Beschreibung des Oberamts Laupheim/Gögglingen
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Auf einer unbedeutenden Terrasse, deren westlichen Fuß die Donau berührt, welche sich hier in vielen namhaften Krümmungen durch die 1/2 Stunde breite, moorige Thalebene schlängelt, ist mit freundlicher Aussicht in das Donau-Thal und an die Alp der Ort angenehm gelegen.[1] Die ländlichen Gebäude sind meist ansehnlich und lagern sich, gleichsam nur in zwei Reihen, zu beiden Seiten der Ulm–Biberacher Landstraße, welche den Ort beinahe in zwei gleiche Hälften theilt. Außer der Landstraße führen Vicinalstraßen nach dem eine Stunde nordöstlich gelegenen Wiblingen und zu der 1/2 Stunde nordwestlich gelegenen Eisenbahnstation Einsingen. Etwa 1/8 Stunde unterhalb des Orts führt eine hölzerne Brücke über die Donau.
Am nördlichen Ende des Dorfs stehen Kirche, Pfarr- und Schulhaus; erstere, von dem mit einer Mauer umfriedigten Begräbnißplatz umgeben, ist dem heil. Briccius geweiht, ihre alte Bauart wurde durch eine Veränderung und Vergrößerung, welche Abt Modest von Wiblingen († 1768) kurz vor seinem Tode ausführen ließ, größtentheils verdrängt. Das Innere ist freundlich, weiß getüncht und flach gedeckt; von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den gewölbten, dreiseitig schließenden Chor, welcher noch wenige Spuren von Gothik trägt. Der alte, unten viereckige, gegen oben achteckige Thurm trägt ein Bohlendach und ist mit germanischen Friesen verziert; die auf ihm hängenden zwei Glocken wurden 1777 gegossen.
Das von dem Staat im Jahr 1820 neu erbaute Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustande; früher versahen die Benedictiner des Klosters Wiblingen die Pfarrei, und nach Aufhebung desselben kam| der erste selbstständige Pfarrer (Gfrörer) nach Gögglingen, dem in Ermanglung eines Pfarrhauses erlaubt wurde, sich in das Zollhaus außerhalb des Orts einzumiethen.Das Schulhaus mit Lehrerwohnung wurde im Jahr 1827 auf Kosten der Gemeinde neu erbaut, weil das frühere baufällig geworden war.
Das Local für den Gemeinderath befindet sich in der Wohnung des Schultheißen. Ein besonderes Gemeindebackhaus besteht seit 1848.
Außer dem Gemeindebrunnen, welcher zunächst der Kirche an dem Abhange gegen die Donau hervorquillt und gesundes Trinkwasser liefert, hat der Ort nur Pumpbrunnen.
Das Klima ist mild, die Luft rein und der Boden, obgleich meist sandig, dennoch fruchtbar; in der Donauebene, auch Gögglinger Ried, – früher Taubried genannt, lagert Torf und Moorgrund; die Wiesen daselbst sind häufigen Überschwemmungen ausgesetzt, weßhalb sie auch nicht gedüngt werden und wegen der Bodenverhältnisse theilweise saures Futter liefern. Im Durchschnitt erträgt ein Morgen Wiese 15–18 Centner Heu und 7–8 Centner Öhmd; letzteres fehlt zuweilen beinahe ganz. Die Preise bewegen sich von 100–200 fl. pr. Morgen. Von den in dem Donauthale gelegenen großen Weideflächen wurde in neuerer Zeit ein Theil umgebrochen und mit Vortheil als Ackerland benützt, was der Gemeindekasse eine namhafte Einnahme gewährt. Statt des Austriebs auf die Thalweiden wurde im Jahr 1840 Stallfütterung eingeführt und die als Viehweide benützte Fläche zu Torfstich vertheilt, so zwar, daß 28 realberechtigte Bürger mit einander 90 Morgen, die 7 Söldner je ½ Morgen, die 17 Beisitzer je 2/8 Morgen und die Pfarr- und Schulstellen je einen Morgen erhielten; überdieß besitzt die Gemeinde noch 94½ Morgen 40 Ruthen. Die Mächtigkeit des Torfstichs wechselt von 2–10’, von denen übrigens auch im günstigsten Fall nur 5’ abgebaut werden; der Torf ist gut und liefert nicht nur dem Ort den größten Theil des nöthigen Brennmaterials, sondern läßt noch einen bedeutenden Verkauf, namentlich nach Ulm zu, was der Gemeinde und den übrigen Torfstichbesitzern eine jährliche Einnahme von 2000–2500 fl. sichert.
Im Übrigen ist die mittelgroße, wohlarrondirte Markung durchgängig für den Feldbau benützt und hat im westlichen Theile, wo sie in das Donau-Thal eingreift, eine ganz ebene, im östlichen eine flachwellige Lage.
Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, kräftige Leute, die übrigens in Folge der Ausdünstung des Flusses und der feuchten | Thalebene nicht selten von dem kalten Fieber heimgesucht werden. Die Haupterwerbsquellen derselben bestehen in Feldbau, Viehzucht und dem Torfstich. Im Allgemeinen fleißig und geordnet, gehören ihre öconomischen Verhältnisse zu den besseren des Bezirks, einzelne sind sogar sehr vermöglich und haben einen Grundbesitz bis zu 150 Morgen.Im Dreifeldersystem wird die Landwirthschaft fleißig und umsichtig betrieben; von den Cerealien baut man ebenso viel, zuweilen mehr Roggen als Dinkel, welcher pr. Morgen einen durchschnittlichen Ertrag von 4–5 Scheffel liefert, während der Ertrag des Dinkels zu 5–10 Scheffel, der Gerste zu 3–4 Scheffel und des Hafers zu 4–5 Scheffel angegeben wird, welch’ letzterer nicht gerne gedeiht. Der Verkauf an Getreide ist sehr beträchtlich. In der zu 2/3 angeblümten Brache baut man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Reps und ziemlich viel Flachs, der meist im Ort versponnen wird. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 100 bis 300 fl.
Die Obstzucht ist unbedeutend, indem ihr die häufigen Frühlingsfröste und schädlichen Nebel entgegenwirken; eine Gemeindebaumschule ist vorhanden.
Die Gemeinde verpachtet 40 Morgen Riedweide nebst der Brach- und Stoppelweide zur Schäferei, und bezieht neben dem Pachtgeld von etwa 300 fl. noch für die Pferchnutzung gegen 200 fl. jährlich.
Von namhafter Bedeutung ist die mit einer grobknochigen Landrace sich beschäftigende Pferdezucht; sie bildet eine besondere Erwerbsquelle, indem ein lebhafter Handel mit Pferden getrieben wird. Eine besondere, 4 Morgen große Fohlenweide ist vorhanden, und überdieß wird durch den Weidgang die Zucht der Pferde sehr begünstigt. Was die Rindviehzucht betrifft, so zieht man in großer Ausdehnung hauptsächlich einen kräftigen Landschlag, der mit Simmenthaler- und Simmenthalerbastarde-Farren gekreuzt wird; außer einigen Privat-Farren sind noch zwei Zuchtstiere vorhanden, welche unter Gemeindeaufsicht stehen, der Farrenhalter bezieht, neben der Nutznießung von 2 Morgen Wiesen, einen jährlichen Gemeindebeitrag von 40 fl. Auch der Handel mit Rindvieh ist sehr beträchtlich.
Die Schafzucht ist unbedeutend, dagegen die Schweinezucht sehr beträchtlich, so daß sie nicht nur einen Verkauf an gemästeten Schweinen, sondern auch in ziemlicher Ausdehnung an Ferkeln zuläßt. | Die Zucht des Geflügels, namentlich der Gänse, bildet eine kleine Erwerbsquelle.Von Gewerben ist eine Schildwirthschaft mit Bierbrauerei zu nennen.
Zu den schon angeführten Gemeindeeinnahmen kommen noch aus Gemeinde-Wiesen und Äcker etwa 150 fl. jährliche Pachtgelder.
Über das Vermögen der Gemeinde- und der Stiftungspflege s. die Tabelle III. Zur Bestreitung der Schulgelder für unbemittelte Kinder ist eine Stiftung von 100 fl. vorhanden.
Die erstmalige Nennung des ursprünglich zur Grafschaft Kirchberg gehörigen Ortes ist vom 2. Mai 1092, unter welchem Tage ein hienach sich nennender Adeliger, ohne Zweifel Dienstmann der Grafen von Kirchberg, Bertoldus de Gogglingen als Zeuge erscheint (Wirt. Urk.-Buch 1, 297).
Hiesige Güter gehörten zu den frühesten Widemsgütern des Klosters Wiblingen; in der Bestätigungsbulle Pabst Eugens III. vom Jahr 1148 für Kloster Wiblingen ist unter dessen Besitzungen Gogelingen namentlich ausgeführt (eb. 2, 46, vergl. eb. 304). Am Schluß des 14. Jahrhunderts haben die von Stein allhier einige Güter und Leute besessen (Lünig R.A. 12a, 443).
Nach und nach wurde der Spital in Ulm Grundherr von Gögglingen und hatte Gebot und Verbot im Flecken, mit Ausnahme von ein paar Kloster Wiblingischen und ein paar der Deutschordenskommende in Ulm gehörigen Unterthanen. Die vier hohen Wändel gehörten der Grafschaft Kirchberg. Auf die Ulmischen Besitzungen machte übrigens auch Österreich wegen der Markgrafschaft Burgau Hoheitsansprüche.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts waren alle Einwohner katholisch, früher hatten sich auch, wie jetzt wieder, evangelische unter ihnen befunden, welche, wie jetzt, ihren Gottesdienst in Grimmelfingen hatten; besonders um 1662 hatte sich viele Hinneigung zur evangelischen Lehre gezeigt (Braig 237).
Die hiesige Kirche nebst Widdum und Zehnten incorporirte den 21. April 1173 der Bischof Otto von Constanz dem Kloster Wiblingen (Wirt. Urk.-Buch 2, 171). Diese Incorporation, nachdem sie 20 Jahre über dem Kloster entzogen gewesen war, bestätigte Pabst Johann XXII. († 1334) auf’s Neue (Templum honoris 39). Evangelische auf die Sölden des Spitals von Ulm wurden unter Protestation des Klosters Wiblingen verpflanzt.
Im Jahr 1633/34 litt der Ort durch die Pest, im Jahr 1647 durch weimarische, schwedische und französische Soldaten.
Der Spital Ulmische Theil des Ortes kam im Jahr 1803, der | Deutschorden’sche und der Kloster Wiblingische im Jahr 1806 alle an Bayern. An Württemberg gelangte der letztere noch im Jahr 1806, die zwei ersteren dagegen im Jahr 1810.- ↑ Im Jahr 1550 wurde der Ort beinahe ganz niedergebrannt.