Bierbrauende Bäume

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Titel: Bierbrauende Bäume
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aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 772
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[772] Bierbrauende Bäume. Aus den Reiseschilderungen kennen wir alle jene sonderbaren Pflanzen der südlichen Länder, welche den Eingeborenen die verschiedenartigsten Nahrungsmittel liefern: den Butter- und Brotbaum oder die vielfachen Arten der Kannenträger, welche in ihren Schlauchorganen Wasser ansammeln und dem dürstenden Wanderer erfrischenden Trank darbieten. Um die „bierbrauenden“ Bäume kennen zu lernen, brauchen wir jedoch nicht weite Reisen zu unternehmen; wir finden sie in unserer Heimat, und wenn sie trotzdem den meisten unserer Leser unbekannt geblieben sind, so geschah dies einfach darum, weil mit ihrem Bier nur die geflügelten Insektenscharen sich zu berauschen pflegen. Unsere Eichen erkranken ziemlich oft an einem Schleimflusse, welcher die Rinde und zuweilen auch das angrenzende Holz vernichtet. Der abgesonderte Schleim sieht schaumig aus und riecht nach Bier; er bildet das Ergebniß einer Gährung, welche durch eine Anzahl mikroskopischer Pilze hervorgerufen wird. Eine nähere Untersuchung, welche der Naturforscher Ludwig aus Greiz in letzter Zeit angestellt hatte, ergab nun, daß unter diesen winzigen Pilzen sich auch nahe Verwandte der allgemein bekannten Bierhefe befinden. Außer den Eichen erkranken, wenn auch seltener, in ähnlicher Weise die Pappeln und Birken, und alle diese Bäume locken zahlreiche Gäste herbei. Zu den kleinen in der Baumrinde eingerichteten „Brauereien“ flattern die bunten Schmetterlinge, die sonst nur aus duftenden Blüthenkelchen zu nippen pflegen; langsam kriechen zu ihnen bedächtige Hirschkäfer empor; vor Allem drängen sich aber an die offene Tafel begierige Hornissen, welche wahre Stammgäste in diesen natürlichen Bierschenken bilden. Dreißigmal besuchte Herr Ludwig eine und dieselbe Eiche, und regelmäßig fand er an dem Gährflecke zwei Hornissen saugend. Alle diese Bierschmecker des Insektenreiches bezechen sich bei diesen Gelagen in des Wortes vollster Bedeutung. Die Trunksucht der Insekten könnte uns an und für sich ziemlich gleichgültig bleiben; aber wir haben doch gewichtige Gründe, die Gährflecke zu vernichten und also die improvisirten Schenken zu schließen. Die Insekten verschleppen nämlich die Pilzkeime auf Risse und Astbrüche gesunder Bäume, welche in Folge dessen vielfach erkranken. *