Beschreibung des Oberamts Leutkirch/Haslach

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Gebratzhofen Beschreibung des Oberamts Leutkirch Herlatzhofen »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
9. Gemeinde Haslach,
bestehend aus 11 (25) Parzellen auf 9 Markungen mit 599 katholischen Einwohnern. Der Bezirk ist von der| Haslach und ihren Seitenbächen reichlich bewässert; die Ackerfelder, deren Boden ziemlich rauh und wenig ergiebig ist, liegen auf den kalten, zum Theil waldigen Höhen zwischen diesen Bächen. Um so schöner ist der Wieswachs im Haslachthale, daher auch die Viehzucht nicht unbedeutend ist. Die Vereinödung ist in Haslach und Kunenberg schon um 1755 vorgenommen worden; in Schönthal, Ober-Mittelried und Buch ist sie von den Jahren 1811, 13, 33. Die übrigen Parzellen bestehen aus arrondirten Höfen von Alters her. Straße zieht keine durch den Bezirk. Außer der Viehzucht und dem Feldbau, welche einen mittelmäßigen Nahrungsstand begründen, sind einige, doch ganz unbedeutende Gewerbe vorhanden; darunter eine Mahl-, eine Öl-, zwei Sägmühlen und eine Schildwirthschaft. Von einiger Erheblichkeit sind nur die Mühlwerke. Die Grundherrlichkeit steht dem Grafen von Erbach-Wartemberg-Roth zu, mit Ausnahme der Parzellen Hamerz , Rohrmühle und Schönthal, deren Grundherr der Graf von Schäsberg ist. Die Lehen sind fast durchaus leibfällig. Die Gemeinde bildet auch zugleich den Pfarr- und Schulsprengel Haslach. Die Zehenten bezieht die Standesherrschaft Roth; nur auf den Markungen Schönthal und Ober-Mittelried gebühren sie dem Grafen von Schäsberg, in Kunenberg den Pfarrstellen Aitrach und Mooshausen.

1) Haslach, katholisches Pfarrdorf mit 303 Einwohnern, nebst a) Bergbauer, Hof mit 5 Einw. b) Bohlis, Hof mit 9 Einw. c) Harmen, Hof mit 7 Einw. d) Hasjäck, Hof mit 7 Einw. e) Josenbäuerle, Hof mit 11 Einw. f) Käsperle, Hof mit 14 Einw. g) Maucherhof, Hof mit 9 Einw. h) Neuhauser Hof mit 10 Einw. i) Norbert, Hof mit 7 Einw. k) Pfeiffer Hof mit 5 Einw. l) Rehm, Hof mit 21 Einw. m) Schuhjörg, Hof mit 6 Einw. n) Schuhmacher Hof mit 4 Einw. o) Würfel, Hof mit 5 Einw.

Haslach liegt ziemlich abgeschieden und weitläufig auseinander gebaut im engen, sehr wasserreichen Thälchen des gleichnamigen Baches, mit einer Mahl,- Säg- und Schleifmühle; 5½ g. Stunden nördlich von Leutkirch. Den malerischen Anblick des Örtchens erhöht sehr die alterthümliche, auf einem hohen Felsen am Rand| der steilen Thalwand gelegene Pfarrkirche zum heil. Petrus. Starke Mauersubstruktionen, die sich unter dem die Kirche umgebenden Gottesacker hinziehen, lassen auf ein ehemaliges festes Bauwerk schließen, zu welchem die Kirche gehörte oder auf dessen Trümmern sie errichtet wurde. Der Kirchenfond hat 400 fl. Kapitalien und bezieht jährlich 17 fl. Herbstgeld und 5 Schfl. 5 Sri. Gültfrüchte. Die Baulast ruht auf der Standesherrschaft. Die Pfarrei, ehedem zum Landkapitel Dietenheim gehörig, wurde 1350 der Abtei Roth incorporirt, und bis zu deren Aufhebung vom Kloster aus versehen. Die nunmehrige Standesherrschaft aber, welcher auch das Patronat zusteht, redotirte die Pfarrstelle und erbaute 1813 das neue Pfarrhaus. Dabei steht noch das alte Pfarrhaus, ein in alterthümlicher Weise bemaltes Gebäude mit einem Eckthurm. Haslach ist der Sitz eines gräfl. Revier-Jägers, indem die Standesherrschaft in dieser Gemeinde ansehnliche Waldungen besitzt.

Der größere Theil dieser Gemeinde hatte der Stifterin des Klosters Roth (s. d.), namentlich Haslach selbst als Allodium, angehört, und war seit 1126 im Besitz dieses Klosters. Vier Höfe, welche dem Chorstift Waldsee gehört hatten, und von diesem an Wielin von Winnenden verkauft worden waren, tauschte Roth 1278 gegen eine Besitzung in Winnenden (Michelwinnenden, OA. Waldsee) ein. Urk. bei Stadelh. S. 134. Einige andere Theile acquirirte es von Privaten in Memmingen und Waldsee. So war der ganze Gemeinde-Bezirk fortwährend (mit Ausnahme einiger Verpfändungen an Haug zu Waldsee 1396, und an Ochsenhausen 1406, welche 1411 und 1435 wieder eingelöst wurden) im Besitze der Abtei Roth, und theilte auch deren letzte Schicksale. Nur die Parzellen Hamerz, Rohrmühle und Schönthal waren von jeher Ochsenhausisch und gehören jetzt dem Grafen von Schäsberg.

2) Benzen, zwei Häuser mit 9 Einwohnern, auf Haslacher Markung.

3) Buch, Weiler mit 24 Einwohnern, zwischen Haslach und Hauerz.

4) Eisenhalde, Hof mit 14 Einwohnern.

5) Hamerz, Hof mit 7 Einwohnern, auf Einer Markung mit Schönthal. S. vorhin.

6) Kunenberg, Weiler mit 11 Einwohnern, kommt als Chonen unter den Rothischen Stiftungsgütern vor, und hat ohne Zweifel seinen Namen von dem Sohne der Stifterin, Cuno.

7) Ober-Mittelried, Weiler mit 40 Einwohnern, auf einem schmalen Landrücken über dem engen Höllthal, mit einer Kapelle zur Privat-Andacht.

8) Rohrmühle, Ölmühle mit Säggang, des Grafen von| Schäsberg an der Haslach, mit 11 Einwohnern, dazu gehört der Rohrmühlhof, früher die Höll genannt, auf dem Höllwald, mit einer besondern Markung.

9) Schachen, Weiler mit 22 Einwohnern, ist von Haslach hinaus gebaut und liegt auf der Markung dieses Ortes.

10) Schönthal, Weiler mit 21 Einwohnern, Gr. Schäsbergisch, s. Nr. 5:

11) Waldeck, Weiler mit 17 Einwohnern.


10. Gemeinde Hauerz,
siehe unten.