Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel A 7
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Die ganz haltlose Sage des Weinsbergischen Privilegienbuchs von 1468, wonach der römische Kaiser Probus Weinsberg erbaut haben soll, bei Seite gesetzt, bekundet sich die Römerherrschaft in dieser Gegend nicht durch einzelne Begebenheiten, wohl aber durch erhaltene Alterthümer der verschiedensten Art. (S. unten 4. A.)
Zur Zeit der Gaueintheilung, in der ersten Hälfte des Mittelalters, dehnte sich über das jetzige Oberamt neben dem weitgestreckten Neckarkreis auch der Sulmanachgau (Stälin Wirt. Gesch. 1, 324), dieser vermuthlich dem Sulmgebiet entsprechend, desgleichen der Schotzachgau, als dessen Zugehörde Ilsfeld aus dem anstoßenden Oberamt Besigheim genannt wird, endlich der Brettachgau; es fehlt jedoch an Urkunden über die Zutheilung auch nur eines der Bezirksorte an einen bestimmten Gau überhaupt.
Die an der Hand der Vergabungen, welche an das Kloster Fulda gemacht wurden, am frühesten auftauchenden zwei Orte sind Altlautern und Stangenbach, beide unter dem Jahr 779 genannt. Später erscheinen Mainhardt 1027, Bretzfeld, Ellhofen, Grantschen, Schwabbach, Sülzbach, Weiler, diese sämmtlich 1037, Löwenstein 1123, Weinsberg um 1130, Heinriet 1139, Hanebach (abgegangen bei Willsbach) 1146, Hölzern um 1150, Rappach 1215, Eberstadt 1247. Alle übrigen Orte treten nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, verhältnißmäßig ziemlich spät, in der Geschichte auf.
Erwähnt wird die Ostseite des jetzigen Oberamts in der Urkunde K. Konrads II. vom 16. Juli 1027, worin dieser das Hochstift Würzburg in weitem Umkreis um Murrhardt mit einem Walde sammt dem Bann darüber begabte; die westliche Ausdehnung dieses Waldes begreift noch die Umgegend von Mainhardt (Wirt. Urk.-Buch 1, 259).
So erscheint auch auf derselben Seite Böhringsweiler als Westspitze eines Jagdbezirkes, welchen K. Konrad IV. am 2. Aug. 1251 dem Schenken Walther von Limpurg verlieh.
Was die Oberherrlichkeit im Bezirk betrifft, so war hier viel ursprünglicher Reichsboden. Außerdem stund ein bedeutender Theil unter den mächtigen Grafen von Calw, theils als Reichslehen, theils als Allod. Der Besitz der letzteren Grafen erhellt daraus, daß im 12. Jahrhundert ein Zweig derselben auf Löwenstein abgetheilt wurde; auch erklärt sich das sogleich zu erzählende Auftreten des Herzogs Welf VI. in dieser Gegend – fern von seinem Stammsitze – am einfachsten dadurch, daß er wegen Erbes seiner Gemahlin Utha, welche den weithin begüterten Calwer Grafen und rheinischen Pfalzgrafen Gottfried († um 1131) zum Vater hatte, Ansprüche verfocht gegenüber dem deutschen König Konrad III., dem ersten aus dem Hause Hohenstaufen, welcher für wirkliches oder vermeintliches Reichsgut oder heimgefallene Reichslehen einstund.
| Der Knotenpunkt der Geschichte gruppirt sich natürlich um die Hauptpunkte des Bezirkes, Weinsberg und Löwenstein, und so ist eine der frühesten bekannten Begebenheiten die Eroberung der Burg Weinsberg im J. 1140 nach wenigstens 40tägiger Belagerung durch K. Konrad III. im Beisein, beziehungsweise unter der Mithülfe des Erzbischofs Adelbert II. von Mainz, des Cardinalbischofs Dietwin, der Bischöfe Sigfried von Speier, Embricho von Würzburg, Burkhard von Worms, des Herzogs Friedrich II. von Schwaben (Bruder des Königs), des Markgrafen Hermann III. von Baden, des Grafen Adelbert (ohne Zweifel von Calw) und des Burggrafen Gottfried von Nürnberg. Herzog Welf VI., hier wie anderwärts im Kampfe liegend mit K. Konrad III., machte am 21. Dez. d. J. einen Versuch, die Veste zu entsetzen, unterlag aber trotz seiner stärkeren Mannschaft in einem Treffen[1] und rettete sich kaum noch durch die Flucht, während seine Leute, theils in den Neckar gesprengt ertranken, theils in die Gefangenschaft geriethen. So mußte sich kurze Zeit darauf die Veste Weinsberg ergeben.[2] Letzteres Ereigniß war laut einer Geschichtserzählung, welche nicht sehr lange nach 1140, aber, so viel man weiß, nur in dem entfernten Cöln niedergeschrieben wurde[3] wofern solche beim Schweigen anderer Quellen sicher ist, mit folgendem Umstand begleitet: Konrad bewilligte mit königlicher Milde den | mitbelagerten Frauen, was ihre Schultern tragen könnten, wegzunehmen. Diese, die Rettung der Männer als das Höchste erkennend, trugen auf ihren Rücken ihre Gatten davon. Herzog Friedrich II. wollte zwar hiegegen Einsprache thun, allein der König, gut gelaunt über dieser List, sprach: an einem Königswort darf nicht gerüttelt werden. – Eine einheimische Aufzeichnung, das Privilegienbuch von 1468, braucht den Ausdruck, daß damals „die Weibertreue fürgeloffen sei“. Im Anfang des 17. Jahrhunderts dichtete ein Weinsberger, welcher sich Petrus Nichthonius – ohne Zweifel übersetzt – nannte, ein Schauspiel: Weinsbergische Belägerung vor etlich hundert Jahrn von ehlicher Weiber Trew, allen Eheleuten, wie auch Jungen Gesellen vnd Jungfrawen, alls zu einem schönen Exempel (Comödieweiß zu agirn) nützlich zu lesen, in Druck gegeben (Nürnberg, Fuhrmann. 1614. 68 Bl. 8°. Mit 378 Personen); derselbe läßt den Herzog Welf selbst, welcher doch nach den gleichzeitigen Quellen sich gar nicht in der Veste selbst befand, durch seine Gemahlin auf den Schultern getragen werden. Letztere Darstellung gibt auch ein Gemälde von 1650, welches im Chor der Kirche hängt (Dillenius 15) und dessen Maler ein verschollenes älteres Bild vor sich hatte. – Es ist dies ein Geschichtchen von treuen Weibern, dergleichen sich in Deutschland bei ein Paar Dutzend Burgen in verschiedenen Abspieglungen wiederholen.[4] In Weinsberg selbst knüpft sich, freilich mehr an der Hand der Gelehrsamkeit, als einer ununterbrochenen Überlieferung im Volksmunde, an die Burg der Name Weibertreue.
Welche Bedeutung die Hohenstaufen dem Besitz beilegten, ist aus dem Umstand ersichtlich, daß der jüngere Sohn des genannten Königs Konrad, Herzog Fridrich, welcher sich meist von Rotenburg (an der Tauber) nannte, gleichwohl nebenbei auch Herzog von Weinsberg hieß (Stellen bei Stälin Wirt. Gesch. 2, 101). Der ältere Sohn K. Heinrich wählte einsmals auf den 1. Sept. 1148 als Ort zu einer Besprechung mit dem staatsklugen Abt Wibald von Corvei eben unser Weinsberg (eb. 2, 83).
| Um diesen Wendepunkt in der Geschichte Weinsbergs treten „von Weinsberg“ sich nennende Herren erstmals in der Geschichte hervor,und zwar in angesehener Stellung. Des am frühesten genannten derselben, Wolfram von Weinsberg, bediente sich, dem Grabe zuwankend, der genannte Calwer Graf Gottfried († um 1131), um ein vorenthaltenes Gut bei Heilbronn dem Kloster Hirschau, welchem Wolfram sich auch selbst wohlthätig erwies (Cod. Hirs. 47 b), zu überweisen.[5] Dieser Wolfram erscheint um das Jahr 1147 und im Jahr 1148 als des Bischofs Günther von Speier für das Kloster Maulbronn, und zwar in der Classe der freien Herren (Wirt. Urk.Buch 2, 40. 45 vergl. eb. 133). Zeuge im königlichen Hoflager Konrads III. ist in zwei Urkunden von 1150 Thiepert (Dieppert) von W. (Stälin Wirt. Gesch. 2, 595) und zwar das eine Mal – in seiner Eigenschaft eines ohne Zweifel hohenstaufischen Ministerialen – als Kämmerer[6] und Träger einer Würde, deren Name im J. 1411 ohne Anschluß an den allzu alten Vorgang - in dem Unterkammermeisteramt, welches damals von Reichswegen dem Hause verliehen wurde, wieder auflebte, so verschieden auch seine Stellung als hohenstaufischer Kämmerer von der eines Reichskämmerers unter K. Sigmund sein mochte. Im J. 1166 tritt ohne nachweisbare genealogische Anreihung an die früheren Weinsberge der Name Engelhard, und bald darauf auch Konrad in der Familie auf, welche beide bis gegen das Aussterben derselben ihr fast ausschließlich blieben. Ein Engelhard war bei K. Friedrich I. im Hoflager am 9. Febr. 1182 zu Wimpfen, leistete demselben Kaiser Heeresdienst in der Lombardei (etwa 1184 Wirt. Urk. Buch 2, 386) und war um ihn 1193 zu Gmünd, Kaiserswerth und Gelnhausen und am 2. Juni 1194 zu Würzburg. Am 15. März 1200 leistete er dem K. Philipp Hoffahrt zu Nürnberg| und starb um 1213. Seine Söhne Konrad und Engelhard sind mit ihm am 20. Juni 1193 um den K. Heinrich VI. zu Gmünd, der erstere in den Jahren 1225–1234 häufig im Hoflager K. Heinrichs (VII). Das Schema dieser Generation ist folgendes:
Engelhard † um 1213 h. Jutta | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Konrad | Engelhard | Konrad, Archidiaconus in Würzburg 1214[7]. | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Als Wappen führten diese Herren drei silberne Schilde 2. 1. im rothen Felde. Ihr Siegel, ein Reitersiegel, deutete auf ihren ausgezeichneten Stand hin.
Eine Linie derselben, namentlich Konrad von W., † 1328, vermählt mit Luitgard von Breuberg, führte ein heraldisches Beizeichen, in der Mitte des Schildes einen freistehenden Vogel.
Der Besitz dieses Hauses erstreckte sich in ziemlichem Umkreis um die namengebende Burg, welche sie vom Reiche zu Lehen trugen. Er begriff mehr oder minder Rechte in der sich zur Reichsfreiheit emporarbeitenden und deßhalb mit den Herren von Weinsberg abgeworfenen gleichnamigen Stadt, welche die zeitweilige Verpfändung von Seiten des deutschen Königs an diese Herren mit Unwillen aufnehmen mußte (s. Stadt Weinsberg). Zunächst hatten sie meist Oberhoheit, Grundherrlichkeit, jedenfalls verschiedene Rechte und Güter an folgenden Orten, welche, wenn wir von der Reichsstadt Wimpfen absehen, ihr Gebiet zu nennen sind. Freilich war es der Fall, daß dieses Gebiet sich durch manche Abtretungen abschwächte und an mehreren Orten andere Mitherren nicht ausschloß:
Ellhofen, Sülzbach, Lehrensteinsfeld , Affaltrach, Weiler (hier die Oberherrlichkeit), Grantschen, Wimmenthal, Dimbach, Hölzern, Klingen| (heut zu Tag Klingenhof), Eberstadt, Buchhorn, Gellmersbach, Erlenbach, Binswangen, Kocherthürn, Scheuerberg, Neckarsulm, Eisisheim, Wimpfen[8], Guttenberg (zeitweilig als hochstiftisch wormsisches Lehen besessen), Biberach, Neckargartach, Ober- und Unter-Gruppenbach (diese beide im J. 1277 mit einem Hof in Donnbronn an Kurpfalz zu Lehen aufgetragen), Lichtenstern (das Kloster aus dem Hausgut gegründet und der Schirm über dasselbe bei der Familie), Eichelberg, Wüstenroth, Böhringsweiler (Burg und Weiler), Scheppach, Rappach, Bretzfeld, Schwabbach, Bitzfeld, Siebeneich, Cleversulzbach, Dahenfeld (Vogtei über den Herrenhof des Klosters Lorch), Neuenstadt, Gochsen, Kochersteinsfeld (hier die Vogtei über den Gnadenthaler Nonnenhof), Stein (nördlich hievon im Großherzogthum Baden), Neudenau (Burg und Stadt gleichfalls badisch), Siglingen, Sindringen , Zweiflingen, Wohlmuthshausen, Tiefenfall (letztere vier Orte im Jahr 1231 von Konrad von W. aus dessen Patrimonium an das Hochstift Würzburg als Lehenssurrogat aufgetragen, Mon. Boic. 39, 176), Antheil (neben Hohenlohe) an den bischöflich regensburgischen Lehen Öhringen, Neuenstein und Waldenbuch, Lehensoberherrlichkeit über Maienfels. Vorübergehender Besitz war Möckmühl (als Pfand) und Gleichen (unter Einräumung des Lösungsrechtes erkauft)[9]. Indeß blühte auch ferne von der Heimath dem Geschlechte zeitweise das Erwerbsglück. Der Ehebund Engelhards von Weinsberg mit Elisabeth[10], Schwester des im J. 1255 gestorbenen Ulrichs II. von Münzenberg (in Hessen), letzten seines Hauses, brachte einen Theil der reichen münzenbergischen Besitzungen an Engelhards Söhne,| Engelhard und Konrad von Weinsberg. Miterben waren die Schwäger des letzten Münzenbergers, beziehungsweise deren Familien: die Herren von Hanau, von Falkenstein, von Pappenheim, von Schönberg. Die genannten zwei Brüder erhielten jeder ein Sechstel der Erbschaft, hatten jedoch an Philipp von Falkenstein 500 Mark zu vergüten und zu Gunsten desselben den Ansprüchen auf das Schloß Königstein, welches nicht in die Theilung eingeworfen wurde, zu entsagen. Aber bereits im J. 1270 verkauften der zuletzt genannte Engelhard von W. und dessen gleichnamiger Neffe (Sohn seines inzwischen gestorbenen Bruders Konrad) an den obigen Philipp von Falkenstein, welcher fast alle Theile der Münzenbergischen Hinterlassenschaft an sich brachte, ihren Antheil an den Schlössern und Städten Münzenberg, Assenheim und Hagen mit Dörfern, Hoheitsrechten, Burgmännern, Vasallen, Angehörigen, Einkünften, überhaupt alles Recht, welches sie in der Herrschaft Münzenberg hätten oder haben könnten[11]. Für diese in Hessen vielfach aufretenden Glieder der Familie und deren nächste Sippschaft gilt folgender Stammbaum[12]:Engelhard † um 1254 h. Elisabeth T. Ulrichs von Münzenberg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Engelhard † um 1278 h. Agnes T. Gottfrieds Gr. v. Löwenstein. | Konrad † um 1260 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Konrad † vor Juli 1304. h. Elisabeth † um 1330, T. Diethers Gr. v. Katzenellenbogen | Konrad | Engelhard | Konrad h. Luitgard, T. Heinrichs von Neuffen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Engelhard | Konrad | Engelhard | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Freilich schritten die Herren von Weinsberg frühe zu bedeutenden Veräußerungen gerade aus dem alten Hausgut. Im J. 1330 wurde die Veste Böhringsweiler mit Zugehörungen an Hohenlohe verkauft. Die beträchtlichste Veräußerung vor dem Verkauf Weinsbergs ist wohl die vom J. 1335, in welchem Engelhard von Weinsberg wegen schwerer Schulden, welche von Vater und Bruder, beide Konrad genannt, auf ihn sich vererbten, den nördlichen Theil des Gebiets, die Burg Scheuerberg und die Stadt Neckarsulm, die Dörfer Erlenbach, Binswangen, Eisisheim, Ödheim, Kochertürn, Lautenbach, die Hälfte von Gellmersbach und die Losung auf Burg und Stadt Neudenau nebst Zugehörung, dabei die Hälfte des von Alters her zu Weinsberg und Scheuerberg gehörigen Wildbanns für 22000 Pfund Heller an Kurmainz verkaufte (Würdtwein Nov. subs. 5, 119, s. auch 258).
Bei dem Zuge, welchen die Heirathsneigung wiederholt gen| Hessen hatte, heirathete Konrad von Weinsberg († 1328) in Lucarde von Breuberg abermals eine reiche Erbin, deren Vater Landvogt Eberhard II. von Breuberg im J. 1324 sterbend nur zwei Töchter hinterließ (Archiv für hess. Gesch. 1, 130. 474, Aschbach Grafen v. Wertheim 1, 124. 2, 78), und vererbte breubergische Besitzungen, dabei einen Antheil an der Burg Breuberg selbst auf seinen Sohn Konrad, welcher am 26. April 1357 mit den andern breubergischen Erben über die letztere einen Theilungsvertrag schloß (Joannis Spiceleg. 430, Aschbach a. a. O. 2, 110). Mit Konrads (des Sohnes) Tod kam der Weinsberger Antheil ganz an dessen Halbbruder Eberhard von Eppstein, welchen Lucarde in zweiter Ehe mit Gottfried von Eppstein geboren hatte (Aschbach a. a. O. 1, 158). Dieser Konrad machte sich im J. 1360 dadurch bemerklich, daß er dem K. Karl IV. bei dessen Heerfahrt gegen die Grafen Eberhard den Greiner und Ulrich von Württemberg treue Dienste leistete, weßhalb er am 16. Juli d. J. von dem Kaiser mit 2000 Pfund Heller – angewiesen auf die Reichszollstätten zu Oppenheim und Germersheim – belohnt wurde. Im Jahr 1390 wurde dem Hause keine kleine Auszeichnung zu Theil, wie eines seiner Glieder in Konrad, früherem Mainzer Domschulmeister, zur Würde eines Erzbischofs von Mainz sich emporschwang und als würdiger Kirchenfürst glänzte, und zwar ein sehr friedliebender, welchem nach dem zeitgenössischen Urtheil der Limpurger Chronik (z. J. 1396) „ein Röcklein besser stund denn ein Pantzer“ († 1396). Es zog aber das Mainzer Erzstift nicht blos eine bedeutende Persönlichkeit dieses Hauses an die Spitze, sondern es hatte kurz zuvor die Burg Weinsberg den Landschaftsbesitz dieses Erzstiftes vermehren helfen. Am 24. Juli 1388 verkaufte Engelhard, der Bruder des nachherigen Erzbischofs, mit seiner Gemahlin Anna, geb. Gräfin von Leiningen, Burg und Schloß Weinsberg – den freilich auch früher schon schwankenden[13] Urbesitz des Hauses – an| den Erzbischof Adolf mit Vorbehalt des Wiederkaufes um 10.240 fl., und der Domschulmeister Konrad und Konrad der jüngere von Weinsberg als Brüder des Verkäufers waren Mitsiegler der Urkunde (Reg. Boic. 10, 227). Übrigens wurde auch für das Erzstift diese Erwerbung keine dauernde; es veräußerte solche im J. 1402 an Reinold von Talheim (Würdtwein Nov. subs. 4, 239) und bald darauf erfolgte die Rücklösung an den Verkäufer Engelhard selbst, welcher aber bereits am 25. Mai 1412 das Halbtheil der Burg und des Schlosses Weinsberg nebst der Hälfte mehrerer Dorfschaften an den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz für 6000 fl. verpfändete.[14]Dieser Engelhard hatte am 1. Febr. 1393 von den Herzogen von Österreich die einträgliche Landvogtei in Schwaben, Breisgau und Elsaß auf 4 Jahre zu verwalten erhalten. K. Ruprecht verlieh ihm 1404 die Judensteuer in der Landvogtei Niederschwaben als Pfand, welches sich in seiner Familie vererbte. Von K. Sigmund ward er nebst seinem Sohne Konrad am 19. April 1411 mit dem Reichsamt eines Unterkammermeisters (Erbkämmerers)[15], welches von der Markgrafschaft Brandenburg zu Lehen rührte, begnadigt; solches Amt war von seinem Münzenbergischen Urahn (s. oben) auf dessen Tochtermann Philipp von Falkenstein übergegangen und bis zum Tode Philipps von Falkenstein im J. 1409, welchen vom Falkensteinischen Mannsstamm nur noch der Erzbischof Werner von Trier überlebte, bei diesem Haus, aus welchem Engelhards Schwiegermutter Lucarde geboren war (Joannis Res Mogunt. 1 tab. ad pag. 704 lit. 1.), geblieben. Von nun an erhielt sich diese Würde, womit der im Rechtsstreit, aber nie in Wirklichkeit durchgesetzte Besitz der Herrschaften Falkenstein und Münzenberg verknüpft war, bei den Weinsbergern bis zu deren Aussterben.
Hatten die Herren von Weinsberg schon im 13. Jahrh. (1253) Antheil gehabt an dem vom Hochstift Regensburg zu Lehen gehenden hohenlohischen Orte Öhringen, so schloßen Engelhard und sein Sohn Konrad 1400 eine Erbverbrüderung, wonach im Falle, daß mit ihnen ihr Mannsstamm erlösche, die ganze Herrschaft Weinsberg mit allen Lehen und allem Eigenthum an die von Hohenlohe fallen sollte, wogegen die von Hohenlohe auf den Grund eines vorhergegangenen Erbverbrüderungsvertrags eine ähnliche Verschreibung ausstellten| und die von Weinsberg zu ihren Erben in Lehen, Gütern und Pfandschaften erklärte[16]. Der zuletzt genannte Konrad brachte noch einen bedeutenden, aber letzten Glanz in dieses Haus. Er ist der berühmte Protektor des Basler Concils, von K. Albrecht (als dessen Rath und Diener er 1438 mit 1500 fl. rhein. jährlich bestellt wurde) im Jahr 1439 hiezu ernannt und von K. Friedrich IV. in dieser Würde bestätigt. Mit der Reichsstadt Weinsberg, mit welcher, als einem ewigen Mannlehen, K. Sigmund im J. 1417, trotz allen Freiheiten dieser Stadt denselben Konrad belehnte, bekam letzterer langjährige Späne, da die übrigen Reichsstädte die Sache des verbündeten Weinsbergs zu der ihrigen machten und, als Konrad gegen messebesuchende Städtebürger Repressalien gebrauchte, sogar den K. Sigmund für sich gewannen, so daß Konrad sich endlich 1430 mit einer Vergleichssumme begnügen und die Reichsfreiheit der Stadt anerkennen mußte. Für Dienste und für Geldvorschüsse, welche er dem genannten Kaiser geleistet, erhielt er von demselben zu Pfand (am Ende für 6950 fl.) den Schlagschatz der Reichsmünzstätten in Frankfurt, Basel und Nördlingen (so daß auf den Goldmünzen dieser Städte sofort das Weinsberger Wappen als Beizeichen erscheint)[17]. Dieses Pfand vererbte sich noch auf Konrads Söhne und auf den Gemahl seiner Enkeltochter, Eberhard von Königstein[18]. Verheirathet war er seit 1397, wo nicht etwas früher, mit Anna von Hohenlohe, Wittwe Konrads von Brauneck, welcher den Mannsstamm seines Familien-Zweiges beschloß und auf genannte Wittwe die Veste Reichelsberg, Lehen des Hochstifts Würzburg (Fries Würzb. Chron. 1, 539 Ausg. v. 1848) nebst Zugehörungen (Dillenius 38) vererbte. Bei dem festen Fuß, welchen der genannte Konrad von Weinsberg auf diese Weise in der Taubergegend gefaßt hatte, erkaufte er von seinen Schwägern Ulrich und Albrecht von Hohenlohe um die Zeit seiner Verheirathung Gaukönigshofen, Tauberrettersheim, Neubronn,| Rinderfeld, Oberndorf, Streichenthal und Wermuthshausen, welche Erwerbungen er übrigens im J. 1445 meist alle an Konrad von Rosenberg wieder veräußerte.Über sein Thun und Treiben in den Jahren 1437 und 38 gibt sein noch erhaltenes Einnahmen- und Ausgabenregister belehrende Aufschlüsse (h. von Albrecht in der Bibliothek des liter. Vereins Bd. 18). Bei allen seinen Erwerbsmitteln brachten doch seine Geldvorschüsse an den deren bedürftigen kaiserlichen Hof, der Aufwand, welchen er als Protektor des Basler Concils zu machen hatte, seine kostspieligen Händel mit der Stadt Weinsberg, seine Stiftungen an Klöster, wie Schönthal, seine Güter und sein Vermögen, wozu der freie und vollständige Besitz der Stammburg schon nicht mehr gehörte, sehr herunter. Als er am 18. Januar 1448 gestorben und im Kloster Schönthal, wo noch sein und seiner ersten Gemahlin Erzbild als Grabdenkmal steht[19], beerdigt war, verkauften seine hinterlassenen zwei Söhne, beide Philipp genannt, beziehungsweise, da sie noch minderjährig waren, deren Vormund Bischof Gottfried von Würzburg 1450 die zweite Hälfte der Burg und des Schlosses, auch des Gebiets von Weinsberg überhaupt an den Pfalzgrafen Friedrich (Hugo Mediatisirung 432), nachdem dessen Vater Pfalzgraf Ludwig die erste Hälfte bereits im J. 1412 als nicht mehr eingelöstes Pfand erworben (s. oben) und im J. 1440 die Stadt Weinsberg selbst noch gekauft hatte (s. Weinsberg beim top. Theil).
Und so blieb der Familie nur noch eine kleine Herrschaft als ihr stiller letzter Sitz: Reichelsberg nebst der Hälfte an der darunter liegenden Stadt Aub, Gaukönigshofen, Tauberrettersheim und Schloß und Dorf Stein. Um’s Jahr 1508 erlosch der Mannsstamm des Geschlechts[20]. Von den letzten zwei männlichen Sprossen wurde dem älteren Philipp am 1. Juni 1500 von dem Kurfürsten Joachim von Brandenburg „das Unterkammeramt des heil. römischen Reichs mit allen seinen Ehren, Rechten und Zugehörungen und was die Herrschaft zu Münzenberg und von Falkenstein von des Amtes wegen und sonst von der Markgrafschaft zu Brandenburg zu Lehen gehabt und noch habe, zu einem rechten Mannlehen gereicht und| geliehen“ (Riedel Cod. dipl. Brandenb. II. Bd. 6, 155), und, nach desselben Ableben, ebenso am 27. Juli 1505 dem Bruder desselben, Philipp dem jüngern (eb. 198). Letzterer hatte sich kurz zuvor zu einem am 15. Juli d. J. durch den Kurfürsten Joachim bestätigten Vertrag herbeigelassen, wonach Graf Eitelfriedrich von Zollern die Verwaltung des Reichserbkammeramtes und dieses Lehen in Gemeinschaft mit ihm haben und genießen sollte (eb. 196. 198. 209). So geschah es, daß der Graf von Zollern – laut kurfürstlichem Lehenbrief vom 28. Mai 1507 neben dem jüngeren Philipp mitbelehnt – nach dem nicht lange darauf erfolgten Tode des letzteren alleiniger Träger des Amtes mit dessen Ehren und Zugehörungen wurde (eb. 209. 210).Der Stammbaum der letzten Glieder des Hauses ist folgender:
Engelhard | |||||||||||||||||||||||||||
Engelhard † 1415 h. Anna T. Emichs Gr. v. Leiningen. | Konrad Erzbischof v. Mainz 1390–96. | Konrad Domherr v. Würzburg. | |||||||||||||||||||||||||
Konrad † 1448 h. 1) 1397 Anna 1434 T. Krafts von Hohenlohe, Wittwe Konrads von Brauneck. 2) Anna T. Wilhelms Gr. von Henneberg. | |||||||||||||||||||||||||||
Elisabeth h. Erich Herzog von Sachsenlauenburg. | Philipp der ält. † vor 15. Juli 1505 h. Anna von Stöffeln (im Hegau). | Philipp der jüngere † nach 28. Mai 1507. | |||||||||||||||||||||||||
Katharina † 1538 h. Eberhard von Königstein. | |||||||||||||||||||||||||||
Weder von Falkenstein noch von Henneberg ist die Abstammung Hedwigens, Gemahlin des 1345 gestorbenen Engelhards erweislich. Für die Existenz Georgs von Weinsberg im J. 1401 und Philipps im J. 1408 geben die Turnierbücher, welche sie unter obigen Jahren turnieren lassen, nicht hinlängliche Gewähr.)
Nach den Herren von Weinsberg kommen in Betracht die Grafen von Löwenstein, welche als Besitzer einer Hauptfeste große Bedeutung, sonst aber im Bezirk selbst, wo ihnen außer Löwenstein und Parzellen, Willsbach und Alt- und Neulautern wenig anderes gehörte, gegenüber den Herren von Weinsberg eine kleinere Grundherrlichkeit hatten.
Im Laufe der Zeit treffen wir als Besitzer der schwäbischen Grafschaft Löwenstein drei ganz verschiedene Familien, in deren zweiter die Grafschaft Löwenstein zur Versorgung eines Bastards, in der dritten eines Sprößlings aus einer wenigstens unebenbürtigen Verbindung verwendet wurde.
Die ersten Grafen von Löwenstein waren ein Zweig der Grafen von Calw, eines Geschlechtes, dessen Machtbezirk sich über den Würm-, Glems-, Enz-, Zaber-, Murr- und Schozachgau ausdehnte. Der Calwer Graf Adelbert von Löwenstein, im J. 1123 mit letzterem Namen auftretend, zu Straßburg als Zeuge K. Heinrichs V. für das Kloster Alpirsbach, ist der früheste, dessen Benennung nach Löwenstein man kennt; er wird als Bruderssohn des sehr bekannten Gottfrieds, Grafen zu Calw und Pfalzgrafen bei Rhein († um 1131) bezeichnet. Das Calwer Grafenwappen, ein auf einem Dreiberg| schreitender rother Löwe, ging auch auf den Löwensteiner Zweig über, ja auf die Herrschaft Löwenstein selbst, da die dem Calwer Geschlechte fremden Nachfolger im Besitze dasselbe Wappen fortführten. Von obigem Adelbert vererbte sich die Grafschaft Löwenstein noch, wie es scheint, auf vier oder fünf Generationen, in denen die letzten regierenden Glieder Gottfried hießen. Der allerletzte dieser Gottfriede, welcher seine Gemahlin Sophie nennt, verkaufte die Burgen Löwenstein und Wolfsölden am 21. October 1277 an das Hochstift Würzburg, an welchem sein Bruder Albrecht von Löwenstein damals Domherr war (Orig. im Münchner Archiv); dieses Hochstift aber veräußerte beides, nebst der Schutzvogtei über die Abtei Murrhard, bereits wieder am 15. Aug. 1281 an den K. Rudolf für 11.300 Pf. Heller (davon 1300 Baarzahlung, 10.000 von den Königsjuden in Würzburg zu erheben). Genannter König verwandelte die Erwerbung in ein Reichslehen und verwendete sie am 11. Nov. 1287 zur Ausstattung und Belehnung seines unehlichen Sohnes Albrecht von Schenkenberg, welcher damals bereits den Namen Graf von Löwenstein führte.Letzterer, verehlicht mit Liutgart, Tochter Philipps von Bonlanden, stiftete die mittlere Linie der Grafen von Löwenstein, welche im Mannsstamm mit dessen Ururenkeln um 1464 erlosch (Acta Theod. Pal. 1, 322–373, Stälin Wirt. Gesch. 3, 682–84). Er brachte die reichslehnbare Burg Gleichen (O.A. Öhringen) nebst Mainhardt an sein Haus, von welchem aber schon nach einigen Jahrzehnden dieser Besitz zunächst durch Versatz (Act. Theod. Pal. 1, 342) wieder abkam. Hatte zwar um 1360 die Verpfändung der Grafschaft Löwenstein an die Schenken Albrecht und Konrad von Limpurg (Act. Th. Pal. 1, 342) und im J. 1365 die Erwerbslust des Markgrafen Rudolf von Baden (Schöpflin Hist. Zar. Bad. 5, 479) keine länger dauernde Entfremdung derselben für die Grafen selbst zur Folge, so war immerhin dem rheinpfälzischen Hause solcher Besitz der Nähe wegen allzu wichtig, als daß nicht Pfalzgraf Ruprecht am 20. Mai 1382 vorläufig ihn zur Hälfte und als Pfand an sich brachte, dagegen im Jan. 1441 Pfalzgraf Ludwig für 14.000 fl. (die Pfandschaftssumme mit inbegriffen) und einige Leibrenten von den letzten Gliedern des Hauses, dem Grafen Heinrich († 1443)[21] und dem Bamberger Domherrn Georg († nach 20. Juli 1464), den damals freilich schon| geschmälerten Bestand fest erkaufte, und zwar Schloß und Städtlein Löwenstein, die Dörfer und Weiler Willsbach, Höslinsülz, Breitenau, Heinrieth, Happenbach, Sulzbach im Murrthal, Kleinhöchberg, Trautzenbach, Erlach, zum Theil Berwinkel, den Fruchtzehnten und eine Weingült in Heilbronn u. s. w. (Act. Theod. Pal. 1, 366); hiezu kam noch, im Jahr 1453 von dem Domherrn Georg verkauft, der Löwensteinische Lehenhof (Kremer Gesch. des Kurf. Friedrichs von der Pfalz 1, 632).
Obigen Pfalzgrafen Ludwigs Bruder, Friedrich († 1476), vieljähriger Regent der Rheinpfalz (während Ludwigs Sohn Philipp minderjährig war), für unsere Gegend auch dadurch merkwürdig, weil er 1471 – durch Vertrag mit Hohenlohe – Böhringsweiler nebst Zugehörungen fest an sein Haus brachte, gebrauchte in seiner letztwilligen Verordnung nebst Anderem die Grafschaft Löwenstein zur Versorgung seines mit Clara Tettin von Augsburg erzeugten Sohnes „Ludwig von Baiern“ (geb. 1463), welcher von dem Pfalzgrafen Philipp gar nicht als Erbe anerkannt, endlich aber doch in einen Theil des Vermächtnisses, so namentlich 1477 in die Herrschaft Scharfeneck (am Hardgebirge) und 1488 in die Grafschaft Löwenstein eingesetzt wurde, so daß er sich „Graf von Löwenstein und Herr zu Scharfeneck“ nannte, neben dem, daß er als ehlicher Sohn Pfalzgraf Friedrichs anerkannt wurde. War auch diesem Ludwig († 1524) von dem K. Maximilian I. im J. 1494 der Stand und Rang eines Reichsgrafen angewiesen worden, so konnten doch er und seine Nachkommen nicht zum andauernden Genuß der ihnen bestimmten Reichsstandschaft gelangen. Nachdem nämlich Herzog Ulrich von Württemberg im J. 1504 neben mehreren pfälzischen Besitzungen die Grafschaft Löwenstein erobert hatte, kamen deren Hauptbestandtheile, Löwenstein selbst, unter württembergische Landeshoheit und als Mannlehen unter dieselbe Lehensherrlichkeit, und wurden dem Württemberger Lande einverleibt. Hierüber wurde am 2. Nov. 1510 ein Vertrag errichtet, wonach der Graf württembergischer „Erbdiener“ (nicht aber eigentlicher Landsaße unter württembergischer Obrigkeit) wurde, das Halbtheil Erz oder Bergwerk an Württemberg folgen lassen sollte, und wonach ferner ein Paar gräflich Löwensteinische Dorfschaften gänzlich an Württemberg kamen, der Rechtszug von dem Löwensteinischen Gericht an das herzogliche Hofgericht festgesetzt wurde. Gleichwohl erscheinen, noch ehe die Grafschaft Wertheim dem Hause Löwenstein Sitz und Stimme auf den Reichstagen gab, z. B. 1566 zwei Brüder von Löwenstein auf dem Reichstag zu Augsburg, und erst nach längerem Streite (Zeitschr. d. hist. Vereins| für das würt. Franken 1 b, 91) durch Vertrag von 1590 wurden die württembergischen Gesetze und auch die dortige Kirchenordnung im Löwensteinischen eingeführt und wurden die Reichscontributionen und andere gemeine Anlagen, statt früher unmittelbar an das Reich, an den württembergischen Landschreiber bezahlt. Hohe und niedere Gerichtsbarkeit, auch Forst- und Blutbann verblieben dagegen dem Hause Löwenstein (Reuß Teutsche Staatskanzlei 19, 223). Ludwigs, des ersten Löwensteiner Grafen Enkel, Graf Ludwig II. († 1611), brachte die Grafschaft Wertheim (wo der Grafenstamm 1556 erloschen war) durch Heirath an sein Haus, und seine beiden Söhne wurden Gründer der beiden heutzutage blühenden, im J. 1806 ihren reichsständischen Besitzungen nach mediatisirten Hauptlinien, von denen sich jetzt die ältere (evangelische) Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, die jüngere (katholische, 1711 gefürstete) Löwenstein-Wertheim-Rosenberg nennt und erstere – 1813 von K. Friedrich von Württemberg in den Fürstenstand erhoben – in Württemberg Löwenstein nebst Zugehörungen, namentlich Sulzbach an der Murr (sonst noch mit Michelbach an der Bilz einen Antheil an der Grafschaft Limpurg) besitzt.
Die, wie erzählt, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgte Erwerbung der Herrschaft Weinsberg von Seiten der Kurpfalz, welche ihre eigenen Obervögte hieher setzte, geschah zwar auf Wiederlösung; solche jedoch erfolgte nicht mehr, bei den zerrütteten Vermögensumständen derer von Weinsberg. Kurpfalz dagegen rundete durch den bereits erzählten Ankauf der Herrschaft Löwenstein (Jan. 1441) sich immer mehr seinen Besitz allhier ab[22].
Aber auch diese kurpfälzische Herrschaft fand ihr Ende nicht blos in Löwenstein, wie oben berichtet, sondern auch in Weinsberg durch den bairischen Erbfolgekrieg im Jahr 1504, wo der junge Herzog Ulrich von Württemberg gegen den in die Acht erklärten Kurfürsten Philipp von der Pfalz zu Felde zog und unter Anderm auch Stadt und Burg Weinsberg belagerte und eroberte, welche auch nach dem Frieden im Besitze von Württemberg blieben.
Die württembergische Herrschaft im Weinsberg-Löwensteinischen Gebiet dauerte vorerst nur 14 Jahre, indem Herzog Ulrich 1519 von dem Schwäbischen Bundesheere aus seinem Lande vertrieben wurde, wobei auch Weinsberg im Mai d. J. berannt und erobert ward. Württemberg wurde vom Bunde auf dem Reichstage zu| Augsburg (Febr. 1520) an Kaiser Karl V. verkauft, welcher es an seinen Bruder, den Österreichischen Erzherzog, nachmaligen König Ferdinand abtrat. Unter dieser Österreichischen Regierung blieb Weinsberg-Löwenstein dem Württembergischen Lande bis zum Jahre 1534 (dem Cadaner Vertrag).Im J. 1546 wurde Herzog Ulrich in Folge des schmalkaldischen Krieges abermals aus seinem Lande vertrieben und Weinsberg ward von Kaiser Karl V. auf seinem Zuge von Hall nach Heilbronn mit spanischen Truppen besetzt, welche erst nach Ulrichs Tode im Oct. 1551 abzogen, worauf König Ferdinand im Passauer Vertrag von 1552 seine Ansprüche auf Württemberg aufgab.
Nach der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen 1634 überschwemmte das siegreiche kaiserliche Heer das Herzogthum Württemberg. Auch Weinsberg wurde im Sept. d. J. besetzt und unter Ermordung von 10 wehrlosen Personen geplündert. Stadt und Amt Weinsberg – wie kurz zuvor Neuenstadt – schenkte der Kaiser Ferdinand III. im Oct. 1635 seinem Liebling, dem österreichischen Grafen Maximilian von Trautmannsdorf, in dessen Besitz es bis zum J. 1646 blieb[23], wo der Graf es – noch vor dem westphälischen Frieden – an Württemberg zurückgab.
Herzog Eberhard III. gab 1649 durch fürstbrüderlichen Vergleich seinem jüngeren Bruder Friederich, Stifter der Neuenstadter Linie, (neben den Städten und Ämtern Neuenstadt und Möckmühl) auch „alle in Stadt und Amt Weinsberg fallende Renten, Zinse, Zölle, Zehnten, Gülten, niedergerichtliche Frevel, Strafen, Bußen und andere Gefälle“, mit Ausnahme hoher landesfürstlicher, wie auch mittlerer und niederer Obrigkeit allda, welche sich Eberhard vorbehielt (Reyscher Sammlung 2, 360). Fast ein Jahrhundert lang blieb nun das halbe Amt Weinsberg bei der Württemberg-Neuenstadter Linie, bis deren Mannsstamm mit dem Tode des Herzogs Karl Rudolph (des jüngsten Sohnes obigen Herzogs Friedrich) im Nov. 1742 erlosch, worauf Weinsberg an das regierende herzogliche Haus Württemberg heimfiel.
Übrigens bildete das altwürttembergische Amt Weinsberg nur etwa die Hälfte der Bestandtheile des jetzigen königlichen Oberamtes, welches gleichwohl jenes Amt vollständig begreift, mit Ausnahme von Horkheim, welches im J. 1807 dem Oberamt Heilbronn, und| von Hütten, welches zu gleicher Zeit dem Oberamt Gaildorf zugetheilt wurde. Die Geschichte dieser I, 5 aufgeführten Bestandtheile wird im topographischen Theile je unter dem Hauptort behandelt werden. Die namengebende Stammburg der Herrschaft Gleichen liegt – in Ruinen, wie sie ist – im jetzigen Oberamt Öhringen; zu dieser gehörte Ammertsweiler, Unterheimbach und Mainhardt (s. das Geschichtliche bei Mainhardt).In den Besitz Württembergs kamen – wie zum Theil bereits erwähnt – die Stadt und Veste Weinsberg nebst zugehörigen Dörfern, die Landeshoheit und Oberlehensherrlichkeit über die Herrschaft Löwenstein 1504, das Klostergebiet von Lichtenstern durch die Reformation im J. 1535, der kloster-schönthalische Ort Wimmenthal durch den Pariser Frieden von 1802 und den Reichsdeputationsschluß von 1803, die deutschordensche Hälfte von Gellmersbach, die Johannitercommende Affaltrach (welche mit der zu Hall verbunden war) und die Landeshoheit über die ritterschaftlichen Orte Eschenau, Maienfels und Weiler mit Eichelberg durch den Tagsbefehl Kaiser Napoleons vom 19. Dec. 1805, endlich die Landeshoheit über die hohenlohischen Ortschaften durch die Rheinbundsacte von 1806.
Bezüglich der Ausdehnung des Oberamtes Weinsberg giengen durch die Organisationen seit 1806 folgende Veränderungen vor sich: Im J. 1806 kamen die Patrimonialämter Eschenau und Lehrensteinsfeld zu unserem Oberamt. Im J. 1807 wurde das Klosteramt Lichtenstern aufgelöst; hievon kam Lichtenstern, Dimbach und Waldbach an unser Oberamt, Obereisisheim zum Oberamt Heilbronn. Zugleich wurde das Oberamt Weinsberg mit den Orten Wimmenthal, Affaltrach und 1/2 Gellmersbach, welche das Oberamt Heilbronn nach kurzem Besitz wieder abtreten mußte, vergrößert (Reg.Bl. 1807 S. 106). Im J. 1810 wurden das Patrimonial-Obervogtei-Amt Mainhardt[24] und die Patrimonialämter Maienfels und Weiler vom Oberamt Neuenstein (Öhringen) hinweg zum Oberamt Weinsberg geschlagen. Das Unteramt Löwenstein (die altwürttembergische Reservatvogtei Löwenstein) kam 1810 zum Oberamt Backnang als Unteramt, 1812 aber an das Oberamt Weinsberg, doch so, daß von den Bestandtheilen dieses Unteramtes der Stab Sulzbach und Schmidhausen bei Backnang blieb und Abstatt mit Wildeck und Vohenlohe an das Oberamt Heilbronn kam. Seit der Organisation von 1812 behielt der Bestand des Oberamtes, in welchem im J. 1817 das| damals aufgelöste Unteramt Böhringsweiler (mit Böhringsweiler, Finsterroth, Greuthof, Lachweiler, Maienfels, Mainhardt und Wüstenroth) und obige hieher geschlagene Theile des Unteramtes Löwenstein aufgiengen, eine unveränderte Ausdehnung, nur daß 1842 Geißelhardt mit Lachweiler und Parzellen, welche als Zugehörde des Unteramtes Mainhardt an unser Oberamt gekommen waren, an das Oberamt Öhringen abgetreten wurden.Bei der Organisation von 1806 kamen die Ämter Weinsberg, Löwenstein und Lichtenstern zum Kreis Heilbronn. Im Jahr 1810 wurde das jetzt vergrößerte Oberamt Weinsberg der Landvogtei am untern Neckar, im J. 1817/18 ohne Unterämter dem Neckarkreise zugetheilt.
Vor der Reformation gehörte der Bezirk zum Bisthum Würzburg und Weinsberg war seit Jahrhunderten Capitelsstadt. Zugeordnet dem Weinsberger Capitel waren sämmtliche Orte des jetzigen Oberamts, auch sonst noch ein weiter Bezirk, namentlich Heilbronn, Öhringen, Neuenstadt und Lauffen (Würdtwein Subsidia 5, 368–373).
Die Reformation wurde fast im ganzen Bezirke unter dem ihn 1534 wieder gewinnenden Herzog Ulrich von Württemberg im Jahr 1535 eingeführt durch Dr. Erhard Schnepf, welcher schon vor 1522 in Weinsberg selbst als evangelischer Prediger angestellt, aber von der österreichischen Landesregierung vertrieben worden war. Auch der daselbst angestellte treffliche evangelische Prediger Gailing mußte im J. 1548 flüchten, als das sog. Interim zu Weinsberg durch die daselbst liegende spanische Besatzung durchgeführt wurde. Erst im J. 1552 nach Aufhebung des Interims durch Herzog Christoph gewann die Reformation festen Fuß.
Auch die fürstl. Hohenlohe’schen und Löwenstein’schen Orte des Bezirkes, so wie die ritterschaftlichen, traten um dieselbe Zeit zur Reformation über. Nur Wimmenthal, das von Württemberg an das Kloster Schönthal verkauft worden war, blieb mit diesem der katholischen Confession zugethan. Und in Affaltrach, dessen Gemeinde 1535 die Reformation angenommen und sich unter den Schutz des herzoglichen Hauses Württemberg gestellt hatte, verwendete die Patronatsherrschaft, der Commenthur des Johanniterordens, den Fonds der vormaligen Frühmeßkaplanei zur Unterhaltung eines katholischen Geistlichen für herbeigezogene katholische Einwohner (s. Affaltrach im topogr. Theil).
| Die beiden katholischen Gemeinden in Affaltrach und Wimmenthal gehören jetzt zu dem katholischen Dekanat Neckarsulm.
Nachdem seit 1547 Weinsberg mit Neuenstadt und Möckmühl in Einem Decanat vereinigt gewesen war, dessen Sitz von 1547 bis 1586 auf Weinsberg, von 1586–1612 auf Möckmühl, von 1612 bis 1710 auf Neuenstadt ruhte, wurde in Weinsberg im J. 1710 ein eigenes Decanat errichtet. Zu demselben gehörten im vorigen Jahrh.: Weinsberg, Bitzfeld, mit den Filialien Bretzfeld und Vörrenberg (Hohenloh. Herrschaft), Eberstadt, mit den Filialien Hölzern und Gellmersbach (letzteres gemeinschaftl. mit Deutschorden), Ellhofen (gemeinsch. mit Stift Öhringen), Horkheim (jetzt zum Oberamt und Decanat Heilbronn gehörig), Lichtenstern (Kloster Oberamts Lichtenstern, jetzt aufgehoben), Löwenstein (Reservatenvogtei Löwenstein) mit Filial Höslinsülz (württemb.) und gräfl. Löwenstein’schen Parzellen Lautern u. s. w., Schwabbach mit Filial Siebeneich, Sülzbach mit Filial Grantschen, Willsbach, Waldbach mit den Filialien Dimbach (Kloster O.A. Lichtenstern), Rappach und Scheppach, Wüstenroth (Pfarrdorf des Böhringsweiler Stabes mit Parzellen).
Dazu kamen in diesem Jahrhundert: Affaltrach 1807, Eschenau desgl. mit Mediatisirung des vormals reichsunmittelbaren Adels, Lehrensteinsfeld desgl., Maienfels mit Brettach, Neuhütten, Oberheimbach und Parzellen desgl., Mainhardt mit Parzellen, Filialien – erst dem Decanatamt Öhringen zugetheilt, dann von Öhringen 1822 an das Decanat Weinsberg übergeben; Unterheimbach mit Geddelsbach 1807; Unter- mit Oberheinrieth, 1802 zum Decanat Lauffen und Oberamt Beilstein gehörig, 1812 an das Decanat Weinsberg übergegangen; Weiler, 1807.
Weg fielen dagegen: Horkheim an das Oberamt und Dekanat Heilbronn 1803; Großhöchberg und Neufürstenhütten, bisher Filiale von Wüstenroth, an das Decanat Backnang bei Exparochirung nach Spiegelberg und Großörlach.
Früher dem Generalat Adelberg angehörig, wurde das Decanat Weinsberg der 1807 neu errichteten Generalsuperintendenz Heilbronn zugetheilt, bei welcher es auch in der neuen Bezirkseintheilung von 1823 verblieb.
Die Katholiken des Bezirkes wurden dem katholischen Decanat Neckarsulm zugetheilt.
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Die besonderen Geschichtsereignisse des Bezirkes gruppiren sich hauptsächlich um die Städte und Burgen Weinsberg und Löwenstein, von denen besonders Weinsberg durch die vielen über dasselbe ergangenen Eroberungen merkwürdig ist, und so wird dieses Alles bei der betreffenden Ortsgeschichte ausführlich dargestellt werden.
Von Römerstraßen, welche den Bezirk durchzogen, sind bis jetzt folgende entdeckt worden:
1. Die Straße, welche die römische Niederlassung bei Böckingen mit der Grenzniederlassung bei Mainhardt in Verbindung setzte; sie lief unter den Benennungen „Heidenweg, alte Haller Straße, hohe Straße“ über das Heilbronner Jägerhaus, an dem Reisberg, Sandberg etc. vorüber und kommt bei dem sog. Hahnensturz in den Bezirk, führt weiter über den Sommerrein, den Bleichsee, nach Hirrweiler, Bernbach und Hohenstraßen nach Mainhardt.
2. Die römische Straße, welche die Niederlassung bei Böckingen mit der Grenzniederlassung bei Öhringen verband, lief 3/4 Stunden westlich von Weinsberg in den Bezirk, und ohne Zweifel zwischen der Weibertreue und dem Schemmelsberg durch, wo sie die Benennung Steinweg führt, und zog weiter das Eberstadter Thal hinauf, theils auf der gegenwärtigen Landstraße, theils neben ihr herziehend über Hölzern, Schwabbach, Bitzfeld nach Öhringen.
3. Von Lauffen führte ein römischer Heerweg über Abstatt und lief bei Fernersberg in den Oberamtsbezirk, an dessen Grenze er eine Strecke fortzieht und dann bei Hirrweiler in die ad 1. beschriebene Straße einlenkt.
4. Von Großbottwar lief eine Römerstraße über den Stocksberg und von da vermuthlich über Wüstenroth nach Mainhardt.
5. Eine Straße, welche ohne Zweifel die römischen Grenzniederlassungen verband und in der Nähe des Grenzwalls hinzog, führte unter den Benennungen „alte Straße,| Kutschenweg“ von Grab nach Mainhardt und von da über Gailsbach, Unter-Gleichen, Pfedelbach nach Öhringen.6. Ein Heerweg führte in dem Staigwald 3/4 Stunden südlich von Lehrensteinsfeld in den Bezirk, unter dieser Benennung am nördlichen Fuß des Fährenbergs vorüber nach Willsbach, weiter unter der Benennung Schelmenweg auf den Gagernberg und von da unter dem Namen Heuweg (d. i. Höhweg) nach Rappach und von dort über das sog. Heerbrücklein; von da zog die Straße ohne Zweifel nach Bitzfeld, wo sie sich mit der ad 2. beschriebenen Straße vereinigte.
Von den bis jetzt entdeckten römischen Wohnplätzen ist es hauptsächlich die befestigte Niederlassung, Grenzgarnisonsstadt, bei Mainhardt, welche nicht allein von namhafter Bedeutung war, sondern auch dem Alterthumsforscher interessante Ausbeute lieferte. Das eigentliche Castrum stand am westlichen Ende des Orts und heute noch ist ein Theil der ehemaligen Umfriedung desselben sichtbar, namentlich hat sich die westliche Seite des im Quadrat angelegten Castrums noch in ihrer ganzen Ausdehnung erhalten; sie ist 470′ lang, während die südliche Seite nur noch 220′ lang sichtbar ist. Auch an der nördlichen Seite sind noch deutliche Spuren der Befestigung erhalten, so daß demnach die südwestliche und nordwestliche Ecke des ehemaligen Castrums erkannt und die Figur wie die Größe desselben construirt werden kann. An den noch am besten erhaltenen Stellen besteht die Umfriedung gegen Außen aus einer 12′ hohen Erdböschung, die sich an die 4–5′ hohe Mauer anlehnt, welche die Innenseite des Castrums bildete. Außen lief ein Graben, der indessen größtentheils eingeebnet wurde. In der Mitte des auf diese Weise befestigten Vierecks sieht man noch eine Erhöhung, vermuthlich die Stelle des ehemaligen Prätoriums. Außer diesem stößt man immer noch auf Grundmauern und hat daselbst schon einen römischen Altar (s. unten), römische Münzen, Anticaglien etc. ausgegraben. Aber auch außerhalb des befestigten Raums entdeckte man schon Hypocauste (Unterstöcke von römischen Gebäuden mit Heizeinrichtungen), Altäre etc.
Diese befestigte Niederlassung hatte – ohne Zweifel am Ende des zweiten und Anfang des dritten Jahrhunderts nach Christus – eine von dem Standlager in Mainz abhängige Besatzung aus der 22. Legion (der mit dem Beinamen primigenia, d. i. erstentstandene, pia fidelis). Von dieser Legion wurde eben allhier vorgefunden das Bruchstück einer Inschrift mit den Buchstaben LEG XXII PRI P . . . . Eine bedeutendere Mainhardter Inschrift ist ein| Grabdenkmal für zwei Krieger, welches im J. 1839 von der dortigen Kirchthurmmauer hinweg – freilich in einem sehr verwitterten und deßhalb zum Theil unleserlichen Zustand – in das K. Antiquarium im Museum der bildenden Künste zu Stuttgart gebracht wurde. Leserlich sind noch folgende Worte: .....
......
T. MENSORI COH ..
ASTVRVM ..
.... STI
PENDIORVM XVIII
ANORVM XXXVIII
C. DALMATA EX M
VNICIPIO MAGA ...
ET BATONI BEVSANT
OPTIONI COHSS ...
DEM STIP XVIII AN ..
RVM XL EX MVNICI
PIO SALVIO ......
............
.............
Nach der Abbildung, welche Hanselmann von der Inschrift, als sie noch nicht so sehr gelitten hatte, gab, mochte im Anfang gestanden haben:
D. M. SAC
MAXIMO . DASAN
Die Erklärung wäre: Diis manibus sacrum. Maximo, Dasantis (filio), mensori cohortis . . Asturum . . . . . stipendiorum XVIII annorum XXXVIII, c(ivi) Dalmata (statt – ae) ex municipio Maga . . . (unbekannt; – wie viel Buchstaben noch zum ganzen Namen fehlen, ist unsicher) et Batoni, Beusantis (filio), optioni cohortis . . . (ejus?)dem stipendiorum XVIII, annorum XL, ex municipio Salvio (zwischen Siscia und Salona, nach Prof. Becker) . . . . . .
Der Gewinn für die Geschichte, welchen diese Inschrift bietet, ist, daß eine Cohorte von Asturern und Dalmatern allhier gestanden hatte.
Eine weitere gefundene Grabinschrift, von Kindern ihren Eltern gesetzt, ist folgende, nur in einem Bruchstück, bei welchem gerade die Namen der Eltern fehlen, erhaltene und seit 1859 in obigem Antiquarium aufbewahrte:
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....... VS VIC
TORINVS. ET. AD
NAMATIA. SPERA
TA. FILI. F. C.
d. i. (Adnamati)us Victorinus et Adnamatia Sperata filii fieri curaverunt.
Sonst entdeckte man in Mainhardt noch mehrere, aber schadhafte Altäre, einen mit der Inschrift I O M (Jovi optimo maximo), zwei Rümpfe von Statuen des Genius (beide jetzt in obigem Antiquarium).
Nur einige hundert Schritte westlich von dem Castrum bei Mainhardt liegt in einem Seitenthälchen der Brettach das abgegangene Mainhardter Bad, das nach der Sage schon von den Römern benützt wurde. Diese Sage bestätigt sich durch einen Stein, der zunächst des ehemaligen Bades gefunden und in eine Scheune daselbst eingemauert wurde. Er enthält in Flachrelief einen gut gearbeiteten römischen Wasserkrug und etwa die Hälfte eines Kreises. Auch soll daselbst das oben angeführte Bruchstück eines römischen Altars mit der Inschrift I. 0. M. aufgefunden worden sein. Auch bei Unterheimbach scheint eine römische Niederlassung gestanden zu haben, was sich aus einem römischen Bildwerk, welches an der Kirche zu Unterheimbach eingemauert ist, vermuthen läßt. Dasselbe ist 6′ lang und 3′ hoch und enthält 3 sitzende, gut gearbeitete Nymphen mit Schilfrohr in den Händen (Dryaden) als Flachbild, oberhalb ist eine Art Frontispice, in welchem zwei gegen einander gekehrte Seepferde angebracht sind. (Abbildungen obiger Gegenstände – mit Ausnahme der zweiten erst später gefundenen Grabschrift und der Genien – bei Hanselmann Beweis wie weit der Römer Macht .. eingedrungen. 1 Taf. 8 Fig. 1. 5. Taf. 9. Fig. 2. 3. Taf. 10.) Nach der Sage soll dieser Stein in einem nahe gelegenen Walde „Sallen“ gefunden worden sein. Nun geht ebenfalls die Sage, daß auf den Sallenäckern, die früher Wald waren, eine Stadt gestanden sei; man fand daselbst auffallend viele Ziegel und findet dergleichen immer noch, jedoch in solch kleinen Bruchstücken, daß aus ihnen nicht mehr erkannt werden kann, ob sie römischen oder deutschen Ursprungs sind. An der Kirche in Hölzern waren zwei Steine mit Bildwerken eingemauert, von denen einer bei dem Abbruch der Kirche zu Grunde gieng, der andere in eine nahe gelegene Mauer eingesetzt wurde; derselbe enthält vier Felder, auf denen römische Krieger abgebildet sind. Südlich vom Ort führte eine römische Straße vorüber und in der Nähe derselben soll man früher auf Gemäuer gestoßen sein;| ohne Zweifel stand hier ein römischer Wohnplatz. Auf der sogen. Rothhalde, 1/4 Stunde südwestlich von Eberstadt, wo nach der Sage eine Kapelle gestanden sein soll, finden sich noch Grundmauern, deren Richtungen sich zur Zeit der Fruchtreife deutlich verfolgen lassen, indem hier die Getreidefrüchte früher gelb werden; römische Ziegel und Fragmente römischer Gefässe bekunden, daß hier ein römischer Wohnplatz stand. Auf dem Gögelhof wurde 1838 eine Goldmünze des Kaisers Nero (Umschrift Jupiter custos) ausgeackert.In dieser Hinsicht verdienen hauptsächlich die Burgen und Schlösser, beziehungsweise deren Ruinen, zum Theil nur noch in Grundmauern sichtbar, Erwähnung: Weinsberg, Böhringsweiler, Löwenstein, Maienfels, Scheppach, Hellmat (oberhalb Unterheimbach), Heinrieth, Weiler. (Das Nähere s. im topogr. Theile.)
- ↑ Von einer guten, dem 12. Jahrhundert angehörigen Quelle, den Pölder Jahrbüchern (Annales Palidenses bei Pertz Mon. Germ. 16, 80, welche hier von der Lüneburger Chronik bei Eccard Corp. hist. 1, 1378 deutsch gegeben werden), wird die Wahlstatt bezeichnet: Necker juxta quem congressi fuerant, solche also westlich von Weinsberg gesetzt. Östlich verlegt sie dagegen der sog. Hermannus Gygas, ein für ältere Zeiten in den ihm eigenthümlichen Stücken ungenügender Gewährsmann, mit den Worten: prope Winsperg juxta villam quae Ellenhoven dicitur (112 ed. Meuschen).
- ↑ Das Vorstehende nach folgenden gleichzeitigen oder wenigstens nicht viel jüngeren Quellen: Annales Disibodi bei Pertz Mon. Germ. 17, 26, Kaiserchronik 2, 534 Ausg. v. Maßmann, Anon. Weingart, de Guelfis bei Hess Mon. Guelf. 36, Weingartner Jahrbücher ibid. 48, Otto Freising. Chron. lib. 7. c. 25, Annales Palidenses a. a. O. (die Stellen und die folgende aus den Cölner Jahrbüchern sind – mit Ausnahme der wichtigen, erstmals bei Pertz herausgegebenen Annales Palidenses – abgedruckt bei Stälin Wirt. Gesch. 2, 71. 72).
- ↑ Annales Colonienses maximi bei Pertz 17, 759. Durch die im J. 1499 gedruckte deutsche „Cronica van der hilliger Stat van Cöllen“ fand die nach dieser lateinischen Chronik darein übersetzte Stelle allgemeinere Verbreitung.
- ↑ Beispiele bei Dillenius 17, dazu noch Solms bei Wetzlar (s. Antiquarius des Neckar-, Main-, Lahn- und Moselstroms 479). Höfken Vlämisch Belgien 2, 155 meldet allein aus den Niederlanden zwanzig dergleichen Sagen. Obige Annales Colonienses maximi haben zum Jahr 1159 eine ähnliche Erzählung von einem Weib in Crema. Über das, zumal auch bei Dichtern öfters vorkommende Tragen des Geliebten überhaupt s. das Lai des deux amants in Marie de France Poésies 1, 264 ed. de Roquefort und Ideler in der Einleitung zu Einhard Leben Karls des Gr. 1, 20.
- ↑ Ib. 62 b. In demselben Codex 53 b kommt vor um 1149 Diethericus de Winsperg. Vergl. noch über diese Familie 49 b.
- ↑ Tibertus camerarius 1144 Zeuge Konrads III. für die Abtei Nonantola (Tiraboschi Nonantola 2, 256) gehört wohl auch hieher. Ob Wolfram und Thiepert zu einer und derselben Familie gehören, wird bezweifelt. Die Ministerialität der folgenden Weinsberger anbelangend, so ist in der Urkunde Herzog Friedrichs (von Hohenstaufen) von 1166 für das Kloster Lorch das Kämmereramt in das Schenkenamt verändert: Engelhardus de Winsberck pincerna (Wirt. Urk. Buch 1, 152). In einer Urkunde von 1231 heißt Cunradus de W. allgemein ministerialis Henrici Rom. R. (Mon. Boic. 30, 176). Gleichwohl erscheint 1299 Engelhard von W. auffallender Weise unter den liberi. Mon. Boic. 30, 495.
- ↑ Belege: Wirt. Urk.Buch 2, 386. 387, wo auch noch avunculus meus (des zuerstgenannten Engelhardts) Engelhardus vorkommt. Der Archidiaconus in der Urkunde von 1214 bei Mone Zeitschr. 2, 391. Im J. 1219 nobilis matrona Jutta de Weinsperg filio ejus Conrado archidiacono consentiente duo jugera vineti apud Erlebach mro. Schoenthal tradit. Stuttgarter Staatsarchiv. Engelhard der Sohn Juttas gilt insgemein für den Gemahl Luitgardens von Limpurg; man beruft sich auf Besold Virg. 423 und die Urkunde Schenk Walthers von Limpurg für das Kloster Lichtenstern von 1255, worin Engelhardus Conradusamitae nostrae filii de W. vorkommen.
- ↑ Im Jahr 1254 erhielten die Brüder Eberhard und Konrad von Weinsberg mit einem weiteren Genossen den Fruchtzehnten zu Wimpfen und in ein Paar benachbarten Dörfern von dem Hochstift Worms, wogegen sie bei Eidespflicht die Stadt Wimpfen beschirmen sollten (Schannat Episc. Worm. 2. 125); aber etlich und achtzig Jahre darauf veräußerte Engelhard der jüngere von Weinsberg an die erwerbslustige Stadt Wimpfen seinen hiesigen Besitz, nämlich den 4. Juni 1336 die Burg, den Thurm, die Landacht, den Zoll, das Fahr und die Mühle für 500 Pfund Heller, und den 25. Januar 1838 seine Häuser (nächst dem Predigerkloster gelegen) und Hofraithe daselbst für 400 Pfund Heller. Pistorius Amoen. 3, 701.
- ↑ Als Dienstleute der Herren von Weinsberg kommen vor die Stammler von Weinsberg seit dem 13. Jahrhundert.
- ↑ Der allgemein angenommene Taufname und die Heirath selbst, welche letztere sich übrigens aus der Erbschaft der Söhne (Grüsner Dipl. Beitr. 3, 182) sicher schließen läßt, sind nicht bestimmt documentirt. S. Wenk Hess. Landesgesch. 1, 285.
- ↑ Grüsner Beitr. 3, 197, Wenk a. a. O. 2 Urk. S. 206, überhaupt Archiv für Hess. Gesch. 1, 17; bezüglich Wachenheims, welches 1274 oder kurz zuvor an K. Rudolf, mittelbar an Herzog Ludwig den Strengen von Baiern verkauft wurde, s. Abhandl. der kurbaier. Akad. 3, 115.
- ↑ Belege: Schannat. Episc. Worm. 2, 125. Tolner Hist. Palat. cod. dipl. 75 (aus der Weise, wie hier zwei Konrade nach Engelhard † 1278 gestellt werden, erhellt, daß nicht beide seine Söhne waren. Daß aber der Gemahl Elisabethens sein Sohn war, steht urkundlich fest). Wenck a. a. O. 1, 331. Urk. 37. 74. Schannat Clientela Fuldensis 354. Sattler Topogr. 369. Gudenus Cod. dipl. 1, 723. Abhandl. der kurbaier. Akad. a. a. O. Scriba Regesten zur Landes- und Ortsgesch. des Großherzogth. Hessen, Abth. 1. Provinz Starkenburg Nr. 492. 511. 522. 527. 2674.
- ↑ Schon 1335 waren Inhaber der Burg Weinsberg Gerhart von Dalheim, genannt von Blankenstein, und Heinrich von Erenberg „von myner und mys Oheyms Margraffe Hermans von Badin wegen des sie halb ist und mir idzunt phandes stet vor 700 Pf. Hell., die ich yme daruff geluwen han“, sagt Engelhard von Weinsberg am 2. Mai d. J. Würdtwein Nov. subs. 115. Vgl. auch Schoepfl. Hist. Zar. Bad. 5, 427. Am 23. April 1350 belehnte K. Karl IV. den Markgrafen Hermann mit „Burk u. Stat zu Winsperg“ (s. Hugo Mediatisirung der Reichsstädte 408).
- ↑ Hugo Mediatis. 416. Im J. 1446 erscheint die andere Hälfte der Veste versetzt. Chmel Regg. K. Friedrichs IV. Nr. 2143.
- ↑ Riedel Cod. dipl. Brandenb. II. Bd. 3, 177.
- ↑ Hanselmann Landeshoheit 1, 474. Hiemit hängt zusammen, daß das Weinsberger Archiv und hiemit eine Hauptquelle für die Geschichte des Hauses Weinsberg noch heut z. T. in Öhringen aufbewahrt ist. Regesten desselben theilte Ludewig mit in seinen Reliq. manuscr. 12, 563–619.
- ↑ Albrecht Mittheilungen zur Geschichte der Reichsmünzstätten zu Frankfurt, Nördlingen und Basel. Heilbronn 1835. 8. Binder Württ. Münz- und Med.Kunde S. 418.
- ↑ Seit 1496 gibt es auch Silbermünzen mit dem Weinsberger Wappen, aber nur von Nördlingen.
- ↑ Abgebildet bei v. Hefner-Alteneck Trachten des christlichen Mittelalters. Abth. 2. Taf. 90.
- ↑ Die Grabinschrift im Kloster Schönthal, welche auf einer Tafel über dem Steindenkmal Philipps des ältern den 26. Nov. 1596 als dessen Todeszeit angibt, muß im Jahre irren. Vergl. die im oben folgenden Text im Auszuge erwähnte Urkunde vom 15. Juli 1505.
- ↑ Derselbe versprach dem Grafen Eberhard von Württemberg am 12. August 1395 Öffnung der Veste und Stadt Löwenstein, indem er zugleich zum württembergischen Diener bestellt wurde.
- ↑ Auszüge aus einem kurpfälzischen Güterbuch der Herrschaft s. bei Mone Zeitschr. 5, 49–51.
- ↑ Am 12. Febr. 1646 befahl Trautmannsdorf dem Amtsverwalter, welchen er in Weinsberg hatte, die Rückgabe an Württemberg. Chemnitz Schwedischen Kriegs Buch 6 S. 42.
- ↑ Als Unteramtei und Amtsschreiberei Mainhardt am 31. Dec. 1812 ganz aufgelöst s. Regierungsblatt 1813 S. 62.
- ↑ Von Finanzassessor Paulus, die Erklärung der Inschriften von Stälin.
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