Besuch beim Verurtheilten
[83] Besuch beim Verurtheilten. (Mit Illustration Seite 72 und 73.) Die Hände faltend, in tiefer Zerknirschung, sitzt der Unglückliche, über den das Urtheil gesprochen worden, im einsamen Kerker. Sein ganzes Leben zieht an seiner Seele vorüber, ein Leben, glücklich und fleckenlos, bis zu der einen unseligen That, die ihn auf einmal in einen Abgrund des Elends stürzte. Tiefe Reue hat ihn erfaßt; die Einsicht in das Unabwendbare drückt ihn zu Boden. Da hat der alte Schließer die Thür zu seiner Zelle geöffnet: Weib und Kind besuchen ihn in seiner Haft; er wendet ihnen keinen Blick zu. Mitleidsvoll unter Thränen steht die Gattin neben ihm; sie macht ihm keine Vorwürfe; sie beklagt nur ein Schicksal, das auch auf ihr selbst, auf ihrem Kinde lastet. Und dies Kind, dem es unheimlich zu Muthe ist in den düstern Räumen, klammert sich ans Kleid der Mutter fest. Das Ganze ist ein Bild, wie es oft genug das Leben bietet. Die Gerechtigkeit muß den Schuldigen verdammen; aber die Liebe bleibt ihm treu. †