Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 34
« Kapitel B 33 | Beschreibung des Oberamts Neckarsulm | Anhang » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Züttlingen liegt angenehm und freundlich im Jagstthal auf dem linken Ufer des Flusses, hauptsächlich in der Richtung von Norden nach Süden sich ausdehnend und nach Osten etwas gegen die Anhöhe ansteigend. Der Fluß trennt den Ort von dem auf dem rechten Ufer liegenden Weiler Assumstadt. Die Anlage des großen Etablissements der Zuckerfabrik und die stattliche neue Kirche mit dem schönen Rath- und Schulhaus daneben verleihen dem Ort ein von den Dörfern gleicher Größe abweichendes Aussehen. Das Innere des Orts ist im allgemeinen sauber, doch im Spätherbst und Winter zuweilen wegen der starken Rübenzufuhr etwas morastig; auch überschwemmt der Fluß beim Austreten öfters die Straße, die zur Brücke führt. Es ist eine Hauptstraße im Ort, von welcher Wege in die Zuckerfabrik und
| nach Assumstadt nach Westen ablenken; der genannten Straße parallel läuft im Osten des Orts, jenseits der Eisenbahn die Staatsstraße von Neuenstadt nach Möckmühl, von Ernstein herabkommend und auf dem linken Ufer des Flusses sich haltend. Eine Vizinalstraße, im Norden des Orts sich östlich wendend, führt nach Maisenhälden und Widdern, eine nach Kresbach und eine nach Siglingen; letztere überschreitet die Jagst bei Assumstadt auf steinerner Brücke, die zur Hälfte von der Gemeinde Züttlingen, zur andern von der Theilgemeinde Assumstadt zu unterhalten ist. Endlich ist eine Vizinalstraße nach Lampoldshausen in den letzten Jahren erst angelegt worden. Die Eisenbahn von Siglingen nach Möckmühl folgt den Windungen des Flusses auf seinem linken Ufer, zieht im Osten des Ortes vorbei und überschreitet die Jagst in der Nähe der nördlichen Markungsgrenze gegen Möckmühl. Eine eiserne Brücke führt vom Ort östlich über den Bahneinschnitt zu der jenseitigen Straße und zu den östlich von der Bahnlinie stehenden Gebäuden, der Kirche, dem Rath- und Schulhaus.Die Kirche, im Jahr 1856/57 mit einem Aufwand von 28.000 fl. von Gemeinde und Gutsherrschaft durch Bauinspektor de Millas erbaut, ist sehr geräumig, fast zu groß für das örtliche Bedürfnis. Der Haupteingang ist im Westen unter dem viereckigen Thurm, 2 weitere im Norden und Süden, sämmtlich im Rundbogen. Zehn große rundbogige Fenster und zwei Rundfenster sind im Schiff, dessen flache Decke mit Querbalken durchzogen ist. Die Empore an der Westseite trägt die seit 1857 neu aufgestellte Orgel. Ein Rundbogen führt in den sich östlich anschließenden, um 3 Stufen erhöhten polygonen Chor mit 5 rundbogigen Fenstern; er enthält den Altar.
Der viereckige aus Blausteinen gebaute Thurm erhebt sich über dem Kirchendach noch in 2 Stockwerken; im oberen sind Rundbogenöffnungen mit Mittelstab. Auf dem mit vierseitigem, nicht hohem spitzzulaufendem Schieferdach bedeckten Thurm hängen 3 Glocken, von denen 2 neu umgegossen sind von A. Bachert in Kochendorf; die dritte trägt die Namen der 4 Evangelisten, ohne Jahrszahl, (letztere noch von der alten Züttlinger und ehemaligen Assumstadter Kirche stammend). Die Unterhaltungspflicht an der Kirche hat die Stiftungspflege.
Der mit einer Mauer umgebene Begräbnisplatz liegt unmittelbar westlich beim Ort; auf ihm stand früher die aus Chor und Schiff bestehende Züttlinger Kirche, mit quadratischem Thurm
| zwischen Chor und Schiff. Das später angefügte Schiff hatte eine Länge von 34 Fuß und eine Breite von 20′, der quadratische Thurm 20′ Seitenlänge, das polygone Altarhaus 10′ Länge und ebensoviel Breite. Die Kirche scheint ursprünglich blos zu Abhaltung der Trauergottesdienste benützt worden zu sein, da bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts die jetzt ebenfalls verschwundene Kirche in Assumstadt (s. u.) im Gebrauch war. Erst als diese abgebrochen wurde, hielt man den Gottesdienst in der alten Züttlinger Kirche, bis auch diese wegen Baufälligkeit einer neuen Platz machen mußte. Über einem rundbogigen Eingang, der in den Raum unter dem Thurm führte, stand die Jahrszahl 1580 mit einem Steinmetzzeichen. Der Thurmraum hatte spitzbogiges Kreuzgewölbe mit 4 Gurten, die Fenster im Spitzbogen gewölbt; oben am Kreuzgewölbe befand sich ein Wappen mit einem Hund (v. Berlichingen?).Von dieser ganzen früheren Kirche steht jetzt nur noch der vieleckige Chor, welchen die Herren von Ellrichshausen von der Gemeinde gekauft und zu einer Kapelle mit Familiengruft und Erbbegräbnis eingerichtet haben. An der Westseite, welche einen Staffelgiebel trägt, führt jetzt ein neues spitzbogiges Thor ins Innere; über demselben zeigt sich das von Ellrichshausen’sche Wappen mit der Inschrift: „Renovirt von den Freiherren Karl und Joseph von Ellrichshausen 1873“. Auf einem eingemauerten Stein erscheint ein Wappen mit Thurm und wachsender Figur, früher an dem Chorbogen angebracht. (Das Hartheimische Wappen.) Links, eine Wandnische bildend, ein im gothischen Stil gehaltenes Sakramenthäuschen mit Fialen. Das Innere der Kapelle hat Kreuzgewölbe; die Fenster haben Spitzbogen mit Fischblasen. Auf dem Boden liegen 2 nicht mehr leserliche Grabsteine, von denen einer das schon erwähnte Wappen mit einem Hund erkennen läßt. An den Seitenwänden sind 3 Grabsteine, von denen 2 noch wohl erhalten; auf dem dritten ist die Inschrift außer wenigen Worten schon ganz unleserlich. Der erste, der der Frau Anna Kolbin v. Reindorf, geb. v. Herda, † 1668, zeigt oben die Wappen der Kolb von Reindorf und Herda, auf der rechten Seite von oben nach unten 4 Wappen, Herda, Hartheim, Salfeld, Berlichingen; auf der linken ebenfalls 4, Crailsheim, Hain genannt Schlein, Geier von Gibelstat, Reckerod zu Branburck. Auf dem zweiten dem des Herrn Joh. Jakob Kolb v. Reindorff zu Assumstadt, Züttlingen, Domeneck, † 1670, sind außer den Wappen der Kolb und Herda in der Mitte, auf den beiden Seiten je
| 8 kleinere Wappen. Der dritte zeigt in der Mitte in Medaillon das Wappen von Hutten, mit der Umschrift: Anna Catharina v. Hutten. Mecmilae. Um dieses stehen oben die Wappen von Hutten und Gemmingen, unten die von Kronberg und Grumbach.Rechts von der Kapelle befinden sich auf dem Kirchhof einige Grabsteine von Angehörigen der Familie v. Ellrichshausen: Ludwig von Ellrichshausen, † 1799 mit seinem Sohn Ernst und Wilhelm Julius Ludwig v. Ellrichshausen, K. Württ. Kammerherr und Direktor der Landwirthschaftlichen Akademie zu Hohenheim, † 1832. – An Kirchengeräthen mit Kunstwerth ist zu erwähnen ein alter Kelch von vergoldetem Kupfer mit gothischen Ornamenten; er trägt auf einzelnen erhabenen Theilen des Knopfes die Inschrift: H • M • A • R • I • A •
Das Pfarrhaus steht in Assumstadt (s. u.); es wurde im vorigen Jahrhundert von den Freiherren v. Ellrichshausen erbaut und wird jetzt auf Kosten der Stiftungspflege Züttlingen unterhalten, nachdem die genannten Freiherren ihre Hälfte der Unterhaltungslast abgelöst haben.
Das Rathhaus, ein zweistockiger Backsteinbau, neben der neuen Kirche stehend, wurde 1874 erbaut und ist zugleich Schulhaus, mit 2 größeren und einem kleineren Lehrzimmer (letzteres für die Kleinkinderschule bestimmt), sowie im zweiten Stock Wohnung des Schullehrers. Auch die Industrieschule für Mädchen wird hier gehalten. Die Gemeinde besitzt ferner ein Armenhaus und ein Backhaus mit 2 Öfen. Die frühere Ortskelter wurde aus Anlaß der Zehntablösung und wegen damaligen geringeren Weinbaus verkauft, so daß das Weinerzeugnis jetzt auf Privatkeltern in Assumstadt und Domeneck gekeltert wird.
Der ziemlich ausgedehnte Gebäudekomplex der 1837 angelegten Zuckerfabrik mit hochragendem rundem Kamin befindet sich unmittelbar an der Jagst auf dem linken Flußufer, nördlich von dem zur Brücke führenden Weg. – Das zweistockige Stationsgebäude, dem Staat gehörig, steht nur wenige Schritte entfernt vom südlichen Ende des Orts.
Der Ort ist mit Trinkwasser durch 7 laufende Brunnen und 3 private Ziehbrunnen versorgt; wenn je in besonders trockenen Jahren Mangel an Trinkwasser eintritt, so wird Waschwasser und Trinkwasser für das Vieh aus dem Mühlkanal beim Ort geholt. Das Wasser ist ziemlich kalkhaltig; es wird in bleiernen, hölzernen und steinernen Teucheln hergeleitet. Die
| Markung ist reich an Quellen; die bedeutendste ist die bei Domeneck, die sich vollständig unbenützt in die Jagst ergießt. Seen, die früher in der Höhklinge und Baierklinge sich fanden, sind jetzt trocken gelegt. Die Jagst durchfließt die Markung in ihrem westlichen Theil, zuerst im Bogen von Osten nach Südwesten, dann wieder unterhalb Assumstadt in starker Krümmung sich nach Nordwesten wendend. Von Bächen ist nur der sog. Bittenbach zu nennen. Die Jagst tritt in manchen Jahrgängen gar nicht, in andern mehrmals aus; das Austreten im Winter ist nützlich, im Sommer bringt es Schaden.Die Gemeindemarkung, von mittlerer Ausdehnung, im ganzen mit den Besondermarkungen Assumstadt, Maisenhälden und Domeneck 21957/8 Morgen umfassend, erstreckt sich über die Höhen nördlich und südlich von der Jagst, so zwar, daß der größere Theil auf der linken Seite des Flusses liegt. Das saftige Wiesenthal des Flusses bildet eine liebliche Abwechslung zu den waldigen Höhen und den ausgedehnten Feldern des Plateaus. Die Beschaffenheit des Bodens der Markung ist verschieden; es gibt Sand-, Lehm-, Kalk- und Lettenboden. Im Durchschnitt ist der Boden als fruchtbar zu bezeichnen, theils tiefgründig, theils steinig; moorige Wiesen finden sich im Bronnenberg, Hackklinge und Hölderle. Das Klima ist im allgemeinen mild, doch kommen Frühlingsfröste und kalte Nebel vor; starke Winde und Hagelschlag sind selten. Kalksteinbrüche befinden sich mehrere auf der Markung, die zur Noth Bausteine liefern; Werksteine müssen von außen bezogen werden; Lehmgruben sind ebenfalls vorhanden.
Die Ortseinwohner stehen in kaum mittleren Vermögensverhältnissen. Der größte Grundbesitz unter den Bauern beträgt ca. 70 Morgen, der des mittleren Manns ca. 30 Morgen, der geringste besteht in einigen Ruthen Gemüsegarten; ein ziemlicher Theil der Bevölkerung ist hergezogen, ohne allen Grundbesitz, und findet sein Brot in der Zuckerfabrik oder durch Taglohnarbeit auf den herrschaftlichen Gütern. Krämer gibt es 4, 2 Bierbrauereien und 8 Schildwirthschaften, 2 Ziegeleien.
Der Zustand der Landwirthschaft ist ein guter, und es gibt namentlich die Bewirthschaftung der von Ellrichshausen’schen Güter ein gutes Beispiel. (Über den landwirthschaftlichen Betrieb der letzteren siehe unten.) Ein Morgen der besseren Äcker kostet ca. 800 fl., der mittleren 500 fl., der geringeren 300 fl.
| Der Wiesenbau ist auf das Jagstthal beschränkt, das Futtererzeugnis größtentheils gut. Die Wiesen kosten per Morgen zwischen 500 und 300 fl.
Der Weinbau ist nicht ausgedehnt (s. oben S. 147).
Die Obstbaumzucht wird stark betrieben. Es sind einige Baumschulen vorhanden, welche Privaten gehören; aus denselben werden meist die Jungstämme bezogen.
An Waldungen besitzt die Gemeinde von den ca. 900 auf der Markung befindlichen Morgen Wald ca. 8 Morgen Laubwald.
Im Spätjahr wird die Stoppelweide, im Winter und Frühjahr werden die Wiesenthäler mit Bastardschafen befahren, welche im Ort überwintert werden; im Nachsommer laufen ca. 1000, im Frühjahr ca. 500 Stücke auf der Markung. Die Schafzucht wird von den Gutspächtern der größeren Güter ausgeübt. Die Pachtsumme, welche die Gemeinde bezieht, beträgt ca. 200 fl., die Einnahme für den Pferch beläuft sich auf ca. 160 fl.
Allmanden sind keine vorhanden; dagegen besitzt die Gemeinde ca. 18 Morgen Rodfeld, welche um ca. 15 fl. jährlich verpachtet sind. Die Güter der Freiherrl. v. Ellrichshausenschen Familie beider Linien umfassen auf den Markungen Züttlingen, Möckmühl und Kresbach 668 ha = 2133 Morgen, worunter 153 ha = 486 M. Wald. Die Rindviehzucht befindet sich in ganz gutem Zustand. In Assumstadt ist die Viehmastung von Bedeutung; das gemästete Vieh wird meist nach Mannheim, Mainz, Frankfurt etc. abgesetzt.
Schweinezucht wird in Maisenhälden mit 4–5 Mutterschweinen betrieben; die meisten Schweine werden als sog. Läufer von Händlern angekauft.
Die Fischerei ist unbedeutend; das Fischrecht in der Jagst hat die Gutsherrschaft und die Zuckerfabrik. Man fängt Weißfische, Schuppfische, Barben, Aale und Grundeln.
Stiftungen sind 2 vorhanden, eine zur Stiftungspflege gehörig mit ca. 11/8 Morgen Wiesen, mit ca. 41 fl. jährlichem Pachtertrag; eine zweite von 200 fl. in Geld. Die jährlichen Zinsen sind theils für Schulbücher, theils für Arme zu verwenden.
Alterthümer. Von Neuenstadt führte eine Römerstraße, die heutige Straße, nördlich durch den Hardthäuserwald, östlich an Ernstein vorbei nach Züttlingen, überschritt die Jagst und ging auf der nördlichen Seite derselben auf der Höhe westlich von Domeneck weiter am Neuhof vorbei nach Norden. (Vgl. oben S. 225.) An ihr fand man eine römische Niederlassung
| gegenüber von Domeneck auf den Pfaffenäckern. Funde: Grundmauern, Stücke von Ziegeln, Heizungsröhren, Gefässen, der obere Theil von einer großen Amphore (W. F. VI, 296); ebenso ergaben sich Funde beim Habicht im Hardthäuser Wald.Ein germanischer Grabhügel, unweit des freiherrlich von Ellrichshausenschen Hofguts Ernstein auf der Höhe des Bergkammes gelegen, wurde 1864 durchschnitten; es fanden sich in demselben nur schwache Reste von Kohle und Asche. – Auf den Äckern unweit Züttlingen gegen Maisenhälden wurde ein gegen 3 Zoll langer, 11/2 Zoll breiter und 7‴ dicker Streitmeißel oder Donnerkeil mit sehr scharfer Schneide, aus Kieselschiefer, ausgegraben.
Über Ernstein und Domeneck siehe unten.
Züttlingen, alt Zutilingen, Ort eines Zutilo, wird schon in der Zeit der fränkischen Könige Pipin und Karl aus Anlaß von Schenkungen an das Kloster Fulda genannt. Es war Reichslehen, geliehen an den Bischof von Würzburg (vielleicht vorher an die Herren von Dürn – s. Möckmühl) und weiterhin theils an eine Adelsfamilie, die sich von Z. nannte und wohl eines Stammes mit denen v. Ernstein war, theils an die Herren von Domeneck. Durch Heirat kam der Züttlingen-Ernsteinische Theil an die Helmstadt, von diesen an die Rüd v. Bödigheim, weiter an die Neideck, Berlichingen, Echter von Mespelbronn, von letzteren 1628 durch Tausch an Hans Kaspar v. Herda, 1676 durch Heirat einer von dessen Enkeltöchtern an die noch hier ansäßigen Herren von Ellrichshausen. Begütert waren in Z. zeitweilig außer den Genannten: Hohenlohe, von Stetten, Stumpff v. Schweinberg, die Klöster Seligenthal und Schönthal, das Stift Möckmühl.
Die Pfarrei wurde von Würzburg 1325 dem Stift Mosbach einverleibt. 1442 ist nach dem Amorbacher Kopialbuch Pfarrer Walter Verber (Tinctor, Färber). Im Würzburger Synodalbuch von 1453 stehen als Pfarreien neben einander: Asamstat, Zutlingen und folgt dann die primissaria in Siglingen. Letztere Gemeinde, mit Reichertshausen, Kresbach und Maisenhälden bis zur Reformationszeit nach Z. eingepfarrt, führte 1497 Klage gegen den Pfarrer Heppelmann, daß er ihren Gottesdienst, welchen ein Frühmeßkaplan besorgen sollte, vernachläßige; Pfalz und Würzburg trugen dem Probst von Möckmühl, Konrad Wohlgemuth, auf, Abhilfe zu schaffen. Als 1539 der Pfarrer Johann
| Bierer „in das Lehen Domeneck und die Pfarr am Berg, Weinsberger Lehen, abgekommen,“ nahm die Gemeinde Züttlingen, durch die württembergischen Beamten von Weinsberg-Möckmühl unterstützt, einen Pfarrer Alexander Sendler an, der in Sindeldorf (OA. Künzelsau) von dem Kurmainzischen Amtmann Bernhard v. Hardheim wegen evangelischer Predigt und Sakramentsaustheilung vertrieben worden war. (St.A.) Die Herren v. Hardheim in Assumstadt als Patrone duldeten es und ließen, da die Pfarrgefälle in Züttlingen späterhin „an ihnen selbst so gering waren, daß sich kein Pfarrherr allein damit betragen konnte“, beide Pfarreien durch ihren Pfarrer von Assumstadt versehen, wie das heute noch der Fall ist. Im 17. Jahrhundert findet man die Nachricht, daß in Züttlingen nur eine Kirche und kein Pfarrhaus sei, die sonn-, fest- und feiertäglichen Gottesdienste für beide Gemeinden in der Kirche zu A., die Taufen, Kopulationen und Leichengottesdienste in beiden Kirchen gehalten werden. 1795 wurde die Kirche in A., 1844 auch die in Z., je wegen Baufälligkeit, abgebrochen und 1856/7 von der Patronatsherrschaft und Gemeinde eine neue Kirche in Z. erbaut. Pfarrer von Assumstadt-Züttlingen, in ersterem Orte wohnhaft: Alexander Sendler 1539. Balth. Schmidt 1554. Valentin Keyser 1585. Joh. Keim v. Assumstadt 1596. M. Joh. Phil. Rosa 1618. M. Rabanus Wolffart 1620. M. Joh. Kelwer 1634. M. Joh. Ge. Dopff 1636–37. Vakanz .. Hueblein 1643. Joh. Egidius Schrank 1644. M. Hieron. Knaus 1651. Dav. Carolus 1653. Joh. Ge. Romig 1656. Joh. Gottfr. Alberk 1660. Christof Heinr. Herrmann 1674. Joh. Eberh. Anns 1696. Friedr. Wilh. v. Olnhausen 1729. Phil. Friedr. Apin 1737–76. Joh. Andr. Hofmann 1786–1844. Gust. Ad. Bilfinger 1846–52. Karl Knöde1 1861–67. Wilh. Karl Sandberger 1874–80. Karl Faber 1880.Von einer evangelischen Schule in Z. ist frühe die Rede. Nach einer Notiz im Jagsthauser Archiv wurde der Böhme Wenzeslaus, welchen Junker Wolf von Hardheim um 1560 zu Brenz nach Stuttgart um einen Pfarrer für Hardheim schickte, nachher Schulmeister in Züttlingen.
8. 9. Jahrh. Willirih und seine Gattin Burgunt schenken dem Kloster Fulda ihr Eigenthum an Gütern und Leuten in villis Meitamulin, Zutilingen, Jagese. Dronke, Trad. et ant. Fuld. p. 16.
Ebenso Willihere seine Güter in villa Zutilingen. Ebend. 17. (Ein Willihereshus s. unten 846.)
| Abt Baugulf von Fulda tauscht eine Hofstatt in Zutilingen an den Grafen Burchard gegen eine doppelte Schenkung aus. Ebend.
Kloster Fulda hat in Zutelingen 24 ganze und 6 halbe Mansen, 6 Huben, 300 Jauchert, bis 60 Karren Heu, 60 Rinder, 300 Schafe, 160 Schweine. Ebend. 128.
846. Abt Hatto von Fulda vertauscht an König Ludwig alles Eigenthum in villulis, quae nuncupantur Zutilinga, Vuillihereshus et Thuna, mit Ausnahme eines Hofs, gegen Güter zu Eiterfeld (in Kurhessen). UB. 1, 132.
1222. Volknand und Hartwic Gebrüder von Ziutelingen Zeugen in einer Kloster Schönthaler Urkunde. UB. 3, 135.
1225. Dieter und Heinrich Gebrüder von Zutelingen ebenso. UB. 3, 164.
1319. Der kleine Marquart von Möckmühl und seine Ehefrau, Adelheid v. Huchelheim (Heuchlingen) tauschen, mit Gunst Gernots des Alten von Stetten, von Kloster Gnadenthal einen Hof zu Kresbach, ein Gut zu Zütlingen, das des gen. Gernot war, und ein Gut zu Asmansstat gegen eine Mühle in Steinsfeld ein. W. F. 4, 195. Vgl. Wib. 2, 185.
1320. Hertwic von Erenstein nimmt von Kraft von Hohenlohe, dem er und Andere Nahm und Schaden in Öhringen gethan, eine Gilt von 2 Pfd. auf seinen Gütern in Zutlingen zu Lehen. Hanßelmann 2, 93.
1325. Bischof Wolfgang von Würzburg übergibt dem Stift Mosbach die Pfarrkirchen in Zutilingen und Gruppenbach. Mon. bo. 39, 267.
1338. Heinrich v. Ernstein verkauft an das Kloster Seligenthal die jährliche Gilt von 1 Pf. und 1 Schill. auf seinen Gütern zu Züttl. um 11 Pf. H. Reg. bo. 7, 219.
1346 s. Möckmühl.
1382. Konrad v. Weinsberg, Domherr zu Würzburg, tritt an seinen Bruder Engelhard die Dörfer und Weiler Züttlingen, Kresbach etc. ab. Albrecht, Weinsb. Reg.
1400. Fritz Tumyng und seine Ehefrau Adelheid von Hausen kaufen Güter und Gilten zu Assamstadt und Zütlingen von Wiprecht Tanner, Edelknecht, für 93 Gulden. St.A.
Um 1400. Wilhelm und Raban von Helmstatt, Ehegatten der Ernsteinschen Erbtöchter (s. Ernstein) werden von Würzburg mit Burg Ernstein, Züttlingen und Maisenhelden belehnt. (Arch. Assumst.)
1403. Hans v. Berlichingen verweist seine Hausfrau wegen der Heimsteuer und Morgengabe unter Anderem auf den Zehnten von 2 Höfen in Z. Gesch. d. R. Götz v. Berl. v. Graf Fr. v. Berl. 590.
1406 s. u. Domeneck.
1410. Würzburg belehnt mit Bewilligung Wilhelms v. Helmstadt, Rabans Schwiegersohn, Diether Rüd v. Bödigheim mit Ernstein, Züttlingen und Maisenhelden. (Arch. Assumst.) 15. Jahrh. Kunz, Engelhard und Hans von Neideck, Söhne einer Rüd v. Bödigheim, besitzen u. A. 1/3 der Burg Ernstein und das Dorf Züttlingen. W. F. 7, 511.
1418. Stift Öhringen verkauft an Stift Möckmühl 1/2 Malter Dinkel Gilt vom Hof in Z. für 5 Gulden. St.A.
1423 f. s. Domeneck.
| 1436. Kunrat Stein zu Steineck, welchem die 1400 genannten Güter und Gilten angefallen, verkauft sie an Kl. Schönthal. St.A.
1449. Im Städtekrieg erleiden die Orte Züttlingen und Ruchsen durch die Leute des Erzbischofs von Mainz, welche zu Neidenau lagen, mancherlei Beschädigungen. OR. 22, 401.
1454. Hartmann Stumpff von Schweinberg verkauft mit den Seinigen an das Salve in die Pfarrkirche zu Möckmühl einen Hof in Züttlingen genannt Hehenrietshof um 101 Gulden rheinisch. W. F. 5, 394.
1455. Götz v. Berlichingen vermacht was er in Z. hatte seiner Tochter Anna und deren Gemahl Konz Echter. Arch. d. h. V. v. U. Fr. XVI. 1, 143.
1457. Philipp v. Weinsberg wird von Würzburg mit je einem Drittel an der Veste Erenstein, an den Dörfern, Weilern und Höfen Züttlingen, Meysenhelden Gißübel etc. belehnt. Albrecht Weinsb. Reg.
1460. Eberhard v. Berlichingen hat in Z. einen Hof, der gibt jährliche Gilt je 7 Malter Korn und Haber und 1 Fastnachthuhn zu allen Rechten. Hievon ist B. dem Stift Möckmühl 1 Malter Dinkel zu geben schuldig. Derselbe besitzt auch eine Hofstatt in Z., die er in den Hof geliehen hat, sie zu bezimmern, zur Zeit an Hans Körber. Diese giltet jährlich an den, der den Hof inhat und bebaut, 12 Heller. Kopialbuch Arch. Jagsth.
1464. Abt Simon von Schönthal urkundet nach Angaben seines Bursirers und der Zinsbücher: das Gotteshaus Schönthal hat in Züttlingen und Assemstadt Hellerzinse, da gibt man 3 Pfennig für 1 Schilling. W. F. 8, 129.
1470. Stift Möckmühl kauft von Hans von Breiten einen Hof in Z., welchen dieser soeben von Eberhard von Berlichingen um 140 Gulden in Gold erworben, für 150 Gulden. St.A.
1480. Konrad und Kilian v. Berlichingen verkaufen dem Stift M. ihre Gilt aus einem Hof in Z. St.A.
Um 1490. Albrecht Heppelmann ist plebanus in Zutlingen (und zugleich Pfarrherr in Heimbach bei Maienfels?) OR. 11, 346. W. F. 7, 558.
1525. Juni 29. Spänne und Zwietrachten zwischen Philipp Stumpff dem Ältern von Schweinberg und den Armen seinen Untersessen zu Züttlingen und Assmanstatt, beider Dörfer Schultheißen, Richtern und Gemeinden, darum, daß diese Dörfer sich zu den aufrührischen Bauern geschlagen, mit ihnen ihres Junkers Schloß Domeneck gestürmt und verbrannt, auf jenen in Gefährde Leibs und Lebens bei den aufrührigen Bauren gebracht – werden in Neckarsulm vertragen: die Theilnehmer an der Unthat von Weinsberg sollen in diesem Vertrag nicht einbegriffen sein, aber doch keine besondere Strafe von ihrem Junker zu gewarten haben; die Gemeinden geben dem letzteren alles Entwendete zurück, zahlen 300 Gulden Schadenersatz. W. F. 6, 94 ff.
1628. Hans Kaspar v. Herda (im Eisenachschen) zu Domeneck und Assumstadt tauscht das halbe Dorf Züttlingen und ganz Maisenhalden gegen das halbe Dorf Gissigheim (bad. BA. Tauberbischofsheim) und Anderes, sowie ein Aufgeld von 15.500 Gulden Mainzer Währung von Philipp Christof Echter v. Mespelbronn ein. OR. 24, 310.
| 1651. Joh. Kasp. v. Herda stirbt mit Hinterlassung einer einzigen Tochter und Erbin, Anna, welche sich 25. Septbr. 1649 zu Assumstadt mit Joh. Jak. Kolb von Reindorf, gewesenem Kurbairischem Obrist, nachmaligem Württ. Generalmajor und Obervogt zu Urach, vermählt hatte.
1676. Eine der 5 von Joh. Jak. Kolb v. Reindorff 1670 hinterlassenen Töchter, Maria Kunigund, vermählt sich mit Joh. Christof v. Ellrichshausen und bringt Z., Assumstadt, Domeneck, Maisenhälden und Ziegelhütte an dessen Familie.
1831. Ludwig Frhr. v. Ellrichshausen verkauft Gefälle in Z. an den Staat. St.A.
1837. Die Württembergisch-Badische Aktiengesellschaft für Rübenzucker-Fabrikation erbaut auf Anregung des Frhrn. Friedr. v. Ellrichshausen, Großh. Badischen Geheimenraths, in Z. ein Trockenhaus, 1838 ein Siedhaus.
1872. Die Zuckerfabrik wird umgebaut und erweitert.
b) Assumstadt, Theilgemeinde mit besonderer Markung. Überschreitet man, von Züttlingen sich nach Westen wendend, die hochgesprengte, einbogige steinerne Brücke, so gelangt man etwas links ansteigend zu dem Freiherrlich von Ellrichshausenschen Schlosse. Rechts vom Weg steht ein kleines Haus, welches im unteren Stock das herrschaftliche Archiv enthält. Zur Linken steht das kleine Pfarrhaus für den Pfarrer von Züttlingen-Assumstadt, mit Gärtchen, unmittelbar über dem Flußufer. Vor dem Schloß befindet sich jetzt ein freier Platz mit hübschen Gartenanlagen, der frühere Kirchhof, auf dem die alte Assumstadter Kirche stand, welche im Jahr 1799 abgebrochen wurde. Über ihre Gestalt und Aussehen ist nichts mehr bekannt.
Das Schloßgebäude ist ein im Stil des vorigen Jahrhunderts aufgeführter zweistockiger Bau mit Mansardendach, erbaut im Jahr 1769 von Feldzeugmeister Carl Reinhard von Ellrichshausen durch böhmische Bauleute. Der Hauptbau, zu welchem Freitreppen führen, hat an den Seiten kurz vorspringende Flügel; die Façade, mit Stuccatur überkleidet, ist durch jonisirende Pilaster gegliedert; dieselben Pilaster finden sich auch an den Ecken. In der Mitte des Schlosses springt nach der hinteren, gegen den Garten gehenden Seite ein im Halbkreis geschlossener Ausbau auf niederer Terrasse vor. Derselbe bildet den in der Mitte des Schlosses befindlichen Gartensalon, der nach allen 4 Seiten Ausgänge bietet. Nach oben reicht derselbe bis zur Höhe des zweiten Stocks und schließt kuppelartig ab; auf dem flachen Schluß der Kuppel ist ein Deckengemälde. Fünf Rundfenster sind an dem
| Rundbau und 3 Thüren führen in den Garten; über der mittleren prangt außen das Ellrichshausen’sche Wappen, umgeben von kriegerischen Emblemen.Die übrigen Zimmer des Schlosses enthalten zum Theil interessante Alterthümer und Raritäten, schöne alterthümliche Büffets und Schränke. Ein sehr großer schöngearbeiteter alter Schrank im oberen Stock enthält die wichtigeren Dokumente des herrschaftlichen Archivs.
Rechts vom Schloß stehen die Ökonomiegebäude, links das frühere Amtshaus, jetzt auch zu Wohnungen für die herrschaftliche Familie dienend. Der schöne große, hinter dem Schloß sich ausdehnende Garten und Park enthält prächtige Alleen und angenehme, schattige Laubgänge, zum Theil aus der Zeit der Erbauung des Schlosses stammend. In den Jahren 1865–70 wurde er bedeutend erweitert und nimmt jetzt ein Areal von 14 Morgen ein. Durch Anlegung von zahlreichen Spalieren und Pyramidenbäumen, welche die besten Tafelsorten liefern, dient er jetzt auch als Nutzgarten.
Über die Bewirthschaftung des Ritterguts siehe unten.
Assumstadt, alt Asmans – Asamstat d. h. Stätte eines Asman oder vielleicht Asmund (vgl. Assamstadt, bad. BA. Tauberbischofsheim, alt Asmundestat, mit welchem unser A. oft verwechselt ist), theilte im Allgemeinen die Schicksale von Züttlingen (s. o.) und Domeneck (s. u). Neben den Edelleuten hatten Besitz daselbst: Pfalz, Hohenlohe, vom Holtz, Kloster Schönthal und die St. Katharina-Pfründe zu Möckmühl. Um 1630 verlegte Hans Kaspar v. Herda seinen Sitz von Domeneck in das durch ihn erbaute Schloß A. Karl Reinhard v. Ellrichshausen (s. u.) baute 1775 das neue Schloß.
Über die Pfarrei Assumstadt siehe oben S. 679 f.
In A. sind geboren: 1. Am 5. Januar 1720 der Erbauer des neuen Schlosses Karl Reinhard Frhr. von Ellrichshausen, gestorben als Feldzeugmeister a. D. 9. Juni 1779 in Prag, wo Kaiser Joseph, der ihm kurz zuvor das Kommandeurkreuz des Maria-Theresiaordens mit einem schmeichelhaften Handschreiben zugesandt hatte, ihm auf das Grabdenkmal die Worte Viro indefesso setzen ließ. (Vgl. Ganzhorn W. F. 7, 513 ff. v. Janko in der Allg. D. Biogr. 6, 60 f.)
2. Ludwig Frhr. v. Ellrichshausen 17. April 1789, gestorben als Direktor der land- und forstwirthschaftlichen Lehranstalt
| Hohenheim 11. April 1832. Er hatte in Assumstadt so vortreffliche land- und forstwirthschaftliche Einrichtungen getroffen, daß seine Besitzungen als Muster des Betriebs bei In- und Ausländern galten. Durch viele Berufsgenossen veranlaßt, hatte E. 1828 eben ein Institut für Land- und Forstwirthe auf seinem Gut errichtet, als er nach Schwerz’s Pensionirung zur Leitung der Hohenheimer Anstalten berufen wurde. (Vgl. Allg. D. Biogr. 6, 58).
1319 s. Züttlingen.
1455. Hartmann Stumpff v. Schweinberg wohnt in A., sein Bruder Philipp in Domeneck.
1464 s. Züttlingen.
1495. Im edelmännischen Aßmaßstatt nimmt Pfalz von 3 Leibeigenen mit einem Vermögen von 246 Gulden (1 mit 137 G., 2 mit 50 und 60 G.) zu 2 Prozent 4 Gulden 23 Albus, von 3 Freien mit 130 Gulden (1 mit 73 G., 2 mit 28 und 29 G.) zu 1 Proz. 1 G. 7 Alb. 4 Pfenn. Steuer. W. F. 7, 553.
1525 s. Züttlingen.
1534. Assumstadt gehört mit Domeneck (s. u.) den Herren von Hardheim.
1624. Assumstadt gehört dem von Herda. Öttinger, Landbuch 129. Hans Kaspar v. Herda baut ein Schloß in A. und verlegt dahin den Rittersitz von Domeneck.
1627. Konrad Hindermayr, Notarius publicus, Vogt zu Ass. und Stadtschreiber zu Wimpfen. St.A.
1628. 1651. 1670. 1676 s. Züttlingen und Domeneck.
1724 ff. Assumstadter Fideikommißstreit beim Reichsgericht. Mader, Samml. reichsger. Erk. in reichsritt. Angel. 12, 380 ff.
1749. Eberhard Max vom Holz trägt Güter in A. von Hohenlohe zu Lehen. (B.)
1775. Karl Reinhard Frhr. v. Ellrichshausen baut mit böhmischen Bauleuten an Stelle des von Hans Kaspar v. Herda erbauten ein neues Schloß. W. F. 7, 516.
c) Domeneck, früher den Herren von Ellrichshausen gehörig, 1830 an General von Troyff übergegangen, liegt hoch über dem steil abfallenden rechten Jagstufer auf einem Bergvorsprung zwischen zwei schmalen Einschnitten. Von Assumstadt führt ein hübscher Weg entlang dem Flusse, beschattet von Nußbäumen und Maulbeerbäumen, nach Domeneck. Das neue Schloßgebäude, von dessen Fenstern gegen Südost man einen hübschen Ausblick ins Thal und auf die jenseitigen Höhen hat, ist in einfacher Weise gebaut. Die jetzige Einrichtung stammt aus dem vorigen Jahrhundert. Die Wohnung und die Ökonomiegebäude schließen einen nach Nordwesten offenen Hof ein. An
Das herrschaftliche Gut, sammt dem nordwestlich vom Schloß liegenden Seehof, umfaßt 129 ha = 409 Morgen, worunter 20,17 ha = 64 M. Wald. Es wurde durch den Freiherrn v. Troyff und dessen Sohn in einen guten Stand gebracht, besonders wurde für den Obstbau viel gethan.
Domeneck. Vielleicht von dem schon 846 mit Züttlingen erwähnten, in Möckmühler Markung gelegenen Thuna, welches Kloster Fulda an das Reich vertauschte, nannten sich Lehensleute Würzburgs und der Herren v. Weinsberg die Tummine, Dumine, welche urkundlich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts mit der Benennung von Tumineck, Domeneck, von 1270 bis c. 1445, vorkommen und auch Assumstadt und halb Züttlingen besaßen. (Oder gehört der Name zu dúme = Daumen?)
Nach dem Aussterben der weltlichen Glieder der Familie, als nur noch der Domherr, nachmalige Bischof von Worms (1427 bis 1445) Friedrich von Domeneck am Leben war, kam um 1420 die Herrschaft an einen Bruder der Witwe des letzten Besitzers, Berenger von Berlichingen, welcher sie schon 1424 an die Stumpff v. Schweinberg und die von Adelsheim verkaufte. Mit der Herrschaft Weinsberg pfälzisch, dann württembergisch geworden, wurde D. 1534 denen v. Hardheim verliehen, nach deren Aussterben 1607 der Würzburgische Theil an die Echter v. Mespelbrunn, der Weinsberger an Hans Kaspar v. Herda, 1676 durch Heirat an Joh. Christoph v. Ellrichshausen, dessen Witwe es 1692 an die Leutrum-Ertingen von der badischen Linie verkaufte. Diese veräußerten D. an die Familie v. Raßler; zu Anfang unseres Jahrhunderts besaß dasselbe der Kanton-Kraichgausche Konsulent Uhl in Heilbronn; 1830 erwarb es der Freiherr Franz Karl v. Troyff, Major und Kommandant der K. Leibgarde zu Pferd, gestorben 1866 als Generalmajor a. D., nachdem ihm sein um das Armenwesen in der Gegend verdienter
| einziger Sohn Max im 35sten Lebensjahr schon 1860 im Tode vorangegangen war.
? 846. Kloster Fulda vertauscht an König Ludwig Güter in tribus villulis quae nuncupantur Zutilinga et Vuillihereshus et Thuna, in Möckmühler Mark, gegen Güter in Eiterfeld (Kurhessen) UB. 1, 132.
1270–78. Heinricus dictus Tumminc, Duminc, Zeuge in Urkunden des Klosters Seligenthal (bad. BA. Adelsheim) Gudeni Cod. dipl. III, 687 ff.
1278. Ein .. dictus Dummink neben Konrad v. Neidenau, Zeuge in einer Urkunde desselben Klosters. Hanßelmann, Dipl. Beweiß 1. 424.
1282. Dummingus miles de Dummenecken ebenso. Gud. Cod. dipl. 3, 708.
1285. Cunradus Dumming. Ebend. 713.
1293. Henricus miles de Tummeneke .. H. filius Tummingi. Ebend. 722. Wib. 2, 119.
1296. Heinrich Thümig, Zeuge in einer hohenlohisch-dürnischen Urkunde. Wib. 4, 111.
1335. Fritz v. Thumeneck, Zeuge in einer Gosheimer Urkunde. Stocker, Gemmingen II, 2, 10.
1340. Johannes de Tummenecke, Zeuge in einer Würzburger Urkunde. Reg. bo. 7, 277.
1357. Tuming von Rozriet (Rossach, OA. Künzelsau) verkauft in Oberkessach. Mitsiegler Fritz v. Tomneck. W. F. 6, 74.
1382. Fritz v. Tumneck, Bürge in einer Hohenlohischen Urkunde. W. F. 8, 304.
1388. 1399. Johannes Thuming, Tumyng, Pfarrer zu Öhringen. Wib. 2, 171. 291.
1396. Fritz v. Tumneck, Zeuge in einer Gosheimer Urk. Stocker, Gemmingen, 2, 2, 13.
1400. Fritz Tuming s. Züttlingen.
1406. Konrad v. Ernberg und Hartwig v. Stein vertragen Herrn Engelhard v. Weinsberg und Fritzen v. Tumeneck und seine eheliche Hausfrau wegen des Dorfes Siglingen (s. d.); auch soll Fritz v. T. inne haben die Gült, die gen Ernstein, gen Züttlingen und zu der Maisenhelden gehören, für 120 Gulden. Albrecht, Weinsb. Reg.
1415. Friedrich Tumyng verkauft seinen Antheil an Baumerlenbach an Hohenlohe. Wib. 4, 84.
1418. Fritz Tumyng verkauft an Götz v. Berlichingen den Hof zu Hagenbach (bad. BA. Adelsheim) und seinen Theil an Korb (ebendaselbst) als Würzburgisches Mannlehen. Der Bischof belehnt den Götz damit und dieser leiht wieder den genannten Hof an den Verkäufer ihm zu nießen auf Lebenszeit. W. F. 6, 74.
1419. Johannes Tyming, Canonikus im Stift Öhringen. Wib. 1, 60. (Vgl. im Calendarium mortuorum dieses Stifts Wib. 2, 141: Johannes de Tumeneck.)
Um 1420. Nach dem Tode Poppo’s v. D. werden Engelhard v. Berlichingen und ein gewisser Lambrecht mit einem Antheil an D.
| belehnt. Nach Engelhards Abscheiden wird Lambrecht Vormund des jungen Dietrich v. Berlichingen, verkauft D. und behält den Erlös für sich. Gesch. d. R. Götz v. Berlichingen v. Graf Fr. v. Berlichingen 570.1422. Von Poppo v. Tumeneck selig sind Zehntlehen in Rengershausen (OA. Mergentheim) an die Schenken v. Limpurg heimgefallen und werden von diesen an Beringer v. Berlichingen vergeben. W. F. 6, 75.
1423. Margarete v. Berlichingen, Boppen v. Tumeneck Witwe, verkauft an ihren Bruder Beringer v. Berlichingen, mit Einwilligung ihres Sohnes Friedrich v. Tumeneck, Domdechanten zu Worms, alle Zubehörde zu Domeneck, namentlich all ihr Recht in Züttlingen, Assumstadt, Siglingen, Scheppach (OA. Weinsberg) und Lustbrunnen (OA. Mergentheim), ihren Theil am Weinzehnten zu Weinsberg und das Losungsrecht zu Züttenfelden (? zwischen Buchen und Amorbach). Ebend.
1424. Beringer v. Berlichingen verschreibt seiner Ehefrau, Anna Lamprechtin, seinen Theil an der Kelter zu Siebeneich, die Mühle zu Weißlingsburg, 3 Güter zu Scheppach (sämmtlich OA. Weinsberg) „die ihm worden sind von Boppen v. Tomeneck“. Ebend.
1424. Beringer v. Berlichingen verkauft seine Burg Domeneck mit allen Zubehörden – nemlich 250 Morgen Acker ober dem Schloß, 40 Morgen Wiesen, das Dorf Assumstadt mit Wasser und Weide, 80 Morgen Wald im Stockich, das halbe Gericht, Wasser und Wald in Züttlingen, einen Hof daselbst, welcher 11 Malter der dreierlei Frucht und 13 Gänse giltet, die Hellergilt, 8 Pfd. H., die Weingilt, 8 Eimer Wein, und 6 Morgen Weingarten, die geben das Viertel, und 4 M. Weingarten, 15 Fastnachthühner und 36 Sommerhühner, item zum Geyßübel 80 M. Acker und 80 M. Wald, item das Recht an Zuttenfelden (s. o.), die Fischweide, so die von Gemmingen inne haben, die armen Leut wie sie Boppen sel. v. Thomeneckh inne gehabt, von ihm auf seine Mutter und darnach auf den Verkäufer kommen sind – an Fritz Stumpff von Schweinberg (bad. BA. Wertheim) und Hans v. Adelsheim den Älteren um 4100 Gulden. Ebend. 78 f.
1445. Mai 1. Fridericus de Dumeneck, Bischof v. Worms, stirbt. Archiv f. hess. Gesch. 8, 293.
1446 f. Dietrich v. Berlichingen zu Laibach (OA. Künzelsau) klagt vor dem Landgericht zu Würzburg gegen die Witwe Beringers v. Berlichingen auf Entschädigung, weil sie ihres Mannes hinterlassene Habe allein genieße, während nach dem Tode Bopps v. Tumeneck der Bischof v. Würzburg das Schloß Tumeneck seinem, des Klägers, Vater Engelhard und dem Gatten der Beklagten, Berenger v. Berlichingen, gemeinsam verliehen habe. Da Anna Lambrechtin schwört, daß sie nur ihr Widdum inne, die Tochter den Vater beerbt habe und der größere Theil ihrer Behausung dem Götz v. Berlichingen gehöre, wird der Kläger abgewiesen. W. F. 6, 76.
1454. Hartmann Stumpff von Schweineberg empfängt die Veste Tumeneckh mit dem Fürhof und dem Berg zu Mannlehen von dem Pfalzgrafen, Friedrich, von dem sie als von seiner Herrschaft Weinsberg wegen rührt und gehet. Ebend. 79.
1473. Ebenso Philipp Stumpff von Schweinberg. Ebend.
| 1485. Hartmann Stumpff von Schweinberg verkauft seinen Antheil an dem Schloß, Vorhof und Brunnen zu D., mit Einwilligung des Pfalzgrafen um 80 Gulden rhein. an seinen Bruder Philipp St. v. Sch. Ebend.
Anf. d. 16. Jahrh. Fehde Götz und Philipps v. Berlichingen mit 2 Söhnen Philipp Stumpffs v. Schweinberg auf D. s. oben S. 203.
1525. Schloß Domeneck wird von den Bauern ausgebrannt. W. F. 6, 80.
1532. Wolf Bernhard und Hans v. Hartheim bitten bei der württembergisch-österreichischen Regierung um ihres Vetters Max Stumpff v. Schweinberg Lehen Tumeneck, aber auch die Söhne des 1525 von den Bauern bei Weinsberg ermordeten Grafen Ludwig v. Helfenstein bitten darum, da man ihnen ein Lehen von 6000 Gulden versprochen. König Ferdinand aber hatte D. schon seinem Rath und Kämmerer Wolfgang Gräsemer zugesagt. (Gabelkover.)
1534 Febr. 25. Stuttgart. Bernhard v. Hartheim für sich und seinen Bruder Hans mit D. belehnt. Hans v. Hartheim läßt es ganz seinem Bruder Bernhard, der auf die Erwerbung und Wiederherstellung (s. 1525) viel verwendet hat. W. F. 6, 80.
1534. Wilhelm v. Neuhausen, Amtmann zu Möckmühl, urkundet daß ihm die Witfrauen Margarete v. Wangen und Afra v. Ehingen, beide geb. Stumpff v. Schweinberg, das Gejag und Weidwerk zu D., so den Stumpffen zuständig gewest, zu bejagen vergünstigt und daß auch sein Schwager Bernhard v. Hartheim ihm diese Jagdgerechtigkeit auf Kündigung überlassen habe. Ebend.
1534. Der Pfarrherr und die Altaristen in der Pfarrkirche zu Möckmühl verkaufen ein Stück Wiese, an ihre gemeine Präsenz gehörig, gelegen in Dhomineker Mark zwischen den edlen und festen Stumpffen v. Schweinberg auf beiden Seiten, um 7 Gulden an Bernhard v. Hartheim. Ebend.
1535. Bernhard v. Hartheim macht vor dem bestellten Schiedsrichter, Wilhelm v. Neuhausen, Amtmann zu Möckmühl, geltend, daß seit vielen Jahren, so man je zu Zeiten zu Thomeneckh 3 Warnungsschuß gethan, sich die von Züttlingen dahin gefügt, daselbst das Haus bewachen und bewahren zu helfen. Da nun Franz Rüd v. Bödigheim als Mitdorffer von Züttlingen sich von seiner Hintersaßen wegen hierüber beschwert hatte, verglich man sich dahin, es soll künftighin den Züttlingern freistehen, auf die Nothschüsse hin nach D. zu gehen oder nicht, aber auch dem von Hartheim soll es anheim gegeben sein, in Fehden und Feindesgeschreien die Züttlinger in sein Schloß D. mit ihren Leiben und Haben einzulassen oder nit. Ebend.
1542, April 20. Stuttgart. Herzog Ulrich belehnt Bernhard v. Hartheim für sich und seinen Bruder Hans mit D. Schloß und Berg. Ebend. 81.
1594. Ebenso Herzog Friedrich den Georg Wolf v. H. Ebend.
1600. Juni 20. Georg Wolf v. Hartheim schlägt im Rausch einen 19jährigen Diener todt und flüchtet vor der Möckmühler Cent nach Hartheim (bad. BA. Wertheim); nach Andern: von der Jagd heimkehrend einen Fremden, den er in traulicher Unterhaltung mit seiner Frau findet und nicht erkennt, seinen Vetter Haller von der Hallburg, aus Eifersucht. D. wird von Württemberg besetzt und alles sequestrirt.
| Der Todtschläger wendet sich an den Kaiser und dieser gewährt ihm, Prag, 16. Sept. 1600, kaiserliches Geleit und Sicherheit, erläßt auch, weil dem Kaiser allein die Jurisdiktion über die freie Reichsritterschaft zustehe, das Strafgebot, D. zu restituiren. Trotz mehrerer kaiserlicher Mandate bleibt Württemberg im Besitz von D. und Georg Wolf v. Hartheim stirbt darüber 1607. Ebend. 77. So fällt1607 das Mannlehen an Würzburg, die Weiberlehen an Württemberg heim. Ebend. 81. Der Bischof von Würzburg Julius Echter v. Mespelbrunn belehnt seine Familie (s. Züttlingen), Allodialgüter fallen an den mit den Hartheim verwandten Joh. Kasp. v. Herda.
1624. Hans Christof v. Hermsdorf (in Hessen) trägt D. von Württemberg zu Lehen. Öttinger Landbuch 131 b.
1626. Das Weiberlehen wird allodifizirt, desgleichen
1628 das Mannlehen.
1628. 1642. Hans Kaspar v. Herda (im Eisenach’schen) zu Domenek und Assumstadt, Kanton Ottenwäldischer Ritterhauptmann, siehe Züttlingen.
1650. D. kommt an Joh. Jakob Kolb von Rheindorf – von diesem
1676 an Joh. Christof v. Ellrichshausen zu Jagstheim. W. F. 6, 77 f.
1692. 1800 s. o.
1831. Das von dem Freiherrn Franz Karl von Troyff, Major und Kommandant der K. Leibgarde zu Pferd, erworbene D. wird vom König zum Rittergut erhoben. Reg.-Bl. 1831, S. 93.
d) Ernstein, ein Hof auf der Höhe südöstlich von Züttlingen, neben der nach Neuenstadt führenden Straße gelegen, hieß früher Ziegelhütte oder Ziegelhüttehof und hat die jetzige Bezeichnung erhalten nach der gänzlich zerfallenen Burg Ernstein, von der jetzt nur noch einige Gräben und ein Thurm wahrzunehmen sind. Das Hofgut Ernstein, durch Rodungen in den Jahren 1850–53 bedeutend erweitert, ist ein den Freiherren v. Ellrichshausen (jüngere Linie) gehöriges Rittergut, 247 Morgen enthaltend. (Siehe auch S. 693.)
Ernstein, alt Erenstein (vielleicht von der ehernen, erzenen Farbe, Buck, Oberd. Flurn. 60) ist urkundlich im Besitz einer davon benannten, den Herren v. Dürn, später denen von Weinsberg lehenspflichtigen Adelsfamilie, welche, wohl eines Stammes mit den Edlen v. Züttlingen, Mitherrin dieses Ortes und weiterhin zu Schlierstadt und Schefflenz im Amt Adelsheim, Helmbund und anderen Orten begütert war, von der Mitte des 13ten bis ins erste Viertel des 15ten Jahrh. Auch die Neideck hatten Theil an der Burg und Zubehör, die wahrscheinlich eine Ganerbschaft bildeten. Die Töchter des letzten Ernstein
| brachten die Burg an Wilhelm und Raban v. Helmstadt, von welchen sie durch Heirat einer Tochter Raban’s an die Rüd v. Bödigheim kam, um schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts aus der Geschichte zu verschwinden. Vielleicht ging E. im Städtekrieg (s. Züttlingen 1449) zu Grunde. Das Landbuch von 1624 berichtet nur, daß „noch ziemlich Gemäuer daran zu sehen“ und daß es in die Möckmühler Cent gehöre.
1258. Heinricus de Erenstein verkauft Güter bei dem Kloster Seligenthal an dieses. Gudenus Cod. dipl. 3, 681.
1270. Ebenderselbe, Zeuge in einer Urkunde derer von Steinach, Helmstadt etc. Gudenus Sylloge 259.
1279. Hertwig und Gerhard de Erenstein, Gebrüder, verkaufen mit ihrer Mutter Adelheid und einer Schwester Jutta dem Kloster Seligenthal (bad. BA. Adelsheim) einen Zehnten, nachdem sie an dessen Stelle dem Lehensherrn in Schlierstadt (ebendas.), dem Bischof von Würzburg, einen Hof zu Schlierstadt aufgetragen. Gudeni Cod. dipl. 3, 704.
1285. Ebendieselben verkaufen Einkünfte in Schlierstadt an das genannte Kloster, unter dem Siegel derer von Dürn und v. Hohenlohe. Ebendaselbst 3, 712.
1286. Hartwicus de Ernstein trägt von Graf Boppo v. Dilsberg, gen. v. Düren, zwei Theile des Zehnten und das Patronat der Kirche in Helmbund (s. Neuenstadt) zu Lehen und läßt sich dieselben freien, um sie an Kloster Schönthal zu verkaufen. Unter den Zeugen Hartfrid v. Ernstein. W. F. 1847, S. 23 f., 6, 83. 8, 193. 487. Bad. Quellens. 4, 152.
1295. Gerhard de Erenstein verkauft für die Kinder seiner Schwester an Kl. Schönthal die Hälfte der oberen Mühle in Oberkessach. W. F. 8, 75. Schönhuth, Schönthal 48.
1308. Die Herren von Weinsberg verschreiben ihrem lieben Diener Gerhard v. Ernstein für 60 Pfd. Hlr., die sie ihm schuldig waren, und um seine Dienste 110 Pfd. Hlr. auf dem Gut in Siglingen. Albrecht, Weinsb., Reg. W. F. 8, 193.
1320. s. Züttlingen.
1324. Heinrich und Hertwic v. E., Edelknechte, besitzen einen Hof in Oberschefflenz. W. F. 8, 193.
1325. Heinrich Erenstein, Bürger, in einer Stift Wimpfener Urk. OR. 15, 302.
1335. Herwich v. E. und seine Ehefrau Husa vertragen sich mit dem Kloster Seligenthal wegen eines Ackers in Schlierstadt. Reg. bo. 7,99.
1335. Heinrich v. Ernstein (so wird zu lesen sein), Zeuge in einer Gosheimer Urk. Stocker, Gesch. d. Fam. v. Gemmingen II. 2, 10.
1338. s. Züttlingen.
1340. Heinrich und Agnes v. Ernstein verkaufen an Rudolf, ihrer Frauen Kelner von Weinsberg, auf Ebbelins Weingarten 2 Eimer Weingilt zu Hohenberg. Albrecht, Weinsb. Reg.
1357. Hertwig v. E. W. F. 6, 74.
1364. Hertwig Ernstein zu Schlierstadt gesessen. W. F. 8, 193.
| 1380. Raban v. Helmstadt, Edelknecht, und Nese v. Ernstein, seine Hausfrau, und Engeltrud und Bete (s. 1412) v. Ernstein, Geschwister, eignen dem Kloster Seligenthal die von ihrer sel. Mutter und Schwieger, Alheit v. Rot, Hertwigs v. Ernstein ehelichen Hausfrau, dem Kloster zu einem Seelgeräth gegebene Mühle unter dem Dorfe zu Schlierstadt. Reg. bo. 10, 49.
c. 1400. s. Züttlingen.
1401. Greda v. Ernstein, Gemahlin Wilhelms v. Helmstadt. Gudenus Cod. dipl. 3, 664.
15. Jahrh. s. Züttlingen.
1406 s. Domeneck.
1412. Elsbeth v. Ernstein, Gemahlin Wilhelms v. Helmstadt, Weinsbergischen Vogts zu Neustadt a. K. W. F. 8, 193.
1442 u. 1444. Würzburg belehnt den Konrad v. Weinsberg mit einem Burglehen auf Burg Ernstein. Ludewig, Rel. msc. 12, 570 f.
1443. Konrad und Hans Rüd v. Bödigheim verkaufen dem Konrad v. Weinsberg Burg Ernstein mit Zugehör für 1000 Gulden. Ebend. 619. Dillenius, Weinsb. 50.
1457. s. Züttlingen.
e) Habicht, Hof östlich von Züttlingen an der Grenze des Hardthäuser Walds, früher viel besuchtes Wirthshaus, das nach dem Möckmühler Stadtbuch Joh. Friedr. v. Ellrichshausen (1680–1723) „unweit des Wildzaungatters im Hardthäuser Wald“ erbaute.
f) Maisenhälden, Hof nordöstlich von Züttlingen, mit einem den Herren von Ellrichshausen gehörigen Rittergut, 506 Morgen 28,6 R. enthaltend, bildet eine besondere Theilgemeinde. Von dem Freiherrn Friedrich von Ellrichshausen, der das Gut 1818 in Selbstadministration übernahm, wurden mehrere neue passende Ökonomiegebäude erstellt. Die Vergrößerung des Guts kommt von bedeutenden Rodungen, die in den 1850er Jahren vorgenommen wurden. (Siehe auch S. 693.)
Maisenhälden, d. i. an Meisen (Paridae) reiche Halde, ging als Würzburgisches Lehen durch dieselben Hände wie Züttlingen und ist mit diesem seit 1676 im Besitz der Familie von Ellrichshausen.
Um 1400. 1410. 1457. s. Züttlingen
1495. Vom Weiler Meysenhelden zieht Pfalz 6 Gulden Steuer (Willgeld), wie solches, mit Ermächtigung des pfälzischen Amtmanns Marx v. Wolmershausen zur Neuenstadt am Kocher, Diether Rüd selber angeschlagen hatte. Sonst ist der Weiler dem Pfalzgrafen nicht verwandt, dann (außer) zenntbar. W. F. 7, 553. 560.
| 1520. s. Möckmühl.
1538. Schultheiß und Gemein zu Maisenhelden vertragen sich mit Möckmühl über die Markung und den Viehtrieb – Siegler: Wilhelm v. Neuhausen, Amtmann zu Möckmühl und Bernhard v. Hartheim, Amtmann zu Krautheim, „als Dorf und Vogtsherr zu Mais. als insondere unsere günstige gebietende Junkhern.“ Möckmühler Stadtbuch.
1574. Letzter Hauptverkauf von Gemeindegütern zu M. an die Familie v. Hartheim.
1624. Maisenhälden ist Würzburgisch. Öttinger, Landbuch 129.
1676 s. Züttlingen.
Bis zum Jahr 1789 wurden sämmtliche Güter auf die zur damaligen Zeit gewöhnliche Weise für eigene Rechnung administrirt; auf jedem Gut war ein Geiselmaier oder Saatbauer angestellt, der die ganze Wirthschaft zu leiten hatte. Nach dem Tod des Freiherrn Reinhard von Ellrichshausen wurden die Güter an Pächter gegeben, welche sich besonders auf den Klee- und Repsbau legten. Als im Jahr 1813 der Pacht des Assumstädter Guts zu Ende gieng, nahm Freiherr Ludwig von Ellrichshausen, der theoretisch und praktisch die Landwirthschaft ausgezeichnet verstand, (s. S. 684 ff.) das Gut in eigene Verwaltung und hob es nach allen Seiten durch ganz rationelle Bewirthschaftung. Er führte die Norfolker Vierfelderwirthschaft ein, wobei er seinen Viehstand bedeutend vermehrte; seit 1821 ist der Brabanterpflug im Gebrauch. Die Schäferei wurde bis auf 1500 Stück vermehrt; auch eine Käserei bestand eine Zeit lang. Heutzutage ist das Gut an die Zuckerfabrik verpachtet. – Auf Maisenhälden übernahm 1818 Freiherr Fritz v. Ellr., († als Direktor des landwirthschaftlichen Vereins in Karlsruhe) die eigene Leitung. Er theilte das Gut in 7 Schläge ein, die mit Obstbäumen abgetheilt wurden, und drang auf Vermehrung des Futterbaues, wodurch der Viehstand vergrößert werden konnte. Die Schäferei brachte er auf 800 Stücke, und zwar führte er die feinen Schafe spanischer Zucht ein. Seit 1846 ist das Gut wieder an Pächter verpachtet. Der Viehstand des gegenwärtigen Pächters ist ein ganz vorzüglicher. – Ernstein ist seit 1789 immer verpachtet. Über Schwärzerhof siehe bei Möckmühl.
Der Hopfenbau ist in der letzten Zeit bis zu 20 Morgen ausgedehnt worden und wirft eine gute Einnahme ab. Die Anlage ist niedere Drahtanlage. Ein Garten von 3 Morgen lieferte durchschnittlich per Morgen 7 Centner 23 Pfund, mit einem Erlös von 415 M. (Bei 10jährigem Durchschnitt.) Der Hopfen ist 1877 bei der internationalen Ausstellung in Nürnberg prämiirt worden.
Dem Obstbau wurde seit geraumer Zeit große Aufmerksamkeit geschenkt, indem nicht nur alle Wege, sondern theilweise auch die Schläge mit Obstbäumen besetzt wurden.
Von einem Morgen Acker erntet man auf dem Gut Maisenhälden im Durchschnitt 9 Ctr. Reps, 14 Ctr. Dinkel, 8 Ctr. Weizen, 10 Ctr. Gerste, 8 Ctr. Haber, 140 Ctr. Zuckerrüben, 88 Ctr. Kartoffeln; auf
| dem Gut Assumstadt Winterweizen 11,5 Ctr., Sommerweizen 10 Ctr., Roggen 10,5 Ctr., Gerste 13 Ctr., Haber 111/2 Ctr., Dinkel 111/2 Ctr., Zuckerrüben 160 Ctr.Die herrschaftlichen Weinberge, ca. 6 Morgen umfassend, liegen an der Jagst bei Domeneck; die Bauart ist der sog. Zapfenschnitt, bei den feineren Sorten der Bogenschnitt. Die gezogenen Sorten sind hauptsächlich Silvaner, Elblinge, Gutedel, schwarze und weiße Rießlinge und Clevner, Der höchste Ertrag eines Morgens beläuft sich auf nur 2 bis 3 Eimer trotz aller Mühe und Fleiß. Die Qualität des Weines ist als eine gute zu bezeichnen: derselbe hat bei der Pariser Ausstellung eine Anerkennung gefunden, in Breslau eine Medaille, in Wien gar die große goldene Medaille erhalten. In Folge dessen sind auch die Preise für den Wein hohe und gehören zu den höchsten in Württemberg, z. B. kostete 1865 ein Eimer Clevner 120 fl., roth Gewächs 110 fl., weiß 92; 1868 Clevner 104 fl., roth 60 fl., weiß 50 fl.; 1870 55 fl., 50 fl., 35 fl., 1877 roth 120 fl., weiß 95. Trotz dieser hohen Weinpreise werden indessen nach 10jähriger Durchschnittsberechnung kaum mehr als 20 fl. pro Morgen reine Einnahmen erzielt.
Die Waldungen nehmen ihren Anfang im Thal gegenüber von Assumstadt jenseits der Jagst und ziehen sich mit wenigen Unterbrechungen in einem Halbkreis hinüber dem Ernstein, Habicht und Maisenhälden zu bis an die Möckmühler Markung. Der Boden ist bei Ernstein kalkhaltiger Lehm, sehr humusreich, auf den Höhen tiefgründig, ein mit viel Pflanzenerde gemischter Lehm. Im ganzen betragen die Waldungen jetzt noch, nachdem bedeutende Rodungen vorgenommen worden sind, circa 500 Morgen. Der Zuwachs beträgt Dank dem ausgezeichneten Boden circa 1/2 bis 2/3 Klafter per Morgen. Die Holzpreise betrugen 1822 für ein Klafter Aspenholz 5 fl., Buchenholz 7 bis 8 fl.; 1877 Aspenholz 24 fl., Buchenholz 30 fl. Es findet ein dreißigjähriger Umtrieb in der Bewirthschaftung der Waldungen statt.
« Kapitel B 33 | Beschreibung des Oberamts Neckarsulm | Anhang » | |||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|