Beschreibung des Oberamts Tuttlingen/Kapitel A 3
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In der zunächst folgenden Übersicht ist die Bevölkerung aller Gemeinden des jetzigen Oberamtsbezirks nach mehreren Zeitabschnitten der Periode 1812–75 und zugleich nach geographischen Abtheilungen angegeben.
Hienach belief sich die ortsanwesende Bevölkerung des Oberamts am 1. November 1812 auf 17.899, am 15. Dezember 1834 bei der ersten Zollvereinszählung auf 21.992 Einwohner, hatte sich also, wenn man die Verschiedenheit des Zählungstags und die 1834 nicht inbegriffene unbedeutende Bevölkerung von Hohentwiel und Bruderhof außer Berücksichtigung läßt, in 22 Jahren um 22,87 oder jährlich um 1,04 % vermehrt.
Die Zunahme der ortsangehörigen Bevölkerung von 1812 bis 1832 berechnet sich auf 23,37 und jährlich auf 1,17 %, zeigt also nur wenig Unterschied. Die Zunahme der ortsanwesenden Bevölkerung in der folgenden 12jährigen Periode von 1834 bis 1846 berechnet sich auf 10,46 oder jährlich auf 0,87 %. Die höchste Bevölkerungszahl erreichte das Oberamt in der Zeit des allgemeinen Anwachsens der Bevölkerung am 3. Dezember 1843 mit 24.332 Personen. Von da an hat sie abgenommen und im Jahr 1852 wurden schon 344 Personen weniger gezählt. Von 1852 bis 1855 aber, in welcher Zeit des allgemeinen Nothstandes auch die Bevölkerung des Landes eine bedeutende Abnahme erlitten hat, ist die Bevölkerung des Oberamts Tuttlingen um 1040 Personen zurückgegangen. Die nachtheiligen Folgen der weitgehenden Theilung des Grundbesitzes hatten hier wahrscheinlich schon mit dem Umsichgreifen der Kartoffelkrankheit in der Mitte der 1840er Jahre einen größeren Nothstand herbeigeführt.
|[Teil 1]
Num- mer d. Staats- hand- buchs. |
Gemeinden | 1812 | 1832 | 1834 | |
Ortsan- gehörige |
Ortsan- wesende | ||||
A. Östlicher Theil d. Bezirks | |||||
Summe A. Östl. Th. d. Bez. | 5093 | 4853 | 5907 | 5755 | |
18.501 | 17.899 | 22.824 | 21.992 |
[Teil 2]
Gemeinden | 1846 | 1852 | 1855 | 1871 | 1875 | Flächen- gehalt der Markungen in Hektar |
|
A. Östlicher Theil d. Bezirks | |||||||
Summe A. Östl. Th. d. Bez. | 6118 | 6078 | 5851 | 5927 | 5938 | 12.281 | |
24.292 | 23.988 | 22.948 | 24.765 | 24.866 | 29.377 |
In den folgenden 20 Jahren von 1855–1875 hat die Bevölkerung zwar wieder zugenommen, jedoch nur um 8,36 oder jährlich um 0,42 %, so daß der Stand von 1875 denjenigen von 1846 nur um 574 Einwohner übertrifft.
Die ganze Zunahme von 1812 bis 1875 in 63 Jahren berechnet sich auf 38,92 % oder im Durchschnitt jährlich auf 0,62 %, mithin könnte bei Fortdauer dieser durchschnittlichen Zunahme eine Verdopplung der Bevölkerung des Oberamtsbezirks erst in 112 Jahren eintreten.
Die geringe Zunahme übertrifft aber gleichwohl das Landesmittel, welches sich bei Zugrundlegung der Zahl von 1.379.501 für die Bevölkerung von 1812 (s. Württemb. Jahrbücher von 1874 I. S. 22) im Ganzen auf 36,39 % und im jährlichen Durchschnitt auf 0,58 % berechnet.
Die relative Bevölkerung des Bezirks erscheint, wie in den benachbarten Oberämtern Spaichingen und Rottweil, als eine dichtere, welche zwar das Landesmittel nicht erreicht, aber doch nicht weit hinter demselben zurückbleibt, denn es kamen auf die □ Meile Einwohner:
nach der Volkszählung von | ||||
1852 | 1855 | 1871 | 1875 | |
im Oberamt Tuttlingen | 4495 | 4301 | 4641 | 4660 |
in Württemberg | 4892 | 4713 | 5133 | 5311 |
Diese Bevölkerung vertheilte sich 1875 unter die einzelnen Ortschaften in der Weise, daß entfielen:
auf die Oberamtsstadt Tuttlingen | 7515 | Personen | oder | 30,22 % | |
mehr als 1000 Einwohner |
„ weitere 5 Gemeinden mit 7414 | „ | „ | 29,82 % | |
„ 11 Gemeinden von 500 bis 1000 Einwohner | 7544 | „ | „ | 30,34 % | |
und auf die übrigen 6 Orte mit weniger als 500 Einwohner |
2393 | „ | „ | 9,62 % | |
Gesamtbevölkerung | 24.866 | Personen oder 100 % |
die Einwohnerzahl | der Flächenraum der Markungen |
auf 5938 Pers. = 23,88 % | 12.281 Hkt. = 41,80 %, |
und in den sämmtlichen übrigen 15 Gemeinden | |
auf 18.928 Pers = 76,12 % | 17.096 Hkt. = 58,20 %, |
so daß im östlichen Theil auf 1 Einwohner durchschnittlich mehr als 2,06 Hkt. im westlichen aber blos 0,90 also nicht 1 Hektar Flächenraum entfallen.
Auch wenn man die Oberamtsstadt mit ihrer Einwohnerzahl von 7515 Personen und einer Markung von 3861 Hkt. abrechnet, kommt in diesem westlichen Theil auf 1 Einwohner nur 1,16 Hkt.
Hier wo der größere Theil der Markungen in der fruchtbaren Formation des braunen und schwarzen Jura, in der sogenannten Baar liegt, macht auch das Areal der Waldungen, Weiden und Öden ein geringeres Prozent aus. Denn während nach der Landesvermessung unter den 12.281 Hkt. des östlichen Theils an solchen 5449 Hkt. oder 44,87 % begriffen sind, machen die Waldungen, Weiden und Öden im westlichen Theil nur 6773 Hkt. oder 39,62 % des Flächengehaltes der Markungen von 17.096 Hkt. aus.
Wahrscheinlich steht es auch hiemit im Zusammenhang, daß im östlichen Theil die größeren Markungen mehr vorherrschen als im westlichen Theil des Bezirks.
Unter den 8 Orten des östlichen Theils finden sich nemlich 6 Gemeinden mit großen Markungen von mehr als 1000 Hkt. | so daß ihr Gebiet 87,44 % des Flächenraums sämmtlicher acht Markungen einnimmt; unter den 15 Gemeinden des westlichen Theils sind gleichfalls 6 größere, welche aber zusammen nur 67,27 % des Areals aller 15 Markungen ausmachen. Der Einfluß von Bodenbeschaffenheit und Klima zeigt sich alsdann wieder in der Vertheilung des Grundbesitzes im Einzelnen. Zwar hat der Bezirk, gleichwie die benachbarten Oberämter Balingen, Rottweil und Spaichingen im Allgemeinen eine weitgehende Theilung des Grundbesitzes, da schon bei der Aufnahme von 1857 die Besitzer von weniger als 30 Morgen 95,85 %, und in Übereinstimmung hiemit bei der neuen Erhebung von 1873 die Wirthschaften mit weniger als 10 Hkt. 95,36 % aller Besitzer beziehungsweise Wirthschaften ausmachten; aber ungeachtet dessen tritt im östlichen Theile desselben der größere Grundbesitz mehr hervor als im westlichen. Denn nach der Aufnahme vom 10. Januar 1873 entfallen:I. Von 100 Besitzern bezw. Wirthschaften |
II. Von 100 Hektar des aufgenommenen Grundbesitzes | |||
1. im östlichen |
2. im westlichen |
1. im östlichen |
2. im westlichen | |
Theil d. Oberamtes | Theil d. Oberamts | |||
auf die Besitzer beziehungsweise Wirthschaften von a) 10 Hkt. und weniger |
92,39 | 96,59 | 55,20 | 74,66 |
1497 | 3638 | 6516 | 10.002 |
Dabei nimmt das Areal der größeren (Gemeinde- und ritterschaftlichen) Güter von mehr als 100 Hkt., im östlichen Theil 14,71 % der landwirthschaftlichen Besitzungen weg, im westlichen nur 3,48 %
| Wäre also das landwirthschaftliche Areal im östlichen Theil nicht an und für sich schon viel größer, so müßte dort für die kleineren Besitzer weniger zur Vertheilung übrig bleiben; solchergestalt aber kommt auf einen Besitzer in den 3 Hauptklassen von Wirthschaften im Umfang vona) 11/2 Hkt. und weniger | b) 11/2–10 Hkt. | c) mehr als 10 Hkt. |
1. Im östlichen Theil des Bezirks durchschnittlich | ||
0,78 | 3,88 | 25,61 Hkt. |
2. Im westlichen Theil incl. Tuttlingen dagegen nur | ||
0,74 | 3,61 | 20,44 Hkt. |
Da indessen das landwirthschaftliche Areal im westlichen Theil im Allgemeinen fruchtbarer ist, so kann die Vertheilung des Grundbesitzes von diesem Gesichtspunkt auch im östlichen Theil als eine weitgehende angesehen werden.
Mit dieser weitgehenden Vertheilung des Grundbesitzes steht die Art und Weise im Zusammenhang, wie die Bevölkerung unter die verschiedenen Berufsklassen vertheilt ist. Es ist nämlich im Bezirk und zwar im östlichen wie im westlichen Theil desselben sehr häufig mit dem Betrieb der Landwirthschaft gewerbliche oder sonstige Beschäftigung verbunden, so daß bei der Aufnahme der Bevölkerung nach Berufsklassen vom 1. Dezember 1871 die gewerbliche und handeltreibende Bevölkerung sogar vorzuherrschen schien.[5]
Von 100 Einwohnern entfallen nach dieser Zählung:
|auf die Berufsklassen | im östl. Theil | in der Stadt Tuttlingen |
im übrigen westl. Theil |
im Oberamt |
A. Landwirthschaft, Forstwirthaft | 28,09 | 5,58 | 30,18 | 22,59 |
5917 | 7118 | 11.650 | 24.685[6] |
Daß aber nicht bloß für die aufgeführten 22,59 Prozente der Bevölkerung, sondern für einen viel größeren Theil derselben die Landwirthschaft ein wesentlicher Nahrungszweig ist, geht aus der Aufnahme der Viehhaltung und der Grundbesitzer hervor, wenn man deren Ergebnisse vergleicht mit der Aufnahme der Berufsklassen. Nach letzterer beträgt nämlich die Anzahl derjenigen, welche selbstständig oder selbstwirthschaftend einen Berufszweig betreiben:
bei der Berufsklasse | im östl. Theil | in der Stadt Tuttlingen |
im übrigen westl. Theil des Oberamtes |
im Oberamt |
A. Landwirthschaft | 350 | 78 | 743 | 1171 |
1438 | 1588 | 2654 | 5680 |
im östlichen Theil |
in der Stadt Tuttlingen |
im übrigen westlichen Theil |
im Oberamt |
1273 | 594 | 2294 | 4161 |
Ihre Anzahl übertrifft also überall im Bezirk weit die Zahl der selbstständig Landwirthschafttreibenden (A) und bleibt, verglichen mit der Zahl der Selbstwirthschaftenden in allen Berufsklassen (A bis G) nur in der industriereichen Stadt Tuttlingen, wo in der That die gewerbliche Beschäftigung vorherrscht, bedeutend hinter letzterer Anzahl zurück; im übrigen Bezirk dagegen sind hienach 86,98 % aller Selbstwirthschaftenden zugleich Viehhalter und Landwirthschafttreibende.
Auf der anderen Seite steht mit der Art der Erwerbszweige und der Beschäftigung die Zusammensetzung der Haushaltungen nach dem Familien-Verhältnis der Mitglieder und ihre numerische Stärke in Verbindung, worüber die Ergebnisse der Aufnahme der Bevölkerung von 1871 nach der Art des Zusammenlebens Aufschluß geben.
Hienach sind nemlich begriffen:
|unter 100 Haushaltungen | im östl. Theil |
in der Stadt Tuttlingen |
im übrigen westl. Theil d. O.Amts |
im Oberamt |
solche mit 1 Person | 8,49 | 10,52 | 9,11 | 9,35 |
1448 | 1617 | 2745 | 5810 | |
408,77 | 444,84 | 424,59 | 426,28 |
Da die Stadt in der verhältnismäßigen Anzahl der Hauskinder, zumal bei der relativ großen Zahl der Eheleute gegenüber dem übrigen Bezirk zurücksteht, so liegt der Grund für die größere Anzahl stärkerer Haushaltungen in der relativ hohen Prozentzahl von Gehilfen und Lehrlingen, während die größere Anzahl stärkerer Haushaltungen im übrigen westlichen Theil des Bezirks von der großen Anzahl Kinder herrührt. Bezüglich der Gehilfen und Lehrlinge sowohl, als auch hinsichtlich der „Kinder“ steht daher das Oberamt über dem Landesmittel von 25,67 beziehungsweise 182,47 solcher Personen auf je 100 Haushaltungen[9]. Dienstboten sind in der Stadt zwar auch etwas mehr vorhanden als im übrigen Bezirk, die Verhältniszahlen hiefür stehen aber im ganzen Bezirk weit unter dem Landesmittel von 28,27 Personen auf 100 Haushaltungen[9].
Auch diese Zahlen deuten darauf hin, daß die Bedingungen für die wirthschaftliche Existenz der Bevölkerung in der Oberamtsstadt und in dem übrigen westlichen Theil des Bezirks, welcher nach der oben gemachten geographischen Eintheilung noch weitere 14 Gemeinden umfaßt, günstigere sind als im östlichen, obgleich die Bevölkerung des letzteren über einen verhältnismäßig viel größeren Flächenraum verbreitet ist. Hieraus ist es vornehmlich zu erklären, daß nach den vorliegenden Bevölkerungsziffern auch die Vermehrung der Bevölkerung in den 8 Gemeinden der östlichen Abtheilung des Bezirks durchgängig eine geringere war als in der westlichen, wogegen solche allerdings auch in der Zeit des Rückgangs in den Jahren 1854/55 eine geringere Abnahme erlitten hat, als die der westlichen Abtheilung (exclusive Oberamtsstadt).
| Es berechnet sich nemlich:im östlich. Theil |
in der Stadt Tuttlingen |
im übrigen westl. Theil d.Ober- amts |
im Ober- amt | |
Die Zunahme der Bevölkerung 1) für die Periode 1812–1832 bei den Ortsangehörigen, die Bevölkerungsziffer des ersteren Jahres = 100 angenommen, im jährl. Durchschnitt auf |
0,80 | 1,52 | 1,22 | 1,17 |
In allen Perioden erscheint hier gegenüber dem übrigen Bezirk die Bevölkerung der Oberamtsstadt als eine stärker anwachsende, was offenbar mit der fortschreitenden Entwicklung der Industrie und des Verkehrslebens zusammenhängt, welche hier von verhältnißmäßig großer Bedeutung sind; auch in der Periode des Rückgangs von 1846–55 ist hier die Abnahme am geringsten. Namentlich tritt der Bevölkerungszuwachs der Stadt in der letzten Periode von 1855–1875 gegenüber dem des übrigen Bezirks hervor, welcher hierin von der städtischen Bevölkerung um mehr als das Zehnfache übertroffen wird.
Auch die zur westlichen Abtheilung des Bezirks gehörigen 14 Amtsorte zeigen sowohl in der Periode 1855–75 als im Ganzen eine viel größere Zunahme der Bevölkerung als die | 8 Gemeinden der östlichen Abtheilung, dagegen in der Periode des allgemeinen Rückgangs der Bevölkerung von 1846/55 auch eine größere Abnahme.Für den ganzen Zeitraum von 1812/75 berechnet sich daher die durchschnittliche Zunahme gegenüber den 8 Gemeinden der östlichen Abtheilung des Bezirks nur um Weniges höher, während die Zunahme der Bevölkerung in der Oberamtsstadt jene auf den Amtsorten überhaupt um das 3- und 4fache übertrifft.
Wie diese Zunahme aus den einzelnen Faktoren des Gangs der Bevölkerung (Trauungen, Geburten, Todesfälle und Wanderungen) sich ergeben habe, soll soweit es möglich ist, in den nächstfolgenden Abschnitten aufgezeigt werden.
Nach der älteren Trauungsstatistik, welche sich über den 20jährigen Zeitraum 1838/57 erstreckt, wurden im Oberamt Tuttlingen in dieser Periode 3124 Paare getraut, worunter 1848 von der evangelischen und 1276 von der katholischen Kirche.
Unter den ersteren sind 51, unter den letzteren 14 gemischte Ehen, zusammen 65, wovon 52 bei denen der Bräutigam evangelisch und 13 bei denen er katholisch war.
Was den Civilstand anbelangt, so waren hierunter:
Trauungen von | a) mit Jung- frauen |
b) mit Witwen |
c) mit ge- schiedenen Frauen |
Zu sammen |
1. Junggesellen | 2521 | 105 | 2 | 2628 |
2967 | 153 | 4 | 3124 |
Vergleicht man die einzelnen Theile des Bezirks unter Zugrundlegung der mittleren ortsanwesenden Bevölkerung hinsichtlich der relativen Anzahl der Trauungen in der Periode 1838/45 während des allgemeinen Anwachsens der Bevölkerung und von 1846/55, während des allgemeinen Rückgangs, sowie in den Jahren 56 und 57 bei wieder beginnender Zunahme, so ergibt sich die folgende Übersicht.
Hieraus ist ersichtlich, daß zwar in Beziehung auf die relative Anzahl der Trauungen zwischen den einzelnen Theilen des Bezirks im Durchschnitt des ganzen 20jährigen Zeitraums von 1838/57 (Spalte 11–13) kein großer Unterschied besteht, daß jedoch immerhin auch in dieser Beziehung die Oberamtsstadt Tuttlingen die meisten, der östliche Theil des Bezirks die wenigsten Trauungen aufweist. Auch die Abnahme ihrer Anzahl in der Zeit des Rückgangs der Bevölkerung von 1846/55 war am geringsten in der Oberamtsstadt, verhältnismäßig am stärksten aber im übrigen westlichen Theil des Bezirks.
Im Ganzen steht der Bezirk für die Periode 1838/57 hinter dem Landesmittel zurück, und nur in den 2 Jahren 1856 und 1857 zeigt sich eine dasselbe namhaft übersteigende Verhältniszahl.
Die Anzahl der Trauungen jüngerer Männer bis zu 30 Jahren war in der ganzen Periode von 1838/57 im östlichen Theil 449, in Tuttlingen 505, im übrigen westlichen Theil des Bezirks 966, so daß solche im Verhältnis zur ganzen Anzahl von 785, 808 und 1531 Trauungen 57,29, 62,50 und 63,10 % ausmacht, also im östlichen Theil am geringsten ist.
Auch nach den in neuerer Zeit, seit 1871, in Folge der Anordnungen des Bundesraths gemachten Erhebungen über die Zahl der Eheschließungen (s. die unten S. 110 folgende Übersicht) ist solche verhältnismäßig am größten in der Oberamtsstadt mit
Es beträgt | I. in der 8jährigen Periode von 1838/45 die durchschnittliche Zahl der |
II. in der 10jährigen Periode von 1846/55 die durchschnittliche Zahl der |
III. in den 2 Jahren 1856 und 1857 die durchschnittliche Zahl der |
IV. in der 20jährigen Periode 1838/57 die durchschnittliche Zahl der | ||||||||
Trau- un- gen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trauun gen auf je 1000 Ein- wohner |
Trau- un- gen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trauun gen auf je 1000 Ein- wohner |
Trau- un- gen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trauun gen auf je 1000 Ein- wohner |
Trau- un- gen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trauun gen auf je 1000 Ein- wohner | |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 |
Bei Vergleichung der oben S. 99 gegebenen Übersicht ist hieraus zugleich die in neuerer Zeit eingetretene erhebliche Zunahme der Eheschließungen zu erkennen, deren relative Anzahl in den 6 Jahren 1871–1876 für ganz Württemberg durchschnittlich 9,64 pro 1000 Einwohner beträgt, während sie sich für die Periode 1838/57 auf 6,88 berechnete.
Aus den bei der Auszählung der Bevölkerung nach dem Lebensalter gemachten Erhebungen über Verehelichungsstatistik können zur Vergleichung noch folgende Durchschnittszahlen über den Oberamtsbezirk Tuttlingen beigefügt werden:
In Übereinstimmung mit der soeben nachgewiesenen großen Zunahme der Eheschließungen ist aus diesen Zahlenreihen auch eine große Zunahme der Zahl der Verheirateten zu erkennen, sowie daß das Lebensalter der mittleren Verheiratungswahrscheinlichkeit ein früheres geworden ist.
Nach den früheren statistischen Erhebungen, deren Ergebnisse im 1. Heft des Jahrgangs 1874 der Württembergischen Jahrbücher veröffentlicht worden sind, berechnete sich das Verhältnis der Geborenen einschließlich der Todtgeborenen zur Bevölkerung
für die Periode | im Oberamt Tuttlingen | in Württemberg |
1812–66 wie | 1 : 25,30 | 1 : 25,18 |
Es berechnete sich | für das Oberamt Tuttlingen bei den männl. | weibl. Personen |
für Württemberg bei den männl. | weibl. Personen | ||
1. Das Lebensalter der mittleren Verheiratungs-Wahrscheinlichkeit, |
Was die im Jahrgang 1874 der Württb. Jahrbücher S. 6 und 12 weiter gegebenen Verhältniszahlen für die einzelnen Zeitabschnitte von 1812/22 etc. anbelangt, so zeigt sich bei den Geborenen nur für 1832–42 und 1858/66 eine den Landesdurchschnitt übersteigende Verhältniszahl. In der neuesten Zeit (von 71–76) aber ist, wie im ganzen Land so auch beim Oberamt Tuttlingen eine sehr bedeutende Steigerung der Geburtenzahl wahrzunehmen.
Das Verhältnis der unehelich Geborenen zu den Geborenen überhaupt war nach S. 9 im I. Heft des Jahrgangs 1874 der Württb. Jahrbücher
in der Periode | im Oberamt Tuttlingen | O.-Z. | in Württemberg |
1812–52 | 1 : 12,10 | 57 | 1 : 8,55 |
Wie in dem benachbarten Oberamtsbezirk Spaichingen, so ist auch hier die Zahl der unehelich Geborenen im Ganzen eine verhältnismäßig geringe. Über die spätere Zeit von 1852 bis 71 sind keine Berechnungen hierüber mehr veröffentlicht worden, dagegen ist die Verhältniszahl, welche sich aus den seit 1871 gemachten reichsstatistischen Erhebungen ergibt, eine günstige.
Es beträgt nemlich nach dem Durchschnitt der 6 Jahre 1871–1876.
a) die Zahl der | b) das Verhältnis der unehelich Geborenen zu d. Geborenen überhaupt | ||||
Geborenen überhaupt | unehelich Geborenen | ||||
in Württem- berg |
im Oberamt Tuttlingen |
in Württem- berg |
im Oberamt Tuttlingen |
in Württem- berg |
im Oberamt Tuttlingen |
84.654 | 1130 | 7936 | 81 | 1 : 10,67 | 1 : 13,97 |
für die Periode | im Oberamt Tuttlingen | O.-Z. | in Württemberg |
1842–52 | 104,58 | 54 | 106,28 |
Der Knabenüberschuß steht also nach diesen Berechnungen unter dem Landesmittel, während er in den benachbarten Bezirken Rottweil und Spaichingen für die gleichen Perioden den Landesdurchschnitt übertrifft[10].
Dabei war der Knabenüberschuß bei den unehelich Geborenen viel größer als bei den ehelich Geborenen und übertraf das Landesmittel namhaft, gleich wie in dem benachbarten Oberamt Spaichingen, wogegen im Oberamt Rottweil bei den unehelich Geborenen das weibliche Geschlecht vorherrschte.
Es kamen nemlich von 1842–52 in den Oberämtern
Tutt- lingen |
O.-Z. | Spai- chingen |
O.-Z. | Rott- weil |
O.-Z. | in Würt- temberg | |
auf 100 ehelich weiblich Geborene ehelich männlich Geborene |
103,64 | 57 | 109,42 | 9 | 107,97 | 19 | 106,51 |
im Oberamt Tuttlingen |
in Württemberg | |
auf 100 weiblich Geborene männlich Geborene | 103,09 | 105,42 |
Bei der relativ geringen Anzahl der unehelich Geborenen fällt aber natürlich ihr großer Knabenüberschuß wenig ins Gewicht, und es ergibt sich daher für das Oberamt Tuttlingen im Ganzen wie früher ein geringerer unter dem Landesmittel stehender Knabenüberschuß.
Zu der Zahl der über 14 Jahre alten Personen weiblichen Geschlechts verhält sich die Zahl der Geborenen
im Oberamt Tuttlingen |
in Württemberg | |
in der Periode 1846/56 wie | 1 : 9,29 | 1 : 9,39 |
In der ersteren Periode waren unter der Zahl der Geborenen, wie im Oberamtsbezirk Spaichingen, zugleich verhältnismäßig viele Mehrgeburten; unter je 100 Geburten nämlich
im Oberamt Tuttlingen |
in Württemberg | |
Zwillings- und Drillings-Geburten | 1,44 | 1,29 |
Geborene überhaupt |
Geborene von Mehr-Geburten |
Todt- Geborene | |||
absolute | in Prozenten der Geborenen |
abso- lute |
in Proz. | ||
im Oberamt Tuttlingen | 1130 | 281/2 | 2,52 | 281/2 | 2,52 |
Weitere Verhältniszahlen über Todtgeborene, reif oder unreif Geborene bei natürlichen und künstlichen Geburten, sowie über Zahl und Verlauf der Geburten überhaupt sind für die Periode 1. Juli 1846/56 im Jahrgang 1856 der Württembergischen Jahrbücher II S. 84 ff. zu ersehen. (S. auch unten B.)
Das Verhältnis der Gestorbenen zur Bevölkerung berechnet sich für die Periode 1812/66 im Oberamt Tuttlingen auf 1 : 33,46 (OZ. 23), in Württemberg auf 1 : 31,52 und nach den neueren reichsstatistischen Erhebungen für die Jahre 1871–76 durchschnittlich auf 1 : 28,87 beziehungsweise 1 : 29,76.
Auch der Oberamtsbezirk Tuttlingen zeigt wie die benachbarten Oberämter Spaichingen und Rottweil im Ganzen günstige Verhältniszahlen in Beziehung auf Sterblichkeit, welche im Oberamt Tuttlingen nur für die Perioden 1846/56 und 1858/66 höher erscheint als im Landesmittel. (Siehe die im Jahrgang 1874 der Württemb. Jahrbücher I S. 7 und 13 weiter veröffentlichten Verhältniszahlen für die einzelnen Zeitabschnitte von 1812/22 etc.)
In den letzten Jahren, von 1871–76, hat sie gleichfalls zugenommen, was mit der gleichzeitigen bedeutenden Steigerung der Geburtenzahl (s. oben S. 102) zusammenhängt.
Hinsichtlich des Geschlechts der Gestorbenen haben sich für die beiden Perioden 1842/52 und 1846/56 folgende Verhältniszahlen ergeben:
| Es kamenIm Oberamt Tuttlingen von |
in Württemberg von | |||
1842/52 | 1846/56 | 1842/52 | 1846/56 | |
auf 100 weiblich Gestorbene männlich Gestorbene |
100,10 | 98,71 | 104,66 | 103,08 |
Für die 6 Jahre 1871/76 ergibt sich, wie auch in dem benachbarten Oberamtsbezirk Spaichingen, eine namhaft höhere Prozentzahl, denn es entfallen auf 100 weiblich Gestorbene männlich Gestorbene
im Oberamt Tuttlingen | und in Württemberg |
106,94 | 107,92 |
was aus einer durch die große Geburtenzahl gesteigerten Sterblichkeit in den ersten Lebensjahren erklärlich ist.
Nach den im Jahrgang 1862 der württembergischen Jahrbücher zu S. 145 des 1. Hefts veröffentlichten Tabellen über die Sterblichkeit in der Periode 1. Juli 1846/56 entfielen von je 100 Gestorbenen incl. Todtgeborenen auf die Monate
April bis Juni |
Juli bis September |
Oktober bis Dezember |
Januar bis März | |
im O.-A. Tuttlingen | 22,62 | 24,96 | 25,97 | 26,45 |
Die höchste Zahl von Todesfällen kam somit für Tuttlingen, wie für Württemberg im Ganzen, auf die Herbst- und Winter-Monate.
Hinsichtlich der Benützung des ärztlichen Beistandes ergab sich für 1846/56 Folgendes:
| Von 100 Gestorbenen (exclusive Todtgeborene) habenim Oberamt Tuttlingen |
in Württemberg | |
1. ärztliche Hilfe genossen | 34,35 | 45,36 |
Die Zahl der Unglücksfälle und Selbstmorde war also eine verhältnismäßig hohe, namentlich auch gegenüber dem benachbarten Bezirk Spaichingen (s. Beschreibung des Oberamts Spaichingen S. 84.)
Unter 100 Gestorbenen (excl. Todtgeborene) standen im Durchschnitt der 10 Jahre 1. Juli 1846/56
im 1. |
im 2.–7. |
im 8.–14. |
im 15.–20. |
im 21.–45. |
im 46.–70. |
über d. 70. | |
im Oberamt Tuttlingen | 39,77 | 12,35 | 3,14 | 2,20 | 10,30 | 19,60 | 12,64 |
Die Sterblichkeit im 1. Lebensjahr, nach Prozenten der Gestorbenen gerechnet, erreicht im Bezirk Tuttlingen gleichwie in den benachbarten Oberämtern Spaichingen und Rottweil nicht das Landesmittel, während sie im 2.–7. Lebensalter, ebenso wie dort, um so bedeutender ist.
| Bezüglich der Prozentzahl der im 1. Lebensjahr gestorbenen Lebendgeborenen nimmt der Bezirk, wie das benachbarte Oberamt Spaichingen, im Ganzen eine unter dem Landesmittel bleibende Stelle ein; denn nach den vorliegenden Berechnungen aus früherer Zeit starben von 100 Lebendgeborenen im 1. Lebensjahrin der Periode | 1812–22 | 1846–56 | 1858–66 | durchschn. somit |
im Oberamt Tuttlingen | 25,46 | 34,85 | 34,40 | 31,87 |
Nach den statistischen Erhebungen der neueren Zeit berechnet sich die durchschnittliche Kindersterblichkeit im ersten Lebensjahr für die 6 Jahre 1871/76 gemäß der unten beigegebenen Tabelle, in welcher zugleich die ganze Bewegung der Bevölkerung in diesem Zeitraum für sämmtliche Gemeinden des Oberamts dargestellt ist, auf 35,03 % der Lebendgeborenen, ist also im Zusammenhang mit der in Abschnitt 3 nachgewiesenen Steigerung der Geburtenzahl eine höhere geworden.
Dabei bewegt sich die Kindersterblichkeit in den einzelnen Gemeinden des Bezirks zwischen 25,26 aller Lebendgeborenen in der Gemeinde Nendingen (OZ. 1) und 48,44 % derselben in Neuhausen ob Eck (OZ. 23.)
Neben letzterer Gemeinde zeigen die weiteren Ortschaften Oberflacht, Seitingen, Weilheim, Weigheim und Gunningen innerhalb der OZ. 22–18 die nächst höchste Kindersterblichkeit mit 45,36 bis 40,85 %.
Nach den in der folgenden Übersicht beigesetzten Höhenzahlen ist im Oberamt Tuttlingen ebensowenig als in den benachbarten Bezirken Spaichingen und Rottweil ein unmittelbarer Einfluß der Höhenlagen auf die Größe der Kindersterblichkeit anzunehmen, da gerade unter den Orten, welche innerhalb der OZ. 1–6 die niederste Kindersterblichkeit von 25,26 bis 28,72 % aufweisen, diejenigen zwei begriffen sind, welche im ganzen Bezirk die höchste Erhebung über die Meeresfläche haben, Renquishausen und Kolbingen, und wenn auch die Gemeinde Nendingen bei ihrer für dieses Oberamt sehr geringen Erhebung von 636 Meter | in diesem die niederste Kindersterblichkeit von 25,26 % zeigt, so hat dagegen die am tiefsten gelegene Gemeinde Fridingen eine verhältnismäßig hohe Kindersterblichkeit von 38,25 %.Vielmehr ist aus dieser Übersicht zu erkennen (wie im Jahrgang 1874 der Württembergischen Jahrbücher I. S. 32. 142 228 unter Hinweisung auf die sozialen Ursachen der Kindersterblichkeit für Württemberg im Ganzen gezeigt worden ist), daß eine höhere Kindersterblichkeit sehr häufig von extremen Geburtsziffern begleitet ist, indem meistens eine große scheinbare Fruchtbarkeit sich hiemit verbindet, oder auch, obgleich seltener, eine sehr geringe Geburtenzahl. (Vergl. auch die Beschreibung des Oberamts Spaichingen S. 91. und Rottweil. S. 82.)
Von den 10 Gemeinden des Oberamts Tuttlingen, welche innerhalb der OZ. 14–23 die relativ höhere, das Mittel des Oberamtsbezirks von 35,03 % übersteigende Kindersterblichkeit zeigen, haben die meisten, nämlich 6 bei den OZ. 1, 2 und 4–7 eine höhere Geburtsziffer von 5 bis 5,90 Geborenen auf 100 Einwohner, zwei bei OZ. 19 und 20 eine sehr niedere Verhältniszahl von 4,22 und 4,26 Geborenen auf 100 Einwohner, und die übrigen 2 bei OZ 11 und 16 eine dem Bezirksmittel von 4,55 Geborenen näher stehende Geburtsziffer von 4,60 und 4,36 auf 100 Einwohner.
Umgekehrt zeigen die 13 Ortschaften des Bezirks mit einer hinter dem Durchschnitt zurückbleibenden Kindersterblichkeit von weniger als 35,03 % der Lebendgeborenen meistens auch eine hinter der mittleren Geburtsziffer 4,35 zurückbleibende Verhältniszahl Geborener, und nur bei 4 von diesen Gemeinden steht die Geburtsziffer mit der OZ. 3 8 9 und 10 über diesem Mittel.
Theils einer großen Kindersterblichkeit, theils einer geringen Zahl Geborener ist es daher zuzuschreiben, daß der hinsichtlich der Erwerbsquellen der Bevölkerung von der Natur weniger begünstigte östliche Theil des Oberamtsbezirks auch einen geringeren Geburtenüberschuß erzeugt, als der westliche.
Denn von der Bevölkerung des östlichen Theiles wohnt die größere Hälfte von 3040 Einwohnern in 4 Gemeinden, welche mit einer höheren und sehr hohen Kindersterblichkeit von 36,48 bis 48,44 % (OZ. 14 15 17 und 23) eine sehr hohe und sehr
[Teil 1]
Gemeinden | Erhe- bung über der Meeres- fläche |
O.-Z. | Durch- schnitt- liche Ein- wohner- zahl |
Es beträgt die durchschnittliche Anzahl der | ||||
Trau- un- gen |
Gebo- renen inclus. Todtge- borene |
Todt- gebore- nen |
Gestor- benen inclus. Todtge- borene |
im 1. Lebens- jahr Gestor-- benen Lebend- gebo- renen | ||||
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | |
Meter | ||||||||
5932 | 52,00 | 264,67 | 5,83 | 209,33 | 94,83 | |||
11.535 | 98,33 | 547,17 | 13,83 | 420,67 | 183,17 | |||
24.815 | 219,00 | 1129,50 | 28,50 | 859,50 | 385,67 |
Gemeinden | Es kommen auf 100 Einwohner | Es kommen im ersten Lebensjahr Gestorbene | ||||||||
Gebo- rene inclus. Todtge- borene |
O.-Z. | Gestor- bene inclus. Todtge- borene |
O.-Z. | mehr Gebo- rene als Gestor- bene |
O.-Z. | auf 100 Lebend- Geborene |
O.-Z. | auf 100 Gestor- bene exclus. Todtge- borene |
O.-Z. | |
1 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | |||||
A. Östl. Abtheilung des Bezirkes. Fridingen |
5,00 | 6 | 4,07 | 16 | 0,93 | 12 | 38,25 | 15 | 49,59 | 18 |
4,46 | 3,53 | 0,93 | 36,64 | 46,60 | ||||||
4,74 | 3,65 | 1,09 | 34,34 | 45,02 | ||||||
4,55 | 3,46 | 1,09 | 35,03 | 46,41 |
Obgleich nun im Ganzen beim östlichen Theil des Bezirks ungeachtet der großen Kindersterblichkeit noch eine etwas geringere durchschnittliche Sterblichkeitsziffer sich ergibt, als in der westlichen Abtheilung (ohne die Stadt Tuttlingen), so ist dieselbe bei der geringeren durchschnittlichen Verhältniszahl Geborener doch bedeutend genug, um einen kleineren Geburtenüberschuß zu bewirken.
Wenn man von der Stadt Tuttlingen absieht, welche bei mittelmäßiger bis geringer Geburtenzahl und Kindersterblichkeit (OZ. 17 und 13) und bei geringer Sterblichkeit im Ganzen einen sehr starken natürlichen Zuwachs hat, so haben dagegen in der übrigen westlichen Abtheilung diejenigen 6 Gemeinden, welche bei OZ. 16 und 18–22 eine sehr hohe Kindersterblichkeit von 38,68 bis 45,36 und dabei meistens auch eine hohe Geburtenzahl (OZ. mit 2, 4, 7, 11 und 16) zeigen, zusammen nur eine Bevölkerung von 3521 Einwohnern oder von 30,52 % der ganzen Bevölkerung dieser Abtheilung des Bezirks. Die Mehrzahl der weiteren 8 Gemeinden dagegen mit einer Bevölkerung von 8014 Einwohnern, worunter namentlich die größeren Orte Thalheim, Thuningen und Trossingen, verbindet mit einer geringen und mittelmäßigen Kindersterblichkeit von 25,55 bis höchstens 34,04 % der Lebendgeborenen eine mittelmäßige bis hohe Zahl Geborener.
Unter solchen Umständen ist zwar in dieser westlichen Abtheilung die Kindersterblichkeit durchschnittlich geringer als in der östlichen; da die Sterblichkeitsziffer im Ganzen aber gleichwohl etwas höher ist, so bewirkt hier vorzugsweise die für die Mehrzahl der Bevölkerung sich ergebende höhere Geburtsziffer auch einen größeren natürlichen Volkszuwachs. Im Ganzen beträgt der Geburtenüberschuß oder natürliche Volkszuwachs für die 6 Jahre 1871–1876 nach unserer Übersicht auf je 100 Einwohner
1) im östlichen Theil | 0,93 |
2) in der Stadt Tuttlingen | 1,20 |
3) im übrigen westlichen Theil des Bezirks | 1,09 |
Für das ganze Oberamt berechnet sich derselbe gleichfalls auf 1,09 oder per 1000 Einwohner auf 10,88 und in Württemberg auf 12,16.
Nach den älteren statistischen Erhebungen war der natürliche Volkszuwachs nie so bedeutend. Er betrug nemlich auf je 1000 Einwohner: nach dem Durchschnitt der Jahre 1812/66 im Oberamt Tuttlingen 9,14 (OZ. 23), in ganz Württemberg 8,14. Dabei ist aus den im Jahrgang 1874 der Württb. Jahrb. I. Heft S. 8 und 14 veröffentlichten Zahlen für die einzelnen Zeitabschnitte von 1812/22 etc. ersichtlich, daß der Geburtenüberschuß des Oberamts Tuttlingen früher nur bei denjenigen Perioden, in welche der allgemeine wirthschaftliche Nothstand fällt (1842/52 und 1846/56), hinter dem Landesmittel zurückblieb, während dies jetzt auch bei der in der neueren Zeit von 1871/76 stattgehabten allgemeinen Steigerung der Geburtenzahlen der Fall ist. In allen übrigen Zeitabschnitten, namentlich auch in der Zeit des allgemeinen Wachsthums der Bevölkerung von 1832–42, hat der Geburtenüberschuß des Oberamts Tuttlingen das Landesmittel übertroffen.
Da nun die durchschnittliche jährliche wirkliche Vermehrung der Bevölkerung nach oben S. 96 auf
100 Einwohner nur | 0,62 |
der durchschnittliche natürliche Zuwachs für die sämmtlichen Perioden von 1812/66 und 1871/76 aber | |
per 1000 Einwohner 9,33 oder per 100 | 0,93 |
ausmacht, so ist ein Drittheil des jährlichen Geburtenüberschusses von | 0,31 |
auf 100, oder von 31 Personen auf je 10.000 Einwohner der Bevölkerung nicht zugewachsen, sondern hat sich in anderen Theilen des Landes oder im Ausland niedergelassen. Dieses Resultat nähert sich der im Jahrgang 1874 der Württembergischen Jahrbücher I S. 199 gegebenen Berechnung für die Periode 1813/67 und es ist hiebei zur Erläuterung desselben zugleich auf den in demselben Jahrgang I S. 184 gegebenen Nachweis hinzudeuten, wornach im Oberamt Tuttlingen die Auswanderung namentlich in der Periode 1842–52 eine sehr starke war, gleichwie in den benachbarten Bezirken Spaichingen, Rottweil und Balingen.
Bei den einzelnen Theilen des Bezirks ist die Berechnung des natürlichen Zuwachses von 1812–76 und seine Vergleichung | mit der wirklichen Zunahme der Bevölkerung nicht ausführbar. Wenn man aber den für die Jahre 1871/76 sich ergebenden verschiedenen Geburtenüberschuß zusammenhält mit den oben S. 97 und 98 gegebenen Notizen, so erscheint die Zunahme in der Stadt Tuttlingen am stärksten und nachhaltigsten, im übrigen westlichen Theil des Bezirks zwar größer als in der östlichen Abtheilung, aber sie scheint dort auch bedeutenderen Schwankungen unterworfen zu sein.
Nach der vorgenommenen besonderen Auszählung der Bevölkerung vom 3. Dezember 1861 und 1. Dezember 1875 nach Altersjahren, Geschlecht und Civilstand entfallen auf je 10.000 Einwohner nach der Zählung vom
3. Dezember 1861 | 1. Dezember 1875 | |||||
Personen | im Oberamt Tutt- lingen |
in Württem- berg |
Personen | im Oberamt Tutt- lingen |
in Württem- berg | |
im Alter von Jahren |
geboren in den Jahren |
geboren in den Jahren[ER 2] | ||||
1– 5 | 1861–57 | 1392 | 1261 | 1875–71 | 1288 | 1334 |
3338 | 3228 | 3518 | 3461 | |||
3908 | 3962 | 3572 | 3755 | |||
2754 | 2810 | 2910 | 2784 | |||
10.000 | 10.000 | 10.000 | 10.000 |
Im Ganzen sind im Oberamt Tuttlingen nach beiden Zählungen die jüngeren Altersklassen vom 1.–15. Jahr stärker angefüllt, als in Württemberg überhaupt, die mittleren vom 16.–40. Jahr dagegen etwas schwächer. Die älteren über dem 40. Lebensjahr erscheinen nach der Zählung von 1861 gleichfalls schwächer als im Landesmittel, nach der Zählung von 1875 dagegen etwas stärker, weil die größere Anzahl der 1822–31 Geborenen 1875 zu den über 40jährigen zählt.
Dieses Vorherrschen der jüngeren Altersklassen in Vergleichung mit dem Durchschnitt des ganzen Landes dürfte mit der durchschnittlichen geringeren Kindersterblichkeit zusammenhängen, welche zu Steigerung des natürlichen Volkszuwachses oder Geburtenüberschusses beiträgt. (Vergl. oben S. 109 und 112).
Bezüglich der Vertheilung der Geschlechter ist zu bemerken, daß das Oberamt Tuttlingen nach der im IV. Heft des Jahrgangs 1876 der Württembergischen Jahrbücher S. 186 gegebenen Übersicht gegenüber den benachbarten Oberämtern Rottweil, Balingen und Spaichingen, welche im Durchschnitt der 6 Zollvereins-Zählungen von 1855 bis 1871 auf 100 männliche Personen 113. 112 und 114 weibliche zählten, nur mit 105 weiblichen auf 100 männliche erscheint.
Auch nach dem Durchschnitt der sämmtlichen 14 Volkszählungen von 1834 bis 1875 kommen im Oberamtsbezirk Tuttlingen auf 100 männliche nur 104,86 weibliche. Vergleicht man hiebei die einzelnen Theile des Bezirks, so ergibt sich, daß in der weniger produktiven östlichen Abtheilung mit geringerem Geburten-Überschuß eine etwas, aber nur unbedeutend, größere Anzahl weiblicher Personen vorkommt, als in | der westlichen Abtheilung ohne die Stadt Tuttlingen. Am wenigsten aber sind in der Oberamtsstadt, indem hier hauptsächlich wegen der zahlreichen Klasse der Gewerbegehilfen (s. oben S. 94), sogar die Zahl der männlichen Personen vorherrscht.Auf 100 männliche Personen kommen nemlich weibliche
1) in der östlichen Abtheilung des Bezirks | 109,38 |
2) in der Oberamtsstadt Tuttlingen | 93,72 |
3) in der übrigen westlichen Abtheilung | 108,98, |
so daß die durchschnittliche Verhältniszahl für das ganze Oberamt nur auf 104,86 sich berechnet.
Hinsichtlich der Vertheilung der Bevölkerung nach dem Glaubensbekenntnis gehört der Oberamtsbezirk zu denjenigen, in welchen die Zahl der Evangelischen überwiegt.
Es wurden nemlich gezählt:
im Jahr |
Evan- gelische |
Katho- liken |
von andern christlichen Bekennt- nissen |
Juden | im Ganzen Ortsange- hörige. |
1812 | 10.663 | 7838 | – | – | 18.501 |
Auch in dem benachbarten Oberamt Balingen, in welchem die Neuwürttembergischen Besitzungen verhältnismäßig noch geringeren Umfang haben als im Oberamt Tuttlingen[11], ist die Zahl der Evangelischen überwiegend, wogegen in den weiteren 2 Oberämtern der Bezirksgruppe des oberen Neckars die Zahl der Katholiken vorherrscht.
Es entfielen nemlich nach der Volkszählung von 1875 auf je 100 Einwohner |im Oberamt | Evan- gelische |
Katho- liken |
von andern christlichen Konfes- sionen |
Israeliten | von andern Religionen |
Tuttlingen | 60,63 | 39,31 | 0,02 | 0,04 | – |
Schließlich ist noch der im Jahr 1853 veranstalteten Aufnahme der Irren, Kretinen, Taubstummen und Blinden zu gedenken. Nach dieser Erhebung kam
im Oberamt Tuttlingen |
im Schwarz- waldkreis |
in Württemberg | ||
je auf Einwohner | ||||
1 Irre | 734 | O.-Z. 10 |
976 | 943 |
Nach der mit der Zollvereinszählung von 1861 verbunden gewesenen Aufnahme wurden gezählt
Irrsinnige | Blödsinnige | Taubstumme | Blinde |
10 | 23 | 25 | 21, |
wogegen die absoluten Zahlen nach der Aufnahme von 1853 waren | |||
36 | 27 | 22 | 17. |
Die Zahl der Irren, welche 1853 eine verhältnismäßig hohe und ungünstige war, hatte also bis zum Jahr 1861 sehr abgenommen; die Zahl der Kretinen und Blinden dagegen war schon 1853 eine vergleichungsweise geringe und beide zusammengenommen hatten sich bis 1861 nicht vermehrt.
|
Die geschichtlich bekannten ältesten Bewohner des Oberamtsbezirks, wie des ganzen südlichen Theiles von Württemberg und dem angrenzenden Baden bis zum Rhein, gehörten dem alemannischen Stamme an. An drei Stellen des Bezirks wurden Überreste desselben aufgefunden: am Anfang der 1830er Jahre und 1874–76 in Tuttlingen; in den Jahren 1841/4 bei Oberflacht; in Wurmlingen bei dem Eisenbahnbau 1866/68 unterhalb des Orts, da wo die Eisenbahn das in die Baar führende Sträßchen schneidet. (Siehe den Abschnitt Alterthümer.)
Trotz der im Laufe der Jahrhunderte stattgefundenen Vermischung in Folge von Einwanderung, Eroberung etc. ist der germanische Typus noch immer der vorherrschende, namentlich in der Baar, wo die „Blauäugigen und Blonden“ entschieden in der Mehrzahl sind.
Beschäftigung. Die Bevölkerung des Bezirks ist eine vorherrschend ackerbautreibende; in der Oberamtsstadt blüht die Industrie, namentlich das Kleingewerbe. Unter den zahlreichen Handwerkern kommen der Zahl nach zuerst die Schuhmacher (355 nach der Steuerschätzung pro Juli 1877), dann die 160 Messerschmide und das seit etwa 10 Jahren aufblühende Gewerbe der chirurgischen Instrumentenmacher, 52 Strumpfweber fabriciren wollene Jacken, Juppen und Strümpfe. Ferner 41 Rothgerber und eine kleinere Anzahl Weißgerber. Endlich produciren 46 Bierbrauereien ein zwar nicht immer gutes, aber sehr billiges Bier (10 Pf. kostet das halbe Liter Lagerbier), wovon viel nach Baden ausgeführt wird. Die Mehrzahl der Gewerbetreibenden kultivirt nebenbei die Landwirthschaft. Die älteren vermöglich gewordenen Leute verkaufen meist ihre Äcker und Felder wieder, und so ist jungen strebsamen Leuten stets Gelegenheit geboten, Grund und Boden sich zu erwerben. Zu Tuttlingen gehören noch 3 Spinnereien, die Fabrik Donaufeld (Firma Karl Dorner), die Kauffmannische Fabrik bei Wurmlingen, die Spinnerei von Storz im Bärenthal, und das K. Hüttenwerk Ludwigsthal. Von Industrie auf dem Lande ist zu nennen die Fabriken von Mund-Harmonikas und Uhrengestellen für Schwarzwälderuhren in Trossingen, Thuningen, Thalheim und Schura. Drei Fabriken von Regulatoren | sind in Mühlheim a. D. In Hausen ob Verena, Durchhausen[ER 7] und Gunningen beschäftigen sich die armen Leute mit Strohflechtereien für die Schwarzwälder Fabriken. In Neuhausen wurde früher viel gestickt für die Schweiz (Appenzell) was aber seit der letzten Krisis beinahe ganz aufgehört hat. In früheren Jahren gab sehr lohnenden Verdienst in Neuhausen, wie in den benachbarten badischen Orten Liptingen und Emmingen, das Graben auf Bohnerz.Die Einwohner des Bezirks sind im Allgemeinen gesund, kräftig und von großer Ausdauer in der strengen Arbeit. Alte rüstige Leute von über 80 Jahren sind nicht selten.
Der Körpergröße nach stehen dieselben unter dem Mittel des Landes. Nach den württembergischen Jahrbüchern von 1867, S. 265 betrug die mittlere Körpergröße der Militärpflichtigen der Altersklassen 1845–66 und 1846–67 5′ 7″ 7‴ und nimmt Tuttlingen unter 64 Oberämtern die 55. Stelle ein. Von den in diesen Jahrgängen gemessenen Rekruten waren:
pro 1845–66 | 1846–67 |
12,39 % unter dem Maß, | 12,68 % unter dem Maß, |
47,43 von 5′ 5″ bis 5′ 7″ 9‴ | 47,32 von 5′ 5″ bis 5′ 7″ 9‴ |
28,21 von 5′ 8″ bis 5′ 9″ 9‴ | 24,39 von 5′ 8″ bis 5′ 9″ 9‴ |
11,97 von 6′ und darüber | 15,61 von 6′ und darüber. |
Nach den Berechnungen von Klein (Mediz. Korrespondenzblatt von 1865) waren in unserem Bezirk in den 12 Jahren 1853–1864 von 100 Konscriptionspflichtigen
45,57 tüchtig,
50,38 wegen Gebrechen untüchtig,
3,26 unter dem Maß.
Bezüglich der Zahl der Tüchtigen nimmt Tuttlingen unter 17 Oberämtern des Schwarzwaldkreises die 10., unter 64 Oberämtern des Landes die 45. Stelle ein. Nach der Zahl der unterm Maß gefundenen zeigen im Schwarzwaldkreis 5 Oberämter günstigere Verhältnisse als Tuttlingen (Oberndorf mit 10,59 hat die ungünstigsten, Rottenburg mit 0,42 die günstigsten Ziffern). Bezüglich der Zahl der wegen Gebrechen Untüchtigen nimmt Tuttlingen unter 17 Oberämtern des Schwarzwaldkreises die 8. Stelle ein (Freudenstadt mit 58,73 zeigt die ungünstigsten, Reutlingen mit 38,44 die günstigsten Zahlen). Die günstigsten Verhältnisse im ganzen Land zeigt Stuttgart Amt mit 30,97.
| Die Durchschnittszahlen für das ganze Land sind:- 48,61 Tüchtige,
- 51,18 Untüchtige,
- 4,26 unter dem Maß,
hinter welchen Zahlen Tuttlingen demnach bei den Tüchtigen um 3,04 %, bei den wegen Gebrechen Untüchtigen um 0,80 %, bei den Pflichtigen unterm Maß um 1 % zurückbleibt. Eine bedenkliche Abnahme der Tüchtigkeit wurde in den letzten Jahren in der Oberamtsstadt beobachtet, so waren 1878 von 110 nur 37 tüchtig. Die jungen Leute kommen zu bald in die Lehre.
Das Resultat der Jahre 1866 und 1867 ist nach Retter (Württembergische Jahrbücher 1867, S. 243 und 244) folgendes:
1866 | 1867 | |
Tüchtige | 46,10 | 51,22 |
Untaugliche und zwar: | ||
a) wegen mangelnder Körpergröße | 2,13 | 3,90 |
b) wegen mangelnder Körpergröße und Gebrechen zugleich | 10,26 | 8,78 |
c) wegen Gebrechen | 41,46 | 36,10 |
Zusammen | 53,85 | 48,78 |
Die durchschnittliche Zahl der Untauglichen war: | 1866 | 1867 |
im Schwarzwaldkreis | 51,20 | 48,55 |
im ganzen Lande | 49,00 | 47,50 |
Über die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse siehe den Abschnitt Bevölkerungsstatistik oben S. 100 ff.
Selbstmorde. In den 20 Jahren vom 1. Januar 1858 bis letzten Dezember 1877 kommen im Bezirk 67 Fälle von Selbstmord vor, wovon 17 auf Tuttlingen und je 6 auf Trossingen und Thalheim kommen. In Oberflacht, Mühlhausen und Mühlheim kam kein Fall von Selbstmord vor. Von diesen 67 Selbstmördern haben ihrem Leben ein Ende gemacht:
47 | durch Erhängen, |
11 | „ Ertrinken, |
7 | „ Erschießen, |
2 | „ Halsabschneiden. |
67 |
Dem Geschlecht nach waren es 56 männliche und 11 weibliche Individuen.
| Dem Civilstand nach waren es:24 | verheiratete Männer, |
6 | verheiratete Frauen, |
10 | Witwer, |
2 | Witwen, |
19 | ledige männliche Individuen, |
3 | ledige weibliche Individuen, |
3 | unbekannt. |
67 |
Der Konfession nach waren es 42 Evangelische und 24 Katholische, 1 unbekannt. Die Bevölkerung des Bezirks ist zu 3/5 evangelisch, 2/5[ER 8] katholisch, die protestantische Bevölkerung partizipirt somit mehr am Selbstmord als die katholische.
Nach dem Lebensalter vertheilen sie sich folgendermaßen:
Im | Alter | von | 15–20 | Jahren | 6 ledige männl. Individuen, |
„ | „ | „ | 20–30 | „ | 1 verheirateter Mann, 4 ledige Männer, 1 verheiratete Frau und 1 lediges Mädchen, |
„ | „ | „ | 30–40 | „ | 6 verheiratete Männer, 3 ledige Männer, 1 ledige Weibsperson, |
„ | „ | „ | 40–50 | „ | 4 Witwen, 12 verheiratete Männer, 4 ledige Männer, 1 Witwer. |
„ | „ | „ | 60–70 | „ | 4 Witwer, 6 verheiratete Männer, |
„ | „ | „ | 70–80 | „ | 3 Witwer, 1 Witwe und 1 verheiratete Frau. |
Der älteste Selbstmörder, Witwer war, 73 Jahre alt. Der jüngste 17 Jahre alt, lediger Bauernbursche.
Nach der Jahreszeit vertheilen sie sich folgendermaßen: die größte Frequenz zeigt der Juni mit 9 Fällen, dann Mai und August und November mit je 8, März 7, April und Juli 6, Februar und September 5, Oktober 3, Januar und Dezember je 1.
Von den 67 Selbstmördern
waren Säufer (Schnapstrinker) | 18 |
wegen Schwermuth entleibten sich | 15 |
Geisteskranke waren es | 5 |
aus Furcht vor gerichtlicher Verfolgung und wegen erkannter Strafe entleibten sich |
6 |
wegen ehelicher Zwistigkeiten | 4 |
wegen schlechter Vermögensverhältnisse | 3 |
wegen schwerer Krankheit (unheilbarer Übel) | 5 |
im Delirium der Pockenkrankheit | 2 |
wegen Liebeskummer | 2 |
wegen außerehelicher Schwangerschaft | 1 |
aus unbekannten Gründen | 6 |
Krankheiten. Der Oberamtsbezirk wurde in den letzten 50 Jahren wiederholt von Epidemien heimgesucht.
Die Masern herrschten im Frühling 1824 in Tuttlingen, 1828 in Rietheim, 1828 in Fridingen, 1833 in Tuttlingen, Hausen o. V. und in Thuningen, 1836 in Neuhausen, 1837 in Thuningen, 1838 in Nendingen, Schura und Thalheim, 1841 in Thuningen, 1842 in Rietheim, 1856 in Tuttlingen und Neuhausen, 1877 in Tuttlingen und fast im ganzen Bezirk.
Bedeutendere Scharlachepidemien kamen vor: 1820 in Tuttlingen, 1824 in Neuhausen, 1826–27 in Tuttlingen und Ludwigsthal, Nendingen, Renquishausen, Rietheim, 1854 in Fridingen, 1856 in Tuttlingen, Thalheim, Thuningen, Mühlheim, Neuhausen, Irrendorf und Weilheim. Die größte Scharlachepidemie war fast im ganzen Bezirk im Jahre 1862–63 (s. den Bericht von Dr. Landenberger Mediz. Korrespondenzblatt 1864 S. 57 und Dr. Heim ebendaselbst S. 195). Dieselbe begann im Nov. 1862 nach einer Masernepidemie zunächst in der Oberamtsstadt und zwar so rapid, daß schon nach Verfluß eines Monats gegen 300 Kinder erkrankt waren. Von Tuttlingen wurde die Krankheit noch in demselben Jahre nach Thuningen, Nendingen, Seitingen, Rietheim, Hausen o. V. und im Januar 1863 nach Weigheim, Oberflacht, Stetten, Wurmlingen, Fridingen, Irrendorf und Thalheim verschleppt. Das Scharlachfieber trat sehr bösartig auf, die Sterblichkeit war groß. In mehreren Orten starben 15–20 % aller Erkrankten, in der Oberamtsstadt bis 25 % der im 2. bis 7. Lebensjahre Erkrankten. Im ganzen Bezirk starben 402 Personen, 1,5 % der Gesammtbevölkerung, 34 % sämmtlicher Gestorbenen. Davon starben im 1. Lebensjahr 33, im 2.–7. 331, im 8.–14. 32, im 15.–20. 5, über dem 21. 1 Person. Die meisten Todesfälle sind vorgekommen in Oberflacht, 2,83 %, Rietheim 2,73, Stetten 2,38, Tuttlingen 2,32, Nendingen 2,15, in Trossingen, Thalheim, Schura und Wurmlingen 1,5–2, in Hausen o. V., Weigheim, Irrendorf und Thuningen 1–1,5 % der Bevölkerung. Ganz verschont sind nur 3 Gemeinden geblieben: Mühlhausen, Mühlheim und Renquishausen. Eine Masse von Nachkrankheiten forderte unter den scheinbar | Genesenen noch manches Opfer. 1874 zeigte sich wieder das Scharlachfieber in Schura und endlich 1877 zum ersten Male wieder seit 1863 in Tuttlingen.Der Typhus (Abdominaltyphus) wird im ganzen Bezirk in einzelnen Fällen beobachtet und ist meist von außen (?) eingeschleppt. In Tuttlingen ist er endemisch: er wird dort zu allen Jahreszeiten beobachtet. Größere Typhusepidemien wurden beobachtet im Jahre 1813–14 in Tuttlingen, Trossingen, Nendingen, Stetten, Neuhausen, Wurmlingen, Weilheim, Rietheim. Doch scheint dies nicht der Abdominaltyphus, sondern der Typhus exanthematicus gewesen zu sein, der bekanntlich in den Napoleonischen Kriegen auch in Süddeutschland vorkam, seither aber nicht mehr beobachtet wurde. Weitere Epidemien von unzweifelhaftem Abdominaltyphus herrschten (nach der Registratur des Oberamtsphysikats) 1822 in Oberflacht, Rußberg und Weilheim, 1832 in Stetten, 1834 in Weigheim und Durchhausen, 1840–41 in Gunningen, 1841–42 in Tuttlingen, 1848 in Thalheim, 1859 in Oberflacht, 1862 in Tuttlingen, 1869 und 1870 in Tuttlingen.
Die Epidemie in Oberflacht 1859 ist von besonderem Interesse. Dieselbe begann im August 1859 und dauerte bis Februar 1860. Der erste Typhuskranke war ein krank vom Manöver zurückgekehrter Soldat. Es erkrankten im Ganzen 258 Personen in 76 Wohnhäusern. Die Bevölkerung des ganzen Orts betrug damals 579 Personen in 89 Wohngebäuden. Von der Krankheit wurden befallen:
unter 14 Jahren | 21 | männl., | 27 | weibl. | Individuen |
von 15–20 Jahren | 15 | „ | 31 | „ | „ |
„ 21–45 „ | 42 | „ | 63 | „ | „ |
„ 46–70 „ | 27 | „ | 26 | „ | „ |
über 70 Jahre | 2 | „ | 4 | „ | „ |
107 | männl., | 151 | weibl. | Individuen |
von welchen 25 Personen starben.
Seit 1859 wurde in Oberflacht kein Typhusfall mehr beobachtet, bis im Mai dieses Jahres. Ein 50jähriger Mann, der in der letzten Zeit nie auswärts war, der auch keinen Verkehr nach außen hatte, erkrankte am Typhus und starb.
In der Stadt Tuttlingen ist, wie schon oben bemerkt worden, der Typhus endemisch, er wird zu jeder Jahreszeit beobachtet, sowohl bei ganz kaltem Wetter, als auch in der heißen Jahreszeit. | Die Infektion scheint aber nicht vom Trinkwasser auszugehen, sondern das Typhusgift scheint aus dem überall infizirten Boden in die Luft und von da durch Respiration in den menschlichen Körper zu gelangen. In der letzten Zeit wurden Fälle beobachtet, die gar keine andere Deutung zulassen. Auch die Beschaffenheit des Bodens spricht für diese Art der Ausbreitung. Die Stadt wurde nach dem großen Brand von 1803 einige Fuß höher angelegt, weil bei den Überschwemmungen der Donau regelmäßig die ganze Stadt unter Wasser stand. Man vergaß aber bei der Anlage für den Abfluß des Wassers zu sorgen. Bei länger andauernden Regen stagnirt nun das Wasser in den engen mit Jauche angefüllten Quartieren oder fließt höchstens in die Gruben der Hauptstraßen, wo es auch stehen bleibt und namentlich in der heißen Jahreszeit die Geruchsnerven empfindlich affizirt. Da die Dungstätten in den Quartieren alle schlecht eingemacht und nirgends cementirt sind, so ist das ganze Erdreich von faulenden organischen Stoffen vollständig durchtränkt und somit die Gelegenheit zur Infektion immer vorhanden.Ruhrepidemien wurden beobachtet 1841 in Thalheim, 1842 in Seitingen und Oberflacht, 1852 in Trossingen, 1853 in Rietheim, 1854 in Mühlheim und Neuhausen, 1856 in Fridingen und Kolbingen, 1857 in Tuttlingen.
Die Pocken traten in Tuttlingen im Jahre 1867–68 beim Eisenbahnbau auf und 1871 und 1872 nach dem Krieg.
Von Krankheiten des Gehirns sind zu nennen am häufigsten die Apoplexie; akute und chronische Entzündungen der Gehirnhäute sind sehr selten, wenigstens bei Erwachsenen, häufiger im Kindesalter, wo sehr oft der hydrocephalus acutus beobachtet wird. Fälle von Tabes dorsualis kamen in den letzten Jahren nicht selten in Behandlung.
Von Krankheiten der peripherischen Nerven sind am häufigsten die Neuralgien des Trigeminus und die Ischias; bei Kindern werden nicht häufig Chorea und Epilepsie beobachtet. Katalepsie kommt sehr selten vor.
Unter den Krankheiten der Bewegungsorgane ist am häufigsten der chronische Muskelrheumatismus, seltener der akute Gelenksrheumatismus, was beiden großen täglichen Temperatur-Differenzen (bis zu 20° R.) leicht erklärlich ist.
Rachitis ist eine bei den ärmeren Leuten häufig vorkommende Krankheit.
| Malaria kommt ganz wenig im Bezirk vor; in Tuttlingen wird sie in feuchten Jahrgängen entlang der am Seltenbach gelegenen Wohnungen bisweilen beobachtet, aber meist in den larvirten Formen, am häufigsten als Neuralgie des Trigeminus, meist als intermittirende Supraorbital Neuralgie mit deutlichem Milztumor.Von allgemeinen Ernährungsstörungen kommt sehr häufig vor die Chlorosis, sowohl in der Stadt als auf dem Lande. Dieselbe disponirt beim weiblichen Geschlecht vorzugsweise zur Lungentuberkulose.
Scorbut ist noch nie beobachtet worden. Der Morbus maculosus Werlhofii ist in einzelnen, sehr seltenen Fällen vorgekommen. Die Scrophulose ist in allen ihren Formen häufig. Dagegen selten der Diabetes mellitus.
Von Hautkrankheiten kommen akute Exantheme nicht häufig zur Beobachtung. Dagegen ist die Krätze eine im ganzen Bezirk sehr häufige Krankheit, namentlich unter den zahlreichen Schustergesellen der Oberamtsstadt. In den letzten 5 Jahren waren 13–25 % sämmtlicher Erkrankten im Dienstbotenkrankenhaus krätzig.
Von Krankheiten der Luftwege sind die katarrhalischen Affektionen Laryngitis und Bronchitis in den Übergangsjahreszeiten bei der hohen rauhen Lage des ganzen Bezirks natürlich sehr häufig. Dagegen ist nicht so häufig die Lungenentzündung (Pneumonia crouposa) und die Brustfellentzündung; am häufigsten sind die Lungenblutungen, die chronische Spitzenpneumonie und die chronische Lungentuberkulose. Die beiden letzteren kommen in den Thalgegenden wie auf den höchsten Höhen des Heubergs, in Kolbingen, Renquishausen und Irrendorf vor. Schlechte Ventilation in den engen, niedrig gebauten Wohngelassen mit feuchten Mauern, besonders im Winter, scheint trotz der guten frischen Luft, die auf diesen Höhen herrscht, der Vererbung der Krankheit von einem Individuum auf das andere den meisten Vorschub zu leisten. Bemerkenswerth ist, daß auf den Verlauf der Krankheit die hohe Lage der Orte (über 800 m) einen wesentlichen Einfluß hat. In kalten, trockenen Wintern, wenn die Kälte länger anhält, befinden sich die Schwindsüchtigen auf dem Heuberg so wohl wie in den hochgelegenen Luftkurorten Graubündtens. Das Lungenemphysem kommt ziemlich häufig vor, die Leute werden aber dabei alt, namentlich befinden sie sich wohl in kalten trockenen Wintern.
| Die akute Miliartuberkulose ist in den letzten Jahren in einzelnen seltenen Fällen beobachtet worden. Keuchhusten, Croup und Diphtheritis kommen bisweilen vor, haben aber nie größere Ausbreitung gefunden.Von Herzkrankheiten sind die Klappenfehler die häufigsten Erkrankungen. Krankheiten der großen Gefässe, Aneurysmen, sind in den letzten 10 Jahren nicht zur Beobachtung gekommen.
Erkrankungen des Rachens, die Anginen, sind häufig, namentlich im Frühjahr.
Von Magenkrankheiten kommen alle Formen zur Beobachtung. Chronische Magenkatarrhe, chronische Geschwürsbildungen, Magenerweiterungen, Magenkrebse sind nicht selten.
Von Darmkrankheiten sind die akuten und chronischen Katarrhe sehr häufig, namentlich im Sommer und Herbst, besonders bei den kleinen Kindern. Parasiten des Darmkanals, namentlich die runden Spulwürmer und der Bandwurm, sind häufig.
Von Krankheiten der Leber sind neben dem einfachen katarrhalischen Icterus die schwereren Formen des letzteren in Folge von Cirrhosis und Carcinom ziemlich häufig. Gallensteine sind außerordentlich selten. Bei dem großen Konsum von Branntwein, namentlich in der Baar, ist es auffallend, daß die Leberaffektionen nicht noch häufiger beobachtet werden. Es scheint eine gewisse Immunität gegen die chronische Alkoholvergiftung zu bestehen. Die kleinsten Kinder werden schon an den Genuß von Schnaps gewöhnt. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß in der Oberamtsstadt außerordentlich wenig, dagegen auf dem Lande sehr viel Schnaps konsumirt wird.
Milzkrankheiten sind selten, da, wie schon oben bemerkt worden, auch die Malaria sehr selten ist. Von Leukämie kamen in den letzten Jahren einige Fälle zur Beobachtung.
Von Nierenerkrankungen werden alle Formen beobachtet. Die akute, wie die chronische parenchymatöse Entzündung der Nieren (Morb. Brightii) sind sehr häufig, namentlich als Complicationen der akuten Exantheme, der Masern und noch mehr des Scharlachfiebers. Auch die akute parenchymatöse Entzündung der Schwangeren (Eclampsie) kam in den letzten Jahren häufig vor.
Die Leiden der Harnorgane sind sehr selten, am häufigsten noch die Hypertrophien der Prostata. Strikturen außerordentlich selten. Blasensteine ebenfalls sehr selten, in den letzten 10 Jahren höchstens 2–3 Fälle.
| Die Krankheiten der Geschlechtsorgane sind im Allgemeinen sehr selten; am häufigsten ist noch die Blenorrhöe der Harnröhre, seltener das primäre und ganz selten das indurirte Geschwür. In den letzten 10 Jahren sind in dem Dienstboten-Krankenhaus nur ganz wenige Fälle in Behandlung gekommen, in den letzten 7 Jahren gar kein Fall. Diese Erscheinung ist um so auffallender, als die Arbeiterbevölkerung sehr zahlreich ist und fortwährend ab- und zugeht. Zur Zeit des Eisenbahnbaues (1866–69) und nach demselben scheint es in dieser Beziehung bedeutend ungünstiger gewesen zu sein. Nach einer vom K. Oberamtsphysikat aufgestellten Statistik der venerischen Krankheiten (in Folge der Enquête der englischen Regierung über Verbreitung der Syphilis in Europa) von den Jahren 1860–69 waren in den genannten Jahren in ärztlicher Behandlung 398 Personen, 283 männl. und 115 weibliche. Im Krankenhaus waren im Jahre 1869 wegen Gonorrhöe 4, wegen primärer und sekundärer Syphilis je 3, wegen tertiärer 2 Personen in Behandlung. Prostituirte gibt es bei einer Bevölkerung von über 7000 Einwohner in der Oberamtsstadt nicht.Die Vorfälle der Scheide und des Uterus und die Hernien beim weiblichen und beim männlichen Geschlechte sind im Bezirke relativ selten. Operationen des eingeklemmten Bruchs kommen sehr selten vor.
Bezüglich der Ernährungsverhältnisse des Bezirks besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen Stadt und Land. In der Stadt genießt jetzt die überwiegende Mehrzahl der Einwohner täglich frisches Fleisch, während in früheren Jahrzehnten der tägliche Genuß von frischem Fleisch für einen Luxus galt; der Konsum desselben hat sich in den letzten 10 Jahren beinahe um das Doppelte gesteigert (1869 zählte Tuttlingen 16 Metzger, jetzt 22). Nach dem großen Brand von 1803, wo die ganze Einwohnerschaft um all’ ihre Habe kam und wo in Folge der drückenden Kriegssteuern und bei dem Mangel an Handel und Verkehr die Bevölkerung sehr arm war, mußte sich dieselbe in jeder Beziehung einschränken. Im Laufe der Zeit wurden die Leute durch unermüdlichen Fleiß und ausdauernde Sparsamkeit wieder wohlhabend und mit dem zunehmenden Wohlstand steigerte sich auch der Verbrauch. Nichts destoweniger hat sich trotz der größeren Wohlhabenheit ein nüchterner Sinn für Häuslichkeit und Sparsamkeit erhalten, der auch im Genuß die richtigen Grenzen findet.
| Auf dem Lande besteht die Nahrung bei wohlhabenden Leuten in Mehlspeisen, Kartoffeln, Sauerkraut mit Schweinefleisch und geräuchertem Speck. Der Konsum von frischem Fleisch hat jetzt auch dort durch Erleichterung der Verkehrsmittel bedeutend zugenommen. Dagegen ist die Nahrung bei den armen Leuten auf dem Lande äußerst einfach und rauh, weshalb auch Magenkrankheiten (chronische Magenkatarrhe, carcinomatöse Degenerationen) unter diesem Theil der Bevölkerung sehr häufige Krankheiten sind.Was die allgemeinen hygieinischen Verhältnisse in Stadt und Land anbelangt, so herrschen noch ziemlich primitive Zustände, wiewohl nicht zu leugnen ist, daß gerade in letzter Zeit manche Verbesserung getroffen worden ist. In Tuttlingen wurde im vorigen Jahre die alte hölzerne Wasserleitung gänzlich beseitigt und durch eine gußeiserne ersetzt. Die Quelle (an der Bleiche) wurde frisch gefaßt, und man erhielt so beinahe die doppelte Menge eines in jeder Beziehung guten Trinkwassers. Bezüglich der allgemeinen Reinlichkeit und namentlich der Verwahrung der massenhaften Fäkalstoffe sieht es dagegen noch sehr schlimm aus. Bei der verfehlten Anlage der Stadt, bei dem Mangel jeglichen Nivellements bleibt die ganze Masse der flüssigen und festen organischen Materie sitzen und ist so der Zersetzung der Luft preisgegeben, deren schädliche Folgen bereits bei der Besprechung des Typhus hervorgehoben worden sind.
Der Gebrauch des frischen Wassers als Reinigungsmittel, ferner der Genuß der frischen Luft als wohlthuende Stärkung der Respirationsorgane scheint bei einem großen Theil der Bevölkerung des Bezirks noch als Luxus angesehen zu werden.
In das Kapitel der hygieinischen Mißstände gehört endlich die Kindersterblichkeit im Bezirke. Nach einer 10jährigen Durchschnittsberechnung beträgt das Verhältnis der im ersten Lebensjahr Gestorbenen zu der Gesammtzahl der Gestorbenen nach Abzug der Todtgeborenen im ganzen Oberamtsbezirk 44 % u. zwar:
Nendingen | 34 % |
Mühlheim, Thalheim, Thuningen | 38 | „
Hausen o. V., Oberflacht und Stetten | 39 | „
Renquishausen, Schura und Wurmlingen | 41 | „
Fridingen, Kolbingen, Rietheim, Trossingen und Weilheim | 42 | „
Tuttlingen | 43 | „
Durchhausen und Seitingen | 52 | „
Mühlhausen und Weigheim | 54 | „
Gunningen | 58 | „
Irrendorf und Neuhausen | 60 | „
Von Volkssagen[14] haben wir noch manche, zum Theil in urgermanische Zeiten zurückreichende, in mehr oder minder verdunkelter Fassung, zu verzeichnen; wir geben sie hier zumeist als Auszüge aus den Sammlungen von E. Meier, Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, 1852, sowie von A. Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben, B. I u. II, 1861 und Aus Schwaben, B. I und II, 1874. Die aus Meier entlehnten sind mit M, die aus Birlinger mit B bezeichnet.
Das Muotesheer (Muotisheer) zieht über Wurmlingen und den Heuberg, man hört eine wunderschöne Musik in den Höhen, wie von tausend Instrumenten. Auf dem Heuberg zieht ein guter Geist vor dem Heere her und ruft beständig:
Daß Niemand beschädigt werd!“ (M und B.)
Auf Wuotan deuten die Sagen vom Lapphut oder Breithut auf dem Konzenberg, dem Schlapphut im Ursulenthal bei Wurmlingen.
| Der Lapphut auf dem Konzenberg hat einen ungeheuren, großkrämpigen Hut und treibt sein Unwesen auf dem Konzenberg und den umliegenden waldigen Höhen. Im Ursulenthal, das bei Nendingen ausläuft, haust der „Schlapphut“ seit vielen Jahrhunderten. In der Seelenwoche kommt er gerne nächtlicherweile. Seine Füße bedeckt eine Art Schuhe, worauf etwas Schneeweißes kommt, wie Tüchlein und dann Hosen. Einen schwarzgrauen Jägerjuppen hat er um sich. Er hat schneeweiße Augen, fast größer als Ganseier, und sein Hut hängt ihm weit über die Schulter herab. Leuchtende Feuer, die von Nendingen her wiederholt gesehen wurden, gehen vor ihm. Er kommt beim Schlößlebergfelsen unten über das Hag herunter und steht oft stundenlang um Mitternacht auf demselben Platz. (B)Aber er haust auch auf dem Konzenberg als „Riesenjäger“ und jagt besonders während der Adventsnächte in den Wäldern umher. Jede Nacht läuft er dann, als Jäger gekleidet, um den Wall des Schlosses und thut um zwölf und um zwei Uhr einen Schuß. Wenn aber Jemand hingeht, findet er Niemanden dort. (M). Auch auf der Wallenburg, die sich am Ursulenthal erhebt, geht er nächtlich als grüner Jäger um. (B).
Weiter wären zu nennen die drei Zauberfrauen im „Heiligenthäle“ zwischen Tuttlingen und Möhringen. Dort, gar nicht weit vom Duttenthal, wo die Duttfee hauste, hielten sich vor alten Zeiten zwei, andere sagen drei, Heidinnen auf, die Zauberei verstanden. Die drei Frauen hatten drei wunderschöne Schimmel, die den ganzen Tag weiden und nichts ackern und nichts ziehen durften. Zu den Frauen kamen die Leute von weiter Ferne her, wenn ihnen oder ihrem Vieh etwas fehlte und holten Heilsames. Vorher mußten die Leute den drei weißen Rossen Ehre erweisen, niederfallen und opfern. Die Zauberfrauen konnten für Alles helfen und hatten viele Kenntnis in den heilsamen Kräutern.
In dem Duttenthal selbst soll eine Göttin verehrt worden sein, „Dutt“ geheißen. Tuttlingen sei von ihr so genannt worden. Man hat auch vor alten Zeiten in dem Thal eine weibliche Figur unter dem Moos gefunden, von blauem Sandstein, schlank, von Menschengröße, mit etwas kleinem Kopfe, zwei Gesichtern und einer Doppelbrust von großem Umfange. Dieses Götterbild wurde nach Tuttlingen gebracht und mochte seit mehreren Jahrhunderten auf dem Stadtbrunnen gestanden haben. Endlich ward das Bild um ein Paar Batzen verkauft und von einem Maurer zerschlagen. (B.) | Auf der Hardt, einem Anhang des großen Heubergs, besonders bei Werenwag, Irrendorf und Beerenthal, geht das „Hardtweible“ oder „Hardtfräulein“ um. Es ist ganz schwarz gekleidet und trägt einen runden, breitrandigen Schlapphut, der ebenfalls schwarz ist. Man hört es oft laut lachen. Es führt die Menschen gern auf Irrwege. Leute sind von dem Hardtfräulein schon zerrissen oder in Abgründe gestürzt worden. (M.)Zwischen Fridingen und Mühlheim am Welschenberg bei der „Rise“ (Holzrutsche) geht das „Risenweible“. Einst suchte eine arme Frau in dem dortigen Walde Holz und setzte sich endlich, weil sie Hunger und Durst litt, auf die Erde und weinte. Da sah sie auf einmal einen Krug dastehen, den sie zuvor nicht bemerkt hatte, und nahm ihn, um sich einen Trunk Wasser aus der Donau zu schöpfen. Wie sie nun den Krug näher betrachtete, lag trockenes Laub darin, das sie alsbald hinausschüttete. Da klingelten aber blanke Goldstücke auf die Erde, so daß die arme Frau plötzlich sehr reich wurde. Man glaubt, daß sie dies dem Risenweible zu verdanken hatte. (M.)
Ebenso haben auch andere Leute an verschiedenen Plätzen bei Fridingen, z. B. auf der Höhe, wo „Altfridingen“ gelegen haben soll, schon oftmals Häfen, Scherben und Schüsseln gesehen, die mit Laub, mit kleinen Krotten u. dgl. angefüllt waren. Hätten sie diese Gefässe mitgenommen, so wäre gewiß der Inhalt derselben in Gold verwandelt worden. (M.) So ging einmal eine Frau aus Fridingen auf den Berg, woselbst vor dem Schwedenkrieg „Altfridingen“ gestanden sein soll. Indem sie hier den Boden aufhackte, kamen so hübsche Steine zum Vorschein, daß sie es nicht unterlassen konnte, einige davon einzustecken und ihren Kindern mitzunehmen. Am anderen Morgen aber fand sie, daß alle in schweres Gold verwandelt waren. Jetzt eilte sie auf den Berg, um auch die übrigen Steine zu holen, allein die waren alle fort, und blos eine Menge kleiner „Krotten“ sprangen auf dem Platze herum. (M.) Altfridingen war ohne Zweifel eine jener uralten, vorrömischen, durch Natur und Kunst unzugänglichen Berghöhen, auf denen die Bewohner der Umgegend in Kriegszeiten Schutz fanden; im Mittelalter stand hier eine feste Stadt, von der noch beträchtliche Trümmer im Wald verborgen sind.
Eine ähnliche Sage geht von der Altstadt (Römerstadt) bei Mühlheim. Hier lebte eine Frau, die ist so arm gewesen, daß sie nichts als eine einzige Ziege mehr gehabt hat, und die sollte | ihr am folgenden Tag verkauft werden, weil sie eine kleine Schuld nicht bezahlen konnte. Da zog die Frau ganz traurig mit der Ziege in den Wald und dachte: es ist heute das letzte Mal, daß du sie hütest und sie dir Milch gibt. Es war aber schon spät im Jahr und wenig Futter mehr zu finden, das Laub fiel schon von den Bäumen. Da bemerkte sie einen Strauch, der hatte oben noch ganz schöne, frische Blätter und weil die Ziege sie nicht erreichen konnte, so streifte die Frau die Blätter ab und wollte sie der Ziege geben, allein statt der Blätter hatte sie plötzlich eine ganze Handvoll blanker Goldstücke, und durfte nun ihre Ziege behalten und war gerettet aus aller Noth. (M.)Zwischen Wurmlingen und Seitingen, im Langenthal, geht das „Krattenweible“, eine kleine weibliche Gestalt mit einem schwarzen Hipplein und Schuhen mit eisernen Sohlen. Wenn es diese Sohlen einstens durchlaufen, wird seine Erlösung kommen. Am Arme hat es immer einen Korb oder Kratten. Leute, die in jenem Revier sich aufhalten, führt es irre seit Alters. (B.)
Eine halbe Stunde unterhalb Fridingen bildet die Donau eine Schlucht, in der ein schwarzes Weib hausen soll, das die Menschen irre führt. Die Stelle hat den Namen „Weible’s Teich“. (M.)
Der Hackenmann, ein Wassergeist, zeigt sich vom Ursprung der Donau bis gegen Marchthal und Ehingen herab. Die Kinder stellen sich ihn als wilden Wassermann vor, der mit einem Hacken jeden hineinzieht, so dem Wasser zu nahe tritt. (B.)
Bei Kolbingen gehen um der Käppelegeist[ER 9], das Eggenrainweible, der Jägerhansele im Hündlesthal, das Hülbenweible bei der Hülbe, der Klammegeist an der Steig nach Beerenthal und der Härdtlegeist.
Bei Trossingen hört man das „Dangelmändle“. Wenn’s des Sonn- und Feiertags überall still und ruhig ist auf weiter Flur, hört man zur Sommerszeit im Briel dängeln, als wäre es helllichter Werktag. Forscht man nach dem Dängeln, so ist weit und breit Niemand. – Es soll damit folgende Bewandtnis haben: vor mehr denn 80 Jahren lebte in Trossingen ein böser Bauer, der an Sonn- und Feiertagen aus purem Geiz und Eigennutz dängelte; seit seinem Tod muß er dafür an Sonn- und Feiertagen umgehen und dängeln bis in Ewigkeit. (B.)
Auch Sagen von Zwergen finden sich häufig: der „Tellerlistrapper“, ein Zwerg, so dick als ein Stumpen Mehl, geht in Wurmlingen im Gäßle, das an den „Megizer Gärten“ | herab auf die Straße führt. Er hat kleinwinzige Füßlein, man sieht sie kaum noch; thut Niemand etwas zu leid, hält sich gern auch beim „Hintergassenmäuerle“ auf, wo man ihn schon oft gesehen haben will, er hat auch schon des Abends und Nachts Leute die Gasse auf und ab begleitet. Sein Hut ist von großem tellerartigem Umfang und sein Gang ein Träppeln in kleinen Schrittchen. (B.)Auf dem Heuberg (M.) kennt man einen Poltergeist, den „Poppele“. Man erzählt sich, daß er in einem Haus alle Nacht das Vieh von der Krippe losgebunden, die Garben auf den verschiedenen Stockwerken des Bodens bunt durcheinander und heruntergeworfen und sonst noch allerlei Unfug und Lärm angestellt habe. Darauf beschloß der Bauer endlich auszuziehen, packte seine Habe auf einen Wagen und fuhr damit fort. Unterwegs schaute er sich einmal um und fragte seine Leute: „Haben wir jetzt auch Alles?“ „Ja, und mich habt ihr auch!“ rief sogleich der Poppele, der ganz hinten auf dem Wagen saß. Jetzt soll der Bauer wüthend geflucht und mit der Schaufel nach der Stelle, wo der Geist saß, geschlagen haben, worauf der Poppele verschwunden sei, denn Fluchen können solche Geister gar nicht leiden.
Der Poppele auf Hohenkrähen. (B.) Auf der zerstörten Burg Hohenkrähen, nahe bei Hohentwiel, geht ein Geist um, der den Leuten auf dem Bruderhofe sehr nützlich ist und Alles, was sie ihm auftragen, thut. Er holt Wasser und Holz in die Küche, wirft Stroh und Heu vom Boden, füttert das Vieh, putzt die Pferde, wendet den Dreschern die Garben um u. dgl. Bei jedem Auftrag aber muß man stets bemerken: „it ze litzel und it ze viel!“ sonst macht er Dummheiten. – Zum Lohn für seine Dienste muß man aber auch für den Poppele alle Tage mitdecken, ihm einen besonderen Teller hinstellen und sagen: „Poppele, iß auch mit!“ Unterläßt man das, so wirft er das Gedeck und alle Speisen durcheinander, bindet das Vieh im Stalle los u. dgl. Ebenso muß man ihn einladen, wenn man ausfährt und muß sagen: „Poppele, fahr auch mit!“ Dann setzt er sich hinten auf’s Wagenbrett und fährt mit in’s Feld. Wird er nicht eingeladen, so passirt dem Fuhrwerk gewiß etwas. Ferner muß man, so oft gebacken wird, dem ersten Bettler einen ganzen Brotlaib geben, sonst verschwindet das übrige Brot und auch die Küche geräth in Unordnung. – Macht Jemand einen dummen Streich, so heißt es in der ganzen Umgegend: „Du bist ein Kerl, wie der | Poppele.“ – Leuten, die über ihn spotten, geht es übel. So hat der Poppele auf der Brücke, die bei Mühlhausen über die Aach führt, schon manchen, der ihn geneckt, ins Wasser geworfen. Aber auch Leuten, die ihm nichts gethan, spielt er zuweilen einen Streich. So kam einmal ein Glasmann daher und war sehr müd. Plötzlich verwandelte sich der Poppele in einen abgesägten Baumstamm und als nun der Glasmann seine Last auf den Stamm niedersetzen wollte, war Alles Verblendung, das Glas fiel auf die Erde und zerbrach. – Der Poppele war eigentlich ein Graf von Hohentwiel und hatte ein Lustschloß auf Hohenkrähen, sowie auf Hohberg; beneidete aber seinen älteren Bruder und erschoß ihn mit einem Pfeile um des Erbes willen. Als der Poppele hierüber zur Verantwortung gezogen wurde, reinigte er sich durch einen falschen Eid und that den Schwur, daß er geistweis gehen wolle, wenn er seinen Bruder umgebracht. Dafür muß er nun bis auf den heutigen Tag noch immer geisten. Er fährt mit vier schwarzen Rappen und regt sich namentlich, wenn ein Krieg bevorsteht. Früher hat er bis zum Jahre 1813 alle Kriege Napoleon’s mitgemacht, kam dann aber wieder und sagte: „sein Herr verliere es jetzt, er möge deshalb nicht mehr bei ihm dienen“.Seit alten Zeiten weiß man in der Umgegend von Weilheim und Wurmlingen vom „Hegäuer“ beim neuen Kreuz zu erzählen. Bald kommt der Hegäuer als Geiß, oder als Wolkensäule, daß einem alles Sehen vergeht und man schrecklich irre läuft, bald als hohe Mauer, daß Niemand mehr weiter gehen kann. Auch als Hund läßt er sich sehen und brummt entsetzlich. (B.)
Auf dem Hohenkarpfen ist ein Schatz verborgen; auch auf dem Konzenberg liegt ein Schatz, und da, wo er liegt, ist der Bodenplatz immer frei von Schnee. Bei der Brühlmühle, zwischen Wurmlingen und Tuttlingen, liegt ein Schatz begraben von alten Klosterszeiten her; auch in Wurmlingen selbst soll einer in einem Garten liegen. Hinter Tuttlingen erhebt sich der Honberg mit seinen Burgtrümmern, darin sitzt das Kisten- oder Kellermännlein auf einer, große Schätze enthaltenden Kiste. – Am Longinustag (15. März) sonnen sich auf dem Heuberg die Schätze und glänzen auf dem Felde. (B.)
Auf dem Mohrentobel, dem waldigen Bergrücken oberhalb Wurmlingen, geht seit alten Zeiten ein schneeweißes Rößlein. Auf dem Mühleberg, zwischen Wurmlingen und Möhringen, im | Walde, geht ebenfalls ein gespenstisches Roß, der Mühlebergfuchs, von Alters her gefürchtet.Der Aienbuch, ein Waldberg zwischen Seitingen und Wurmlingen steht auf einem See. Einst wird der See losbrechen unter fürchterlichem Rauschen und Toben und Alles mit Wasser überdecken. Wurmlingen selbst wird dabei untergehen. Der Honberg bei Tuttlingen soll gleichfalls auf einem See stehen. (B.)
Wurmlingen soll seinen Namen von einem großen Wurm haben, der in der Tanhalde drüben hauste und bei der jetzigen Gottesackerkirche unter der Linde an der Quelle erlegt worden ist. Von den beiden Siegeln von Wurmlingen hat das uralte einen Drachen, mehr in Gestalt eines vierfüßigen Thieres, das zweite hat den Wurm ganz deutlich. (B.)
Die Wallenburg im Ursulenthal soll auf folgende Weise zu Grunde gegangen sein: Einstens in einer Nacht wollten die von der Wallenburg eine große Maskerade und eine Saufnacht anstellen. Sie bestrichen sich Alle mit Pech und Harz, wälzten sich in Federn hin und her, ebenso machten sie es mit einem Bocke. Während sie wild thaten und soffen, bekam auch der Federbock ziemlich viel zu trinken und einen Rausch; sie ritten auf ihm herum und auf einmal sprang er auf das Kamin, fing Feuer und Alles verbrannte. Der Thorwächter wußte nicht gleich, um was es sich handle und als er Hilfe leisten und Leute holen wollte, war schon Alles in vollen Flammen und im Nu die Wallenburg ein Trümmerhaufen. (B.)
Auf der Waldhöhe bei Weilheim schaut ein Fels heraus, der Firstenstein, auf dem einst ein Schlößlein stand, denen von Lupfen gehörig. Die Schloßfrau ging eines Kindes schwanger, ihr Gemahl wollte aber nichts davon wissen, war gar ein böser Mann und plagte die arme Frau. Sie verbarg das Kind, als sie dessen genesen war, in dem Felsen, der da heißt des „Bettlers Keller“, oder wie andere wollen, in dem Firstenstein selber, setzte es auf eine Kiste Geldes und ließ heimlich das Kind nähren; damit Niemand den Schatz ohne das Kind fortnehmen könne, band sie dasselbe an die Kiste. Da kam einstens eine schneeweiße Frau und nahm’s fort. (B.)
Bei Mühlhausen stand ehedem ein Schloß auf einem hohen Berge, den man jetzt den „Burgrain“ nennt; daselbst soll seit alter Zeit eine Frau „geisten“. Die hatte nemlich sieben Knaben auf einmal geboren und da ihr Mann gerade abwesend war und sie die vielen Kinder ihm zu verheimlichen wünschte, so übergab | sie alle bis auf eines der Magd, daß sie dieselben in dem Brunnen im Thale, der noch heute der „Kindlesthalbrunnen“ heißt, ersäufen sollte. Wenn sie aber von Jemand befragt werde, was sie da habe, so möge sie nur antworten, sie müsse junge Hunde ersäufen. – Da geschah es, daß der Ritter, der eben von der Jagd heimkehrte, der Magd begegnete und sie fragte, was sie da im Korbe trage und wo sie hin wolle? Und als sie sagte, daß sie junge Hunde ersäufen solle, so wollte der Ritter die Hündlein sehen und nöthigte die Magd so lange, bis sie den Korb aufmachte und ihm alsdann Alles gestand. Darauf begab sich der Ritter zurück in das Schloß, trat in das Zimmer seiner Frau und fragte sie: was für eine Strafe verdient ein Weib, das ihre eigenen Kinder ersäufen läßt? Die verdient, sagte sie, daß man sie in Öl versiede. So hast du selbst dein Urtheil dir gesprochen! sagte der Mann und ließ auch sogleich diese Strafe an seiner Frau vollziehen. (M.) – Beim Kreuz gegen Schwenningen geht im Advent ein Geist als Licht um.Auf dem Welschenberg bei Mühlheim (M.) hörten einstmals Hirten einen lieblichen Gesang. Sie giengen den Tönen nach und kamen so zu einer Eiche, aus der sie die h. Jungfrau mit dem Kinde singend erblickten. Es wurde nun eine Tafel mit dem Bilde, wie die Hirten es gesehen, in die Zweige der Eiche gehängt und ein Bildstock daneben errichtet und viel dahin gewallfahrtet. Maria zeigte sich zwar nicht mehr, wirkte aber doch noch wunderthätig bei vielen Kranken. Aus den Opfern der Pilger baute man endlich daselbst die Kapelle „Mariahilf“, die aber längst abgebrochen worden. Auch die Kirche, die man später an dieser Stelle errichtete, ist jetzt zerfallen.
Eine andere Sage vom Welschenberg theilt Meier ebenfalls und zwar im Mühlheimer Dialekt mit, wir geben sie in demselben:
Der Hirt von Mühlheim. Do ist emol zMühlheim en armer Hirt g’sei, der hot amme Suntigemorga seine Schoof uff de Welscheberg triban und hot se doba g’hüetet. S’ ist grad a b’sunderes Fest an sellem Suntig g’halte woaran in der Wallfahrtskirch, und wie er uun da hoba d’Glocka hot läüta höra, do hots dem arma Ma ’s Hearz schier abdruckt, daß er it au hot hinkönnen und beatan und singan und eusern Herrgot loban und danka mit deana andere Christe z’säme. Er ist halt arm g’sei und hot für d’Gmoind hüeta müße. Er hot zwar a Weib g’hett und dia hot sust schaun mengsmol für en g’hüetet am Suntig, wo er gearn in d’Kirch hot gau wölla; aber sie ist an | sellem Tag grad krank g’sei, ist dahom im Bett g’leaga. Do hot er si endli b’sunna und hot denkt: „’s ka nu emol nit anderst sei; i muoß hüeta, daß mei Weib und Kind ebbes z’eßa hont, und euser Got wird mir schau dia Sünd vergean und Mareia, eusere liebe Frau, wird für mi beata!“So hot der Ma still in seim Hearze denkt, und do ist em uf oanmol eig’fallan: „aber worum kan i denn it au do unterm freia Himmel zu eusern Herrgot und der hoilige Jungfrau beata?“ Und mit dem Gedanka hot er noh emol nach seine Schoof guckt und hot se näher z’säme triba, hot si dernah hig’setzt uffen Stoan, der grad do g’leangan ist, hot sein Hut radaun und hot nu beata wölla.
Aber do hot er mit Schreacka g’merkt, daß em sei „Nüster“ feahlt. „Hüt gaht mir au älles hinterfür!“ hot er g’sait, und hätt naus möga, wo koan Loch ist, und lugt in der Verlegenheit so vor si hin uf Ein Plätzle. Uf dem Plätzle aber ist just a Busch g’standa und der hot schöne grüne Blättle g’hett, und dia Blättle hont so g’strahlet und glitzeret, daß der Ma si it g’nuag hot anseha könne.
„Ei, hot er nach-ere Weil denkt, dia Blättle hot euser Herrgot wachse laun und dia g’fallet mir airst; dia sind jo eaba so zierli und rund, wie d’schönste Perla von-eme Nüster.“ Und uf oanmol hot er ang’fanga z’beatan und hot ällemol a grüns Blättle rabrocha, wenn er an dees: „Ehre sei dem Vater: u. s. w.“ kumman ist; und hot oans ans andere higlait, daß a Ring draus worden ist wie a reats Nüster. Z’letzta hot er emol gucka wöllan, ob er mit dem airste Rosenkranz schau featig sei und hot dia Blättle abzählt, und do sinds eaba fuf’zig gsei. Aber wie er dees letzt Blatt ang’regt hot, do sind uf oanmol älle fufz’g Blättle lauter reate Goldstuck g’sei, oans schöner wies ander, daß der Ma seim Auge fast nit traut hot und ganz verstummet ist und z’airste nit g’wagt hot, dees viel Geald z’nemman und in Sack z’schiaba. Seitdem hot er koan Naut mai z’leida g’hett und hot au amme Fei’rtig nimme hüeta derfa. (M.)
Bei Mühlheim stand auch ehedem die „Luikapelle“ (Elogiuskapelle), die man vor nicht gar langer Zeit abgebrochen. Bei derselben wurde alljährlich im Monat Juni ein Pferdeumritt gehalten. Elogius, dem zu Ehren man diesen Umritt anstellte, war ein Schmid, und derselbe war so wunderbar geschickt, daß er den Pferden, die er beschlagen sollte, zuvor die Beine abschnitt, | diese alsdann auf dem Ambos mit Hufeisen versah und dann die Beine den Pferden wieder ansetzte. (M.)Vor langen Zeiten stritten die Nendinger und Wurmlinger um die Waldesgrenze. Die Nendinger heißen den Wald „Schoren“, die Wurmlinger „Geren“. Es handelte sich um 80–90 Morgen. Um nun die Grenzmarken festzusetzen, mußten von Konzenbergischer und Enzbergischer Herrschaft Abgeordnete an Ort und Stelle auf den Geren, um zu schwören, wessen von beiden Eigenthum dies sei. Der Konzenbergische Herrschaftsvogt war ein übelgesinnter Mann. Er nahm, bevor er auf den Geren ging, vom Vogteigarten in Wurmlingen eine Handvoll Erde, legte sie in seine Schuhe, unter seinen Hut steckte er einen Löffel und in sein Haar einen Kamm. An Ort und Stelle angekommen, schwur er also: „So wahr mein Schöpfer und Richter über mir ist, so wahr stehe ich auf meinem eigenen Grund und Boden“. Die Enzbergischen Nendinger verloren den Geren bis auf eine Halde, die Wurmlinger gewannen. Dafür, sagen jene, müsse der treulose Schwörer umgehen. (B.)
Im Pfarrhaus zu Neuhausen o. E. war bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts auf der Bühne ein Raum abgeschlossen, im welchem der Geist eines Mönchs, welcher gespukt habe, gebannt gewesen sein soll. Auch soll es auf derselben Markung im Walde „Gestreift“ nicht geheuer sein, weil in den Kriegen Österreichs mit Frankreich zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein französischer Soldat dort von einem Neuhauser Bürger ermordet worden sei. Sagen von Räubern, dem „Heidenpeter“, knüpfen sich an den Berg Lupfen.
Die Burgen Kallenberg und Burgstall bei Fridingen sollen ehemals durch eine lederne Brücke verbunden gewesen sein. (M.) In gleicher Weise sollen die Wallenburg, der Edelknab und der Schlößleberg bei Wurmlingen mit einander verbunden gewesen sein. (B.) Das Juxbrückle bei Seitingen führt zum Konzenberg und ist sehr gefürchtet. Gegen den Konzenberg ziehen geisterhafte Fuhrwerke. (B.)
Von eigentlichen Gebräuchen und Volksbelustigungen, die sich mehr oder weniger erhalten haben, zum Theil auch schon beinahe ganz abgegangen sind, nennen wir folgende; auch sie sind zum großen Theile Meier’s und Birlinger’s Schriften entnommen.
| Am ersten Fastensonntag, sog. weißen Sonntag, werden in Wurmlingen noch Feuer auf den Bergen angezündet und findet ein kleiner Fackelzug im Kornösch statt, als der letzte Rest des sog. Funken- oder „Scheibenschlagens“. Früher wurde dies uralte Frühlingsfest in Wurmlingen folgendermaßen begangen: die Schulkinder zogen mit Fackeln in’s Ösch hinaus. Die Fackeln waren von Stroh, innen Späne, andere auch von Holz, oft ungeheuer lang und oben mit Harz bestrichen. Der Zug begann mit einbrechender Nacht unter Abbetung des Rosenkranzes und Begleitung von Feldschützen und Polizei auf den angeblümten Ösch. Das Feuer sollte die Saat vor Hagel schützen. – Später veranstalteten dann Erwachsene einen Fackelzug und zogen auf den „Scheibenrain“. Dort machte man ein großes Feuer, nahm die brennenden Prügel und schwang sie mit den Worten:Schibo, Schibo, über den Rhein,
Wem wird wohl diese Schibo sein?
Diese geht rechts, diese geht links
Und gehört meinem Mädle zum Lädele nein!
Beim letzten Wort läßt man das Scheit fahren und je weiter es fliegt, desto besser. (B.)
Ähnlich hielt man das Scheibenschlagen in Fridingen und zwar immer auf einer Anhöhe, Härdtle genannt, und sang dazu den Vers:
Scheibo, Scheibo!
Wem soll die Scheibe sein?
Die Scheibe fliegt wohl über den Rhein,
Die Scheibe soll meinem Schätzele sein! (M.)
„Scheibenraine“ gab es auch bei Mühlheim und Weilheim. In Renquishausen zieht man heute noch am weißen Sonntag bei einbrechender Nacht mit brennenden Fackeln in das Winterösch. – In Wurmlingen lassen die Kinder am St. Josefstag (19. März) Schiffchen mit brennenden Lichtlein auf dem Bach schwimmen und in Weilheim befestigen an Mariä-Lichtmeß die Kinder auf einem Brettchen mehrere Lichter und beten herumknieend einen Rosenkranz. Jedes hat sein Licht, wessen Licht zuerst ausgeht, muß zuerst sterben. (B.)
Das Eierlesen und der Pfingstritt kommen zuweilen in Kolbingen noch vor; in Wurmlingen noch der Hammeltanz.
Beim Eierlesen läuft ein lediger Bursche von Kolbingen nach Renquishausen und zurück, der andere muß in derselben Zeit eine große Anzahl ausgelegter Eier in einen Korb zusammenlesen; | wer zuerst fertig wird, hat gewonnen. – Am Pfingstmontag reiten etwa 14 ledige Bursche maskirt im Ort herum, theils als Könige, theils als Türken vermummt, dabei führt der Narr (Pfingstbutz) possirliche Dinge auf. Birlinger führt in seinem Volksthümlichen aus Schwaben B. II, S. 156–159 verschiedene Pfingstreime aus Weilheim an, von denen einer hier Platz finde:„’s ist ein Maidle hier,
Sie hat an Pfenning vier,
O Jungfer Meile!
Nase wie Säule,
Zunge wie Kabisblatt,
Ohren wie Pantoffeln,
Augen wie a Bekin,
Am Aobet spaot unter Decke,
Am Morga früh rauß,
Sie machet den Roßbuba und Stierbuba an Strauß.
Und wenn man will wissen,
Was es für eine sei,
So soll er nu gucken, ob sie net im Stall sei.“ (B.)
Bei dem jetzt abgegangenen Pfingstritt in Fridingen zogen 12 oder mehr Reiter am Pfingstmontag mit einem Platzmeister, Pfingstbutz, Fähndrich u. s. w. im Ort herum und sammelten Gaben ein, nachdem sie vorher Folgendes aufgeführt hatten: Sie hüllten im Felde den Pfingstbutz ganz in Tannenrinde und Laub ein und zogen in die Nähe des Pfarrhofes. Dann ritt der Platzmeister vor und sprach zu der versammelten Menge:
Frisch auf, frisch auf, das ganze Hausgesind,
Ab Platz, ab Platz, mit Weib und Kind!
Den Platz, den muß i rummen,
Es werden noch viele Gesellen nach mir kummen.
(Hierauf sprengt der Rittmeister mit seinen Leuten herbei und zu diesen wendet sich der Platzmeister:)
Woher, woher treibt euch der Wind,
Daß eure Schuh und Strümpf so staubig sind?
Rittmeister:
Ab alle Wiesen und Äcker,
Was geht das di an, du junger Lecker?
Dann reitet der Maienführer vor:
Maienführer, Maienführer bin ich genannt,
Den Maien führ ich in meiner Hand,
Den Degen an der Seiten,
Mit dem Türken muß ich streiten.
Fähndrich, Fähndrich bin ich genannt,
Den Fahnen führ’ ich in der Hand.
Wer neben mir reitet und zieht nit ab den Hut,
Der wird gestrafet mit uns’rer Ruth,
Der wird gestrafet für unsere Ehr,
Für unsere menschliche Ehr und Respekt.
Hätten wir aber solche – Sachen
Wollten wir lassen Küchle bachen.
Oberst:
I bin der Oberst unter de Husara,
I will tapfer mit dem Türka verfahra,
I hab jung frisch Bluot,
Will waga mein Guot und Bluot.
Raus mit der Fuchtel,
Und recht tapfer gfochta!
Kamerad, sprich ohne Zweifel,
Helf mir Gott und Dir der Teufel!
(Hierauf ritten alle dreimal um den Brunnen und badeten den Pfingstbutz darin, zogen dann zum Betteln mit ihm herum und zwar zuerst vor das Pfarrhaus, indem Einer sprach:
Hier bringen wir en arme Ma,
Er hat schon sieben Jahr im Wald gelebt,
Alle Doktor und Balbirer sind bei ihm gsei,
Und haben uns gerathen,
Wir sollen ihn baden,
Lieber in Wein als in Wasser,
Daher wollen wir den Herrn um einen Zehrpfennig ansprechen. (M.)
Von Weihnachten bis Dreikönigstag ziehen in manchen Dörfern drei Knaben herum und stellen die h. drei Könige aus Morgenland vor, die dem Sterne nachgezogen. Sie tragen ein langes weißes Überhemd mit einem ledernen Gürtel um die Lenden, dazu eine ausgeschnittene Krone von Goldpapier. Einer hat sich als Mohrenkönig das Gesicht geschwärzt und geht in der Mitte, ein Anderer trägt an einer Stange einen Stern, der wie ein Haspel gedreht werden kann; so ziehen sie von Haus zu Haus, treiben den Stern herum, stellen sich unter’s Fenster und singen, z. B. in Fridingen:
Die heilige Dreikönig mit ihrem Stearn,
Se suchet de Herra, sie hettet ihn gearn;
Es laufet äll drei ’s Bergli nauf,
Se sehant den Stearn wohl überm Haus,
Do guckt der Herodes zum Fensterli raus,
Er sait mit falschem Bedacht:
„Warum ist der mittlere König so schwarz?“
„Er ist so schwarz, er ist wohl bekannt,
Er ist der König außem Mohreland.“
Es gont älle drei in’s Häuseli nei,
Se findet d’ Maria und ’s Kindlein nacket und blos,
Se geant’s (geben’s) Maria, seiner Muoter in d’ Schooß.
Jetzt, wen ihr üs (uns) ebba gea went, so geants üs bald,
Mer mueßet hüt no dur de finstere Wald.
Und wemma gont, so gemma geschwend,
Und wemma gont, so friert’s üs an d’ Füß und d’ Händ.
Am Dreikönigstag wird Salz, Brot und Kreide geweiht. Mit der Kreide schreibt man dann über der Thür: K. M. B. (Kaspar, Melchior, Balthasar) nebst der Jahreszahl und zeichnet unter jeden Buchstaben ein Kreuz. Das geweihte Salz wird (z. B. in Fridingen) mit Weihwasser angefeuchtet, dann läßt man es hart werden und schabt dem kranken Vieh etwas davon ab, was eine besonders gute Wirkung haben soll. (M.)
Auch wirft man zuweilen in den drei Donnerstagnächten vor Weihnachten Erbsen an das Fenster, was eigentlich die baldige Ankunft Christi bedeuten soll. In Fridingen nennt man es „Mitlen“. (M.)
In Fridingen wurde ferner am Festtage der h. Anna, 26. Juli, die Wanderung der zwölf Apostel mit dem Heilande an der Spitze dargestellt. Die ganze heilige Schaar fuhr auf einem Leiterwagen zu der Kapelle, die vor dem Städtchen, jenseits der Donau liegt, und führte unterwegs allerlei biblische Scenen auf. (M.)
Am 15. Juni hält man von Mühlheim aus das Vitusfest bei der Altstadtkirche. In Tuttlingen hält man seit neuerer Zeit im Juli ein Kinderfest im Duttenthal; in Thalheim, dem Geburtsort Max Schneckenburgers, wird das „Sedansfest“ als Kinder- und Volksfest begangen. – Kegelschieben ist ziemlich allgemein, das Scheibenschießen besonders in Tuttlingen und Trossingen.
In der Faßnacht findet zuweilen noch Tanz statt, ebenso fast regelmäßig bei Hochzeiten, Taufen und an der Kirchweih: Schießen, besonders bei Hochzeiten und Taufen (auch mit Böllern, Fridingen). In Nendingen läßt sich das Brautpaar in die Kirche begleiten und wieder daraus abholen. Die Leichenschmäuse | giengen zum Theil noch nicht ganz ab, z. B. in Mühlhausen und Weilheim.Wenn in Wurmlingen das Kind nach der h. Taufhandlung in das elterliche Haus zurückgebracht wird, so müssen die Pathen für sich und das Kind den Einlaß in das Haus durch ein Geschenk erkaufen.
Von älteren Tauf-, Hochzeit- und Leichengebräuchen in Tuttlingen geben wir (nach B.) Einiges im Auszug:
Gleich nach der Geburt des Kindes wurden die nächsten Verwandten und Freunde davon in Kenntnis gesetzt, welches für eine Einladung zum Besuche des Neugeborenen und der Wöchnerin galt. Nur das weibliche Geschlecht stattete Besuche ab und schenkte der Wöchnerin Suppenbrot. War es am Tage der Geburt noch möglich, das Kind taufen zu lassen, so geschah es sofort, jedenfalls aber am anderen Tag. Bis zur Taufe wurde dem Kind ein Gebetbuch oder das Gesangbuch unter das Kopfkissen gelegt, damit die Hexen keine Macht über dasselbe haben. Die Dote war in der Regel eine Schwester oder sonstige nächste Anverwandte der Eltern, bei zwei Doten wurde das gleiche beobachtet. War die Dote eine Jungfrau, so trug sie einen weißen Schurz mit Spitzen und ein weißes Spitzenhalstuch; die übrige Kleidung war durchaus schwarz. Der Kranz durfte nicht fehlen; bei Wohlhabenden war er mit Gold und Silber geziert. War die Dote keine Jungfrau mehr, so war es ihr nicht gestattet, einen Kranz zu tragen, auch nicht einen weißen Schurz und ein weißes Halstuch; sie mußte bloßen Hauptes mit hängenden Zöpfen einhergehen, während dieselben von der Jungfrau-Dote um den Kranz gewickelt waren. War aber die Dote verheiratet, so trug sie auf dem Kopf eine Haube. Vor dem Abgang in die Kirche wurde das Kind von der Mutter in den Worten des dreieinigen Gottes gesegnet und in weiß überzogene Kissen eingebunden, welche mit einem rothseidenen oder weißen Flor überhängt wurden. Diesen Taufzeug hatte die Dote mitzubringen; sie nahm das Kind auf den Arm, wenn man zur Kirche gieng, neben ihr liefen die Weiber, Mütter und Schwestern der Dote, rechts und links. Kam man bis zur Hausthüre des Täuflings, so traf die Dote zwei ledige Burschen, die ihr ein rothes Band quer vorhielten, bis sie ein Trinkgeld bekamen. Mittlerweile fielen auch Schüsse zu Ehren der Dote. – Die beiden Döte (männliche Taufpathen), bei Zwillingen vier, erwarteten das Kind in der Kirche. Nach der Kirche giengen Döte und Dote mit dem | Kind auf dem Arm in’s Wirthshaus, begleitet von sämmtlichen Taufgästen, die sich alle um einen Tisch herum setzten, während das Kind in der Mitte lag, und sich Essen und Trinken wohl schmecken ließen.Die Hochzeitsitten waren in Tuttlingen folgende: Die Bewerbung um die Braut geschah regelmäßig durch „Kuppelweiber“, welche diesem Geschäft erwerbsmäßig oblagen. War ihr Geschäft von Erfolg, so fehlte ihnen der „Kuppelbatzen“ niemals, dessen Größe sich nach den Vermögensverhältnissen richtete. Bei zusagender Antwort stattete der Bräutigam einen Besuch im Hause der Braut ab und dabei ward gehörig gegessen und getrunken. Nachdem die Brautleute sich geeinigt, der Heiratskontrakt etc. aufgesetzt, ward Anstalt zur Proklamation gemacht, zu dem Behuf begeben sich die beiden Väter der Brautleute oder die Pfleger zum Pfarrer. Am ersten Sonntag der Proklamation ißt der Bräutigam bei der Braut zu Mittag, sie am zweiten Sonntag bei ihm. Nach dem Essen zieht man in’s Wirthshaus, wo der Bräutigam die Zeche zahlt. Die „Ehrengesellen“ und „Ehrenmägde“ wählt man aus den nächsten Verwandten, ledig oder verheiratet, je nachdem der Bräutigam oder die Braut ledig oder verwitwet sind. Diese hatten nun die ganze Stadt von Haus zu Haus zur Hochzeit zu laden. Zur Auszeichnung hatten die Ehrengesellen einen Strauß an der Brust stecken, die Ehrenmägde trugen ihn in der Hand und waren, sofern sie noch Jungfern, mit weißem Schurz und Halstuch bekleidet. Die Braut mußte die nächsten Anverwandten persönlich laden. Später verwendete man als Hochzeitlader den Schneider oder eigene Hochzeitlader. Seit verschiedenen Jahren wird aber die Einladung zur Hochzeit „ausgeschellt“.
Zwei oder drei Tage vor der Hochzeit hält die Braut ihren Einzug in die Wohnung des Bräutigams; das Beizubringende wird durch Mädchen in offenen Körben getragen, die nachher mit Essen und Trinken nicht übel traktirt wurden. Es war Sitte, daß die Braut nicht vom Bräutigam, wie jetzt, in die Kirche geführt wurde, sondern sie hatte ihren eigenen Brautführer, der ihr Döte war und wenn dieser nicht mehr lebte, war es einer aus der nächsten Verwandtschaft.
Am Hochzeitmorgen erschienen die Gäste im Hause der Braut und wurden mit einer Weinsuppe, Wein und Bier regalirt, (jetzt gibt man nur noch Wein und Kaffee) und sofort wurde ein Choral angestimmt.
| Der Kirchenzug gestaltete sich folgendermaßen: Voran eine Anzahl der weiblichen Jugend mit Kränzen und weißen Schürzen, dann die Ehrenmägde, die jetzt ganz schwarz wie die Braut gekleidet sind; dann die Braut mit dem Brautführer (jetzt mit dem Bräutigam), hernach der Bräutigam mit den Ehrengesellen zur Rechten und Linken, hierauf die Hochzeitmütter oder ihre Ersatzfrauen, die stets schwarz gekleidet sind. Den Schluß bilden die übrigen weiblichen Hochzeitgäste. Nach den Weibern kommt der Männerzug, voran die Hochzeitväter, die ehedem schwarze Mäntel trugen.Waren die Brautleute ledig und die Braut eine Jungfrau, so gieng’s nach der Kirche sogleich in’s Wirthshaus. Dort hatte der Brautführer das Recht, die ersten drei Tänze mit der Braut zu tanzen, dann gieng man in’s Haus zurück und dann erst in’s Wirthshaus zum Hochzeitmahl.
Von Gebräuchen, die sich auf den Ackerbau etc. beziehen, ist erwähnenswerth: In Weilheim ist bei den Dreschern das „Pflegelschießen“ Sitte. Einer nimmt den Pflegel und wirft ihn durch den untern Durchzug der Decke, d. h. den Balken der die übrigen trägt, wer ihn zuerst hindurch bringt, hat gewonnen. (B.)
Wer beim letzten Drasch den letzten Flegelschlag thut, heißt in der Tuttlinger Gegend der Butz und muß seinen Mitdreschern einen Schoppen Branntwein bezahlen. (B.)
In und um Weilheim wettet man gern beim Dreschen, so muß Einer mit einer Hand 3 Flegel, ohne sie auf den Boden kommen zu lassen, tragen und obendrein in derselben Hand einen Laib Brot und darauf eine Maß Wein. Kann er das in der Scheuer ohne Anstand herumtragen, so hat er die Wette gewonnen. (B.)
Wenn Flachs oder Hanf im Freien gebrochen wird und ein Herr an den Brecherinnen vorüberkommt, so tritt ihm gewöhnlich eine entgegen, hält ihm eine Hand voll Hanf schüttelnd und ausbreitend vor und spricht (z. B. in Fridingen):
Hier schüttli meini Ägle (Ägna)
Die Herra nehm i g’fanga
G’fanga müeßet se sei,
Bis se langet in Sack nei.
Dent se mer ebbes spendira,
So laß i se passira;
Spendiret se aber nint.
So bleibet mer doch guot Fründ. (M.)
Von verschiedenen noch anderen Gebräuchen erwähnen wir: In der Andreasnacht können die Mädchen den Stand ihres künftigen Mannes kennen lernen. Sie nehmen entweder ein Ei, thun das Gelbe heraus und schütten dann das Weiße unter Gebeten in ein Glas Wasser, wobei sie aber ganz allein im Zimmer sein müssen, oder sie schütten geschmolzenes Blei in ein Glas Wasser und schließen aus den Figuren, die das Ei oder Blei bildet, auf das Gewerbe des künftigen Geliebten. Da sieht man in dem Wasser ganz deutlich Seile, Hobel, Hämmer, Scheeren u. dgl., was dann einen Seiler, Schreiner, Schuster etc. bedeutet. Man schreibt die ganze Sache eben dem Teufel zu, und hält überhaupt den Andreasabend für einen verworfenen und unglücklichen. (Fridingen. M.)
Am Abend vor Weihnachten soll man den Platz unter dem „Obertenloch“ (Lucke) ganz rein kehren und am anderen Morgen nachsehen, welche Frucht in der Nacht herabgefallen ist, diese wird nemlich in dem folgenden Jahr ganz besonders gut gerathen. (Fridingen, M.) Auch in Wurmlingen. (B.)
Ebenfalls in Fridingen holt man am Barbaratag (4. Dez.) Zweige von allen möglichen Bäumen und stellt sie ins Wasser. Werden sie bis Weihnachten grün, so gibt es ein gutes Jahr. (M.) In der Weihnacht um 12 Uhr, der Geburtsstunde Christi, liegt alles Vieh auf den Knieen und betet. (Heuberg, Fridingen.) (M.) Zu derselben Zeit, Nachts 12 Uhr, geschah auch früher, z. B. in Fridingen, das „Schreckeläuten“, man sprang eilig zum Bett heraus, fütterte das Vieh und gieng zur Kirche. (M.) In der heiligen Nacht um 12 Uhr muß man in drei Schnitten den Bindnagel heraufwärts schneiden in den drei höchsten Namen, so kommt kein Ungeziefer in die Garben. (Wurmlingen, Tuttlingen. B.)
In Wurmlingen gehen Kinder und ältere Leute am Allerseelenabend nach dem Betläuten auf den Gottesacker, stellen sich | in einem Häuflein auf, zünden ein Wachslichtlein an und beten fünf Vaterunser und den Glauben recht andächtig. (B.)Wenn nach einer h. Messe für die armen Seelen die Altarlichter ausgelöscht werden, so steigen, während es noch raucht, fortwährend Seelen aus dem Fegfeuer. (Wurmlingen, B.)
Wenn die Lichter bei einer Trauung ruhig brennen, so bedeutet das eine ruhige und friedliche Ehe; flackern und zittern sie aber, so gibt es Unfrieden. (Fridingen. M.)
In Rietheim werden am ersten Mai den Mädchen von ihren Verehrern „Maien“, d. h. Tannenbäume, vor die Häuser gesteckt.
Der alemannische Name für Sarg ist „Todtenbaum“, heute wie vor alter Zeit im Brauche. „Mit dem Doddabom renna“ sagt man in der Baar für „mit der Leiche gehen“, (B.) Wenn von einem Hause Jemand stirbt, so rüttelt man im Keller Weinfaß und Krautstande, damit der Wein oder das Kraut nicht „abstirbt“. (Wurmlingen.)
In Thuningen wird bei Leichen von den Verwandten und Bekannten vor dem Trauerhaus „geklagt“, d. h. man reicht den Nächstverwandten die Hand und drückt ihnen seine Theilnahme aus.
Die Glücksruthe muß von einer Haselnußstaude genommen sein und in einem Jahr zwei Zweige, eine Gabel, zu gleicher Zeit und von gleicher Größe getrieben haben; muß dem Priester während der h. Messe unter dem Corporale liegen, unbemerkt, und so geweiht werden. Alle Schätze kann man mit einer solchen Ruthe finden. (Wurmlingen, Tuttlingen. B.)
Die Blüthe des rothen dreiblätterigen Klee’s heißt in Fridingen „Frauenbrot“, d. i. Brot für die Mutter Gottes. (M.)
Die Weilheimer heißen „Schneegänse“, weil sie in Streitigkeiten mit den Wurmlingern immer schneegansartige Wachposten und Angriffsweisen entwickelten. Die Renquishauser heißen die „Gulen“, d. h. die Hähne, Gockeler, weil sie aneinander hinauffahren, wie die Hähne, wenn es regnet. Die Neuhauser heißen die „Hagnauß“, die Oberflachter die „Bohnenbuscheln“ und die Tuttlinger die „Schwellenhopper“. (B.) Vgl. auch unten die Mundart.
Die Männer tragen hohe Filzhüte (Schlosser) mit breitem Rand und blau angelaufener stählerner Schnalle, lange blaue Tuchröcke mit dunklen Knöpfen, rothe Brusttücher mit Rollknöpfen (bei den Vermöglicheren von Silber), kurze schwarze Lederhosen, weiße Strümpfe und Laschenschuhe oder hohe, oben zurückgeschlagene Stiefel.
Die Weiber tragen eng anliegende, tief in die Stirn hereingehende, schwarze Kappen mit breiten, langen, schwarzen Bändern und lange Zöpfe, weiße Spitzenkrausen, schwarze Sammtkoller mit Haften und mit schwarzen Bändern über die Brust geschnürt. Von der Halskrause gehen auf beiden Seiten weiße Bänder, die über der Brust zusammenziehen. Der vielgefältelte Rock, die sog. „Hippe“, die bei einer reichen Bauerntochter beim Auseinanderziehen so breiten Stoff bietet, daß er „hernen“ am Lupfen und „dernen“ am Karpfen streift ist schwarz, von gleicher Farbe die lange Schürze, die hinten, mit den Ecken zusammen gebunden wird. Des Sonntags trägt man von der Kappe, den Zöpfen und der Schürze lang hinunterhängende Bänder, rothe Strümpfe und schwarze, weit ausgeschnittene Sammtschuhe mit niederen Absätzen, ferner schön ausgenähte oder gestickte Strumpfbänder, roth eingefaßt und mit silbernen Schlössern. Die Unterröcke sind von rothem geringerem Tuch, die Hemdärmel im Sommer weiß, im Winter aber bedient man sich eines Schoben (Jacke). Den Sommer über werden hohe (schlosserartige) Stroh- oder Basthüte getragen, die sehr gut kleiden. Zwischen Rock und Mieder läuft sodann von beiden Hüften rückwärts eine Wulst, der sog. „Hippenkragen“. Bei Festlichkeiten sind auch noch die „Schappeln“ beliebt, eine Art Krone, bestehend aus einem Drahtgeflecht, das mit Flittergold umwunden und mit allerlei glänzenden, beweglichen Gegenständen von farbigem Glas oder Metall besetzt und behängt ist.
Etwas verschieden ist diese Tracht in den katholischen Ortschaften der Baar, z. B. in Oberflacht; die Männer tragen den hohen Filzhut, lange dunkelblaue Tuchröcke und kurze schwarze Lederhosen. Die Weiber die lange, schwarze, gefaltete „Hippe“, die bis zu den Knöcheln reicht, weiße Strümpfe, anliegende schwarze Hauben mit langen Bändern, verschiedenfarbige Schürzen. Die Schappeln sind abgegangen und werden durch künstliche Blumenkränze ersetzt. Überhaupt sind bei der katholischen weiblichen | Bevölkerung der Baar statt der eng anliegenden schwarzen Kappen Hauben gebräuchlich mit gefärbten Einsätzen oder auch mit Gold und Silber gestickten Böden (Bletzen).Die Tracht in Hausen o. V. ist bei den Frauen noch die der Baar und die älteren Männer tragen daselbst den spanischen Hut (Spitzhut), schwarze Lederhosen, lange blautuchene oder schwarzsammtene Röcke, lange schwarze Zipfelkappen. Das Arbeitsgewand ist meist die blaue Bluse.
Auch in Neuhausen ob Eck erhielt sich eine Volkstracht; hier tragen die Männer einen niederen runden Hut mit breiter Krämpe, dunkelfarbige Tuch- oder Manchester-Röcke, rothe oder schwarze Westen, kurze schwarze Lederhosen, weiße Strümpfe und Bundschuhe. Die Weiber schwarze, zierliche Bändelhauben, schwarze wollene Kittel, weiße Strümpfe und Schuhe, letztere bis an die Knöchel, dann den Sommer über hübsche Strohhüte; doch weicht in Neuhausen die weibliche Tracht mehr und mehr der städtischen.
Bei der Erforschung der Mundart[15] von Tuttlingen und der Baar, genauer der evangelischen Baarorte (einschließlich Schwenningen), stellte sich heraus, daß dieselbe lautlich so gut als ganz mit der von Spaichingen zusammenfällt. Über diese ist in der Beschreibung des Oberamtes Spaichingen S. 110 gesagt: „Sie gehört der oberen Gruppe des Schwäbischen an, die durch gsîn statt gwäə bezeichnet ist und die man die alemannisirende nennen könnte, wiefern man unter alemannisch soviel als schweizerisch mit südschwarzwäldisch und elsäßisch versteht. Die wichtigste Folge dieser Mittelstellung zwischen schwäbisch und alemannisch ist der ungemeine Vokalreichthum; wir können ohne Zwang gegen 40 einfache und doppelte Vokale zählen. Denn es sind auf der einen Seite die alten Vokalkürzen, verschiedene alte Diphthonge, sowie das ö und ü erhalten, welche das Gemeinschwäbische so gut wie ganz verloren hat, auf der anderen die Nasalen und die durch Vor- oder Nachschlag des abgestumpften Allgemeinvokals ə (Mittellaut zwischen a und e) entstandenen Diphthonge vorhanden.“
Es folgen nun zuvörderst die dort aufgestellten Vokale mit einigen Ergänzungen und vermehrten Beispielen.
|- a: gabl wadl hasə,
- e: esl besə wesl,
- ë: gsënə sëgəs,
- i: birə nit it brit bi bim im,
- o: losə hosə,
- u: schtubə durbə,
- â: schârpf âhsl,
- å: (Mittellaut zwischen a und o) (kurz): måschd måschtr,
- å: (lang) målə mål fråsz,
- ån: ånn månn,
- ê: sêr sêl lêrər,
- î: langwîd dîr lîp,
- ô: môr môzə,
- û: bûr hûs sûr schûrz ûsz,
- ä: (kurz) fädəmle hät älle,
- ä: (lang) gärtle märt räsz,
- ö: (kurz) bökh dört sött,
- ö: (lang) mör,
- ü: (kurz) übl pfnüsl,
- ü: (lang) bül hüsr sürle,
- äi: ângläid gsäid mäidle,
- ae: klae haes schnae,
- au: braut brautis salaut laut raut,
- äü: läüble häü,
- ao: aobəd raot,
- an: anlonə ann,
- ân: ânbausz,
- ëə: oder ëa oder ja: gëal grëa jassə bjachr jagrt,
- ënan oder ëən fënanschtr, nënanm dënanm,
- ên: ênne gêns,
- äni: zwäni (= zwenə = zwəen) mänidsch,
- enə: zwenə,
- əen: əent zwəen gəens (= gêns, die doppelte Aussprache scherzhaft mit der von franz. quinze zusammengestellt),
- în: mînn wîn,
- ôn: ônne sônmə,
- [ER 10] ûn: kûnpf ûnflå(l.)t,
- [ER 11] (rückumgelautet umedr), ün: ünsərə ünmədr
- əun: gəun schtəun ləun məun,
- äün: schäün,
- | iə: liəht siəch briəf,
- oa oder åa: soapf zwoa Schpoachingə,
- ona oder onə oder onən: schtona ənlonə klonənnəts,
- uo: muotr wuot buo zwuo fuog,
- üö: müötrə wüötic füögə,
- ou: frou zwou (= zwuo) grousz,
- öü: fröüd,
- əi: bəig Anməile,
- əü: əüb kəüə nəüb,
- əu: həüs səus brəus.
Über den Ursprung beziehungsweise den Erhaltungszustand einiger dieser Laute vgl. a. a. O. 111.
Auch bei den Konsonanten ist wenig von der Spaichinger Mundart Abweichendes, nur daß in Einzelnem das Alte noch besser erhalten ist, z. B. das w in êwic, pfulwə, əüwə, bəuwə (übrigens auch in b übergehend), das z in grüəzə, gsëzzə; dagegen haben die evangelischen Orte bîchtə statt des katholischen bîhtə.
Im Übrigen sei aus der Beschreibung des Oberamts Spaichingen S. 112 hier wiederholt: „Von Nasalen hat unsere Mundart jedenfalls zwei eigenthümliche, das reinere ein statt ênə in meindsch, Mensch, mhd. mennisch, zwein zween, und das eben solche schon angeführte əun statt əon in həun etc. Ein Eindringen des Nasals, wohl im Zusammenhang mit dem Anlaut, bieten nênht nichts, nânht Nacht. Sowohl im Inlaut als im Auslaut ist n bei uns stärker, als gemeinschwäbisch: mînn[ER 12] find, pfund, hoarn. – Was weitere Liquidä betrifft, so geht r gern in l über: kilgə, balbiərər, hoasəl. Im Inlaut dehnt es gerne den Vokal: lêre, schbêrə, schwârz, hoarn, schtoark und bei noch stärkerer Position schârpf. – m hat sich vor l erhalten: fädəmle. – Von den Lippenlauten hat sich pf erhalten in pflegl und schârpf. – Die Zungenlaute bieten nichts Besonderes. Bei den Kehllauten ist die häufige Ausstoßung des g schon mhd.: gsäid, gläid. Ebendaher milk, schtoark; sodann die Aussprache âhsəl, flâhs. Der Abfall des auslautenden, oder vielmehr die Nichtverhärtung des h zu ch ist gleichfalls daher: dôh, nôh, dûrh. – k wird im Anlaut stark aspirirt gesprochen: khînd, ähnlich im Auslaut: bekh.
Im Folgenden ist A. v. Kellers Schema (Tübinger Univ. Programm 1855) eingehalten, und kommt daher zuerst der Wortvorrath nach Rubriken.
Vornamen. Kobl, Köbəle, Hangeorg, Ləiəs Elias, Anməilə Anna Maria, Mirəzûs Maria Susanna, Aev Eva, Brîdle, Brigitta etc.
| Die Orts- und Flurnamen können hier nicht vollständig gegeben werden, folgen auch großentheils in der Ortsgeschichte. Einzelne Orte sind: kitsch = Angeschwemmtes am Strande, rêsche = seichte Stelle, zu rasch, vgl. Schmeller Bayr. W. B. 2. A. 2, 157. Bei den drei Aisen = Grabhügeln; Koppenhan etwa Fichtenhag? vgl. Schmeller 1, 1272. Menschenleben. jugəd für Neugeborenes, namentlich euphemistisch für Mädchen. Das Kind briəgt weint, grännt greint, grouszätti Großvater, grouszile ebenso, für Ähnle, gödi godə (Taufpathe, männl. und weibl.) wəisətə hieß früher das Gevatteressen (vgl. Schmeller 2, 1027) duttə an der Mutterbrust trinken, trüə gedeihen, doll zum Verwundern gut, stark, schön, brav, fürnëəm, mallə, fem. Bausback vgl. Schmid Schwäb. Wb. 371, sëarbə sëarbling verkümmern, Kümmerling, buschbr munter, auch vom jungen Vieh, sonst schwäbisch muschbər vgl. Schmeller 1, 1682, gumpə springen Schmeller 1, 914, mäidile kleines, mäidle stärkeres Mädchen, muəs, babə Brei, gvätrles machə die Verrichtungen der Alten nachahmen, bəufalə, fem. Ball, vgl. faulbalen Schmid 182, môzə schmieren Schmid 390, dâlgə dasselbe Schmeller 1, 505, sâlbə ebenso, knəuntschə ebenso, fenz Schelmerei, aləfəenzig schelmisch, ânvrschbiəgt neidisch, von speculari? konəzic[ER 13] spassig possig, aus keinnützig Schmid 320, kobaes koblaes heikel, zu koppen = aus dem Magen aufstoßen, vgl. Schmid 321 köbelich, kobeß, wundrviz Neugier, Schmeller 2,956, näisic auch schnäigid näschig, schleckig, schibenəz scheu, schabəennzəlic schäbig, schnagr, gschnagət mager, zu Schnake culex, vgl. Schmid 472, Schmeller 2, 565, rân schlank Schmell. 2, 102. foas feist, poschtiert, zu Positur, Poschtur. Mäidle, buo, auch dr kärle und d’ mänidsch fem., voarsitz, zogârtə, z’schtubə, zliəht, aus der Alb z’ëbschmər alles = Abendbesuch, zu Hofgarten? vgl. Haimgart Schmell. 1, 938; das letzte = septima hora? oder doch von Abend, goth. êbunths? schâbrnak, tortə[16] Unrecht, Ärger, Verdruß, fisimatentə, Ränke fantasmata? hôzic Heirat, hôzəitr Bräutigam, gaobə zur Hochzeit gaben, schenken, s’ mål (l.) Hochzeitmahl, dîk, gschpannədick rund hops gravida, umwërfə abortiren, kində Kind bekommen, nimmt â âbət laut altert, brëschtə Gebreste, närsch närrisch, gschossə verrückt, hoasl heiser, trëənpl, trünməlic Schwindel, schwindelig, tremulus, sêr wund, bəizl Beule, Schmell. 1, 315, gfliəszl, pfnüsl Schnupfen, Schmid | 62, sürle (l.) kleine Geschwulst, naglbrüər Geschwür unter dem Nagel, schpəisə Splitter, brâgə athemlos schreien, auch bei Epilepsie, Schmid 90, kəunchə keuchen, träünsə schwer athmen, Schmid 136, Schmell. 1, 675, mänig schlaff, lüödrle lüderlich, schwach, krank, hållos heillos, kraftlos, kränklich Schmell. 1, 1078, sich bhebə, sich weich oder krank sein, dr froscht schtaoszt ân von jedem fieberhaften Erkranken, s’himələt geht zu Ende. vrräblə zu Grunde gehen. Sympathetische Mittel: einem vernageln, ihm für etwas thun, anthun. əenm dəun = einen (Erwachsenen) pflegen.Kreislauf des Jahrs. Dreikönigstag: Oberste, Zwölfte; kindleskirbe, auch gottlôbə Taufe. suntic, mêntic, zəischtic, miktə, dônrschtic, frəitic, samstic. dûrnə dungərə donnern, kitzəbounələ hornîglə graupeln, hiəchə schallen, muotesêr Wuotans Heer.
Maß und Gewicht. Hocke = 4 Stück; Viertel = Simri, imi = Vierling, jäüchrt, manməd Mannsmahd, Vierling = 1/4 Morgen, markt = neue Reichsmark, (mârt Markstein), nikl = 10 Pfennig.
Kirche, boarkilkə Emporkirche, baeloch Schalloch, richtkamr, rüschtkamr, grüschtkamr Sakristei, aovəmërgə Abendläuten, orglschlagə (Alb: warglə).
Haus. înghäüs Menschenwohnung, widrkêring Frontispitz, gugörə Dachfenster, gadə Kammer, örə Öhrn, loubə oberer Gang, daran loubəgadə, läüble secrêt privêt Abtritt, kăar Keller, käarschlâg Fallthür, kemich Kamin, häüschtâl der untere, dann d’ôbrtə der mittlere, das grëch oder drëch der oberste Raum der Scheune, letzteres mit dem grëchmendle oder grëchrälling Rad, pfëdə Bodenbalken, dro (masc.) Querbalken, sûschtəig Saustall. glukr kleinerer Backstein, letsûl Endsäule im Zaun, knobôsə wakeln.
Leib. hopt Haupt, pfüəs Füße, schnurə, schnorə, schnätərə goschə schwârt Mund, Maul, nëərvə[ER 14] Muskel und Sehnen, s’gliwr Haupteingeweide, d’woachə Lende, s’gmächt (l.) genitale, gsäsz (l.) dûchəs füdle hintrtoal[ER 15] podex, bissətə Sommersprossen, schëchə (l.) schielen, verstohlen blicken, knəibə knəiwə knieen, schënəgə hinken, schlurfə schlârfə schleppend gehen, letzteres auch Subst. Pantoffel, ganmbə im Sitzen die Füße schaukeln, rennə laufen, schwikhə Achsel zucken, schträzə (l.) uriniren, sich verscheißen von den Bienen im Frühjahr, bröllə brüllen, drälə (l.) (fem.) Thräne.
| Nahrung und Geräthe. schaufbrautis, salaut, dr bîr, dr öl, murbs, zîbələ, gesətə (sitan?) foltr Schmalzrückstand, brəüə Brühe, groszaeər Eierhaber, dôtsch Pfannkuchen, schpraetle Prise, Stück wie ein roszzaeə, dene ordin. Kuchen, schmoz Schmalz, hamrschtozə Schinken, zetlsupə Riebelen, mokl Stück, schibling Knackwurst, vrwellə sieden, trächtr, mörschl, dupfə Flädlein, dupfətə Flädleinspfanne, schupfnudlə, s’brenz Branntwein, schtrûblətə Straubeten, voarëszə Ragout, däübə verdauen, jasə gären, gäütschle Lotterbett, bisə Büchse, schrânk, zoanə, daud Schubfach, hopnəte Kopflager, ritə Pritsche, schtubəschtüəle Schemel, gutərə Fläschchen, auch trop. für eine geschwätzige Frauensperson, heldə (auch verb.) Gefäß, welches sonst Stütze heißt.Kleidung, haes (cäsaries?) muzə Kittel, d’schåbə (l.), dr schäbr oder schoubr Werktagskittel (auf der Alb schägə (l.), ləible bruschttuoch, gîtsnegâr Wamms.[ER 16] Die Hippentracht besteht aus: kapə (opp. die kath. Haube), dafür feierlich die schapl Flitterkrone, auch der schîhuət von Stroh, golr, nëschtl zum əenbrəislə[ER 17] schnüren, bəuscht, ləible, erml, hipə, schtênpf mit rinkə Bändern befestigt. Schuhe gibt es: knotəschuə, bundschuə, schlupfschuə, fazinäitle Sacktuch, krallə Halsband, bîrzl Zopfende, aorəglokə, schlânz Schlitz, sôm Saum, sômə säumen, schnêndr Schneider, gupfə Hutaufsatz, trotte Troddel.
Landbau. häübl Maulwurfhaufen, maesch morsch, digə fest (vom Holz), opp. flösch, vrbomə versticken, wesl pelzig, dumə düngen, gschutr schlechte Gartengewächse, blatə Blätter, rânnə rothe Rüben, raetlich Rettig, schpëaglə (speculari) Obst suchen, quoazə die Schnittseite des Getreides und der Garbe, schtoarzlə Stoppeln, s’ bəiəl Beil, d’benə Truchenwagen, wetə’ ins Wasser treiben, jagrt wüster Feldplatz, bsezə pflastern, kurzəs Häckerling, furkə Ladgabel, dr kûnpf Wetzsteingefäß, d’sägəs, d’woarb Sensenstiel, s’räf Sensenrechen, dr bləiwl Pflugputzmesser, rəidr Sieb, d’wägəisə Pflugschar, d’goazə Pflughandhabe, d’schoad Keil aus Eisen, bisə Holzkeil, s’ säch Pflugmesser, s’ rischəit = langwîd, zäschə woarbə[ER 18] Heu schütteln, schochə häufeln, d’lôml Klinge, bråchə (l.) falgə sônmənêrə (aran) die drei Arten des Pflügens, friəsə Gräben öffnen, kåtschəufl (l.) opp. grâbschəufl, klonənnəts Dreschabgang, s schaob Bund Stroh, daher schaobr Frachtfuhrmann, liəchə herausziehen, anglə Spitzen vom Getreide, s’grüsch Kleie, hëardepfl, zilëtle Seidelbast, hoadəkapə Pilze, muraochə, batengl Schlüsselblume, Schulblume = Zeitlose, kümid, dillə Ackersenf, schmälə (l.), lewat Reps, sânbåərə samentragender | Hanf, dopfəm Samenbüschel der Hanfstengel, sang eine Handvoll zu einem Büschel zusammengebundener Hanfstengel, zibârtə, griəchə die blauen Zibarten, haməlbêr Weichselkirsche, Hasenklee = Sauerklee, Sonnenwirbel = Löwenzahn, brûn vom üppigen Grase, schërb bodenhart, luk, hindələ Himbeeren, schpachə gschpachə Span, vôrə zielen, dr imə Bienenstock, dr iməbintr Bienenkorb, guscht gölt galt nicht trächtig, wiələ hülə (l.) ginzə wiehern, hagə Zuchtstier, münk verschnittener Hengst, hërre oder hîre Füllen, rosz, röszr, räüble 1/2 Jahr altes Rind, mogile Kalb, kalwrle Kalbin, schëərmûs Maulwurf, nuolmûs Wühlmaus, gəit vom Ruf git: Ente, gulə, häüschtënəpfl Heuschreck, gälix (l.) Goldammer, jäg Nußheher, oachrle Eichhorn, hak Habicht, naglhëx Elster, mülegəigr Wasserjungfer, hekgoas Eidechse, d’molə Engerling, hopəzëlr Frosch, rëach Enterich, budl Hund, budlhund Pudel, d’wâr Vieh, in Tuttlingen und Neuhausen: d’hâb, nëabr Eber, d’laos, môr Mutterschwein, barg männl. castrirtes Schwein, nunə weibliches, nërscht Nest, krotəkälble Kaulquappe, sumrvögl, krəutschəiszr Schmetterlinge, gəenzing Genserich, wəendlə Wanzen, schpinnəbottə Spinngewebe, ôhsnle rinderig, bärəhimic gliederkrank vom Schwein, zäpfic perlsüchtig, dolâdə Dohle, dös hündle hät gaescht, sagt ein alter Jäger in Spaichingen, der auch noch: diə grâniz (slavisch) statt Grenze sagt. hamilmäüchile Nachtschmetterling, həushäüchile Hausgrille, angfl Stachel der Biene, jaechə Hühner jagen, wadl Schwanz, zîfr Federvieh. Zu den Thieren, wie zu den Lockrufen und Grüßen ist zu vergleichen die schöne Abhandlung von † A. Willmann in New-York in Birlinger’s Alemannia 1, 298, da so gut als alles dort aus der badischen Baar angeführte Sprachliche auch für unser Gebiet zutreffen wird. Fische sind: êgle, rôtäügle, nasə, alət; bêrər Stangennetz, wâtuf Trichter am Sperrnetz, wuor Wehr.Dəugschtəni Tufsteine, malbschtəin Sandsteine, schwênkə Schieferstein.
Stände, koufhërr Kaufmann. Bauer, Bauersmann (kleiner), Taglöhner, Meister, Knecht, Roßbub, wandlə den Dienst wechseln.
Schelten heißt: əuszhoaszə,(ûsz-), namə, əuszzina, əuszgigsə. Scheltwörter: konəzic (s. o.) untrgiltic, nåchköschtlich (l.), koab, koak, luodr, schindmär, siəch, liədrlichnə hund, haədəgugug, schindhund, blåtr, pflutsch, schlamp unordentlich, waetâg, këtzr, hundskëtzr, malefizschlenkl, schuszle, schuzgatr | Schußgitter, fahrig, lale, übrbonə, dîdl Fresser, hôlkrəutfrîdr, kalmuk, wândləuskrotə, wuəscht, hiltsch desch fəitsch lumpətiər, måne[ER 19] Langweiler, dr hëal nex, rəichskaeb scherzhaft in Spaichingen, wohl aus der österreichischen Zeit, ërdəschlëəhtic, küəwüötic, beim Schinderhol, Mordelement, Mordsapperment, bîm schtrål (l.), bigot, bigoscht himlschtuəgrt, mînn sêl, haeligs siədigs dunrwëttr, got schtråf (l.), got schtrek, bok schtråf (l.), bok schtrek, gwis got, dâg, guotnåbəd (l.), schlåfət (l.) wôl von Nachmittags an, grüəze, bhüəte, bhüəte Got, klöpf əm grüße ihn (auch knallen) sendr ou scho uf? sendr vrwachət? unterwegs: kêrət bald widr um, då (l.) send r, zîrəd nit; Tuttlingen: sizəd ər ufm bəenkle? daher die Tuttlinger und schon die Möhringer von ihren badischen Nachbarn bəenklehukər, (erstere heißen auch: dächleskapəvettər), genannt werden.Kindersprache, dädi, näni, Vater, Mutter, âle. Lockruf für Thiere: kum sä hier.
Fremdwörter, prakleziərə, vrkanz, mëchânr, hemobatie, tîrëktr, bärəmêtr, tebischt, boträt, s logomativ, cobaliərə, afəcât, gemêtr, alért, badischêr, vielleicht von dem mobileren Charakter der „Badischen“.
Redensarten. rennə ləun schnell fahren, en schuomachr etc. lêrə lernen, hundsfuor, gamaschic aus dem Häusle, henəz wiə denəz hüben wie drüben, hêrə aufhören, auch adv. jez isch hêre zu Ende, grëəh fertig, îrə drausbringen, hintrhan verlieren bei einem Geschäft, übrkomə bekommen, knepfə gägə (l.)[ER 20] umkippen, schwadərə im Wasser hin und her bewegen, lidərə durchklopfen; sitərlə sickern, nôrə schlummern, pfludric weichlich, kîr in Ordnung, positiv 30 gerade sô,[ER 21] d’schlabuz Schmauserei, vrgägrlə versäumen, üngatig, ûnfurm unförmliches Ding, Person, ûnbhaoə grob, vrdunêrə verunehren, vrklöpfə verleumden, vrhondaosə verwahrlosen, sokə sochen, poschtə posten, kleine Aufträge besorgen, zëablə mäßig streiten, loschôrə lauschen, vrkləenfüögə herabsetzen, käəzlə schmeicheln (hänseln), nëfic heiter, vrschnëpfə verschnappen, gfel Glück, ûngfel Unglück, vrtrënəplə versäumen, gëltə lənu aufhören, gschåle (l.) gutmüthiger, einfältiger Mensch, monke finsterer, einsilbiger Mensch, vôndrhendig widerspenstig, (zunächst vom Zugvieh: von der Hand, rechts gespannt), gaegile kleiner Unschick, gnêric hungrig, schlätərə schütteln, gizzə spritzen, dolə ertragen, schliəfə schlupfen, dr kêr die Reihe, rung mal, datsch Schlag, budlkêr geringe Dienste, hårə (l.) verhaaren, ebenso soalə, vrkarə zusammenführen, vrmurklə durcheinanderwerfen, zerknittern, vrlükərə | verschmecken, auskundschaften, urchə rein, lauter, sërgə abhandeln, bəusə dick thun, besonders im Essen, im dicht in Gedanken, hät kån dəenk ist gedankenlos, ’s döttərlət [ER 22] əm er fängt an das Mißliche seiner Lage zu erkennen, bəunschtgə mumpfen, düsmə munkeln, pfizə hinausfahren, woldoubə manus prensare, pålə (l.) mit dem großen Rechen zusammenrechen (Neuhausen), glünslə glimmen, grumsə Gramtöne ausstoßen, lurkə, rəuslurkə unartikulirt, nachläßig sprechen, wäibərə wehklagen, pfittərə unterdrückt lachen, pfutə wie die Katze um den heißen Brei, rappəditzle Schelmenlied, Gassenhauer, bockəlschåəsz Purzelbaum, loadwërkə zu widerhandeln, onəs gangs unverzüglich, onədonə einerlei, detsch Ungeschickter, gloukələr Gaukler, drolliger Mensch, fergə ausfertigen, ragallə vom Toben der Kinder, einem das Mehr geben (bei den Wahlen). Ein Dutlinger friden, der nit lang weret (Zimmerische Chronik). Lautwörter, schwâlb, hamr, dam, sach, blat, fal, katz, hând, wâhs, rasch, jår (l.), grâs, glâs, krôm, schåf (l.), schlåf (l.), raot, salaut, nåh (l.), sâl, schmâl, fârə (hân) schâb, bârt, wächtr (lang), enndərə, hënkə, werme, glete, henmərə, färbə (lang), epfl, gärtle (lang), sâbl, mäidle, säjə saeə, (träg) (l.), sëgə, vrzelə, bär (l.), kaes, schaefr, schpåt (l.) schpaut, bëch, hëchlə, rëaht, ekh, egdə, trëfə, gëald, hëalfə, dëlr, (seml), dën, məendsch mänidsch, kërb, kärle, gerlə, gerscht, wëatr, setzə, schnae, ae, klae, mae, rê, wae, sêl, (sêr), zaeə, geun, schtəun, lër, schwëər, schär (l.), biquem, esl, hebə, legə, (pflëagə), schwëafl, krëbs, lëəbə lëbə, rëəgə rëgə, rib, ih ich, schtich, fichtə, nit it et, hülf, gîft, ledic, wenic wenc, (bräüganm), (nâhtigal), silbr, schtim, klimbərə, in in, gwin, wind, ring, hintə, kilkə, wurd, schërm, hîrə, hîrt, dîsch, mitə, sitzə, biwl, zwidr, dëənnə, bir, frîrə, vrlîrə, diəb, riəchə, ziəgə, giəszə, wiə, hiər, briəf, schpilə, vil, schpiəgl, rîs, sibə, vëəh, sîcht, Gotliəb, (müödr), lüödrle, (miətə), sol, dol, vol, dunr, ob, bokh, wuchə, kopf, vrschrokə, wulkhə, koschtə, schtrau, aur, raur, krônə krəunə, (zog), daut, braut, blausz, rôsə, wol, daur, lobə, hôl, sûn, bogə, vogl, bot, schtrôm, argwôn, ônne, məun (mônn), bukl, buklic, lûft, dum, krum, pfund, rund, dunkl, undr, furcht forcht, bûrscht, bruscht, zuo, buoch, duoch, nudlə, (ruodr), rüəfə, ruə, (kluog), kugl, fuor, huot, ruot, bisə kuglbüchs[ER 23], ruggə, würtl, würgə, fürscht (l.), (durmr) schütlə, übl, kübl, übr, würd, glüje, brüötə, bökh, frösch, wöartle, tröpfle, völic, löfl, frölic, haer, raur, häüche, viərschraetic, baes, träüschtə, soat, soapf, əi, | aeər, hoal, oanmr, rəin, oach, woach, kload, kroas, hoasl, måscht, ârbət, boad, bî bi, bləi, frəi, finnd (zîl), rîbə, wîp, rîf, mînn, dînn, wîsz, lîcht, pfîf, fin, rîch, wîn, dao, frou, houwə houbə, trouwə, ou, oug, gloubə, hopt, laob, raoch, taof, koufə, uf ûf, usz ûsz, bûch, hûbə, mûl, sûr, kûm, roum, hûs, mûs, sûfə, brout, blaob blaow, graob graow, laob laow, (flaob), pfaob pfaow, klaob, klaow, (brouwə), bräüə, käüə, bəuwə bəubə, räübr, (knäüwl), səul, lütə (l.), krütr (l.), bolə, hülə (l.), ül (eb.), dür (eb.), nəüwe, niwe, əüw əüb, lütə (l.), fründ, fücht (l.), häü, schträü, fröüd, fröüwə fröübə.Konjugation. Endungen: ischd-id, plur. durchaus id. Das einfache Präteritum kommt nur im Konjunctiv vor, außerdem etwa mißbräuchlich: war statt ist. Ohne Umlaut: bukə, kuələ, mit: bräüə, promiscue: fuor und füör; bind, bäənd, bundə, schpin, schpäən, gschpunə, schwim, schwäəm, gschwumə, mëlk, mëalk, gmolgə, trif, trëaf, trofə, nim, nënəm, gnumə, kum, kënəm, kumə, brich, brëach, brochə, gîb gib, gëab, gëabə, wib, wëab, gwobə, frisz, frëasz, gfrëəszə, sîh sîeh, säə säəd gsënə, gsëənə, schrî, schrîə, gschrouwə gschrouə, rîb, rîb, grîbə, grîf, griəf, grifə, pfif, pfiəf, pfifə, biəg, bëəg, bogə, schiesz, schëəsz, gschossə, kriəch, krëəch, krochə, ziəg, züg zög, zoge, fâr, fuor, füör, gfârə, grâb, gruob grüöb, grâbə, wäsch, wuosch wüösch, gwäschə, trâg, truoc trüöc, trâgə, klâg, klagəd, klagəd, fal, fuol, füöl, gfalə, halt, hialt, ghaltə, fråg (l.), frågəd, froug früög, gfrågəd, schlåf (l.)[ER 24], schliəf, gschlåfə, lasz, liəsz, gləun, gang, gäəng, gangə, schtausz, schtiəsz, gschtauszə, louf, lüöf, gloufə, glofə houb (w), hüöb, ghoubə, hoasz, hiəsz, ghoaszə.
Unregelmäßige Verba: sîn, bîn, bischd, isch, sind, səi, səiisch, səi, səiid, bis, wär (l.), wärisch, wärid,[ER 25] gsîn; həun, häsch, häd, həund, häw, häwisch, häwid, imp. häw, hed, hedisch, hedid, ghan (Hausen o. V. ghed); kündə, kân, kânsch, kân, kundid, kun, kunsch, kunid, kund (mit und ohne Umlaut) künd, kündisch, kündid, kündə; darə, dâr, dârisch, dârid, durid, dür, dürisch, dürid, impf. conj. dürfd, därfd, dürfdisch, dürfdid, solə, sol, sot, solə; mugə, mân, mânsch, mân, mugid, mög, mögisch, müg, mügisch, mügid, möd (l.), mögə; wissə, woasz, woasch, wussid, conj. wüsz, wüszd, (lang), wüszdisch (l.), gwüszt; möszə, måsz, måsch, mond, mösz, möd (l.), möszə; gunə; gundə, regelmäßig, ohne Umlaut; touge, conj. tüg; wellə, wil, wid, wil, wend, well, wot, wöt, wellə; dunə duər, duisch, duid, | dunid, dä (l.), däd (l.), dəun, imp. duər; bringə, brächd (l.), brähd (lang), bråchd (l.), bråhd (l.); denkə, däinkə. dächd, dähd (lang), däinkt mi dunkt, dünk, dünkid, part. dunkt, führtə (l.) (Rietheim füətə) regelm., part. gforchtə; riwə, s’rüt (lang), rüid, griwa; wërdə, wur, wursch, wurd, wäərid, wäər, wûrd, wuərdisch, woarə.Die Deklination weicht vom Gemeinschwäbischen nicht wesentlich ab, doch sind die Formen zum Theil noch besser entwickelt, z. B. statt ənmə mân; inəmə oder imənə mân, di guət schtund, di lange näht (l.). Streben nach Vereinfachung zeigt sich bei dem Genetiv: s måtrs wie s fatrs; bei dem starken Dativ: im hoalic dem Heiligen (der Stiftung), bei dem aus Hebel bekannten Accusativ: Jergli leng mr dr[ER 26] haschpl, so jedenfalls immer vor Vokalen, während vor Konsonanten des Wohllauts wegen auch wohl steht: gimr de kübl, dagegen ist: du bisch en rârə wohl gleichfalls als Accusativ zu fassen, weil prädicativ: ebenso freilich n rëəhte mân duod dês nit. Ebendahin: ärm, hälm, däg (l.), brünnə, d’doarn, d’hoarn, d’ wäld, d’kînd, d’səubə, d’axə (Äxte), d’schtanmə, d’blatə, d’kəüə, mit schwacher Flexion, und umgekehrt: tiərər, gebëtr, schtükr, betr, hembr, soalr (bloß bei neutris). Mhd. n tritt hervor in mülinə, luogine. Ebenso: früənr. Das neutr. des adj. ist ohne Endung: liəb kînd. Von abweichendem Genus ist hervorzuheben: s sând. Von Umlaut: dr brüödr, d’döhtr, ünsr.
Pronomina: îh ich mînr mîr mr mich mi, dû dou də dînr dir dr dich di, ër sînr im in, si îrər ir si, ës sînr im ës (von ledigen weiblichen Personen, z. B. (s Marəi), mir, ünsr əunns üns, ir dr iwr üər əüw əüb, si ir in, mînnr mînns mînm mînn, mînne mînnrə mînnrə mînnə, mînns mîns minm, dînnr dînns dînm dînn, sînnr sînns sînm sînn, dëər dessə dëəm dëən, diə dëərə dëərə diə, dês dessə dëəm, ëənn ëənnə ëənmə, fem. ëənne ëənrə, ëənns ëənnəs ëənmə; der Gegensatz ist disr dise disəs, dann das Nähere bezeichnend, ohne diesen Gegensatz aber das Andere, z. B. dr wirklich schultəs und disr, d. h der vorige; dr sëal selbiger, dëərjenig diəjenig desjenig nur bei besonderer Hervorhebung, sonst dafür dëər diə dês; solch heißt sot; wëər wes wëənm wën, was wes, ån åns åmə ån, åne ånərə, åns, nëənmrd nëənmrds; das allgemeine Relativ ist wô, das Interrogativ welə wele wels, jemand ist jabr, etwas jabəs, selber sëəlwr(ds).
Beim Komparativ findet durchaus Umlaut statt.
Die Präpositionen bieten nichts besonderes, außer ab | von, ab dr gabl, frô drâb; wohl aber die Adverbien: des Orts: abe herunter hinunter, ufe hinauf herauf, ume hinum herum zurück; usze, inne, durre herüber hinüber; henəz denrn, dört; denəz (Redensart: henəz wiə denəz) oder hërn, nåe (l.) drüben dort, nëənnə nirgend; der Zeit hinət heute Nacht, hinətiə die ganze heutige Nacht hindurch, hitiə den ganzen heutigen Tag durch, mengmål, niəmålə (l.), älbot, üəbot, jezzəd, moarn, ə bizzəle, ə munzigs bizzəle, nå, ənanndrnå (l.), drwîlə, iə, umədr immerdar; des Grades: beraets, söllich oder sölli, numə nur; numân nein, malîcht vielleicht, weləwëəg immerhin. sëləwëəg so, uməsuscht, sus, suscht sonst, et əusz nicht ohne. Konjunktionen werden wenig verwendet: wan für wenn, må (l.) für als, asz statt daß.Interjektionen: Die häufigste: hae auffordernd, o dâsz! ja wol då (l.) gëəl etc.
- ↑ Von Finanzrath Kull.
- ↑ In dem Organisationsmanifest von 1810 sind zwar bei dem Oberamtsbezirk Tuttlingen die Orte Hohentwiel sammt Bergmaierei und Bruderhof sowie die Gemeinde Renquishausen nicht aufgeführt, diese Orte wurden aber dem Oberamt noch im Lauf der Jahre 1810 und 1811 zugetheilt.
- ↑ Ohne Hohentwiel und Bruderhof, weil diese 1834 noch außer dem Zollverband waren.
- ↑ S. d. Beschreibung Württembergs von 1863 S. 874 ff.
- ↑ Weil bei dieser Aufnahme, wo mit kleinem Grundbesitz ein Gewerbebetrieb verbunden war, der letztere vorangestellt, der Betrieb der Landwirthschaft aber meistens gar nicht angegeben wurde.
- ↑ Die übrigen (hier nicht gezählten) Einwohner waren in Anstalten und ohne Berufsangabe.
- ↑ Die Differenz gegenüber der Zählung nach Berufsarten (s. S. 92) ergiebt sich hauptsächlich wegen der in Anstalten Lebenden, welche hierunter begriffen sind.
- ↑ Sie besteht aus den 4 Oberämtern Tuttlingen, Spaichingen, Balingen, Rottweil (Vergl. Jahrgang 1876 der württemb. Jahrbücher IV. S. 91.)
- ↑ a b S. Württemb. Jahrbücher von 1876, Heft IV, Seite 93 ff.
- ↑ S. die Beschreibung dieser Oberämter S. 77 u. 79.
- ↑ Siehe die der Beschr. von Württemberg von 1863 beigegebene Übersichtskarte.
- ↑ Der erste Theil dieses Abschnitts vom Physikatsverweser Oberamts-Wundarzt Dr. Kapff.
- ↑ Von Pfarrer P. Hartmann in Hausen ob Verena.
- ↑ Von Professor Dr. Paulus.
- ↑ Von Pfarrer Hartmann in Hausen o. V., welchen die Lehrer des Konferenzsprengels Tuttlingen mit Beiträgen unterstützten.
- ↑ Soweit unser Überblick reicht, das einzige Wort mit t in Anlaut.
- ↑ Korrigiert nach Beschreibung_des_Oberamts_Mergentheim/Kapitel_A_3#Seite 081: In der Beschreibung des Oberamts Tuttlingen ist in den zwei letzten Zahlenreihen auf S. 92 zu setzen statt 1920 und 4518: 1911 und 4509 und statt 2663 und 5689: 2654 und 5680.
- ↑ Korrigiert nach Beschreibung_des_Oberamts_Mergentheim/Kapitel_A_3#Seite 112: Seite 114, Spalte 5 „Personen geboren in den Jahren“. Hier wurden anstatt der Geburtsjahre der Bevölkerung von 1875 diejenigen für den Bevölkerungsstand von 1871 eingesetzt. Sämtliche Zahlen sind daher um 4 zu erhöhen.
- ↑ Korrigiert nach Beschreibung_des_Oberamts_Mergentheim/Kapitel_A_3#Seite 112: Seite 114, Spalte 2 der Tabelle lies nach 41–50 in Spalte 1 anstatt „121–128“ „21–12“.
- ↑ Korrigiert nach Beschreibung_des_Oberamts_Mergentheim/Kapitel_A_3#Seite 112: Seite 115, Zeile 9 von oben lies anstatt „diese letztere Altersklasse“ „die Altersklasse“.
- ↑ Korrigiert nach Beschreibung_des_Oberamts_Mergentheim/Kapitel_A_3#Seite 112: Seite 115, Zeile 11 lies anstatt „wahrscheinlich“ wahrscheinlich auch.
- ↑ Korrigiert nach Beschreibung_des_Oberamts_Mergentheim/Kapitel_A_3#Seite 112: Seite 115 Zeile 12 von oben: lies anstatt „1846–42“ 1850–1846“.
- ↑ S 119 Z. 1 und 2 setze bei: Durchhausen Berichtigungen und Nachträge.
- ↑ S. 121 Z. 12 statt 2/3 und 1/3 lies 3/5 und 2/5.Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 136 Z. 26 statt Käpellegeist lies Käppelegeist. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 154 Z. 5 von unten statt ûnnflå lies ûnflå. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 154 Z. 4 von unten statt ünmedr lies ünmədr. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 155 Z. 25 statt minn lies mînn. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 156 Z. 21 statt konəzig lies –ic, ebenso sonst. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 157 Z. 8 von unten statt nërvə lies nëərvə. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 157 Z. 6 von unten streiche (l.) Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 158 bei Kleidung nachzutragen: gîtsnegâr Wamms. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 158 Z. 17 statt əenbrəeislə lies əenbrəislə. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 158 Z. 8 von unten statt wəarbə lies woarbə. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 160. Z. 2 statt månə lies måne. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ korrigiert gemäß Berichtigungen und Nachträge
- ↑ korrigiert gemäß Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 161 Z. 3 statt dötterlət lies döttərlət. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 161 Z. 4 von unten statt kugelbüchs lies kuglbüchs. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 162 Z. 25 statt schlâf lies schlåf (l.). Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 162 Z. 12 von unten nach wärid setze Komma. Berichtigungen und Nachträge
- ↑ S. 163 Z. 13 statt də lies dr. Berichtigungen und Nachträge
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