Beschreibung des Oberamts Waldsee/Kapitel BS4

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4. Gemeinde Reichenbach,
349 Einw.
  • 1) Reichenbach, ein kath. Pfarrdorf mit 216 Einw., 45/8 St. nordwestlich von Waldsee, C. A. Waldsee, F. A. Ochsenhausen. Den großen und kleinen Zehenten, sowie das Patronat-Recht besitzt die gräfl. Standesherrschaft. Statt Heu- und Blutzehenten wird alljährlich eine bestimmte Geld-Abgabe entrichtet. Die Grundlasten des Gemeindebezirks| betragen 2204 fl. meist in Geld, welche die Grundherrschaft beinahe ganz zu beziehen hat. R. liegt an der Vicinalstraße von Biberach nach Saulgau, auf einer Anhöhe und hat sehr guten Fruchtboden. Der Ort hat eine Kirche, welche 1460 neu aufgebaut und 1704 renovirt worden ist, ein Pfarrhaus, ein Schulhaus, eine Tafernwirthschaft und eine Mahlmühle. Die Baulast an Kirche und Pfarrhaus hat die Grundherrschaft. Zur Pfarrei gehören außer Allmannsweiler OA. Saulgau, mit welchem sie eine sogenannte Wechselpfarrei bildet, die Parzellen Burgstock, O.- und U.-Eggatsweiler und Sattenbeuren; für Sattenbeuren ist auch die Schule zu Reichenbach. Der Kirchensatz wurde 1339 von Ulrich dem Schenken von Ottelschwank (Otterswang) an das Kloster Schussenried verkauft, und die Pfarrei wurde von 1361 an durch einen Klostergeistlichen vom Kloster aus versehen. Erst vor 20 Jahren wurde auf Kosten der Grundherrschaft ein Pfarrhaus aufgeführt. Eines Orts Reichenbach und eines Orts Gebhardsweiler (Eggatsweiler), wird in St. Galler Urkunden schon 837 und 905 gedacht, die Urkunden können sich jedoch auch auf gleichnamige Orte im Thurgau beziehen. Neugart, C. D. nr. 272 und 657.

    R. hatte eigene Edelleute, welche sich häufig in Schussenrieder Urkunden finden. 1367 kommt ein Frik und Eberhard von Reichenbach und 1393 ein Eberhard der Reichenbacher vor. Ihre Burg soll hinter der Kirche gestanden haben, es sind aber keine Spuren mehr davon vorhanden. Ein Friedrich von R. erscheint in einem Verzeichnisse der Landauischen Dienstleute bei Sattler Gr. I. S. 35, und wieder ein Friedrich von R. verkaufte 1371 auch die Vogtei über Braunenweiler etc., siehe Oberamt Saulgau, S. 127. Übrigens kam Reichenbach von den Schenken von Otterswang theils durch Kauf, theils durch Schenkung 1339 an das Kloster Schussenried, wie schon bei Otterswang bemerkt ist.
  • 2) Burgstock, früher Braunsberg genannt, ein Haus mit einem gräfl. Lehengut und 7 k. Einw. Die Zehenten bezieht die Grundherrschaft, nur von einigen Morgen das| fürstl. Taxische Rentamt Buchau. Es stand hier ehedem eine Burg, Braunsberg genannt; Michael Hundbiß, Burger von Ravensburg, verkaufte Burgstall und Burghof 1428 an das Kloster Schussenried um 575 lb. Als das Schloß verfallen war, ließ das Kloster 1705 ein Jägerhaus an seine Stelle bauen, und den Besitzern einigen Grund und Boden, der vorerst ausgestockt und cultivirt werden mußte, dazu geben. Von dieser Zeit an wurde es „Burgstock“ genannt. Von seinen ehemaligen Bewohnern ist nichts bekannt. Burgstock, U.- und O.-Eggatsweiler, Krumbach und Figels gehörten vormals in den Bann der Grafschaft Friedberg: durch Vertrag von 1743 trat Friedberg die hohe Obrigkeit über diese, s. g. sieben oberen Höfe, an das Stift Buchau gegen verschiedene Cornelier-Güter ab.
  • 3) Figels, ein aus 2 Sternberg’schen Höfen bestehendes Gut, mit 12 k. Einw., Filial von Dürnau, Oberamts Riedlingen. Den Zehenten bezieht das fürstl. Taxische Rent-Amt Buchau.
  • 4) Krumbach, ein k. W. mit 14 Einw. bei Figels, aus 2 Sternbergischen Lehen bestehend, Filial von Moosheim, Oberamts Saulgau. Den Zehenten bezieht theils der Fürst Taxis, theils die Standesherrschaft, theils der Hospital zu Saulgau. Den kleinen Zehenten hat die Pfarrei Moosheim.
  • 5) Ober-Eggatsweiler, ehem. Gebratsweiler etc. genannt, ein k. W. mit 18 Einw., Filial von R. Die Zehenten bezieht die Grundherrschaft. Die Höfe wurden von dem Kloster Schussenried um 400 lb Heller 1435 von Hans Faber gekauft. Vergl. Reichenbach.
  • 6) Sattenbeuren, ein k. W., bestehend aus 6 nach Schussenried lehenbaren Bauernhöfen in einer schönen ebenen Lage an der Wasserscheide, mit 45 Einw., Filial von Reichenbach. Den Zehenten bezieht theils die Grundherrschaft, theils das fürstl. Thurn- und Taxische Rentamt Buchau. An die fruchtbaren Felder grenzt ein großes Ried, das man zum Torfstechen benützt, aber auch durch Grabenziehen und Austrocknen nunmehr zu cultiviren sucht. Der Weiler brannte| vor 10 Jahren fast ganz ab und hat nun neue geräumige Wohnungen. 1281 verkaufen Heinrich und Werner von Raderay ihre Höfe zu Sattenbüron an das Kloster Schussenried um 2 M. S. Ebendahin verkauft 1350 Hilprant von Stedgen (Stadion) seinen Hof zu S., den er von seinem Ahnherrn Walther von Buchau ererbt hatte. 1351 gibt Anna von Kunsegg zwei Höfe dahin. Was Hildbrand Wielin von Winnenden zu S. besaß, das brachte er dem Kloster 1367 bei seinem Eintritt in das Kloster zu.
  • 7) Unter-Eggatsweiler, ein k. W. mit 37 Einw., Filial von R., mit einer niedlichen Kirche. Den Zehenten bezieht die Grundherrschaft, einige Morgen ausgenommen, welche denselben nach Buchau liefern. U.-E. besaß früher eine eigene Pfarrei, welche von Schussenried aus versehen wurde, wie Reichenbach. 1372 verkauft Heinrich Offner, Bürger in Saulgau, sein Gut in Fulgenstadt um 34 lb Heller an die Stiftungspflege zum heiligen Georg in U.-E., und 1391 übergibt Herr Hans von Oberheim, wohnhaft in Saulgau, das Widdum, Kirche- und Kirchensatz, Zehent und Vogtei zu U.-E. um einen Jahrtag an das Kloster Schussenried. Von der alten Kirche und von einem Pfarrhause findet man jedoch keine Spur mehr. Die jetzige Kirche wurde 1725 erbaut. Die Baulast hat die nicht unvermögende Kirchenpflege. Es wurden jährlich einige Gottesdienste darin gehalten. Vergl. auch s. 70.