in Kirchheim, wo sich noch die meisten finden, machen sie allmälig besseren Sorten Platz. Die Erneuerung geschieht nach etwa 20–30 Jahren. Der Ertrag ist durchschnittlich 4 Eimer vom Morgen. – Um zunächst in Kirchheim und dann auch in der weitern Umgegend für bessern Bau der Weinberge, Anlegung von Mauern und Aufnahme geeigneterer Rebsorten zu wirken, wurde in Kirchheim im Jahr 1828 von einer Privatgesellschaft ein Muster-Weinberg von etwa 3/4 Morgen angelegt und vor 4 Jahren ein besonderer Weinberg von 11/2 Viertel von Oberamtmann v. Knapp ganz mit Asmanshäußer Clevnern bepflanzt. Auch in Bissingen wurden von Ortsvorsteher Klett und Revierförster Zaiser größere Muster- und Versuchs-Weinberge angelegt. Nur in der Periode von 1831 bis 1840 sind von der Weinverbesserungsgesellschaft 254.320 Schnittlinge von edleren Rebsorten bezogen und gepflanzt worden, und zwar hauptsächlich Clevner, Traminer und Gutedel, da die Rißlinge hier nicht getaugt haben. Der Wein selbst ist von mittlerer Qualität; indeß | wächst in Owen, wo besonders fleißiger Bau ist, in Dettingen, Weilheim, Bissingen und Hepsisau in guten Jahren ein recht wohlschmeckender Wein, der jedoch, besonders gute Jahrgänge ausgenommen, für längere Zeit nicht auf das Lager taugt. Ausgezeichnet, besonders an Stärke, und noch jetzt bedeutend mehr als sehr gute Unterländer wägend, sind die Weine von Owen, Bissingen etc. vom Jahre 1834. Ihr Gewicht war nach dem Ablassen 8 und ist noch gegenwärtig 7 Grad. Der Preis ist, im Verhältnisse zu dem der Unterländer Weine, hoch zu nennen; die Nähe der Alp und die in die Herbstzeit fallende allgemeine Kirchweihe in den Alporten bewirken einen durchschnittlichen Erlös von 22 fl. vom Eimer. – Der Weinbau ist, wie die Ortsbeschreibung zeigt, von sehr hohem Alter. Der Reinertrag ist im Kataster zu 12.332 fl. 51 kr. und mit Einrechnung des Zehntens zu 14.388 fl. 19 kr. angenommen.
e) Obstzucht. Die Baumgärten und Baumwiesen betragen zwar nach dem Kataster nur 398 Morgen; dazu kommen aber noch die Baumäcker, welche unter den 1703 Morgen Küchengärten und Ländern begriffen sind und nicht ausgeschieden werden können. Die Bergabhänge gegen die Thäler und zum Theile diese selbst, so namentlich das Lenninger-, Neidlinger- und Bissinger-Thal, bilden ganze Obstbaumwälder. In den beiden erstgenannten sind hauptsächlich die Kirschen zu Hause, die bis Ulm, Augsburg und München in Menge verführt werden, und in vorzüglichen Jahren in Dettingen, Owen etc. einen Ertrag von je 12.000 fl. gewähren. Auch wird im Bezirke, zumal im Lenninger Thale, vieler und vorzüglicher Kirschengeist gebrannt. Äpfel und Birnen werden auch in großer Menge gepflanzt und theils grün verkauft, theils gemostet. Zwetschgen werden viele gedörrt und gebrannt. Die Nußbäume gedeihen gleichfalls sehr gut. Die Gemeinden selbst haben zum Theil sehr schöne, meist seit 1834 angepflanzte, Obstbäumgüter, die noch bedeutend vergrößert werden und ihren Kassen namhafte Einnahmen gewähren. Außer den Allmanden, auf welchen | einzelne Obstbäume stehen, sind bereits 380 Morgen zu Gemeindebaumgütern angelegt, worauf etwa 12.000 Obstbäume stehen, jene, womit alle Land- und Vicinal-Straßen, außer denen der Alporte, besetzt sind, nicht gerechnet. – Ordentliche Baumschulen sind, außer Bissingen, wo eine solche vor einigen Jahren mit 730 veredelten Stämmen angelegt wurde, keine im Bezirke. – Erwähnung verdienen aber auch die zwei schönen Plantagen von hochstämmigen Maulbeerbäumen, welche zum Betriebe der Seidenzucht in der Paulinenpflege zu Kirchheim sich befinden und wo auch eine Obstbaumschule angelegt wird. – Der Obstbau ist von hohem Alter. Schon die Stiftungsurkunde über das nahe gelegene Kloster Wiesensteig vom Jahr 861 spricht von Obstgärten (pomariis). Sehr drückend war für die Bewohner des Lenninger Thales das aus Rücksichten auf den Weinhandel gegebene Generalrescript vom Jahr 1665, welches die Bereitung des Obstmostes verbot; denn einer Bitte derselben von dem genannten Jahre „ihren reichen Obstsegen zu eigenem Getränk mosten zu dürfen,“ wurde nicht Statt gegeben.
f) Waldbau.[2] Das Areal der Waldungen beträgt nach dem Ergebnisse der Landesvermessung 16.8185/8 Morgen, nämlich: Laubwald 16.7776/8 Morgen, Nadelwald 111/8 Morgen, gemischte Bestände 296/8 Morgen; davon gehören dem Staat 57896/8 Morgen, dem Adel 0, den Korporationen 6815 Morgen, den Privaten 42137/8 Morgen. Die Waldungen verhalten sich zur Gesammtfläche des Oberamts wie 1 : 3,8 oder etwas mehr als der fünfte Theil der letzteren besteht aus Waldungen. Auf den Kopf kommen etwa 9/16 Morgen. Große zusammenhängende Waldungen sind nicht vorhanden, da die Hölzer meistens in vielen Parcellen, von 912 Morgen bis zu 8 Morgen zerstreut liegen; doch verdienen als hervorragende Waldpunkte der Teckberg und der Aichelberg im Revier Bissingen, so wie der Hochbuch und | die Wielandsteine im Revier Unter-Lenningen, Erwähnung. Sämmtliche Waldungen bestehen, mit Ausnahme einiger unbedeutender Nadelholzsaaten und einzelner Fichtenhorste in den Gemeindewaldungen von Kirchheim und Dettingen, aus Laubwald, worin fast durchgehends die Buche vorherrscht, jedoch mit den meisten in Deutschland wild wachsenden Laubhölzern, namentlich mit Ahorn, Ulmen, Eschen, Aspen, Linden, Hainbuchen, Erlen bald mehr, bald minder stark vermischt; namentlich findet sich in vielen Distrikten noch ein großer Vorrath von Eichen vor. Der Boden zeigt sich fast durchgängig für den Holzwuchs günstig und besteht in den Revieren am Fuß der Alp aus den verschiedenen Abstufungen des Lehms, Mergels und Sandes, hie und da mit Steinen gemengt.

Die Lage der Waldungen am Fuß der Alp gegen den Neckar und die Fils ist ziemlich eben; dagegen bilden die höher an den Vorbergen der Alp gelegenen Waldungen, besonders in den Revieren Bissingen und Unter-Lenningen, zum Theil sehr steile Gebirgswände, die mühsam zu begehen sind. – Bedeutender Insectenschaden in den Waldungen ist nicht erinnerlich, nur die Maikäfer haben in einzelnen Jahrgängen dem Wachsthum der Eichen durch das Abfressen der Blätter derselben geschadet. Der Zustand der Waldungen ist gut und wird sich immer noch besser gestalten, da auch bei dem größern Theil der Gemeinden und bei vielen Privaten ein reger Eifer zu Emporbringung und Veredlung der Waldungen erwacht ist, welch letzteres sich schon daraus ergibt, daß keine Ödungen von irgend einem Belang vorhanden sind. (S. auch hienach.)

Nur bei etwa 1/3 der Staatswaldungen[3] ist die Hochwaldwirthschaft, vorläufig mit einem 60- bis 80jährigen | Umtrieb, durch regelmäßige Schlagstellung eingeführt; die übrigen 2/3 werden als Mittelwald mit 40jährigem und als Niederwald mit 30jährigem Umtrieb bewirthschaftet. Auch bei den Gemeindewaldungen ist nur ein kleiner Theil der Waldfläche, namentlich bei der Gemeinde Dettingen mit einer vorbereitenden Umtriebszeit von 60 Jahren zu Hochwald bestimmt; der übrige bei weitem größere Theil der Gemeindewaldungen, so wie die Stiftungs- und Privat-Waldungen werden theils als Mittelwald zu 40jährigem, theils als Niederwald zu 30jährigem und etwa 226 Morgen der Stadt Kirchheim als Eichen-Schälwald zu 20jährigem Umtrieb behandelt. In der Bewirtschaftung der – verschiedenen Besitzern gehörigen Waldungen findet keine große Abweichung statt, und es wird der Betrieb der nicht dem Staate zustehenden Waldungen nach denselben Regeln geleitet, wie bei den Staatswaldungen. Nur in den kleineren Privat-Waldparcellen, in welchen keine eigentlichen Schläge anwendbar sind, wird gefimmelt. Ausrodungen sind bis jetzt selten und nur bei unbedeutenden Waldparcellen vorgekommen; dagegen haben namentlich die Gemeinden Bissingen und Öthlingen neue Waldanlagen unternommen. Der Ertrag darf bei den vorangeführten Wirthschaftsarten und Holzgattungen durchschnittlich angenommen werden:

A. bei Hochwaldungen bei 60- bis 80jährigem Umtriebe vom Morgen

45 Klafter und 400 Wellen als höchster,
36      "       " 400       "      " mittlerer,
25      "       " 400       "      " niedrigster.

B. bei Mittel- und Niederwaldungen bei 30- bis 40jährigem Umtriebe vom Morgen

12 Klafter und 300 Wellen als höchster,
10      "       " 350       "      " mittlerer,
03      "       " 275       "      " niedrigster.

Von der Hauptnutzung werden etwa 4/5 zu Brennholz, das übrige 1/5 aber zu Bau- Werk- und Nutz-Holz verwendet.

| Als Bauholz wird in Ermanglung von Nadelholz die Aspe gebraucht, zu Werk- und Nutz-Hölzern aber der größere Theil des Erzeugnisses an Eichen, Ahorn, Eschen und Ulmen, welch letztere 3 Holzgattungen besonders die an den Abdachungen und Vorsprüngen der Alp liegenden Waldungen im Revier Bissingen in vorzüglicher Qualität liefern. Mit diesen Nutzhölzern wird auch ein nicht unbedeutender Handel getrieben und ein Theil derselben an das kön. Arsenal in Ludwigsburg verkauft. Der Durchschnittsertrag der im Oberamt liegenden Staatswaldungen von den Revieren Bissingen, Kirchheim, Unter-Lenningen und Schlierbach beträgt nach der Fällungsnachweisung von 1839/40 an Holz 974 Klafter und 31.200 Wellen und an Geld 20.392 fl. Überdieß ist der jährliche Ertrag des Torfstiches bei Schopfloch 375 Klft. Buchen-Holz gleich zu achten. Die Köhlerei ist nicht von Belang und nur hie und da verkohlen einzelne Privaten die aus ihren Waldungen erhobene geringe Nutzung. Der Bedarf an Kohlen wird daher aus benachbarten waldreicheren Forsten bezogen. Die Nebennutzungen im Forstbezirke sind namentlich: Laubstreu, Gräserei, Weide, Mast, Rinde. Die Laubstreunutzung wird wegen Mangels an Stroh in den nicht dem Staate zustehenden Waldungen, besonders in den Privatwaldungen, öfters bis zur Erschöpfung des Bodens, ausgedehnt; weniger ist dieses mit dem Grasen der Fall, welche Nebennutzung nur in futterarmen Jahren und von den Orten am Fuß der Alp betrieben wird, jedoch ohne Nachtheil für die Bestände. Auch die Waldweide ist der Stallfütterung wegen von keinem Belange; nur auf Mädern und Weidplätzen wird das Weiden noch ausgeübt. In Betreff der Gewinnung der Eicheln und Bucheln ist anzunehmen, daß nur alle 8–10 Jahr eine vollständige Mast geräth. Was aber die Rinde betrifft, so ist ihr Ertrag sowohl in den Staatswaldungen als in den meisten Gemeinde- und Stiftungs-Waldungen nicht unbedeutend; die Eichenrinde wird in neuester Zeit gewöhnlich auf dem Stamm an die Gerber | im Aufstreich verkauft. Dem Staat steht nur in seinen eigenen Waldungen das Ackerichrecht zu, indem die Gemeinden und Privaten dieses – früher dem Staat zugestandene Recht in ihren Waldungen im Jahr 1834 abgelöst haben. Die übrigen Nebennützungen, als Harz, Theer, Potasche, Kienruß, Besenreis, Haselnüsse, wildes Obst, Beere, Sauerklee etc. kommen entweder gar nicht oder so unbedeutend vor, daß sie keine Erwähnung verdienen. Farbkräuter werden blos in dem Revier Bissingen gewonnen. Der Transport des Holzes geschieht nur auf der Achse und finden sich Flösserei-Einrichtungen im Oberamtsbezirk nicht vor. Das erzeugte Holz wird größtentheils an die Forst-Insassen selbst zu Deckung ihres hiedurch nicht einmal vollständig befriedigten Bedarfs abgesetzt, und nur ein kleiner Theil wird auf die benachbarten Holzmärkte in Eßlingen, Canstatt und Stuttgart gebracht.

Im Verhältniß zu dem Unterland stehen die Holzpreise hier und in der Umgegend hoch, indem für die Klafter Buchen Scheiterholz 16 bis 18 fl. und für 100 buchene Wellen 15 bis 19 fl. und darüber bezahlt werden. Eben so hoch sind auch die Revierpreise des weichen Laubholzes; denn die Klafter Birken Scheiterholz wird mit 15–17 fl. und Aspen Scheiterholz mit 10–12 fl., das 100 weichgemischte Wellen aber mit 12–14 fl. im Walde bezahlt. Noch in dem Jahr 1800 kostete die Klafter Buchenholz 6 fl. 30 kr. bis 8 fl. das 100 buchene Wellen 5 fl. 30 kr., und in dem Jahr 1750 belief sich der Preis für die Klafter Buchenholz nur auf 2 fl. bis 2 fl. 30 kr. und für 100 buchene Wellen auf 1 fl. 30 kr. und 2 fl. Nach den Versteigerungs-Resultaten von 1839/40 zeigen die Holzpreise durchschnittlich auch keine Neigung zum Fallen.

Waldberechtigungen besitzen: die Lehenmühlen zu Kirchheim, Dettingen und Owen, zu Stamm- und Brenn-Holz. Den Gemeinden Aichelberg und Eckwälden wird Brennholz; den Gemeinden Zell, Aichelberg und Eckwälden, welche zur vormaligen Zeller, nun einen Theil des Reviers | Bissingen bildenden, Huth gehörten, sowie den Gemeinden Neidlingen und Ohmden und der im Oberamte Göppingen gelegenen Gemeinde Hattenhofen, wird Laubstreu aus Staatswaldungen gegeben. Die Gemeinde Hepsisau bezog bisher aus den auf ihrer Markung liegenden Staatswaldungen Lese-Holz und Afterschlag-Holz vom Stamm-Holz.[4] Was sodann die nur wenigen Weideberechtigungen in den Staatswaldungen betrifft, so verlieren diese überhaupt immer mehr ihre frühere Bedeutung, da, wie schon bemerkt, die Stallfütterung mehr und mehr eingeführt und das Vieh seltener ausgetrieben wird.

Der Staat dagegen hat das Holz-Zehentrecht in den Waldungen der Gemeinden Lindorf, Notzingen und Wellingen. Auf den Antrag der Gemeinde Öthlingen ist dieses Recht in ihren Waldungen in einem 20fachen Betrag mit 360 fl. 59 kr. am 21. Oktober 1840 abgelöst worden (s. auch Kirchheim).

Die Waldfrevel sind, namentlich in der Nähe von Kirchheim von Bedeutung, und es fallen hier viele grobe und nächtliche Holzexcesse, besonders Entwendungen von stehendem grünem Holz, namentlich durch ärmere Bezirksangehörige, in den Wintermonaten vor. Da jedoch die Excedenten zum Theil mehr durch eigenes Holzbedürfniß, als aus Gewinnsucht zum Holzstehlen veranlaßt werden, so ist beim Betreten derselben selten eine Widersetzlichkeit zu erwarten. Weide- und Laub-Frevel sind ohne Bedeutung. Überhaupt darf man annehmen, daß gegen früher sämmtliche Waldexcesse im Abnehmen sind.

Obwohl der Ertrag der Waldungen beinahe ganz zu Deckung der Holzbedürfnisse der Oberamtsangehörigen verwendet wird, und obwohl der Holzertrag von Obstbäumen, Weinbergen, Mädern und mit Holz bewachsenen Weiden nicht unbedeutend ist: so wird doch noch Holz theils aus dem Wiesensteiger Revier, theils auf der Alp aufgekauft, und die | Holzkonsumtion übersteigt die Produktion, ohne daß sich Holz verzehrende Fabriken hier oder in der Nähe befinden. Übrigens gewährt der ärmeren Klasse die unentgeldliche Überlassung des Raff- und Lese-Holzes in den Staatswaldungen eine große Unterstützung.

Vorstehendem fügen wir noch einige Bemerkungen über die Bewirthschaftung der Korporations-Waldungen insbesondere bei. Obgleich dieselben häufig den größten Vermögenstheil der Gemeinden bilden, so sind sie doch früher theilweise sehr vernachläßigt worden; und erst neuerlich ist es dem Oberbeamten gelungen, einen besseren Zustand zu begründen. Es wurde von demselben im Einverständnisse mit den Ortsbehörden 1837 ein Techniker mit Fertigung von Waldbeschreibungen, Nutzungs- und Kultur-Planen und Vorschlägen zu Abstellung von Mißständen und Einführung von Verbesserungen in allen Korporationswaldungen, welche über 100 Morgen umfassen, die sofort der königl. Finanzkammer zur Genehmigung vorgelegt wurden, ferner mit Vornahme alljährlicher Visitationen dieser Waldungen, sowie auch 1840 mit Abfassung kurzer Anleitungen zu Behandlung der kleineren Korporationswaldungen, beauftragt; auch wurden unter der Leitung des Oberbeamten Beschlüsse über Abstellung verschiedener Mißstände und Einführung von Verbesserungen herbeigeführt. Die Ergebnisse der jährlichen Visitationen waren bis jetzt größtentheils ganz günstig.

Es ergab sich namentlich:

1) daß die Ortsvorstände und Waldmeister, über die Behandlung des Waldes besser belehrt, mehr Interesse für denselben erhielten;

2) daß die genaue Einhaltung der Wirthschaftsplane gesichert ist und sowohl von den Forstbehörden als von dem Oberamte kontrolirt werden kann;

3) daß sowohl in den Waldungen als in den hinzugeschlagenen Plätzen zweckmäßige Kulturen durchgeführt sind;

4) daß die nöthigen Nachhiebe stattfinden; und

5) die Waldungen durch viele tausend Ruthen lange Gräben geschützt werden;

| 6) daß für die geordnete Aufbereitung des Holzes durch tüchtige Leute gesorgt und das Holz-Aufmachen durch ganze Bürgerschaften abgestellt; daß

7) für die bessere Schonung der Waldungen durch Einschränkung und Fixirung der Laub- und Holz-Tage, durch geschärftes Verbot der Führung von Waffen bei dem Lesen dürren Holzes, vorzüglich durch große Beschränkung des Erntwiedenschneidens und Beschlüsse über dessen gänzliche Abstellung in zwei Jahren, bis wohin mehr Roggen gebaut werden muß, und durch Beschränkung der Bau- und Brenn-Holz-Nutzungen gesorgt wird; daß ferner

8) den schon sehr geminderten Waldexzessen durch Aufstellung besserer Waldschützen, zum Theil in vermehrter Zahl, und durch die Abrügung aller Waldexzesse je nach zwei Monaten, sowie durch strenge Handhabung des Verbots des Kleinholzhandels ohne Legitimationsschein, entgegen gewirkt, und daß

9) durch Aufstellung eines angemessen besoldeten Stadtförsters in Kirchheim und Aufstellung eigener Waldmeister mit erhöhten Besoldungen in den Orten, die größere Waldungen besitzen, bessere Aufsicht eingeführt worden ist.

Neben diesen Anordnungen für die Hebung der Waldwirthschaft wurden Einleitungen zu weiterer Gewinnung von Holz außerhalb der Waldungen, und zu Holzersparnissen im Größern, getroffen:

1) durch die seit vielen Jahren fortgesetzte Anpflanzung von Felben, Linden, Ahorn, kanadischen Pappeln in Hecken, an Wegen und auf Weiden, und durch schöne Anlagen von Eichen und Nußbäumen auf Weiden;

2) durch die Beseitigung der großen holzverzehrenden Öfen in den öffentlichen Gebäuden der Gemeinden und Ersetzung derselben durch holzersparende Öfen; ferner

3) durch Belehrung über bessere Herd-Einrichtungen, wonach bereits 1738 Kunstherde im Bezirke sind, und

4) durch Bekämpfung der Vorurtheile gegen die Gemeinde-Back- und Wasch-Häuser.

Es ist nun in Schopfloch ein Gemeinde-Backhaus mit Dörreinrichtung, in Ohmden und Notzingen ein Gemeinde-Back- und Wasch-Haus, in Jesingen ein Gemeinde-Backhaus, in Kirchheim ein Gemeinde-Backhaus gebaut, und in Beziehung auf Öthlingen, Gutenberg, Dettingen, Ober-Lenningen, Nabern, Holzmaden und Hepsisau sind bereits Beschlüsse | zu Erbauung von Gemeinde-Backhäusern, meistens mit Dörr-Einrichtungen, gefaßt worden. Abgesonderte Gemeinde-Waschhäuser sind bereits in Kirchheim 3, Brucken 2, Dettingen 1, Gutenberg 2, Holzmaden 2, Ochsenwang 1, Weilheim 4 errichtet.

Die Waldweiden in den Korporationswaldungen sind ganz abgestellt.

g) Weidewirthschaft. Das Areal der Weiden beträgt 66935/8 Morgen, davon mit Obstbäumen bepflanzt 317 M., mit Holz 12506/8 M., mit Gras 49695/8 M., Öden 1562/8 M.; seit der Landesvermessung sind jedoch noch viele Weiden vertheilt und angebaut worden. Das Oberamt Urach zählte 1831 15.0153/8 M. Weiden. Dem Staat gehören 2564/8 M., den Korporationen 57497/8 M. Die noch unangebauten Weiden liegen allermeist an steilen Bergabhängen mit Fels- und Kies-Grund und sind größerntheils der Kultur nicht fähig.[5] Nach dem provisorischen Kataster ist das Weideareal zu 55302/8 Morgen mit einem Reinertrag von 6623 fl. 51 kr. angenommen. Die größte Weidefläche hat Neidlingen mit 6484/8 Morgen. Einschließlich der „Stoppelweiden“ (9139 Morgen) werden dermalen zur Weide noch benützt: für Pferde 3216/8, für Rindvieh 29974/8, für Schafe 55102/8 Morgen. Die Schafweide auf Äckern und Wiesen aber ist im Kataster auf 8253 Stücke, und der Pachtertrag daraus auf 2300 fl. 15 kr. (also 17 kr. auf 1 Stück) berechnet. Dieses Ergebniß gleicht zwar ziemlich jenem im Oberamt Urach; allein wie dort ist es auch hier bedeutend unter der Wirklichkeit, indem die Weiden mit viel mehr Schafen beschlagen werden, als der Pacht bestimmt. Daher ertragen denn auch die Schafweidepachtungen, mit Einschluß des Winterweidegeldes, in der Wirklichkeit jährlich 8928 fl. Der Ertrag aus dem Pförch ist jährlich 11.263 fl.

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c. Viehzucht.[6]
Pferdezucht. Nach Tab. III. beträgt die Zahl der Pferde 638, wovon 32 unter 2 Jahren. Im Durchschnitte kommen 99,8 Morgen Landes auf 1 Pferd. Die Zahl ist kleiner, zum Theil sehr bedeutend kleiner, als in den benachbarten Oberämtern Eßlingen, Urach, Reutlingen, Münsingen und Blaubeuren, doch beinahe eben so groß, als im Oberamte Nürtingen. Auch im Vergleich zu dem Pferdestande des ganzen Landes ist sie sehr klein, da im Durchschnitte die Zahl der Menschen zu der der Pferde wie 16,5 zu 1, in unserm Oberamte aber wie 44,6 zu 1 ist. In früheren Zeiten, wo – wie wir unten sehen werden – Stutereien an der Teck und in Randeck bestanden hatten, war die Pferdezucht bedeutender. Noch im Jahr 1830 war die Zahl 698, und zu Anfang 1834 671. Ehemals schämte sich der wohlhabendere Bauer, seine Felder mit Ochsen zu bestellen, daher man auch auf den größern Weideflächen, die so viele unserer Ortschaften umgaben, weidende Pferde von jedem Alter traf. Diese Weidepferde hatten im ganzen Lande einen guten Ruf. Zweijährige Fohlen wurden, wegen ihrer sorgsamen Pflege während des Winters und wegen des kräftigenden Weidganges im Sommer, namentlich auf den Märkten von Nürtingen, Kirchheim und Ebersbach stark gesucht und gut bezahlt, von wo sie in das Gäu, bei Herrenberg, und in das Strohgäu, bei Ludwigsburg und Leonberg, gingen. Andere, mit Schonung an die Arbeit gewöhnt, wurden als beliebte Luxuspferde vom Wagen- und Reit-Schlage, die sich, zumal so lange die Beschälplatte in Kirchheim bestand, durch edle Formen, Temperament und Ausdauer vortheilhaft auszeichneten, theils von Inländern, theils, und noch vor 10–15 Jahren, von französischen Händlern zu hohen Preisen aufgekauft. Aber wie die Weide ein Grundpfeiler der Pferdezucht | war, so mußte diese in demselben Verhältnisse, in welchem die Weiden ausgetheilt und zur Kultur gebracht wurden, abnehmen. Die geringe Zahl der Fohlen zeigt auch, daß sie ziemlich herabgekommen ist. Indessen hatte sich auch durch die Zunahme der Bevölkerung der Grundbesitz des Einzelnen verringert, und dieses wird nun um so lieber mit Ochsen und Kühen bestellt, als die guten Wege die höhere Zugkraft der Pferde, welche jetzt um theures Geld angekauft werden müßten, entbehrlich machen, und der Grundbesitzer nebenbei noch den Vortheil der anderweitigen Nutzung seines Zugviehes genießt. Daher ist denn, zum Bedauern der noch vorhandenen Pferdezüchter, die Beschälplatte eingegangen. Durch Pferdezucht zeichneten sich Dettingen, Weilheim und namentlich der Zeller Stab und Schopfloch aus.

Die Rindviehzucht ist dagegen im Verhältnisse zu der Fläche von Bedeutung. Der Bezirk zählt 10.322 Stück, nämlich 1782 Ochsen und Stiere über 2 Jahre, 5575 Kühe und 2965 Stück Schmalvieh. An ersteren ist er reicher als die Oberämter Urach, Blaubeuren, Münsingen, Geislingen, Eßlingen und Nürtingen, aber ärmer als Göppingen; er besitzt mehr Kühe als Urach, Eßlingen und Nürtingen, doch weniger als Göppingen, Geislingen, Münsingen und Blaubeuren besitzen; an Schmalvieh endlich steht er, was die Zahl betrifft, Göppingen, Geislingen und Münsingen nach, übertrifft aber Blaubeuren, Urach, Eßlingen und Nürtingen. Überhaupt geht ihm also nur Göppingen, das um 1/5 größer ist, vor, wogegen er das größere Urach und die kleineren Bezirke Nürtingen und Eßlingen überragt. Indeß gehört unser Bezirk doch nicht zu denjenigen, deren Rindviehstand der Größe der Bevölkerung entspricht. Im Durchschnitte verhält sich nämlich in Württemberg die Zahl der Menschen zu der des Rindviehs wie 2 zu 1; im Oberamt Kirchheim aber wie 2,7 zu 1. Auf 1 Stück Rindvieh kommen 6,2 Morgen Landes. – Es sind hauptsächlich dreierlei Racen vorhanden:

1) Die Teckrace, von einer frühern Herzogl. Melkerei auf der Teck herstammend (s. unten). Die Farbe ist braunroth, selten mit | Abzeichen, die Größe mittelmäßig und gedrungen, der Form nach dem Allgäuer Schlag ähnlich; der Kopf ist leicht und der Hornansatz gefällig, der Hals kurz und kräftig, der Rücken gerade, die Brust gewölbt, der Schweif schön angesetzt, die Füße kurz und kräftig. Der Schlag nährt sich leicht, ist sehr milchreich und wird wegen der beliebten Farbe gerne gekauft. Er ist ausdauernd und geschickt zur Arbeit, ein Diminutivum der Schweizerrace. Die Kälber sind von mittlerer Größe.

2) Die Schweizer- und gemischte Schweizer- und Land-Race, roth, rothscheckig und gelb, die mehr in den größern Orten zu Haus ist und durch Milchreichthum und große Kälber Vortheile gewährt.

3) Die Holländerrace, schwarz und weiß, welche die gleichen Vortheile gewährt, aber weniger gut zur Arbeit ist.

Die Teckrace ist, als leichterer Schlag, zur Arbeit an den Bergabhängen, wo sie hauptsächlich gehalten wird, besonders geeignet; die zweitgenannte Race ist mehr in größeren Ebenen zu Hause und zur Arbeit ebenso vorzüglich; die Holländerrace aber, die man anderwärts gegenwärtig aus der Mode bringen will, ist wegen des Milchreichthums sehr beliebt. – Der Bezirk befindet sich deßhalb ganz gut bei der Beibehaltung dieser dreierlei Racen, da eine einzige nicht überall passen würde.

Der Rindviehschlag hat sich besonders in den letzten 10 Jahren äußerst gehoben, und ist nach dem Urtheile kompetenter Männer ausgezeichnet. Die unablässige Sorge für gute Farrenhaltung und auch die seit 3 Jahren von der Amtsversammlung ausgesetzten namhaften Preise, sowie der Sinn, den die Ortsvorsteher und Bauern nach und nach für diesen wichtigen Zweig der Landwirthschaft erhalten, haben dieses erfreuliche Ergebniß bewirkt.[7] Die Farrenhaltung liegt den Gemeinden ob, mit Ausnahme von Bissingen, Gutenberg, Krebsstein, Nabern, Ober-Lenningen, Öthlingen und Unter-Lenningen, wo sie auf Lehengütern haftet, und unter diesen abwechslungsweise Statt hat, sowie in Roßwälden, wo, aller Vorstellungen ungeachtet, die Farrenhaltung noch auf dem Pfarrgute ruht; doch wird auch in diesen Orten wegen der Übernahme auf die Gemeinden unterhandelt. In | Kirchheim, Weilheim und Jesingen ist sie in Selbstadministration, in den übrigen nicht genannten Orten wird sie gegen gute Bezahlung ohne Abstreich verakkordirt. Die Farren sind überall in hinreichender Zahl vorhanden und meistens vorzüglich. Sie werden alljährlich dreimal, aus Veranlassung der Schafvisitationen, durch den Oberamts-Thierarzt besichtigt, worüber er dem Oberamt zu berichten hat. Die 8 Farren in Kirchheim von Simmenthaler-, Holländer- und Teck-Race sind ganz ausgezeichnet; einen außerordentlich schönen Holländer erhielt die Stadt 1840 von Sr. Maj. dem Könige zum Geschenk.

Im J. 1840 wurden mit Beiträgen des Staats und der Amtskörperschaft schöne Schweizerfarren aufgekauft und im Aufstreich an die Gemeinden wieder verkauft. In neuerer Zeit werden bereits junge Farren von andern Bezirken im hiesigen Oberamt aufgekauft. – Die Weidewirthschaft ist, wie oben gezeigt, nur noch beschränkt in Übung. Blos in Bissingen und den zwei Alporten Schopfloch und Ochsenwang findet wegen der vorzüglichen Weiden, die sich jedoch nicht zur Kultur eignen, noch beständige Weide statt.[8]

Der Viehhandel, der vornehmlich auf den benachbarten Märkten betrieben wird, ist, wie wir hienach finden werden, sehr bedeutend, denn dort, namentlich auf der Alp und dem Heuberg, wird hauptsächlich junges und mager gehaltenes Vieh aufgekauft, das bei der besseren Haltung in unserm Bezirke schnell zulegt und dann weiter verkauft wird. (v. Weckherlin a. a. O. S. 55.) Nächst diesem Zwischenhandel, der seinen Zug, hauptsächlich in westlicher Richtung, fast durch das ganze Königreich nimmt, sind Nachzucht und Mästung Hauptrücksichten bei der Rindviehhaltung. Die erstere hat namentlich auf Verwerthung der Milchkälber das Auge gerichtet, deren eine Menge, gegenwärtig vierwöchige, im Preise von 10–18 fl., diese hauptsächlich von größerm Schlage, verkauft wird. Doch ist auch die Anmästung von Rindern fast | allgemein. Die Mästung der Ochsen, die dann nach Stuttgart abgesetzt werden, kommt hauptsächlich nur in Roßwälden vor. Von Bedeutung ist auch der Verkauf des Butters und Schmalzes (s. hienach). Zu bemerken ist übrigens noch, daß was von der Nutzung gesagt ist, nicht auf die Alporte, wo die gewöhnliche Alpviehwirthschaft zu Haus ist, Anwendung findet. Eine Käserei befindet sich in Ohmden.

Stellvieh ist keines im Bezirke; es wird stets dagegen gearbeitet. Der früher ganz allgemeine Scandal des Belegens der Kühe auf offener Straße wurde seit einigen Jahren von dem Oberamt durch Errichtung von geschlossenen Sprungbehältern in allen Orten abgestellt.

Die Schafzucht wird in keinem Theile des Landes in größerm Umfange, als in den am Fuße der Alp gelegenen Oberämtern Göppingen, Kirchheim und Nürtingen, betrieben. Unser Bezirk zählt dermalen 35.594 Stück Schafe, darunter 12.942 spanische, 15.834 Bastarde und 6.818 Landschafe. Er ist reicher an Schafen als Nürtingen (mit 16.158 St.), aber ärmer als Göppingen (mit 53.430 St.), sowohl im Ganzen als nach Racen. Das Verhältniß der Zahl der Einwohner des Königreichs zu der der Schafe ist wie 2,4 zu 1, in unserem Oberamt aber wie 1,2 zu 1; der Schafstand also noch so groß, als der allgemeine Durchschnitt.[9] In neuester Zeit hat übrigens der gesteigerten Bodenkultur wegen der Stand um etwa 2700 Stück sich verringert. Doch kann mit Grund angenommen werden, daß obige Summe unter der Wirklichkeit ist. Der größere Theil ist auf der | Alp und in Bayern auf der Sommerweide, auch theilweise auswärts in der Winterung. Der Schafweide- und Pförch-Erlös sind Hauptrevenüen der Gemeinden, und der Pförch ist unentbehrlich für die Kultur des Bodens. Mehrere Orte des Bezirkes haben sich ganz für den Betrieb der Schafzucht eingerichtet. Geräumige Stallungen sind den Häusern der Wohlhabendern angebaut, und wo der Ärmere ein Plätzchen erübrigen kann, werden etliche Hürden aufgestellt, um hier einige Schafe mit ihren Lämmern überwintern zu können. Denn nicht der Schäfer allein ist Schafhalter, sondern auch der Bauer und Gewerbsmann. Von diesen sammelt der Schäfer die kleineren oder größeren Haufen, bis er 200–300 Stück beisammen hat, die er dann auf die Sommerweide führt, wogegen die sog. Stechwaare abgesetzt wird. Viele Geschlechter hindurch wird hier auf diese Weise die Schafzucht betrieben, und es haben sich nicht nur die Liebe zu den Schafen, sondern auch die manchfachen Kenntnisse und Erfahrungen hierin von den Vorfahren auf die Nachkommen vererbt. So kommt es, daß in mancher Gemeinde 4000–5000 Schafe bei anbrechendem Winter in die Stallungen geführt werden; daher muß auch die Schäferei gegen ihre vielen Feinde stets gehoben, zugleich aber auch mit aller Strenge in Ordnung erhalten werden. Bei der Vertheilung vieler Allmanden und dem außerordentlichen Einbau der Brache ist sie natürlich um vieles mehr beschränkt als früher; es läßt sich aber noch immer nicht abwenden, daß in der Brache bei dem zerstreuten Bau oft geschadet wird. Das Oberamt hat deßhalb nach langem Streite von ganzen Gemeinden häufig Vergleiche herbeigeführt, wodurch besonders die Zeit der Winterweide sehr beschränkt und die Befahrung des Brachfeldes theils ganz verboten, theils ebenfalls beschränkt wurde, und schwere Strafen und Schadenersatz eingeführt worden sind. Sämmtliche Heerden werden auf Kosten der Amtspflege von dem Oberamts-Thierarzt im Frühjahr vor der Abfahrt und im Spätjahr nach der Auffahrt, vor der Schur aber auf Kosten der Eigenthümer, besichtigt. Gleichwohl wird viel | Raude aus Bayern und von den Schafmärkten eingeschleppt, die aber von dem Oberamts-Thierarzt ganz sicher nach der Walz’schen Methode geheilt wird.

Die Hammelmästung ist in einzelnen Orten, wie Zell, Dettingen, Kirchheim, Roßwälden und Weiler, bedeutend. Der Landrace wird sowohl wegen der größern Mästungsfähigkeit, als auch, weil sie gesuchter beim Verkauf ist, der Vorzug vor den Bastarden gegeben. Schweizer und Badische Händler, deren es mehrere gibt, wovon jeder jährlich 12.000 bis 18.000 Masthämmel in Württemberg einkauft, treffen schon im Frühling ein, kaufen fette Hämmel auf, scheeren sie, da sie geschoren einen geringern Eingangszoll bezahlen, und führen sie in der Regel nach Frankreich, indem sie durch Anlegung von kleinen Stiefeln vor dem Ablaufen der Klauen geschützt werden. In den Paris nahe gelegenen Hauptmarktorten, wo die württ. und badischen Hämmel vornehmlich gesucht sind, erlösen sie, zumal in der kälteren Jahreszeit, nicht selten 70–80 Franken aus einem Paar. Dasselbe hatte einen Transportkosten von 9–11 fl. verursacht. – Die Bereitung der Schafkäse hat fast ganz aufgehört. – Auf die Gewinnung der Wolle von Bastarden wird, wie schon aus dem oben angegebenen Zahlenverhältnisse erhellt, hauptsächlich gesehen.

Die Schweinezucht ist ebenfalls bedeutend; die Zahl beträgt 832. Die hiesige Race ist sehr gesucht. Die meisten Schweine halten Kirchheim (306) und Nabern (120). Übrigens hat sich der Stand gegen früher gemindert. Nach der Aufnahme vom Jahr 1822 zählte der Bezirk damals zwar nur 564, aber schon im Jahr 1830 1055 Schweine. Zu Anfang des Jahrs 1834 war die Zahl 979. Es werden daher auch viele Schweine aus Bayern eingeführt. Eberhaltung besteht nur in Kirchheim, wo sie dem Hospitale obliegt.

Esel finden sich fast nur im Lenninger Thale.

Ziegen sind 304 im Oberamt, die meisten in Kirchheim, Neidlingen und Weilheim. In Bissingen war vor | etwa 12 Jahren ein Versuch mit Cachemirziegen gemacht worden; da sie aber wenig Milch gaben, so wurden sie wieder abgethan.

Federvieh, namentlich Gänse, Enten, Hühner, wird in Menge gehalten; der Verkauf desselben und der Eier geht sehr stark nach Eßlingen, Stuttgart etc. Federn und Federkiele kaufen die Juden von Jebenhausen auf.

Bienenstöcke sind 1445 vorhanden, die meisten, wie die Tabelle zeigt, in Bissingen, Dettingen, Neidlingen, Weilheim und Zell. Die Bienen werden beinahe überall in Körben gehalten und diese durch Strohringe vergrößert.

Ein Schneckengarten war früher in Brucken (s. dort).


d. Jagd und Fischerei.

Der Wildstand beschränkt sich jetzt nur noch auf Rehe und die kleine Jagd, zu welcher Hasen, Füchse und das Federwild mit Feldhühnern und Wachteln zu rechnen sind. Hie und da trifft man Dächse, wilde Katzen, Marder, Iltiße, Ottern und zur Strichzeit Schnepfen, wilde Enten, Gänse und wilde Tauben, welche letztere auch hier brüten. Im Ganzen ist der Wildstand sehr mittelmäßig und an einen erheblichen Wildschaden nicht mehr zu denken. Das Jagdrecht steht dem Staate zu und ist in dem ganzen Oberamte verpachtet. Die Jagdfrohnen sind abgelöst (s. unten). Eigenthümlich war es, daß die Gemeinden des Ober-Lenninger und Gutenberger Stabes von alten Zeiten her für die Befreiung von „dem Hirsch-, Schwein- und Wolfsjagen 600 Pf. gesponnenes Jagdgarn“ dem Forstamt jährlich zu liefern hatten. Diese Leistung ist frühe schon in eine Abgabe von 120 fl. verwandelt, durch höchste Entschließung vom 12. November 1827 auf die Dauer der Regierung Sr. Majestät des Königs erlassen und 1840 um eine geringere Summe abgelöst worden.

Die Fischerei ist geringfügig und wird bloß in dem kleinen Lauterflüßchen sowie auch in einigen unbedeutenden Bächen betrieben. Theils der Staat, theils einzelne Privaten | und die Gemeinden Bissingen und Nabern besitzen das Fischrecht. Forellen kommen hauptsächlich vor und etwas Krebse geringerer Gattung.


B. Kunst- und Gewerbe-Fleiß.[10]
a. Hauptgewerbe.

Von Kunst- und literarischen Gewerben sind im Bezirke: 1 Lithographie, 1 Buchdruckerei, 1 musikalische Instrumentenwerkstätte. Auch erscheint in Kirchheim wöchentlich ein Intelligenzblatt.

Von Fabriken sind zu finden: 1 Werkstätte von Kunstpapparbeiten, 1 Baumwollen- und Linnen-Waarenfabrik, beide in Kirchheim, ferner 2 Papierfabriken in Ober-Lenningen und Schlattstall, 2 Fournierschneidwerke mit Wasserkraft in Kirchheim und Neidlingen und 1 Chlorkalkfabrik in Kirchheim.

Die Zahl der Handwerker ist, nach der Aufnahme vom Jahr 1835: 2954 Meister und 646 Gehülfen. Das stärkste Gewerbe ist das der Leinen- und Baumwollen-Weber mit 464 Meistern und 124 Gehülfen. Seltenere Gewerbe sind: 7 Feldmesser in Kirchheim, Dettingen, Holzmaden, Nabern, Notzingen und Weilheim, 1 Instrumentenmacher in Kirchheim, 3 Orgelmacher mit 3 Gehülfen in Weilheim und Bissingen, 4 Siebmacher in Kirchheim, Weilheim und Gutenberg, 4 Blättersetzer in Öthlingen. Die große Zahl der Gewerbe ist ein Ausfluß der größeren Ortschaften und des beschränktern Bodens; die meisten Gewerbsleute treiben jedoch zugleich Feldbau. Die Weberei wird häufig für den eigenen Verbrauch und für Kunden betrieben; der Handel, welcher früher stark nach Blaubeuren und Urach ging, ist gesunken und beschränkt sich auf Hausirer und Märkte. Nächst ihr ist die Schäferei von Bedeutung. Auch die Gerberei und Tuchmacherei werden stark betrieben. Der | Absatz von Leder hat theilweise nach der Schweiz, der von Tuch in das Inland und nach Bayern statt.

Getränkefabriken: 7 Bierbrauereien, 147 Branntweinbrennereien und 5 Essigsiedereien.

Wirthschaften: 85 Schild- und Speise-Wirthschaften und 130 Schenkwirthschaften.

Apotheken: 3, in Kirchheim 2 und in Weilheim 1.

Ziegelhütten: 11, in Kirchheim 3, in Bissingen 2, in Neidlingen, Ober-Lenningen, Ochsenwang und Weilheim je 1 und in Owen 2.

Bleichen: 8, und zwar 1 in Kirchheim, verbunden mit Garnsiederei und Walke, und je 1 Kommunbleiche in Bissingen, Dettingen, Hepsisau, Neidlingen, Ober-Lenningen, Owen und Weilheim. Auf diesen 7 Bleichen werden jährlich etwa 3970 Stücke Leinwand gebleicht.

Keltern sind 13 im Bezirke, in Kirchheim und Owen je 2, in Bissingen, Brucken, Dettingen, Hepsisau, Jesingen, Nabern, Neidlingen, Notzingen und Weilheim je 1.

Mühlen und Werke sind 84 im Oberamte, und zwar 35 Mahlmühlen, 11 Ölmühlen, 13 Gipsmühlen, 3 Lohmühlen, 7 Sägmühlen, 3 Walkmühlen, 3 Schleifmühlen, 1 Gerstenmühle, 1 Obstmahlmühle, 1 Hammerschmiede, 2 Hanfreiben, 2 Fournirschneidmaschinen und 2 Papiermühlen.


b. Nebengewerbe.
Die Flachs- und Hanf-Spinnerei, sowohl mit der Spindel als mit dem Rade, ist die hauptsächlichste Nebenbeschäftigung. Sie geschieht meistens auf Bestellung und zum Verkaufe auf die Alp an die Weber; theilweise werden die Gespinnste auch auf den übrigens nicht bedeutenden Schnellermarkt zu Kirchheim gebracht. Nächst dieser ist das Wollenscheeren ein namhafter Nebenerwerbszweig, indem zur Zeit der Schafschur Hunderte von Weibern und Mädchen nach Baden, Bayern und in die Rheingegenden sich begeben. Außerdem sind dießfalls auch der Handel mit Blumen, namentlich Rosmarin, und mit Samen nach Bayern, der | Handel mit Mehl aus Kirchheimer Mühlen und die Seidezucht, welche in der Paulinenpflege zu Kirchheim betrieben wird, zu nennen. (S. auch württ. Jahrb. 1833. S. 98.)


C. Handel.

Der kaufmännische Handel ist nicht von Bedeutung, wohl aber ist es der Handel aus der ersten Hand. Die Ausfuhr besteht, was zunächst die Naturerzeugnisse betrifft, in Obst, besonders in Kirschen (s. oben), in Wolle, die theils an Inländer und theils in die Schweiz, nach Bayern und Frankreich (s. Kirchheim) abgesetzt wird; in Rindvieh, Schweinen, Masthämmeln und Geflügel. Der Handel mit Vieh ist fast nach allen Gattungen aktiv. Im Jahr 1838 wurden auf den Kirchheimer Viehmärkten gegen 3600 Stücke mit einem Erlöse von 220.467 fl. verkauft. Der Erlös war ferner: in Weilheim 19.667 fl., in Dettingen 29.520 fl., in Bissingen 9347 fl. Von Badenern mögen etwa 500 Ochsen und junge Kühe jährlich gekauft werden. Durchschnittlich werden überdieß allein nach Stuttgart 2000 Milchkälber verwerthet. Auch der Handel mit Haber und Gerste ist lebhaft. Auf die Schranne in Kirchheim wurden im Jahr 1840: 7692 Sch. Früchte gebracht und 74.495 fl. erlöst. Ferner sind es Tuffsteine, Schiefer, sogenannte Fleinsplatten, Brenn- und Werk-Holz, Torf, Eichenrinde, Holzkohlen, Heu und Öhmd, Wein, Butter und Eier, welche in die benachbarten Oberamtsbezirke verkauft werden. Alle Montage gehen mit Butter und Schmalz beladene Wagen nach Eßlingen und Stuttgart. Seit etwa 9 Monaten geht der Handel mit letztererm außerordentlich stark nach Straßburg. An Gewerbserzeugnissen werden hauptsächlich ausgeführt: Baumwollen- und Wollen-Waaren, Leinwand, Kirschengeist, Brennöl, gerollte Gerste, die besonders nach Baden und die Schweiz geht, Chlorkalk, Fournierholz, Saife, Lichter, Schmalz, Leder, Cartonagearbeiten, Chaisen, Fässer und musikalische Instrumente.

Die Zahl der Kaufleute ist 39, und die der Kleinhändler 139.

| In Kirchheim ist ein Kornhaus und eine große Wollhalle für 12.000 Centner. Das Nähere hierüber und über die weiteren Hülfsmittel und Anstalten im nächsten Abschnitte und in der Ortsbeschreibung.

Die allgemeine Gewerbsübersicht des Oberamts vom Jahr 1835 enthält in alphabetischer Ordnung folgende Gewerbetreibende und Gehülfen:

M. G. M. G.
Apotheker 3 4 Müller, Gyps- 16
Bäcker 142 33      "      Loh- 2
Barbierer 15 6      "      Öl- 13
Blättersetzer 4      "      Papier- 2
Bleicher 1 14      "      Säg- 8
Bortenwirker 5      "      Schleif- 3
Buchbinder 4 9 Nagelschmiede 23 5
Buch- und Steindrucker 1 Nadler 4
Büchsenmacher 2 2 Nähterinnen 3
Bürstenbinder 2 Nonnenschneider 1
Dreher, Holz- 6 1 Orgelmacher 3 3
      "      Bein- 5 4 Pflästerer 2
Färber 9 6 Pferdehändler 2
Feldmesser 7 Rechenmacher 1
Fischer 3 Säckler 13
Flaschner 2 2 Sattler 15 6
Frachtfuhrleute 4 2 Saifensieder 12 4
Gärtner 2 Sailer 16 5
Garnsieder 2 1 Schäfer 307 11
Gerber, Roth- 48 17 Schneider 152 39
      "      Weiß- 9 8 Scheerenschleifer 1
Glaser 29 12 Schlosser 20 13
Glashändler 2 Schreiner 73 31
Gold- und Silberarbeiter 3 Schuhmacher 210 65
Hafner 16 3 Schuhflicker 26
Hauderer 11 1 Siebmacher 4 1
Hechelmacher 1 Schmiede, Huf- und Waffen- 63 26
Holzmesser 3 Schmiede, Hammer- 3
Hutmacher 9 1 Spindelmacher 1
Instrumentenmacher 1 5 Steinhauer 18 20
Ipser 1 Strumpfstricker 2
Kaminfeger 2 2 Strumpfweber 14 3
Kammmacher 2 1 Steinbrecher 2
Kärrner 4 1 Tuchmacher 15 14
Kaufleute 39 9 Tuchscheerer 4 3
Kleinhändler 139 Viehhändler 3
Kleemeister 1 1 Wagner 59 15
Kirschner 1 2 Walker 2
Klein-Uhrenmacher 3 2 Weber, Leine- 375 79
Korbmacher 11      "      Baumwollen- 89 45
Kornmesser 3 Wirthe 216 10
Knopfmacher 4 Wollenkämmer 2
Kübler 21 10 Ziegler 11 15
Küfer 64 21 Zimmerleute 96 21
Kupferschmiede 10 3 Zinngießer 2
Kohlenbrenner 6 Zeugmacher 9 3
Lakierer 1 Zuckerbäcker 7 5
Lumpensammler 4 Bierbrauer 9
Lohnmezger 9 Essigsieder 3
Maurer 119 14 Branntweinbrenner
Messerschmiede 4 1      a. zum Verkauf 99
Mezger 101 6      b. um den Lohn 59
Musiker 13 Im Ganzen      2954 646
Müller, Mahl- 36

[WS-Anmerkung: Die Summe der Meister (2954) entspricht nicht der Summe der Einzelposten (=3044)]

| Das Gewerbskataster beträgt nach der Revision vom J. 1835
von Handwerkern und Kleinhändlern   3984 fl. 0– kr.
 "     Handlungen 0659 " 22 "
 "     Mühlen und andern Werken 0633 " 24 "
 "     Wirthschaften 0657 " 04 "
 "     Getränkefabriken 0051 " 38 "
Zusammen      5985 fl. 28 kr.

Auf einen Gewerbetreibenden kommt hienach ein Katasteransatz im Durchschnitte von 2 fl. 1 kr. 4 Hell. In Vergleichung mit andern Bezirken (württ. Jahrb. 1839. S. 298) gehören die Gewerbetreibenden des Oberamts Kirchheim hinsichtlich des Katasteransatzes in eine mittlere Klasse.


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  1. Herr Pfarrer M. Haagen in Zell macht darauf aufmerksam, daß dieser Schiefer, zumal wenn er kunstmäßig bearbeitet würde, einer ausgedehnteren Anwendung werth wäre.
  2. Diesen Abschnitt verdanken wir der Gefälligkeit des Herrn Oberförsters, Oberforstmeisters von Lützow in Kirchheim.
  3. Bei dieser Flächenannahme sowohl, als bei der Angabe des Ertrags muß bemerkt werden, daß bei den Staatswaldungen seit 1819 keine Betriebs-Revision mehr stattgefunden hat, und daß bisher bei sämmtlichen Waldungen die Fläche der Mittelwaldungen unter der Fläche der Niederwaldungen aufgeführt war und daher die Angaben nur als annähernd betrachtet werden können.
  4. Diese Berechtigung ist neuerlich abgelöst worden.
  5. Das Oberamt gibt den neuesten Stand der nicht angebauten, aber großentheils mit Obst- und andern Bäumen besetzten, Weiden zu 3967 Morgen an.
  6. Neben den von Herrn Oberamtmann v. Knapp mitgetheilten Beiträgen wurden hier, und hauptsächlich bei der Schafzucht, sehr schätzbare Notizen benützt, welche wir der Gefälligkeit des Herrn Pfarrers M. Haagen in Zell verdanken.
  7. Dem Betriebe der Zucht und der Zuchtstierhaltung im Bezirke läßt auch v. Weckherlin (die Rindviehzucht Württembergs 1839. S. 45) Lob zu Theil werden.
  8. Nach v. Weckherlin (S. a. a. O. S. 51) verdient auch die Haltung des Viehs im Winter Anerkennung.
  9. Es wurden gezählt:
    im Jahr 1822 im Jahr 1830
    spanische 7.859 spanische 6.831
    Bastarde 7.354 Bastarde 14.722
    Landschafe      14.394 Landschafe      10.557
    29.607 32.110
    im Jahr 1834 im Jahr 1837
    spanische 7.969 spanische 12.934
    Bastarde 15.554 Bastarde 15.834
    Landschafe      10.940 Landschafe      6.818
    34.463 35.586
  10. Nach der Aufnahme vom J. 1835. Indessen eingetretene hauptsächlichere Veränderungen sind hier nachgetragen, konnten aber in der hienach folgenden Übersicht nicht berücksichtigt werden.