Bibliotheken für Arbeiter

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Titel: Bibliotheken für Arbeiter
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 707
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[707] Bibliotheken für Arbeiter. Unter den Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter nehmen die in vielen Fabriken errichteten Bibliotheken eine beachtenswerthe Stellung ein. Ueber die Grundsätze, nach welchen die Bücher für dieselben gewählt werden sollen, ist viel geschrieben worden. Wir wissen so ziemlich genau, was für solche Bibliotheken geeignet ist, und besitzen eine Reihe von Musterkatalogen. Erst in neuerer Zeit trat man aber der Frage näher, was von den Arbeitern begehrt wird. Man vermerkte, wie viele Male ein Buch im Laufe des Jahres gelesen wurde, und fand so die Geschmacksrichtung der Arbeiter einer bestimmten Gegend. Dr. Julius Post veröffentlichte neuerdings einige solche Zusammenstellungen, unter denen die des Fabrikanten Heye in Gerresheim die beachtenswerthesten sein dürften. Besonders beliebt sind unter den Gerresheimer Arbeitern: Gerstäcker (der Band wurde 18 mal gelesen), Cooper (30 mal), Bonnet, Hauff, Höcker, Hoffmann, Horn, Nieritz, Otto, Fritz Reuter, Schmidt, Smidt und Ottilie Wildermuth. Auch die Märchen erfreuten sich eines starken Zuspruchs. So wurden Schwab 39 mal, Rübezahl 20 mal, Andersens Märchen 20 mal gelesen. Endlich fand Herr Heye bei seinen Arbeitern eine besondere Vorliebe für Reisebeschreibungen, denn Kane wurde 20 mal, Cook von Müller 27 mal, Cook von Redenbacher 13 mal gelesen. Bei der Erweiterung der Bibliothek wurde darum dieses Bedürfniß berücksichtigt und eine Anzahl Werke über Afrika angeschafft. Man traf damit das Richtige; denn in zwei Monaten wurden der „Tigerfürst von Abessinien“ 12 mal, „In Kamerun“ 9 mal, „Sklavenjagd im Sudan“ 9 mal gelesen.

Die Wahl des Titels ist für das Buch nicht gleichgültig; auch hier zeigte sich der Einfluß des Titels recht deutlich. Werke mit wenig besagenden Titeln oder solchen, hinter denen moralisirende Absichten vermuthet werden konnten, wurden wenig oder gar nicht verlangt, wie dies z. B. dem „Pfarrer Plebanus“ von Ottokar Schupp erging, der trotz seines kriegerischen Inhalts keinmal verlangt wurde, während der „Hexenmüller in der Wisper“ von demselben Verfasser 10 mal gelesen wurde. – Das Fortsetzen solcher „Erhebungen“ ist sehr zu wünschen. Aus dieser Statistik kann man viel lernen und Buchhändler und Schriftsteller werden gewiß mit der Zeit die Winke benutzen, die sich für sie daraus ergeben. *