Beschreibung des Oberamts Welzheim/Kapitel B 8

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8. Gemeinde Plüderhausen,
bestehend aus 9 Parcellen, mit 2156 Einwohnern.
Die Bestandtheile des Gemeindebezirkes gehören theils der Höhe des welzheimer Waldes, theils dem südlichen Abhange desselben und theils dem Remsthal an, indem er bei einer Länge von etwa einer Stunde zwei Stunden breit ist. Schautenhof liegt an Höchsten. Das bei Waldhausen verengte Remsthal breitet sich bei Plüderhausen kräftig aus; die linke Hügelreihe ist mit jetzt vorherrschendem Laubholz, die rechte mit Reben bestockt; die Höhen aber sind von Tannen eingenommen. Die Rems, welche den südlichen Theil des | Bezirkes durchschneidet, wird fortwährend von häufig zufließenden Waldbächen gespeist. Unterhalb Plüderhausen erweitert sich das Thal, gleichsam um den nun beginnenden Übergang der provinziellen Richtung in die universalistische Richtung anzudeuten, in westlicher Richtung immer mehr. Es kommen jetzt auch auf der linken Seite die ersten Weinberge zum Vorschein, welche jedoch bald wieder dem Walde weichen. Südlich und westlich grenzt der Bezirk an das Oberamt Schorndorf an. Durch denselben zieht die bei Lorch erwähnte Hauptstraße. Die von Plüderhausen nach Börtlingen führende Straße baute die Gemeinde 1817 mit einem Aufwande von etwa 3500 fl. Diese zählte 291 Haupt- und 33 Neben-Gebäude. Die Einwohner theilen den Charakter der Remsthäler, der jedoch bei den Hofbauern noch einfacher ist. Das Klima im Thale ist noch milder als in Lorch. Es kommen aber Formen des Cretinismus (oben S. 35) vor; im Allgemeinen ist jedoch der Gesundheitszustand gut. Die Einwohner sind unverdrossen fleißig, aber nur mittelmäßig begütert; der Boden reicht für die wachsende Bevölkerung nicht mehr hin. Sie nähren sich von Feldbau und Viehzucht, es gibt aber auch viele Taglöhner und Holzmacher. In den Weilern und Höfen werden hauptsächlich Roggen, Kartoffeln und Flachs gebaut. Der Obstbau ist in Plüderhausen bedeutend. Weinbau findet nur in Plüderhausen, Aichenbach und Plüderwiesenhof Statt. Ein Morgen Acker oder Garten wird zu 100–300 fl., Wiesen 125–300 fl., Weinberg 150–250 fl., Wald zu 490 fl. verkauft. Die Wiesenpreise stehen in Plüderwiesenhof, die übrigen Güterpreise in Plüderhausen am Höchsten. In günstigen Jahren wird sechsfach geerntet. Wechselfelder sind nur in Walkersbach. Das Vieh wird blos noch im Herbst ausgetrieben. An Gewerben sind nur eine Mühle mit Sägeinrichtung und Hanfreibe zu nennen. Gewerbe, die ihren Mann allein beschäftigen, finden sich nicht. Gegenstand der Ausfuhr ist hauptsächlich das Obst (s. hienach).

Der Bezirk gehört zum Forstamt Schorndorf. Die großen | Zehenten stehen dem Staate, die kleinen meist den Pfarreien zu; Plüderwiesenhof ausgenommen. Seit 1817 hat die Gemeinde an grundherrlichen Rechten aller Art für 1071 fl. 15 kr. dem Staat abgekauft. Filialien von Welzheim sind: die Parcellen 3, 4, 7, von Oberurbach OA. Schorndorf 6, 8, 9, von Plüderhausen die übrigen. Schulen sind in Plüderhausen und Walkersbach. Der Gemeindebezirk wurde aus Bestandtheilen der Ämter Welzheim, Plüderhausen und Oberurbach gebildet. S. hienach. Mit Ausnahme von Parcelle 3 und 4 gehörte der Bezirk bis 1807 zum Oberamte Schorndorf.

1) Plüderhausen, früher auch Pliederhausen und Bliederhausen, evang. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 1606 Einwohnern, worunter 2 Kath. Der Ort hat die tiefste Lage im ganzen Oberamt (oben S. 7); er liegt in dem Remsthale 31/2 St. von Welzheim und ist von der Rems durchflossen; auch führt die Hauptstraße nach Nürnberg der Länge nach durch denselben. Die Gegend ist freundlich, und der Witterungswechsel weniger schroff, als im obern Thal. Die Gewitter theilen sich hier häufig, um südlich oder nördlich auszubeugen. Der Ort ist Sitz eines Revierförsters. Er ist lang gedehnt und durch die Rems, über welche drei hochgewölbte Stege und drei Furthen gehen, in zwei ungleiche Hälften getheilt. Die meist von Holz gebauten, vielfach einstöckigen, Häuser reichen für die wachsende Bevölkerung kaum mehr zu. Die auf dem linken Ufer sind meist ärmlich, der Überschwemmung ausgesetzt und unreinlich. – Die Kirche zu St. Margaretha, umgeben vom Pfarrhaus und vom Schulhaus, steht etwas erhöht. Sie wurde, nachdem die ältere kleine 1803 abgebrochen worden, 1804 ganz neu in dem damals beliebten sogenannten neuen Styl erbaut, ist einfach und ohne Chor. Der oben mehreckige Thurm hat drei wohlklingende Glocken. Die Baulast hat die Stiftungspflege, die des freundlichen Pfarrhauses der Staat. Über den sittlichen Zustand des Ortes ist schon geklagt worden. Die Einwohner sind aber im Allgemeinen sehr fleißig und arbeitsam. Von hiesigen Eingeborenen hat sich hauptsächlich Dr. Sixt Jakob Kapff[ws 1] einen Namen erworben. Am 28. Decbr. 1735 geboren, wurde er 1761 Professor der Jurisprudenz, 1806 Director des K. Obertribunals und 1811 Staatsrath. Er verfaßte mehrere kleinere Schriften und starb am 18. Nov. 1821.

Es werden Dinkel, Waizen, sowie Kraut, Welschkorn, Hirse, Mohn, Reps, Rüben, Klee und Flachs, hauptsächlich aber viele Kartoffeln, gebaut. In der Nähe des Ortes stehen schöne Obstbäume, und manche | Bürger halten viel auf schöne Pflanzschulen. Namentlich hat das von dem vormaligen Schlößchen herrührende Gut schöne Obstbäume. Von den Birnsorten zeichnet sich insbesondere die Stiefelsbirne (oben S. 62) aus. In guten Jahren gehen ganze Fuhren mit Obst nach Bayern ab. Auch die Wiesen geben durchschnittlich viel und gesundes Futter, wie denn der Viehstand nicht unbedeutend ist. Der hier gewonnene Wein ist trinkbar, aber nicht lagerfähig. Zwei Farren zu halten, liegt abwechslungsweise den vier Inhabern des Widdumgutes ob; seit 1841 aber hält die Gemeinde einen dritten auf ihre Kosten. Der Jahrmarkt ist besonders als Viehmarkt besucht. Auch wird im Orte Holzhandel getrieben.

Plüderhausen erhielt am 1. April 1805 das Recht zu einem Kram- und Vieh-Markt. Ein bedeutendes Recht des Ortes besteht darin, daß die Staatsfinanzverwaltung jährlich 800 Klafter tannenes Brennholz abzugeben hat, das an die Bürger von hier und Aichenbach nach Klassen vertheilt wird; wogegen jeder Bürger einen sog. Feuerpfennig (21/2 kr.), ein Bäcker, Wirth und Hafner aber je 391/2 kr. dem Staat zu entrichten hat. Die Stiftungspflege besitzt einen schönen, 1971/2 Mrg. großen, der Sage nach von einem Herrn von Rechberg gestifteten, Buchenwald. – Zur Pfarrei gehören noch: Aichenbach, Elisabethenberg und Neuweiler. Das Patronat ist königlich. An der Schule stehen ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Gehilfe. Versuche zu Errichtung von Industrieschulen sind indessen mißlungen:; dagegen besteht seit einigen Jahren eine Beschäftigungsanstalt für betagte Arme unter der Leitung des Ortspfarrers. Der Gottesacker, längst von der Kirche entfernt, liegt frei.

Plüderhausen war einst ein Bestandtheil der Herrschaft Waldhausen und somit Eigenthum der Hohenstaufen. Mit Waldhausen kam der Ort an Württemberg, das ein eigenes Amt bildete, welchem auch Waldhausen untergeordnet ward. Dasselbe stand bereits 1421 unter der Vogtei Schorndorf. Graf Ulrich von Württemberg verpfändet 1358 einen Hof zu „Bliderhusen“ an Heinrich den Rorbeck von Schorndorf, 1421 aber verpfänden die Vormünder der Grafen Ludwig und Ulrich an Rudolph von Baldeck um 2000 fl. das Amt Plüderhausen, nebst Waldhausen. Nach Rudolphs Tod erhalten 1435 dessen Söhne Großhans und Kleinhans von Baldeck dieses Pfand für 3600 fl., das später an deren Schwester Agathe, die Gattin Walters von Urbach, gelangte. Dieser kündigt, weil die Einkünfte nicht genügen, 1455 Württemberg Fehde an, die jedoch bald vertragen wird. Agatha trat aber 1467 die Pfandschaft wieder an Württemberg ab. Die grundherrlichen Rechte hatte meist dieses mit dem Orte erworben; es besaß ums Jahr 1500 einen Hof, den sogenannten Plessingshof, 34 Lehen und Huben und 34 Sölden. | Eines dieser Lehen hatte 1540 „Raphael Metlinger, Arzt zu Pliderhusen,“ im Besitze. Den sogenannten Kümmichhof, mit dem Zehentrechte darauf, besaß von alten Zeiten her das Kloster Lorch, das 1333 von Walter von Urbach vier Mannsmad Wiesen um 46 Pfund Heller und in demselben Jahre von Friedrich von Altingen und seiner Hausfrau Betha von Nellingen 41 Schillinge und 4 Hühner jährlicher Gült um 20 Pfd. Heller kaufte. Zwei Lehen besaß die geistliche Verwaltung Schorndorf. S. auch. Aichenbachhof. Sodann war auch ein sog. adeliges Haus im Orte, das mit den dazu gehörigen Gütern und 4 Lehen in Waldhausen 1604 die von Leiningen besaßen. Es kam 1652 an von Heidenegg, 1655 an von Bernhardin, 1719 an von Liebenstein und 1736 an vom Holz. In diesem Jahre kaufte aber die Gemeinde die meisten dieser Güter; das Schlößchen wurde jedoch erst in neueren Zeiten abgebrochen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß hier der Gosolt de Bliderhusen saß, dessen der Hirschauer Codex (Bl. 69a) beim zwölften Jahrhundert gedenkt. – Im Jahr 1519 machte Jörg Staufer von Blosenstaufen mit Truppen des schwäbischen Bundes von Göppingen aus einen Ausfall und brannte hier die Kirche nebst 80 Wohnhäusern ab, erstach 14 Einwohner und legte dann auch Waldhausen bis auf 2 Gebäude in Asche. Auf dem bei Lorch erwähnten Rückzuge des schmalkaldischen Bundesheeres übernachtete Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen[ws 2] 27/28 Nov. 1546 in Plüderhausen. Von hier aus erwiederte er dem Obervogt von Schorndorf auf dessen Beschwerde über die schlechte Aufführung der Truppen: er soll die Unterthanen warnen, damit sie da, wo er hinkomme, das Ihrige hinwegräumen und in Gewahrsam bringen. Am 15. und 16. Decbr. 1552 brachen von hier die Truppen auf, welche Herzog Christoph unter Wilhelm von Massenbach daselbst gesammelt, um gegen den Deutschmeister zu ziehen, der sich der Abtei Ellwangen bemächtigt hatte. Wie die umliegenden Höfe, so litt auch Plüderhausen im dreißigjährigen Kriege. Dasselbe wurde ferner 1707 durch die Franzosen unter Villars geplündert. Endlich ist hier noch zu bemerken, daß das Amt Plüderhausen 1807 an das Oberamt Welzheim überging (oben S. 105) und 1818 aufgehoben wurde.

Die Pfarrei ist von hohem Alter und war hohenstaufensch. Die Gemahlin des Markgrafen Conrad von Meissen[ws 3], Lucie oder Luitgarde von Hohenstaufen, Schwester K. Conrads III.[ws 4], verwandelte das ihr zur Morgengabe gewordene Schloß Elchingen an der Donau in ein Benediktinerkloster und schenkte demselben 1142 Güter in Hubertsbronn, Kirche, Zehenten und Widdumsgüter in Urbach und „Pilderhusen“ (Zeitschrift für Bayern 1817 I. S. 261). Wir treffen auch 1278 Conradus plebanus und 1295 Diepoldus viceplebanus | de Bliderhusen in Urkunden. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß Luitgarde nur einen Theil der gedachten Rechte besaß und vergabte; denn wie das verwandte Geschlecht der von Waldhausen bis 1234 Rechte an der Pfarrei von Urbach hatte, so trat auch 1404 Hans von Lichtenstein dem Kloster Elchingen Widdum und Kirchensatz zu Plüderhausen mit Vogtei und Eigenschaft um seines und der Seinigen Seelenheil willen ab. Nun erst konnte das Kloster die Pfarrei sich incorporiren, wie denn dieses 1453 hier einen vicarius perpetuus in ecclesia pariochali in Bl. hatte. Graf Ulrich von Württemberg schlichtete 1455 einen Streit dahin, daß das Kloster Lorch alle Zehenten haben soll von seinem Hof, Elchingen aber alle übrigen Zehenten. Im Jahr 1470 ergab es sich, „quod infra limites loci Bliderhusen degunt quam plures villani pertinentes ad curam parochialem in Lorch“; welchen nun erst der Generalvicar des Bischofs von Augsburg gestattete, zur Pfarrei Plüderhausen zu halten, doch vorbehältlich der der Pfarrei Lorch gebührenden Emolumente. Neben der Pfarrei bestanden zwei Caplaneien zu St. Jakob und St. Bernhard, welche die Gemeinde 1519 selbst dotirt, Elchingen aber zu verleihen hatte. Auch war eine Brüderschaft zu St. Sebastian vorhanden. Am 12. September 1536 trat aber Elchingen an den Herzog Ulrich von Württemberg gegen jährlich aus der Kellerei Schorndorf abzugebende 21 Fuder 1 Imi Wein die Pfarreien zu Plüderhausen und Oberurbach, die Caplaneien daselbst und zu Haubersbronn, die Fruchtzehenten daselbst und in Miedelsbach, den Weinzehenten in Oberurbach, Plüderhausen und Haubersbronn und den Heuzehenten in Urbach und Miedelsbach, sowie die Widdumhöfe in Plüderhausen und Oberurbach ab. Hierauf wurde sogleich die Reformation vorgenommen, welche drei Tage darauf vollendet war.

Der Erwähnung werth ist der auf dem linken Ufer, unterhalb des Ortes, liegende Kunenberg, hübsch geformt, mit weichen Umrissen, sanfter Abdachung. Er ist meist mit Reben und Obstbäumen bepflanzt und auf seiner Höhe (Kupf genannt) steht man eine, durch einen großen Stein bedeckte Höhlung, welche – durch Menschenhand gemacht – einem verfallenen Schachte gleicht. Die, jedoch durch nichts bestätigte, Sage will, daß hier eine Burg gestanden. Graf Ulrich von Württemberg übergab den Zehenten von mehreren damals neuangelegten Weinbergen „an Vnserm eigen Berg, der Cunenberg genannt.“ 1468 dem Kloster Lorch zu eigen.

Nach dem Kellereilagerbuch von 1500 lag der nun abgegangene oder mit Plüderhausen verbundene Ort Linthalten in der Nähe. Er bestand aus 6 Lehen, und Weinberge lagen am Kunenberg.

2) Aichenbachhof, Hof mit 48 evang. Einwohnern, liegt in | einem von dem Aichenbach bewässerten Seitenthälchen des Remsthales, am Kunenberg, 1/4 St. von Plüderhausen, an der Grenze gegen das Oberamt Schorndorf. Der Hof ist in vier Theile getheilt und war in politischer Hinsicht stets mit Plüderhausen verbunden. Johann von Urbach verkauft 1326 mit Gunst seiner Hausfrau Katharina von Rechberg die ihm von dieser zur Heimsteuer gewordenen Güter zu „Aychibach, zum Wickmars, zum Wissenbuch vnd zu Naspun“ dem Kloster Adelberg um 6 Pfd. Heller. Schenk Albrecht von Limpurg kaufte von Eberhards von Urbach Wittwe mehrere zuvor Baldeck zugestandene Gefälle zu Aichenbach, Plüderhausen und beiden Urbach, die an die Familie Küchenmeister in Schorndorf und dann an die Schertlen kamen, welche sie 1541 um 400 fl. an Württemberg verkauften. Im dreißigjährigen Kriege wurde der Hof verwüstet.

3) Eibenhof, Hof mit 21 evang. Einwohnern. Am südlichen Abhang des Waldgebirges gegen Welzheim, auf dem „Heuchberg“, d. h. Hochberg, 2 St. von Plüderhausen gelegen. Er ist zehentfrei; in die übrigen Grundgefälle theilen sich der Staat und die Heiligenpflegen Welzheim und Rienharz. Dieser alte Hof kommt in früheren Zeiten unter dem Namen Streitmars vor und war einst frei. Von Georg von Urbach kam er aber 1424 um 34 fl. an den Heiligen St. Gall in Welzheim, der ihn verlieh. Er gehörte in das Amt Welzheim, wurde 1634 verwüstet und 1656 wieder angebaut.

4) Käshof, besser „Kößhof,“ Hof mit 5 evang. Einwohnern, liegt auf dem Walde, nicht ferne vom Ursprunge des Bärenbaches, südwestlich vom Eibenhof, 11/2 St. von Plüderhausen, an der Grenze gegen das Oberamt Schorndorf. Hübsche Fernsicht. Der Hof ist zehentfrei; der Staat theilt sich mit der Pfarrei und Heiligenpflege Welzheim in die übrigen Grundgefälle. Auch dieser Hof - früher Kösingen und Kössingen – war einst frei; erst 1564 begab sich der Bauer freiwillig in Schutz und Obrigkeit Württembergs und wurde in den Stab Urbach, später ins Amt Welzheim, gewiesen.

5) Neuweiler, Hof mit 19 evang. Einwohnern. Im Remsthale, auf der Grenze gegen das Oberamt Schorndorf, 1/2 St. von Plüderhausen, links der Rems gelegen. Dieses nur 9 Mrg. große Gut wurde erst 1727 angelegt und reicht dem Staate alle Grundabgaben. Es gehörte in das Amt Plüderhausen. Ein schon 1500 genanntes „Neuweiler,“ das damals 3 Lehengüter umfaßte, scheint mit einem benachbarten Orte verbunden worden zu seyn.

6) Plüderwiesenhof, Hof mit 22 evang. Einwohnern, liegt im Walde, nördlich über dem Bärenbachthälchen, auf der Grenze des OA. Schorndorf, 11/4 St. von Plüderhausen. Die 13/4 Mrg. | Weinberge sind zehentfrei; in die übrigen Zehenten und Grundgegefälle theilen sich der Staat und die Nachfolger des Domcapitels Augsburg. Mit diesem großen Hofe, welcher in 2 Theile getheilt ist, wurden 1440 drei Lehengüter des Klosters Lorch vereinigt. Er gehörte der Kellerei und in das Amt Ober-Urbach.

7) Schautenhof, Hof mit 21 evang. Einwohnern. Auf der welzheimer Höhe, nicht ferne von der von Pfahlbronn nach Welzheim führenden Straße, 2 St. von Plüderhausen gelegen; alle Grundgefälle stehen dem Staate zu. Der Hof wurde 1715 in dem rentkammerlichen Walde Scheuterhau angelegt und gehörte in das Amt Plüderhausen. Da auf seiner Markung der demnächst in den Walkersbach fallende Schautenbach entspringt, so wird er auch häufig „Schautenbachhof“ genannt.

8) Tannschöpflen, Hof mit 26 evang. Einwohnern, liegt rechts der Rems, auf dem Gebirge, welches das Bärenbachthälchen von dem Walkersbachthal scheidet, an der Grenze gegen das Oberamt Schorndorf, 11/4 St. von Plüderhausen. Alle Gefälle von diesem kaum mittelgroßen, in neueren Zeiten auf Waldboden angelegten, Hofgute bezieht der Staat. Er gehörte in das Amt Ober-Urbach.

9) Walkersbach, Weiler mit 388 evang. Einwohnern, liegt rechts der Rems in dem engen Walkersbachthal, 2 St. von Plüderhausen. Die Zehenten und andern Grundabgaben bezieht der Staat. Der durch den Ort fließende Walkersbach ist stark und tritt oft aus. Außerdem ist das Thal reich an Brunnquellen und hat dieses hübschen Wiesengrund. In der durch Collecte 1826 erbauten Kirche hat der Pfarrer von Oberurbach jährlich fünfmal Gottesdienst zu halten. Schon 1573 stand eine Capelle, die im dreißigjährigen Kriege zerstört und 1669 neu aufgebaut worden war. In dem 1832 erbauten Schulhause ist eine Filialschule; damals legte auch der Weiler seinen ersten eigenen Begräbnißplatz an. Da die Markung kaum 100 Mrg. Feldes, welches überdieß bei Sandboden wenig fruchtbar ist, enthält, so suchen sich die armen Einwohner durch Holzfällen und im Taglohne fortzubringen, wozu sie oft bis nach Waiblingen und Canstatt gehen. Ihre Zahl (im Jahr 1774 erst 178) hat sich in 69 Jahren mehr als verdoppelt. Außerdem ist Obstbau eine der Hauptnahrungsquellen. Sie stammen von 20 Fabrikarbeitern ab, welche sich vor etwa 300 Jahren bei der damals hier entstandenen herrschaftlichen Glashütte angesiedelt hatten. Im Jahr 1688 ist von einem „Herrenhaus,“ neben der Glashütte, wohin damals noch 7 Ämter die Asche abliefern mußten, die Rede. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde die Hütte eingestellt. Auch in diese Thalschlucht erstreckten sich die Folgen der Schlacht bei Nördlingen. Der Ort | gehörte in das Amt Ober-Urbach. Der oben S. 69 erwähnte, dem Staate zugehörige, Floßsee hält 16/8 Mrg. im Meß. Der nächst dem Hochberg, beim Eulenhof, gelegene „Heidenbühl“ erinnert wohl an die Römer.



Anmerkungen [WS]


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