Beschreibung des Oberamts Waiblingen/Kapitel A 5
« Kapitel A 4 | Beschreibung des Oberamts Waiblingen | Kapitel A 6 » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Die Hauptnahrungsquellen des Bezirkes beruhen auf dem Feldbau, namentlich dem Getreide-, Wein- und Obst-Bau, sowie der Rindviehzucht. Die Gewerbe sind überall von keinem Belang.
|Der Geldwerth des Grundeigenthums beträgt im zwanzigfachen Betrage des geschätzten jährlichen Ertrages
5.753.985 fl. | |
derjenige der Gebäude | 2.522.934 fl. |
derjenige des Viehes | 319.587 fl. |
zusammen | 8.596.506 fl. |
Das bei der vaterländischen Mobiliar-Feuerversicherungsanstalt versicherte Vermögen beläuft sich: in Waiblingen auf 191.624 fl., in Winnenden auf 339.851 fl. und im ganzen Bezirk auf 650.259 fl.
Der Wohlstand der Einwohner kann des Fleißes und der Genügsamkeit der Allermeisten ungeachtet im Allgemeinen kaum als mittelmäßig bezeichnet werden, da das Fortkommen in den meisten Orten von den zweifelhaften Erfolgen des Weinbaues abhängig und die Bevölkerung so dicht ist, daß mehr als 12.000 Menschen auf der Quadratmeile leben und die Zertheilung des Bodens immer weiter und weiter geht. Hinsichtlich der Vermögensverhältnisse der Bewohner können Endersbach, Strümpfelbach, Hohenacker und Leutenbach als die besseren, Reichenbach mit Parcellen, Breuningsweiler, Hochdorf, Bürg und Rettersburg als die schlechteren Orte bezeichnet werden. Das Nähere gibt die Ortsbeschreibung.
Die zur Besteurung von 1846/47 fatirten Capitalien der Privaten betrugen einschließlich der gesetzlich befreiten und der bei öffentlichen Kassen des Bezirkes angelegten 2.929.320 fl. 25 kr.
Des vor etwa 10 Jahren angestellten, aber bald wieder aufgegebenen Versuches auf Torf bei Winnenden ist ebenfalls schon oben gedacht worden, deßgleichen des als Baumaterial vorzüglich brauchbaren Remssandes, der in Beinstein, Neckarrems, hauptsächlich aber in Waiblingen ausgebeutet wird und den Handarbeitern und Fuhrleuten einen durchschnittlichen Verdienst von 9000 fl. gewährt.
Die gesammte nutzbare Fläche des Oberamtsbezirks beträgt mit Einschluß der Waldungen und Weiden 42.8093/8 Morgen. Das unbebaute Land (Wald, Weiden und Öden etc.) verhält sich zu dem bebauten wie 1:3,0. Es ist demnach, ohne die Waldungen, etwa 1/13 der ganzen Fläche nicht cultivirt. Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Menschen 1,59 Morgen, auf 1 Pferd 97 Morgen und auf 1 Stück Rindvieh 4,6 Morgen Landes.
Nimmt man Gärten und Länder als Einheit an, so stellt sich das Verhältniß der Culturarten folgendermaßen heraus:
|Gärten und Länder | 1,0 |
Äcker | 16,0 |
Wiesen | 4,7 |
Weinberge | 2,7 |
Waldungen | 6,0 |
Oder unter 100 Morgen der Bodenfläche sind:
Gärten und Länder | 3,1 |
Äcker | 49,2 |
Wiesen | 14,3 |
Weinberge | 8,4 |
Waldungen | 18,6 |
93,6 |
Von den fehlenden 6,4 Procenten kommen auf Gebäudeareal 0,7, auf Öden und Weiden 1,7, auf Flüsse und Weiher 0,7, auf Straßen und Wege 3,3, und der Rest mit 0,1 auf Thongruben und Steinbrüche.
Vertheilung und Eigenthum. Die Grundfläche des Oberamts ist in 100.116 Parcellen getheilt, welche im Durchschnitt 3/8 Morgen 30 Ruthen groß sind. Die Zahl der Parcellen ist zwar größer als in den benachbarten Oberämtern Eßlingen und Canstatt; die Parcellen selbst sind aber noch größer als dort. Am Größten ist die Parcellenzahl auf den Markungen von Schwaickheim und den beiden Städten Waiblingen und Winnenden; am Geringsten auf den Markungen von Hahnweiler, Baach und Buoch. Die größten Markungen haben die Gemeinden Waiblingen, Winnenden, Schwaickheim und Bittenfeld, die kleinsten Hahnweiler, Höfen und Baach.
Bei der starken Bevölkerung ist in dem vordern Oberamtsbezirke die Theilung des Besitzes auf ein solches Maß gestiegen, daß sich mehr Parcellen von 1/4 und 1/8 Morgen als darüber finden. Nur in den eigentlichen Fruchtorten sind noch größere Bauerngüter; eigentliche geschlossene oder arrondirte Höfe finden sich nirgends mehr; denn selbst die Höfe Klein-Hegnach, Erbach, Kirschenhardt und Zillhardt sind jetzt unter mehrere Besitzer vertheilt. Auch die vormalige | finanzkammerliche Maierei zu Hochberg ist nicht arrondirt. In dem hintern Oberamtsbezirke, oder vormaligen Winnender Amte, sind zwar mehrere, jedoch gleichfalls vertheilte Höfe; nur bei Birkmannsweiler ist ein geschlossenes Gut, der Buchenbacherhof. Das Eigenthum ist in dem ganzen Oberamtsbezirke frei und ungetheilt, und Falllehen sind nicht vorhanden.Es besitzen: der Staat 2783 Morgen, der Adel (die Königl. Hofdomainenkammer) 10936/8 Morgen und die Körperschaften 71064/8 Morgen, zusammen 10.9832/8 Morgen, und die Privaten 34.3242/8 Morgen.
Anbau. Die Dreifelderwirthschaft ist überall der regelmäßige Betrieb. In den bevölkerten Remsthalorten wird aber von den kleineren Besitzern so häufig, als es der Flurzwang gestattet, davon abgewichen. Häufig wird hier der Anbau mit der Hacke besorgt und der Ertrag auf’s Höchste zu steigern gesucht. Namentlich zeichnen sich durch freie Wirthschaft Strümpfelbach, Endersbach, Groß-Heppach und Beinstein aus. Etwa 1/10 der Äcker wird willkürlich gebaut; in Hahnweiler und Buchenbach findet kein zelglicher Anbau Statt. Gewöhnlich werden alle Felder angebaut; höchst selten findet man eigentliche Brache, und obgleich es vielen Besitzern schwer wird, ihre Güter in gehöriger Dungkraft zu erhalten, so muß der Anbau im Allgemeinen doch als gut bezeichnet werden. Auf den „Berglen“ dagegen sind die Betriebsverhältnisse vergleichungsweise noch weit zurück; hier liegen außer allgemeinen Hindernissen noch Schlendrian, Mangel an Beispiel und bessere Benützung des Düngers vollkommeneren Zuständen im Wege. Im rationellen Betriebe der Landwirthschaft gehen Johann Aldinger in Endersbach, Gutsbesitzer Kayser in Hegnach und Breyer in Buchenbach mit Rath und Beispiel voran. Alte und erprobte Behandlungsweisen behaupten jedoch den Versuchen in neueren Lehren gegenüber allermeist ihr Recht. Die Stallfütterung besteht überall seit mindestens fünfzig Jahren. An Dünger | fehlt es aber in manchen Orten. Die Dungstätten sind zwar in der Regel, da die Mistjauche die ausgedehnteste Anwendung findet, mit Güllenlöchern versehen, aber nicht selten der Sonne allzusehr ausgesetzt. Namentlich auf den „Berglen“ fehlen besser angelegte Dungstätten ganz. Außerdem aber wird der Dünger hochgeschätzt und richtig gewürdigt. Asche, Gyps (dieser schon mindestens seit 1770), Mergel, Wolle, Lumpen, Hornspäne, Ölmehl, Haare und andere Abfälle der Gerberei werden auf Wiesen und Kleefelder geführt; ein Hauptmittel aber, wodurch die Landwirthschaft, namentlich der Oberamtsstadt und der umliegenden Orte unterstützt wird, finden die betriebsamen Bewohner in den Kloaken der Residenz dermaßen, daß Manche ihre Güter ausschließlich hiemit bessern. Ein Wagen voll kommt auf 10–12 fl. zu stehen.Der landwirthschaftliche Bezirksverein, aus etwa 100 Mitgliedern bestehend, deren geringe Einlagen zu Anschaffung einiger Schriften und landwirthschaftlichen Geräthe, welche durch das Loos vertheilt werden, verwendet werden, beschränkt seine Thätigkeit im Übrigen mit Hülfe von Staats- und Corporations-Beiträgen zunächst auf Hebung der Viehzucht. Er hat bei dem Volke noch nicht den verdienten Eingang gefunden, obgleich er von Anfang an der Öffentlichkeit gehuldigt und alle seine Verhandlungen bekannt gemacht hat. Im Etatsjahre 1848/49 hatte der Verein erstmals auch Prämien für treue Dienstboten im Auftrage der Amtskörperschaft zu vertheilen.
Der Lohn ist bei einem Knechte 40–50 fl., bei. einer Magd 8–10 fl., nebst 20 Ellen Tuch, einem Rock und 2 Paar Schuhen. Ein Taglöhner bekommt: im Winter beim Dreschen 12 kr., Sommers 16–18 kr., in der Ernte 22–24 kr.; Weibsleute: im Heuet 14 kr., in der Ernte 18–20 kr., dazu Essen und Trinken. Das Heuen wird mit 40 kr. vom Morgen bezahlt, dazu 4 Schoppen Obstmost und 4 Pfund Brod.
Der Bau der Halmfrüchte ist im Allgemeinen vorherrschend. | In den eigentlichen Remsthalorten, in den beiden Heppach etc. spielt wegen des beschränkten Areals der Weinbau die Hauptrolle, wogegen in Waiblingen, Beinstein, Bittenfeld, Endersbach, Neustadt, Hohenacker und dem alten Winnender Amt der Fruchtbau überwiegt.Werth und Ertrag. Die Güterpreise sind, wie die Ortsbeschreibung zeigt, in den verschiedenen Gegenden des Bezirkes sehr verschieden. In Endersbach, Groß-Heppach und andern Thalorten stehen sie am Höchsten. In Öschelbronn auf den sogenannten Berglen dagegen gibt es so steinigte Äcker, daß der Morgen schon um ein paar Gulden verkauft worden ist. Selbst auf derselben Markung kommen die größten Abstände vor, z. B. in Hegnach.
Der Reinertrag und Capitalwerth der angebauten Fläche berechnet sich nach den Schätzungen für das Steuerprovisorium:
Reinertrag | Capitalwerth | |
vom Morgen | ||
Gras- und Baumgärten |
12 fl. 35 kr. | 251 fl. 40 kr. |
Küchengärten und Länder |
8 fl. 40 kr. | 173 fl. 20 kr. |
Äcker ohne den Zehnten |
5 fl. 45 kr. | 115 fl. | ‒ kr.
„ mit Zehnten |
6 fl. 43 kr. | 134 fl. 20 kr. |
Wiesen ohne den Zehnten |
8 fl. 11 kr. | 163 fl. 40 kr. |
„ mit Zehnten |
9 fl. | 6 kr.182 fl. | ‒ kr.
Weinberge ohne den Zehnten |
11 fl. 42 kr. | 234 fl. | ‒ kr.
„ mit Zehnten |
13 fl. 39 kr. | 273 fl. | ‒ kr.
Waldungen |
1 fl. 20 kr. | 27 fl. 40 kr. |
Werden alle diese Culturarten zusammengerechnet, so beträgt der Reinertrag eines Morgens ohne den Zehenten 6 fl. 13 kr., und der Capitalwerth mit Zehenten und Gülten 134 fl. 38 kr. Der Reinertrag im Ganzen berechnet sich auf 287.699 fl. 15 kr., und nach Abzug der Zehenten und des steuerfreien Bodens auf 253.007 fl. 36 kr.
Der Ertrag des Bodens ist übrigens sehr verschieden, am Höchsten wohl in Endersbach. Stellen wir demselben die Aussaat gegenüber, so kann nach andern Schätzungen vom Morgen angenommen werden:
|Aussaat. | Ertrag. | ||||
Dinkel |
6–8 | Simri. | 3–14 | Scheffel. | |
Einkorn |
4–5 | „ | 2– | 9„ | |
Gerste |
3–4 | „ | 2– | 8„ | |
Weizen |
3–4 | „ | 2– | 6„ | |
Haber |
4–5 | „ | 3– | 8„ |
Über die Berglensorte s. Oppelsbom.
Die Wiesen geben durchschnittlich einen Ertrag von 20 Centnern Heu und 8–10 Centnern Öhmd. Ein Morgen Weinberg erträgt durchschnittlich 4–5 Eimer. Nach dem Memorabilienbuche von Beinstein gab noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts der Boden, weil er weniger gut gebaut und gedüngt ward, einen weit geringeren Ertrag; ein Morgen, der jetzt 100 Garben Haber liefert, gab nur 30–40. Das Dinkelfeld aber, wenn es in der Brache geruht hatte, soll einen Kernen gegeben haben, der um 1/3 vollkommener war als der heutige.
| b) Gartenbau. Diesem sind, einschließlich der Länder und Baumäcker, 1506 Morgen gewidmet. Nach der Landesvermessung sind 13933/8 Morgen Gärten und Länder im Bezirke. Der Gartenbau beschränkt sich auf die Anpflanzung der gewöhnlichen Gemüsearten und wird bloß zu eigenen häuslichen Zwecken betrieben. Schöne Gärten von größerem Umfang sind außer dem zur Heilanstalt Winnenthal gehörigen Schloßgarten nicht zu finden. In Waiblingen ist ein Baum- und Kunst-Gärtner.
c) Wiesenbau. Die Wiesen umfassen 64925/8 Morgen 38,1 Ruthen, wovon nur 5156/8 Morgen einmähdige, und verhalten sich zur Ackerfläche wie 100:343. Dem Staate gehören 1153/8 Morgen, dem Adel (Königl. Hofdomainenkammer) 1074/8 Morgen und den Körperschaften 1333/8 Morgen. Die Wiesen sind meistens zweimähdig. Eine auf Berechtigung beruhende regelmäßig eingerichtete Wässerung findet nur auf 3 Morgen bei Hahnweiler statt; auch werden in Rettersburg, Oppelsbom und Steinach einzelne Wiesen nach dem Gutdünken ihrer Besitzer gewässert. Die schöne große Wiesenfläche des Remsthales aber entbehrt aller Wässerung, wenn der Fluß nicht selbst aus seinen Ufern tritt, und kann auch nicht wohl künstlich gewässert werden, weil die Rems einen sehr geringen Fall und tiefes Bett hat, auch allzu viele Mühlen speisen muß, die gerade in der Wässerungszeit häufig über Wassermangel klagen.
d) Weinbau. Die Weinbaufläche ist für das provisorische Cataster zu 36333/8 Morgen angenommen; nach der Landesvermessung sind 38071/8 Morgen vorhanden. Der Weinbau wird beinahe in allen Gemeinden betrieben. Nur in den Gemeinden Buoch und Hochdorf kommt er nicht vor. Im Remsthal ist er allgemein und wird insbesondere in Korb, Klein-Heppach, Steinreinach und Groß-Heppach, Hegnach, Endersbach und Strümpfelbach mit gutem Erfolg betrieben. In der Oberamtsstadt, wo die Weinberge zu nieder liegen und der Bau schwach betrieben wird, ist das | Erzeugniß geringer. In Neustadt, Hohenacker und Neckarrems werden an den Abhängen gegen die Rems gute Weine erzeugt; ebenso in den Neckarhalden bei Hochberg. Die Weinberge, welche die Königl. Hofdomainenkammer in Neustadt und Klein-Heppach besitzt, sowie die Musterweinberge des Weinbauvereins in Groß- und Klein-Heppach liefern sehr gute Weine. Auch die Weine, welche das vormalige Winnender Amt erzeugt, sind beliebt; in besonderem Rufe stehen jene von Hahnweiler und von der Holzenberger Lage auf der Markung Winnenden.[1] Die Weine, welche in den sogenannten „Berglen“ wachsen, sind geringer. Die Weinberge werden fleißig gebaut und so viel möglich in erforderlicher Dungkraft erhalten. Das Beziehen der Reben, das sonst als Regel im Bezirke anzunehmen ist, findet in den Bergen zu Korb, Groß- und Klein-Heppach, Endersbach, Winnenden und theilweise zu Strümpfelbach, Hohenacker und Hochberg keine Anwendung. Die Unterhaltung der Weinberge ist, da sie überall an und auf Bergen liegen, wegen der steilen Lage, der vielen Mauern und des magern Bodens, der fast alljährlich Düngung bedarf, sehr kostspielig. Die vorherrschenden Traubensorten sind: Sylvaner, Gutedel und große Welsche (Drollinger), sodann, weniger herrschend: Elbinge, Muskateller | und rothe und schwarze Urban. Die Putzscheere findet sich hauptsächlich noch im vormaligen Winnender Amte. Der Sylvaner ist sowohl im Remsthal, als um Winnenden die häufigste Rebsorte und daher der weiße Wein vorherrschend. Kleinere Plätze, die ausschließlich mit Klevnern und Rißlingen bestockt sind, finden sich hin und wieder daselbst. Die letzteren kommen übrigens allmählig wieder in Abgang und werden durch früher reifende Sorten ersetzt. Durchschnittlich kommen 2900 Stöcke auf den Morgen. Das verbesserte Lesen und Keltern ist im Gange. Näheres bei den einzelnen Orten.e) Obstzucht. Dieselbe ist sehr bedeutend und überall noch in der Zunahme begriffen, da nicht nur alle Straßen, sondern auch die noch vorhandenen wenigen Allmanden fast durchaus mit Obstbäumen besetzt sind. Der Ertrag ist aber sehr verschieden. In den Remsthalorten treiben sich die Bäume in der Regel zu früh an, und es geht deßhalb häufig die Aussicht auf Ertrag verloren. Strümpfelbach, Hegnach und andere, in engern Thälern liegende Orte sind in dieser Hinsicht die glücklichsten, indeß die übrigen nur in den allgemeinen Obstjahren auf Ertrag rechnen können. In den hinteren Bergorten ist der Ertrag sicherer. Die Äpfel herrschen vor. Neben vielem Tafelobst werden hauptsächlich Luikenäpfel, Knaus- und Palmisch-Birnen, in den Berglen namentlich Frühbirnen gezogen und theils gemostet, theils gedörrt. An größeren zweckmäßigen Dörranstalten fehlt es jedoch, daher der Handel mit gedörrtem Obst noch nicht genügend Berücksichtigung findet. Zwetschgen werden in den Grasgärten häufig gepflanzt. In den Bergorten werden Kirschbäume in Menge gezogen, deren Ertrag theils frisch verkauft, theils gebrannt wird, wodurch in guten Jahren vieles Geld erlöst wird. Nicht selten werden in Einem Orte 12–15 Wagen zumal mit Kirschen geladen und von Händlern nach Ulm, Augsburg und München geführt. Auch in Strümpfelbach, an den Bergwänden des Schurwaldes, | ist starker Kirschenbau, welcher dessen Bewohnern durch Ausfuhr nach Bayern manche tausend Gulden eingebracht hat.[2] Überhaupt weiß Strümpfelbach den meisten Nutzen aus der Obstzucht zu ziehen, indem hier im Herbst in den guten Kellern das meiste Obst aufbewahrt und gegen den Frühling in den benachbarten Städten mit Vortheil verkauft wird. Auch Kirschengeist wird in nicht unbedeutender Menge erzeugt und ausgeführt. Die Nachzucht der Obstbäume wird von dem Einzelnen in der Regel in den Weinbergen als Nebennutzung betrieben. In den hintern Amtsorten finden sich zwar an den Bergabhängen größere Plantagen, die namentlich für Reichenbach, Steinach, Lehnenberg, Spechtshof, Ödernhardt etc. als ein wesentlicher Nahrungszweig anzusehen sind; allein von Veredlung ist hier noch wenig zu sehen. Nur in Waiblingen, Hegnach und Winnenden sind eigentliche größere Baumschulen. Viele junge Bäume werden auch von Eßlingen bezogen. – Der Maulbeerpflanzungen ist S. 52 gedacht.
f) Waldbau. Nach der Landesvermessung sind vorhanden 74833/8 Morgen Laubwald, 1164/8 Morgen Nadelwald und 8171/8 Morgen gemischte Waldungen, zusammen 8417 Morgen. Es ist also 1/5 der Fläche des Bezirkes mit Wald bedeckt. Es besitzen: der Staat 17741/8 Morgen, die Königl. Hofdomainenkammer[3] 8065/8 Morgen, die Körperschaften 47311/8 Morgen und die Privaten 11051/8 Morgen. Standesherrliche, ritterschaftliche und Gemeinderechtswaldungen bestehen keine. Die Waldungen gehören den Forstbezirken Reichenberg und Schorndorf und zwar den Revieren Hochberg und Oppelsbom an. Die hofkammerlichen Waldungen sind in vier Huten, unter einem Hofkammerförster in Winnenden, eingetheilt.
| Soweit die Staatswaldungen reichen, ist die Buche vorherrschend. In den übrigen Waldungen sind die sogenannten weichen Holzgattungen: wie Birken, Aspen, Erlen, Sahlweiden und die gewöhnlichen Straucharten, als Oberholz aber Eichen, Buchen, Hainbuchen, Birken herrschend. Doch sind an die Stelle dieser, theils durch starke Streunutzungen, theils durch sorglose Bewirthschaftung sehr herabgekommenen Mittelwaldungen im Laufe des jetzigen Jahrhunderts viele Forchen, in neuerer Zeit auch Fichten, künstlich angezogen worden. Eschen, Ulmen, Ahorne u. s. w. kommen nur einzeln vor. Die Ufer der Rems und der Bäche sind überall mit Erlen, Pappeln und Weiden bepflanzt; die Akazie wird besonders häufig in und um Waiblingen als Buschholz gezogen.Außer den Hochebenen rechts der Rems sind die Waldungen nicht weit verbreitet, was seine natürliche Erklärung darin findet, daß bei gutem Boden und mildem Klima die Bevölkerung eine dichte ist. Da die Waldungen zu landwirthschaftlichen Culturen nicht passen würden, so sind Ausstockungsgesuche selten, und da Grund und Boden in hohem Preis steht, so kommen auch wenige neue Waldanlagen vor.
Im Allgemeinen hat sich der wirthschaftliche Betrieb durch bessern Schutz, Regulirung der Nebennutzungen, sorgfältigere Schlagstellungen und bessere Culturmethoden, unterstützt durch die Anlage und Unterhaltung von Pflanzschulen, in den letzten Jahren wesentlich gebessert. Die früher allgemein herrschend gewesene Mittelwaldwirthschaft ist in den größeren Waldcomplexen nun durchgängig in Hochwaldbetrieb übergeführt. Die öden Stellen werden nach und nach mit Erfolg aufgeforstet. Das Stockroden hat in neuester Zeit allgemein Eingang gefunden.
Der fünfte Theil des Nutzungsertrages kann als Bau-, Groß- und Klein-Nutz-Holz, der Rest als Brennholz betrachtet werden. Die Staatswaldungen und die hofkammerlichen, sowie die bedeutenden Gemeinde-Waldungen ertragen jährlich | dem Morgen nach 3/7 Klafter und etwa 20 Wellen; die übrigen kaum 1/5 Klafter und 20 Wellen. Bau-, Küfer- und Wagner-Holz, Rebpfähle, Bohnenstecken, Hopfenstangen, Baumpfähle und Baumstützen, Besenreiß etc. werden in ziemlichen Quantitäten abgegeben. Eichenrinde, Gras, Mast- und Wild-Obst, sowie Waldbeeren werden benützt; die Streunutzung aber ist so bedeutend, daß dadurch der Holzertrag in den Staats- und Hofkammer-Waldungen um 1/3, in den übrigen Waldungen sogar um die Hälfte geschmälert wird.Das Holzerzeugniß des Oberamtes reicht zu Deckung der örtlichen Bedürfnisse nicht hin; es werden deßwegen die mit der Königl. Holzverwaltung in Stuttgart verbundenen Filialholzgärten des Staats in Waiblingen und Neckarrems, welche aus dem Schur- und Welzheimer-Walde ihre Zufuhren durch Flößen auf der Rems erhalten, mehr oder weniger in Anspruch genommen. Auch auf der Achse findet aus den genannten Waldgegenden eine unmittelbare Zufuhr Statt. Die Rebpfähle werden vom Welzheimer und Murrhardter Wald bezogen. Das Leseholz benützen die Armen unentgeldlich, das Stockholz um billigsten Anschlag. Ausfuhr von Holz in das Ausland findet nicht Statt. Die holzverzehrenden Gewerbe sind nicht sehr bedeutend und bestehen in den gewöhnlichen Brennereien und Feuerwerkstätten, besonders in Ziegeleien.
Die Walddienstbarkeiten sind, mit Ausnahme der schon erwähnten sehr großen Streunutzungen, welche nach dem Herkommen in den Staatswaldungen meistens unentgeldlich gestattet werden, von geringem Belang. Geweidet wird nur noch ganz selten.
Die Waldfrevel sind zwar nicht unbedeutend; sie haben jedoch gegenüber von früheren Jahren sehr nachgelassen.
Was die hofkammerlichen Waldungen betrifft, so stehen dieselben seit 15–20 Jahren, bis wohin der Nieder- und Mittelwald-Betrieb Statt hatte, gleichfalls in | der Hochwaldwirthschaft, indem neben Benützung des natürlichen Aufschlags hauptsächlich durch Saat und Pflanzung von Fichten, Forchen und edlen Laubholzarten die Verjüngung bewirkt und eine Umtriebszeit von 80 Jahren angenommen wurde. Einige Laubholzbestände sind durch die alljährliche Entziehung des Laubes, welches den Einwohnern mehrerer hofkammerlicher Orte herkömmlich unentgeldlich abgegeben wird, so herabgekommen, daß auch sie in Nadelwald umgewandelt werden müssen. Die herrschenden Holzarten waren indessen die Eiche, die Mast- und die Rauh-Buche. Holzberechtigungen finden nicht Statt. Die Eichen werden in der Regel erst zur Schälzeit gehauen und die Rinde den Rothgerbern in Winnenden im Revierpreis überlassen.Das Recht der Äckerichnutzung steht der Königl. Hofdomainenkammer in sämmtlichen Gemeinde- und Privat-Waldungen des Hofkameralamtsbezirkes Winnenden zu. Die übrigen Nebennutzungen sind nie von einiger Bedeutung. Die verschiedenartigen Excesse in den hofkammerlichen Waldungen, meist in minderbedeutenden Holzfreveln bestehend, beliefen sich im Durchschnitt der Jahre 1838/48 auf 199 jährlich.
Hinsichtlich der Gemeindewaldungen ist zu erwähnen, daß namentlich die Stadtwaldungen Waiblingens durch einen besondern Stadtförster zweckmäßig bewirthschaftet werden. Anderwärts, namentlich auf den Berglen, sind die Corporations- und Privat-Waldungen in weniger gutem Zustande, da insbesondere in letzteren die Laubnutzung fast zum Hauptzweck gemacht und dem Waldboden jede Kräftigung entzogen wird.
Die Holzerlöse berechnen sich durchschnittlich: für ein Klafter Scheiter, eichene 13 fl., buchene 16 fl., forchene 9 fl.; für 100 Wellen, eichene 8 fl., buchene 10 fl., gemischte 7 fl., forchene 5 fl. Der Kubikschuh eichenen Nutzholzes 18 kr., tannenen 8–10 kr. In neuerer Zeit (Ende 1849) sind jedoch die Holzpreise auch hier sehr im Sinken begriffen.
| Torf findet sich nicht. Als Surrogate für Holz sind, nächst den thönernen Röhren, welche in Waiblingen fabricirt werden, nur die Abfälle aus den Obstgärten und Weinbergen zu erwähnen. Die Weinberge erfordern jedoch weit mehr an Pfählen, als sie an Brennholz ersetzen.Da übrigens die Holzpreise in unserem Bezirke immer verhältnißmäßig hoch stehen, so wird schon seit geraumer Zeit auf holzersparende Einrichtungen Bedacht genommen. Hieher gehören namentlich Gemeindebacköfen und Gemeindewaschhäuser. Seit 10 Jahren finden sich die ersteren in Waiblingen, Winnenden, Beinstein, Birkmannsweiler, Bittenfeld, Bürg, Buoch, Endersbach, Groß-Heppach, Hegnach, Korb, Leutenbach, Neckarrems, Nellmersbach, Öschelbronn, Oppelsbom, Rettersburg, Schwaickheim, Steinach, Steinreinach und Strümpfelbach; Gemeindewaschhäuser aber in Winnenden, Bretzenacker, Bürg, Korb, Leutenbach, Nellmersbach, Neustadt, Ödernhardt, Steinach, Schwaickheim und Steinreinach. Deßgleichen kommt das Bauen mit Steinen, wenigstens an den Unterstöcken, immer mehr in Aufnahme. Auch die Kunstherde sind seit 15 Jahren sehr verbreitet; am Meisten in Waiblingen und Winnenden. In den größeren und wohlhabenderen Orten trifft man solche in der Hälfte der Häuser; überall ist diese Einrichtung im Zunehmen.
g) Weidewirthschaft. Nach dem provisorischen Cataster belief sich das Weideareal (von einer bestimmten Fläche) auf 2383/8 Morgen mit einem Reinertrag von 84 fl. 35 kr., und die Schafweide auf Äckern, Wiesen etc. war daselbst zu 6033 Stücken mit 1489 fl. 6 kr. Ertrag angenommen. Nach der Landesvermessung betragen die Weiden und Öden 7585/8 Morgen. Weidewirthschaft findet übrigens nicht mehr Statt, da alle culturfähigen Plätze angebaut sind, und – wie schon bemerkt – die Stallfütterung längst eingeführt ist. Auch die Sommerschafweiden sind in den meisten Gemeinden abgeschafft, und das Austreiben des Viehes auf die Stoppeln kommt ebenfalls nicht mehr vor; | in vielen Gemeinden sind sogar neuerlich auch die Winterschafweiden aufgegeben worden. Die Schafweiden sind überall Eigenthum der Gemeinden.Nach der Aufnahme vom 1. Januar 1847 beträgt die Zahl der Pferde 467, worunter 23 Fohlen unter 2 Jahren (s. Tabelle III.). Das Oberamt steht hierin weit unter dem Landesdurchschnitt; ja es ist nach Canstatt und Schorndorf[ER 1] der ärmste Bezirk des Landes an Pferden. Pferdezucht wird in dem ganzen Bezirke beinahe gar nicht betrieben, da seine Verhältnisse ihr nicht günstig sind. Pferdehaltung findet sich zunächst nur da, wo durch Fuhrwerk etwas verdient werden kann, da die Güter für sie zu klein sind. Die meisten Pferde sind in Waiblingen.
Rindviehzucht. Das Oberamt zählt nach der gedachten Aufnahme 1745 Ochsen und Stiere, 6178 Kühe und 1987 Stücke Schmalvieh. Gegen den Stand von 1840 mit 1943 Ochsen und Stieren, 6095 Kühen und 2122 Stücke Schmalvieh stehen die Zahlen im Ganzen um 250 zurück. Die meisten Ochsen haben Schwaickheim und Bittenfeld, die wenigsten Strümpfelbach und Steinach; die meisten Kühe Korb und Winnenden, die wenigsten Ödernhardt und Öschelbronn; das meiste Schmalvieh Bittenfeld und Leutenbach, das wenigste Klein-Heppach und Buoch. Verglichen mit der Einwohnerzahl ist der Rindviehstand in Baach und Hohenacker am Größten und (abgesehen von beiden Städten) in Klein-Heppach und Strümpfelbach am Kleinsten. Durchschnittlich kommen auf 1 Stück Rindvieh 2,9 Menschen. Vergleicht man die Bodenfläche mit dem Rindviehstande, so ist dieser (von beiden Städten abgesehen) in Hahnweiler am Größten, da hier nicht einmal 1 Morgen Land auf 1 Stück kommt, worauf Höfen und Baach folgen, und in Steinach und Rettersburg am Kleinsten. Durchschnittlich kommen 4,6 Morgen auf 1 Stück Vieh und 3816 Stücke auf eine Quadratmeile; da der | Landesdurchschnitt 2304 ist, so steht der Bezirk sehr weit voran; in Vergleichung mit der Bevölkerung ist aber der Rindviehstand unter dem Landesdurchschnitt, wonach sich 2,14 Einwohner in 1 Stück theilen.Was den herrschenden Viehschlag und den Zuchtbetrieb betrifft, so ist nach v. Weckherlin (die Rindviehzucht Württembergs) wie im angrenzenden Oberamte Canstatt zu unterscheiden zwischen den hauptsächlich Weinbau und den hauptsächlich Feldbau treibenden Orten. Während in den ersteren und in den Berglensorten bei nothdürftigem Futter meist geringes Vieh vom Landschlage gehalten wird, obwohl auch hier rühmenswerthe Ausnahmen, z. B. in Beinstein und Endersbach, nicht zu läugnen sind, kommt in den letzteren in der Regel derselbe Schlag vor, welcher in Canstatt selbst und Felbach einheimisch ist. Da, wo der Ackerbau bedeutender ist, namentlich im vormaligen Oberamte Winnenden, findet sich dagegen ein ziemlich großer Landschlag. Außerdem findet sich die Ungar-Haller-, die Mürzthal-Allgäuer- und die Holländer-Race mit den Modificationen, die die Kreuzung hervorbrachte. Die Simmenthaler Kühe haben kein Glück gemacht; dagegen werden in neuerer Zeit meist Simmenthaler Farren aufgestellt, und es hat der landwirthschaftliche Bezirksverein mit Zustimmung der Centralstelle die Durchkreuzung der im Bezirke vorkommenden Racen mit solchen für angemessen erklärt. Im Allgemeinen steht der Ausdehnung der Viehzucht der kleine Grundbesitz entgegen. Durch die Zucht zeichnen sich nicht bloß Waiblingen und Endersbach, sondern auch das vormalige Oberamt Winnenden aus. Die Farrenhaltung ist im alten Waiblinger Amte meist im Besitze der Gemeinden, indeß sie im Winnender Amte dem Hofcameralamte obliegt. Sie wird jedoch nirgends selbst verwaltet, sondern ist überall meist an tüchtige Landwirthe verpachtet, wogegen nichts zu erinnern wäre, wenn es nicht im Abstreich geschehen würde. Übrigens ist die Zahl der Stiere im Verhältniß zu der der Kühe zu klein. Siehe auch Oppelsbom. In Ermanglung | anderer Zugthiere werden die Kühe, namentlich in den Weinbau treibenden Orten, zum Zug verwendet. Eigentliche Mastung kommt, außer in Baach, Leutenbach und Nellmersbach, nicht vor, wohl aber wird Rindvieh sonst häufig angemästet und theils in die Nachbarschaft, theils nach Baden und Frankreich abgesetzt. Der Handel mit Vieh wird namentlich von den vormaligen Winnender Amtsorten, sowie in Bittenfeld und Hegnach betrieben. Überhaupt ist der Verkehr mit Vieh, namentlich auf den Märkten zu Winnenden, sehr lebhaft, und es wurden früher auf denselben und in Waiblingen schon 250.000 fl. für Vieh jährlich umgesetzt. Übrigens wird, namentlich aus den Berglensorten, über das Treiben der Juden geklagt; denn obwohl Stell- oder Bestand-Vieh nicht vorkommt, so wird dort der Viehhandel durch dieselben in solcher Weise getrieben, daß ein Verbot des Eintreibens von Judenvieh als sehr wünschenswerth sich darstellt. An Käsereien ist nur eine unbedeutende in Endersbach zu erwähnen, da es an Absatz von Milch und Butter in die benachbarten Städte nie fehlt.
Schafzucht. Es wurden gezählt: spanische 882, Bastarde 5060, Landschafe 46, zusammen 5988. Die Schafzucht ist in diesem Bezirke in fortwährendem Abnehmen (1840 6171); der jetzige Stand beträgt nicht viel mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Betreffes eines Oberamtes. Am Bedeutendsten ist sie noch in Bittenfeld, Winnenden und Waiblingen; gar keine findet Statt in Baach, Bürg, Endersbach, Hahnweiler, Höfen, Klein-Heppach, Reichenbach, Schwaickheim und Steinach. Der Betrieb in Hochdorf verdient Anerkennung.
Schäferei wird nur als Gewerbe von Schäfern in der Art betrieben, daß sie den Sommer über auf gepachtete entfernte Weiden fahren und die Winterfütterung zu Hause vollziehen. Ein anderer Betrieb ist bei den Verhältnissen der Bodenkultur unzulässig.
Schweinzucht. Die Zahl der Schweine 913. Im | Jahr 1840 betrug die Zahl 1278. Die meisten Schweine (126) finden sich in Endersbach und Winnenden (104); gar keine in Reichenbach und Rettersburg. Mastung wird in Strümpfelbach stark betrieben. Nicht nur der Stand, sondern auch die Zucht ist neuerdings nicht mehr so bedeutend und wird hauptsächlich nur von Bäckern und Müllern betrieben. Die Amtscorporation bewilligte zwar alljährlich nicht nur Preise für schöne Eber und Mutterschweine, sondern gab auch für die Eberhaltung Unterstützungen ab. Die jüngsten Theurungsjahre haben aber der Zucht Eintrag gethan. Für die Eberhaltung dürfte mehr geschehen. Die Einfuhr, insbesondere aus Bayern, ist sehr namhaft und hat 1846 und 1847 allein in der Oberamtsstadt etwa 5000 fl. betragen. Außerdem kommen auch aus dem Hallischen junge Schweine in den Bezirk.Ziegen sind in den Remsthalorten selten und hauptsächlich in den vormaligen Winnender Amtsorten zu treffen, wo die S. 3 erwähnte „Geiswand“ an dieselben erinnert. Die Zahl ist 299; sie hat seit 1840 um 45 zugenommen.
Die Zucht des Geflügels, namentlich von Gänsen und Hühnern, ist in mehreren Orten, insbesondere des vormaligen Winnender Oberamtes, von Bedeutung. Von Belang ist die Aufzucht desselben in den Berglensorten. S. Oppelsbom.
Bienenstöcke sind 752 vorhanden. Größere Zucht wird nirgends betrieben; doch hat sie seit 1840 (mit 571) zugenommen. Die meisten Bienenstöcke haben Groß-Heppach und Waiblingen, gar keine Buoch und Ödernhardt.
Ein Schneckengarten ist in Hegnach. S. dort.
Die Fischerei ist gering und bietet in der Rems nur das Gewöhnlichste, in den Waldbächen hin und wieder Forellen und Steinkrebse. Das Holzflößen in der Laichzeit zerstört die Fischbruten. In Korb ist ein mit Karpfen besetzter Weiher. – Die Fischwasser gehören meist dem Staat und sind verpachtet, soweit sie nicht freigegeben sind.
Eigentliche Gewerbsindustrie findet sich nur in Waiblingen und Winnenden, bei deren Beschreibung das Nähere zu finden ist. Die Handwerker nicht nur auf den Dörfern, sondern auch in beiden Städten treiben allermeist zugleich Landbau. Schon das hienach angegebene Zahlenverhältniß zwischen Meistern und Gehülfen läßt schließen, in welch geringem Umfange die Gewerbe betrieben werden. Fabrikmäßig wird eigentlich nur die Fertigung von Teucheln und andern gebrannten Waaren (in Waiblingen) betrieben. An literarischen Gewerben sind bloß die beiden, jedoch unbedeutenden Buchdruckereien zu Waiblingen zu erwähnen, deren eine das Intelligenzblatt für den Oberamtsbezirk herausgibt.
Nach der neuesten Revision des Gewerbecatasters von 1847 zählt man 1617 Meister und 333 Gehülfen. Das zahlreichste Gewerbe ist das der Schuhmacher, das namentlich in der Oberamtsstadt stark besetzt ist, und dann das | der Leineweber, die hauptsächlich auf den Dörfern ihren Sitz haben. Von verhältnißmäßiger Bedeutung ist die Rothgerberei in Waiblingen und in Winnenden. S. die nachfolgende Übersicht.Der Fegsand, welchen der Steinbruch auf dem Hörnleskopf bei Klein-Heppach liefert, wird durch Kinder und arme Leute in den benachbarten Städten verkauft. Die Linnenspinnerei wird zwar noch Winters betrieben, ist aber weniger lohnend als früher. Auch die Gewinnung des Bausandes aus der Rems und das Ausziehen des Floßholzes aus derselben für die Holzgärten beschäftigt viele ärmere Leute.
An Handwerkern sind vorhanden:
M. | G. | M. | G. | |||
Bäcker | 103 | 22 | Leineweber | 192 | 19 | |
Barbierer | 9 | 1 | Lohnmezger | 10 | – | |
Baumwollenweber | 12 | 2 | Lumpensammler | 10 | – | |
Blättersetzer | 2 | – | Maurer | 92 | 11 | |
Bortenwirker | 6 | 2 | Messerschmiede | 3 | 2 | |
Buchbinder | 6 | 4 | Mezger | 83 | 19 | |
Buchdrucker | 2 | – | Musiker | 1 | 1 | |
Bürstenbinder | 1 | – | Nähterinnen | 17 | – | |
Dreher | 11 | 3 | Nagelschmiede | 24 | 2 | |
Färber | 8 | 6 | Optiker | 1 | 1 | |
Feldmesser | 4 | – | Pflästerer | 4 | – | |
Fischer | 3 | – | Rothgerber | 38 | 17 | |
Flaschner | 6 | 1 | Sailer | 8 | – | |
Fuhrleute | 8 | – | Sattler | 13 | 6 | |
Gärtner | 1 | – | Schäfer | 14 | 6 | |
Glaser | 18 | 3 | Schiffer | 3 | – | |
Goldarbeiter | 1 | – | Schirmmacher | 2 | – | |
Hafner | 9 | 1 | Schlosser | 16 | 5 | |
Hauderer | 4 | – | Schmiede | 53 | 19 | |
Holzhändler | 1 | – | Schneider | 138 | 20 | |
Holzmesser | 3 | – | Schreiner | 65 | 18 | |
Hutmacher | 3 | – | Schuhflicker | 3 | – | |
Ipser | 7 | 1 | Schuhmacher | 218 | 31 | |
Käsefabrikanten | 1 | – | Schwefelschnitten- | |||
Kammmacher | 3 | 1 | fabrikanten | 4 | – | |
Kleemeister | 1 | – | Seckler | 11 | 7 | |
Korbmacher | 7 | – | Seifensieder | 11 | 3 | |
Kornmesser | 8 | – | Siebmacher | 2 | 1 | |
Kübler | 27 | 5 | Siegellackfabrikanten | 1 | – | |
Küfer | 46 | 16 | Silberarbeiter | 1 | – | |
Kupferschmiede | 4 | 1 | Steinbrecher | 5 | – | |
Lackirer | 2 | 1 | Steinhauer | 6 | 8 | |
Leimsieder | 1 | – | Strumpfstricker | 1 | – |
M. | G. | M. | G. | |||
Strumpfweber | 7 | 2 | Weißgerber | 4 | – | |
Tuchmacher | 23 | 12 | Zeugmacher | 3 | 1 | |
Tuchscheerer | 4 | 2 | Zeugschmiede | 2 | 2 | |
Uhrenmacher | 3 | – | Ziegler | 7 | 11 | |
Wagner | 43 | 12 | Zimmermeister | 72 | 15 | |
Wattmacher | 2 | – | Zinngießer | 2 | – | |
Weber | 61 | 8 | Zuckerbäcker | 6 | 2 |
Das Gewerbecataster beträgt
von Handwerkern, 1617 Meistern und 333 Gehülfen | 2784 fl. 12 kr. | |
von Kleinhändlern, 89 Meister | 80 fl. 54 kr. | |
von Handlungen | 57 Meister | 688 fl. 24 kr. |
(5 Apotheken) und | ||
von Fabriken | 33 fl. | ‒ kr.|
von Mühlen und andern Werken (worunter 19 Mahlmühlen mit 73 Gängen) 47 Meister |
384 fl. 12 kr. | |
von Wirthschaften | ||
a) im engern Sinne, 172 | 525 fl. 56 kr. | |
b) Getränkefabriken, 32 | 52 fl. 28 kr. | |
Zusammen |
4549 fl. | 6 kr.
Hiezu kommt die Gewerbesteuer der nicht im Gemeindeverband stehenden Königl. Hofdomainenkammer mit 53 fl. 42 kr. Auf Einen Gewerbetreibenden kommt sonach ein Catasteransatz von 2 fl. 17 kr.
- ↑ Der damalige Amtsphysikus Hölder prädicirte in einem Bericht vom Jahr 1773 die Weine des alten Amtes wie folgt: „Zu Beinstein wachst ein weicher, gelinder und zum Trinken bald reifer Wein; zu Korb und Steinreinach etwas härter, aber geistreicher, besser und lagerhafter; in Klein-Heppach von guter Qualität, geistreich; in Waiblingen von bester mittlerer Gattung, in der sogenannten Klinge am besten; in Neustadt in dem sogenannten Haufler, welches ein Felsberg von Kalksteinen ist, und in dem sogenannten Kräutel am Flecken hin, starker und feuriger Wein, in den übrigen Weinbergen recht guter Wein; in Hohenacker recht guter lagerhafter Wein, der beste in der sogenannten Burghalde in dem Thalberg; in Bittenfeld von bester mittlerer Gattung; in Hegnach recht feiner Wein, der beste in der sogenannten Steige in dem Thalberg, welcher ein besonderes sulphurartiges Gefährt hat; in Neckarrems recht guter Wein, da besonders der Remser Rothwein berühmt ist; in Neckargröningen von bester mittlerer Gattung. Den Wein in Winnenden Stadt und Amt betreffend, soll in den uralten Zeiten der erste Weinstock in Bürg gepflanzt worden seyn, ist solcher gut trinkbar, von mittlerer Gattung, wächst reichlich darinnen.“
- ↑ Der Erlös aus Kirschen, die hauptsächlich nach Bayern gingen, betrug 1847 für manches Dorf 10 bis 15.000 fl.; und es gab mehrere Landleute, welche in jenem Jahre aus selbst erzeugtem Obst 100 bis 200 Eimer Most bereiteten.
- ↑ Nach dem neuesten Stande beträgt der Flächenraum der hofkammerlichen Waldungen 1132 Morgen.
Errata
- ↑ Korrigiert gemäß Beschreibung des Oberamts Schorndorf S. 199: In der O.A.Beschreibung von Waiblingen S. 61, L. 7 sollte es heißen, daß der Bezirk nach Canstatt und Schorndorf der ärmste an Pferden sey.
« Kapitel A 4 | Beschreibung des Oberamts Waiblingen | Kapitel A 6 » | |||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|