Beschreibung des Oberamts Leutkirch/Hofs

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12. Gemeinde Hofs,
auch Ausnang oder Ellmeney genannt, bestehend aus 11 (17) Parzellen auf 9 Markungen mit 804 katholischen und 1 evangelischen Einwohnern. Diese Gemeinde nimmt die südöstliche Ecke des Oberamtsbezirkes ein und liegt theils in dem Thal und in den Seitenthälchen des oben unter dem Namen der Ellmeneyer Ach aufgeführten Flüßchens,| theils auf den Höhen, welche dieses Thal zur Rechten und Linken begleiten. Das Klima gehört zu den minder rauhen, der Boden im Ganzen zu den bessern des Bezirks. Viehzucht, Feld-, namentlich Flachsbau und Flachsspinnerei sind die Haupterwerbsquellen. Von Gewerben verdienen die fabrikmäßig betriebene Kartetschen-Fertigung in Ausnang (für benachbarte Spinnereien), 3 Mahl-, 3 Sägmühlen, 1 Öl- und 1 Gypsmühle, 2 Schildwirthschaften und 2 Bierbrauereien Erwähnung. Die öconomischen Verhältnisse der meisten Privaten gehören zu den vortheilhafteren. Die Gemeinde behauptet in sittlicher Beziehung, namentlich in Hinsicht auf Fleiß und Genügsamkeit der Bewohner, ein schönes Lob. Auch hat Hofs mit Gebratzhofen die wenigsten unehelichen Geburten (5 : 100). Landstraßen durchziehen den Bezirk nur in seiner südöstlichen Ecke, und zwar die Straße von Leutkirch nach Kempten und die von Isny nach Memmingen. Die Vereinödungs-Protokolle von Hofs und Ausnang sind vom Jahr 1758, von Dietmanns und Ellmeney von 1792; von den übrigen Parzellen läßt sich das Datum nicht mehr angeben. Grundherr ist der Staat, der auch sämmtlichen Großzehenten im Gemeindebezirk bezieht, während das Kleinzehentrecht der Pfarrstelle Hofs und von Parzelle 10 der katholischen Stadtpfarrei Leutkirch zusteht. Nur von Bimlings hat die Mariencaplanei in Leutkirch das Großzehentrecht auf 7 Morgen 33,9 Ruthen, in Rothis der Graf von Beroldingen. Das Pfarrwiddum in Hofs ist zehentfrei. Der Staat hat seinen Zehenten an die Gemeinde verpachtet. Die Kirche für die ganze Gemeinde ist in Hofs, wohin Rothis erst 1824 von Leutkirch eingepfarrt wurde. Schulen bestehen 2, die eine Hofs, die andere in St. Leonhard bei Ausnang. Diese Gemeinde führte von dem Hauptort Ausnang auch den letzteren Namen, und gehörte früher unter dem Namen „Amt Ausnang" zu den Besitzungen der Reichsprälatur Weingarten. Dieses Kloster kam allmälig in den Besitz des ganzen Bezirks, nachdem er früher unter mehrere| Adelige getheilt gewesen war. Im Jahr 1336 erhielt es von Pilgrin vom Tobel als Entschädigung den Weiler Dietmanns, 1359 erkaufte es von Otto Truchseß zu Waldburg Ausnang, Hofs, Raggen mit andern umliegenden Weilern, Höfen und Gütern nebst dem Patronat und der Vogtei um 500 Pfund Heller, im Jahr 1431 Beischlechts und 1542 von Elsbeth Schnell, der Wittwe des Jakob Ringgenweiler den Ort Rothis mit der Fischenz in der Ach, davon einen Hof als ein bayrisches und die dortige Mühle als ein Kempten’sches Lehen. Über die Gerichtsbarkeit entstanden Streitigkeiten zwischen dem Kloster und der Landvogtei, welche 1533 durch Vergleich dahin entschieden wurden, daß dem Kloster die niedere, Österreich die hohe Jurisdiction zustehen sollte. Nach Aufhebung des Klosters 1803 legte Österreich auf diese Besitzung Beschlag und vertrug sich 1804 mit dem Fürsten von Nassau-Oranien als dem Successor des Stifts Weingarten in der Weise, daß der Fürst das Amt Ausnang gegen anderweitige Entschädigung an Österreich abtrat. So kam die Gemeinde 1806 mit der obern Landvogtei in Bayrischen und 1810 in Württembergischen Besitz. Im Jahr 1816 wurden sämmtliche Höfe, früher Falllehen, mit Ausnahme von zweien, um 20.000 fl. allodificirt.

1) Hofs, katholisches Pfarrdorf mit 84 Einw. nebst Freihalden, Hof mit 11 Einw. und Quickenhof mit 3 Einw.

Der Pfarrort liegt hoch und frei über dem angenehmen Achthal, 1½ geogr. Stunden von Leutkirch entfernt. Wie die Gemeinde, so führte auch die Pfarrstelle früher den Namen Ausnang, letzteres wenigstens noch im Jahre 1588. Die ansehnliche Pfarrkirche zu den HH. Gallus und Magnus ist in gutem Zustande und mit dem Pfarrhaus, einem dem Staat zugehörigen Gebäude, durch einen Gang verbunden. Das Kirchenvermögen besteht aus 4500 fl. Kap. und 2 Höfen zu Balteratzhofen und Wielatzhofen. Hofs war im vorigen Jahrhundert lange der Sitz des Landkapitels Isny. Erwähnenswerth ist die Stiftung eines Johann Münzbühls, Garnhändlers von Ausnang, der im Jahre 1768 ein Kapital von 7000 fl. zur Unterhaltung eines ständigen Vikars bestimmte. Die Schule befindet sich in einem neuen, 1837 erbauten Hause. Vielleicht daß| hieher das Uf Hoven der alten Urkunden zu beziehen ist, s. Auenhofen.

2) Ausnang, Dorf mit 275 Einw. nebst a) Brucken, 2 Häuser, mit 8 Einw. b) Höll, Hof mit 6 Einw. c) Lochbühl, 3 Höfe mit 18 Einw. d) Reischach, 8 Höfe mit 42 Einw.

Ausnang, der Hauptort der Gemeinde, liegt eine kleine Viertelstunde südlich von Hofs in einer angenehmen Ausweitung des Thales der Ellmeneier Ach, die sich hier mit mehreren Bächen verstärkt und einige Mühlwerke treibt. Der Ort ist ziemlich weitläuftig gebaut und schon sehr alt. Seine erste Erwähnung findet man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in einer St. Galler Urkunde vom Jahr 797, wornach 2 Priester, Tromolt und Cacanward ihre Güter in Asinwanga im Niebelgau dem Kloster St. Gallen abtreten (Neug. 126). Minder sicher wird die Asiningaro marcha bei Neugart 148 vom Jahr 803 hieher bezogen, welche zum Argen- oder Linzgau gehört haben muß, und, wenn je ein Ausnang unter diesem Namen versteckt liegen soll, eher in Ausnangbuhl an der Argen (Gem. Waltershofen) zu suchen ist. Wohl aber ist das Hasumwanc, wo 850 ein gewisser Haycho dem Kloster St. Gallen ein Gut überläßt (Neug. 332) ohne Zweifel unser Ausnang. Wie der Ort an die Truchseße von Waldburg kam, wissen wir nicht; der Verkauf an Weingarten ist oben erwähnt worden.

3) Beischlechts, Weiler mit 22 Einw., auf der Markung von Hofs.

4) Bergs, Weiler mit 48 Einw., auf hochgelegenen Ackerfeldern über der Istrach.

5) Bimlings, Weiler mit 10 Einw. (worunter 1 evangel.) mit einer Ziegelei.

6) Dietmanns, Weiler mit 53 Einw. am Dürrenbach, die erste Besitzung Weingartens in dieser Gegend, s. oben. Mit verschiedenen Gülten aus Gütern „zum Dietmanns“ zum Theil Kemptenschen Lehen, hat Jos. Faber, Bischof in Wien (s. oben[ws 1]) das Hospital in Leutkirch begabt.

7) Ellmeney, Weiler mit 29 Einw., in dem etwas sumpfigen Achthal, an der Straße von Leutkirch nach Kempten.

8) Grund, Weiler mit 26 Einw., an der Ach, hart an der bayerischen Gränze, an der Straße von Memmingen nach Isny.

9) Raggen, Weiler mit 45 Einw., an einem ebenfalls Ach genannten Bache, und an der eben erwähnten Landstraße, mit einer Kapelle zur heil. Agatha, die von der Parzellar Gemeinde erhalten wird. Wie der Ort an Weingarten kam, s. oben. Zwischen hier und St. Leonhard hat man 1839 angefangen, auf Braunkohlen zu bauen, s. oben.

10) Rothis, Weiler mit 56 Einw., nebst einer Mühle an der| Ach. Auf einem niedrigen Vorsprung über dem Achthal stand die Burg der alten adeligen Besitzer, der Rinkhen oder Ringgenweiler zum Rothen. Aus einem Zehentvertrag mit der Pfarrei Leutkirch vom Jahr 1506 ergibt sich, daß die Burg damals von einem Ritter Martin bewohnt war. Wie die Besitzung darauf an Weingarten kam, ist oben gesagt worden. Das zuletzt sehr verfallene Schloß wurde 1809 von Bayern auf den Abbruch verkauft, und 1813 wirklich abgetragen. Vermuthlich ist hier das Roto zu suchen, wo 861 eine Verhandlung (Neug. n. 396) unter dem Nibelgaugrafen Gozbert geführt wurde. Vgl. auch n. 465 vom Jahr 872. Roten.

11) St. Leonhard, 10 Höfe und 1 Haus mit 69 Einw. auf der Markung von Ausnang. Hier befindet sich, 1/8 Stunde östlich von Ausnang, eine von der Pfarrkirchenpflege unterhaltene ansehnliche Kapelle zum heil. Leonhard, in welcher bisweilen Meßgottesdienst gehalten wird. Dabei ist ein Meßnerhaus, in welchem eine Filialschule für die Einödhöfe von St. Leonhard, und für die Parzellen Dietmanns, Ellmeney, Grund und Raggen besteht.


Anmerkungen [WS]
  1. Johannes Fabri, siehe Leutkirch S. 120