Beschreibung des Oberamts Riedlingen/Kapitel B 3

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3. Altheim,

ein kath. Pfarrd. mit 821 Einw. 1/2 St. von Riedlingen, auf dem linken Donauufer am Biberbache, in einer ganz ebenen, freundlichen Lage, an der Poststraße nach Sigmaringen. C. A. Heiligkreuzthal, F. Tax. Standesherrschaft, Amtsbezirk Buchau, F. V. Sießen, R. A. Dürmentingen. Das Patronat wechselt zwischen dem Staat und dem Fürsten. Die Zehnten beziehen; Baden (s. o.) zu 2/6, die Ortspfarrey, die Heiligenpflege, die Stadtpfarrey Riedlingen, und die Sigmar. Caplaney Langen-Enslingen je zu 1/6, und noch insbesondere die Ortsheiligen-Pflege von 184 Jchrt. Auch beziehen der Staat, die Pfarrey Neufra, die Ortspfarrey und der Meßner besondere einige Zehenten.

Gefälle beziehen: der Staat 35 fl 34 kr., die Pfarrey 17 fl. 42 kr., die Stiftspflege 660 fl. 29 kr., die Pfarrey Riedlingen 103 fl. 47 kr., die Cathar. Caplaney das. 21 fl. 44 kr., die Nikol. Capl. das. 13 fl. 44 kr., die Mich. Capl. das. 29 fl. 37 kr., die Präsenz das. 17 fl. 36 kr., die Stadt Riedlingen 33 fl., die Capl. Enslingen 6 fl. 20 kr., die Pfarrey Binswangen 1 fl., die Stiftspfl. das. 74 fl. 24 kr., der F. Taxis 177 fl. 41 kr., die Gemeinde Unlingen 108 fl. 6 kr., die Gemeinde Neufra 5 fl., Grh. Baden 14 fl. 17 kr.| Zusammen 1321 fl. 21 kr., darunter 301 Sch. 5 Sri rauhe und 401/2 Sch. glatte Früchte, und 318 fl. 36 kr. Geld. Hiezu kommen Landgarben-Gefälle des Staats aus vorm. Schupflehen, im Betrag von 413 fl. 40 kr., von Baden 392 fl. 45 kr. Die Badenschen Zehenten sind mit 441 fl. 42 kr., die der Stiftungspflege des Orts mit 503 fl. 44 kr. im Kataster.

Die schöne und freundliche Kirche, ward i. J. 1486 neu geweiht, von 1744 bis 1750 wurden für ihre Verschönerung 5080 fl. neuerdings verwendet: ein viel höheres Alter, als jenes der Kirche, verräth der ansehnliche Thurm. Die Kirchenpflege hat einen sehr reichlichen Fond. Zum Pfarrsprengel gehört das Filial Waldhausen, und früherer Zeit hatte auch Riedlingen dahin gehört, wovon aber nachher Altheim selbst Filial, jedoch mit eigenem pfarrlichen Gottesdienst geworden, und bis 1794 geblieben ist, wo die dortige Caplaney zur eigenen Pfarrstelle erhoben ward. Das Patronat der Pfarrey hatte ehemals das Domkapitel zu Constanz. Als aus der Caplaney, wovon Taxis das Patronatrecht hatte, wieder eine Pfarrey gemacht wurde, so eignete sich das Domkapitel das Alternativrecht an, welches Recht später an Baden und durch Vergleich 1807 an Württemberg kam.

Der Ort hat 5 Schildw., 3 Brauereyen, und an dem Biberbach 2 Mahlm., jede mit 4 G., und 1 Öhl- und Gypsm., eine zweyte Öhlm. wird von Pferden getrieben. Von dem ehem. Kloster zu A. s. Heiligkreuzthal.

Das hohe Alter des Dorfes Altheim erhellt schon aus den oben S. 8, angeführten Urkunden von 811, 843, 961. Auch in dem Verzeichnisse, welches der Abt Wallafried Strabo in den Jahren 842–849, von sämmtlichen Zinsen, Diensten und Herrlichkeiten des Klosters Reichenau hatte machen lassen, werden die Einkünfte von Altheim aufgeführt. Das Besitzthum des Klosters Reichenau kam aber später größtentheils wieder in andere Hände hauptsächlich auch durch Lehensleute des Klosters. So überläßt der Abt von Reichenau dem Kloster Heiligkreuzthal, gegen jährliche Zinse von Wachs,| 1251 die Besitzungen, welche es von den Edlen von Jungingen zu A. erworben hatte, 1257 die Mühle, welche es von dem Ritter Sifried, gen. Sattel erkauft hatte, 1262 die Besitzungen Walters, des Schulzen von Veringen. Kreuzthal kaufte in der Folge noch viele einzelne Güter zusammen. Aber die Herren des Dorfes mit hoher Obrigkeit waren die Grafen von Veringen und von ihnen wurde es mit Riedlingen an Östreich verkauft.

Wie übrigens Altheim schon oben in Verbindung mit den Besitzungen der Grafen Gerold und Berthold vom Bussen erschien, so blieb es auch fortwährend mit der nachmaligen Vogtey und Herrschaft Bussen verbunden, und theilte mit jener allen Wechsel der Herrschaft, S. Bussen und Unlingen. Der Ort bildete von alten Zeiten her eine freye Gemeinde, und noch 1681 ertheilte Kaiser Leopold demselben (Ammann, Gericht und Gemeinde Altheim) ein eigenes Wappen, einen aufrecht stehenden Biber enthaltend. Der Bad. Zehnt ging durch verschiedene Hände, bis er 1431 von Benz Sendelin zu Erisdorf an die Äbtissin von Buchau Clara von Montfort, um 800 Pfd. Heller verkauft wurde, und 1744 endlich in Folge eines Austausches an das Domkapitel in Konstanz kam, wovon ihn Baden erhielt. Die Kaplaney zu Enslingen hatte ihren Antheil am Zehnten, bey ihrer Stiftung i. J. 1426 von dem Riedlinger Bürger Glögglin erhalten.

Am südlichen Ende des Orts, und von diesem durch den Biberbach getrennt, liegt der Bürgle, ein Hügel, auf welchem einst eine Burg stand. Hier hatte ein adliges Geschlecht, das sich von Altheim nannte, seinen Sitz. Wernherus Miles de Altheim war es, der 1227 den damals noch zu Altheim wohnenden Nonnen sein Gut Wazzirschapfen, jetzt Heiligkreuzthal, gegen 21 Mark Silber überließ. S. Heiligkreuzthal. Aber schon 1350 war die Burg im Zerfalle, und jetzt sieht man nur noch die Reste einer Mauer, welche den Platz, worauf sie gestanden hatte, umgab, die anstoßenden Äcker aber heißen noch die Burgäcker.

| Auf der Markung liegt eine kleine Capelle zum heil. Nikolaus, an dem Wege nach Waldhausen, die 1673 erbaut wurde; ihr Fond wurde 1814 mit der Pfarrkirchenpflege vereinigt. Es wird darin kein Gottesdienst mehr gehalten.