Zum Inhalt springen

Bilder aus Batavia

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Traumüller
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Bilder aus Batavia
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 143–146
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[143]

Bilder aus Batavia.

Alle Reisenden, welche sich das an der Nordküste der schönen Tropeninsel Java gelegene Batavia als eine malerische Stadt dachten, in deren Hafen die großen Ostindienfahrer vor Anker lägen und an deren Quais ein buntes Leben und Treiben herrschte, werden etwas enttäuscht gewesen sein, wenn ihr Schiff auf einer offenen Rhede ankerte und die Stadt sich nur durch einen Leuchtthurm, einige Befestigungswerke und Regierungsgebäude ankündigte. Auch die langgezogene, mit üppiger Vegetation bedeckte Flachküste wird einem in der Phantasie entworfenen Gemälde von der Lage Batavias wenig entsprechen; die Einförmigkeit der Landschaft wird nur durch die am südlichen Horizont auftauchenden zarten Umrisse der „Blauen Berge“ etwas gemildert.

Jeder Passagierdampfer kündigt seine Ankunft durch zwei Kanonenschüsse an. Bald darauf erscheinen auf der Rhede mehrere Kähne und ein kleines Dampfboot, um Passagiere, Briefe und Frachtgüter abzuholen. Sind auf dem am Landungsplatze gelegenen Zollamt die nöthigen Formalitäten beendet, so kann der Reisende entweder die Eisenbahn oder eine der bereitstehenden Droschken benutzen, um nach einem der in den äußeren Stadttheilen gelegenen Hôtels zu fahren.

Ehe wir uns aber dorthin begeben, wollen wir einen Blick auf die Rhede werfen und der alten Stadt Batavia einen kurzen Besuch abstatten.

Batavia wurde im Jahre 1619 von den Holländern gegründet und lag damals unmittelbar am Meere; jetzt wird es vom Meere durch einen etwa 600 Meter breiten Streifen angeschwemmten Landes getrennt, welcher zu einem großen Theile durch die sehr bedeutenden und immer wachsenden Ablagerungen von Sinkstoffen aus den an jener Küste mündenden Flüssen, besonders aber durch die Wasser des Tji-Liwong (Tji d. h. Fluß) gebildet wurde. Beim Bohren artesischer Brunnen mußte man eine etwa achtzig Meter mächtige Schicht angeschwemmten Landes durchstechen, bevor man die älteren Gesteinschichten erreichte, und hat man berechnet, daß das Schwemmland seit der Niederlassung der Holländer jährlich um etwa sieben Meter gewachsen ist. Durch die vereinte Thätigkeit der Flüsse und des Meeres werden die Anschwemmungen auch gegenwärtig noch fortwährend vergrößert, wie denn die Uferbauten in Folge der fortschreitenden Versandung der Rhede immer weiter in’s Meer vorgeschoben werden mußten; so entstand der die Rhede mit der Stadt verbindende Canal. Um die Versandung desselben wenigstens zu verzögern, wurde ein Theil des Flußwassers bald nach dem Austritt des Tji-Liwong aus der Stadt in zwei besondere Betten geleitet. Diese Wasserbauten können jedoch nur für die nächste Zukunft einen ungestörten Schiffsverkehr sichern; denn in nicht allzu ferner Zeit wird die Bucht von Batavia in Folge der stetigen Anschwemmungen für Schiffe von bedeutendem Tiefgang wahrscheinlich unnahbar sein. An der Neubildung von Land haben auch die unablässig bauenden Korallenthiere einen nicht geringen Antheil, und es steht zu erwarten, daß die zahlreichen kleinen, vor der Bucht von Batavia liegenden Inseln mit der Küste von Java allmählich in feste Landverbindung treten werden.

Die Rhede von Batavia, welche von den früheren Seefahrern wegen ihrer günstigen Lage und ihrer beträchtlichen Tiefe gepriesen wurde, hat gegenwärtig eine Tiefe von höchstens fünf bis zwölf Faden, sodaß Schiffe, welche mit Ballast dort ankommen, denselben nur noch auf der Außenrhede abwerfen dürfen.

Wird der Verkehr zwischen der Stadt und den Schiffen dadurch sehr erschwert, daß die Ladung nur mit Booten gelöscht werden kann, so wird er oft durch die während der Regenzeit entstehende heftige Brandung geradezu unterbrochen, da die Boote leicht umschlagen und in den Canal nicht einlaufen können. Vor dieser Gefahr wird dann durch die auf dem Wachschiffe und auf dem Regierungsgebäude in Weltevreden, einer Vorstadt von Batavia, wehenden blauen Flaggen gewarnt.

Um nun die der Schifffahrt sich entgegenstellenden Hindernisse zu umgehen, den Verkehr zwischen den Schiffen und der Stadt von der Jahreszeit unabhängig zu machen und dem Handel Batavias einen neuen Aufschwung zu geben, hat die holländische Regierung beschlossen, östlich von der Mündung des Tji-Liwong bei Tandjong Priok einen großen künstlichen Hafen anzulegen. Die Hafenbauten haben bereits begonnen und werden wahrscheinlich bis zum Jahre 1884 beendet sein. Dieser neue Hafen, der aus einem Vor- und einem Binnenhafen besteht, ist mit Batavia durch eine beinahe acht Kilometer lange Eisenbahn mit doppeltem Schienengeleise, durch eine fünfzehn Meter breite Fahrstraße und einen Schiffscanal verbunden.

Betreten wir jetzt den Theil der alten Stadt, in welchem die Comptoire der europäischen Kaufleute und die Bureaus der Rechtsanwälte liegen, so könnten wir fast meinen, in eine holländische Stadt versetzt zu sein; denn das alte Batavia ist ganz nach dem Muster holländischer Städte erbaut. Die in geschlossenen Reihen stehenden Häuser wurden noch bis zum Jahre 1816 von holländischen Beamten und Kaufleuten bewohnt und zeigen noch heute die Spuren ihres ehemaligen Glanzes; denn nicht selten erblicken wir in denselben die kostbarsten Zimmerdecorationen, wie Stuckarbeiten und vergoldete Fensterrahmen, und in manchem sind die Hausflur und der Boden der Zimmer mit weißem Marmor belegt, der, wenn auch nur als Ballast, aus Italien eingeführt wurde.

Für ein tropisches Klima war aber die Anlage einer Stadt nach europäischem Muster ganz unzweckmäßig und das Wohnen in derselben sehr ungesund, da durch solche Bauart der Zutritt frischer Luft abgehalten wird, und so hat denn diese verkehrte Anlage von Batavia viel dazu beigetragen, daß dasselbe in Europa wegen seines ungesunden Klimas so verrufen war. Hat man doch diese Stadt oftmals wegen der großen Sterblichkeit in früherer Zeit geradezu als „das Grab der Europäer“ bezeichnet. Seitdem aber die Europäer ihre Wohnungen nach den südlich von der alten Stadt gelegenen höheren Punkten verlegten, haben sich die Gesundheitsverhältnisse wesentlich gebessert.

Wenn nämlich ein Europäer sich an eine dem tropischen Klima angepaßte Lebensweise gewöhnt, so ist er viel seltener Krankheiten ausgesetzt, als in unserem rauheren Klima; ja alle die leichteren Krankheiten, die wir Erkältungen zuschreiben, kennt man in Batavia kaum. In der ersten Zeit ihres dortigen Aufenthaltes werden freilich viele Europäer heftig vom Wechselfieber geplagt, doch treten diese Anfälle bei längerem Aufenthalte immer seltener auf, bis sie bei einer geregelten Diät gänzlich fortbleiben.

In der alten Stadt, die außer dem Stadthause, in welchem sich die Bureaux des Residenten befinden, kein einziges Gebäude von hervorragender architektonischer Schönheit aufweist, herrscht nur von früh acht Uhr bis Abends sechs Uhr ein reges Treiben; vor und nach dieser Zeit aber sind die Straßen wie ausgestorben, da dann die Europaer nach ihren schönen Landhäusern gefahren sind.

[144] Bevor auch wir die alte Stadt verlassen, wollen wir vorerst noch einen Blick in diesen ausschließlich von Malayen und Chinesen bewohnten Stadtteil werfen; denn hier haben wir Gelegenheit, ein Volksleben kennen zu lernen, wie es nur wenige andere Städte Ostasiens darbieten.

Betreten wir den seit 1740 entstandenen sogenannten „chinesischen Kamp“, der fast nur von Söhnen des himmlischen Reiches bewohnt wird, so kann unserer Aufmerksamkeit der chinesische Charakter desselben nicht entgehen; die niedrigen Häuser mit ihren gekrümmten Dächern und ihren vielen Verschnörkelungen stehen in dicht geschlossenen Reihen, und die Straßen sind meist sehr eng. Diese für ein tropisches Klima unzweckmäßige Bau-Art sowie der Umstand, daß die Chinesen in ihrer Lebensweise nicht sehr reinlich sind, mögen die Ursache sein, daß dieser Stadttheil sehr ungesund und die Sterblichkeit in demselben eine ungewöhnlich große ist.

Canal und Rhede von Batavia.
Auf Holz gezeichnet von A. Göring.

Die chinesische Bevölkerung von Batavia beläuft sich auf etwa 20,000 Seelen; im Ganzen leben übrigens auf Java ungefähr 200,000 Chinesen, was sich erklärt, wenn man erwägt, daß die chinesischen Einwanderungen nach Java schon mit dem zweiten Jahrhundert nach Chr. Geb. begonnen haben. Diese Zahl vergrößert sich aber trotz der häufigen Einwanderungen aus China nur wenig, da viele Söhne des himmlischen Reiches mit ihren auf Java erworbenen Reichthümern wieder in ihre Heimath zurückkehren und überdies keine Frauen aus China auswandern dürfen. Die Chinesen verheirathen sich daher entweder mit Malayinnen oder mit Mädchen von malayisch-chinesischer Abstammung.

Die Söhne des heiligen Reiches der Mitte spielen insofern eine wichtige Rolle im Geschäftsleben Batavias wie auch in anderen ostindischen Städten, als der Kleinhandel fast ganz in ihren Händen liegt; sie sind also die Vermittler zwischen den europäischen Großhändlern und der einheimischen Bevölkerung. Auf den Comptoiren der europäischen Kaufleute besorgen sie in der Regel die Cassengeschäfte, oder sie werden als Aufseher über die malayischen Arbeiter gesetzt. Sie sind sehr geschickte Handwerker, und es giebt wohl kein Handwerk, das sie nicht betreiben.

In dem chinesischen Viertel haben wir so recht Gelegenheit, den sprüchwörtlich gewordenen Bienenfleiß der Chinesen zu bewundern, und wir können es wohl begreifen, wie Manche unter ihnen, die ohne Mittel nach Java kamen, durch Fleiß, Ausdauer und Intelligenz sich ein bedeutendes Vermögen erwerben konnten. In Batavia und auf Java überhaupt leben einige Chinesen, die mehrfache Millionäre sind.

Die malayische Bevölkerung der alten Stadt beschäftigt sich theils mit Fischfang, theils mit Obst- und Eßwaarenhandel oder auch mit irgend einem Handwerk; viele Malayen finden auch Beschäftigung in den europäischen Handelshäusern. Wir werden übrigens noch Gelegenheit haben, dieselben als Diener in europäischen Familien oder als Kellner in Hotels kennen zu lernen. Wenden wir uns also in eine der Vorstädte und betreten wir gleich ein dort gelegenes Hôtel.

Die Hôtels sind sehr comfortabel eingerichtet und bieten alle Bequemlichkeiten, die ein Gast in einem tropischen Lande nur erwarten kann. Jeder Gast erhält ein Wohn-, und Schlafzimmer, das sich auf eine Veranda öffnet, und in jedem Hôtel sind eine Anzahl von Badezimmern stets zum Gebrauche bereit; man bezahlt für Alles den sehr mäßigen Preis von 5 Gulden (8,50 Mark) pro Tag.

[145] Die meistens weiß getünchten Landhäuser der Europäer liegen alle in schönen, mit den herrlichsten tropischen Bäumen gezierten Gärten und sind fast ausnahmslos wie nach der Schablone gebaut; sie haben wegen der häufigen Erdbeben in der Regel keine Etagen und dehnen sich statt in die Höhe in die Breite und Länge aus. Jede Villa hat eine von weißen Säulen getragene mit Marmortischen und bequemen Rohrstühlen besetzte Veranda oder Vordergallerie, auf welcher Besuche empfangen und Soireen abgehalten werden; von hier führen mehrere Flügelthüren in die großen und luftigen Zimmer. Mitten durch das Haus zieht sich ein saalähnlicher, ebenfalls möblirter Gang, die sogenannte Mittelgallerie, während sich auf der dem Garten zugewandten Seite des Hauses die sehr große Hintergallerie, der eigentliche Wohnraum der Familie befindet, wo auch gegessen wird.

Europäisches Landhaus bei Batavia.
Auf Holz gezeichnet von A. Göring.

Zu beiden Seiten des Hauses liegen noch mehrere Nebengebäude, welche der Hauptsache nach als Vorrathskammern, Küche und Badestube, sowie als Pferdestall, Wagenremise und Kutscherwohnung benutzt werden. An diese Nebengebäude stoßen die für die Familien der malayischen Diener bestimmten Bambushütten.

Die Malayen, welche von ihrer Herrschaft außer freier Wohnung monatlich 10 bis 15 Gulden Lohn erhalten, sind als Diener in europäischen Familien sehr brauchbar. Man bedient sich mit Vorliebe solcher malayischer Dienstboten, da europäische Diener mit einem so geringen Lohne nicht auskommen könnten und außerdem die Verwendung von Europäern als Diener das Ansehen der Weißen in den Augen der Malayen herabdrücken mürde.

Die Dienerschaft in einer europäischen Familie ist in der Regel sehr zahlreich; fast jedes Familienmitglied hat seinen eigenen Diener und auch für jede regelmäßig wiederkehrende Arbeit sind besondere Leute angestellt.

Das häusliche Leben der Europäer in Batavia ist im Allgemeinen etwas einförmig und spielt sich fast Tag für Tag in derselben Weise ab: man steht in der Regel früh um sechs Uhr auf, badet und nimmt dann den aus Kaffee oder Thee, kaltem Fleisch, Eiern und Käse bestehenden Imbiß ein. Um zwölf Uhr wird das stereotype Reisfrühstück servirt, bei welchem mit Wasserdampf gekochter Reis, der mit einer aus verschiedenen tropischen Kräutern und Wurzeln bereiteten gelben bitteren Sauce (Kari) übergossen wird, das Hauptgericht bildet; als Zuspeisen zum Reis ißt man mehrere auf verschiedene Weise zubereitete Fleischsorten, mit Tamarinden gebratene Hühner, gesalzene rothe Fische, spanischen Pfeffer und gebratene Bananen. Bei diesem Frühstück trinkt man in der Regel keine geistigen Getränke, da dieselben in Folge des Klimas, auch in geringer Menge genossen, eher erschlaffend als belebend wirken. Nur Sonntags wird beim Frühstück ein Glas Bier oder Rothwein mit Wasser getrunken.

Die Hauptmahlzeit, das eigentliche Mittagessen, wird in allen europäischen Familien Batavias um 7 Uhr Abends eingenommen und auch bei dieser Mahlzeit nur Rothwein getrunken. Außerhalb der Mahlzeiten trinkt man nur Eiswasser, dem die Herren gewöhnlich etwas Cognac zusetzen. Das hierzu verwendete Eis wird in Batavia selbst künstlich hergestellt und in einem besonderen Eishause aufbewahrt.

Alle Mahlzeiten werden auf der luftigen Hintergallerie eingenommen, doch ist auch hier die Hitze mitunter sehr drückend. In vielen Häusern hängt daher über dem Eßtische ein an der [146] Decke der Hintergallerie befestigter großer Fächer, Punka genannt, den ein malayischer Diener mittelst eines langen Seiles fortwährend hin- und herzieht. Die Punka besteht aus mehreren, etwa meterbreiten, in zahlreiche Querfalten zusammengelegten und an einer langen schmalen Holzleiste befestigten Streifen von Shirting oder weißer Leinwand, Durch das Hin- und Herbewegen dieses Fächers wird ein angenehmer kühler Luftzug erzeugt, und werden auch die lästigen Mücken auf diese Weise am leichtesten verscheucht.

Da es in Batavia außer den Clubs keine für Europäer bestimmten Vergnügungslocale oder Wirthshäuser giebt, so ist man dort mehr auf den Familienverkehr angewiesen; derselbe wird denn auch in einer Weise gepflegt, daß jeder Europäer gern die Gelegenheit ergreift, diese Annehmlichkeiten im Leben Batavias mitzugenießen. Ganz besonders leben die Deutschen in Batavia sehr gesellig, und einige Familien veranstalten regelmäßige Empfangsabende, an welchen alle im Hause eingeführten deutschen Landsleute als Gäste willkommen sind. In der Regel trifft man in diesen Gesellschaften auch Vertreter anderer Nationen, und gerade dieses Gemisch der verschiedensten Nationalitäten verleiht dem Verkehr in solchen Gesellschaften einen ganz besonderen Reiz, der durch musikalische Vorträge wesentlich erhöht zu werden pflegt.

Ueberhaupt wird die Musik in Batavia eifrig gepflegt, und man hat, wenn auch nur selten, Gelegenheit, in Concerten die Vorträge tüchtiger Künstler zu hören und den Aufführungen größerer Chor- und Orchesterwerke beizuwohnen. Diese letzteren werden von einer 40 Mann starken Militärkapelle, der sogenannten Stabsmusik, vorgetragen, die bisher unter der Leitung eines kürzlich verstorbenen deutschen Capellmeisters stand.

Alle Kunstgenüsse sind in Batavia freilich sehr theuer; für ein Abonnementconcert im Opernhause werden 12 Gulden (etwa 20 Mark) und für eine Opernvorstellung, welche indessen nur dann stattfinden kann, wenn eine reisende Operngesellschaft die Stadt berührt, 5 Gulden (8,50 Mark) Eintrittsgeld bezahlt. Diesen hohen Eintrittspreisen entspricht auch das Honorar der Künstler.

Neben der heiteren Kunst finden aber auch die ernsten Wissenschaften dort eine eifrige Pflege, und wir können es den Holländern zum Ruhme nachsagen, daß sie sich die Erforschung ihrer schönen Colonien sehr angelegen sein lassen. Batavia ist der Sitz mehrerer gelehrten Gesellschaften, die alle auf die Colonien bezüglichen Untersuchungen in besonderen Zeitschriften veröffentlichen. Es verdient ausdrücklich hervorgehoben zu werden, daß viele von den in holländischer Sprache geschriebenen Aufsätzen deutsche, in holländischen Diensten stehende Gelehrte zu Verfassern haben. Ich erinnere nur an die Namen Junghuhn, Reinwardt, Salomon Müller, Haßkarl, Friederich, Mayer und Andere, wie wir denn auch mit Stolz sagen können, daß viele Deutsche im holländisch-ostindischen Dienst in den verschiedensten Zweigen der Verwaltung und des Militärdienstes sehr geachtete Stellungen einnehmen, und es kühn aussprechen dürfen, daß die Deutschen sich den Holländern im indischen Archipel geradezu unentbehrlich gemacht haben.

Auch im Geschäftsleben in Batavia spielen die Deutschen eine hervorragende Rolle, und viele der dortigen großen Export- und Importgeschäfte sind in den Händen deutscher Kaufleute. Wer einmal, wenn er auch nicht Kaufmann ist, einen Einblick in den Geschäftsgang eines der großen deutschen Häuser Batavias gethan hat, muß den Leitern dieser Geschäfte seine Anerkennung zollen. Es ist zu hoffen, daß dank diesen Anstrengungen die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Niederländisch-Indien sich günstiger entwickeln und dem deutschen Namen in Batavia mehr und mehr zu Ehren gereichen werden.
Dr. Friedrich Traumüller.