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Beschreibung des Oberamts Waldsee/Kapitel BW1

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1. Gemeinde Wolfegg,
1663 Einw.
  • 1) Wolfegg, ein kathol. Pfarrdorf mit einem fürstlichen Schloß und 161 Einw., 33/8 St. südlich von Waldsee, C. A. Waldsee, F. A. Altdorf. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Schulfond zu Wolfegg. Patron ist der Fürst. Die Grundlasten des Gemeindebezirks betragen einschließlich der von der Gemeinde Einthürnen, welche früher dazu gehörte, zusammen 3610 fl. in Geld und 3348 fl. in Natural-Abgaben. Davon bezieht der Fürst ungefähr 5775 fl., der Staat 615 fl., der Graf von Sternberg 200 fl.; das Übrige ist unter die Kirchenpflegen Wolfegg und Thann, die Armenverwaltung Waldsee, das Spital Neuthann, den Fürsten v. Salm-Dyck und mehrere andere Berechtigte vertheilt.| Wolfegg ist der Hauptort der vormaligen Grafschaft Wolfegg. Es ist dermalen fürstliche Residenz, Sitz der fürstlichen Domanial-Kanzlei mit einem Ober-Rentamt, Rentamt und einer Forst-Verwaltung, sowie eines königlichen Postamts. Es liegt an der Landstraße von Ravensburg nach Memmingen und nach Leutkirch, und an der Straße von Waldsee nach Wangen, auf einer gegen Süd- und Südwest eine reizende Aussicht gewährenden Anhöhe, 2100 P. F. über der Meeresfläche. Auf der nördlichen Spitze der Anhöhe steht das fürstliche Schloß, ein großes Viereck mit einem großen durch einen schönen Brunnen gezierten Hofraum, und von einer Mauer, welche auf der westlichen und südlichen Seite des Schlosses die Kirche, eine Apotheke, eine Brauerei, die Pfarr- und einige Beamten-Wohnungen und ausgebreitete Ökonomie-Gebäude umschließt, umgeben. Das Schloß brannte 1578 durch Unvorsichtigkeit ganz ab, wurde 1586 von dem Grafen Jakob wieder neu und schön aufgebaut, 1525 von den Bauern belagert (s. Waldsee S. 94), 1647 durch den schwedischen General Wrangel abermals eingeäschert und 1687, wie es jetzt steht, von dem Grafen Maximilian Franz wieder aus dem Schutt emporgehoben. Es enthält, neben vielen im neuesten Geschmack eingerichteten Zimmern, einen 168′ langen, 46′ breiten und 28′ hohen Rittersaal, mit 24 collossalen je mit den Kriegstrophäen jedes Zeitalters umgebenen Bildsäulen der Truchseßen v. Waldburg, welche einen sehr interessanten Anblick gewähren; eine durch mehrere Meisterwerke ausgestattete Gemälde-Gallerie; eine Gewehrsammlung mit einem seltenen Reichthum von Schießgewehren jeder Art aus verschiedenen Zeitaltern; ein Kunstkabinet mit Schnitz-Arbeiten von Holz und Bein, Glasmalereien, Mosaik-Arbeiten, technischen Instrumenten und Modellen und einer Conchylien-Sammlung; eine Büchersammlung von 12.000 Bänden, worunter einige seltene Werke sich befinden, und eine Kupferstichsammlung von 111.000 Blättern, welche sämmtliche Gegenstände dem Besuch der Fremden offen stehen. In dem Schlosse befindet sich auch das fürstliche Archiv, das Hauptarchiv des Waldburgischen Hauses, das| zwar nicht reich an alten Dokumenten, das älteste ist v. J. 1318, aber desto musterhafter geordnet ist.

Neben dem Schloß beginnt der 51/8 Morgen große Hofgarten mit schönen Anlagen, einem bedeutenden Gewächshause, einer Orangerie und schönen Obstpflanzungen, darunter auch Apricosen, Pfirsiche, und eine schöne Schießstätte etc. Außerhalb des Schloßhofraums befinden sich noch mehrere fürstliche Beamtenwohnungen, eine große fürstliche Schießstätte mit 6 Ständen und eben so vielen abgesonderten niedlichen Schießhäuschen mit einem freundlichen Schützenzimmer und Ladhaus, die fürstl. Tafernwirthschaft mit der Post und die fürstliche Schützenwirthschaft mit einer Ellenwaaren- und Spezereihandlung. Der ganze Ort besteht aus fürstlichen Gebäuden.

Die Pfarrkirche ist die Kirche des vormaligen Collegiatstifts Wolfegg, welche 1733 sehr geschmackvoll neu aufgebaut und zur Pfarrkirche bestimmt wurde. In derselben befindet sich auch die Gruft der fürstl. Waldburg-Wolfeggischen Linie. Die alte Pfarrkirche steht in dem Weiler Pfarr und wurde noch neben der obigen bis zur Auflösung des Stifts 1806 gebraucht. An der Pfarrkirche ist ein Pfarrer und ein Kaplan angestellt, In die Pfarrei gehören außer Wolfegg noch 21 Parzellen der Gemeinde, sowie der Ort Grund, Oberamts Ravensburg. Sämmtliche Pfarrorte haben ihre Schule zu Wolfegg, wo sich auch eine Industrie- und eine Zeichenschule befindet.

Das Collegiatstift wurde von dem Grafen Johann v. Sonnenberg gestiftet. Er hatte bei seinem siegreichen Zweikampfe, den er 1487 auf einem Heerzuge gegen die Republik Venedig unter dem Erzherzog Sigmund v. Österreich, Namens des Heers, mit dem Venetianer Antonio v. St. Severino bestand, die Stiftung eines Klosters gelobt, und löste dieses Gelübde 1500 durch die Stiftung eines Franziskaner-Klosters zu W., das 1519 von dem Truchseßen Georg III. in ein Collegium mit 1 Propst, 9 Weltpriestern, 4 Schuler und 1 Schulmeister verwandelt, und den 29sten August von Bischof Hugo von Constanz bestätigt wurde. Seine Dotation erhielt es aus den Einkünften der| Pfarrei Wolfegg, welche das Stift zu versehen hatte, aus dem Vogt-Recht und Zehenten zu Ellwangen und Wolfegg, dem großen Zehenten zu Gaishaus (ein Äquivalent für den Hof zu Reute) 7 Fuder Wein von Mörsburg, dem benöthigten Holz aus dem Altdorfer Walde u. a. An spätern Stiftungen erhielt es 1607 von dem Truchseßen Heinrich und seinem Bruder Froben das Vogtrecht zu Arnach, 1667 von Maximilian Wilibald, Grafen von Wolfegg, 8000 fl., von dem Grafen Ferdinand Ludwig 1730. 3400 fl., von dessen Gattin Anna, geb. v. Schellenberg, 3500 fl., von Graf Joseph Franz 1765. 800 fl., v. Graf Ferdinand Maria 1779. 600 fl. und von Graf Carl Eberhard 1797. 2625 fl. Im J. 1806 wurde das Stift aufgelöst und seine Einkünfte wurden 1809 zwischen der Krone und dem Fürsten abgetheilt. Die Baulast an der Kirche und an den Pfarrgebäuden hat seitdem der Staat, welcher auch die Cultkosten zu bestreiten hat. Ein von den Besitzern von Wolfegg, besonders von dem Grafen Joh. Ferdinand, Dompropst zu Constanz 1760, von dem Grafen Carl Eberhard 1797 und von dem verstorbenen Fürsten Joseph Anton 1804 gestifteter Schulfond, welcher bereits einen Capitalstock von 25.600 fl. hat, gewährt den Lehrern zu Wolfegg ihren Gehalt, den auswärtigen Lehrern in der Grafschaft Unterstützungen und bezahlt das Schulgeld und die nöthigen Bücher für arme Kinder in der Grafschaft. Außer diesem Schulfond bestehen zu Wolfegg für die Angehörigen der Grafschaft folgende Stiftungen: 1) der Hospital Neuthann, dessen Verhältnisse bei Neuthann auseinander gesetzt sind; 2) der Armenfond, durch den Grafen Carl Eberhard, 17ten October 1797, mit einem Capitalstock von 8000 fl. fundirt, der sich durch weitere Zuschüsse bis jetzt auf 29.240 fl. erhöht hat. Aus demselben erhalten die Orts-Armenkassen der Grafschaft Zuschüsse, auch werden alle Armen-Curkosten der Angehörigen aus derselben bezahlt, 3) eine von dem Grafen Johann Ferdinand 1760 mit einem Capital von 5000 fl. fundirte Studien- und Handwerks-Lehrlings-Stiftung, welche jetzt einen Fond von 18.700 fl.| hat, und aus welcher Studirende jährlich 110 fl., Handwerks-Lehrlinge 25 fl. und Mädchen zu Erlernung weiblicher Arbeiten 10 fl. erhalten. Erstere und letztere Stiftung steht unter der Aufsicht eines fürstlichen Administrationsraths und unter der Oberaufsicht der Kreis-Regierung, der Armen- und Schulfond aber wird von dem Stiftungsrath in Wolfegg unter der Aufsicht des gemeinschaftlichen Oberamts verwaltet.

Die Gemeinde-Verwaltung ist auch hier bei dem Bestehen von Real-Gemeinde-Gerechtigkeiten sehr einfach und die öffentlichen Bedürfnisse müssen durch Umlagen gedeckt werden. Das Klima in der ganzen Gemeinde ist schon rauh, der Boden meist mittelmaßig und gering. Neben Ackerbau und Viehzucht werden auch die gewöhnlichen Gewerbe und von dem weiblichen Theile der Bevölkerung Mousselinstickerei getrieben. Neben dem Schloßgarten befindet sich ein fürstlicher Hopfengarten. Sein Brunnenwasser erhält Wolfegg durch ein Druckwerk aus dem östlichen Thälchen.

Die jetzige Gemeinde Wolfegg bildete früher „das Gericht Wolfegg“. Über die frühere Geschichte von Wolfegg und den Wechsel der Besitzer fehlen uns die Urkunden ganz; wir finden bloß in einer Urkunde des Klosters Weissenau, daß vor dem Ende des 12ten Jahrhunderts Adelheid v. Wolfegg nach dem Tod ihres Gatten Burkhard v. Wolfegg und nach Ermordung ihres Sohnes dem Kloster die Mühle unterhalb des Schlosses Wolfegg, in welcher wir entweder die Herrenmühle in Höll oder die Schachenmühle vermuthen, schenkt. Zu derselben Zeit, und wahrscheinlich in Ermanglung näherer Erben von Burkhard und Adelheid von Wolfegg, scheint die Herrschaft an Mangold von Otterswang gekommen zu seyn. Durch dessen einzige Tochter, welche an einen Grafen von Aichelberg verheirathet war, kam sie an die Grafen von Aichelberg, von diesen an die Grafen v. Neuffen und sofort 1338 durch Heirath der Erbtochter Clara von Neuffen an den Truchseßen Hans von Waldburg, unter dessen Nachkommen sie bei der Theilung im Jahr 1429 das Erbtheil einer eigenen Linie, der Waldburg-Wolfeggischen Linie, wurde, s. o. Im J. 1489| wurde sie von dem Truchseßen Johann, Grafen v. Sonnenberg, dem Kaiser Friedrich zu Mannslehen aufgetragen, im J. 1499 aber, weil der Graf keinen Sohn hatte, in ein Kunkellehen verwandelt.

Auf der Markung Wolfegg liegt das Mooshäusle, dessen Bevölkerung und übrige Verhältnisse unter denen Wolfeggs begriffen sind.

  • 2) Altthann, ein k. Pfarrweiler mit 126 Einw. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Staat vom Collegiatstift Wolfegg her. Patron ist der Fürst.

    Altthann liegt auf einem fast nach allen Seiten sehr steil abdachenden Bergrücken und bietet in seiner hohen Lage mit seiner Kirche und Pfarrhaus, die auf der höchsten Spitze stehen, einen sehr malerischen Anblick dar. Der Ort hat eine Schule für die Pfarrgenossen und eine Schildwirthschaft. Das Wasser bekommt er durch ein erst neuerlich in der Mitte des Altthanner Berges angelegtes Wasserwerk. Er besteht aus 6 fürstlichen Lehengütern, 4 fürstlichen Lehensölden, einem Staatslehengut, 8 der Kirchenfabrik angehörigen und einem eigenen Gut. Die Pfarrei besteht aus den Parzellen Altthann, Gaishaus, Höll, Hofs, Neuthann, Bainders und Stadels. Sie wurde 1509 dem Collegiatstift Wolfegg einverleibt; der Propst des Letztern war Pfarrer allda, ließ aber die Pfarrei durch einen Stiftsgeistlichen von Wolfegg aus versehen, und kam selber nur an den Donnerstagen zum Messelesen dahin. In Folge eines von dem bischöflichen Ordinariat in Constanz zu Gunsten der Gemeinden entschiedenen Prozesses mußte 1781 ein eigener Pfarrer mit einer von dem Stift gegen den Bezug der Zehenten und den Genuß der Pfarrgüter demselben zu leistenden Competenz, angestellt werden. Die Kirchenpflege hat ein Capital-Vermögen von 4000 fl, die Baulast an Kirche und Pfarrhaus hat der Staat. An der Stelle der Kirche und des Pfarrhauses stand ehedem die Burg „Tann“ auch Hohentann genannt. Noch ist der Hügel, worauf jene stehen, von dem Weiler durch einen Graben getrennt, über welchen eine Brücke führt, auch bemerkt man noch sonstige Spuren| der ehemaligen Burg. Diese Burg war mit der Waldburg die Wiege des fürstlichen Hauses Waldburg, und wie man aus dem ursprünglichen Waldburgischen Wappen schließen möchte – eine Tanne und Tannzapfen – die ältere Stammburg. Von ihr nannten sich die Herren v. Waldburg früher auch Herren von der Tanne. Eine Zeitlang waren auch die Schenken von Winterstetten im Besitze der Burg und schrieben sich ebenfalls davon. Wahrscheinlich kam sie durch Gutta, Tochter Heinrichs v. Waldburg und Gattin Eberhards von Winterstetten, an diese. Denn Eberhard war der erste Winterstetten, welcher sich von der Tanne schrieb.[1] Von ihm kam sie an den berühmten Conrad v. Winterstetten, seinen Sohn, welcher sich Conrad v. d. Tanne, Schenk v. Winterstetten, schrieb, auch wie sein Vater die Tanne im Wappen führte,| 1241 auf dieser Burg starb und zu Baindt begraben wurde, s. u. Ohne Zweifel rührt hievon die irrige Vermuthung, welcher jede urkundliche Nachweisung fehlt, her, daß die Herren und Schenken v. Winterstetten mit den Truchseßen v. Waldburg einen gemeinschaftlichen Stammvater gehabt haben.

    Nach Conrads v. Winterstetten Tod kam die Burg in den Besitz seines Tochtermanns, Conrads v. Schmalnegg, und nach dessen Tode 1244 in den seines Sohnes Rudolph, s. Winterstetten. Nachdem letzterer gestorben war, kam sie durch Heirath in den Besitz der v. Schellenberg, s. Arnach. 1287 schrieb sich Marquard v. Schellenberg Herr v. Hohenthann; 1380 verkauft Margaretha v. Schellenberg und Lutrach zu Hohenthann ein Gut zu Arnach an einen Bürger zu Waldsee. Von den v. Schellenberg kam sie wieder an die Truchseßen von Waldburg. Am St. Thomastag 1444 trägt Eberhard, Truchseß, den Burgstall Altthann, sammt 5 Gütern, nämlich 2 Höfen in dem Vorhof und 3 im Thal, dem Kaiser Friedrich zu Lehen auf. Noch jetzt existirt eine ihre Abstammung von Thann ableitende Familie de Pinos in Spanien, zu welcher der Erzbischof von Amasien und Administrator von Lyon de Pinos, welcher sich vor 6 Jahren hier befand, gehört, und Dupin in Frankreich. Die Richtigkeit der Abstammung lassen wir dahin gestellt seyn.
  • 3) Annaburg, ein Hof mit 10 kathol. Einw., Filial von Wolfegg. Den großen Zehenten bezieht das fürstl. Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Der Hof erhielt seine Benennung von der Gräfin Anna v. Wolfegg, geb. v. Schellenberg, welche dieses Gut von dem Truchseßen Eberhard Ludwig zu Anfang des vorigen Jahrhunderts empfangen hat.
  • 4) Bachtelhalden, ein Hof mit 2 k. E., Filial von Wolfegg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Staat. B. wurde von dem Truchseß Jakob 1581 von mehreren Besitzern erkauft.
  • 5) Berg, ein k. W. mit 88 Einw., Filial von Wolfegg. Den großen und kleinen Zehnten bezieht der Staat.| Der Weiler besteht aus 7 fürstl. Lehen, 2 fürstl. Söldgütern und 4 Beisitzer-Familien. Das Klima ist rauh und der Boden und die Fruchtbarkeit gering.
  • 6) Binzen, ein k. W. aus 2 fürstl. Lehengütern bestehend, mit 16 Einw., Filial von Molpertshaus. Einen Theil des großen Zehentens bezieht die Kirchenfabrik Molpertshaus, den übrigen, sowie den kleinen Zehenten der Graf Erbach-Wartemberg-Roth.
  • 7) Boschenmühle, ein Hof und Mühle mit 6 kath. Einw., Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht das fürstliche Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach.
  • 8) Boschers, ein k. W. mit 38 Einw., aus 1 fürstl. Lehen und 1 eigenthümlichen Gut bestehend, im Übrigen wie bei 7.
  • 9) Brenden, ein k. W. mit 40 Einw., Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht das fürstl. Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Der Weiler besteht aus 2 fürstlichen und einem vormals Collegiat-Stift Wolfeggischen, nun Staats-Lehen. Von den beiden erstern wurde eines von der Herrschaft Wolfegg 1724 von einem Privaten, das andere 1752 von dem Kloster Weissenau erkauft; das letztere aber 1752 an das gedachte Collegiat-Stift gebracht.
  • 10) Brunstgruben, ein fürstl. Lehenhof mit 5 kathol. Einw., Filial von W. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Staat.
  • 11) Eckhäusle, ein einzelnes Haus mit 2 k. Einw., Filial von Bergatreute. Das Übrige wie bei 10.
  • 12) Frohnhof, ein W. mit 12 kath. Einw., aus 2 fürstl. Lehengütern bestehend, Filial von Röthenbach mit schlechtem Boden. Den großen Zehenten bezieht die Pfarrei Immenried, Oberamts Wangen, den kleinen die Pfarrei Röthenbach.
  • 13) Gaishaus, ein k. W. mit 93 Einw., Filial von Altthann. Den großen und kleinen Zehenten bezieht theils der Staat, theils der Graf Erbach-Wartemberg-Roth. Der Ort| hat eine vor 100 Jahren auf Kosten der Gemeinde erbaute, 1793 zu Ehren des h. Antonius geweihte Kapelle zur Privat-Andacht, ohne Vermögen und Einkommen. Er besteht aus 1 Staats- und 10 fürstl. Lehengütern und 3 fürstl. Lehensölden. 1276 verkauften die Schenken v. Schmalnegg-Ittendorf und v. Winterstetten-Otterswang den Ort an das Kloster Weingarten, von wo aus er an die Truchseßen v. Waldburg kam; 1519 überläßt der Truchseß Johann Graf v. Sonnenberg, Herr zu Wolfegg, dem dortigen Collegiatstift den Zehenten allda.
  • 14) Ganszürnen, ein Hof mit 8 k. Einw., Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht die Pfarrei Immenried, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Der Hof, aus 2 Gütern bestehend, wurde 1583 von der Herrschaft Kißlegg dem Truchseßen Jakob überlassen.
  • 15) Giras, ein Hof mit 9 k. Einw., Filial von Bergatreute. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Graf Erbach-Wartemberg-Roth.
  • 16) Grimmenstein, ein zehentfreier fürstl. Cameralhof mit 6 k. Einw., Filial von Wolfegg.
  • 17) Grünenberg, ein fürstl. Lehenhof mit 6 k. Einw., Filial von Wolfegg. Für den großen und kleinen Zehenten wird dem Rentamt Wolfegg ein Surrogatgeld bezahlt.
  • 18) Höll, ein k. W. mit 22 Einw., an der Ach und Vicinalstraße von Wolfegg nach Waldsee in einer tiefen Thalschlucht, Filial von Altthann. Den großen und kleinen Zehenten beziehen theils der Staat, theils die Pfarrei Altthann. Als fürstl. Lehen und bestandweise verliehene Gewerbe bestehen daselbst: eine Papierfabrik, eine Mahlmühle, eine Säge- und Ölmühle, eine Hammerschmiede; ferner eine fürstl. Lehensölde. Die Mahlmühle wurde 1576 von der Stadt Überlingen angekauft.
  • 19) Hofs, ein fürstl. Lehengut mit 4 k. Einw., Filial von Altthann. Die übrigen Verhältnisse wie zu Gaishaus.
  • 20) Hofstatt, ein fürstl. Lehenhof mit 9 k. E., Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht das fürstliche| Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Der Hof wurde 1527 von Privaten mit allen Rechten und Zugehörungen gekauft.
  • 21) Katzenthal, ein fürstl. Lehenhof mit 5 k. Einw., Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht das fürstl. Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Das Gut kam 1583, mit Ausnahme des Zehenten, von der Herrschaft Kißlegg an Wolfegg.
  • 22) Klösterle, ein einzeln stehendes Haus mit 8 k. E., das durchaus die Verhältnisse von Witschwende theilt.
  • 23) Löchle, eine fürstliche Lehensölde mit 5 k. Einw., Filial von Wolfegg. Die Zehenten bezieht der Staat.
  • 24) Loretto, eine Kapelle mit einem von dem Meßner der Kapelle bewohnten Haus auf der Markung von Wolfegg, und einer sehr angenehmen und weiten Aussicht. Die Kapelle liegt auf einer reizenden Anhöhe, 2152 P. F. über der Meeresfläche. Sie wurde 1707 von dem Truchseßen Ferdinand Ludwig, Grafen v. Wolfegg, zur Privat-Andacht gestiftet, und, nachdem ein aus Loretto in Italien empfangenes Bildniß der Maria dahin übersetzt worden, 1711 eingeweiht. Die Kapelle erhielt nachher noch manche Stiftungen, namentlich von Mitgliedern des gräfl. Hauses, so daß sich der Capitalstock derselben jetzt auf 8.400 fl. beläuft.
  • 25) Maierhof, ein k. W. mit 11 Einw., Filial von Wolfegg, aus 2 fürstl. Lehengütern bestehend, wovon den großen und kleinen Zehenten, welcher ehedem dem Kloster Weingarten gehörte, der Staat bezieht.
  • 26) Molpertshaus, ein k. Pfarrweiler an der Vicinalstraße von Waldsee nach Leutkirch, mit 73 Einw.; den größten Theil des großen und kleinen Zehentens bezieht der Graf v. Erbach-Wartemberg-Roth, einen Theil der Staat und von 311/2 M. die Orts-Kirchenpflege den großen Zehenten. Die Grundherrschaft ist zwischen dem Fürsten v. Waldburg-W.-W. und den Grafen v. Sternberg und E.-W.-Roth getheilt; Letzterer ist auch Patron. Es gehören nämlich von den Gütern daselbst ein Lehengut und eine Lehensölde dem| Fürsten von W. W. W., 6 Höfe dem Grafen v. Sternberg-Manderscheid, und ein Widdumgut sammt einer Sölde und einem Heiligengut dem Grafen v. Erbach-W.-Roth. Durch die K. Declaration vom 10. Febr. 1831, Beil. II., wurde jedoch der Ort für den Zweck der Ausübung der Gerichtsbarkeit und Polizei-Gewalt ganz den standesherrlichen Besitzungen des Fürsten zugeschieden, was auch den frühern Verhältnissen entspricht. 1564 wurde zwischen der Herrschaft Wolfegg und den beiden Klöstern Roth und Schussenried ein Vergleich abgeschlossen, nach welchem 1) der Kirchensatz dem Gotteshaus Roth, 2) der niedere Gerichtszwang auf des Klosters Schussenried eigenen Gütern, ebenso im innern und äußern Etter, auch außerhalb desselben auf seinen Gütern zu Holz und Feld dem Kloster Schussenried, dem Kloster Roth aber nur auf seinen 3 Gütern im innern Etter; dagegen 3) der Herrschaft Wolfegg die hohe Obrigkeit im innern und äußern Etter, auch außerhalb derselben auf ihren eigenen, sowie auf des Klosters Roth im äußern Etter gelegenen Gütern die niedere Gerichts- und forstliche Obrigkeit zustehen solle. In die Pfarrei gehören: Binzen, Poppenhaus und Roßberg, Engetweiler und Furth, Menisweiler und Ober-Urbach, Unter-Urbach und Greuth; Einthürnen und Zwings. Die Pfarrgenossen theilen auch die Schule zu M. Früher wurde, wie bei Heisterkirch bemerkt ist, M. mit dem Filial Gwigg durch einen Kloster Roth’schen Conventualen als Hülfspriester in Heisterkirch versehen, welcher in den beiden Filial-Kirchen an Sonn- und Feiertagen abwechselnd Pfarr-Gottesdienst zu halten hatte; erst 1763 wurde ein eigenes Pfarr-Vicariat daselbst errichtet und solches 1803 sammt Gwigg und Zugehör zur eigenen Pfarrei erhoben. Bei der Vereinigung des Pfarrsprengels Bergatreute 1810 wurden die Filiale Gwigg, Giesenweiler, Thal, Giras und Sommers nach Bergatreute und die von Greuth und Ober-Urbach dagegen hierher eingetheilt. Der Ort liegt in einer Ebene; die sehr geräumige und helle Kirche, ein 1767 neu erbautes hübsches Pfarrhaus, und ein gutsherrliches Ökonomie-Gebäude stehen auf einem Hügel und gewähren eine schöne Aussicht. Mit einem| Meßnerhaus ist eine neu angebaute Schulstube verbunden. Die Baulast an Kirche und Pfarrhaus hat der Graf Erbach-W.-Roth. Klima und Boden sind rauh und wenig fruchtbar, besonders fehlt es an Wieswachs. Neben Ackerbau und Viehzucht treibt der weibliche Theil der Bevölkerung besonders auch Mousselinstickerei, der Ort hat auch eine Schildwirthschaft.

    M. hatte früher eigene Edle: in einem Verzeichnisse der Dienstleute der Grafen v. Grüningen-Landau vom Jahr 1340 bei Sattler (Gr. I. S. 35) wird aufgeführt: Hilprandes von Molbranshusen Sohn der hett Herr Cun von Steegen eine (Tochter). 1371 schenkt Hans v. Molbrectshus seine 7 Höfe zu M. mit dem merum imperium dem Kloster Schussenried und 3 andere Höfe überließ er für 500 Pf. Heller an eben dasselbe. Kirchensatz und Widdum gehörten den Schenken v. Winterstetten und Otterswang, welche solche 1362 an die Reichs-Abtei Roth verkauften, s. Heisterkirch. Wie die Herrschaft Wolfegg in den Besitz ihrer Güter und Rechte zu M. kam, ist unbekannt.
  • 27) Mühlberg, ein fürstl. Lehenhof mit 5 k. Einw. Er gehört zu der Parzelle Neckenfurt und theilt ganz deren Verhältnisse.
  • 28) Neckenfurt, ein k. W. mit 27 Einw., Filial von Wolfegg. Den großen Zehenten bezieht theils der Staat, theils der Schulfond zu Wolfegg, den kleinen theils der letztere, theils die Pfarrei Röthenbach. Der Weiler besteht aus 2 fürstl. Lehen- und 2 fürstl. Sold-Gütern, einem vormals Stift Wolfegg’schen, nun Staats-Lehen, und einer eigenen Sölde. 1290 verkaufte Heinrich der Stammler seine Güter zu N. an das Kloster Weingarten, von welchem sie die Herrschaft Wolfegg an sich brachte.
  • 29) Neuhaus, ein fürstl. Lehengut mit 7 k. Einw., Filial von Einthürnenberg, Oberamts Wangen, wohin auch die Kinder in die Schule gehen. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die dortige Pfarrei. Es wurde 1717 von Martin Straub von Röthenbach gekauft.|
  • 30) Neumühle, eine f. Mahlmühle an der Ach, mit einem kleinen Lehengut und 8 k. Einw., Filial von Wolfegg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht theils der Staat, theils der Schulfond in Wolfegg. Der gegenwärtige Besitzer Ott hat die Mühle nach Art der neuen Kunstmühle zu Berg bei Stuttgart eingerichtet.
  • 31) Neuthann, ein k. W. mit 35 Einw., Filial von Altthann. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei Bergatreute. Neuthann liegt in der Mitte eines Altthann gegenüber aufsteigenden Berges und ist von jenem nur durch die enge Thalschlucht der Ach getrennt. Es gewährt ein äußerst romantisches Ansehen, das durch die vielen und fruchtbaren Obstbäume, mit welchen es umgeben ist, bedeutend gewinnt. Es hat einen Spital und eine Kirche oder Capelle mit einer Pfarr-Caplanei, wovon der Fürst das Patronatrecht hat. Das Spitalgebäude ist das ehemalige Schlößchen Neuthann. Dieses Schlößchen wurde von dem Truchseßen Ferdinand Ludwig, Grafen zu Wolfegg, sammt den dazu gehörigen Gütern 1730 von Ernst v. Altmannshausen gekauft und vermöge Stiftungsbriefs vom 18. Mai 1733 zu einem Hospital für die Angehörigen der Grafschaft Wolfegg verwendet, in welchem arme Leute und Waisen, die sich Alters oder Gebrechen halber nicht mehr ernähren oder erhalten mögen, auf- und eingenommen, und allda unterhalten werden sollen. Diese wohlthätige Stiftung erhielt einen ansehnlichen Zuwachs 1) durch eine Stiftung der Gattin des Stifters, Anna, geb. Freifrau v. Schellenberg von 1000 fl., welche dieselbe schon in ihrem Testamente vom 12. Juni 1730 dazu vermacht hat; 2) durch ein Legat von 3600 fl. zur Sustentation eines beständigen Priesters, 1755 von dem Truchseßen Johann Ferdinand, Domprobst zu Constanz; 3) von der Gräfin M. Antonia, Stiftsdame zu Buchau, 1756/60 – 7000 fl.; 4) von Carl Eberhard, Graf v. Wolfegg 1779 – 1200 fl., und 1797 6000 fl. und endlich 5) von M. Bernardina, Gräfin von Wolfegg 1814 – 2000 fl., so daß dieselbe nunmehr einen Capitalstock von 32.434 fl., und an Grundstücken 60 Morgen| Acker, 65 M. Wiesen, 17 M. Viehweiden, 2 M. Gärten und 55 M. Waldungen, welche sämmtlich durch einen Spitalvater mit Beihülfe der arbeitsfähigen Hospitaliten umgetrieben werden, besitzt; dermalen werden 37 Pfründer beiderlei Geschlechts darin unterhalten. Die Einrichtung ist musterhaft und hat durch den gegenwärtigen Spitalmeister (oder Vater) Angele, einen tüchtigen Ökonomen, welcher die größte Ordnung und Reinlichkeit handhabt, bedeutend gewonnen.

    Die kleine niedliche, mit den Bildnissen des Stifters und seiner Gattin gezierte Kirche wurde 1738 an den Spital angebaut und 1755 erstmals mit einem Priester versehen. Den Grund zu der Caplaneistiftung legte S. Cath. Großmann 1753 durch ein Vermächtniß von 1000 fl., wozu 1755 die oben erwähnte Stiftung von 3600 fl. kam. Die Capelle war der Mutterkirche Bergatreute zugetheilt, wurde aber 1811 davon getrennt und zur Pfarrcaplanei erhoben. Den 21. Mai 1833 wurde die Säcularfeier der Stiftung dieses Spitals von dem gegenwärtigen fürstlichen Ehepaar unter Zuziehung sämmtlicher fürstlichen Beamten auf eine würdige Weise begangen. Bei dem Spital steht ein alter Thurm. Schon in ältern Zeiten stand hier auch eine Burg, Neuthann genannt. Ohne Zweifel gehörte sie, wie Altthann, zu den ursprünglichen Waldburgischen Besitzungen (s. Altthann), kam aber in andere Hände. 1389 verkauft Walter v. Hohenfels die Burg Thann, genannt Neuthann, die Kirchensätze zu Wolfatz und Ziegelbach, das Dorf Ziegelbach, den Weiler zu Himbach und das Dorf Witschwende an Conrad Faber, Bürger zu Waldsee, für 1400 Pfd. Hlr. Von ihm ging die Besitzung durch verschiedene Hände, 1581 kaufte sie der Truchseß Jakob, Graf von Wolfegg, für 15.700 fl., verkaufte sie aber wieder an die von Altmannshausen, bei welchen sie dann auch bis 1730 blieb, wo sie Ernst von Altmannshausen wieder an den Truchseßen Ferdinand Ludwig verkaufte.
  • 32) Oberhof, ein fürstl. Lehengut mit 8 Einw., Filial von Röthenbach. Die Zehenten bezieht das Rentamt Kißlegg. Es wurde 1502 von Joseph Stadelmann von Furth eingetauscht.|
  • 33) Oppenreute, ein k. W., bestehend aus 6 fürstl. Lehen- und 5 Söldgütern, mit 51 Einw., Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht das Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach.
  • 34) Pfarr, ein k. W. mit 40 Einw., Filial von Wolfegg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Schulfond von da. Der Weiler besteht aus 5 fürstlichen, einer Kirchen-Fabrik-Lehensölde und 2 Beisitzern, und hat seine Benennung Pfarr von der oben erwähnten alten Wolfegger Pfarrkirche daselbst. Die übrigen Verhältnisse sind wie die zu Wolfegg.
  • 35) Poppenhaus, ein fürstl. Lehengut mit 9 kathol. Einw., Filial von Molpertshaus. Den großen und kleinen Zehenten bezieht theils der Fürst, theils der Graf Erbach-W.-Roth. 1487 hat die Herrschaft Wolfegg von Ulrich Lang, Bürger zu Altdorf, mehrere Güter an sich gekauft. Einen Theil der Zehenten kaufte 1439 das Kloster Waldsee. Dieser Theil kam mit Aufhebung des Klosters 1787 an die Herrschaft Wolfegg.
  • 36) Premen, ein fürstl. Lehengut mit 10 kath. Einw., Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht das Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Der Hof wurde 1495 von Martin Rogg zu Speck der Herrschaft Wolfegg für 235 Pfd. Heller überlassen.
  • 37) Reute, ein k. W. mit 14 Einw., aus 2 fürstl. Lehengütern bestehend, Filial von Röthenbach. Den großen Zehenten bezieht das Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Der Hof wurde 1683 von Michael Menner für 1000 fl. angekauft.
  • 38) Röthenbach, ein k. Pfarrweiler mit 140 Einw.; Zehent- und andere Verhältnisse, wie bei Reute. Patron ist der Fürst. Der Weiler besteht aus 16 fürstl. Lehen- und 7 Söldgütern, welche 1566, 1581, 1666, 1680, 1684, 1688, 1692 und 1714 angekauft worden, aus 4 vormals Stift Wolfeggischen 1676–1694 und 1745 angekauften Lehen, nun Staatslehen, einer eigenthümlichen Sölde und einem| Beisassen. Boden und Fruchtbarkeit sind gering und die Einwohner großentheils arm; Mousselinstickerei. – Der Ort hat eine Kirche, ein Pfarrhaus, ein Schul- und Meßnerhaus und eine Schildwirthschaft, und ist nach mehreren Brandfällen nun fast ganz neu aufgebaut. Die Baulast an Kirche und Pfarrhaus hat die Kirchenpflege. In die Pfarrei gehören, außer Röthenbach – Boschenmühle, Boschers, Brenden, Frohnhof, Ganszürnen, Hofstatt, Katzenthal, Oberhof, Oppenreute, Premen, Reute, Schlegelberg, Siggen, Speck, Staig, Tannen und Zürnen; ferner im O. A. Ravensburg: Dingler und Forst; im O. A. Wangen: Hinter- und Vorder-Moos, O.- und U.-Tiefenthal und Siggen. Die Kirche war ehedem eine Filial-Kirche von Einthürnenberg. 1783 wurde sie zur Pfarrkirche erhoben und anfänglich von dem Collegiatstift Wolfegg excurrendo versehen, 1789 aber mit einem eigenen Pfarrvikar besetzt, nachdem 1785 die Kirche neu aufgebaut und 1789 das Pfarrhaus hergestellt war. 1793 erhielt sie einen eigenen Pfarrer. Die Kirchenpflege fand einen besondern Wohlthäter an dem Grafen Carl Eberhard v. Wolfegg, welcher derselben ein Capital von 3072 fl. vermachte.
  • 39) Roßberg, ehemals Furth genannt, ein fürstl. Lehengut mit Schildwirthschafts-Gerechtigkeit und 8 k. Einw., Filial von Molpertshaus. Den großen und kleinen Zehenten bezieht theils das Rentamt Wolfegg, theils der Graf von Erbach-W.-Roth.
  • 40) Röthenbach, ein großer fürstl. Lehenhof mit fürstl. Schildwirthschaft und 10 k. Einw., Filial von Wolfegg. Den großen Zehenten bezieht das Rentamt Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach.
  • 41) Saamhof, ein zehentfreies großes fürstl. Lehengut mit 5 k. Einw., Filial von Wolfegg.
  • 42) Sailers, ein fürstl. Lehenhof mit 4 kath. Einw., Filial von Einthürnenberg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die dortige Pfarrei.
  • 43) Schachen, ein Haus mit einem fürstl. Söldgütle und 3 k. Einw., Filial von Wolfegg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Schulfond zu Wolfegg.|
  • 44) Schachenmühle, eine Mahlmühle mit einem kl. Lehengut, Filial von Wolfegg, mit 5 k. Einw. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Schulfond von W. Über die Schenkung der Adelheid von Wolfegg an das Kloster Weissenau, s. S. 120. Das Kloster verkaufte die Mühle 1344 wieder, und 1558 finden wir sie im Besitze der Herrschaft Wolfegg.
  • 45) Schafhof, ein fürstl. Lehenhof mit 13 k. Einw., Filial von Wolfegg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Schulfond zu W.
  • 46) Schlegelsberg, ein k. W. mit 10 Einw., Filial von Röthenbach, aus 2 fürstl. Lehengütern bestehend, wovon die Pfarrei Immenried den großen, die Pfarrei Röthenbach aber den kleinen Zehenten bezieht und welche 1583 von der Herrschaft Kißlegg dem Truchseßen Jakob, Herrn zu Wolfegg, überlassen wurden.
  • 47) Speck, ein k. W. mit 22 Einw., Filial von Röthenbach. Der Weiler besteht aus 3 fürstl. Lehen und einem eigenen Gut. Die Zehentverhältnisse wie bei 46.
  • 48) Stadels, ein fürstl. Lehenhof mit 4 Einw., Filial von Altthann. Den großen und kleinen Zehenten beziehen der Staat und der Graf v. Erbach-W.-Roth. Im J. 1009 schenkt Herzog Welf am Begräbnißtag seines Vaters dem Kloster Weingarten Stadelen.
  • 49) Staig, ein k. W. mit 23 Einw., aus 3 fürstl. Lehengütern und einer fürstl. Lehensölde bestehend, Filial von Röthenbach. Zehentverhältnisse wie bei 46.
  • 50) Thal, ein kath. W. mit 43 Einw., aus 4 fürstl. Bauerngütern und einer fürstl. Sölde nebst einer Mahlmühle – der Thalmühle – bestehend, Filial von Bergatreute. Den großen und kleinen Zehenten bezieht theils der Bauer Martin Bendel von Forst, theils der Graf v. Erbach-W.-Roth. 1318 verkauft Albrecht, Schenk v. Beyenburg, Chorherr zu Constanz, 2 Güter und den Mühlstadel an das Chorstift Waldsee, bei dessen Aufhebung sie 1787 der Fürst an sich brachte.|
  • 51) Thannen, ein Hof aus 2 fürstl. Lehengütern bestehend, mit 13 k. Einw., Filial von Röthenbach. Den kleinen Zehenten bezieht die dortige Pfarrstelle, für den großen wird ein Zehent-Surrogatgeld an das fürstliche Rentamt Wolfegg bezahlt.
  • 52) Vensers, ein k. Lehenhof mit 8 k. Einw., Filial von Einthürnenberg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die dortige Pfarrei.
  • 53) Wäsch, eine fürstl. Lehensölde mit 10 k. Einw., Filial von Wolfegg. Die Zehenten bezieht die Standesherrschaft.
  • 54) Wassers, ein k. W. mit 202 Einw., Filial von Wolfegg. Den großen und kleinen Zehenten bezieht theils der Staat, theils der Schulfond und die Kirchenpflege Wolfegg. Der Weiler besteht aus 7 f. Lehengütern, 20 f. Sölden und einer der Kirchenfabrik Wolfegg zustehenden Sölde nebst einer Sägemühle, und liegt in dem romantischen durch die Aach bewässerten Thälchen unter Wolfegg an der Landstraße von Ravensburg nach Wurzach und Memmingen. Es befinden sich hier viele Gewerbtreibende, die vorzüglich von Wolfegg ihren Unterhalt ziehen.
  • 55) Weissenbronnen, ein Haus mit 2 k. E., Filial von W., mit einer Steinsäge und einem Kalkofen, s. S. 26.
  • 56) Witschwende, ein k. W., dermalen der Sitz des Schultheißen der Gemeinde Wolfegg, mit 143 Einw., Filial von Bergatreute. Den großen und kleinen Zehenten beziehen der Staat, der Graf von Erbach-W.-Roth und der Bauer Martin Bendel von Frost, der erstere auch ein Heusurrogatgeld. Der Weiler besteht aus 19 f. Lehengütern und f. Sölden und einer eigenen Sölde. Der Ort war eine Zugehör der Burg Neuthann, s. o. Durch Vergleich vom 26. Septbr. 1587 mit der österr. Landvogtei erhielt Waldburg die hohe Obrigkeit innerhalb Etters zu Witschwende.
  • 57) Ziegelstadel, ein k. W. mit 8 Einw., Filial von Wolfegg, zehentfrei.
  • 58) Zürnen, ein f. Lehenhof mit 8 k. Einw., Filial von Röthenbach. Den großen Zehnten bezieht das Rentamt| Kißlegg, den kleinen die Pfarrei Röthenbach. Das Gut war zum halben Theil Mannslehen der Herrschaft Kißlegg und wurde 1602 von Hans Ulrich v. Schellenberg und den Gebrüdern v. Baumgarten als Inhabern v. Kißlegg der verwittweten Gräfin Johanna v. Wolfegg, geb. Gräfin von Zimmern, überlassen.


  1. Es ist übrigens zweifelhaft, ob dies der Winterstettische und nicht vielmehr ein Waldburgischer Eberhard war. Nach allen Umständen muß man annehmen, daß die Waldburg sich lange noch von Tanne geschrieben haben, nachdem sie die Burg Tann nicht mehr besaßen, oder daß ihnen, was wahrscheinlicher ist, eine zweite Burg Tann, die der Burg Altthann gegenüber liegende Burg „Neuthann“, noch längere Zeit geblieben ist. Denn nur auf diese Weise lassen sich die verschiedenen urkundlichen Namen und Angaben erklären, wovon wir folgende anführen:
    1181  stehen als Zeugen in der Stiftungs-Urkunde des Klosters Waldsee: Bertoldus et Everardus de Thanne,
    vermuthlich Brüder, und nach ihnen Heinricus de Winthersteden. Diese beiden von Tanne waren ohne Zweifel Waldburger.
    1189  erscheinen Conrad und Eberhard, wahrscheinlich Brüder, erstmals als „Schenken“ von Winterstetten, s. o.
    1214  steht als Zeuge in einer Denkendorfer Urkunde von K. Friedrich: Eberhardus Dapifer de Tanne, ohne Zweifel
    wieder ein Waldburger, da er Truchseß heißt, mit ihm Conr. pincerna de Winterstetten.
    1221  kommen nach oben vor: Eberhardus ministerialis et dapifer in Walpurc und Conradus de Tanne,
    pincerna et ministerialis in Winterstetten.
    Sodann kommen nach des Herrn Dir. v. Raiser Collectaneen noch vor: 1286 Heinrich v. Tanne, 1288 Eberhard v. Tanne, 1296 Heinrich und Walther v. Tanne.