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Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart/IV.

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« III. Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart V. »
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IV. Nahrungs- und Erwerbs-Stand.


1. Haupt-Nahrungs-Quellen

waren anfänglich Weinbau und, diesem untergeordnet, Viehzucht, Obst- und Acker-Bau; dazu kam der mit der Zeit immer größer werdende Erwerb, wozu der Hof und die Staats-Behörden, sowie die Garnison Gelegenheit bieten. In neuester Zeit haben Gewerbe und Handel, der ehemals hauptsächlich den Wein zum Gegenstand hatte, die anfänglichen Erwerbs-Arten ganz in Schatten gestellt, und fließen die Einkünfte nicht nur aus der Gewerbe-Industrie und größerem Handel, sondern auch aus dem Gebäude-Besitz und den vielfach angelegten Activ-Capitalien, welche theils hiesigen Bürgern und Angestellten, theils hier angesiedelten Auswärtigen zustehen. Während die Betheiligung des Bezirkes an den directen Staats-Steuern im Ganzen 2,96 % beträgt, bezahlt derselbe nicht einmal 1/300 (0,34 %) an der Grund-, dagegen 1/9,8 (8,68 %) an der Gewerbe- und 1/11,6 (10,19 %) an der Gebäude-Steuer. An der im ganzen Lande aufkommenden Capital-Steuer zahlen die Stuttgarter Einwohner 1/6, und an der von dem Dienst- und Berufs-Einkommen anfallenden Steuer 1/9.

Von den Weilern tritt das auch äußerlich städtische Berg durch seine Gewerbe-Thätigkeit hervor, indeß Heslach und vornehmlich Gablenberg zunächst vom Betriebe der Landwirthschaft leben.

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2. Vermögen.

Nach den dem provisorischen Steuer-Cataster zu Grunde gelegten Schätzungen des Rein-Ertrages mit 66.232 fl. 26 kr. berechnet sich der Werth des besteuerten Grund-Eigenthums auf 1.716.416 fl. 54 kr. Der Werth der steuerbaren Gebäude beträgt nach dem rectificirten Gebäude-Steuer-Cataster 16.769.556 fl. (den Brand-Versicherung-Anschlag s. S. 141). Der Werth des hiernach erwähnten Vieh-Standes berechnet sich nach den in den Oberamts-Beschreibungen bisher angenommenen Sätzen zu 127.640 fl. Hiernach würde sich der Gesammtwerth des unbeweglichen Vermögens einschließlich des Vieh-Standes auf 18.613.612 fl. 54 kr. berechnen.

Interessant, besonders auch bezüglich des beweglichen Vermögens, sind die Vermögens-Berechnungen, welche für die vorliegende Arbeit Vice-Director v. Steudel auf den Grund des in den Jahren 1840–1850 zur Inventarisation gekommenen Activ-Vermögens der Privaten und der Notizen über die 1840–1848 aufgenommenen und getilgten Hypothek-Schulden angestellt hat.

Hiernach war im Durchschnitte der erwähnten Jahre die Summe des bei Verheirathungen zusammengebrachten Vermögens 1.433.990 fl., die Summe des in Folge von Todesfällen und bei Vermögens-Übergaben aufgenommenen und eventuell und reell vertheilten Vermögens 3.741.359 fl. Das bei Überschuldungen aufgenommene Activ-Vermögen erreichte i. J. 1843–1844 nur 257.100 fl., i. J. 1835–1836 sogar nur 178.230 fl. dagegen i. J. 1847–1848 3.981.600 fl., was jedoch ausnahmsweise von zwei außerordentlichen Gantmassen herrührt; der jährliche Durchschnitt ist 757.645 fl. Die Zahl der jährlich erledigten Inventur- und Theilungs-Geschäfte wechselt von 779 i. J. 1841–1842 bis 962 i. J. 1842–1843, und der Vermögens-Untersuchungen und Gantgeschäfte von: 195 i. J. 1846–1847 bis 499 im J. 1849–1850. Bei Inventur- und Theilungs-Geschäften war die geringste Activ-Vermögens-Summe von 4128 fl. i. J. 1845–1846 und die höchste von 7368 fl. i. J. 1843–1844; bei Überschuldungen aber war der höchste Durchschnitts-Betrag des Activ-Vermögens auf ein Geschäft i. J. 1847–1848 15.082 fl., und nach diesem außergewöhnlichen Jahrgang i. J. 1846–1847 2035 fl., der niedrigste aber i. J. 1848–1849 mit 713 fl. Außer dem Jahr 1847–1848 tritt auch das Jahr 1849–1850 mit einer ungewöhnlich hohen Summe des in Zerfall gerathenen Vermögens auf, und die Jahre 1848–1849 und 1849–1850 zählen noch einmal so viel Fälle von Vermögens-Untersuchungen und Gantungen als die früheren Jahre (1841–1842 199, 1846–1847 195, 1847–1848 264, 1848–1849 462, 1849–1850 499). Die Summe der jährlich aufgenommenen, durch Unterpfänder versicherten, Geld-Anlehen wechselt zwischen 438.700 fl. und 925.529 fl., wogegen die getilgten und in den Unterpfands-Büchern gelöschten Anlehen jährlich nur 121.055 fl. bis 329.400 fl. betragen haben; die Differenz zwischen den aufgenommenen und abgelösten Anlehen während 1840–1848 beträgt jährlich 434.139 fl., und während dieser acht Jahre zusammengenommen 3.473.114 fl., um welchen Betrag mehr Geld-Anlehen aufgenommen als getilgt worden sind,| wobei allerdings zu beachten ist, daß ein sehr großer Theil derselben nicht zur Löschung angemeldet wird. Diese Ergebnisse, verbunden mit der Zunahme der Zahl der Vermögens-Untersuchungen und Gant-Geschäfte von 1848–1850, weisen auf einen, in dieser Zeit eingetretenen minder günstigen Vermögens-Zustand im Allgemeinen hin. – Bei Vergleichung dieser Verhältnisse mit dem Vermögens-Stand der Bewohner des ganzen Königreichs in d. J. 1840–1848 (W. Jahrb. v. 1841. S. 406 ff. und v. 1848. S. 241 ff.) und unter Zugrundlegung der Bevölkerung von 1847 ergibt sich, daß bei Verheirathungen, bei Todesfällen und Vermögens-Übergaben und bei Überschuldungen zusammen an Activ-Vermögen zur Inventarisation und Vertheilung kam ein jährlicher Durchschnitt a. im ganzen Lande von 77.827.686 fl., oder auf 1000 Einwohner 44.175 fl., und zwar α. auf Zubringens-Inventuren und Ehe-Verträge 16.184 fl., β. auf Theilungen und Vermögens-Übergaben 24.466 fl., γ. auf Vermögens-Überschuldungen 3525 fl.; b. in dem Stadt-Directions-Bezirke Stuttgart von 6.024.975 fl., oder auf 1000 Einwohner 127.783 fl., und zwar auf α. 31.678 fl., auf β. 79.089 fl., auf γ. 17.016 fl. Daß sich für die Stuttgarter ein dreimal größeres Activ-Vermögen berechnet, als auf den Württemberger überhaupt, ergibt sich auch, wenn der Durchschnitts-Betrag des Activ-Vermögens bei Inventur- und Theilungs-Geschäften als Vergleichungs-Maßstab genommen wird; auf ein solches Geschäft kommt nämlich nach dem Durchschnitt von 1840–1848 im ganzen Lande eine Activ-Vermögens-Summe von 2045 fl., in Stuttgart aber von 5891 fl. Bei Überschuldungen kommt im ganzen Königreich durchschnittlich auf ein Geschäft 1099 fl., in Stuttgart aber 3295 fl. Activ-Vermögen. Um so höher berechnet sich aber auch der Schulden-Stand, der sich im J. 1591 nicht höher als auf 103.368 fl. belief. In der mehrgedachten Periode fallen nämlich an mehr aufgenommenen als heimbezahlten Anlehen auf 1000 Einwohner im ganzen Lande 2553 fl., im Stadt-Directions-Bezirk Stuttgart dagegen 9499 fl.

Lassen sich aus vorstehenden Notizen keine sicheren Schlüsse auf den Betrag des im Privat-Besitze befindlichen Activ-Vermögens ziehen, so ist doch eine Vergleichung desselben möglich mit dem im Privatbesitze befindlichen Activ-Vermögen im ganzen Lande, wie solches in den W. Jahrb. 1848, S. 246 zu 850 Millionen geschätzt ist, wonach das erstere auf 70 Millionen, also auf nahezu 1/12 des gesammten Privat-Vermögens des Landes angenommen werden könnte. Daß aber auch diese Summe noch bedeutend unter der Wirklichkeit wäre, geht bei einer Berechnung nach anderen Anhalts-Puncten hervor, wonach, einschließlich der Activ-Capitalien und der sonstigen Mobilien, das Vermögen ein Namhaftes über 100 Millionen beträgt.

Was die Activ-Capitalien der Stuttgarter Einwohner insbesondere betrifft, so ist deren Summe, so ferne sie zur Besteuerung fatirt wurde, einschließlich der durch das Gesetz steuerfreien, von 13.708.569 fl. im J. 1821–1822 in beinahe ununterbrochener Zunahme im J. 1851–1852 auf 45.391.233 fl., und im Jahr 1852–1853, wo die auf den Namen lautenden württ. Staatsschuld-Scheine erstmals anzugeben waren, auf 55.174.268 fl. gestiegen. Aus dieser Zunahme und hohen Summe[1] kann jedoch| hauptsächlich nur auf die Thatsache geschlossen werden, daß sich in der Hauptstadt etwa mehr als 1/5 des Gesammt-Capital-Besitzes vereinigt, und daselbst der Capital-Besitz ungleich stärker als jeder andere Vermögens-Besitz vertreten ist. Denn die Voraussetzung, daß die Capitalien wie in anderen Bezirken vorzugsweise in diesen selbst, also in der Stadt und den Weilern angelegt seien, würde nicht zutreffen, da 1851–1852 allein die auf den Namen ausgestellten inländischen Staats-Papiere etwa 9 Millionen betrugen, und also wohl auch der allermeiste übrige Theil in sonstigen württ. und fremden Staats- und anderen Werth-Papieren bestehen wird. Der Capitalien-Besitz Einzelner hat sich wohl vergrößert; das Vermögen der Mehrzahl aber ist nicht in gleichem Verhältnisse größer geworden. Indeß mehrere Handels-Geschäfte und größere industrielle Unternehmungen gut stehen und ihre Arbeiter-Zahl vermehren, kommt der kleine Gewerbsmann, so weit er mit dem großen Capital concurriren muß, immer mehr zurück und verfällt gleich dem seit Jahren schwer geprüften Weingärtner, der ohne sonstige Hilfsquellen kaum leben könnte, nicht selten der Gantliste. Dafür sprechen auch die seit mehreren Jahren anwachsenden Armen-Bedürfnisse, die Vermehrung der Schuldklagen bei dem Stadt-Schultheißen-Amte, deren Zahl 1840 5411, 1841 5197, 1842 4904, dagegen 1850 9390, 1851 10.675, und 1852 9820, und die Klagen auf Execution, welche 1840 2400, 1841 2420, 1842 2360, dagegen 1850 5300, 1851 5580, und 1852 6060 betragen haben.


3. Wirthschaft.
A. Bodenbau und Landwirthschaft.
a. Gewinnung von Mineralien[2].
Von den im I. Abschnitte erwähnten Stein-Arten sind es der feinkörnige und der grobkörnige Keuper-Sandstein, welche vielfach hier und auswärts verwendet werden, und es wird nicht leicht eine andere Markung solche treffliche Bausteine liefern. Allerdings sind auch die Kosten der Abräumung und Ausbeutung der Steinbrüche bedeutend. Der feinkörnige Keuper-Sandstein (Werkstein) findet seines feinen und gleichdichten Kornes wegen immer größere Verbreitung; neuerlich wurde er besonders zu Eisenbahn-Bauten, sowie zur Brücke in Ulm, wo auch das Münster damit restaurirt wird, benützt. Die härteren Schichten des grobkörnigen Keuper-Sandsteins (Stuben-Sandstein) werden zu Bausteinen abgebaut und finden jetzt selbst bei dem Ausbau des Cölner Doms ihre Verwendung. Der Kiesel-Sandstein| dient nur noch zu Weinberg-Mauern. Die Steine gehen auch nach Augsburg, München, Frankfurt a. M., Lauingen, Günzburg und Hohenzollern, wo auch, zu Ausschmückung des Schlosses, Statuen aus dem feinkörnigen Keuper-Sandstein gemeißelt wurden. Der Werth der gebrochenen Steine hat schon in einem Jahre 100.000 fl. betragen; das gewöhnliche Quantum der Ausfuhr wird jedoch nur zu 3000 fl. jährlich angegeben. Die Steinbrüche gehören, mit wenigen Ausnahmen, hiesigen und Canstatter Steinhauer-Meistern, welche Bestellungen von Bau-Unternehmern, Steinmetzen und Bildhauern ausführen.

Fegsand wird aus den weicheren Schichten des grobkörnigen Keuper-Sandsteins gewonnen. Grubensand zur Mörtel-Bereitung liefern die Gruben bei Heslach, den Tuffsand die Äcker in Stöckach. Der S. 46 erwähnte Umbra wird an Kaufleute verwerthet. Lehm zum Bauen liefert in den nöthigen guten Massen der Diluvial-Lehm S. 39 u. f. Die nicht ergiebigen Gyps-Brüche sind verlassen worden.

Die Markung hat 202/8 M. Steinbrüche und 21/8 M. Thon- und Sand-Gruben.

b. Pflanzenbau.
1. Verhältnisse im Allgemeinen.

Von den 94403/8 M., welche die Markung umfaßt, kamen nach der im J. 1827 vorgenommenen Vermessung

Von 100
Morgen der
Gesammt-Fläche
treffen
auf Hofstätten und Gebäude 2921/8 M. 3,0900000
auf Gärten und Länder 10382/8 M. 11,0000000
auf Äcker 14972/8 M. 15,8600000
auf Weinberge 21751/8 M. 23,0400000
auf Wiesen 7177/8 M. 7,6100000
auf Waldungen 30317/8 M. 32,1200000
auf Weiden 172/8 M. 0,1800000
auf Öden 1574/8 M. 1,9100000
auf Steinbrüche 202/8 M.
auf Thon- u. Sand-Gruben 21/8 M.
auf Gewässer 324/8 M. 0,3400000
auf Straßen und Wege 4582/8 M. 4,8500000
94403/8 M. 100,0000000

Von der ganzen Fläche sind demnach 54456/8 M. oder 57,68 Proz. landwirthschaftlich benützt. Daneben nehmen die Waldungen mit 3031 M. noch fast 1/3 der Markung ein.

Zur Zeit der Vermessung war das Grund-Eigenthum in 11.976 Parcellen getheilt, wovon eine durchschnittlich 78/100 Morgen im Meß hatte. Von der Boden-Fläche waren im Eigenthum|
der Hof-Domänen-Kammer 00/0
des Staates 6823/8
der Gemeinde 28046/8
der Stiftungen 2926/8
der Privaten 56604/8
94403/8

Das Grund-Eigenthum ist so zerstückelt, daß es Solche, die mehr als 6 Morgen besitzen, in Stuttgart nur 4 gibt; in Heslach ist der größte Besitz 6, in Gablenberg 4–5 Morgen.

Was den Anbau[3] im Allgemeinen betrifft, so steht die landwirthschaftliche Cultur auf einer verhältnißmäßig sehr hohen Stufe, und ist der Spaten-Bau fast allgemein. Die Dreifelder-Wirthschaft bestand zwar schon 1350 und wurde, unter Aufrechthaltung der Brache, 1557 aufs Neue geordnet; seit lange herrscht jedoch freie Wirthschaft und ist von Brache keine Spur mehr.

Die Waldungen, welche das Stuttgarter Thal noch jetzt umkränzen, haben sich in der Nähe der Stadt auf und über die Bergrücken zurückgezogen, und nähern sich nur in dem Heslacher Thale wieder der Land-Straße auf beiden Seiten; aber noch 1491 war die Mönchshalde, jetzt eine gute Weinberghalde, großen Theils Wald. Ebenso wurde der Birken-Wald über den Kriegsbergen noch 1596 als Wald unter die Bürger vertheilt, und erst 1606 vollends ausgerodet; und noch 1849 kamen Waldrodungen auf der Feuerbacher Heide und bei Heslach vor. Die Gablenberger Heide wurde 1764 mit eßbaren Kastanien- und Nuß-Bäumen bepflanzt, auch die Gänsheide angebaut und die Feuerbacher Heide 1777 um 5 fl. jährlicher Erbzins für den Morgen an Stuttgarter und Feuerbacher überlassen, wobei der nachmalige Bürgermeister Joh. Hehl, der Bäckermeister G. Philipp, später dessen Sohn, Sebastian Weiß und Traiteur Mühlbach, sich um den Anbau verdient machten. Die Morgenzahl der Allmanden ist von 929 im J. 1730 auf 633 im J. 1771 herabgegangen, wovon bis 1795 wieder 434 Morgen angebaut worden sind. Im Großen wird übrigens kein Zweig der Landwirthschaft betrieben. Eine Familie, die ausschließlich von ihr leben wollte, hätte hier 4–6 Morgen Feldes nöthig. Die Zahl der damit sich Beschäftigenden ist S. 65 angegeben. – Die Stelle eines landwirthschaftlichen Bezirks-Vereins vertritt der 1848 von jungen Weingärtnern gegründete, auf die Interessen des Weinbaues gerichtete, Güterbesitzer-Verein. Er beabsichtigt den Weingärtner-Stand nicht nur in ökonomischer, sondern auch in geistiger| Hinsicht zu heben, sowohl durch die unten erwähnte Fortbildungs-Schule für die Jugend und durch unentgeldliche Darleihung guter Bücher aus seiner sehr fleißig benützten, 665 Bände starken Bibliothek, als auch durch Preise für gute Bestellung der Weinberge und gute Weinbereitung. Er hat gegen 600 Mitglieder, die 6 kr. Jahres-Beitrag geben, und 1852–1853 eine Einnahme von 405 fl., worunter von dem Könige und der Königin je 50 fl., von der Frau Kronprinzessin 20 fl., von der Central-Stelle für Landwirthschaft, und von der Stadt je 100 fl. Die Jahres-Berichte werden durch öffentliche Blätter bekannt gemacht.

Durch Fleiß wird dem im Allgemeinen fruchtbaren Boden das Möglichste abgewonnen. Die Güter-Preise sind sehr hoch, und, abgesehen von Ausnahmen, für den Morgen Weinberg 300–4000 fl., Küchen-Garten 1800–6000 fl., Lust- und andere Gärten 1200 4000 fl., Baum-Gärten 800–1600 fl., Länder 1000–1600 fl., Äcker 300–1200 fl., Baumwiesen 400–1200 fl.

2. Einzelne Culturen.
a. Ackerbau.
Der Ackerbau ist nach Verhältniß sehr unbedeutend, da eine große Fläche desselben, namentlich in der Nähe der Stadt, allmälig in Gärten und Länder verwandelt worden ist. Er begreift 14971/8 M., wovon 7601/2 M. mit Bäumen bepflanzt sind. Die Hauptfrucht-Gattungen sind Dinkel, Hafer, Weizen. Im J. 1852 waren nach der Schätzung des Gemeinderaths angebaut: mit Winter-Weizen 50 M., Winter-Roggen 5 M., Winter-Gerste 50 M., Dinkel, Einkorn und Emmer 400 M., Sommer-Gerste 25 M., Hafer 75 M., Sommer-Dinkel und Einkorn 20 M. Die Winter-Frucht verhält sich also zur Sommer-Frucht etwa = 4:1. Der gewöhnliche Pflug ist der Brabanter und wird mit zwei Pferden bespannt; jedoch gehen höchstens fünfzehn Pflüge: namentlich in Heslach nur einer. Zur Aussaat gebraucht man auf 1 Morgen Dinkel 4–8 S. (Simri), Einkorn 6 S., Roggen 3–4 S., Gerste 4 S., Weizen 3–4 S., Hafer 6–8 S. Der Ertrag ist vom Morgen 10, höchstens 16, in Heslach 12, Gablenberg 8–10 Scheffel. Statt der ganz eingegangenen Brache werden Kartoffeln (1852 auf 350 M.), welche erst 1770 und 1772 durch die Theuerung vollends Beifall fanden, und Welschkorn (500 M.), Garten-Bohnen, Acker-Bohnen, Erbsen, Linsen; ferner Kraut (250 M.), Möhren (15 M.) angepflanzt. Von Futter-Kräutern baut man rothen Klee, Luzerne, Angersen etc. Mit Futter- und mit Wurzel-Gewächsen waren je 200 M. angebaut. Von Handels-Gewächsen waren angebaut Reps 8 M., Mohn 40 M., Rauhkorden 2 M.; Krapp wurde 1823 erstmals gebaut. Einen| Hopfen-Garten hat Apotheker Weiß 1819 erstmals angelegt; ihm folgte Bierbrauer Koppenhöfer, der auch 1854 ein Land mit Tabak angepflanzt hat. Unter den Wurzel-Gewächsen hat in neuerer Zeit die Zucker-Rübe durch ihre Verwendung zur Zucker-Fabrikation besondere Wichtigkeit erlangt. Auf 1 Morgen Acker rechnet man 8 Wägen Dünger zu 3 fl., die Kosten der Ackerbestellung bis zur Einsaat belaufen sich auf 10 fl. Die Ankaufs-Preise steigen von 300–1200 fl. vom Morgen. Ausschließlich mit Ackerbau beschäftigt sich Niemand.

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b. Gartenbau.

Demselben sind 243 M. Gemüse- und Blumen-Garten, 4247/8 M. Gras- und Baum-Garten, 1192/8 M. Länder, 12/8 M. Hopfen-Garten und 2497/8 M. Lust-Garten, Anlagen etc.; im Ganzen 10382/8 M. gewidmet. Die Fläche verringert sich der Ausdehnung der Stadt wegen mehr und mehr. Der Gartenbau stand schon frühe auf einer hohen Stufe, namentlich durch das Beispiel des fürstlichen Lustgartens, dessen Zierden in Deutschland Epoche machten, indem er sich, dem jeweiligen Geschmacke der Zeit huldigend, durch den italienischen Garten-Styl mit Bild-Säulen, den französischen mit Wasserwerken und beschnittenen Taxus-Hecken, den holländischen Blumen-Flor bis zur natürlichen Schönheit der englischen Park-Anlage entwickelte. (S. S. 124 und S. 162 die alte berühmte Orangerie). Gärtner werden schon 1350, schön angelegte Privat-Gärten mit springenden Wassern 1509 erwähnt. Der Stuttgarter zeigt viel Sinn für den Genuß der Natur, und trachtet, dieses Vergnügen höher schätzend als den Nutzen, danach, ein größeres oder kleineres „Gütle“ zu besitzen, wo er selbst im kleinsten Raum möglichst vielerlei Gewächse zu pflanzen sucht. Dasselbe Gefühl hat auch die Friedhöfe in Stuttgart in die manchfaltigsten Blumen-Beete verwandelt.

Die eigentliche Gärtnerei wird von 19 Kunst- und Handels-Gärtnern mit 35 Gehilfen betrieben, die sich theils mit dem gesammten Gartenbau und der Obst-Baum-Zucht befassen, theils vorzugsweise einzelne Pflanzen-Gattungen cultiviren, wie z. B. Rosen und Dahleen, Eriken, Camellien, Orangen, während wieder Andere einen ausgebreiteten Handel mit Sämereien und Setz-Pflanzen betreiben. Neben den schon beschriebenen Schloß-Gärten und Anlagen und dem herrlichen Garten der Kronprinzlichen Villa zieren die Landschaft mehrere in der Nähe der Stadt liegende Privat-Gärten, welche sowohl durch feines Obst, als durch den Flor der manchfachsten Blumen sich auszeichnen. Schon ein Verzeichniß der Kräuter und Bäume im fürstlichen Lust-Garten von 1565 nennt| longobardische Veilchen, Rosen, Tausendschön, Waldmeister, Asphodelus etc., und nach Joh. Bauhinus Beschreibung des Gartens im Boller Wunder-Bad kamen schon 1596 nicht nur in dem hiesigen Lust-Garten, sondern auch in Privat-Gärten vor: weiße und blaue Syringen, die damals erst seit sechsunddreißig Jahren in Deutschland bekannt waren; mehrere Rosen-Arten, z. B. die kleine Provenzer-Rose, die Zimmt-Rose, die Damascener Rose, das Gais-Blatt, acht Lilien-Arten, Schwertel, Kaiser-Kronen, die erst 1576 aus Constantinopel nach Wien gekommen waren, Winter-Violen, Winter-Levkoje, gelbe Violen, Herbst-Rosen, Ringel-Blumen, zwei Arten Gold-Blumen, fünf Arten Sammt-Blumen, drei Arten Sonnen-Blumen, gefüllte Maslieben, Mannstreu, Rosmarin, Basilikum, Garten-Schlüssel-Blumen, fünf Nelken-Arten, Gretle im Busch (Nigella); außerdem Mohn, türkisch Korn, Isop, Spargeln, Artischoken, Melonen, Gurken etc. Unter der Regierung Johann Friedrichs und dessen Nachfolger blühte die Garten-Kunst immer mehr auf, indem sowohl Zier-Gewächse, als auch Nutz-Pflanzen aus fremden Ländern eingeführt wurden. Die Alleen und Gärten bereicherten sich nach und nach mit ausländischen Bäumen und Sträuchern, unter welchen die Akazie (Robinia pseudoacacia) und Roß-Kastanie beziehungsweise 1600 aus Virginien und 1550 aus dem nördlichen Asien nach Europa kamen. Eine reiche Pflanz-Schule solcher ausländischen Bäume und Gesträuche besaß Hohenheim. Von den 658 Gewächsen, welche nach einem Verzeichnisse von 1779 dort im Freien den Winter ausdauerten, fanden viele auch in den Stuttgarter Privat-Gärten Eingang, wie dieß noch manche alte Exemplare von ausländischen Bäumen in Gärten und dem alten Friedhofe beweisen. Zu den Blumen, welche früher beliebt waren, gehören besonders auch die Tulpen, die 1559 aus Constantinopel nach Augsburg kamen, und man bewahrt in Stuttgart noch gemalte Blumen-Bücher aus dem 17. Jahrhundert auf, in welchen dieselben in ungemeiner Manchfaltigkeit und Schönheit vorkommen. Neben den Tulpen wurden außer Rosen von verschiedenen Farben, Ranunkeln, Schwert-Lilien, Anemonen, Narcissen, Hyacinthen, Crocus, Levkojen, Tazetten, Kaiser-Kronen, Lilien, Päonien, Mai-Blümchen, Jasmin und andere Stauden-Gewächse mit schönen Blüthen angepflanzt. In der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war auch die Passions-Blume sehr beliebt, und zu Ende desselben kamen Nelken, Ranunkeln, Levkojen und Aurikeln, als Mode-Blumen auf. In den ersten Jahrzehnden des gegenwärtigen Jahrhunderts kamen zu uns die Geranien und Pelargonien, dann die Hortensien, welche 1801 Gärtner Mussely aus Paris hierher brachte, die Cactus, die| Dahleen seit 1812, die Camellien, Calceolarien, Celosien, Amaryllen, Fuchsien, Azaleen, Volkamerien, Verbenen, Rhododendren, Eriken, in neuester Zeit die duftreichen Orchideen und mancherlei andere schöne Zier-Pflanzen. Daß jetzt auch exotische Pflanzen von Privaten gezogen werden, beweisen die reichen Sammlungen von Cacteen, Aloe (Agaven) etc., wovon unter anderen im August 1847 ein schönes Exemplar im Garten des Stadtraths Sattler herrlich blühte. Die Victoria regia wurde in den Gärten der Wilhelma im J. 1852 gepflanzt und zur Blüthe gebracht. – Der zur Förderung der Garten-Cultur, hauptsächlich der Obst- und Blumen-Zucht, 1842 gegründete Blumen- und Garten-Bau-Verein, unter dem Protectorat des Königs, hat sich namentlich in der letzterwähnten Richtung verdient gemacht, und wirkte besonders durch die mit Preisen verbundenen Ausstellungen aufmunternd. Einige im J. 1853 von Gärtnern und Garten-Freunden eröffnete kleinere Blumen- und Früchten-Ausstellungen waren sehr besucht.

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Die Gemüse-Gärtnerei ist in neuerer Zeit beinahe ganz in die Hände der Weingärtner übergegangen. Für die Mehrzahl derselben bildet der Küchen-Garten eine ergiebige Nahrungs-Quelle, indem auf den hiesigen Märkten auch viele Gemüse für Auswärtige gekauft werden. Während der Mann das eigene oder gepachtete Gütchen baut, oder im Taglohn arbeitet, ist es die Frau mit ihren Kindern, welche durch unermüdlichen Fleiß, durch starkes Bedüngen und häufiges Begießen dasselbe Stück vier- bis fünfmal des Jahrs zum Ertrag bringt. Es ist erwiesen, daß ein Viertel wohlgebauten, fleißig gepflegten Küchen-Gartens, mit den in demselben gelegenen Früh-Beete nicht selten einen Rein-Ertrag von 300 fl. gewährt. Die Zahl der Früh-Beete ist 500, wovon 200 mit Fenstern versehen sind. Wie hoch sich der Ertrag derselben steigert, erhellt daraus, daß die frühen Gemüse im Anfang zu außerordentlich hohen Preisen bezahlt werden, und daß die in denselben erzogenen frühen Setzlinge gleichfalls auch nach Außen zum Absatz kommen. Dadurch, daß die Weingärtners-Wohnungen dem Garten nahe liegen, und durch die Benützung des Straßenkehrichts zu Compost, wird der Gemüse-Bau wesentlich gefördert. Die Gemüse werden theils in den Mist-Beeten gezogen, wie frühe Brockel- und Zucker-Erbsen, frühe Karotten, Bohnen, Gurken, Blumen-Kohl etc., theils in das freie Land verpflanzt, wie Lattich, Karotten, Winter-Kopf-Salat, Schnitt-Kohl, Brockel- und Zucker-Erbsen, früher Sommer-Kopf-Salat, Monat- und Zweimonat-Rettige, frühe Sommer-Rettige, Mangold, frühe Wirsing- und Kohl-Arten, Spinat,| Lauch, Selleri, Sommer-Kopf-Salat, Sommer-Endivien. Spargeln werden viele sowohl in den Gärten, als Weinbergen, gestochen.

Wie der Weingärtner für die gewöhnlichen Bedürfnisse der Küche sorgt, so finden sich bei den Kunst-Gärtnern die feineren Gemüse, Sämereien, und Alles, was die Gärtnerei Europa’s Neues bringt.

c. Wiesenbau.

Dieser war in früherer Zeit ausgebreiteter. Der größere Theil des unteren Thals, das jetzt die Königl. Garten-Anlagen einnehmen, war ursprünglich wegen des nassen Bodens fast allein zum Wiesenbau geeignet; das Wenige, was der Schloß-Garten übrig ließ, wurde nach Verbesserung des Bodens in Gärten verwandelt, wiewohl noch mancher Garten Wieswachs hat. Dermalen hat die Markung 7177/8 M. Wiesen, wovon 7016/8 M. zweimähdig, 6345/8 M. mit Obstbäumen besetzt, und 161/8 M. einmähdig sind. Sie werden gedüngt, manche gepfercht, sind gut, obgleich künstliche Wässerungs-Anlagen mangeln. Der Ertrag ist gegen 24 Centner Heu und 12 Centner Öhmd vom Morgen.

d. Weinbau[4].

Von der über 1000 Köpfe zählenden Zunft der Weingärtner, welche am 30. Aug. 1644 eine eigene Ordnung bekam und noch jetzt den h. Urban als ehemaligen Schutz-Patron in Ehren hält[5], wird der Weinbau mit außerordentlichem Fleiß und jenem bewundernswerthen Gottvertrauen betrieben, das sich in einer Steininschrift von 1818 am Wege nach Feuerbach gar schön ausspricht:

„Als ich setzte diesen Stein,
Gab es fünf Jahr’ keinen Wein.
Nur fortgebaut,
Auf Gott vertraut,
So wirst du einst erfahren,
Warum die Fehljahr waren.“

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Er wurde schon sehr frühe, wahrscheinlich durch Klöster, eingeführt; schon 1108 ist von ihm die Rede; es werden 1250 die Halden Steinenhaus, 1280 Mönchsberge, 1286 Hoppenlau, Afternhalde, Fangelsbach und Heusteige genannt. Schon 1304 werden 37 Weinberghalden gezählt und 1350 gab es bereits 1593 Morgen zehentpflichtigen Weinbergfeldes. Doch wurden manche andere Halden erst| später angebaut, wie Atzenberg 1415, Altenberg 1472, ja noch von 1560 bis 1620 wurden nicht weniger als 1000 Morgen neu angelegt. Der Weinbau als Hauptnahrungsquelle gewann eine solche Ausdehnung, daß noch vor 250 Jahren die Ansicht herrschte, als ob er nächst Wien und Würzburg hier am Stärksten in Deutschland betrieben werde, daß noch 1633 die Weingärten bis an die Stadtthore herabreichten und Vopelius in dem supplemento Europae von Stuttgart behauptete, daß es im Wein ersäufen müßte, wenn die Trauben nicht abgelesen würden. Diese Fülle tritt jedoch nur selten ein[6], und die Weingärtner wären hier nicht weniger beklagenswerth, wie anderwärts im Lande, wenn sie nicht in der gut bezahlten Taglohn-Arbeit und im Gemüsebau ein weiteres Hilfsmittel hätten.

Die Gesammt-Morgenzahl ist von 2800 im Jahre 1712 auf 2670 im Jahre 1769 herabgegangen, im Jahre 1827 betrug sie noch 21751/8 Morgen und hat inzwischen noch weitere Verminderungen erlitten, welche im Hinblick auf manche ungünstige Halden sich fortsetzen. Die Weinberge sind, neuerlich von Zehenten und andern Theil-Gebühren befreit, nun volles Privat-Eigenthum. Manche derselben befinden sich im Besitze von Nicht-Weingärtnern, welche sie im Lohn bauen lassen. Die Bodenarten sind S. 20 erwähnt.

Die Reben waren schon in der ältern Zeit, wie in ganz Württemberg, mit edlern Sorten, welche hin und wieder auch jede Sorte für sich terrassenweise gebaut wurden, als: Traminer, Gutedel, Muskateller, Veltliner, gemischt, während der Elbing und später der Sylvaner die Grundlage bildeten. Daß die vermischte Bestockung größerer zusammenhängender Strecken mit edlen, gleichzeitig reifenden Rebsorten auch hier zu Hause war, beweist eine Urkunde, aus welcher zugleich die Sorge der Klosterverwaltung für einen guten Wein hervorleuchtet. Das Kloster Bebenhausen hatte nämlich um 1450 5/4 M. Weinberg im Kriegsberg an einige Bürger um 96 Pf. 5 Sch. Heller verkauft, unter Vorbehalt des vierten Theils von Allem, was darauf wachse, und unter der Bedingung, daß nur mit Wissen und Willen des Klosters gelesen werden dürfe und daß die Käufer „nit ander stöckh setzen, denn yttel (lauter) gut gesund Frensch- vnd Traminer Stöck, nämlich unter dem Weg das Dritteil elbin vnnd ob den Weg die 2 Dritteil Frensch vnd Traminer vnd das Dritteil Elbinen“. Ebenso verfuhren die Klöster| Weiler, Lorch etc. Die Herrschaft lieh 1472 einige Morgen im Falkert hin, unter der Bedingung, daß sie mit eitel Frensch- und Traminer-Stöcken besetzt werden[7].

Ein solches Verfahren, das nur dreierlei, nicht spät reifende, der Lage des Weinbergs gemäß vertheilte Rebarten duldete, mußte einen vorzüglichen Ruf des Weines begründen. Seit etwa 200 Jahren gerieth aber derselbe mehr und mehr in Abnahme. Man legte Rebpflanzungen an ganz ungeeigneten Plätzen an, und der Weinbau nahm in der Folge so überhand, daß sich der Magistrat am 4. Jan. 1731 bei der Regierung über die allzugroße Vermehrung der Weingärten und den „allzuvielen und indistinkten“ Weinbau beklagte, weil viel schlechter und saurer Wein erzeugt werde, den man nur zur Verderbung des bessern gebrauche. Von in Aufnahme gekommenen guten Rebsorten ist der Riesling zu bemerken, den Legationsrath Abel um 1780 mit Erfolg hier anpflanzte. Die sonst anerkennenswerthen Bemühungen des Geh. Raths Bilfinger um Verbesserung des Weinbaues schlugen aber darum nicht gut aus, weil er (um’s Jahr 1750) die manchfaltigsten Rebarten, selbst aus Persien, auch hierher brachte, worunter viele, die unserem Boden und Clima nicht zusagten, und solche, die wohl vielen, aber nicht vorzüglichen Wein geben, namentlich die Putzscheere (Tokayer). Dazu kam, daß zu Ende des vorigen Jahrhunderts bei den damaligen hohen Wein-Preisen der Wälsche (Trollinger) aufkam, der jetzt überall herrscht, zwar in ganz guten Lagen vielen und guten Wein gibt, für mittlere und geringe Lagen aber nicht taugt. Alle diese verschiedenen, nicht zu gleicher Zeit reifenden Traubensorten wurden im bunten Gemische unter einander gepflanzt und zu gleicher Zeit gelesen, und obgleich sie ihrer Natur nach in Schnitt und Düngung eine verschiedene Behandlung verlangten, und ein verschiedenes Wachsthum hatten, doch auf dieselbe Art behandelt. Diese Verkehrtheit mußte der Güte des Weinmosts um so mehr schaden, als man auch in bessern Herbsten das Reife und Halbreife an einem Tag abschnitt und Alles zusammen in dieselbe Bütte warf.

Um auf den gegenwärtigen Zustand des Weinbaues zu kommen, so zeigt sich zwar unter den Weingärtnern ein regeres Streben zu Verbesserungen, wozu sie eines Theils das lobenswerthe Beispiel einiger Weinbergbesitzer, der höhere Preis der bessern Weine,| welche jene erzeugen, hauptsächlich aber die Bemühungen der Weinverbesserungs-Gesellschaft, des Weinbau-Vereins und des Güterbesitzer-Vereins antreiben. Auch lehrt die Erfahrung, daß der geringere Wein durch Bier und Obstmost immer mehr verdrängt wird, wie es denn auch ein merkwürdiges Wahrzeichen ist, daß seit 25–30 Jahren inmitten der Weinberge Bierkeller stehen, welche die Weingärtner lange nicht verwinden konnten. – Die hiesige Bauart ist die im ganzen Unterlande übliche nach Schnitt und Behandlung der Reben. Die Reben werden über den Winter in höheren (wöhrlichen) Lagen nicht bezogen (trechen, bedecken). Die nur hie und da bezogenen müssen alle 25–30 Jahre erneuert werden, von denjenigen, welche regelmäßig bezogen werden und von unbezogen bleibenden hat man Beispiele von einem Alter bis zu 100 Jahren. Es findet Kopferziehung und Pfahlbeholzung Statt, an deren Stelle jedoch neuerlich nicht selten die Erziehung an festgemachten Rahmen tritt. Ausgestockte Weinberge werden ein oder mehrere Jahre vor der Wiederbestockung häufig mit Küchen- oder Futter-Gewächsen angepflanzt. Auf den Morgen rechnet man 2200 bis 2400 Stöcke. Die Besserung geschieht durch animalischen Dünger, Compost und Mergel (oben S. 20). Der Lohn für das Bebauen wird alljährlich vom Gemeinderathe regulirt; für 1854 ist er auf 30 fl. 23 kr. vom Morgen festgesetzt (ohne Pfähle, Stroh etc.) Steinerne trockene Mauern und Gestäffel verursachen stets besondere Kosten und vertheuern die an Bergabhängen angelegten Weinberge, die in den besseren Lagen von 2400 bis 4000 fl. pr. Morgen bezahlt werden. Als Nebennutzung werden an leeren Platten Johannisbeeren, Bohnen, Wälschkorn, hie und da Rettige gepflanzt. Die dermaligen Rebsorten, von denen ungefähr 20 vorkommen, sind vorherrschend: Trollinger, (Wälsche) Roth- und Schwarz-Urban, Elben, Silvaner und Gutedel. Neu eingeführte Rebsorten sind: der Yverduner (hier „Liebedoner“ genannt), der Aßmannshauser Klevner und der Portugieser, auch wird neuerdings der Riesling wieder aufgenommen; wogegen seit 1829 die Putzscheeren beinahe ganz verschwunden sind. Mehr als die Hälfte der Weingärten liegt hoch. Gute Halden sind: Kriegsberg, Falkert, Kornberg, Sünder, Heller, untere Steingrube, mittlere Steinenhausen, Sonnenberg, Afternhalde, Wernhalde, Sauhalde, Ameisenberg, Mönchhalde, Koppenthal, mittlere Atzenberg, Worfmershalde, Wanne, Reinsburg, Hetzer, Gänser. Von der großen Zahl der übrigen Halden hat der Gemeinderath vor einigen Jahren 49 M. als solche bezeichnet, die zum Weinbau mehr oder weniger untauglich seien, wovon seit 1852 etwa 100 M. ausgehauen worden sind.| Gemeinderath Single, der 1853 im Auftrag der Centralstelle für die Landwirthschaft die Behandlung der Weinberge in den Rheingegenden eingesehen hat, legt auf den Grund seiner Erfahrungen Muster-Weingärten an; und sein Beispiel dürfte auch auf die übrigen Weingärtner günstig einwirken. Nach einer Durchschnitts-Berechnung von 60 Jahren ist das Mittelgewicht des Weinmostes 67°. (Näheres s. Württemb. Jahrb. 1851 Heft I. S. 154. 160.)

Der „Herbst“ (die Weinlese) wird in Stuttgart, namentlich in guten Jahrgängen, mit großem Aufwand begangen, den ganzen Tag, besonders gegen Abend wiederhallen Berg und Thal vom Knallen der Geschosse, während Feuerwerk aller Art den dunkelnden Himmel erleuchtet und nicht selten Musikbanden und Fackelschein die heimkehrende Gesellschaft bis vor das Thor begleiten. Die Lese beginnt im Mittel von 65 Jahren am 15. Okt. Die Trauben werden theils geraspelt und auf Maschinen zerrieben, theils in dem s. g. Rinner getreten. Die Zahl der Keltern ist von 27 im J. 1646 auf drei Haupt- und zwei kleinere Keltern herabgegangen, außer welchen es, nachdem ihr Bann aufgehoben ist, noch viele einzelne Pressen giebt. Der meiste Wein wird unter der Kelter verkauft; einzelne Weingärtner schenken ihn aus, und haben den Ruhm, den Wein rein zu lassen. Der Gesammtertrag in den Zeiträumen von 1700–1735 wurde auf 214.432 Eimer, von 1752–1789 auf 120.940 Eimer berechnet; in letzterem Zeitraum waren die ergiebigsten Weinjahre:

1760 mit 8356 Eimer
1788 mit 6804 Eimer
1753 mit 6554 Eimer
die schlechtesten: 1789 mit 0875 Eimer die schlechtesten
1773 mit 0951 Eimer
1770 mit 0998 Eimer

Der Wein taugt wegen seiner Haltbarkeit auf das Lager und findet deßwegen gerne Käufer. Der Preis[8] ist immer etwas höher als im Unterlande; 1800 war er 84 fl. Der durchschnittliche Jahres-Ertrag wird zu 4500 Eimer im Werthe von 100.000 fl. angenommen.

| Die jährlichen Ergebnisse der neueren Zeit sind:
Jahr. Ertrag
im
Ganzen.
Verkauf
unter der
Kelter.
Mittel-
Preis.
Höchster
Preis.
Jahr. Ertrag
im
Ganzen.
Verkauf
unter der
Kelter.
Mittel-
Preis.
Höchster
Preis.
Eimer. Eimer. fl. fl. Eimer. Eimer. fl. fl.
1834 11.562 7391 381/4 56 1845 961 784 470/0 70
1835 13.822 5990 211/2 29 1846 810 6883 570/0 110
1836 1718 1180 310/0 38 1847 6612 5233 292/3 66
1837 6674 4700 200/0 30 1848 8500 5193 320/0 68
1838 71 kein0
Verkauf
0/0 1849 7357 3847 220/0 50
1839 2394 1676 341/2 50 1850 2724 348 160/0 25
1840 7775 4583 201/2 48 1851 1551 532 182/3 26
1841 1921 1270 400/0 50 1852 2426 1405 281/2 44
1842 5581 4262 401/3 70 1853 2385 1202 262/3 60
1843 2253 1651 270/0 50 1854 454 453 523/4 80
1844 2918 2226 450/0 72 1855 1290 1290 662/3 120

Zwei freiwillige, auch außer Stuttgart verbreitete Gesellschaften, welche hier ihre Jahresversammlungen halten und, wie schon erwähnt, auch auf den hiesigen Weinbau einen sehr günstigen Einfluß üben, sind:

Die Weinverbesserungs-Gesellschaft, 1825 gegründet, hat sich die Hebung des Weinbaues durch Rath und That, durch Belehrung und Beispiel, durch Prämien für musterhafte Weinberg-Anlagen und durch Geld-Unterstützungen zur Aufgabe gesetzt. Sie ist hauptsächlich durch unentgeldliche Austheilung von Rebschnittlingen thätig, deren sie bis Ende 1852 mehr als 16.000.000 abgegeben hat. Im Jahr 1852/53 hatte sie 153 Mitglieder mit 171 Beiträgen. Die Gesammt-Einnahmen beliefen sich in diesem Jahr auf 2190 fl. 48 kr., die Ausgaben auf 2192 fl. 59 kr. Der Jahres-Beitrag ist 3 fl.

Der 1828 gegründete Weinbau-Verein, eine Actien-Gesellschaft, geht durch ihre Musterweinberge (in Bietigheim, Neckarsulm, Adolzfurth, Hohen-Haslach, Stuttgart, Groß- und Klein-Heppach| im Ganzen 126/8 Morgen) mit Verbesserungen voran, indem sie in denselben Versuche anstellt, wozu der Mehrzahl der Weinbauenden die Mittel fehlen. Die Mitglieder des Vereins haben 302 Actien-Einlagen von je 50 fl. gemacht.

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e. Obstzucht.

Die Obstzucht war schon in älteren Zeiten von Belang. Von 544 Bäumen, die der Hofgärtner Coßmann bis 1565 in dem herrschaftlichen Lustgarten angepflanzt hatte, und wovon gewiß auch manche in den Privatgärten sich fanden, werden schon damals genannt: frühe, späte und St. Johannis-Pfirsiche, worunter gelbe, glatte; Aprikosen, Mandeln, Maulbeeren, Paradiesäpfel, braune, gelbe und weiße Pflaumen, prunier de Joroysse, Damascener- und Herrgotts-Pflaumen, rothe und schwarze Kirschen, ein Kirschenbaum, der dreierlei Früchte bringt, Quitten, mancherlei Sorten von Birnen, z. B. süße, gute Christen genannt (die le bon Chrétien der Franzosen), aus Lothringen, Muscateller-Birnen von Ulm, kleine Harz-, Meel-, Mandel-, Horn-Birnen, Birnen von Bourgis und Calloy, und von Äpfeln: Adams-, Pariser-, Pfaffen-, Zürcher-, Haslinger-, Mömpelgarder-, St. Jakobs-, Weinäpfel, Wollenbäcker, süße Rothäpfel, Rolandiner (de Roullant), Carpendu-Äpfel (wahrscheinlich Reinette carpentin), Äpfel, die drei Jahre liegen u. s. w. Das auch schon erwähnte Verzeichniß Bauhins führt 58 verschiedene Arten von Äpfeln und 38 Sorten von Birnen auf, die zwar dem Namen nach von den jetzt gebräuchlichen Sorten abweichen, vielleicht aber noch alle unter Synonymen vorhanden sind. (W. Jahrb. 1844 Heft II. S. 248.) Außerdem führt Bauhin an: Quitten, Mispeln, Speierling (Mehlbeere), Faulbeeren, Vogelbeeren; von Stein-Obst: Weichsel-, Wald-, Herz-Kirschen, vielstieligte Kirschen, Hintschen-Pflaumen, Zipparten, Zwetschgen, Dürrlitzen, Pfirsich, Aprikosen, Mandeln. Letztere wurden namentlich schon 1723 auch in den Stuttgarter Gärten und Weingärten gepflanzt. Von Nußarten werden die welsche, Lamberts- und Haselnuß, und von Beersträuchern Erbselen (Berberis), Stachelbeere, Brombeere, Himbeere und fünf Arten Johannisbeere erwähnt. Namentlich unter Herzog Carl Eugen kam die Obst-Cultur immer mehr in die Höhe; in den acht Jahren von 1771–78 wurden allein 3787 Obstbäume gepflanzt. Seit Anfang unseres Jahrhunderts hatten sich Haupt-Postmeister Breyer, Ober-Post-Kassier Göriz, Rechnungsrath Härlin Verdienste um den Obstbau erworben.

Längst bedecken ganze Obstwälder die Thäler und Bergabhänge und umgeben namentlich Gablenberg und Heslach mit reizendem Schmuck. Die Markung mit ihren 75.000 Kern- und 30.000| Stein-Obstbäumen hat nach Verhältniß ihres Umfanges im ganzen Lande den größten Obstbau, dessen Ertrag im Jahres-Durchschnitte zu 415.000 Simri, im Werthe von mindestens 200.000 fl. geschätzt wird und den doppelten Werth des Weinmostertrags erreichen dürfte. An Mostobst erzeugt Heslach allein 30.000 Simri in guten Jahren; 1847 wuchs auf Einem Weinbirnbaume die Frucht zu 6 Eimern lautern Mostes. Kirschen werden hauptsächlich in Gablenberg gebaut und haben ihm schon 10.000 fl. und mehr ertragen. Das Tafel-Obst verhält sich zum Most-Obste = 1:5. Bei den guten Preisen des ersteren, das in frischem Zustand sowohl hier als auch nach Außen leicht abgesetzt werden kann, liegt die Aufforderung nahe, das Hauptaugenmerk auf dieses zu richten und hiezu so manchen, dem Weinbau unzuträglicheren, Platz zu verwenden.

So wenig es übrigens an den gewöhnlichen Arten, wovon namentlich die Gaishirtlens-Birne in unserem Thale von ausgezeichnetem Geschmacke ist, fehlt, so haben hier doch auch viele feine Sorten Obstes ihre zweite Heimath gefunden. Nach Lucas, die Kernobst-Sorten Württembergs (1854), kommen fast ausschließlich nur hier vor:

An Äpfelbäumen: König Wilhelms-Apfel, früher Rosen-Calville, süßer Königs-Apfel, rothe Walze, großer edler Prinzessin-Apfel, Pracht-Reinette, gelbe spanische Reinette, große englische Reinette, Reinette von Gomand, calvillartige Reinette, Königliche Reinette, Reinette von Canada, Sary Sinap, Grünling von Rhode-Island, grüner Borsdorfer, Weilburger Borsdorfer, Baumanns rothe Winter-Reinette, Goldmohr, Newtown-Spitzemberg-Apfel, Rother Specialapfel. Auf der Kronprinzlichen Villa insbesondere: Charlamowski Nativi-A., Tauben-A. von St. Louis, Hausmütterchen, Reinette d’Hollande, Astragold, Kirkes gelber Pepping, Esopus-Spitzemberg, Boutigne-Apfel, Parmain royale. – An Birn-Sorten: Frauenschenkel, gelbe Sommer-Herrn-Birn, Englische Sommerbutter-Birn, mehrere Bergamotte-Birnenarten, namentlich: frühe Schweizer-, Pomeranzen-, kleine gelbe und frühe dünnstielige Sommer-Bergamotte, Dillens Herbst-Birne, Leipziger Rettig-Birne, Sommer-Robine, Knoops Ananas-Birne, Markgräfin Brüsseler Zucker-Birne, Hardenponts Leckerbissen, Wildling von Montigny, Franchipane, Fremion, Amboise, Herzogin von Angouleme, wahre gute Louise, wahre Winter-Ambrette, Jaminette, große S. Georgs-Birne, Compot-Birne, großer Mogul.

Unter allen Obstgärten der Privaten zeichnet sich der von Spitzemberg’sche aus. Bei den allgemeinen Obst- und Trauben-Ausstellungen in Canstatt 1852 und 1853 wurden von der Gärtnerei der Kronprinzlichen Villa, dem General-Lieutenant v. Spitzemberg, Metzger-Obermeister Krauß, Weingärtner Aldinger, Apotheker Kreuser d. ä., Kunstgärtner Reichardt, Wundarzt Braunmüller und Buchhändler Müller mehr als hundert der feinsten Obst-Arten ausgestellt. (Vergl. die Kataloge, Stuttg. 1852 und 1853.)

| Das Obst wird, soweit es nicht zum Verkaufe bestimmt ist, zum Mosten und Dörren, der Träber zum Branntweinbrennen verwendet. Mehrere Gartenbesitzer haben Baumschulen, deren es im Ganzen 12–15 gibt, und treiben einen bedeutenden Handel, der sich sogar schon bis nach Amerika erstreckt hat. Diejenigen des Pomologen Kachler und der Gärtner Maier, Reichardt, Walter etc. verdienen besondere Erwähnung. Außerdem werden nicht nur in Hohenheim viele Bäume gekauft, sondern auch im Frühling aus den benachbarten Neckarthalorten, Mettingen, Wangen, Untertürkheim etc., junge Bäume hierher zu Markt gebracht. Die Gablenberger und Heslacher ziehen die jungen Bäume in den Weinbergen. Erwähnung verdient, daß Gärtner Reichardt seit einigen Jahren den jungen Weingärtnern Winters theoretischen und Sommers praktischen Unterricht in der Baumzucht unentgeldlich ertheilt.

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f. Waldbau.[9]

Nach den Ergebnissen der Landes-Vermessung beträgt die Waldfläche des Stadt-Direktions-Bezirks 30317/8 M., wovon 23404/8 M. mit Laubholz, 3/8 M. mit Nadelholz und 691 M. mit Laub- und Nadel-Holz gemischt bestockt waren. Hievon gehörten dem Staat 245 M. Laub- und 2344/8 M. gemischte Waldungen; die Gemeinde Stuttgart besaß 18482/8 M. Laub- und 4496/8 M. gemischte Waldungen; im Besitz der Stiftungen waren 1603/8 M. Laubwald. Die Waldfläche umfaßt 32,12 % der Gesammtfläche des Bezirks; so daß auf einen ortsangehörigen Einwohner nur 0,08 M. kommen.

Die Waldungen gehören in den Forstamts-Bezirk Leonberg und in die Reviere Hohenheim, Solitude und Warmbronn; die Staatswaldungen liegen sämmtlich in dem Revier Hohenheim. Die Hauptmassen der Waldungen sind in zwei geschlossenen Complexen im südöstlichen und im westlichen Theil des Bezirks gruppirt; getrennt von diesen sind der südlich von Heslach gelegene Staatswald Burgstall und der Stadt-Gemeindewald Hahn. Außerhalb des Bezirks liegt zwei Stunden westlich von Stuttgart der von den Oberamts-Bezirken Stuttgart und Leonberg umschlossene, der Stadtgemeinde gehörige s. g. „neue Wald“.

Der hiesige Waldboden ist nach Maßgabe der vorkommenden Gebirgs-Formationen (oben S. 35 u. f.) im Allgemeinen für die Holzproduktion günstig. Diese hat jedoch durch den Vieheintrieb, dem noch vor 30 Jahren der Wald geöffnet war, durch frühere starke Wildfuhr und hiedurch bedingtes längeres Bloßliegen des Waldgrundes,| so wie durch die neuerdings in großer Ausdehnung betriebene Streunutzung gelitten, und es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Forst-Verwaltung mit dem Aufwande aller Mittel diesen Abgang wieder zu ersetzen. Mit Ausnahme der Liasebene würde der Waldboden anderwärts, wegen des vorherrschenden grobkörnigen Keupersands und der steilen Gehänge, zu dem absoluten Waldboden gerechnet werden; hier aber, wo Arbeitskräfte, Dünger und Kapital jede Boden- und Terrain-Schwierigkeit überwinden, muß man ihn mit ganz wenigen Ausnahmen zu den bedingten Waldböden zählen.

Die Lage der Waldungen ist theils eben (Hochfläche), theils an Gehängen, die nach den verschiedensten Richtungen geneigt sind, indem die Abhänge von einer Menge Thälchen und Schluchten durchfurcht werden. Die Abhänge sind meist 15–20, seltener bis 25° gegen den Horizont geneigt.

In einem Clima, wo die Rebe gedeiht, hat der Wald von schädlichen Naturereignissen nur selten etwas zu befürchten; hie und da erfolgen Windfälle, Schneedrücke, Duftrisse etc. In größerem Umfange ist aber, mit Ausnahme des weithin verbreiteten Schneedrucks vom 20. April 1837, welcher insbesondere unter den Forchen bedeutend geschadet hat, noch kein erheblicher Nachtheil in Folge natürlicher Ereignisse eingetreten. Einiger Insektenschaden, namentlich durch Maikäfer etc. kommt zuweilen vor.

Die herrschenden Laubholzarten sind Buchen und Eichen,[10] denen hauptsächlich Birken, Hainbuchen, Aspen, Erlen, Salweiden, seltener Elzbeerbäume etc. beigemengt sind; in neuerer Zeit werden hauptsächlich die sich immer mehr verbreitenden Eschen und die verschiedenen Ahorne angepflanzt, während die Ulme eine ganz untergeordnete Rolle spielt. Auch die eßbaren Kastanien (Fagus castanea) haben auf dem Bopser (Weißtannenwald) durch künstliche Anpflanzung eine Stelle gefunden und zeigten nicht nur ein freudiges Gedeihen, sondern haben auch schon öfters reichlich Früchte getragen. Von den Nadelhölzern ist die, übrigens durchgängig künstlich angezogene Forche vorherrschend, während nur etwa 100 Morgen mit Fichten bestockt sind; Lerchen-Culturen, zuweilen mit Schwarzforchen untermengt, sind in neuerer Zeit viele entstanden. Früher war die Weißtanne in starken Stämmen auf dem Bopser heimisch; gegenwärtig kommt sie dort nur noch in jüngeren Exemplaren horstweise und auf dem Hasenberg vereinzelt vor. Eine auf dem Hasenberg mit gutem Erfolg angelegte Cultur von Seekiefern ist vor sechs Jahren durch einen Brand theilweise zerstört worden.

| Von selteneren Holzarten nennen wir außer den theilweise schon angeführten die Korkulme (Ulmus suberosa), welche in neuerer Zeit unten an den Kaltenthaler Wasserfällen angepflanzt wurde, den Bohnenbaum (Cytisus laburnum) auf den Birkenkopf. Der Gaisklee (Cytisus nigricans) kommt im Burgstall und am Bopser nicht selten vor, die Besenpfrieme (Spartium scoparium) an der neuen Steige, das wilde Gaisblatt (Lonicera Peryclymenum) auf dem Bopser, der haarige Ginster (Genista pilosa) nur in einem Exemplar in dem Staatswald Wernhalde. Sonst kommen noch alle Straucharten vor, die in gemischten Waldungen getroffen werden. Das Pulverholz (Rhamnus frangula), welches früher, namentlich in dem Armenkastenwald sich häufig zeigte, verschwindet täglich mehr.

Die Hochwaldwirthschaft in einem Umtrieb für die Forche von 68–80, für die Buche und Fichte von 80–100 Jahren ist für die Staats-Waldungen durchgängig, bei den Stadtwaldungen aber nur zu 2/3 eingeführt, das weitere 1/3 wird als Mittelwald mit 20–30 jährigem Umtrieb bewirthschaftet; der kürzere Turnus mit zwanzig Jahren ist für diejenigen Waldtheile, welche zu Eichenschälwaldungen bestimmt sind, gewählt worden. Die Verjüngung geschieht bei den Buchen meist auf natürlichem Wege mit rasch folgender, auf humusarmen Stellen sogar mit vorausgehender künstlicher Nachhilfe; bei den Nadelhölzern war bisher die künstliche Cultur in Anwendung.

Größere unbestockte, zum Waldareal gehörige Flächen, sind nicht mehr vorhanden; die Cultur hat demnach nur Nachbesserungen in den schon vorhandenen Beständen, mittelst Auspflanzung von holzlosen Stellen, Stumpenlöchern u. s. w., zum Gegenstand.

Die für den Culturbetrieb nöthigen Pflanzen werden in Pflanzschulen nachgezogen, wie denn die Stadt-Gemeinde Stuttgart selbst vier besitzt, aus denen nicht nur die Pflanzen für den eigenen Bedarf bezogen, sondern auch noch viele nach Außen verkauft werden.

Im Allgemeinen wird sowohl von Seiten der Staats-Forst-Verwaltung als von der Stadt-Gemeinde Alles gethan, die Holzzucht durch rationelle Bewirthschaftung zu verbessern, wie denn die Stadtwaldungen seit dem Jahr 1829 nach einem regelmäßigen Betriebsplan bewirthschaftet werden und seit 1847 ein geprüfter Techniker angestellt ist, um den Betrieb zu leiten und das Schutzpersonal zu beaufsichtigen.

Bei dem für den Bedarf der dichten Bevölkerung unzureichenden Wald-Erzeugnisse stehen ungeachtet der starken Beifuhr von Außen die örtlichen Holzpreise sehr hoch, und von den Marktpreisen| in Stuttgart sind meist auch die Brennholzpreise der Umgegend abhängig. Das Holz wird nicht nur in den Staatswaldungen, sondern auch in den Stadtwaldungen an den Meistbietenden verkauft. Die Holzpreise in dem Forstamts-Bezirke Leonberg, welchem Stuttgart angehört, betrugen:
Scheiterholz (per Klafter)
1800 1810 1820 1842
Eichen 7–8 fl. 6–9 fl. 7–9 fl. 30 kr. 15–18 fl.
Buchen 9–13 fl. 13–14 fl. 10–13 fl. 30 kr. 20–22 fl.
Nadelholz 4–6 fl. 8 fl. 6 fl. 30 kr.–8 fl. 30 kr. 12–14 fl.
Stammholz (per Cubikfuß)
1800 1810 1820 1842
Eichen 8–12 kr. 8–12 kr. 9–14 kr. 15–18 kr.
Buchen 7–10 kr. 10 kr. 7–10 kr. 12–13 kr.
Nadelholz 4 kr. 4-6 kr. 6–9 kr. 10 kr.

Für das Jahr 1854 sind die Holzpreise eben dieses Bezirks in der Monatschrift für das W. Forstwesen V. S. 277 wie folgt angegeben:

Nutzholz (per Cubikfuß)       Kl.-Nutzh. (pr. 100, stärkste Qual.)
1. Langholz Hopfenstangen 9 fl. 0‒ kr.
Eichen über 20″ m. D. 12 kr. Bohnenstecken – fl. 48 kr.
unter 20″ m. D. 10 kr. Baumstützen 6 fl. 40 kr.
Nadelholz über 16″ m. D. 9 kr. Klafterholz (per Klafter)
12–16″ m. D. 8 kr. Buchene Scheiter 12 fl. 19 kr.
unter 12″ m. D. 6 kr. Buchene Prügel 9 fl. 51 kr.
2. Sägholz. Eichene Scheiter 8 fl. 35 kr.
über 16″ m. D. 9 kr. Nadelholz-Scheiter 6 fl. 52 kr.
von 12–16″ m. D. 8 kr. Nadelholz-Prügel 5 fl. 16 kr.

Auf dem Markt zu Stuttgart wurden bezahlt:

1830 1835 1840 1845 1850 1855
per Klftr. Buchenholz 30 fl. 23 fl. 27 fl. 23 fl. 16 fl. 30 kr. 17 fl.
per Klftr. Tannenholz 17 fl. 13 fl. 14 fl. 9 fl. 11 fl.

Außer den zu Holländerholz tauglichen Eichen wird aus den Gemeindewaldungen verhältnißmäßig wenig Nutzholz und überdieß zu geringen Preisen, die oft nicht die Höhe der Brennholzpreise erreichen, abgesetzt, was einerseits in den theuren Beifuhrlöhnen, anderseits in der Gelegenheit, Nutzholz auf dem Markte ohne weitere Mühe und Zeitverlust zu kaufen, seinen Grund haben mag.

Das Stockholz ist sehr gesucht und wird mit guten Preisen bezahlt. An bestimmten Tagen darf Leseholz gesammelt werden.

Der durchschnittliche jährliche Holzzuwachs mag in den Laubholz-Hochwaldungen 2/53/5 Klafter, in den Nadelholzwaldungen 3/4–1 Klafter und in den Mittelwaldungen 1/61/3 Klafter vom Morgen betragen.

| Von Nebennutzungen sind zu nennen: 1) Die Eichenrinde, welche dermalen von älteren in der Schälzeit gefällten Eichen gewonnen wird; später wird auch Glanzrinde in den von Seiten der Stadt angezogenen Schälwaldungen erzielt werden. 2) Die Waldstreu wurde früher zum Nachtheil der Waldungen maßlos benützt; gegenwärtig ist man eifrig bedacht, die Streunutzung mehr und mehr zu beschränken. 3) Die Grasnutzung wird nur auf Wegen und holzlosen Stellen gestattet. 4) Das Eckerig und Wildobst gewährt einen unbedeutenden Ertrag. 5) Steinbrüche sind in Waldungen vier angelegt und zwar in Stubensandstein zwei in dem Staats-Wald Burgstall und dem oberen Wald, und zwei in den Stadt-Waldungen, von denen einer oben an der falschen Klinge auf Stubensandstein, der andere im Kräher auf feinkörnigen Werkstein abgebaut wird.

Brennholz-Surrogate sind nicht vorhanden, dagegen liefern die Weinberge und Obst-Bäume einen wichtigen Beitrag zur Befriedigung des Feuerungs-Bedürfnisses, welchem in neuerer Zeit die auf der Eisenbahn beigeführte Steinkohle, besonders für Fabriken, Gasbereitung etc. zu Hilfe kommt. Durch häufigere Benützung des Materials aus den vorhandenen sehr ergiebigen Steinbrüchen wäre noch vieles Bauholz zu ersparen.

Die Holz-Frevel, welche in Folge der Theuerung und Verdienstlosigkeit in den letzten Jahren, besonders in den Stadt-Waldungen, bedeutend zugenommen hatten, haben sich in neuerer Zeit gemindert.

Was die Stadt-Waldungen insbesondere betrifft, so berechnet der Betriebs-Plan den Gesammt-Ertrag derselben von 1849–1948 auf 136.894 Klafter; der ersten zehnjährigen Periode wurden 13.690 Klafter zur Nutzung angewiesen, folglich auf ein Jahr 1369 Klafter (s. hierüber auch die Monatsschrift für das Württ. Forstwesen, Jahrg. 1850, S. 115).

g. Seidenzucht.

Zu Emporbringung der, 1830 wieder in’s Leben getretenen Seidenzucht wurde ein in dem landwirthschaftlichen Versuchs-Garten neben der Thierarznei-Schule, wo auch Sortimente edler Reb- und Obst-Gattungen unterhalten werden, eine größere Pflanzung von Maulbeer-Stämmchen angelegt. Außerdem besteht eine städtische Maulbeer-Pflanz-Schule auf der Feuerbacher Heide.

Der die Einführung und Verbreitung der Seidenzucht in Württemberg bezweckende, 1846 gegründete Seidenzucht-Verein zählt 150 Mitglieder, worunter 24 Stuttgarter mit 1 fl. Jahres-Beitrag, und hatte 1852–1853 eine Einnahme von 880 fl., worunter je 100 fl. von dem Könige und der Frau Kronprinzessin,| und 500 fl. von der Central-Stelle für Landwirthschaft als jährliche Beiträge. Er sucht auch die Maulbeer-Baumzucht zu fördern und vertheilt in beiderlei Hinsicht Preise. Seine Jahres-Berichte werden gedruckt.

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h. Weiden.

An Weiden, die aber zum Vieh-Austrieb längst nicht mehr benützt werden, sind nur 172/8 M. vorhanden, wovon 116/8 M. mit Obstbäumen besetzt sind und 5 M. Graswuchs haben. Die Öden, welche zu eigentlichen Culturen nicht dienen, begreifen 1574/8 M.; sie werden allermeist als Erden- und Mergel-Gruben benützt.

c. Viehzucht

wird fast gar nicht mehr betrieben und auch die Haltung von Melk-Vieh hat sehr abgenommen; noch am Schlusse des letztvergangenen Jahrhunderts fuhren alltäglich 2 Kuh-Hirten, 1 Geis- und 1 Schweine-Hirte mit ihren Heerden aus den Stadt-Thoren.

Pferde wurden nach der Aufnahme vom 1. Januar 1853 1790 Stück gezählt, worunter nur 2 unter zwei Jahren; im Jahr 1840 war die Zahl 1554, im Jahr 1849, einschließlich der Pferde des hieher verlegten Cavalerie-Regiments, 1634. Die Mehrzahl sind Luxus-Pferde, wie denn die angegebenen Zahlen auch die Pferde des Hofs begreifen. Weit berühmt sind die Pferde des Königl. Leibstalls, 150 an der Zahl, die mit Ausnahme einiger original-arabischer Hengste, auf den Königl. Gestüten Scharnhausen und Weil gezogen worden sind. Sämmtliche Reit-Pferde stammen von Original-Arabern ab. Von den Wagen-Pferden stammen die Schimmel von arabischen Hengsten und englischen Halbblut-Stuten, die Rappen von englischen Stuten und von Trakehner-Hengsten und Trakehner-Stuten ab. (Näheres über den Stand im J. 1846 s. Jäger, die oriental. Pferde und die Privat-Gestüte S. M. des Königs. Stuttg.)

Auf die Hebung der württ. Pferdezucht sucht der 1834 gegründete, unter dem Protectorat des Königs stehende, Wettrenn-Verein durch Veranstaltung von Preis-Wettrennen mit im Lande gezogenen Voll- und Halb-Blut-Pferden zu wirken. Er ist auf Actien von 5 fl. 45 kr. gegründet, erneuerte sich bis 1848 alljährlich mit 400–600 Actionären, und wird durch die Munificenz des Königs wesentlich unterstützt.

Der Rindviehstand ist hier am Unbedeutendsten im ganzen Lande; 1169 Stücke, nämlich 8 Zucht-Stiere, 64 Ochsen, 794 Kühe und Kalbeln, 54 Stück Schmal-Vieh, und 249 Kälber. Im Jahr 1840 war die Zahl 797, 1849 wurden gezählt 883. Den| verhältnißmäßig größten Stand hat der Weiler Heslach, worunter etwa 300 Kühe. Die Nachzucht ist Nebensache. Die Haltung geschieht, da auch das Zugvieh unbedeutend ist, fast ausschließlich der Milchnutzung wegen, aber mehr nur im Einzelnen als im Großen. Eine besondere Raçe herrscht nicht vor. Die Farrenhaltung hat der Hospital, welcher hiezu verpflichtet ist, an den Nehermüller verpachtet, der zwei schöne Stiere von Schweizer-Raçe hält. Von Einfluß auf die hiesige Viehhaltung und von Bedeutung für die Milch-Consumtion ist das Vieh der Maierei in dem Königl. Park Rosenstein[11], etwa 130 Stücke an der Zahl. Es gehört den Holländer- und Schwyzer-Stämmen, beide aus der Inzucht, ferner der englischen (ungehörnten) Alderney- und Yorkshire-Raçe, dem Limpurger Stamme, sowie Kreuzungen dieser Stämme an. Dieselben zeichnen sich sowohl durch kräftigen Körperbau, als reichen Milch-Ertrag aus. Zur Zeit der Grünfütterung liefert eine Kuh durchschnittlich etwas über 6 Maas täglich; eine vom Holländer Stamm gab schon 2540, eine vom durchkreuzten Stamm (Holländer Farren und Schweizer Kuh) 2488 Maas in einem Jahre. Vom 1. April 1842–1843 gaben 52 Kühe 58.045 Maas Milch, wovon 5065 M. zu Käse verarbeitet wurden. Die Kälber, sowohl von den Holländer als den gekreuzten Stämmen, sind von den Landwirthen zur Nachzucht so gesucht, daß die Nachfrage nicht befriedigt werden kann, und daß durch sie die Viehzucht in vielen Orten des Landes sich wesentlich verbessert hat und noch mehr verbessern wird.

Die Zahl der Schafe ist 68, sämmtlich Land-Schafe (1840 war sie 50), meist Schlacht-Vieh der Metzger, an welche auch der Weidgang verpachtet ist.

Schweine wurden gezählt 794 (1840 464), mehr in der Mästung, als zur Zucht bestimmt; die Zahl der Mutter-Schweine ist 16. Die Schweinezucht wird hauptsächlich von den Bäckern betrieben, die daher auch seit den ältesten Zeiten je 4 Schweine halten durften, indeß anderen Bürgern nur 2 gestattet waren. Müller M. Frech, an welchen der Hospital die Eberhaltung verpachtete, erhielt wegen der Zucht-Eber schon einige landwirthschaftliche Haupt-Preise.

Ziegen-Böcke und Ziegen sind vorhanden 330 (1840 105), Bienenstöcke 85 (1840 78).

B. Gewerbe und Kunstfleiß.
a. Handwerke und Fabriken.
Im Mittelalter waren die Gewerbe von keinem Belang. Die ältesten Lager-Bücher, von 1304 und 1350, erwähnen nur die| gewöhnlichen Handwerker: die panifices (Bäcker) und carnifices (Metzger), welchen die Herrschaft Brod- und Fleisch-Bänke verlieh, sutores (Schuster), sartores (Schneider), fabri (Schmiede), ligatores (Binder, Küfer), Wollenschlager, zwei Wirthe, einen lapicida (Steinmetz), und einen Ziegler; aber doch auch einen aurifaber (Gold-Arbeiter), und einen sellator (Stuhlmacher), und einige gladiatores (Schwertmacher). Im J. 1393 kommen noch mehrerlei vor. Ihre innere Verfassung bildete sich weit später als selbst in kleineren Reichs-Städten aus, und erlangte so wenig, wie in anderen Fürsten-Städten, eine politische Bedeutung; denn ihre Grundlage waren die geistlichen Brüderschaften, zu welchen die Genossen eines oder einiger Handwerke zusammentraten, um sich nicht allein in kirchlichen Gebräuchen (wobei die von den „Kerzenmeistern“ verwalteten Wachs-Kerzen verwendet wurden) zu üben, sondern auch über Handwerks-Satzungen zu vereinigen, die von Vogt und Magistrat bestätigt, und später in der Regel zu Landes-Ordnungen erhoben wurden. Abgesehen von den schon 1393 erwähnten „Meistern des Maurer-Handwerks“, welche ihre Regeln von auswärts geholt haben mögen, reicht keine dieser Verbrüderungen und Zunft-Ordnungen über das 15. Jahrhundert hinauf. Zum Schutze gegen Überforderung wurden seit 1400 die Preise der Arbeiten und Erzeugnisse der Küfer, Maurer, Zimmerleute, Decker, Schuhmacher, Schneider, Schmiede, Wagner und Weingärtner obrigkeitlich festgesetzt. Die Gewerbe kamen aber seit der Zeit (etwa 1550), da in den Dörfern Handwerker sich setzten, zurück; wie denn z. B. 1598 die Zahl aller Handwerks-Gesellen und Dienst-Knechte dahier nur 272 war. Ein bedeutenderes Gewerbe war einst die Weberei. Die Bierbrauerei kam 1630 auf, wurde aber aus Rücksicht auf den Weinbau 1663 verboten. Im J. 1676 waren hier zwei herrschaftliche Brauereien mit Monopol; 1706 war noch eine, die ihr Erzeugniß durch vier Ordinari-Schenken verwerthete. Das Monopol ward 17. März 1798 aufgehoben und die Brauerei verpachtet, worauf drei Privat-Brauereien entstanden, deren Zahl sich 1814 noch nicht vermehrt hatte, weil das Bier lange Zeit nur von Soldaten und Handwerks-Gesellen getrunken wurde, und der ehrbare Bürger den Besuch des Bierhauses scheute.

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Die erste größere Manufactur-Anlage war die 1601 mit Betheiligung des Herzogs Friedrich I. im Stock-Gebäude auf Actien errichtete Seiden-Fabrik (W. Jahrb. 1831. II. 116 etc.), wofür hier und auswärts Maulbeer-Pflanzungen angelegt, Würmer gezogen, und von jedem Amte zwei Kinder zum Spinnen und Weben einberufen wurden. Unter einem Ober-Inspector waren Maulbeer-Gärtner, Meister über die Seidenwürmer| und Filatorien, Tafft-, Sammt- und Seiden-Weber, Atlas-Drucker und Borten-Wirker thätig. Nachdem sie im dreißigjährigen Kriege eingegangen, nahm J. P. Rigal, der hier 1729 eine Seiden- und Castor-Strumpf-Weberei errichtet hatte, den Plan wieder auf, und gründete mit herzoglicher Unterstützung 1735 eine Gesellschaft mit Monopol-Recht, welche in Berg Filatorien baute (das große stand noch 1794), und zumal mit Hilfe der eingewanderten Waldenser namentlich auch die Maulbeerzucht hier und auswärts betrieb, 1767 aber durch den Bankerut Anderer fallirte. – Zwei 1714 und 1728 angelegte Strumpf-Fabriken, letztere von der reformirten Gemeinde angelegt, waren von kürzerer Dauer. – Von Belang war dagegen die Tabaks-Fabrication. Zwar wurde noch 1656 das „hochschädliche Tabak-Trinken“ verboten; aber schon 1700 hatte die Consumtion so zugenommen, daß die Rent-Kammer eine Fabrik mit Monopol errichtete, zu welcher aller im Lande gebaute Tabak einzusenden war. Im J. 1710 wurde auch hier, im Atzenberg, Tabak gebaut, und 1713 im Lande zwangsweise so viel gepflanzt, daß kein fremder mehr nöthig war. Die Fabrik wurde 1737 nach Ludwigsburg verlegt und verpachtet. Nach Aufhebung des Monopols 1770 errichtete Ch. Fr. Reinhardt 1778 eine Fabrik, die noch 1791 bestand. König Friedrich führte das Monopol wieder ein und ließ hier bis 1816 die Tabaks-Fabrication in Staatsregie betreiben. – Inzwischen hatte die Rent-Kammer 1702 eine Gewürz-Mühle in Berg errichtet, in welche alle Specerei-Händler der Umgegend gebannt wurden; auch gründete sie 1731 eine Lichter- und Saifen-Fabrik, die jedoch nur kurze Zeit bestand. Eine 1729 von den Gebrüdern v. Bayer hier oder in Ludwigsburg errichtete Tapeten-Fabrik scheint auch nicht von langem Bestande gewesen zu sein. Dasselbe war mit einer hier 1756 angelegten Kattun-Fabrik der Fall. Nach einer längeren Pause wurde 1795 durch den Holländer Bangert in Berg eine Leder-Fabrik errichtet, die nach Italien und der Schweiz guten Verschluß hatte, und bald darauf verpflanzte ebendahin Kylius die erste Baumwollen-Spinnerei; während 1797 die Fabriken von baumwollenem Zeug, von Barrier, von Meubles-Zeugen etc., von Landauer, und 1817 der Woll-Tuch-Fabrik von Enslin erstanden.

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Von mechanischen Künstlern sind frühe schon die Lautenmacher (1451 Meister Conrad) und die Orgelbauer genannt. Graf Ulrich befreite 1470 auf Bitte des Magistrats den „Meister Leonhard Orglenmacher“ von Wachen und Frohnen; 1511 macht Wolfgang Rychart eine Orgel für Herzog Ulrich, ebenso 1579| Mich. Kresser, genannt Schmid, eine Orgel und ein Clavicordium für Herzog Ludwig. Von da an bis auf unsere Zeiten finden sich sowohl Hof-, als Stadt-Orgelmacher, wovon sich namentlich der blinde Conrad Schott (S. 100.) und Hans Kretzmaier, der 1616 „ein selbstschlagendes Orgelwerk“ fertigte, auszeichneten. Außerdem werden genannt: 1759 Hof-Geigenmacher François Lupot, 1796 etc. Gebrüder Tonops, später Schaufler. – Den Anfang mit Verfertigung von Clavieren machten Haug gegen Ende des verflossenen Jahrhunderts mit sehr beliebten Pantalons und Joh. Lor. Schiedmayer, der 1809 mit Carl Friedrich Dieudonné sich vereinigte. – Die fabrikmäßige Fertigung von Goldwaaren brachte Weber auf. – Von Glockengießern verdienen Hans Ernst von Heimsheim, Bürger dahier, der nach Pfister (Übers. d. G. v. Schw. S. 331) 1490 die Glocke von 134 Centnern für das Kloster Weingarten goß, deren Klang noch jetzt bewundert wird, und der 1625 genannte Nic. Mart. von Campen Erwähnung. – Was die Uhrmacher-Kunst betrifft, so hat zwar die Uhr im großen Stifts-Kirchen-Thurm 1531 ein Nürnberger gemacht; doch hatte man bei Hof schon 1532 eine kleine Stand-Uhr, und werden 1534 Endris Schlegel und 1550 Jost die „Urleymacher“ als Klein-Uhrmacher, und 1579 Martin Rapp als Groß-Uhrmacher genannt. Jörg Graamann oder Grabmann machte 1571 dem Herzog für 34 fl. 30 kr. ein „schön schlagend Urlin“, und Ludwig Mauerbeck 1574 demselben für 24 fl. 42 kr. ein „vergoldet Schlagührlin“, und 1577 „ein weckend und schlagend Ürlin“. – Wendenmacher kommen schon 1451 und 1467 vor. – Als Mechaniker werden seit 1795 Chr. Math. Hahn, Chr. Gfr. Hahn, Eißeler, und J. H. Tiedemann erwähnt, dessen optischer Instrumente Göthe 1797 rühmlich gedenkt. (Der berühmte Erfinder der Schnell-Presse, And. Bauer, ist zwar in Stuttgart 18. August 1783 geboren, hatte aber seinen Wohnsitz bei Würzburg.) Der älteren Geschütz-Gießerei ist S. 126 gedacht.

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Ein höherer Aufschwung der Industrie, namentlich die Entstehung größerer Anlagen, begannen jedoch erst 1834 mit dem Abschlusse des deutschen Zoll-Vereins. Die Fabrication des Bieres, der Conditorei-Waaren, der Chocolade, dehnten sich immer mehr aus, und es hat sich nun auch die Rübenzucker-Fabrication angereiht. Ist auch der Mangel der Elementar-Kräfte, die erst jetzt durch Dampf-Kraft ersetzt werden, der Spinnerei und Weberei hinderlich gewesen, so zeichneten sich doch die Woll-Fabricate durch ihren Werth aus. Dasselbe war der Fall mit Baumwollenzeugen und Teppichen, Meubles, Leder, Filzhüten, Kautschuk-Waaren,| Parfümerie, Schaumweinen, Silber-Arbeiten, silbernen Dosen, Maschinen, mechanischen und optischen Instrumenten, Büchsen, Papieren, chemischen Producten etc.

Übergehend auf die Gewerbe-Industrie der Gegenwart, deren Vertreter auf den Grund von Erhebungen Ende 1852 nach Classen S. 64 angegeben sind, so ist dieselbe am Bedeutendsten im ganzen Lande; fast um 2/3 größer als in dem Bezirke Heilbronn, und beinahe noch einmal so groß als in dem Bezirke Ulm. Es kommen hier, überall ohne Unterscheidung des fabrikmäßigen Betriebes, zunächst die Gegenstände der Nahrung, dann die der Kleidung, hierauf das Haus mit seiner Einrichtung, sodann die Verarbeitung von Materialien, und endlich die höheren Bedürfnisse zur Darstellung[12]. – Die Zahl der Dampf-Maschinen Ende 1853 war 14 mit zusammen 80–90 Pferde-Kraft.

Die Bäcker hatten schon 1452 eine Brüderschaft; 1350 waren es 21 Meister, die ein Backhaus und schon halbe und Viertels-Brodbänke hatten; 1550 38, 1569 41, 1649 41, 1659 64, 1690 44, 1727 56, 1774 91, 1810 100, 1816 90, 1841 75, 1852 97 M. mit 239 G. (Gehilfen)[13]. – Die Zahl der Bier-Brauereien ist 16, wovon 4 in den Weilern, zusammen mit 128 G. Mehrere haben Eisbehälter, und sind dadurch in Stand gesetzt, auch bei wärmerer Witterung zu brauen. Die größeren Brauereien machen Versendungen nach Außen. Bardili (früher Denninger) und Paul Kolb arbeiten mit Dampf-Maschinen und neueren verbesserten Einrichtungen. Vom 1. Juli 1843 bis 30. Juni 1853 wurden 1.323.075 Simri Malz versteuert, woraus, bei 5 S. Malz auf den Eimer, jährlich 26.461 Eimer Bier gebraut worden sind, namentlich von Bardili 5748, der Actien-Brauerei 4774, Koppenhöfer 2979, P. Weiß 2210, Hackh 2135, P. Kolb 2105 E. etc. In der erwähnten Periode wurde 1847–1848 am Wenigsten mit 19.485, 1844–1845 am Meisten mit 34.642 E. gebraut. – Branntweinbrennereien sind 20 vorhanden. – Conditoren 1813 11, 1852 27. In älteren Zeiten fertigten die Apotheker das Zuckerbackwerk. Fabrikmäßig betreibt das Geschäft seit 1842 W. Roth mit 16 männl. und 5 weibl. A. (Arbeitern); Früchten-Bonbons fabriciren seit 1846 E. O. Moser mit 12 A.| und J. F. Ludwig; Tragant-Waaren R. Stammbach, C. Cartheuser. Der Absatz ist meist in den Zollvereins-Staaten. – Santonin-Tabletten fertigt Chr. Bessey. – Chocolade, die nach Amerika etc. geht, fabriciren die Gebrüder Waldbauer seit 1848 unter Anwendung der Dampf-Maschine, G. A. Weiß und J. F. Murschel. – Essigsiedereien, meist Schnellessig bereitend, 14 mit 9 Geh. Eine Fabrik haben C. Frommel und Comp. – Getreide-Mahlmühlen sind bei Stuttgart 2 mit je 4 Gängen, in Heslach 1 mit 4 Gängen, in Berg 4 mit 26 Gängen und 31 G., worunter die 1831 von der Staats-Finanz-Verwaltung nach americanischer Art als Muster erbaute sogenannte Kunst-Mühle, die erste in Württ., mit 9 Gängen. – Kaffee-Surrogate u. dergl., die in die Zoll-V.-St. gehen, J. G. Motz mit 14 A., G. Laible seit 1846, W. Springer seit 1852. – Liqueur-Fabricanten: Engelmann und Gebrüder Waldbauer. – Senf, Liqueurs etc. fabriciren neuerlich unter Anwendung einer Dampf-Maschine F. W. Scholl und Comp. in Berg. – Die Metzger machten 1470 eine Brüderschaft und eine 1548 bestätigte Ordnung, die auch der Sulzer (Verkäufer der Eingeweide) gedenkt. Die Zahl der Meister war 1350 10, 1649 32, 1669 46, 1727 51, 1760 104, 1798 101, 1810 75, 1830 78, 1841 85, 1852 97 (44 Ochsen- und 53 Schweine-Metzger) mit 126 G. in der Stadt (9 M. 5 G. in den Weilern). Eine ältere Stuttgarter Wurst-Art ist die Ippersill-Wurst; neuerlich haben sich aber auch viele andere hier bereitete Wurst-Arten beliebt gemacht, die vielen Absatz nach Außen finden. – Eine Nudeln-Fabrik hat C. F. Ritter. – Eine Ölraffinerie Fri. Hauth. – Die Fabrikation von Schaum-Weinen, die auch nach überseeischen Plätzen gehen, zuerst von G. C. Keßler in Eßlingen nach Champagner Art begonnen, wird von Engelmann und Comp. seit 1840, und von Mittler und Eckhardt seit 1852, lebhaft betrieben. – Von den Wirthschafts-Gewerben waren Gasthöfe 1774 21, 1788 16, 1799 14, 1816 16, 1841 21, 1852 37, wovon 10 in den Weilern. Die Gesammtzahl der Wirthschaften ist 419, worunter 184 Speise-Wirthschaften. Das Hotel Marquardt nimmt unter den Gasthöfen den ersten Rang ein. Die Zahl der Gassen- und Speise-Wirthschaften hat sich erst in neuerer Zeit vergrößert; noch 1668, wo der Magistrat die Weine der Wirthe „kustern und schätzen“ ließ, waren nur 4 beeidigte Weinschenker vorhanden, welche die Weine Anderer gegen Belohnung verzapften; 1760 wurden schon 80 Gassenwirthe gezählt. – Kaffee-Wirthschaften sind 6, von denen sich die von Conditor Marquardt auszeichnet; Billards 12. – Zucker aus Runkelrüben fabriciren seit 1851 Fri. Reihlen und Söhne mit 2 Dampf-Maschinen von 25 und 30 Pferdekräften, und 400 Arb. Jährlich werden etwa 250.000 Ctr. Rüben verarbeitet; zur Feuerung sind 60–70.000 Ctr. Steinkohlen erforderlich. –

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Bortenmacher (Posamentier) 1673 6, 1714 9, 1760 19, 1718 15, 1810 11, 1816 16, 1841 21, 1852 12 M. 26 G. – Färber finden sich schon vor der Reformation, 1727 7, 1760 6, 1816 5, 1841 6, 1852 10 M. 5 G., wovon 2 M. 4 G. in Berg. – Die Gerber hatten schon 1460 eine Ordnung und ein Zunfthaus. Rothgerber 1648 3, 1679 5, 1727 12, 1760 16, 1798 24, 1810 21, 1841 20, 1852 14 M. und 46 G. Ja. H. Roser, Chr. Schmid, H. Seemann besuchen die Messen in Leipzig; Lederfabriken haben Kurz seit 1841, J. U. Dollmetsch. Weißgerber 1595 4, 1675 4, 1727 5, 1760 4, 1810 4, 1841 2, 1852 4 M. 2 G. – Handschuhe fertigen 3, worunter G. Röder mit 48 A. – Die Hutmacher hatten vor der Reformation eine Brüderschaft; 1727 8, 1760 10, 1810 17, 1816 20, 1841 13, 1852 16 M. 11 G. Zu erwähnen Paur. Spahmer und Kreuser| betrieben neuerlich das Geschäft fabrikmäßig. – Knopfmacher 1727 14, 1760 14, 1816 12, 1841 12, 1852 8 M. 12 G. – Kürschner 1654 8, 1727 6, 1760 5, 1816 5, 1841 4, 1852 7 M. 11 G. – Leistschneider 1788 1, 1841 2, 1852 2 M. 1 G. – Perlmutterknöpfe fabricirt Carl Mahle. – Putzmacherinnen 42 M. 53 G. E. L. Lindauer fertigt mit 7 w. A. seit 1838 künstliche Blumen, die auch nach Rußland gehen. – Eine Brüderschaft der Schneider und Tuchscheerer findet sich 1484, eine Ordnung 1530, die wegen grober Ungebühr der Zunft-Genossen 1560 cassirt, und erst 1578 erneuert ward; 1741 wieder Klagen, daß sie so viel „für die Scheere ersparen“; 1639 54, 1654 69, 1673 74, 1682 82, 1727 135, 1757 152, 1760 149, 1788 148, 1810 146, 1814 177, 1852 165 M. 282 G., wovon 16 M. 14 G. in den Weilern. Das größte Geschäft hat Kleider-Händler Haag, mit 36 G.; er fertigt jährlich für 50–60.000 fl. Kleider, und zahlt etwa 10.000 fl. Arbeitslohn. – Schneider-Nähterinnen waren 1799 noch keine, 1814 20, 1852 17 M. mit 31 G. vorhanden. – Die Sattler und Riemer erhielten 1579 eine Ordnung; 1727 9, 1760 11, 1798 17, 1810 29, 1841 33, 1852 36 M. 81 G. Zu erwähnen Otto Nägele, der zugleich die Wagen-Fabrication betreibt (s. Wagner). – Die Schuhmacher erhielten 1588 eine Ordnung; 1350 10, 1654 46, 1685 80, 1727 137, 1760 145, 1788 166, 1810 168, 1816 170, 1852 159 M. 359 G. – Seckler und Mützenmacher 1635 3, 1654 5, 1727 12, 1760 11, 1789 23, 1810 22, 1841 22, 1852 27 M. 31 G. – Die Stroh-Hut-Fabrik von Knoblauch beschäftigt auswärts 150 A., worunter 80 Kinder unter 14 J. – Strumpfstricker 1697 4, 1727 5, 1742 6, 1754 10, 1852 1 M. – Wattmacher 1852 4 M. 2 G.

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Über die Weberei sind aus dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts Anordnungen für die Schau des Linnen- und Wollen-Tuches unter einem Zunftmeister und Zwölfern vorhanden, welche die guten Tuche mit Siegeln versahen. Graf Ulrich nahm 1474 die hiesigen Tucher gegen Benachtheiligung auf fremden Märkten in Schutz. Die Brüder und Schwestern des Wollen-, Linnen- und Schleier-Webens erneuerten 1493 eine Verbindung, welche Meister und Knappen, Meisterinnen und Mägde erwähnt. Die Leineweber erhielten 1509 eine mit angrenzenden Ämtern gemeinschaftliche Ordnung nebst Zunft-Gericht; 1727 nur noch 15, 1760 14, 1774 13, 1810 14, 1816 15. 1852 7 M. 2 G. C. und H. Seemann (Lo. B.) fabriciren seit 1845 leinene, nach irischer Art appretirte, Waaren auf 120 auswärts gehenden Webstühlen; Absatz hauptsächlich nach Nordamerica und Westindien. Lang und Seitz Leinen-Damaste. – Die Tuchmacherei nahm seit 1662 ab; 1721 8, 1730 13, 1774 6, 1799 3, 1810 4, 1816 5, 1852 3 M. 1 G. – Tuchscheerer, 1675 von den Schneidern getrennt, 1665 4, 1698 5, 1730 6, 1774 4, 1788 2, 1810 3, 1816 3, 1852 5 M. 4 G. – Die Zeugmacher erhielten 1650 eine Ordnung, 1678 13, 1727 13, 1760 4, 1774 3, 1810 2, 1816 2, 1852 0. – Seiden-Weber 1852 2 M. 3 G. Haid und Spring (W) betreiben eine größere Anstalt auswärts. – Näh-Seide fabricirt Chr. Kick. – Mit leinenen, baumwollenen und seidenen Geweben beschäftigt C. Faber hier 18 und auswärts gegen 180 Webstühle. Absatz Deutschland und die Schweiz. Her. Rau fabricirt leinene und halbwollene, Conr. Merz leinene und baumwollene Waaren; Chr. Landauer auswärts Teppiche; Fr. Schultheiß baumw. Schirmzeuge, 14 A.; H. Neuburgers Söhne betreiben seit 1851 Stickerei und Weberei in weißen Waaren, größtentheils auf dem Lande, wodurch 18 Weber und 600 Stickerinnen, davon 300 unter 14 Jahren mit| 8–20 kr. Verdienst, Brod finden. A. Graf fertigt seit 1852 baumwollene farbige Waaren mit 30 A. Dambly und Comp. (N. Y. M.) machen seit 1848 ausschließlich Export-Geschäfte in Corsetten ohne Naht, gefertigt mit 1 Dampf-Maschine, 140 Webstühlen, 160 m. und 340 w. A. Gewöhnliche Corsetten fertigt Fr. Böttiner. – Die Strumpf-Weberei kam um 1700 durch eingewanderte Waldenser auf; 1727 15, wovon sich 9 Fabrikanten nennen, 1760 12, 1852 7 M., wovon 2 in Berg. – Eine Schnellbleich-Anstalt für Garn und Faden hat seit 1824 Cammerer in Heslach.

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Bürstenbinder 1760 3, 1774 5, 1816 3, 1852 7 M. – Buchbinder, schon 1500 erwähnt, 1589 2, 1662 6, 1730 13, 1760 15, 1774 20, 1810 24, 1816 23, 1841 47, 1852 56 M. 196 G. Hervorzuheben Cloß, Kostelezki, Knosp. – Drechsler (in Holz und Bein), 1618 ein Elfenbein-Drechsler bei Hof, 1727 4, 1760 7, 1810 5, 1816 7, 1841 15, 1852 20 M. 35 G. Reinhardt fertigt schöne Schnitz-Arbeiten. – Fenster-Rouleaux fertigt seit 1845 G. Gerstbacher, Abs. Zoll-V. America etc. – Friseurs und Peruquiers 1727 17, 1756 21, 1774 29, 1810 34, 1816 26, 1852 15 M. 9 G. – Galanterie-Leder-Waaren fabriciren Schenk und Vischer (W.) seit 1841, mit 26 m. und 8 w. A. Absatz Zoll-V. Rußland, America etc.; Reichhold und Gfrörer (L. b. M. – Lo. B.) seit 1849, 25 A. Abs. Zoll-V. und America; Hartneck und Comp. – Gummi-Waaren fertigen Chr. Böhrkircher, Gruner; Vignetten, Stempel etc. aus Gutta-Percha C. Stänglen. – Kammmacher 1727 6, 1760 5, 1810 6, 1841 8, 1852 9 M. 6 G. Von ihnen ist Ritzer hervorzuheben. – Korbmacher 2 in Heslach. Die feinere Berliner Korbflechterei kam 1843 auf. – Kübler (Binder) 1654 4, 1727 11 , 1760 17, 1810 14, 1816 16, 1841 24, 1852 17 M. 23 G. – Die Küfer erhielten 1604 eine Ordnung, 1647 47, 1727 47, 1760 49, 1810 41, 1816 35, 1841 34, 1852 46 M. 92 G. – Lakirer 1852 6 M. 16 G. – Papier, buntes, für Buchbinder, Bunt-, Glanz- und Carton-Papier fabricirt seit 1836 G. Veiel, mit 45 A. Abs. fast ganz Europa, auch America; Fr. G. Schulz, Papeterie, Spitzen-Papier, Bilderbögen etc.; Halder und Cronberger Luxus-Papier. – Eine Peitschen-Fabrik hat Bergthold. – Puppenköpfe fertigen G. Kreutziger, Peyerimhof. – Eine Roßhaar-Fabrik hat Chr. Lu. Hartmann. – Säg-Mühlen 3, davon eine für Fourniere. Speidel hat eine Dampf-Maschine. – Seifensieder und Lichterzieher 1727 12, 1774 16, 1816 20, 1841 21, 1852 16 M. 12 G. Glo. Bose hat einen größeren Betrieb. Viele Talg-Lichter kommen übrigens von Außen. Stearin-Lichter fertigen seit 1842 die Gebrüder Reuß (L. B.); feine Seifen und Parfümerien fertigt seit 1850 Ad. Osterberg. – Die Sailer, schon 1393 erwähnt, erhielten 1591 eine Ordnung, 1618 5, 1654 5, 1727 8, 1760 7, 1788 12, 1810 10, 1841 10, 1852 7 M. 8 G. – Die Schieferdecker kamen erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts auf, 1852 1 M. 2 G. – Schirm- und Spazier-Stöcke fertigt seit 1842 C. Th. Hedinger (Lo. P.) mit 20 A. Sie finden wohl in Frankreich, England und America, aber nicht hier Absatz, da es vorgezogen wird, diese feine Waare aus zweiter Hand über Frankfurt etc. zu beziehen. – Schirmmacher 1799 1, 1810 1, 1811 2, 1816 1, 1841 8, 1852 11 M. 7 G. – Schreiner (Tischler) 1658 11, 1685 20, 1755 35 M. 50 G., 1774 55, 1810 73, 1841 88, 1852 107 M. 408 G. Diesem Industrie-Zweig machen die Land-Schreiner besonders durch die billigeren Preise ihrer auf die Jahrmärkte kommenden Fabricate bedeutende Concurrenz. Zu erwähnen sind von| den hiesigen Schreinern: die Gebr. Kleemann, welche Holzmosaik und Sprungleisten fertigen. Claviaturen für den hiesigen Platz fertigt G. Schäufele. Möbelfabriken, in Verbindung mit Tapezier-, Schreiner- und Bildhauer-Arbeit, haben E. Epple mit 40 A., J. F. Erpf mit 60 A. und Fr. Wirth (L. s. M. – Lo. B.) mit 36 A. und einer Dampfmaschine. Diese Arbeiten, zum Theil prachtvolle Luxus-Gegenstände, finden auch in der Schweiz und den Zoll-Vereins-Staaten Absatz. – Die Sessel-Fabrication betreiben Fri. Schaufler, J. Dalmar. – Goldleisten, die nach Italien, der Levante und Süd- und Nord-America gehen, fertigt seit 1841 Ch. B. Vetter, meist durch Gefangene im Pönitentiarhause. Lakirte Holzwaaren und Dosen fertigen seit 1845 Abele u. Comp. (L. s. M.) mit 12 A. Abs. England, Italien und Amerika. – Siegellack fertigen 1852 2 M. – Spielkarten Mayer und Ritter, Fri. Leyrer. – Spielwaaren für Kinder, die in alle Weltgegenden gehen, fertigen H. Blumhardt u. Comp. und, meist durch auswärtige A., C. Groß, sowie (von Glas) Johs. Rominger. – Eine Tabaks-Fabrik hat C. Mayer; Cigarren werden von einigen Firmen mit 50 A. gefertigt und gehen auch auswärts. – Die Tapeten von Ad. Schill, seit 1845, 50 A. gehen nach Dänemark, Schweden und vornehmlich nach America. – Tapeziere, aus den Sattlern neuerlich hervorgegangen 1852 12 M. 15 G. – Wagner (Stellmacher) 1727 10, 1750 5, 1760 8, 1810 9, 1816 10, 1841 10, 1852 14 M. 34 G. Zu erwähnen Bertz, Müller. Ein 1846 zusammengetretener Verein der betreffenden Gewerke versendet die gemeinschaftlich gefertigten Luxuswagen, welche gewöhnlich am Pferdemarkt ausgestellt werden, auch in’s Ausland. – Eine mit Dampf betriebene Waschanstalt hat seit Kurzem G. Rammenstein[14]. – Auch die Fabrikation der Schuh- und Stiefelwichse ist nicht unbedeutend.

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Büchsenmacher 1572 4, 1618 2, 1654 4, 1727 3, 1760 4, 1810 3, 1816 2, 1841 4, 1852 4 M. 9 G. Zu erwähnen Pfeuffer, C. und U. Roos. – Feilenhauer 1774 1, 1810 1, 1841 2, 1852 3 M. 1 G. – Flaschner 1724 4, 1760 5, 1774 9, 1810 10, 1841 21, 1852 25 M. 64 G. Zu erwähnen Fri. Dürrich. – Die Goldschmiede, deren schon 1451 mehrere waren, erhielten 1560 eine Ordnung, die ihnen das Recht, Siegel zu schneiden, gab; seit 1550 verdrängten sie mehr und mehr die Augsburger Arbeiter, auch bei Hof; 1600 einige Juweliere; 1606 fertigten sie auch Silberwaaren. Gold- und Silber-Arbeiter 1608 13, 1727 18, 1760 20, 1810 15 Gold- und 15 Silber-Arbeiter, 1816 28, 1841 34, 1852 Goldarbeiter 28 M. 37 G., Silberarbeiter 7 M, 16 G., unter letztern Ed. Föhr und Chra. Herrmann; Juweliere Kuhn (Steinam), und Kurz. Fabrikmäßiger Bijouteriebetrieb, begonnen 1817 von Weber, haben dessen Nachfolger Pfälzer und Söhne, H. Kolb, Stein u. Comp. seit 1842, Keppler und Bonz seit 1845, Berg u. Comp. seit 1841, und neuerlich E. Sachs (N. Y. M.). Sie beschäftigen gegen 600 Arbeiter und fertigen hauptsächlich Schmucksachen, welche in die Zollvereins-Staaten, nach Rußland, Italien, Spanien, Nord- und Süd-America gehen. Eine Goldkrätze-Waschanstalt gründete Kurz. Gezogene Goldrahmen fertigt G. Lettenmeyer. – Goldschläger 1 M. – Graveurs 13 M. 3 G. – Gürtler 1727 6, 1760 8, 1788 6, 1810 9, 1841 11, 1852 13 M. 11 G. – Kupferschmiede, aus den Kaltschmieden und Keßlern hervorgegangen,| 1654 4, 1727 6, 1760 12, 1774 9, 1810 6, 1816 8, 1841 10, 1852 8 M. 17 G. – Metallbuchstaben, vergoldete und lakirte, fertigt Ch. Wälde, Metallbuchstaben und verschiedene Bronce-Gegenstände G. Kaselowsky. Absatz Deutschland, England, America. – Messerschmiede 1727 2, 1729 5, 1774 8, 1810 4, 1841 7, 1852 9 M. 17 G. Zu erwähnen Gebr. Müller. – Nadler, schon 1393 erwähnt, 1798 12, 1852 10 M. 7 G. – Nagelschmiede 1727 8, 1744 10, 1774 11, 1816 19, 1840 9, 1852 6 M. 5 G. – Neusilberwaaren fertigt seit 1845 J. Kolb. – Scheerenschleifer 1852 1. – Schleifer 1799 1, 1810 3, 1841 1, 1852 1 M. – Die Schlosser, Uhrenmacher und Büchsenmacher hatten 1530 eine Brüderschaft und erhielten 1581 eine gemeinschaftliche Ordnung und Stube, der auch 1717 die Wendenmacher beitraten. Schlosser, für die das Stadtrecht von 1492 einige polizeiliche Anordnung enthält, 1654 10, 1727 15, 1760 21, 1774 26, 1810 32, 1841 42, 1852 51 M. 145 G. Zu bemerken He. Hoppe, J. Janny, Fr. Vogt. – Die Schmiede errichteten mit den Wagnern 1455 eine Brüderschaft und erhielten 1604 eine neue Ordnung, 1727 12, 1760 13, 1774 13, 1810 16, 1816 18, 1852 12 M. 77 G. – Schwertfeger, schon 1350 erwähnt neben den verwandten, längst eingegangenen Plattnern (noch 1590), Harnischmachern (1509), Küraßschmieden (1536), Haubenschmieden (1393), Haubenstrickern (1451) und Pfeilstickern, 1654 4, 1648 2, 1727 3, 1799 3, 1810 6, 1816 5, 1841 2, 1852, nebst Ciseleurs 2 M. 3 G. Schwertfeger H. Kohl. – Schreibtafeln von Metall fabricirt seit 1848 Carl Rometsch (L. b. M. – Lo. P. mit B.) mit einer Dampfmaschine und 20 A. Abs. Zollv., Italien, Türkei, America. Siebmacher 1760 2, 1810 2, 1841 2, 1852 5 M. 11 G. Carl Rexer (Lo. B.) 20 A. fabricirt Gartenmeubles aus Metall-Geflecht, die nach America, Alexandrien etc. gehen. J. F. Stohrer (Lo. P.) fertigt Metallgewebe. – Die Sporer erhielten 1508 eine Ordnung, 1606 7, 1654 3, 1760 4, 1810 3, 1841 2, 1852 1 M. 2 G. – Uhrgehäusemacher 1811 2, 1852 3 M. 2 G. – Vergolder 1852 12 M. 27 G. – Wendenmacher nie mehr als 1 M. 1852 1 M. 2 G. – Zeug- und Cirkel-Schmiede finden sich noch nicht lange, 1755 4, 1774 5, 1810 5, 1841 3, 1852 1 M. Werkzeuge etc. fertigen Daaser, Gfried Göbel. – Eine Fabrik von Werkzeugen für Holzarbeiter hat seit 1847 G. M. Baldauf, Firma Bölsterli (L. s. M.) mit 24 A. Abs. Deutschland, Dänemark, America etc. – Zinn- oder Kannen-Gießer, schon 1453 erwähnt, 1555 3, 1654 5, 1727 4, 1760 5, 1810 5, 1841 5, 1852 6 M. 5 G.

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Eine Fabrik von Chemicalien europäischen Rufes betreiben seit 1824 Fri. Jobst u. Söhne (Lo. P. und sonst vielfach ausgezeichnet und von Regierungen anerkannt) mit Dampfmaschine und 12 A. Das Jobst’sche Chinin, das erste in Deutschland, wozu schon vor 10 Jahren 600 Ctr. Chinarinde jährlich verarbeitet wurde, geht in die ganze Welt. Engelmann und Böhringer bereiten seit 1817 pharmaceutische Fabricate, Jodkalium und Santonin etc. Verschiedene Chemicalien Heimsch, Dihlmann, Schäfer, Ge. Heinr. Müller. – Farbwaaren bereiten Gu. Geiger seit 1847, mit 11 A. – Ru. Knosp (N. Y. C.) seit 1846, mit einer Dampfmaschine von 10 Pferdekräften und 25 A. Beide zunächst Carmin von Indigo, Abs. Deutschland. H. Siegle (Lo. P. – N. Y. E.) seit 1848 außer Lackfarben namentlich Cochenille-Carmin, bis jetzt noch das einzige deutsche Erzeugniß dieser Art, mit 2 Dampfmaschinen von 16 Pferdekräften. Absatz alle Länder Europa’s und America’s. Sonstige Farben, welche auch außerhalb des Zollv. Absatz finden, bereiten: Krauß und Herdegen seit 1852, G. Silber, Ch. Kämmerer, Geo.| Hei. Müller. Dr. Pa. Bronner fertigt Aquarellfarben, welche den besten französischen und englischen mindestens gleichstehen. Lacke fertigt Ch. G. Schönreich; Buchdruckerei-Schwärze W. Stoll; Gegenstände aus Asphalt L. G. Majer. – Die Gasfabrik, zur Beleuchtung der Stadt errichtet, beschäftigt außer 10 Anzündern 18 Arb. – Chirurgische Instrumente, deren Absatz neuerlich auf das Inland beschränkt ist, fertigen Ebner, H. Erhardt. – Glockengießer, 1774 1, 1810 2, 1852 2, zugleich Feuerspritzenmacher. H. Kurz und Ch. Vogt, der schon mehrere Glocken nach Indien abgegeben hat. Eine Metallgießerei hat H. Knittel in Berg mit 14 Arb. Allerlei Kunstgegenstände, Statuen, Thiergruppen etc. in Zink, Bronce, gießt seit 1845 W. Pelargus. – Die erst neuerlich aufgekommene Maschinenfabrication betreiben: G. Kuhn in Berg, seit 1852, mit Dampfmasch. von 6 Pferdekraft und 91 A., Dampfmaschinen, patentirte Webstühle etc. C. Dambly, Fouquet u. Comp. 25 A. Circular-Strumpfwebmaschinen, die nach Rußland etc. gehen. A. Groß fertigt Jacardmaschinen, Drucker-Pressen; Fri. Eberbach hauptsächlich Thurmuhren, die bis nach Ostindien gehen; Fr. Baisch, Ehmann, Rebmann kleinere Maschinen. – Mechaniker und Optiker 1799 5, 1810 7, 1816 12, 1841 8, 1852 17 M. 27 G. Mathematische, physicalische und optische Instrumente fertigen: Hof-Mechanicus Geiger, durch mehrere Preise ausgezeichnet, 12 A. Erbauer der würt. elektromagnetischen Telegraphen etc., ferner Kinzelbach u. Sohn (Lo. P.), und P. Spindler, Trostel, Abs. Zollv. und America. Die Fabrication optischer Gegenstände im Großen betreiben die Gebrüder Koch, welche die in verschiedenen deutschen Ländern verfertigten Waaren in America im Detail verkaufen lassen. Alkoholometer u. dgl. fertigt H. Mollenkopf. – Musikalische Instrumente verfertigen 13 M. (1811 9) 27 G. Mehrere gehen in’s Ausland; namentlich die ausgezeichneten Streichinstrumente von Bauer, die Holz-Blasinstrumente von Ja. Helwert (Lo. P.), J. Ruthardt und Chr. A. Schaufler, die Blechinstrumente von C. Binder, die Pauken und Trommeln von C. Rexer (Lo. B.). – Die Fabrication von Clavierinstrumenten nimmt alljährlich einen höheren Aufschwung. Es beschäftigen Dieudonné und Blädel (L. s. B. – Lo. B.), seit 1844 20 A. Fri. Dörner seit 1831, 20 A., J. M. Kälberer, seit 1851, 12 A. Rich. Lipp, seit 1831, eine Dampfmaschine und 30 A. Matthäs und Kanhäuser, seit 1844, 17 A. Von kleinerem Umfange sind die Geschäfte von Ad. Hoffmann, Ph. J. Josenhanns, und B. Klinkerfuß. Das schon erwähnte Schiedmaiersche Etablissement, mit Dampfmaschine und 55 A. ist das größte; es hat seit 1809 mehr als 4000 Instrumente verfertigt. Die Stuttgarter Claviere stehen im Allgemeinen den Wienern an Güte nicht nach. Jährlich werden 800 bis 1000 Stücke verfertigt, wovon die Hälfte über den Ocean geht. – Beliebte Orgeln, die auch in’s Ausland gehen, macht Carl Gottlieb Weigle, ein Schüler Walkers. – Seit 1851 werden auch das Harmonium (orgue expressif) und die Physharmonica, von L. Schiedmaier Söhnen, 12 A. und Ph. J. Trayser (N. Y. M.) verfertigt und bis nach Ostindien und China versendet, wo sie die Missionäre auf ihren Wanderungen begleiten. – Uhrenmacher 1737 5, 1750 5, 1760 3, 1788 5, 1816 18, 1841 16, 1852 18 M. 22 G. Besondere Erwähnung verdienen Bacher, Kleemann und Hänselmann, Hettenbach und Sommer. – Endlich sind noch zwei eigenthümliche Kunst-Industriezweige zu erwähnen: die Fertigung von Relief-Charten durch Louis Erbe (W. und badische Med.) seit 1839, die ungleich mehr Beachtung verdienen, als sie bis jetzt genießen, obgleich sie in ganz Deutschland keine Concurrenz haben. Gegenwärtig ist eine geoplastische Darstellung Schwabens| im Maßstabe von 1:50.000 in Arbeit. Die Arbeiten des Präparators Ploucquet am K. Naturalien-Cabinet (L. s. N. – Lo. P.) bestehend in ausgestopften Thieren, zeichnen sich durch ihre Naturtreue aus und werden nach Frankreich, England, Rußland etc. abgesetzt.

Was die zunächst auf das Örtliche angewiesene Bau-Gewerbe betrifft; so haben dieselben in gleichem Verhältnisse mit den häufigeren und schöneren Bauten an Ausdehnung und Kunstfertigkeit gewonnen, so daß die Stuttgarter Werkmeister sich nicht selten auch an größeren auswärtigen Bau-Unternehmungen betheiligen. Steinhauer und Maurer zählte man 1654 11, 1721 8, 1727 9, 1747 18, 1760 23, 1774 21, 1816 15, 1841 21, 1852 29 M. Die Gehilfenzahl ist Sommers 7–800. – Die Ziegelei betrieb die Stadt lange mit Monopolrecht, bis 1700 eine zweite Ziegelei gestattet wurde; 1852 3 M. 7 G. – Die Zimmerleute, Schreiner und Binder errichteten 1490 eine Brüderschaft und erhielten 1530 eine neue Ordnung. Zimmerleute 1654 8, 1698 8, 1727 13, 1760 11, 1816 14, 1841 13, 1852 22, Sommers 200–300 G. – Gipser und Tüncher 1654 4, 1727 7, 1760 11, 1774 13, 1816 17, 1841 31, 1852 36 Gipser und Zimmermaler mit 159 G. Eine Gipsmühle ist in Berg. – Glaser 1654 4, 1727 14, 1760 14, 1810 21, 1816 30, 1841 27, 1852 27 M. 26 G. – Hafner (Töpfer) schon 1393 erwähnt, 1654 3, 1727 4, 1760 6, 1810 12, 1841 17, 1852 13 M. 12 G. Eine Brennstätte ist übrigens nicht hier. Fayence-Öfen und ornamentale Gegenstände fabricirt Carl Übelen. – Die Kaminfeger sind neueren Ursprungs, 1730 4, 1774 3, seit 1810 4, 1852 mit 5 G. Die Schornsteine im Schloß reinigten 1556 etc. 1625 etc. „wälsche Schornstättfeger“ aus Savoyen, der Lombardei etc. – Schon 1544 Wegbesetzer; 1654 7, 1727 9, 1756 11, 1810 14, 1841 21 M. 1852 Feldmaurer 14, wovon 3 in den Weilern, Pflästerer 14 M. 27 G.

Um endlich auch die unterste Stufe der Industrie kennen zu lernen, ist noch des Sammelns von Knochen, Haderlumpen, alten Eisens, Papiers, Glas etc. zu erwähnen. Der Umfang dieses Industriezweiges, der täglich je 6–30 Kreuzer etc. Verdienst gewährt, ergibt sich daraus, daß hier fünf Unternehmer sind, welche die Gegenstände von den Sammlern aufkaufen, sortiren und zur Wiederverarbeitung an Fabricanten absetzen. Es gehen jährlich etwa 200 Wägen voll ab, die Knochen meist nach Cöln.

Auf die Hebung der Gewerbe-Industrie sucht der 1847 gegründete Stuttgarter Gewerbe-Verein einzuwirken. Er zählt (1853) 525 ordentliche, meistens dem Gewerbestand angehörige Mitglieder und giebt gedruckte Jahresberichte heraus. Seine Einnahmen sind 1718 fl., das Vermögen 2588 fl.[15] Er hat eine kleine Bücher-Sammlung zum Ausleihen und veranstaltet alljährlich eine Ausstellung von Probe-Arbeiten der Lehrlinge des Handels- und Gewerbe-Standes, wobei Geldprämien, Medaillen und Belobungen ertheilt werden. Außerdem erhalten unbemittelte würdige Lehrlinge beim Antritt der Wanderschaft angemessene Reiseunterstützungen. Im Sommer 1849 hat er eine (locale) Gewerbeausstellung| veranstaltet. – Dem Stuttgarter Gewerbestande zunächst kommt auch das unten zu erwähnende Musterlager der Centralstelle für Gewerbe und Handel etc. zu gut. Die Frage über Gewerbehallen, und andere Vereinigungen der Klein-Gewerbe, wovon bis jetzt nur ein 1836 gegründetes Möbel-Magazin der Schreiner besteht, und kaum noch sich hält, ist neuerlich nicht wieder aufgenommen worden.

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b. Handel.
Wie die Gewerbsindustrie, so war auch der Handel lange Zeit ganz unbedeutend, da hiefür in Ermanglung einer Schifffahrts-Verbindung, eines Flusses und der Wasserkräfte von Natur Stuttgart nicht günstig gelegen ist, und erst in neuerer Zeit die Dampfkraft dem Transport und der Fabrication dienstbar gemacht wurde. Eine „Fuggerei“, d. h. eine Handelsgesellschaft mit Monopolrecht, bestand am Marktplatz bereits 1513, wurde aber bald darauf geschlossen. „Um durch Handthierung und Gewerbschaft die gemeine nothwendige Commercien in eine große Wohlfeile zu setzen“, würde Herzog Friedrich I. 1598 einer Gesellschaft orientalischer Juden ähnliche Rechte ertheilt haben, wenn nicht die Landschaft Einsprache erhoben hätte. Hauptgegenstand der Einfuhr war früh schon Getreide und Salz. Letzteres, womit die Stadt ausschließlich Handel trieb, kam von Bayern, indeß dahin und nach Oberschwaben das Haupterzeugniß der Stadt, der Wein, ausgeführt wurde. Der Handelsbetrieb nach höheren Grundsätzen begann erst seit der Mitte des letztverflossenen Jahrhunderts. Die ersten Mäckler werden 1741 erwähnt; das belangreiche Geschäft der Calwer Compagnie wurde 1780, das erste Bankgeschäft von M. Benedict um 1799 gegründet, die noch bestehende K. Hofbank „zur Emporbringung des Handels im Lande und zu Beförderung desselben mit andern Staaten“ 1802 aufgerichtet. Wie sehr der Waaren-Verkehr (s. auch unten) in den letzten 70–75 Jahren zunahm, ist aus dem Ertrage der städtischen Waaggebühren zu ersehen, der von 100 fl. im Jahr 1781 auf 1100 fl. im Jahr 1797, dann auf 1600 fl. im Jahr 1810, der kriegerischen Zeiten ungeachtet, aufstieg und 1834 sogar 4612 fl. war. In den 30 Jahren von 1797 bis 1827 hat sich der Umfang des Handels verzehnfacht, und durch den Zoll-Verein und die Eisenbahn-Verbindungen wurde er von noch größerer Bedeutung, wenn auch die Zahl der Handlungen nicht in demselben Verhältnisse gestiegen ist: 1760 – 56, 1788 – 94, 1810 – 107, 1816 – 116. Indeß z. B. 1808 die höchste Zoll-Summe, die ein Handlungshaus zu entrichten hatte, kaum 1600 fl. jährlich betrug, ist solche nunmehr| auf 25.000 fl. und mehr gestiegen. Übrigens ist die Einfuhr namhaft größer als die Ausfuhr. Gegenstände der Einfuhr sind, außer vielerlei Rohstoffen für die Fabrication, Getreide, Schlachtvieh, Brennmaterialien und sonstige Lebensmittel aller Art, wie aus der Darstellung des Marktwesens das Nähere zu ersehen ist, ferner Tabak, Specerei, Weine u. dgl. Ausgeführt werden Bausteine, Wein, Obst, Erzeugnisse des Gartenbaues und hauptsächlich die schon erwähnten Producte der Industrie, wovon allein an Bijouteriewaaren jährlich mehrere Millionen im Werth umgesetzt werden. Im Großhandel bestehen Firmen, die zu den bedeutendsten Deutschlands zählen. Die Haupt-Handels-Gegenstände sind:

Materialwaaren: (Droguen) (Burkhardt, Duvernoy, Engelmann und Böhringer, Fleischhauer, Hedinger, Jobst, Schmid und Dihlmann), worin schon 1846 der Umsatz zu 3.000.000 fl. angegeben wurde; Farbwaaren und Farbhölzer (Feuerlein, G. H. Müller, J. G. Müller u. Comp., Schill u. Comp.); Metalle und Metallwaaren (Daser, Haueisen u. Sohn, Lachenmaier, Mornhinweg, Nopper, Zahn u. C.); Colonialwaaren (Reihlen, Reiniger, Schnabel, Sick u. Schleich); ferner: Wolle (Arnold, Berg, Kellers Söhne; Modewaaren (Bilfinger, Häring, Kapff, Ostertag, Sick, Stammbach); schwarze Waaren (Haueisen); weiße Waaren (Becker, Bühler, Stadelbauer); Tuch (Bühler, Kellers S., Reiniger); Garn (Arrenberg, Eberhard, Neef u. C.; Bandwaaren (G. Beringer, Heymann, Chr. Spring); Leder (C. Beringer, Sattler, Roser); Glas (Rominger); Glas und Porzellain (Gutbrod, Märklin); Spiegel (Vetter); Schreibmaterialien (Autenrieth, Binder, Burk, Schulz); Quincaillerie (Brunnarius, Eckhardt, Nestel, Hering, Stauch) etc.

Durch die Eisenbahn hat sich auch der Zwischen- und Speditions-Handel gehoben. Noch mehr hat der Handel mit Geld und Werthpapieren zugenommen und die Zahl der Bankhäuser sich vergrößert. (Benedict, Dörtenbach, Hofbank, Schnabel u. Härtl, Stahl u. Federer, Weiß etc.) An Wechseln werden jährlich mindestens 18–20 Millionen hier umgesetzt; der Umsatz in Staats-Papieren ist nahezu ebenso hoch anzunehmen.

Die Gesammtzahl der 414 Handels-Etablissements zerfällt in 16 Bankhäuser mit 51 Gehilfen; 1 Großhandlung ohne offenen Laden mit 6 G., 208 Geschäfte mit offenen Läden und 869 G. Von diesen beschäftigen sich 89 mit Materialien, Specereien und Droguen, 359 G.; wozu 20 Conditoren kommen, 45 mit Ausschnitt-Handlungen, 315 G., 11 mit Metallwaaren, 50 G., 11 mit Galanterie- und Nürnberger Waaren, 68 G., 44 mit sonstigen Artikeln, 77 G.; Krämer sind 8, wovon 6 in den Weilern. Ferner 14 Speditions- und Commissions-Handlungen, 3 Sensale, 6 sonstige Geldnegotianten und Commissionäre, 30 Wein-, 18 Getreide-, 2 Holz-, 6 Wolle-, 4 Glas-, 3 Hopfen-, 3 Saamen- und 3 größere Kleider-Handlungen. Mit dem Verkauf der nächsten| Lebensbedürfnisse beschäftigen sich ferner 29 Victualien- und 32 Obst- und Gemüse-Händler, sowie 50 Vorkäufer.

Der gesammte Handels-Verkehr der Stadt wurde 1845 zu 170.000 Ctrn. angenommen. Hievon kommen: 77.000 Ctr. auf die Ausfuhr (davon 20.000 nach Ulm, 10.000 Frankfurt a. M., 10.000 Friedrichshafen, 6000 Heilbronn, 6000 Canstatt, 15.000 Straßburg, 10.000 Nürnberg) und 93.000 Ctr. auf die Einfuhr (von Ulm 20.000, Frankfurt a. M. 8000, Friedrichshafen 10.000 Heilbronn 25.000, Canstatt 10.000, Straßburg 10.000, Nürnberg 10.000). Seit der Eisenbahn-Verbindung hat sich die Transportweise völlig geändert und sind deßwegen die Fracht-Fuhren von Ulm, Friedrichshafen und Heilbronn ganz eingegangen. Nach den Ergebnissen des Jahres 1851 wurde der Güterverkehr, welchen meist die Eisenbahn vermittelt, zu 190.490 Ctr. geschätzt, nämlich:

An binnencontrolepflichtigen Waaren für Handlungshäuser und von solchen

Ankunft. Abgang.
Baumwollene Waaren 8000 6300
Zucker 23.000 17.700
Kaffee 3000 4000
Tabak 2200 1200
Wein (1792 Eimer) 12.544
Branntwein (658 Eimer) 4606 2940 (420 E.)
53.350 32.140
zusammen 85.490 Ctr.
an sonstigen Gütern aller Art, worunter 30.000 Ctr. zollbare 105.000 Ctr.
190.490 Ctr.

Stuttgart ist der Sitz einer der vier Handels- und Gewerbe-Kammern, welche zufolge K. Verordnung vom 19. Sept. 1854 errichtet worden sind. Zu derselben gehören die Oberamtsbezirke Aalen, Böblingen, Calw, Canstatt, Ellwangen, Eßlingen, Göppingen, Gmünd, Heidenheim, Leonberg, Ludwigsburg, Schorndorf, Vaihingen, Waiblingen und Welzheim. Daneben besteht vorerst noch der 1843 gegründete württ. Handels-Verein, zusammengesetzt aus etwa 1000 hiesigen und auswärtigen Mitgliedern, welche sich verbunden haben, unter ihnen vorkommende Streitigkeiten über Handels-Gegenstände durch das vom Verein bestellte Handelsschieds-Gericht ohne weitere Berufung entscheiden zu lassen. Die unter dem Vorsitz eines Rechtsgelehrten stattfindenden Verhandlungen sind öffentlich und mündlich; die Gutachten und Entscheidungen werden durch den Druck veröffentlicht.

Noch ist der 1853 als anonyme Gesellschaft gegründeten „württ. Handelsgesellschaft in Stuttgart“ zu gedenken, welche den Zweck hat, den Absatz württ. Gewerbs-Erzeugnisse außerhalb| des Landes, namentlich in andere Welttheile, zu befördern. Der Betrag des Capitals in Actien von 250 fl. ist auf 250.000 fl. bestimmt; die Gesellschaft hat sich jedoch schon nach Zeichnung von 100.000 fl., wobei sich der Staat mit 30.000 fl. betheiligte, constituirt. Sie steht deßwegen unter Aufsicht der Regierung. Ihre Rechte übt sie durch einen Verwaltungsrath und einen Gesammt-Ausschuß aus, worunter der Director steht; ihre Erfolge werden der jährlichen General-Versammlung mitgetheilt. – Weiteres ist unten bei „Verkehrs-Anstalten“ zu ersehen.

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c. Literarische Gewerbe.
Das älteste hier gedruckte Buch erschien 1486 und beschreibt die Königswahl Maximilians I. Es hat keinen besondern Titel, und auch der Drucker ist nicht genannt. Im Jahr 1503 kommt ein Buchdrucker Lienhart vor. Von 1522–24 findet sich der Buchdrucker Johann von Erfurt; seit 1597 Marx Förster von Ansbach, der sich 1602 Hof-Buchdrucker nennt; 1694 war die Zahl der Buchdruckereien 2, 1735 3, 1750 4, worunter ein Hof- und Kanzlei-Buchdrucker; 1798 5, 1820 10. Mit der Militär-Academie und hohen Carlsschule waren eine Buch- und eine 1783 errichtete Noten-Druckerei verbunden. Die erste Schriftgießerei errichtete 1760 Cotta. Den Buchhandel betrieben früher, namentlich 1541, die Buchbinder, die daher auch Buchführer hießen, woneben auch die Drucker Verlagsgeschäfte machten. Die erste eigentliche Buchhandlung hatte 1670 J. Gfr. Zubrod, neben welchem um 1688 Aug. Metzler einen Buchhandel begann und nach des Erstern Tod erweiterte. Sein Sohn Joh. Ben. Metzler erhielt 1718 ein ausschließliches Privilegium, und erst 1740 kam wieder ein zweites Geschäft durch Erhard auf, dessen Sohn und Nachfolger Joh. Christoph, geb. 1724, auch einige Zeitschriften herausgab. Die höchsten Zahlen der Verlagswerke waren: von 1575 bis 1600 5 (im J. 1598), von 1601 bis 1649 9 (im J. 1615), von 1651 bis 1700 14 (im J. 1656), von 1701 bis 1750 26 (im J. 1746), von 1751 bis 1765 42 (im J. 1763). Im J. 1786 verlegten Metzler 21, Erhard 7 Werke. Im J. 1798 waren es 3 Buchhandlungen mit 3 Gehilfen. Im J. 1772 zählte man hier 30 Schriftsteller. Mit der 1810 erfolgten Verlegung des Cotta’schen Geschäftes von Tübingen hierher nahm das literarische Gewerbe einen höheren Aufschwung, der sich von da an so sehr steigerte, daß nunmehr der Verlag nächst Leipzig und Berlin hier am Bedeutendsten in Deutschland ist. Die Zahl der Buchdruckereien war 1816 17, 1840 26, 1846 29 mit 603 Arbeitern. Im J. 1840| war die Zahl der Schriftsteller 249, worunter 3 Frauen. – Das erste Tagblatt war der seit 1684 von Paul Treu veranstaltete Abdruck der in Cöln unter dem Titel „Mercurius Romanus, historico-politicus“ erschienenen lateinischen Zeitung. Derselbe gab 1710 eine deutsche und französische Zeitung heraus, die zugleich auch in italienischer Sprache erschien. Abgesehen von einigen weiteren Erscheinungen von kürzerer Dauer verdient hervorgehoben zu werden das seit 1702 erschienene „Stuttgarter Ordinari-Dienstags-Journal“, aus welchem 1711 zwei Blätter hervorgingen: „der über Land und See daher eilende Mercurius“, welcher sich 1785 in den noch bestehenden, seit 1786 mit der Schwäbischen Chronik verbundenen, Schwäbischen Mercur verwandelte, und die „neue curiose Friedens- und Kriegs-Fama“, aus welcher die 1833 eingegangene „Stuttgarter privilegirte Zeitung“ entstand. Im J. 1723 kam auch ein Anzeigeblatt: „Wöchentliche Anzeigen“ genannt, auf, die 1757 in die „Stuttgarter Anzeigen“, und 1837 in ein „allgemeines Landes-Intelligenzblatt“ verwandelt wurden, das in dem 1850 gegründeten „Staats-Anzeiger“ aufging. Von den übrigen noch bestehenden politischen Blättern ist der 1830 als „Hochwächter“ begonnene „Beobachter“ das älteste. Im J. 1816 erschienen hier 13 Zeitschriften, im J. 1853 aber 56, indeß in dem neunmal größeren Berlin (1852) 94 erschienen.

Ist auch die Zahl der eigentlichen Literaten verhältnißmäßig klein, so ist doch, nach dem Anerkenntniß eines norddeutschen Kritikers (Morgenblatt 1846, S. 766), das hiesige literarische Leben als eine sehr bedeutsame Kundgebung des deutschen Geistes nach Wesen wie nach Form zu betrachten.

Es ist hier nicht der Ort, die früheren Literatur-Zustände darzulegen. Nachrichten über hier geborene Gelehrte sind S. 99 u. f. enthalten. In die Gegenwart eintretend, sind wegen ihres Einflusses auf die Literatur zunächst einige der hier bestehenden Vereine zu erwähnen.

Der zu Beförderung der Kenntniß des Vaterlandes 1822 von dem Könige gegründete Verein für Vaterlandskunde zählt 17 ordentliche und gegen 60 correspondirende Mitglieder, deren Wahl von dem Könige bestätigt wird. Er steht mit dem statistisch-topographischen Bureau in Verbindung, und gibt mit diesem die württ. Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie heraus.

Der Verein für vaterländische Naturkunde[16]| 1844 gegründet unter der Protection des Königs und mit jurist. Persönlichkeit, von einem Ausschusse von 16 Mitgl. geleitet, hat die Förderung der Naturwissenschaften im Allgemeinen und der vaterländischen Naturkunde im Besonderen zum Zwecke. Einzelne Mitglieder halten hierüber Winters öffentliche Vorträge. Er zählt 305 (1845 346) Mitgl. mit 2 fl. 42 kr. Jahres-Beitrag, erhält 75 fl. vom Staat zur Belohnung des Dieners, hat 4100 fl. Capital-Vermögen, gibt seit 1845 jährlich drei Jahreshefte heraus, und besitzt die unten zu beschreibende Sammlung.

Der auf Veranlassung des Grafen Wilhelm von Württemberg gegründete, unter des Königs Protectorat stehende württ. Alterthums-Verein mit 404 Mitgliedern, worunter mehrere aus der Königlichen Familie, und 1530 fl. Jahres-Einnahme, hat die Aufgabe, den Sinn für vaterländisches Alterthum im weitesten Umfange bei allen Classen der Gesellschaft zu wecken, die geschichtlichen und Kunst-Denkmale zu erhalten etc. Er besitzt eine dem freien Zutritt offene Sammlung von Alterthümern aus der römischen, keltischen, altgermanischen und mittelalterlichen Periode und eine Bibliothek, und veröffentlicht wo möglich alljährlich ein Heft (bis jetzt 6) mit Abbildungen etc. Seit einigen Jahren gibt er auch „Schriften des Alterthums-Vereins in Jahresheften“ heraus.

Der Verein der württ Rechts-Anwälte, auf Anregung des R.-C. Tafel 1843 gegründet, um gemeinsame Angelegenheiten dieses Standes zu berathen. Mitglieder-Zahl 150, worunter 25 Stuttgarter. Er hat kein eigenes Organ.

Der württ. ärztliche Verein, 1831 mit dem Zwecke gegründet, einen freundschaftlich-wissenschaftlichen Verkehr, theils durch Versammlungen, theils durch das unten erwähnte, seit 1832 erscheinende, Correspondenz-Blatt, anzubahnen und zu befestigen. Die Zahl der Mitglieder ist 281, worunter 50 Stuttgarter. Einnahme 1497 fl., Vermögen 3500 fl.

Der Verein württ. Wundärzte und Geburtshelfer, zu Erleichterung persönlicher Bekanntschaft, Herstellung des collegialischen Benehmens und zum Fortschreiten mit der Kunst und Wissenschaft, 1847 gegründet. Zu letzterem Zwecke gibt er seit 1848 die hienach erwähnte Zeitschrift heraus. Unter den 195 Mitgliedern sind 20 Stuttgarter.

Der 1820 gegründete württ. Apotheker-Verein bezweckt | die Vervollkommnung der Pharmacie, Nachbildung der Zöglinge, Beaufsichtigung der Gehilfen, Unterstützung in unverschuldetem Unglück und Vertretung und Wahrung der Standes-Interessen. Er hat sich dem süddeutschen Apotheker-Verein angeschlossen, der im September 1851 seine zweite General-Versammlung hier hatte, und hat 175 Mitglieder, 1040 fl. Jahres-Einnahme, 2300 fl. Vermögen und mehrere naturhistorische Sammlungen. Im Jahr 1853 erhielten 6 Personen 556 fl. Unterstützung. Der Verein gibt seit 1820 ein Intelligenz-Blatt heraus, das seit 1843 mit dem Jahrbuche für practische Chemie verbunden ist.

Der württ. Real-Lehrer-Verein, 1840 errichtet zu Besprechung alles Dessen, was zu Förderung des Real-Schulwesens dient, hält Jahres-Versammlungen, deren Verhandlungen durch die Zeitungen veröffentlicht werden. Die Mitglieder-Zahl ist unbestimmt.

Der Verein für Baukunde, zum Zweck der Fortbildung im Fache der Baukunst, neben Begründung eines geselligen, freundschaftlichen Verhältnisses 1843 errichtet, hat 20 hier wohnende und 26 außerordentliche Mitglieder. Er besitzt eine kleine Bibliothek, und begann 1847 eine „Mappe des Vereins für Baukunde“ herauszugeben, wovon bisher ein Heft erschien.

Um die gegenwärtig in Stuttgart lebenden Schriftsteller kennen zu lernen, werden nach den Haupt-Fächern die Personen verzeichnet, von welchen größere oder kleinere Druck-Schriften erschienen sind[17]:

1. Theologie. Burk, Diaconus. Gerok, Dekan. v. Kapff, Prälat. Leibbrand, Diaconus. Maier, isr. Kirchenrath. v. Stirm, O.-Consistorialrath. Teichmann, Diac. Weitzsäcker, Hof-Caplan. Wolff, Rector des Cath.-Stifts.

2. Philologie und Pädagogik. Die Oberstudienräthe: Hirzel, v. Klumpp, v. Roth, Rümelin. Die Professoren: Borel, v. Cleß, Eisenmann, Gantter, Gaupp, Hölder, Holzer, Kern, Klaiber, Kraz, Schall, Seeger, Ziegler. Die Präceptoren: Brandauer, Endtner, Kolb, Nädelin, Schuler, Seyerlen, Weckherlin. – Bührer, Pfarrer a. D., Grieb, Dr., Gruner, Oberreal-Lehrer. Haakh Dr., Heigelin, Schul-Inspector. Rothwell, Runzler. Strebel, Vorstand d. Privat-Gymn. v. Zoller, Rector a. D.

3. Geschichte. v. Kausler, Archivrath. Klunzinger, Pfarrer a. D. Wolfgang Menzel. Quack, Buchhändler. Schott, Rechts-Consulent. v. Stälin, Oberstudienrath. Volz, Prof.

4. Geographie. Bromme, Buchhändler. Büchele, Dr. Fischer, Präc. Jauß, Vorsteher einer Töchter-Anstalt. Kuhn, Stabs-Secretär. Reichenecker, Secretär. Schwab, Prof.

5. Topographie und Statistik. Bach, Topograph. Cast, Buchhändler.| v. Cleß (Vater und Sohn), Medicinalräthe, v. Dürrich, Hauptmann a. D. Erbe, Obertelegraphist. Faber, Finanzrath a. D. Groß, Rud. Kapff, Oberstudienrath a. D. Moser, Finanzrath. Paulus, Finanz-Assessor. Schwarzmann, Kanzleirath a. D. v. Sick, Finanz-Assessor. v. Stadlinger, General-Major a. D. Theuerle, Paul. Zoller, August.

6. Mathematik. Abel, Präc. Baur, Courtin, Erhardt, Frisch, Gugler, Kaufmann, v. Nörrenberg, Reuschle, Ritter, Professoren. v. Kieser, Rector. Pleibel, Schullehrer.

7. Naturwissenschaften. Berge, F. Blum, Ober-Reallehrer. Calwer, Dr. Duttenhofer, Prof. v. Fehling, Prof. v. Fricker, Hofrath a. D. Friderich, E. G. Großmann, Prof. v. Jäger, O.-Medicinalrath. Krauß, Prof. v. Kurr, Prof. v. Martens, Canzleirath a. D. Neubert, W. v. Nördlinger, O.-Finanzrath. Plieninger, Prof. a. D. v. Roser, Director a. D. v. Seyffer, Director. Wagner, G. A. Weiß, Prof. Zenneck, Prof. a. D.

8. Medicin. Duvernoy, Stadt-Directions-Arzt. Elsäßer, Hofrath. Elsäßer, Medicinalrath, Hof-Arzt. Frisoni, Hof-Zahnarzt. Hahn, Stadt-Wundarzt. Härlin, Dr. Heller, Wund-Arzt. Hering, Medicinalrath. Hölder, Stadtdirections-Wundarzt. Köhler, Med.-Assessor. Köstlin, Prof. v. Ludwig, Staatsrath, Leib-Arzt. Österlen, Prof. Riecke, O.-Medicinalrath, Hof-Arzt. v. Riecke, O.-Medicinalrath, Prof. a. D. Seeger, Dr.

9. Jurisprudenz. v. Bezzenberger, Staatsrath. v. Camerer, Director. Göhrum, Rechts-Consulent. v. Harpprecht, Präsident. v. Hofacker, Director. v. Knapp, Director, v. Kübel, O.-Tribunalrath. Frhr. v. Plessen, Justiz-Minister. Reuß, Canzleirath. v. Reinhard, Staatsrath a. D. v. Riecke, Hof-Domänenrath. v. Sarwey, O.-Tribunalrath. Schwab, O.-Tribunal-Secretär. Seeger, O.-Tr.-Proc. Frhr. v. Wächter-Spittler, Cult-Minister.

10. Verwaltungs-Wissenschaft. Billich, Ober-Revisor. Bitzer, Regierungsrath. Duvernoy, Staatsrath a. D. Jäger, Regierungsrath. v. Jeitter, Pupillenrath a. D. Kapff, Kriegsrath. Kappler, Regierungs-Assessor. Keckeisen, Commissär. Lempp, O.-Steuerrath. Lock, Regierungs-Assessor, v. Moser, Prälat. Pfeiffer, Rechts-Consulent. v. Schmidlin, Staatsrath. Schmidlin, Regierungsrath, v. Scholl, Ober-Postrath. Schwab, Finanzrath. Schwarz, Finanzrath. Veil, Regierungsrath. v. Weisser, Geheimraths-Canzlei-Director. Zeller, Finanzrath.

11. Staats-Wirthschaft und gewerbliche Fächer. Ammermüller, Dr. Beger, Handels-Lehrer. v. Herdegen, Staats-Minister. v. Jobst, Commerzienrath. Klemm, Finanz-Assessor. Mährlen, Prof. a. D. Mohl, Moriz. Pfleiderer, Regierungsrath. Riecke, Öconomie-Verwalter. v. Steinbeis, O.-Regierungsrath. v. Schübler, Bergrath.

12. Land- und Forst-Wirthschaft. v. Gwinner, Forstrath, v. Oppel, Regierungsrath. v. Volz, Director a. D.

13. Baukunst und technische Fächer. Breymann, Prof. v. Bühler, O.-Baurath. v. Etzel, O.-Baurath. Eberlein, G., Egle, Hänel, Holzmann, Professoren, v. Klein, O.-Baurath. Knapp, Hof-Baumeister. v. Mauch, Prof. v. Zanth, Hof-Baumeister. Zeller, Architect.

14. Kriegs-Wissenschaft. v. Arnold, Oberst. v. Batz, Oberst a. D. v. Hardegg, General-Major, erster Adj. d. Königs. v. Martens, General-Major. v. Miller, Kriegs-Minister.

15. Publicistik. Bucher, J. Elben, Emil und Otto. Gauger, Paul. Pflanz, Real-Lehrer a. D. Reichardt, Dr. Rieß, Florian. Rödinger, Rechts-Consulent. Römer, Staatsrath a. D. Schäffle, Albert.| Schnitzer, Rector a. D. Schöttlen, Secretär. Schübler, Rechts-Consulent. Seyffer, Prof. Tafel, Rechts-Consulent.

16. Schöne Künste und Wissenschaften, Poesie und Literatur. Beytenmüller, Th. Faißt, Dr. Fink, Dr. Fischer, J. G. Frhr. v. Gall, Hof-Theater-Intendant. Gerstel, Hofsänger. v. Grüneisen, Ober-Hof-Prediger. Hackländer, Hofrath. Häser, Hofsänger. Hanisch, Secretär. Hauff, Prof. Höfer, Edmund. Kerner, Theobald. Klumpp, Hof-Bibliothekar. Knapp, Albert, Stadt-Pfarrer. Kocher, Stifts-Organist. Kottenkamp, Franz. Kurz, Hermann. Lewald, August u. Löwe, Feodor, Hof-Theater-Regisseure. v. Mauch, Hauptmann. Mörike, Eduard. Müller, Prof. Müller, Buchhändler. Notter, Dr. Pfeiffer, Prof. Pfizer, Gustav, Prof. Plieninger, Diaconus. Rustige, Prof. Schilling, Hofrath. Scholl, Prof. v. Schreishuon, Major a. D. Frhr. v. Seckendorf, Eduard. Seeger, Ludwig. Seubert, Hauptmann, Thienemann, Buchhändler. Wagner, Kanzleirath a. D. Württemberg, Graf Wilhelm. Zoller, Edmund.

17. Frauen. Mathilde Courtin, Emma v. Niendorf (von Suckow). Sonnewald, Louise (Mutter und Tochter). Späth, Charlotte.

Eine Übersicht der hier geborenen, aber auswärts lebenden, Schriftsteller aufzustellen, würde besondere Schwierigkeiten haben.

Die im Jahr 1853 hier erschienenen Zeitschriften sind:

Regierungsblatt für d. Königr. Württemberg. Gedruckt bei Hasselbrink. 4.

Staats-Anzeiger für W. Im Drucke der Verleger des Landes-Intelligenz-Blattes (Cotta’s Erben). 4.

Monatschrift für das württ. Forstwesen. Verlags-Comtoir des Staats-Anzeigers. 8.

Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie. Herausgegeben von dem k. statistisch-topographischen Bureau, mit dem Verein für Vaterlandskunde. J. B. Müller. 8.

Schwäbischer Merkur und schwäbische Chronik. Redigirt, gedruckt und verlegt von Elben. 4.

Württ. politisches Wochenblatt. Verantwortlicher Redacteur H. Reichardt. Druck von J. B. Metzler. 4.

Deutsches Volksblatt. Verantwortl. Redaction: Dr. Fl. Rieß, Verleger. Druck und Expedition von G. Rümelin. Fol.

Der Beobachter. Ein Volksblatt aus Schwaben. Verantwortl. Redacteur: Hermann Kurz. Druck von J. Wachendorf. 4.

Volkszeitung. Verantwortl. Redacteur: H. K. Kießling. Druck von C. A. Landenberger. Fol.

Schwäbische Zeitung. Conservatives Organ. Verantw. Red.: Dr. H. Elsner. Druck und Verlag der K. Hofbuchdruckerei zu Guttenberg. 4. Hat mit dem 30. Sept. aufgehört und erschien vom Jan. bis März incl. unter dem Titel: Stuttgarter Journal, Tagblatt für Stadt und Land.

Neues Tagblatt. Stuttgarter Anzeige- und Unterhaltungsblatt. Druck und Verlag unter Verantwortlichkeit von Fr. Müller. 4.

Stuttgarter Schnellpost. Redigirt von P. Erno. Druck und Verlag der G. L. Friz’schen Buchdruckerei. 4.

Deutsche Vierteljahrsschrift. Druck u. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 8.

Wolfgang Menzels Literaturblatt. Druck von Kreuzer. 4.

Allgemeines Kirchenblatt für das evangelische Deutschland. Red. Prälat v. Moser. Druck u. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchh. 8.

| Evangelisches Kirchen- und Schulblatt, zunächst für Württemberg. Herausg. von H. Hartmann. Druck u. Verlag der J. B. Metzler’schen Buchh. 8.

Organ für kirchliche Tonkunst. Herausg. von Pfr. Ortlieb. Gedruckt bei Hallberger. Verlag: zum Haydn. 4.

Der Christenbote, herausg. von Helfer M. J. C. F. Burk. Druck u. Verlag von J. F. Steinkopf. 4.

Sonntagsblatt für das christliche Volk. Verfaßt u. verlegt von Dr. Fl. Rieß. Druck u. Expedit. von G. Rümelin. 4.

Missionsblatt für Kinder. Herausg. von Dr. Barth. In Commission von J. F. Steinkopf. 8.

Süddeutscher Schulbote. Eine Zeitschrift für das deutsche Schulwesen. Redaction: Pfr. L. Völter. Druck u. Verlag von J. F. Steinkopf. 4.

Blätter für das Armenwesen. Redig. von Stadtpfr. Leube und Waisenhausverw. E. Riecke. Druck von Hasselbrink. 4.

Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Herausg. von H. v. Mohl, Plieninger, Fehling, Menzel, Krauß. Verlag von Ebner u. Seubert. Druck von Hering & Comp. 8.

Naumannia. Archiv für die Ornithologie. Organ der deutschen Ornithologen-Gesellschaft. Herausg. von Ed. Baldamus. Druck u. Verlag von Carl Hoffmann. 8.

Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie u. Petrefaktenkunde, herausg. von Dr. K. C. v. Leonhard u. Dr. H. G. Bronn. Druck und Verlag von Schweizerbart. 8.

Medicinisches Correspondenzblatt des württemb. ärztlichen Vereins. Redaction: G. Duvernoy, A. Seeger, G. Cleß. Druck u. Verlag von Karl Erhard. 4.

Schriften des württ. Alterthums-Vereins. 8.

Archiv für physiologische Heilkunde, unter Mitwirkung von W. Griesinger, W. Roser u. C. A. Wunderlich. Herausg. von K. Vierordt. Verlag von Ebner und Seubert. Druck von Hering u. C. 8.

Zeitschrift für Wundärzte u. Geburtshelfer. Herausg. von F. Hahn, C. Heller, C. Hubbauer u. B. Röcker. Verlag von Ebner und Seubert. Druck von Hering u. C. 8.

Repertorium der Thierheilkunde. Herausg. von Prof. E. Hering. Verlag von Ebner u. Seubert. Druck von Hering u. C. 8.

Eisenbahnzeitung. Organ der Vereine deutscher Eisenbahn-Verwaltungen u. Eisenbahn-Techniker. Redaction: C. Etzel u. L. Klein. In Commission der J. B. Metzler’schen Buchh. 4.

Gewerbeblatt aus Württemberg. Herausg. von der K. Centralstelle für Gewerbe u. Handel. Redaction: Regierungsrath Dr. von Steinbeis u. Regierungsrath Pfleiderer. Druck u. Verlag der J. B. Metzler’schen Buchh. 8.

Wochenblatt für Land- u. Forstwirthschaft. Herausg. von der K. württ. Centralstelle für die Landwirthschaft. Redaction: Prof. Riecke. Druck u. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 4.

Süddeutsche Buchhändlerzeitung. Verantwortl. Redacteur Karl Müller. Druck u. Expedition bei J. F. Steinkopf. 4.

Centralorgan für die deutschen Bühnen unter Verantwortlichkeit von F. v. Gall u. Dr. Edmund Zoller. Druck u. Verlag von Eduard Hallberger. 4.

Neue illustrirte Zeitschrift. Verlag der Expedition der Illustrirten Zeitschrift in Stuttgart. Verantwortl. Redaction: Fr. Schäffer. Druck der K. Hofbuchdruckerei zu Guttenberg. 4.

| Illustrirter Volkskalender. Ein Familienbuch für Alt und Jung aus allen Ständen in 12 Heften. Herausg. von Franz Hoffmann. Druck u. Verlag von Ed. Hallberger. 4.

Die Illustrirte Welt. Blätter aus Natur u. Leben, Wissenschaft u. Kunst. Zur Unterhaltung u. Belehrung für die Familie. Redaction, Druck u. Verlag von Eduard Hallberger. 4.

Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt u. Land. Herausg. von S. Sax, redig. von G. Wöhrn. Verlag der liter.-artist. Anstalt (S. Sax). Druck der K. Hofbuchdr. zu Guttenberg. 4.

Morgenblatt für gebildete Leser. Redacteur Herm. Hauff. Druck u. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchh. 4.

Das Buch der Welt. Druck u. Verlag der Hoffmann’schen Buchh. 4.

Erheiterungen. Eine Hausbibliothek der Unterhaltung und Belehrung für Leser aller Stände. Herausg. von Karl Müller. Verlag der J. B. Müller’schen Buchh. Druck von Blum und Vogel. 4.

Stuttgarter Flora. Ein Sonntagsblatt für Unterhaltung und Belehrung. Redigirt, gedruckt u. verlegt von Fr. Müller. 4.

Stuttgarter Unterhaltungsblatt, verbunden mit dem Stuttg. Anzeiger. Redaction, Druck u. Verlag von C. Hauber. 8.

Der lustige Anzeiger. Unter Verantwortlichkeit erst von C. Messerschmid, dann von M. Nagel, gedruckt bei C. A. Landenberger. 4.

Eulenspiegel. Verantw. Redacteur: F. Binder. Druck der Rieger’schen Officin. 3.

Frauenzeitung für Hauswesen, weibliche Arbeiten u. Moden. Mit dem Unterhaltungsblatte Salon. Verlag der Frauenzeitung (d. i. Druck und Verlag der J. B. Metzler’schen Buchh.). 4.

Pariser Damenkleidermagazin. Druck u. Verlag von Carl Erhard. 8.

Allgemeine Musterzeitung. Album für weibliche Arbeiten u. Mode. Verlag von Engelhorn u. Hochdanz. Druck von K. Hoffmann. 8.

Jugendalbum. Blätter zur angenehmen u. lehrreichen Unterhaltung im häuslichen Kreise von Aurelie, Th. Dielitz, A. W. Grube u. A. Druck u. Verlag von Eduard Hallberger. 8.

Der deutsche Jugendfreund. Zeitschrift für Unterhaltung u. Veredlung der Jugend. Herausg. von Franz Hoffmann. Druck und Verlag von K. Hoffmann. 8.

Jugendblätter. Monatschrift zur Förderung wahrer Bildung. Redaction: Dr. C. G. Barth. Druck u. Verlag v. J. F. Steinkopf. 4.

Fahndungsblatt des K. württemb. Landjäger-Corps. Gedruckt bei Cotta’s Erben. 8.

Stuttgarter Anzeiger, Redaction, Druck u. Verlag von C. Hauber. 8.

Stuttgarter allgem. Wegweiser für Vermiethungen u. Miethgesuche. Unter Verantwortlichkeit von J. Schmidlin. Druck der K. Hofbuchdruckerei zu Guttenberg. 4.

Nach der Gewerbe-Aufnahme zu Ende 1852 war die Zahl der Schriftgießereien 6 mit 15 A., 6 Öfen und 9 Gieß-Maschinen, außerdem noch 4 Stereotypen-Gießereien, worunter die Schrift-Schneiderei und Stereotypen-Gießerei von Metzler seit 1836. Die Zahl der Buchdruckereien 27 mit 610 A., 51 Schnell-Pressen, worunter 5 doppelte, und 80 Hand-Pressen; hierunter die Buchdruckerei des Freiherrn v. Cotta, welche einen europäischen| Ruf hat, mit 1 Dampf-Maschine, 4 Maschinen und 30 Hand-Pressen, Schrift- und Stereotypen-Gießerei etc., und 170 m. und 20 w. A. Der jährliche Verbrauch sämmtlicher Buchdruckereien an Papier wird zu 300.000 fl. angegeben. Im Jahr 1840 feierten die Buchdrucker und ihre Genossen das vierte Säcular-Fest der Erfindung der Buchdruckerkunst[18]. Ihre Unterstützungs-Kassen s. unten.

Die Zahl der Buchhandlungen, einschließlich von 2 Kunst- und 2 Musikalien-Handlungen, ist 43 mit 118 G., wovon sich 34 ausschließlich mit dem Verlage beschäftigen. Von den 5136 Werken, welche der Leipziger Oster-Messe-Katalog von 1850 aufzählt, kamen 322 auf Württemberg, und hievon 223 auf Stuttgart. Nach Hübner (Jahrb. f. Volksw. und Statistik III. 52) wurden 1849–1850 und beziehungsweise 1852–1853 verlegt und angezeigt von: Cotta 59 und 72, Metzler 58 und 66, Franckh 45 und 35, J. F. Steinkopf 24 und 38, Schweitzerbarth 14 und 37 Werke. Die Zahl der Antiquare ist 4, der Leihbibliotheken 9, wovon die Weise’sche 36.000 Werke hat. Ein 1828 gegründetes Journalisticum mit 130 Zeitschriften hat gleichfalls J. Weise.

Unter Zuziehung der Buchbinder, Kupfer-, Stein-, Stahl- und Holz-Stecher und Drucker kann die Zahl der mit den literarischen Gewerben unmittelbar beschäftigten Personen zu 1100–1200 angenommen werden.

Für das Wohl des deutschen Buchhandels im Allgemeinen und die Ehre und Pflege des Stuttgarter Buchhandels insbesondere bildete sich 1842 ein Verein von hiesigen Buchhändlern, welcher 1843 die jurist. Persönlichkeit erhielt und Gutachten abgibt. Mit ihm ist ein durch einen Rechtsgelehrten präsidirtes Schieds-Gericht mit öffentlichem und mündlichem Verfahren verbunden, welches alle Civilrechts-Streitigkeiten der Mitglieder bis zu 2000 fl. und, beim Anrufen beider Theile, darüber im Werthe, entscheidet. Die Mitglieder können auch, wenn sie wollen, gegenüber von allen anderen einheimischen und auswärtigen Personen, welche sie in buchhändlerischen Civilrechts-Streitigkeiten belangen wollen, in der Eigenschaft als Beklagte vor diesem Schieds-Gerichte Recht geben und nehmen.

Wie dem Verkehre der Stadt, so ist auch ihrem Buchhandel der 1845 gestiftete Süddeutsche Buchhändler-Verein, woran 30 Stuttgarter betheiligt sind, darum sehr förderlich, weil vermöge Beschlusses vom Juni 1853 Stuttgart von da an ausschließlich| der Ort ist, wo die General-Versammlungen und Abrechnungen desselben stattfinden.

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d. Bildende Künste.

In den verflossenen Jahrhunderten sind die hiesigen Künstler fast ausschließlich am Hofe zu suchen, und es ist hervorzuheben, daß durch die Pflege desselben die Künste früher emporkamen, als man indessen annahm. Sind es auch hauptsächlich nur Namen, die aus älteren Zeiten auf uns gekommen, so mag es doch von Interesse sein, dieselben kennen zu lernen.[e 1]

Als Baumeister der Stiftskirche haben wir um 1340 Walter, und 1451 Eberlin kennen gelernt. Als fürstliche Baumeister werden genannt: 1455 Auberlen (Albrecht) Gory; 1482 Hans von Zweibrück; 1485 und 1506 Jacob Stammler, neben ihm Hans Ochsenbronner; 1510 Hans Ernst; 1549 Jörg Grawer; Auberlen Tretsch, der Baumeister des alten Schlosses, welcher 1563 auf Verlangen dem Markgrafen Ge. Fri. von Brandenburg gewisse Bauten dort ausführte; neben ihm Jacob Spindler und Jochum Mayer; 1567 Chro. Spindler; 1575 Georg Beer, starb 15. Juli 1600, der Baumeister des neuen Lusthauses; dann Heinrich Schickhardt, s. S. 127; 1606 Fried. Vischlin und Elias Gunzenhäuser; 1618 Gerhard Philippi und Esaias v. Hulsen, die Meister der Lustgrotte S. 125; 1660–1665 Franz d’Avilla, ein Niederländer; Oberbau-Inspector; 1711 Landbau-Director Jenisch, der eine architektonische Societät errichten wollte; 1731 (zuerst in Ludwigsburg) Ober-Bau-Director Frisoni, Ober-Baumeister, dann Ober-Bau-Inspector, Retti, Stuccador Richard Retti, Baumeister Joh. Chr. Leger, die Meister des Neuen Schlosses; 1744 Hof-Architekt und Grottier Schwegler; 1759 P. L. Ph. de la Guepiêre, Ober-Bau-Director. Auch ist hier zu erwähnen Meister Marx, Steinmetz von hier, welcher den Thurm der Eßlinger Frauenkirche vollendete. – Der erste Bildhauer ist Burkhardt, 1472 genannt; 1537 wird Meister Hans Tuwer oder Taulzer genannt; nach ihm trat Simon Schleher (S. 184) hier auf; 1600 wird ein Jac. Romano genannt; 1624 Go. Müller und Conr. Jos; 1698 Benj. Grünwald; 1704 und 1718 Seb. Zimmermann, Hofbildhauer, und N. Fränkel; 1718 Hans Casp. Seefried; 1736 Böckel, Hofbildhauer. – Von Malern werden genannt: 1393 Erwin, 1460 Mathäus; 1472 nimmt Graf Ulrich den Maler Lud. Fries von Ulm auf die nächsten zwei Jahre zu einem Maler und Werkmann an gegen ein Burgsäß von 4 Sch. Dinkel, 4 Sch. Roggen und 2 E. Wein jährlich und Steuerfreiheit; 1480–1483 tritt Jacob Maler in diese Verhältnisse; Jörg Korb malt 1512 dem Herzog Ulrich „seine Stube und etliche Feldläger“ um 115 fl; neben ihm ist ein Ludwig Maler; 1536 werden Aßmus, Wenig, Hans Gerngroß (1561 Hof-Maler), Heinr. Füllmauer, Albr. Mayer, Marx Wyß und Hans Schickhardt zumal genannt; 1560 malte hier ein nicht genannter Niederländer 11 ganze Bilder und die Porträts des Herzogs Christoph und seiner Familie für 180 Thaler; 1562 Josias Füllmaner, daneben 1565 Hans Weber und Erhard von Beken; 1570 Nicolaus von Orlay (S. 117); Georg Galler und Eb. Bagen oder Baage; 1572 Hans Steiner (1590 Hof-Maler); 1572 erhielt der hiesige Modist Jonathan Sauter 13 fl. 48 kr., weil er den Herzog Ludwig viermal „mit guten Farben abconterfeihet“; 1581 Hans Dorn; 1584 Jac. Ziberlin; Joh. Ben. Braun und die anderen Maler im Lusthause s. S. 122; 1591 erhielt Hans Karg von Herzog Ludwig 43 fl. „für etliche Historien“;| 1592 Ph. Greter, 1612 Hof-Maler; 1593 schmetzt der hiesige Glasmaler Chro. Maurer des Herzogs und seiner Gemahlin Wappen in Glas; 1602 Jacob Spingler; 1606 Joh. Steinmar, Hof-Maler und Veit Jeger; 1611 Georg Donauer, Hof-Conterfeter (Hof-Portrait-Maler); um 1611–1613 wurden in der „Hof-Malerei“ junge Leute nachgebildet; 1618 Jac. Is. Rumpler, Hof-Maler; 1624 Joh. Auermann, nach J. B. Andreä in Italien gebildet, und Tob. Spingler; 1662 und 1672 Joh. Fri. Gruber, Landschafts-Maler; 1672 N. List; 1695 N. Kempf und Joh. Burkhard; 1701 und 1710 Fr. Gli. Müller; 1704 N. König; 1710 Joh. Liefkopp, 1728 zugleich Cantor an der französischen Kirche, und Ge. Fri. List; 1736 Joh. Ph. Weißbrod, Kammer-Maler; 1744 Groth, Hof-Maler, 1759 Galerie-Inspector; um diese Zeit Eleonore Cath. Remshard aus Augsburg, Miniatur-Malerin. – Bildschnitzer 1581 und 1587 Sigm. Decker. – Wappensteinschneider: 1565 Steph. Schön. – Edelgesteinschneider: 1608 Joh. Pfaffenbach; 1613 Joh. Kobenhaube; 1736 N. Jaque, Diamantschneider. – Stempfelschneider: 1606 Fri. Daige; 1612 Fra. Guichardo, mit 300 fl. Gehalt, verfertigt 1628 für 121 fl. das Bildniß des Herzogs Johann Ludwig. – Stahl- und Wachs-Conterfeiter: 1670 und 1677 Joh. Chro. Müller; 1701 Poussirer Hansjerg Volter. – Kupferstecher: 1617 der oben erwähnte Jesajas v. Hülsen; 1654 Mathäus Rembold; 1670 Ph. Kilian und J. G. Ulsheimer; 1730 Ferd. Stenglin und Hof-Kupferstecher Fischer.

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Ein Aufschwung trat durch die von Herzog Carl Eugen 1761 gegründete, nachmals mit der Militär-Academie verbundene, Academie des arts ein. Ihr Rector war der hier 3. Nov. 1784 als Galerie-Director gestorbene Nic. Guibal, aus Luneville, ein berühmter Schüler Raph. Mengs, neben welchem Harper aus Berlin, ein ausgezeichneter Landschafts-Maler, und Theater-Maler Bittio, lehrten. Aus dieser Schule gingen ausgezeichnete und berühmte Männer hervor, die theilweise noch in unsere Zeit hereinragten; an Architekten: Etzel, der Erbauer der Plochinger Brücke, 1801 gestorben, Groß, Fischer, Ober-Bau-Director (S. 104), Thouret; an Malern: Colomba und Scotti, Theater-Maler, Hetsch und Wächter, Historien-Maler, Victor Heideloff und Steinkopf, dieser 1825 gestorben, Thier-Maler, v. Seele, gest. 1814, Genre-Maler; an Bildhauern: Dannecker, Bayer, Isoppi, Le Jeune, Scheffauer (S. 105); Kupferstecher: Abel, Ketterlinus (S. 107) Leybold (S. 105) Morace, J. Gotth. v. Müller; Stuccatore: Friedrich und Sonnenschein; anderer weniger angesehener Namen nicht zu gedenken. Mehrere Werke der genannten Meister sind noch in dem K. Residenz-Schloß aufgestellt. Auch im Auslande erwarben sich manche tüchtige Schüler der Academie Ruhm und Ansehen. Als mit Carls Tod die Academie geschlossen ward, geschah, wie Göthe 1797 (XLIII. 82.) beklagt, daß man die Künste, die mit Wenigem zu erhalten und zu beleben gewesen wären, nach und nach ganz sinken und verklingen ließ. Ein Plan zu Wieder-Errichtung einer Kunst-Schule wurde zwar schon 1794 entworfen, allein der Ausführung| desselben und einem neuen Aufschwunge der Künste überhaupt waren die Zeit-Verhältnisse lange nicht günstig. Aus späterer Zeit sind die 1812 begonnenen, bis 1842 mit Industrie-Ausstellungen verbundenen Kunst-Ausstellungen zu erwähnen, die bis zu ihrem 1846 erfolgten Aufhören insofern nicht ohne wesentlichen Einfluß auf die hiesigen Künstler blieben, als die besten Erzeugnisse der Zeitgenossen ihnen vorgeführt und bei den mit den Ausstellungen verbundenen Ankäufen die einheimischen Künstler vorzugsweise berücksichtigt wurden.

König Wilhelm aber rief die Kunst aufs Neue in’s Leben[19] durch großartige Bauten und Sammlungen zur künstlerischen Ausbildung, deren hienach gedacht werden wird. Junge Talente erhielten Unterstützung, und den Meistern wurde zu angemessener Beschäftigung Gelegenheit geboten. Es ist hier nicht der Ort, ein vollständiges Gemälde dieser künstlerischen Thätigkeit zu geben; indeß dürften die hier folgenden Nachrichten von den in Stuttgart wirkenden und schaffenden Künstlern einen Beitrag hiezu liefern.

Von den zuvor erwähnten nicht mehr lebenden Meistern, welche der neueren Periode theilweise angehörten, steht unter den Architecten oben an: Hof-Baumeister Professor v. Thouret (geb. 1767, gest. 1845), dessen Haupt-Bauten – der Catharinen-Hospital und mehrere Privat-Häuser in Stuttgart, die Brunnen-Halle in Canstatt, die K. Bad-Gebäude in Wildbad – einen an classischen Mustern gereiften Geschmack dieses vielseitig gebildeten Künstlers verrathend, der auch als Maler, namentlich aber im decorativem Fache, mit ausgezeichnetem Erfolge thätig war. – Ein Architect von gutem Geschmack war ferner: Ober-Baurath v. Barth (S. 109). – Als Lehrer war besonders der geistvolle Professor Heigelin an der Gewerbe-, nachmals polytechnischen Schule, wirksam. – Auch Ober-Baurath v. Etzel (S. 110) war ein sehr tüchtiger Architect, der mehrere treffliche Schüler bildete. – Unter den älteren Bildhauern nimmt die erste Stelle Dannecker (S. 106) ein. Zu gleicher Zeit mit ihm war Hof-Bildhauer und Professor Anton Isopi (geb. 1758, gest. 1833), von Geburt ein Römer, besonders in der Ausführung hübscher mit Reliefs geschmückter Vasen, Thier-Figuren etc. thätig. – Als einen tüchtigen Meister in der Ausführung in Stein oder Marmor von bereits fertigen Modellen oder nach Zeichnungen anderer Künstler erwies sich Fr. Distelbarth, Hof-Bildhauer und Professor (geb. 1780, gest. 1835). Ein bedeutenderer Meister als die beiden letztgenannten war der geniale| Conrad Weitbrecht (gest. 1837), Professor an der Gewerbe-Schule, der sich besonders durch seinen prachtvollen Fries aus dem württembergischen Volksleben im K. Landhause Rosenstein einen Namen erworben. – Große Hoffnungen erweckte auch der Bildhauer Ludw. Mack (geb. 1799, gest. 1831), durch seine Reliefs: das jüngste Gericht, Amor und Psyche. – Unter den verdienstvollen älteren Malern sind zu nennen: Eberhard v. Wächter (geb. 1762, gest. 1852), ein Künstler von höchst bedeutendem Rufe, dessen Name mit der Wiedergeburt der Malerei zu Ende des vorigen Jahrhunderts eng verknüpft ist, und dessen Werke (Hiob, Johannes und Maria am Grabe Christi, Belisar, Herkules am Scheidewege, das Lebensschiff etc.) sich durch Großartigkeit, innerliche Bedeutsamkeit und Poesie der Conception auszeichnen. Längst Wächter vorangegangen waren: der Galerie-Director Ph. Fr. v. Hetsch (S. 105) und Hof-Maler Otto Müller, ein tüchtiger Landschafter, dessen Behandlung der Tannen und des Wassers besonders gerühmt wurden. – Mit gedankentiefem Ernste und sinnigem Gemüthe schuf der jüngere Dietrich, Professor an der Kunst-Schule (geb. in Biberach 1792, gest. 1846), treffliche kirchliche Gemälde (die Auferstehung Christi, Abraham’s Zug in’s gelobte Land, die Jünger in Emaus, Christus am Ölberg). – An ihn reiht sich Prof. Carl Leybold (oben S. 110). – In der Pferde-Malerei ragte J. W. Baumeister (geb. 1804, gest. 1848), Professor an der Thierarznei-Schule, durch Naturwahrheit und Frische der Darstellung hervor. – Im Fache der Kupferstecher-Kunst entfaltete der berühmte Kupferstecher Joh. Gotth. v. Müller (geb. 1747, gest. 1830), durch seine eigenen Werke eine ebenso glänzende, als durch seine Schule, in der sich vorzüglich sein Sohn Friedrich (S. 110), Ledbold, Bitthäuser, Ulmer, Barth, Rist, Hof, Krüger, Autenrieth bildeten, eine weitverbreitete Thätigkeit, indem er der deutschen Nation den Ruhm erwarb, die Kunst, mit dem Grabstichel zu arbeiten, gerade zu einer Zeit erhalten zu haben, wo ihr durch viele andere, zum Theil neu erfundene Kupferstich-Arten beinahe völliger Untergang drohte. Hierher gehört auch Aug. Seyffer, geb. 1774, gest. 1845, Zeichner, Maler und Kupferstecher, zuletzt Inspector der K. Kupferstich-Sammlung, welcher sehr sorgfältig ausgeführte Landschaften, namentlich württembergische, stach.

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Von den lebenden Künstlern Stuttgarts, über welche wir uns eines eigenen Urtheils hier begeben zu sollen glauben, hat von den Architekten der frühere Hof-Baumeister v. Salucci, Erbauer des Rosensteins, der Grab-Kapelle der Königin Catharina auf dem Rothenberge, des Pavillons zu Weil, des Wilhelms-Palastes dahier etc. längst Württemberg wieder verlassen.| – Der seit 1845 zum Hof-Baumeister ernannte Architekt Ludw. v. Zanth, bekannt durch das mit J. Hittorf herausgegebene Prachtwerk über die Architectur Siciliens, erbaute die prachtvolle maurische Wilhelma mit dem Theater bei Canstatt. Neben ihm ist Hof-Baumeister Joh. Mich. Knapp (geb. in Stuttgart 1793) thätig, ein durch sein mit Gutensohn herausgegebenes Werk über die ältesten christlichen Kirchen und Basiliken Roms in weiten Kreisen bekannt gewordener Architect, der verschiedene Privat-Gebäude errichtete und den Bau der Jubiläums-Säule nach seinen Zeichnungen und Entwürfen leitete. – Die architectonische Thätigkeit des noch aus der hohen Carls-Schule stammenden, in Frankreich und Italien gebildeten Ober-Bauraths v. Fischer, Sohn des Obenerwähnten (geb. 1784), gehört zwar nicht gerade Stuttgart an; er trug jedoch als Vorstand der polytechnischen Schule von 1834–1852 ungemein viel zum Aufblühen dieses ausgezeichneten Instituts bei, aus welcher schon so viele tüchtige Architecten hervorgegangen sind. – Eine bedeutende Wirksamkeit im Hochbaufache während der letzten Jahrzehende entfaltete Ober-Baurath v. Groß, in Stuttgart 1782 geboren und in Paris gebildet, von welchem nicht nur die Pläne verschiedener bürgerlichen Gebäude entworfen, sondern auch die Staats-Bauten der neuen Kanzlei an der Königs-Straße, der Münze, der Real-Schule, des Stadtgerichts etc. geleitet wurden. – In sämmtlichen Bau-Fächern war seit einer Reihe von Jahren Ober-Baurath Fr. v. Gaab thätig, der, nach seiner Ausbildung in Italien, verschiedene Straßen-Bauten, Flußcorrectionen, mehrere Brücken (worunter die große Eisenbahn-Brücke über die Donau bei Ulm), mehrere Wohnhäuser zu Stuttgart und den Bau der neuen Infanterie-Kaserne daselbst ausführte; seine neuesten Bauten sind: das Kronprinzliche Palais und die gothische Kirche zu Berg. – Professor J. M. v. Mauch (geb. zu Ulm 1792), bildete sich in München, Berlin und Italien. Er wurde 1839 als Professor der Ornamentik, monumentalen Baukunst und deren Geschichte an der polytechnischen Schule angestellt, ist Erbauer der neuen Reiter-Kaserne und hat auch im artistisch-literarischen Fache einen Namen erworben. – Ebenfalls als Lehrer an der polytechnischen Schule für die Civil-Baukunst und Bauconstructions-Lehre, sowie als ausübender Architect und Schriftsteller in seinem Fache ist Professor G. A. Breymann (geb. 1807) wirksam. – Ober-Baurath Carl v. Etzel, (geb. in Stuttgart 1812), der theils unter der Leitung Thourets, theils unter der seines Vaters, des Ober-Baurath v. Etzel (S. 110), die Baukunst studirte, und bei einem längeren Aufenthalt in Paris sich dem Ingenieur-Fache zuneigte, wurde, als sein Vaterland zur Ausführung von Eisenbahnen schritt, hiefür mit dem Range eines Ober-Bauraths angestellt, und ist dermalen mit der Leitung der Arbeiten der schweizerischen Central-Bahn betraut. – Ein Studiengenosse des Letzteren ist Baumeister Christian Leins (geb. zu Stuttgart 1814), der seine Studien unter Professor Heigelin begonnen und auf Reisen sich ausgebildet. Er baute die Kronprinzliche Villa, die Kirche in Möhringen etc. – Eine besondere Vorliebe für die Gothik, sowohl in neuen baulichen Ausführungen, als in Aufnahmen älterer Bauten, beurkundet Carl Beisbarth (geb. zu Stuttgart 1809). – Mehrfältige Thätigkeit als Architect entwickelt Professor Egle (geb. 1818), Vorstand der Winter-Bau-Gewerke-Schule und Lehrer an der polytechnischen Schule, in welcher er früher seine Studien begonnen hat, die er auf der gleichen Schule zu Wien, auf der Akademie der Künste zu Berlin und auf Reisen fortsetzte; zu seinen Bau-Ausführungen gehören verschiedene Privat-Häuser, das katholische Schulhaus etc.

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| Unter den Bildhauern ist zunächst Professor Th. v. Wagner (geb. 1800) zu erwähnen. Ein Schüler Danneckers, setzte er seine Studien in Rom fort, dann für die äußere Ausschmückung des K. Landhauses Rosenstein mit Arbeiten in Sandstein, (worunter sechs der in Nischen aufgestellten Musen) beschäftigt und 1836 als Professor an der Kunst-Schule angestellt. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: Eine Scene aus der Sündfluth, die lebensgroßen Marmorstatuen: Ganymed und Hebe, eine büßende Magdalena, eine Nymphe; eine über halblebensgroße Gruppe badender Nymphen; die colossalen Marmorbüsten des Grafen Eberhard im Bart und des Herzogs Christoph; mehrere lebensgroße Büsten in Marmor, als: Schiller und Wieland im Schloß zu Weimar u. s. w. Außerdem fertigte Wagner die Modelle zu den beiden Musen am Theater in Canstatt und zu sämmtlichen Sculpturen der Jubiläums-Säule. – In der Behandlung des Marmors machte sich Bildhauer L. v. Hofer einen Namen. Von ihm sind die in dem K. Schloßgarten (S. 162) aufgestellten Gruppen von Rossebändigern; die Gruppe, den Raub des Hylas darstellend, und einige Copieen in Marmor nach Antiken. Auch in den Gemächern des K. Landhauses Rosenstein sind mehrere treffliche Arbeiten Hofers verwahrt. – Zu den Werken des Bildhauers Wilh. Braun, aus Thorwaldsens Schule, gehört namentlich eine lebensgroße Christus-Statue. Von ihm sind auch zwei Musen in den äußern Wandnischen des K. Landhauses Rosenstein und die vier Standbilder der Musen auf der Attika des Avantcorps unseres Hoftheaters. – Alb. Güldenstein, (geb. 1822), der sich unter Wagner hier und Schwanthaler in München, später in Berlin und endlich in Rom ausbildete, ist besonders im Thierfache bekannt. Er führte für die Kronprinzliche Villa, außer verschiedenen Reliefs, den figürlichen Schmuck des Hauptbrunnens und für die Wilhelma drei Thiergruppen: einen von Wölfen angefallenen Hirsch, eine Bären- und eine Schweine-Hatz, aus. – In Porträtbüsten ragt Georg Zell hervor, während Bildhauer Joh. Wilh. Krauß sich der Bearbeitung des Marmors und der plastischen Decoration von Gebäuden widmet. – In letzterem Fache, in Stuccatur-Arbeiten, ist auch Stuccator Hugo Hoffmann thätig. – Noch ist hierher zu zählen Hof-Steingraveur Ph. Hirsch, (geb. 1784) bekannt durch seine Porträts der Könige Friedrich und Wilhelm von Württemberg, Cameen in Onyx, die Bildnisse Schillers und Thorwaldsens in Amethyst und mehrere Nachbildungen in Jaspis, Carneol etc.

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Der Nestor der Stuttgarter Maler ist Hofmaler Wilh. Gottl. Morff (geb. 1771). Er empfing seine künstlerische Ausbildung in der Carls-Academie, und nach dem Aufhören dieses Instituts, unter Hetsch. Er malte bis vor wenigen Jahren en miniature und in Öl Bildnisse, die ihm wegen ihrer überraschenden Ähnlichkeit und Naturwahrheit viele Freunde erwarben. – Auf Morff folgt im Alter Prof. G. F. v. Steinkopf (geb. 1779) der würdige Kunst-Veteran, der s. Z. zu Rom mit andern Künstlern gleichen Strebens der Mitbegründer einer neuen Richtung der Landschaftsmalerei, der s. g. historischen Landschaft, wurde. Zu seinen besten landschaftlichen Bildern sind zu zählen: Morgen eines Opferfestes, die Rückkehr von der Löwenjagd, der Abendsegen in der Capelle am Wege, Ulysses und Nausikaa, die italienische Weinlese, Achilles und Chiron, Abraham mit den drei Engeln, die Rückkehr von der Abendandacht, die Ansicht des Kgl. Landhauses Rosenstein, die Capelle auf dem Rothenberge, Cleobis und Biton. Steinkopf, seit der Gründung Professor und seit 1845 Vorstand der Kunstschule, befindet sich seit 1853 in Ruhestand. – A. v. Gegenbauer, (geb. 1800) seit 1836 Hofmaler, in München, und dann auf Königl. Kosten in Rom| gebildet, schmückte die Kuppel des K. Landhauses Rosenstein mit Malereien aus der Fabel von Amor und Psyche. Die seit 1836 von ihm ausgeführten Bilder in dem K. Residenzschlosse s. oben S. 147 u. f. – Als Maler von Schlachten, besonders solcher, an denen unser König als Kronprinz Theil genommen, hat sich Jos. Joachim v. Schnitzer (geb. 1792), ein Schüler Seeles, einen Namen gemacht. – Historienmaler Bernh. v. Neher (geb. 1806), seit 1844 Professor und seit 1854 Vorstand der Kunstschule, bildete sich unter Cornelius in München, und sodann auf Kosten des Staats in Italien. Aus dieser letzteren Periode stammt ein in der K. Staats-Galerie befindliches Bild: die Auferweckung des Jünglings von Nain. Im Jahr 1832 wurde er in München mit der Ausführung des 75′ langen und 8′ hohen Frescobildes am Isarthor: den Einzug Kaiser Ludwig des Bayern nach der Schlacht bei Ampfing darstellend, betraut; später schmückte er zu Weimar zwei Zimmer des Schlosses mit Darstellungen aus Dichtungen von Schiller und Göthe; seit 1841 Director der Academie in Leipzig, wurde er 1846 an die Stelle Dietrichs hierher ernannt. Hier entwarf er die Cartons zu den von dem König in die Stiftskirche gestifteten Glasgemälden und führte ein großes Altargemälde mit zwei Seitenbildern, Christus am Kreuze von Heiligen umgeben, für die Pfarrkirche in Ravensburg aus. – Ebenfalls als Lehrer an der Kunstschule ist Professor Rustige (geb. 1810) thätig. In der Düsseldorfer Schule gebildet, verschafften ihm 1845 seine poetischen Genre-Bilder einen Ruf nach Stuttgart an die Kunstschule. – Die Stelle eines Landschaftsmalers an der gedachten Anstalt, nach Steinkopfs Abgang, wurde 1854 durch Heinrich Funk (geb. 1809), einen Meister in der Darstellung landschaftlicher Natur besetzt. – Als in Stuttgart gebildet und thätig ist hier der Historienmaler Bruckmann (geb. in Heilbronn 1806, gest. 1852) einzuschalten. Er begab sich 1829 nach Italien, von wo er für sein Staats-Stipendium ein Bild: Barbarossa’s Leiche wird aus dem Kalykadmos gezogen (jetzt in der Staatsgalerie), sandte, und malte nach seiner Rückkehr im K. Residenzschloß zu München ein Zimmer mit Bildern aus den Gedichten des Theokrit, und sein bekanntes Bild: die Weiber von Weinsberg, welches sich gleichfalls in der Staatsgalerie befindet. Von seinen im Vaterlande gefertigten Genre- und historischen Bildern sind zunächst: das Mädchen aus der Fremde, Romeo und Julie, und Thusnelde zu erwähnen. Im großen Fest-Saal des Museums der bildenden Künste malte er die S. 172 gedachten Fresco-Bilder. – Als längst hier angesessener Bildniß-Maler erwarb sich Franz Seraph Stirnbrand (geb. 1794 oder 1795), Anerkennung. Er verdankt seine ganze künstlerische Bildung sich selbst und besuchte 1824 bis 1825 Italien. Seine vielen Porträts sind bekannt. – Einen Ruf als Porträtmaler en miniature genießt J. M. Holder (geb. 1799), der sich gleichfalls selbst gebildet und ein von ihm erfundenes eigenthümliches Verfahren anwendet. – Historienmaler W. Strecker, (geb. 1795) widmete sich mit besonderer Vorliebe der Darstellung von Scenen nach Dichtern, auch mythologischen Gegenständen. Von seinen Bildern sind zu nennen: die Mähderin und der normännische Brauch, nach Uhland, eine Scene aus W. Scott’s Talismann, der Liebestrunkene, Amor im Sturm. – J. G. Gutekunst (geb. 1801), Porträtmaler in Öl und Wasserfarben, erwarb, nachdem er mit Königl. Unterstützung drei Jahre in Italien verweilt, durch mehrere auf dem K. Landhaus Rosenstein ausgeführte Scenen aus der Fabel von Amor und Psyche sich einen Namen. Er malte auch mehrere mit Beifall aufgenommene Genrebilder für den Kunstverein, legt sich aber seit 1849 auf die Photographie, in der er durch die Vortheile der Aquarellmalerei| unterstützt, hervorragt. – Maler Dreizler (geb. 1794) begann die Kunst bei Seele, setzte dieselbe in München fort, widmete sich jedoch später hauptsächlich dem Lehrer-Berufe in seinem Fache. – Carl Christ. Schmidt, (geb. 1808), Porträt- und Geschichts-Maler, machte seine ersten Kunststudien unter Cornelius in München und 1834–1835 in Paris bei Ingres. Von seinen historischen Bildern haben namentlich: der Abschied des jungen Tobias, der Wirthin Töchterlein, nach Uhland, Maria und Johannes am Grabe Jesu, und ein Altargemälde mit Seitenflügeln, von denen jenes Christus am Kreuz darstellt, diese die lebensgroßen Figuren von Petrus und Paulus enthalten, Anerkennung gefunden. – Alb. Wagner, ein vielseitiger Künstler, widmet sich mit gleichem Erfolg der Porträt-, Genre-, Landschafts- und Thier-Malerei. – W. Pilgram, Porträt-, Genre- und Geschichts-Maler, bildete sich in der Kunstschule und später an der K. K. Academie zu Wien. – Professor Carl Kurtz (geb. 1817), genoß den ersten academischen Unterricht an der Kunstschule, besuchte dann die K. K. Academie zu Wien, machte einige Reisen nach Italien etc. und ist seit 1848 Lehrer im Freihandzeichnen an der polytechnischen Schule. Er malt besonders Porträts. – Im Fache der Decorationsmalerei ist Paul Wirth (geb. 1821), mit Erfolg thätig, wie die unter seiner Leitung ausgeführten Decorationen auf der Kronprinzlichen Villa (s. oben S. 168) beweisen. Er unterrichtet an der Winterbaugewerk- und Fortbildungs-Schule, und unterweist im Auftrage der Centralstelle für Handel und Gewerbe die Industriellen im geschmackvollen Arrangement ihrer Arbeiten. – Jul. Steinkopf, ein Schüler seines zuvor erwähnten Vaters, malt Landschaften, die Sinn für schöne Auffassung verrathen. – Fr. Keller, ein Sohn des sehr geschätzten verst. Theater-Decorationsmalers Keller, malte Landschaften, Architekturen u. s. w., gibt aber jetzt an verschiedenen Anstalten Unterricht im Zeichnen. – Reinhold Braun, (geb. 1821) in Stuttgart und in München gebildet, machte das Militärleben bei Kriegsübungen und im Lager zu seinem Studium, malt übrigens auch Weidescenen, Pferde, Märkte u. dgl. – Herrm. Herdtle (geb. 1819), widmete sich, nach seiner Bildung in der Kunstschule, bei Theatermaler Keller der Theater-Decorationsmalerei, legte sich aber später mit Erfolg ausschließlich auf die Landschaftsmalerei. – Mit Beifall aufgenommene Arbeiten, bestehend in Illustrationen zu Büchern, Zeichnungen auf Holz liefert der Maler Jul. Schnorr. – Als Theater-Decorationsmaler thätig sind: Hofmaler Anton Braakmann (geb. 1812), ein Schüler von Schelfhout im Haag; Paul Thouret (geb. 1815), ein Sohn des Obengenannten, und J. J. Krämer.

Von den hier lebenden fremden Künstlern sind besonders hervorzuheben: Dr. Fellner (geb. zu Frankfurt a. M. 1799), ein Schüler von Cornelius; bekannt durch seine Illustrationen zu literarischen Werken; – der Holländer P. F. Peters, ein Landschaftsmaler; und Joh. G. Buchner, (geb. 1815 zu Nürnberg), ein in Kaulbach’s Schule gebildeter Porträt- und Historien-Maler, der sich aber in neuester Zeit mit vielem Erfolge mehr mit der Photographie und dem Malen der durch dieselbe hergestellten Porträts beschäftigt.

Von hier geborenen, aber im Auslande sich aufhaltenden Künstlern sind zu erwähnen: Carl Alex. Heideloff, seit 1824 Prof. an der polyt. Schule in Nürnberg, berühmt hauptsächlich als einer der Wiederhersteller der altdeutschen Baukunst; – Carl Müller in Paris, Sohn des berühmten Chr. Fri. Müller (S. 110), dessen große Bilder auf der Kronprinzlichen Villa S. 167 genannt sind; – die Maler German v. Bohn| in Paris, Jac. Grünewald, Carl Ebert und Th. Schütz in München und Th. Widmayer in Brüssel.

Durch die Ausführung der gemalten Glasfenster in der Stiftskirche wurde auch die Glasmalerei hier wieder in’s Leben gerufen. Mit großem Fleiße widmete sich ihr Franz Schnorr. Ein Autodidact als Maler, C. Joh. Wetzel, liefert Glasgemälde, die namentlich wegen ihrer Farbenpracht gerühmt werden.

In dem Fache der Decorationsmalerei in oder an Gebäuden, soweit dieselbe eine künstlerische Behandlung erheischt, sind C. Mayer, Carl Haverkampf, Gottl. Lettenmayer und Chr. Kämmerer thätig.

Auf dem Gebiete der nachbildenden Künste, der Kupferstecherkunst, der Lithographie und der Holzschneidekunst, hat Stuttgart ebenfalls namhafte Künstler aufzuweisen. – Als Kupferstecher eifert besonders Carl Nördlinger, ein Schüler des berühmten Kupferstechers Calamatta zu Brüssel, im Stich in Linienmanier dem alten Meister mit Erfolg nach; derselbe hat auch schon Mehreres in der Malerei geliefert. – In derselben Manier des Stichs ist Kupferstecher E. Dertinger thätig. – C. Deis verfertigt Portraits und historische Blätter in der beliebten Schwarzkunst-Manier. – Bei vorübergehendem Aufenthalt ist hier Kupferstecher Wagner aus Nürnberg beschäftigt, während ein anderer württembergischer Kupferstecher von Ruf: Gugeler kürzlich nach Amerika ausgewandert ist. – Die älteren Kupferstecher Autenrieth und Fr. Müller haben längst den Grabstichel niedergelegt.

Die Lithographie fand hier schon 1807 und 1809 durch die Bemühung des Hofbank-Direktors v. Rapp eine besondere Pflege. In den ersten Jahrzehnden nach ihrer Erfindung waren hier Professor Ekeman-Allesson (geb. 1791 in Schweden, gest. 1828 in Stuttgart), als Director des neu errichteten lithographischen Instituts, und Joh. Nep. Strixner an den Nachbildungen der Boisserée’schen Gemälde-Sammlung, welche eine Zeit lang hier aufgestellt war, thätig. Auch Kupferstecher Fr. Müller zeichnete einige große Blätter auf Stein. An der lithographischen Anstalt des Landes-Catasters haben besonders durch die Stein-Gravirung der auf dem statistisch topographischen Bureau gefertigten Landes-Karten, unter der Leitung des um die Einführung dieser Vervielfältigungsweise überhaupt verdienten Inspectors J. Fleischmann (gest. 1853), die Lithographen Rebmann (gest. 1849) Sommer, jetzt mit der Inspection über die Anstalt beauftragt, und Bohnert Tüchtiges geleistet. Später widmeten sich der Lithographie, unter Benützung der seither gemachten Fortschritte derselben, F. Elias (gest. 1846) und F. Federer (gest. 1853) und B. Weiß. – Mit Erfolg versuchte sich auch Wagner, sowohl in geätzten, als mit der Kreide gezeichneten Blättern, meistens Landschaften. – Gottf. Küstner erwarb sich ebenfalls als Lithograph einen Ruf, sowohl durch Pferdestücke nach Adam, Vernet u. s. w., als durch seine Leistungen im lithographischen Druck. – C. Obach malt und lithographirt Landschaften. – Während die genannten Lithographen meistens mit der Kreide auf Stein zeichneten, legte sich Ad. Gnauth unter Anerkennung mehr auf die gravirte Manier. – Im Zeichnen mit der Feder auf Stein thut sich G. M. Kirn hervor. – Auch ist hier des aus Baden hierher übersiedelten Malers Chr. Pfann zu gedenken, der sehr ähnliche Portraits auf Stein zeichnet.

Die Holzschneidekunst üben aus: der zuvor erwähnte Deis, der aber in neuerer Zeit mehr der Kupferstecherkunst obliegt; Allgaier und Sigle, aus deren Atelier beliebte Leistungen hervorgehen; A. Mauch etc.

| Anfangs 1853 wurden 22 lithographische Anstalten (Bode, Geißler, Halder, Krauß, Malte etc.) mit 93 Gehilfen und 2 Kupfer-, Stahl- und Holz-Druckereien mit 8 Gehilfen gezählt.

Zu dem neuen Aufschwunge der Kunst trägt der 1827 gegründete, von dem König und dem Königlichen Hause protegirte, württ. Kunst-Verein bei, welcher sich Verbreitung der bildenden Künste im Vaterlande, gemeinschaftlichen Kunstgenuß und Pflege des Kunst-Sinnes zum Zwecke gesetzt hat. Er sucht diesen in weiterer Anstrebung des den zuvor erwähnten Kunstausstellungen vorgesetzten Zieles zu erreichen durch 1) Ausstellung von Kunstwerken in seinen Gelassen, 2) Ankauf von Erzeugnissen aus den Fächern der Malerei, Handzeichnung, Plastik, Kupferstecherei und Lithographie von lebenden deutschen, vorzugsweise württembergischen, Künstlern; 3) Verloosung derselben unter die Mitglieder, 4) Herausgabe von Kupferstichen, lithographirten und galvanographirten Blättern zur Vertheilung unter die beitragenden Mitglieder als jährliche Vereinsgaben; 5) Eingehen von Verbindungen mit andern Kunst-Vereinen und Betheiligung bei denselben. Der Verein ist (1853) bei zwanzig auswärtigen Vereinen und sind wieder zwanzig solche bei ihm betheiligt. Auch steht er seit 1846 mit dem aus den Vereinen zu Carlsruhe, Darmstadt, Freiburg, Mainz, Mannheim und Straßburg bestehenden rheinischen Kunst-Verein in Verbindung. Von 1847/52 wurden 175 Kunstwerke um 16.717 fl. angekauft und unter den Mitgliedern verloost, und vier Vereinsgaben, welche 7494 fl. gekostet, vertheilt. Neben einer fortwährend Statt findenden kleinen Ausstellung werden seit dem Anschluß an den rheinischen Kunst-Verein alljährlich große Kunst-Ausstellungen veranstaltet. Der Verein wird von einem Verwaltungs- und einem Gesellschafts-Ausschusse von 15, beziehungsweise 30 Mitgliedern mit einem von denselben gewählten Vorstande verwaltet und geleitet. Als besoldete Beamte sind ein Conservator, ein Cassier und ein Secretär bestellt. Die Zahl der Mitglieder war (4. Nov. 1852) 915, wovon 503 in Stuttgart, mit 1069 Actien zu 5 fl. 30 kr. jährlich. Im Jahr 1839 war die Mitgliederzahl 1398. Sein Lokal ist im sog. Calwer-Hause an der Königs-Straße.

Seit 1853 besteht auch auf Anregung von Dr. Aug. Lewald als Ausfluß des Diöcesen-Vereins in Geislingen ein Zweig-Verein für christliche Kunst, mit dem Zwecke, auf die Künstler und ihre Schöpfungen einzuwirken, in dem Volke Kunstsinn zu erwecken, alte Werke zu erhalten, neue im christlichen Kunststyl erstehen zu lassen und diese Wirksamkeit auf alle Cultgegenstände der katholischen Kirche auszudehnen. Die Zahl der Mitglieder,| welche 1 fl. 12 kr. Jahres-Beitrag entrichten, ist (1853) 40 bis 50.

Die musikalische Kunst ist wegen des Zusammenhanges mit dem Theater bei diesem dargestellt.

C. Spar- und Leih-Vereine.

Während die Zünftigkeit der Gewerbe allmälig sich löst und diese von ihrer gesetzlichen Gebundenheit immer mehr befreit werden, kommen dagegen freiwillige Vereine auf, welche, dem Grundsatze der Gegenseitigkeit huldigend, zum Zweck haben, eines Theils die Tugend der Sparsamkeit besonders in den auf persönlichen Erwerb angewiesenen Classen zu beleben, und für die Zukunft der Familie zu sorgen, andern Theils aber aus den hiedurch bedingten Capital-Ansammlungen dem Gewerbestand verzinsliche Anlehen auf allmälige Rückzahlung zu bieten.

Als Leih-Anstalt, zunächst der Landwirthschaft, insbesondere größeren Grundbesitzern dienend, ist der schon 1827 gegründete Credit-Verein zu erwähnen; eine mit Genehmigung der Staats-Regierung errichtete hier domicilirende allgemeine Privat-Anstalt mit dem Zwecke: gegen die Ausgabe verzinslicher Vereins-Obligationen Gelder aufzunehmen, welche auf Real-Hypotheken und auf die Bedingung, die allmälige Capital-Heimzahlung und jährliche Verzinsung in gleichen Jahres-Raten zu leisten (Annuitäten), an einzelne Schuldner ausgeliehen werden, deren Gesammtheit den Credit-Verein bildet. Er wird von einem Ausschusse, der den Director ernennt, und dem drei Controle-Mitglieder gegenüberstehen, nebst einigen Beamten verwaltet. Auch ist ein Regierungs-Commissär und ein Agent der Gläubiger bestellt. Zahl der Schuldner 1200, worunter 56 Stuttgarter, E. (Einnahme) 1.750.690 fl., V. (Vermögen) 6.106.933 fl., mit 5.648.285 fl. Passiven, Reservefonds 458.648 fl. Unter 2000 fl. wird kein Anlehen gegeben. Die Dauer der Rentezahlung kann bis auf eine Reihe von 50 Jahren erstreckt und das Capital bei richtiger Rentenzahlung den Schuldnern nicht früher gekündigt werden, während diesen die Kündigung jeder Zeit freisteht. Die Gläubiger haben Vereinsschuldurkunden, die auf den Inhaber gestellt und mit Zins-Coupons versehen sind. Die Rechenschafts-Berichte werden durch den Schw. Merkur veröffentlicht.

Sehr wohlthätig, besonders für die dienende Classe, wirken die schon längere Zeit bestehenden Sparanstalten; namentlich die von der Königin Catharina 1818 ins Leben gerufene, unter Aufsicht der Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins hier verwaltete,| allgemeine Sparkasse[20], in welche zunächst Dienstboten, überhaupt aber die inländische ärmere Volks-Classe, ihre Ersparnisse bis auf 1 fl. herab gegen Verzinsung mit 4 % einlegen können. Von 1852–53 sind in 18.123 Posten 517.401 fl. eingelegt und in 13.841 Posten 424.308 fl. auf Verlangen zurückbezahlt worden. Der Vermögens-Überschuß ist 362.240 fl. Die Jahres-Berichte, in welchen jedoch die Betheiligung der Stuttgarter nicht besonders angegeben ist, werden durch öffentliche Blätter bekannt gemacht. – Um auch andern Classen der Gesellschaft Gelegenheit zu nutzbarer Anlegung kleiner Ersparnisse zu geben, traten später noch ähnliche Anstalten ins Leben, namentlich: der im Jahre 1827 gegründete württ. Privat-Sparverein, mit 341 M. (Mitgl.), worunter 229 Stuttgarter, E. 190.115 fl. V. 271.609 fl., von einem Verwaltungsrath verwaltet und von einem Ausschusse controlirt; er nimmt vierteljährliche Einlagen von 20–160 fl. und außerordentliche Einlagen an. – Der aus demselben 1839 hervorgegangene, in ähnlicher Weise organisirte, württ. Sparhafen hat 117 M., worunter 61 Stuttgarter, E. 16.136 fl. V. 41.273 fl. Die Einlagen betragen vierteljährlich 10–100 fl. – Die 1840 gegründete allgemeine Ersparniß-Gesellschaft, mit ähnlicher Organisation, M. 1480, wor. 700–750 Stuttgarter, V. 182.913 fl. mit 6000 fl. Schuld, nimmt beliebige Einlagen an; 1853 betrugen sie 20.849 fl. Diese Vereine, deren Berichte jährlich durch öffentliche Blätter bekannt gemacht werden, wirken um so wohlthätiger, als die Einlagen, von welchen ohne sie ein großer Theil nicht erspart worden wäre, dem Landbau und der Industrie als Darlehen zufließen. – Die 1849 nach dem System der Lüdkeschen Vereine gegründete Spar-Gesellschaft hat den Zweck, 30 Wochen der guten Jahreszeit hindurch Ersparnisse, vorzugsweise von den hiesigen Arbeiter-Classen, von 6 kr. an monatlich durch 15 Spar-Pfleger zu erheben und zu gemeinschaftlichen Ankäufen von Brennstoff und Lebensmitteln für die Winter-Monate zu verwenden. Im Jahr 1852 legten 213 Personen 1900 fl. ein; ein Ausfall im Jahre 1850 wurde von dem Könige gedeckt, wozu auch die Königin 100 fl. und die Frau Kronprinzessin 25 fl. beisteuerten. Leider hat in neuerer Zeit die Mitgliederzahl abgenommen. Dagegen hat 1855 ein s. g. Consum-Verein begonnen. – Sehr vortheilhaft wirkt namentlich auch auf die Sittlichkeit der 1853 von Fabrikbesitzer Schenk gegründete Spar-Verein für hiesige Arbeiter| und Arbeiterinnen, um denselben Gelegenheit zu kleinen Ersparnissen zu geben, mit welchen sie beim Besuche der Fremde anständig ausgerüstet werden. Die Principale haben von dem Arbeitsverdienste 3 kr. täglich zurückzubehalten, die bei der Württ. Sparkasse verzinslich angelegt werden. Im Jahr 1853 waren es 304 Sparer, E. 3821 fl., wovon 124 bei der Abreise 1118 fl. zurückerhielten.

Die im Jahr 1838 gegründete allgemeine Rentenanstalt hat sich neuerlich reorganisirt. Ursprünglich hatte sie als ihre Aufgabe bezeichnet: den Theilnehmern lebenslänglich ein nach dem Werth und der Zahl der Einlagen sich bemessendes Einkommen zu gewähren. Bis Ende 1852 waren an etwa 29.000 Actionäre aus ganz Deutschland und der Schweiz 47.833 Actien ausgegeben worden: das Dotations-Capital betrug 1.866.922 fl., der Auxiliarfonds 41.538 fl. Die Rechnungs-Ergebnisse werden alljährlich durch den Schw. Merkur veröffentlicht.

In erfreulicher Zunahme ist die im Jahr 1854 hier begründete Lebens-Versicherungs- und Ersparniß-Bank begriffen, die erste Anstalt dieser Art im Lande, welche mit vielen schon früher zugelassenen ausländischen Lebens-Versicherungs-Gesellschaften, bei welchen allein etwa 800 Stuttgarter sich betheiligten, in Concurrenz zu treten hatte. Die hiesige Anstalt beruht auf vollkommener Gegenseitigkeit und vergütet die sich ergebenden Prämien-Überschüsse den Mitgliedern zurück. Sowohl ihre eigenen Fonds, als jene des neuerlich mit ihr verbundenen Capitalisten-Vereins leiht die Anstalt in gleicher Weise, wie der oben erwähnte Credit-Verein, jedoch in Posten bis auf 200 fl. herab, gegen Tilgung in Annuitäten vorzugsweise auf Real-Hypotheken sowohl an Grund- als Gewerbe-Besitzer aus. Zu Ende des Jahres 1855 waren bei der Gesellschaft 1140 Personen mit 1.670.897 fl. Capital versichert; ihr Gesammtfonds betrug bereits 85.211 fl., woneben bei dem Capitalisten-Verein 480.000 fl. eingelegt waren.


  1. Im J. 1815 war die Summe vom ganzen Lande nicht viel größer (60 Millionen).
  2. Nach Mittheilungen von Stadt-Baumeister Fritz.
  3. Die Darstellung des Pflanzenbaues beruht wesentlich auf einem Beitrage des Professors Volz.
  4. Vergl. die Geschichte des Neckarweines und Weinbaues, vornehmlich in und um Stuttgart, 1200 bis 1778. Stuttg. Abdruck aus dem Schw. Magazin.
  5. Die Zunftmeister verwahren das 1661 aus einer Rebe geschnitzte Bild des St. Urban mit silberner Weinbütte, welches von Freunden der Zunft mit mancherlei goldenen Schilden etc. behängt worden ist. Vergl. Hofrath Sick, Dank- und Send-Schreiben an die Stuttgarter Weingärtner-Zunft. Stuttg. 1836.
  6. Es fielen im ganzen Lande in das Jahrhundert 1731–1830 nur 18, in Stuttgart in das von 1561–1660 blos 12 und in die 79 Jahre von 1700–1778 nur 10 volle und gute Ernten.
  7. Aus dem Erzeugniß des herrschaftlichen Weinbergs im Falkert wurde 1583 ein künstlicher rother und weißer Wein bereitet, der unter dem Namen Rapis bekannt und bei Hof sehr beliebt war. Die Halde erzeugte auch sonst einen der besten Weine Altwürttembergs, 1556 auch rothen Burgunder-Wein.
  8. Noch vor 400 Jahren nahm man nicht an, daß der Preis über 2 fl. kommen werde, da 1458 ein Bürger dem Barfüßer-Kloster in Eßlingen gegen 200 fl. Kapital sich verpflichtete, ihm jährlich aus Haus, Hof und Weinberg fünf Eimer Wein zu geben.
  9. Von Finanz-Assessor Paulus, unter Benützung einer Mittheilung des Stadt-Försters Fischbach.
  10. Die Stieleiche, welche an den Bergabhängen verhältnißmäßig seltener als die Traubeneiche ist, kommt auf der Hochebene häufig vor.
  11. v. Seyffer, Übersicht über den Rindviehstand in der K. Maierei im Parke Rosenstein, Stuttg. 1842. 8. und Corresp.-Bl. des landw. V. 1843 II. 202 etc.
  12. Die meisten der mit Namen genannten Industriellen haben ein- oder mehrmalige September-Preise erhalten. – Es bedeuten W. württ. große Medaille für Kunst und Wissenschaft. L. s. M. – b. M. – B. – Leipziger Gewerbe-Ausstellung von 1850, silberne, bronzene Medaille, Belobung. – Lo. P. B.– Londoner Industrie-Ausstellung von 1851 – kleine Preis-Medaille, Belobung. – N. Y. M. – E. – New-Yorker Industrie-Ausstellung von 1853, – Preis-Medaille, Ehrenwerthe Erwähnung. Die Münchner etc. Ausstellung gehört, weil in’s Jahr 1854 fallend, nicht mehr hierher. Bekanntlich haben übrigens nicht alle größere Gewerbetreibende die Ausstellungen beschickt.
  13. Das Verhältniß der Zahl der Meister zu der jeweiligen Bevölkerung ergibt sich theilweise oder annähernd aus der Vergleichung mit den S. 72 angegebenen Einwohnerzahlen. Auf 515 Einw. trifft 1 Bäckermeister; in Berlin kommen auf einen 1300, in Frankfurt a. M. 1120, in Kassel 584, in München 900, in Wien 1750 Einwohner.
  14. Die Auslagen der Einwohner Stuttgarts für Wäsche, welche häufig auch in dem benachbarten Dorf Bothnang besorgt wird, wurden bei Empfehlung der Anstalt 1854 (Schw. Merk. N. 78), wohl zu hoch, auf jährlich 1.000.000 fl. geschätzt.
  15. Unter den Schenkungen sind 1000 fl. von dem Kronprinzen und 300 fl. von Commercienrath v. Jobst.
  16. Im September 1834 tagte hier die zwölfte Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte, im September 1842 die sechste Versammlung der deutschen Land- und Forst-Wirthe, einschließlich der Obst- und Wein-Producenten. S. den amtlichen Bericht über die erstere von C. v. Kielmeyer und G. Jäger, Stuttgart 1835. 4. Der amtliche Bericht über die letztere erschien Stuttgart, 1843. 8.
  17. Das Verzeichniß – von Hof-Bibliothekar Hofrath Dr. Klumpp – macht auf Vollständigkeit nicht Anspruch.
  18. S. das vierte Säcular-Fest der Erfindung etc., begangen zu Stuttgart am 24. und 25. Juni 1840. Mit Abbildungen. Stuttgart S. G. Liesching, 1840.
  19. Nach Mittheilungen von Prof. Fried. Müller.
  20. Über deren Verwaltung und Vermögensstand von 1818–41 s. württ. Jahrb. auf 1840 S. 355.
Berichtigungen und Ergänzungen
  1. Ergänzt nach Seite IV: Über den 21. März 1725 in Hadamar gestorb. Nassau-Hadamarschen Hofmaler Valentin Küßner, einen Stuttgarter, vergl. v. Stramberg Rheinischer Antiquarius, 1853 II. 3. S. 456.


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