Beschreibung des Oberamts Leutkirch/Herlatzhofen

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11. Gemeinde Herlatzhofen,
besteht aus 13 (37) Parzellen auf 12 Markungen mit 1833 katholischen Einwohnern, und ist hinsichtlich der Bevölkerung die zweite nach Leutkirch, hinsichtlich der Ausdehnung ihres Bezirkes die größte des Oberamtes. Sie erstreckt sich drei Stunden in die Länge, und eine Stunde in die Breite, und liegt theils auf dem noch zum Allgäu gehörigen hügeligen Gelände, theils in der weiten Thalebene der Eschach und Leutkircher Haide. Die Eschach mit ihrem Arm, der Rauns, mehrere Weiher (die meisten und bedeutendsten des Oberamts) und die aus denselben kommenden Bäche bewässern diesen Bezirk. Die der Eschach zunächst gelegenen Parzellen erleiden oft empfindlichen Schaden durch Überschwemmung. Der südliche Theil ist waldig (der Riedbrand) und sehr sumpfig (Missen und Fetzachmoos); die Fruchtbarkeit des Bodens steht jedoch im Ganzen über den mittleren Bezirken des Oberamtes. Viehzucht ist die Hauptnahrungsquelle, und der Viehstand der Gemeinde der stärkste im Oberamtsbezirk. Der Flachsbau ist sehr erheblich; der Gewerbebetrieb unbedeutend. Es finden sich 4 Mahl-, 2 Sägmühlen, 1 Öl- und 1 Gerstenmühle, 7 Schildwirthschaften, 4 Bierbrauereien und 22 Branntweinbrenner. Holz wird ziemlich viel verkauft, auch einiger Korn- und besonders Viehhandel betrieben. Nebenbeschäftigungen sind Weberei, Holzarbeiten und Spinnen. Den Bezirk durchschneidet die Hauptstraße von Leutkirch (Memmingen) nach Wangen, und die ebenfalls frequente| Straße von Leutkirch nach Isny. Die Vereinödung ist im Hauptort erst 1802, in Urlau und Heggelbach schon 1750 und 1755, in Sonthofen 1814, in Tautenhofen 1793, in den übrigen Parzellen von 1760–84 vollzogen worden. In dieser Gemeinde will man die vortheilhaften Wirkungen der Güter-Arrondirung für die Cultur des Bodens besonders auffallend bemerken. Die öconomischen Verhältnisse der Einwohner sind um so mehr den besseren beizuzählen, als die Bewohner fleißig und die Güter fast durchgängig freieigen und mit Grundabgaben und Leistungen nicht oder nur höchst unbedeutend belastet sind. Die ganze Gemeinde war nämlich ein Bestandtheil der obern Landvogtei, deren Geschichte und politische Verhältnisse oben im Allgemeinen angegeben wurden. Lehenbar waren früher (im Jahr 1707) nur 29 Höfe und 2 Sölden, darunter 15 dem Stift Kempten, 2 der Grafschaft Trauchburg, die übrigen verschiedenen Kirchenstiftungen etc. – Pfarrkirchen befinden sich in der Gemeinde drei, in Herlatzhofen, Urlau und Willerazhofen. Der Sprengel der ersteren beschränkt sich auf Herlatzhofen und die auf dessen Markung liegenden Parzellen; nach Urlau sind eingepfarrt Grünenbach und Haselburg; nach Willeratzhofen: Elleratzhofen, Lanzenhofen und Sonthofen. Filialien der Stadt-Pfarrei Leutkirch sind: Bettelhofen, Heggelbach, Tautenhofen und Weipoltshofen. Endlich sind die Hundhöfe zwischen den Pfarreien Leutkirch und Gebratzhofen getheilt. Die Zehentverhältnisse sind sehr zusammengesetzt: auf der Markung Herlatzhofen beziehen den großen und kleinen Zehenten die dortige Pfarrstelle, von 58 Morgen aber die Kirchenpflege, von 28 Morgen die Pfarrei Urlau, von 30 Morgen die Pfarrei Willeratzhofen, von 61 Morgen das Hospital Leutkirch, von 3 Morgen der Baron Horben (jetzt die Parzellar-Gemeinde Allmishofen), 133 Morgen sind zehentfrei. In Bettelhofen die Winkler’sche Caplanei in Leutkirch; in Elleratzhofen die Kirchenpflege zu Gebratzhofen; in Grünenbach die Pfarrei Urlau, aber von 3½| Morgen die Kapellenpflege in Grünenhach, und von 31¾ Morgen Freiherr v. Horben, jetzt Allmishofen, 16½ Morgen 50 Ruthen sind zehentfrei; in Haselburg die Pfarrei Urlau, aber von 216½ Morgen die Pfarrei Willeratzofen, von 8 Morgen die Pfarrei Herlatzhofen, von 3 Morgen v. Horben, jetzt Allmishofen, 38½ Morgen sind zehentfrei; in Heggelbach das Hospital zu Leutkirch; auf den Hundhöfen dasselbe; in Lanzenhofen dasselbe; in Sonthofen der jeweilige Organist in Leutkirch; in Tautenhofen der Graf Beroldingen, in Urlau von 5922/8 Morgen 21,1 Ruthen der Staat 2/3 und die Pfarrei 1/3, von 6161/8 Morgen 46,5 Ruthen der Staat und die Pfarrei zu gleichen Theilen, von 171/8 Morgen 40 Ruthen die Pfarrei allein, von 131/8 Morgen die Pfarrei Willeratzhofen, von 74 Morgen 81 Ruthen (dem Pfarrwiddum) die Kirchenpflege Urlau den Großzehenten, 8½ Morgen 12 Ruthen sind zehentfrei; in Weipoldshofen der Graf Beroldingen; in Willeratzhofen das Hospital in Leutkirch. Der Staat hat seinen Zehenten der Gemeinde in Zeitpacht gegeben.

1) Herlatzhofen, katholisches Pfarrdorf mit 347 Einw. nebst a) Burris, Hof mit 10 Einw. b) Haslerhöfe, 4 Höfe mit 24 Einw. c) Mühle, eine Mahlmühle, mit 8 Einw. d) Öschhöfe, 4 Höfe mit 28 Einw. e) Spitzenrein, 6 Höfe mit 50 E. f) Viehwaidler, 6 Höfe und 2 Häuser mit 50 Einw.

Das Pfarrdorf liegt eine geom. Stunde südlich von Leutkirch am nördlichen Abhang einer Anhöhe, welche sich gegen Leutkirch hin verflacht, und hat eine ziemlich rauhe, aber reine und gesunde Luft. Die im Jahre 1426 erbaute Pfarrkirche zum heil. Stephan steht mitten im Dorfe auf einer Anhöhe, und ist im Innern hübsch, aber nicht sehr geräumig. Die Collatur stand seit Errichtung der Pfarrei dem Kloster Weingarten zu (laut Zehentbeschr. der Pfarrei von den Jahren 1423 und 1535). Als Vogtrecht bezog das Kloster 17 Scheffel 5 Simri Haber und 7 fl. Geld, welche nach Aufhebung des Klosters von Österreich sequestirt, darauf mit dem Patronat an Bayern und 1810 an Württemberg übergingen. Die Pfarrei gehörte früher zum Landkapitel Isny; sie besitzt ein zehentfreies Widdum, das 1802 bei der Vereinödung zur Entschädigung für den aufgehobenen Zehenten von Heu und Futterkräutern, vergrößert wurde. Die Kirchenpflege besitzt 950 fl. Kapitalien und das Zehentrecht auf 58 Morgen. Die| Schule ist für den Pfarrsprengel und außer diesem für die Parzelle Bettelhofen bestimmt. Herlatzhofen wurde im Jahre 1629 durch die Pest so sehr entvölkert, daß bis 1653 kein eigener Pfarrer sich hier aufhielt, sondern die Kirche von Leutkirch aus versehen wurde. – Eine kleine Viertelstunde nördlich steht auf freiem Felde die Kapelle zu den heil. Märtyrern Johannes und Paulus, die 1603 erbaut wurde, und von der Gemeinde unterhalten wird. Im Sommer werden regelmäßige Meßgottesdienste in derselben gehalten. – Südlich liegen die zwei ansehnlichen Weiher, der Vorder- und Hinterweiher, letzterer fast ganz von Waldungen umgeben.

2) Bettelhofen, Weiler mit 57 Einw. nebst Kapf, 2 Höfen mit 20 Einw., ziemlich hoch gelegen mit ungemein schöner Rundsicht; kleine Kapelle zur Privatandacht. Der Ort starb 1635, als die Pest herrschte, gänzlich aus.

3) Elleratzhofen, Weiler mit 38 Einw. mit einer Mahl- und Sägmühle an dem großen, malerisch schön gelegenen Elleratzhofer Weiher, und einer halb verfallenen Kapelle.

4) Grünenbach Weiler mit 33 Einw., am Thalrand rechts der Eschach, mit einer ansehnlichen, im Jahre 1834 reparirten Kapelle zum h. Vitus ohne regelmäßigen Gottesdienst. Die Kapellenpflege besitzt 5000 fl. Kapitalien. Ob man berechtigt ist, dem Hatto und dem Wolpert von Grunenbach, die 1128 in der ältesten Ochsenhauser Geschichte vorkommen (siehe Oberamtsbeschreibung von Biberach S. 114 und 146 f.) ihren Wohnsitz hier, und nicht vielmehr in dem bayerischen Grönenbach anzuweisen, lassen wir dahingestellt.

5) Haselburg, Weiler mit 41 Einw. nebst a) Gerber, 2 Höfe mit 22 Einw. b) Hinterberg, 4 Höfe mit 23 Einw. c) Kellers, Hof mit 3 Einw. d) Welschen, Hof mit 10 Einw. Haselburg liegt auf einer Anhöhe über der Eschach und der Straße von Leutkirch nach Isny, und hat eine Öl- und Gerstenmühle. Im Jahre 824 übergeben Werinpold und seine Gattin Emina ihr ganzes Besitzthum in loco, qui dicitur Hasalpurc in pago Nibalgauge, dem Kloster St. Gallen.

6) Heggelbach, Weiler mit 111 Einw. nebst a) Birnmann, Hof mit 8 Einw. b) Gaile, Hof mit 6 Einw. Heggelbach liegt etwas erhaben am westlichen Rand der Leutkircher Haide. Der Ort hat eine geräumige, schön und frei gelegene Filialkirche zu St. Johannes dem Täufer mit einem Fond von 27.000 fl. Kapitalien und überdieß 1200 fl. jährlichen Revenüen. Ein Burkard von Hägelenbach, der 1242 auf einer Kl. Walder Urkunde vorkommt, wird wohl so wenig hieher zu beziehen seyn, als das Hackelinbach der Urkunde vom Jahr 970 bei Neugart 760. Beide sind wohl in Heggelbach,| Oberamts Tettnang zu suchen, letzteres um so mehr, weil es zugleich mit Oberdorf genannt ist.

7) Hundhöfe, 3 Höfe und 3 Häuser, mit 33 Einw., an der Landstraße nach Wangen, auf der Markung von Tautenhofen. Konrad Amman von Isny stiftet dem Hospital in Leutkirch den Zehenten „zum Hundt" um die Mitte des 15ten Jahrhunderts.

8) Lanzenhofen, Weiler mit 43 Einw. nebst a) Kauter, Hof mit 8 Einw. b) Unger, Hof mit 10 Einw. Lanzenhofen liegt am sanft ansteigenden Ufer des Elleratzhofer Weihers, und hat eine Kapelle ohne eigenen Gottesdienst und besonderen Fond, auch eine Mahlmühle.

9) Sonthofen, Weiler mit 27 Einw., an der nördlichen Gränze des Gemeindebezirks, und an der des Oberamts Wangen, mit einer zum Theil sumpfigen Markung, indem hier das Röthseer Ried beginnt. Wenn der Konrad von Sonthofen, der 1173 dem Kloster Isny einen Hof zu „Engelheris“ schenkt (chron. Isn.) nicht auf das bayerische Sonthofen zu beziehen ist, so wäre hier ein eigenes adeliges Geschlecht anzunehmen. Eine Burgstelle findet sich übrigens hier nirgends vor.

10) Tautenhofen, Weiler mit 216 Einw., an der Landstraße nach Wangen, mit einer kleinen Kapelle. In der Nähe findet sich eine Stelle, wo der Bergabhang auf der Westseite der Landstraße seit 1816 einigemal herabrutschte und die Chaussee auf eine Strecke gänzlich verschüttete, so daß ihr eine etwas veränderte Richtung gegeben werden mußte. Über das ehemalige Gericht in Tautenhofen, s. oben.

11) Urlau, Pfarrweiler mit 164 Einw., nebst a) Berger, Hof mit 7 Einw. b) Missen, 18 Höfe und 5 Häuser, mit 158 E. c) Urlauer Oberöschhöfe, 3 Höfe, mit 32 Einw. d) Urlauer Unteröschhöfe, 5 Höfe, mit 38 Einw. e) Vesterhof, mit 5 Einw.

Urlau ist ein angenehm gelegener weitläufig gebauter Ort, im Thal zwischen der Landstraße von Leutkirch nach Isny und der Eschach, die den Ort oft in große Gefahr durch Überschwemmung versetzt, und deßwegen in einer künstlichen Eindämmung erhalten werden muß. Die Entfernung von Leutkirch beträgt 1½ geom. Stunden. Die Pfarrkirche zum h. Martin, am nördlichen Ende des Orts, ist in Folge ihrer Renovirung im Jahre 1831 gut gebaut und geräumig. Sie hat einen Fond von 10.000 fl. Das Patronat ist königlich, nachdem es bis 1806 der Comenthurey Altshausen mit einem Vogtrecht von 24 Scheffeln zugestanden hatte, und in diesem Jahr an Bayern gekommen war. Die Pfarrei ist eine der ältesten der ganzen Gegend. Schon 879 übergibt ein Ruodpoto aus freien| Stücken auf die Einsprache des Advokaten des Klosters St. Gallen von seiner Erbschaft auf der Markung von Urlon zur Verhütung alles Rechtsstreites den Theil der Kirche in Urlon (partem basilicae in U. constructae), welcher von dieser Erbschaft ihm zukam. Neug. 515. Aber schon früher, 833 kommt der Ort unter dem Namen Urallon vor, Cod. trad. S. Gall. p. 193. Der Pfarrsprengel, der früher zum Landkapitel Isny gehörte, war ehemals bedeutend ausgedehnter als gegenwärtig. Schon vor dem 30jährigen Krieg wurde der kemptensche Ort Moggartshofen der Pfarrei Frauenzell, und das trauchburgsche Rimpach der Pfarrei Friesenhofen, im Jahre 1812 die bayerischen Orte Hefeliswald und Walkenberg den k. b. Pfarreien Kreuzthal und Frauenzell, und Emerlanden und Winterstetten, bisher Oberamts Wangen, der neu gebildeten Pfarrei Hinznang zugetheilt. Letztere Umpfarrung wurde erst 1834 und zwar gegen eine Entschädigung von 3000 fl. Kapital, vollzogen. Das Pfarrgebäude ist seit seiner 1834 vorgenommenen Ausbesserung in gutem Zustande. Die Baulast ruht zunächst auf der Kirchenpflege, wofür dieselbe die Zehenten von dem Widdumgut bezieht, das mit der Pfarrstelle verbunden ist. Die Schule hat den gleichen Sprengel mit der Pfarrei. Der 30jährige Krieg war auch diesem Ort sehr verderblich. Es ging mit dem größten Theil desselben auch das Pfarrhaus mit allen Dokumenten in Flammen auf. Der südliche und westliche Theil der Markung ist zu einem großen Theil mit Moor bedeckt, der Misse und den Fetzen. Auch befindet sich hier der große Fetzachweiher, der beliebig nach dem Rheine oder nach der Donau abgelassen werden kann. Eine Mahl- und Sägmühle bei Urlau ist fürstl. Zeil-Trauchburgisch.

12) Weipoltshofen, Weiler mit 82 Einw. nebst Krug, Hof mit 8 Einw. Eine kleine Kapelle dient zur Privatandacht.

13) Willeratzhofen, Pfarrweiler mit 79 Einw. nebst a) Stemer, Hof mit 6 Einw. b) Schumacher, Hof mit 10 Einw. Willeratzhofer Bad, Hof mit 18 Einw.

Der Pfarrweiler hat eine sehr schöne, freie Lage auf einer Höhe, die eine treffliche Aussicht über den lang gestreckten Spiegel des Elleratzhofer Weihers nach den Allgäuer- und Hochalpen gewährt. Boden und Klima aber sind gleich rauh. Die Entfernung von der Oberamtsstadt beträgt 11/2 geom. Stunden. Die Pfarrkirche zur heil. Margaretha wurde 1815 und 1827 vergrößert, und hat einen wohlgebauten, weit umher sichtbaren Thurm. Die Baulast an der Kirche wie an dem Pfarrhaus hat die wohldotirte Kirchenpflege zu tragen, welche 18.000 fl. Kapitalien, 3¾ Morg. Feld, und jährlich 42 Simri Gülthaber nebst 9 fl. 29 kr. Hellerzins besitzt. Die Pfarrei war früher dem Landkapitel Isny zugetheilt. Außer den oben| genannten Filialien ist ihr seit 1819 noch Stegroth (Gem. Diepoldshofen) zugewiesen. Für den Pfarrsprengel besteht eine eigene Schule, für welche 1841 ein neues, ansehnliches Haus gebaut worden ist. Nach einer Urkunde vom Jahr 1339 hatte Willeratzhofen eine eigene Pfarrei unter dem Patronat der Herrn von Schellenberg in Kißlegg. Diese Herren zogen die Pfarrei zu der Katharinenkaplanei in Kißlegg, so daß der Kaplan in letzterem Ort eigentlicher Parochus von Willeratzhofen war. Allein mit Ausnahme der beiden Lehensträger des Pfarrwiddums hielten sich die Bewohner zu der katholischen Stadtpfarrei Leutkirch, als deren Filial der Ort bis in die neuern Zeiten angesehen war. Im Jahre 1808 unter bayerischer Regierung wurde der Inhaber der im Jahre 1396 in Leutkirch gestifteten Kilianskaplanei als Pfarrer nach Willeratzhofen unter Beschränkungen gesetzt, welche 1813 von Württemberg aufgehoben wurden. Von letzteren Jahren an ist Willeratzhofen wieder eine eigene von Leutkirch ganz getrennte, selbständige Pfarrei, deren Patronat dem Staat zusteht. – Von Willeratzhofen hat man schon Kunde aus dem neunten Jahrhundert. Die Gebrüder Cundpert und Mawo oder Mowo tauschen 865 von St. Gallen Besitzungen in Willeharteshovun und Roto (s. Oberamtsbeschreib. von Wangen S. 253) gegen ihr Eigenthum in Langenargen ein, Neug. 432. – Nach dem Verzeichniß des schwäbisch-österreichischen Lehenhofs vom Jahr 1806 waren zwei Bauernhöfe und verschiedene einzelne Güterstücke, so wie die von der Stadt und dem Spital Leutkirch bezogenen Zehentantheile österreichische Lehen. – Eine halbe Viertelstunde südlich vom Ort liegt am östlichen Ufer des Elleratzhofer Weihers das Willeratzhofer Bad mit einer ganz einfachen und ländlichen Einrichtung. Von diesem Bad schreibt im Jahr 1669 der Med. Dr. und Physikus Gabriel Furtenbach zu Leutkirch: „daß Wüllerzhofer Wasser, war vor diesem ein köstliches Weiberbad, aber in dem Kriegswesen ganz verderbt und ruinirt worden, und noch nit wieder erbawt." (Oberl. Jammerchron. S. 29). Dabei ist eine Öl- und Gerstenmühle.