Beschreibung des Oberamts Oberndorf/Kapitel B 13

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Harthausen,
Gemeinde III. Klasse mit 358 Einw., wor. 11 Ev. a. Harthausen, Pfarrd., 327 Einw., b. Lichtenegg, Schloß mit Schloßmühle, 11 Einw., c. Ramstein, Hof, 20 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Trichtingen (O.A. Sulz) eingepfarrt und die Parzelle Ramstein ist der kath. Pfarrei Irslingen (OA. Rottweil) zugetheilt. 11/2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Am westlichen Rande des flachen, wiesenreichen Füllbachthälchens, das nordwestlich gegen das Trichtenbachthal zieht, liegt weit zerstreut der nicht unfreundliche, aus meist kleinen Häusern bestehende Ort. Die Straßen sind chaussirt und in nicht besonders günstigem Zustande.

Die kleine hübsche, dem h. Michael geweihte gothische Kirche liegt malerisch am östlichen Ende des Dorfes auf einer kleinen Erhöhung, die etwas in das Füllbachthälchen hereintritt. Sie hat im Westen einen dreistockigen mit altem hohem Satteldach bekrönten Thurm und gegen Osten einen halbachteckig geschlossenen Chor; ihre Fenster sind einfach spitzbogig, eines der Chorfenster hat einen geraden Sturz, worauf ein Wappenschild mit einem Vierblatt angebracht ist. Der Thurm zeigt im dritten Stockwerk rundbogige Schallfenster und über seinem Eingang die Wappen der Herrn von Stain und von Speth mit der Jahreszahl 1573. Das flachgedeckte Innere hat im Westen eine große Empore; der Triumphbogen ist in gedrücktem Bogen geführt; Kanzel und Hochaltar sind im Zopfstil gehalten, letzterer mit großem, jetzt erneuertem Ölbilde, die Flucht nach Egypten; daneben stehen die Holzfiguren Petrus und Paulus. Innen im ersten Geschoß des Thurmes sind an der Wand vier merkwürdige Kragsteine angebracht und die Grabplatte eines Joh. Ant. Joseph von Stain zum Rechtenstein, kais. Obristwachtmeister und Kommandant auf Hohenzollern, geb. 1692, gest. 1765. Die beiden Glocken sind unzugänglich. Die Baulast ruht auf der Heiligenpflege.

Der ummauerte Friedhof liegt um die Kirche.

Das stattliche Pfarrhaus wurde 1811–1815 von dem ersten Pfarrprokurator Joseph Rupert Wucherer auf eigene Kosten erbaut, derselbe stiftete auch einen Fonds von 250 fl., aus dessen Zinsen es unterhalten wird; als zweiter Baupflichtiger tritt die Pfarrei, als dritter der Interkalarfonds ein.

An der südwestlichen Grenze des Orts steht eine kleine Kapelle.

Schul- und Rathhaus sind in einem sehr schönen und großen, mit Thürmchen und Glocke geschmückten Gebäude vereinigt, das 1840| errichtet ward und neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Lehrzimmer und die Wohnung für den Schulmeister enthält.

Gutes Trinkwasser liefern 4 laufende, 8 Pump-, 1 Zieh- und 2 Schöpfbrunnen, östlich am Ort liegt ein Schwefelbrunnen; die Markung ist überhaupt reich an Quellen, von denen der Rosenbrunnen, das Niederbrünnele, die Quellen bei der Ziegelhütte, am Wiesenweg nach Böhringen und hinter dem Hause des Schultheißen Majer die bedeutendsten sind; dann fließen über die Markung der Trichtinger- oder Krebsbach, unterhalb Lichtenegg Thalbach genannt, und der am Ort vorbeigehende Füllbach. Östlich vom Ort bestanden früher der große und der kleine Weiher, Eigenthum des Freiherrn v. Stain, die jetzt in Wiesengrund umgewandelt sind.

Eine Wette ist im Ort angelegt.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Böhringen und nach Altoberndorf. Über den Thalbach führt eine steinerne von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke.

Die Einwohner, ein schöner, kräftiger Menschenschlag, sind fleißig und geordnet; von den der Gemeinde durch die Ablösung im Jahre 1836 einverleibten Familien, welche früher als Umsassen des Schlosses Lichtenegg lebten, gilt das nicht im gleichen Grade. Im allgemeinen erreichen die Einwohner ein hohes Alter, doch zählt gegenwärtig kein Ortsangehöriger 80 Jahre.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht. Anfangs der zwanziger Jahre wurde östlich vom Ort auf Staatskosten nach Steinkohlen gegraben; die Lettenkohle kommt dort häufig und schon in einer Tiefe von 4′ vor.

Die Strohflechterei für Haas in Schramberg, die von 1858–61 viel Geld ins Ort brachte, hat beinahe ganz aufgehört. Unter den Gewerbetreibenden sind die Schuster am stärksten vertreten. Eine Bierbrauerei, die auch ausschenkt, 1 Schildwirthschaft und 2 Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse sind nicht ungünstig; der begütertste Bürger besitzt 70 Morgen, worunter 21/2 Morgen Wald, der Mittelmann 20–30 Morgen, worunter 2 Morgen Wald, die am wenigsten bemittelte Klasse 4–5 Morgen Feld. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 5 Personen. Im Jahre 1836 hat die Gemeinde mit 36.000 fl. abgelöst.

Die nicht große Markung hat mit Ausnahme der Gehänge gegen den Trichtinger Bach und den Füllbach eine ziemlich ebene Lage und einen fruchtbaren leicht zu bearbeitenden Lehmboden; an den Thalabhängen| aber besteht derselbe aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks.

Das Klima ist etwas rauh und die Luft stets bewegt, oft stürmisch; feinere Gewächse wie Gurken, Bohnen etc. wollen nicht gedeihen, weil sie von den alljährlich sich einstellenden Frühlingsfrösten leiden. Seit Menschengedenken ist kein Hagelschlag vorgekommen.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und verbesserte Ackergeräthe sind namentlich auf den Schloßgütern Lichtenegg und Ramstein eingeführt. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, Futterkräuter (besonders Luzerne und Esparsette), Wicken, Reps, Flachs und Hanf. Der Repsbau ist nur auf den Schloßgütern von Lichtenegg und Ramstein von Bedeutung und erlaubt dort einen namhaften Verkauf. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich vom Ort mit Einschluß der beiden Schloßgüter etwa 700 Schffl. Dinkel, 180 Schffl. Gerste, 300 Schffl. Haber und 160 Schffl. Weizen nach außen, hauptsächlich nach Rottweil und Oberndorf, abgesetzt werden.

Die größtentheils zweimähdigen Wiesen, von denen nur einigen Morgen Wässerung zukommt, liefern ein gutes nahrhaftes Futter.

Die früher schlecht betriebene Obstzucht ist auch hier, wie in manchen anderen Orten durch die Bemühungen des dermaligen Oberamtmanns Schubart mehr in Aufnahme gebracht worden. Man pflegt hauptsächlich Mostsorten und Zwetschgen. Eine Gemeindebaumschule und ein Baumwart sind vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 115 Morgen Nadelwald, dessen jährlicher in 30 Klaftern und 700 St. Wellen bestehender Ertrag verkauft und der Erlös mit 2–300 fl. zur Schuldentilgung verwendet wird.

Eigentliche Weiden sind etwa 40 Morgen vorhanden; sie werden mit der Brach- und Stoppelweide um 400 fl. verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse jährlich 250 fl. ein.

Die an Ortsbürger verliehenen Allmanden sichern der Gemeinde eine jährliche Einnahme von 25–30 fl.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die des Rindviehs gut, sie wird durch 2 Zuchtstiere (Landrace) nachgezüchtet. Im allgemeinen sind die Viehstämme theilweise noch ziemlich die alten, ein Gemisch von Tyroler-, Schweizer- und Allgäuerracen, übrigens herrscht seit den letzten 10 Jahren die Kreuzung von Schweizerbastarden mit der alten Landrace vor. Einiger Handel mit Vieh findet statt und Milch wird theilweise in die hier bestehende, jedoch nicht bedeutende Käserei verkauft.

| Die Schafzucht betreibt ein fremder Schäfer, der 180 Stück von verschiedener Race auf der Ortsmarkung laufen läßt; auf dem Schloßgut Ramstein betreibt der Pächter die Schäferei und auf Lichtenegg ist sie verpachtet.

Schweinezucht besteht nicht und die Ferkel (halbenglische und bayerische) werden eingeführt und theils zum eigenen Bedarf, theils zum Verkauf aufgemästet.

Die Zucht der Bienen, wie die des Geflügels, ist nicht von Belang.

Einige unbedeutende Stiftungen, worunter eine Schulstiftung und eine Pfarrhausbaustiftung von Pfarrer Jos. Rup. Wucherer sind vorhanden.

An der Straße nach Oberndorf befinden sich mehrere Erdfälle.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Lichtenegg, das bis zum Jahr 1836 Schloß Harthausen hieß; kaum 1/4 Stunde nordwestlich von Harthausen, liegt auf hoher wohlgeformter mit Weide bewachsener Bergzunge, an deren südlichem Fuß der muntere Thalbach vorbeifließt, malerisch über dem anmuthigen Waldthale die Burg oder das Schloß Lichtenegg; man sieht es vom Thale aus über hohen Ringmauern, die aus dem steilen felsigen Abhang hervorwachsen, keck und einladend, thronen. Gegen Nordosten, wo einst die Bergzunge mit der Hochfläche zusammenhing, zieht ein breiter Graben hin; eine hölzerne, auf zwei Steinpfeilern ruhende Brücke führt hinüber, vor ihr ist ein kleines Vorwerk errichtet. Über der Brücke liegt erst ein kleiner Vorplatz und sodann die Burg selbst, ein schlichtes malerisches Steinhaus; sein sehr hoher Unterstock ist uralt, mit Buckelsteinecken, die zwei weiteren Stockwerke haben einfache mittelalterliche Wohnhausfenster und sind mit zwei hohen gothischen Zinnengiebeln bekrönt. Das Schloß schließt einen kleinen Hofraum ein und ist dermalen von dem Gutsherrn Freiherrn Gustav Heinrich von Stain zum Rechtenstein bewohnt. Am Schloß ist angeschrieben: renovirt 1562 und 1834. Außerhalb des Schlosses stehen großartige Ökonomiegebäude, die Wohnung des Gutsaufsehers und eine große, sehr sehenswerthe Kapelle, erbaut in schönem Spätrenaissancestil; sie hat ein polygones Chörchen, und im Innern eine reiche treffliche Stuckdecke, wird übrigens nicht mehr zum Gottesdienste benützt.

Im Thal steht eine Mühle und ein Schafhaus, beide zum Schloß gehörig.

Das Rittergut umfaßt 702 Morgen, wovon 258 Morgen Äcker, 91 Morgen Wiesen, 9 Morgen Gärten und Hopfenland, 90 Morgen Weiden und 254 Morgen Wald; in letzterem befinden sich Werksteinbrüche.| Zum Schloßgut gehören überdieß 1 Ziegelhütte, 1 Bierbrauerei und 1 Brennerei. Das Gut wird in 7 Rotationen rationell bewirthschaftet; auch sind daselbst 40 Stück Rindvieh und 8 Pferde aufgestellt.

In loco, qui dicitur Hardhusa wird am 10 Mai 882 für das Kloster St. Gallen eine Urkunde ausgestellt (Wirt. Urk.-Buch 1, 182). Im Jahr 994, oder etwas früher, kam eine hiesige Besitzung als Zugehörung des Gutes Epfendorf durch die Mildthätigkeit der Herzogin Hadwig an das Kloster Petershausen (s. Epfendorf).

Die Lehensherrlichkeit über den Ort war seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Händen der Herren von Geroldseck und kam von diesen 1471 mit Sulz an Württemberg.

Zuerst waren belehnt die Hack von Harthausen, ein Zweig der Familie Hack von Oberndorf. Die Hacke überhaupt, ohne nähere Bezeichnung, treten in dieser Gegend urkundlich auf, im Jahr 1275 mit Albrecht und Hermann (in einer Urkunde des Klosters Kirchberg), ferner 1303 mit Hermann, Markward, Konrad und Gerung. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts taucht für unsere Kenntniß erstmals die Benennung „von Harthausen“ auf; im Jahr 1332 verkauften die Söhne des verstorbenen Hacken von Harthausen, Johann und Konrad, Bürger zu Oberndorf, eine Wiese ans dortige Augustinerkloster. Konrad und Berthold, die Hacken von Harthausen, wohnten 1386, unter der württembergischen Mannschaft, der Schlacht von Sempach bei (Steinhofer 2, 454).

Der Name Johann kommt öfters in der Familie vor, in der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Heinrich. Ihr gehörte zeitweilig Weiler (jetzt badisch) bei Mariazell, wenigstens zur Hälfte (eb. 2, 947). Dietrich Hack von Rottweil, welcher als Seitenverwandter im Streit mit Jakob von Leinstetten den Besitz des Lehens durchgesetzt hatte (Chmel, Materialien 2, 106), verkaufte um 1477 Burg und Dorf an Georg von Ehingen, welchem Graf Ulrich von Württemberg den 7. Merz 1478 beides verlieh und erlaubte, es seinem Schwiegervater Konrad Schultheiß, Bürgermeister in Reutlingen, zu überlassen, doch solle er stets das Lehen selbst empfangen und thun, was Lehenspflicht ist. Von Georg von Ehingen kam dann beides an Georg von Rosenfeld, welcher am 2. Mai 1481 damit belehnt wurde und 1484 einen hiesigen Hof für 74 fl. dem Kloster Alpirsbach abkaufte. Werner von Rosenfeld sagte den 21 Juni 1520 dem K. Karl V. das Lehen auf und verpfändete es an seine Vettern Hans Dietrich und Andreas von Hoheneck. Es wurde jedoch wieder eingelöst. Als am 18 April 1549| die Erben Margarethens, geb. von Rosenfeld, über die Erbschaft sich verglichen, empfing Bernhard Stain von Staineck Burg und Dorf gegen das Versprechen, seine Miterben deshalb zufrieden zu stellen. Am 25 April 1666 belehnte Herzog Eberhard III. damit den Franz Wilhelm von Stain von Staineck (Lünig, R.A. 12, 573) und es verblieb überhaupt Harthausen als wirtembergisches Mannlehen in v. Stain’schen Händen.

Vor 1806 gehörte Harthausen zum Ritterkanton Neckarschwarzwald. In den Vergleichen Herzog Karls mit diesem Kanton von 1754 und 1769 wurde dem letzteren die Kollektation nebst Zugehörungen auch für den Fall der Konsolidation des Lehens überlassen.

Der Zehente in H. und Ramstein hat mehrere Jahrhunderte über dem Kloster Petershausen gehört, von welchem ihn am 16 Merz 1490 Werner, Freiherr von Zimmern erkaufte (Zimmerische Chronik 1, 417[WS 1]). Von den Erben des letzten Herrn von Zimmern erwarb ihn am 10. Mai 1595 die Stadt Rottweil (Ruckgaber 2 b, 362). Der Heu- und Kleinzehente vom Schloßgut gehörte der Gutsherrschaft.

Zur Errichtung der Pfarrei gab Anlaß der Magistrat in Rottweil, welcher 1785 eine Kaplanei für Harthausen in Epfendorf stiftete. Im Jahr 1811 wurde sie nach Harthausen selbst verlegt, zur Pfarrkaplanei, und im Jahr 1819 zur selbstständigen Pfarrei erhoben.

c. Ramstein, Rittergut, seit 1836 Eigenthum des Grafen von Bissingen Nippenburg, liegt 1/2 Stunde südlich von Harthausen oben am Rande des felsenreichen, wildromantischen Schlichemthals, von dem ein 160′ hoher Felsen, der Ramstein, senkrecht bis zu den Baumgärten von Ramstein emporstrebt. Von diesem Felsen fiel vor einigen Jahren ein Kind herab und kam wunderbarer Weise unversehrt unten an. Das arrondirte Rittergut besteht aus einem freundlichen Wohnhause, ehemaligem Schloß, ansehnlichen Ökonomiegebäuden und einem 3581/2 Morgen großen Gut, worunter 2226/8 Morgen 56 Ruthen Äcker, 492/8 Morgen 36 Ruthen Wiesen, 94/8 Morgen 19 Ruthen Gärten, 161/8 Morgen 30 Ruthen Weide, 572/8 Morgen 27 Ruthen Wald und Weide und 27/8 Morgen, 18 Ruthen Wald. Das Gut ist an einen Beständer verpachtet, der es in 5 Rotationen rationell bewirthschaftet und einen schönen Viehstand von 8 Pferden und 40 Stück Simmenthaler Scheckenvieh aufgestellt hat.

Das in der Nähe gelegene Bruderhäusle brannte 1844 ab und wurde nicht mehr aufgebaut.

R. war ein Bauernlehen, rührend von den Grafen von Zimmern; Graf Wilhelm Werner von Zimmern z. B. verlieh es („den eigenthümlichen| Hof und Güter R.“) gegen einen Erblehenzins. Nach seinem Ableben († 1576 Merz 2) kam R. mit hoher und niederer Jurisdiktion unter Württemberg und wurde dem Vogteiamt Sulz zugetheilt. Herzog Ludwig verlieh den Hof am 1. Aug. 1585 an einen Erblehensbauern. Nach schlechter Wirthschaft mehrerer solcher Bauern erkaufte ihn die herzoglich württembergische Rentkammer um 5755 fl. und verpachtete ihn. Bald darauf erging der Jammer des 30jährigen Krieges auch über dieses abgelegene Gut; als im Spätjahr 1633 das Armeekorps des Feldmarschalls Horn durch diese Gegend zog, wurde es ausgeraubt und der alte Pächter von den rohen Soldaten todtgeschossen. Nach der Nördlinger Schlacht von 1634 zerstörte die Mordfackel sämtliche Hofgebäude; erst 1660 und 1661 wurde wieder ein Maierhaus erbaut. Am 14. Aug. 1666 vertauschte Württemberg R. gegen das Rittergut Täbingen an Christoph von Türckh († 1673 in Rosenfeld, von einer aus Kärnthen stammenden Familie, welche sich sofort Türckh von Ramstein nannte), welcher es als Erbeigenthum erhielt mit allen Rechten, wie es Württemberg besessen hatte und frei von allen Beschwerden und Steuern; die württembergische Regierung behauptete übrigens sofort immer, die hohe und niedrige Obrigkeit als Zugehörung des Irslinger Lehens sich vorbehalten zu haben, gab jedoch 1784 die niedere – zeitweilig – wieder auf. Wie der Butschhof und Wenthof gehörte R. bis 1807 unter die Schloßverwaltung Marschalkenzimmern. Von den von Türckh kam R. durch Erbschaft an die von Leininger; von Georg Sigfried von Leininger († 1741) ererbte es dessen Schwiegersohn Chstn. Heinrich von Göllnitz, württembergischer Hofgerichtsassessor († 1770); von letzterem ging der Besitz des Gutes, unter Einschränkung, wieder auf einen Schwiegersohn über, Casimir Georg August von Geispitzheim. Dessen Tochter hatte solches bereits verkauft, als 1788 Württemberg in den Kauf einstund. Aber auch Württemberg veräußerte wieder das Gut bereits 1790. Nach manchfachem Wechsel bürgerlicher Besitzer kam es 1828 für 33.000 fl. an den württembergischen Rittmeister, Freiherrn von Linden, 1886 an den jetzigen Besitzer Grafen Cajetan von Bissingen-Nippenburg.

1

Der hiesige Zehente gelangte 1490 von dem Kloster Petershausen an die Freiherren von Zimmern, 1595 an die Stadt Rottweil (siehe Epfendorf).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der zweiten verbesserten Auflage: Zimmerische Chronik 1, 435.
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