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Boetticher:Dietrich, Anton

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Dietrich, Adelheid Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1891) von Friedrich von Boetticher
Dietrich, Anton
Dietrich, Franz
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[224] Dietrich, Anton, Historienmaler, geb. zu Meissen am 27. Mai 1833,[WS 1] trat 1847 in die Kunstakademie zu Dresden und nach Beendigung der dortigen Studien in das Meisteratelier, Bendemann’s, das er indess nach einem Jahr mit dem Atelier J. Schnorr’s v. Carolsfeld vertauschte. Er unterstützte darauf den[WS 2] Maler K. v. Binzer bei Ausführung von Wandgemälden auf dem gräfl. Hohenthal’schen Schlosse Dölkau, wodurch er mit der Fresco- u. Temperamalerei vertraut wurde. Den Winter darauf verbrachte er mit Binzer in Weimar, machte hier die Bekanntschaft mit Genelli, Preller, Wislicenus u. a. Künstlern und malte ein Oelg. „Das Opfer Abraham’s“, welches die Herzogin von Sagan erwarb. Im folg. Sommer beschäftigten Binzer und ihn wiederum die Arbeiten in Dölkau. Auf Anregung des Bildhauers Prof. Hähnel in Dresden beschloss D., sich an der dortigen Concurrenz um das gr. akad. Reisestipendium zu bewerben, zu welchem Zweck er wiederum in das Atelier Schnorr’s trat, wo er einen gr. Carton „Rudolf von Habsburg an der Leiche Ottokars von Böhmen“ und ein Portr. seiner künftigen Frau malte, durch welche und andere Arbeiten er den Preis errang. Er begab sich darauf 1859 zunächst nach Düsseldorf, wo er über ein Jahr ohne Meister arbeitete. Auf seiner 1861 angetretenen ital. Reise verweilte er besonders längere Zeit in Pisa, Florenz und Rom. Seinen Rückweg nahm er über München, wo er die monument. Werke des Cornelius, Schnorr u. A. kennen lernte. Nach seiner Heimkehr liess er sich in Dresden als selbstständiger Künstler nieder. 1881 wurde er zum Ehrenmitgliede der Dresdner Kunstakademie ernannt.

1. Selbstportrait. Unter Bendemann’s Leitung.
2. Genoveva im Walde. Im Atelier Schnorr’s gem. Angek. vom S. KV.
3. Christus und Johannes. Aquar. – Dresd. ak. KA. 60.
4. Der Sieg. Allegor. Figur.
5. Der Glaube. Allegor. Figur.
6. Die Kraft. Allegor. Figur.
4–6 Entwürfe zu Fresken im Schlosse zu Dölkau. – Dresd. ak. KA. 60.
7. Opfer Abraham’s. In Weimar gem. E: Herzogin von Sagan.
8. Rudolf von Habsburg an der Leiche Ottokar’s von Böhmen nach der Schlacht auf dem Marchfelde 1278. Carton. – Dresd. ak. KA. 60; Berl. ak KA. 68.

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9. Portr. der spätern Frau des Künstlers.
10. Faust sieht Gretchen im Kerker wieder. In Düsseldorf gem. und verkauft. Gelangte nach dem Tode der Besitzerin an einen Kunsthändler, der es nebst anderen Bildern nach Bremen sandte, wo es in einem Lagerraum verbrannte. – Dresd. ak. KA. 62.
11. Der verratene und verleugnete Heiland. Ein Bild, das, vor den Wandgemälden in der Dresdner Kreuzschule begonnen n. nach 6jähr. Unterbrechung vollendet, ohne vorherige Ausstellung nach England verkauft wurde.
12. Madonna. – Dresd. ak. KA. 64. Dort verkauft.
13. Wandgemälde in der Aula der Kreuzschule in Dresden. Als Fresko ausgeführt im Auftrage des Rats auf Kosten der Dr. Güntz-Stiftung während der sechs Jahre 1868–73. Als Grundgedanke der Compositionen kommt die Aufgabe der Schule: sittliche und geistige Bildung, in den bedeutendsten Vertretern beider vom Altertum bis auf die Neuzeit zur Darstellung.
1) Das Opfer Abraham’s. (Liebe zu Gott). Darunter: Die Mosaische Zeit mit Moses, umgeben von den Erzvätern, Königen, Helden u. Propheten.
2) Sokrates nimmt den Giftbecher. (Liebe zur Wahrheit). Darunter: Die Zeit des class. griech. Altertums mit Homer, umgeben von den hellen. Dichtern, Geschichtsschreibern, Rednern, Philosophen, Künstlern etc.
3) Curtius opfert sich für’s Vaterland. (Liebe zum Vaterlande). Darunter: Die Zeit des class. röm. Altertums mit Caesar, umgeben von Rechtsgelehrten, Geschichtsschreibern, Rednern, Philosophen, Künstlern etc.
4) Luther auf dem Reichstage zu Worms. (Geistiger Mut). Darunter: Christus inmitten seiner Jünger.
Es schliessen sich daran: 5) Die Zeit Karl’s des Gr., 6) Die Zeit der Kreuzzüge, 7) Die Zeit der Reformation und 8) Die Neuzeit in Gruppen ihrer vorzüglichsten Repräsentanten.
Ueber dem Haupteingange der Aula befindet sich das Bild der „Schule“, eine auf Wolken thronende weibl. Gestalt mit Sternenglorie, Jünglinge belehrend.
Die Cartons zu diesen Fresken waren auf der Dresd. ak. KA. 66 und auf d. 3. allg. d. KA. zu Wien 68.
14. Das Abendmahl. Für die Zuchthauskirche zu Waldheim i. S.
15. Die Himmelfahrt. Für die Anstaltskirche zu Hohenstein i. S.
16. Cyclus von 7 Darstell. aus d. Leben Otto’s d. Gr. Halblebensgr. Gestalten. Cartons.
17. Christus am Teiche Bethesda, den Lahmen heilend. Aquar. Privatbesitz.
18. Die Kreuzigung Christi. Aquar. Von einem Kunsthändler erworben.
19. Gesch. der phys. Weltanschauung, in 8 Abteil. Nach Humboldt’s „Kosmos.“ Aquar. Von einer engl. Dame erworben.
20. Homer, dem Volke singend. Aquar.
21. Columbus, vom Schiffe aus Amerika erblickend. Aquar.
20 u. 21 von einem Kunsth. angekauft.
22. Wandgemälde für die Aula des Johanneums in Zittau. In Wachsfarben ausgeführt im Auftrage d. K. S. Minist. des Innern. Gegenstand der Darstellung: Das Christentum als Vermittler der Cultur des Altertums und der neuern Cultur. Auf der einen Seite der Aula in allegor. Gestalten:
1) Aegypten, die Ausgangsstätte der Cultur,
2) Griechenland, die classische Zeit; auf der andern Seite der Aula:
3) Italien, die Zeit der Renaissance, und
4) Deutschland, die Neuzeit darstellend.
Zwischen diesen Bildern als Hauptgemälde: „Paulus predigt in Athen“, mit einem reliefartigen Predellenfriese, auf welchem je eine culturhist. Darstellung aus d. Altertum, dem Mittelalter und der Neuzeit.
Die Farbenzeichnung der Composition, dem ak. Album der durch den Kunstfonds gestifteten Werke angehörig, bef. sich auf d. Dresd. ak. KA. 78.
23. Wandgemälde in der Albrechtsburg zu Meissen. In Wachsfarben ausgeführt im Auftrage des K. S. Finanzministeriums.
A. Im sogen. Kirchensaale:
1) Die Gründung der alten Burg durch Heinrich I. 930.
2) Die Verteidigung der Burg mit Hilfe tapferer Frauen gegen Herzog Mesico von Polen 1015.
3) Der Einzug des Markgrafen Konrad von Wettin in die Burg 1127.
B. Auf den Wänden der Fensternischen und auf d. Wandfläche unter d. Trompeterstuhl desselben Saales: die überlebensgr. Bilder der Wettiner mit ihren Gemahlinnen vom Sohne Konrad’s bis zum Vater der beiden Erbauer des neuen Schlosses, und zwar:
4) Albrecht d. Reiche † 1190 und Hedwig von Brandenburg;
5) Albr. d. Stolze † 1195 und Sophie von Böhmen;
6) Dietrich der Bedrängte † 1221 und Jutta, die Erbin Thüringen’s;
7) Heinrich der Erlauchte † 1288 und eine seiner Gemahlinnen;
8) Albrecht II. † 1314 und Margareta, Tochter Kaiser Friedriche II.;
9) Friedrich der Gebissene † 1324 und Agnes von Kärnten;
10) Friedrich der Ernsthafte † 1349 und Mechthild von Bayern;
11) Friedrich der Strenge † 1381 und Catharina von Henneberg;
12) Friedrich der Streitbare † 1428 und Catharina von Braunschw.-Lüneburg;
13) Friedrich der Sanftmütige † 1464 und Margareta von Oesterreich.
C. In der Capelle, auf den Eingangswandungen:
14) Otto d. Grosse als Stifter des Bistums Meissen, und
15) Bischof Benno, als populärster Bischof des Stiftes Meissen; beide altertüml. gehalten.
24. Sieg Otto’s d. Gr. über die Hunnen auf dem Lechfelde 955. Blieb unvollendet.
25. Tilly’s Einzug in Magdeburg 1631. Unvollend.
24–25 Meissner A. von Werken dort. Künstler, Herbst 87.
26. Die Kinder Dietrich’s besuchen ihn im Atelier.
27. Wandgemälde im K. Polytechnicum zu Dresden: „Die Taten des Prometheus als sinnbildlicher Gestalt des schöpferischen Menschengeistes“. 6 Wandgem. und ein Deckenbild. Wandgemälde: Prometheus bringt der Menschheit das Feuer; lehrt den Gebrauch des Hebels als Seele der Maschine; lehrt Schmieden und Spinnen, Bauen, Brücken schlagen und die Dampfkraft dem Wohl der Menschheit unterordnen, die sich auf realen Gebieten zu immer grösserer Vollkommenheit entwickelt. Deckenbild (Rundgem. auf Lwd.): Der auf Wolken sitzenden allegor. Gestalt der „Wissenschaft“ ist die geflügelte „Kunst“ genaht, sie mit dem Weihekuss begrüssend. Der Cyclus wurde im Herbst 73 vollendet.

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28. Lady Macbeth, nachtwandelnd, auf der felsigen Umgebung der Burg. Ueberlebensgr. Figur. – Dresd. ak. KA. 84.
29. Cartons zu Glasgemälden für den im. J. 1215 erbauten Dom zu Riga. In der Apsis: 1) Moses und Elias. 2) Petrus und Paulus. In drei Seitencapellen rechts: 1) Die Geburt Christi, 2) Die Taufe, 3) Die Bergpredigt, 4) Das Abendmahl, und 5) Die Kreuzigung, denen ein sechstes Bild „die Auferstehung“ folgen soll. Die Cartons entstanden 1884–87, die Glasmalerei wurde im Atelier von B. Urban in Dresden ausgeführt. In einer Seitencapelle links: Die Begrüssung des Schwedenkönigs Gustav Adolf nach Einnahme der Stadt durch den Superintendenten Herrmann Samson am Domtor, 15. Sept. 1621. Der Carton entstand 1885–86, die Glasmalerei erfolgte in der Mayerschen Hof-Kunstanstalt zu München.
30. Cartons zu Glasgemälden im Chor der amerik. Kirche zu Dresden, 1885: Verkündigung, Geburt Christi, Christus am Oelberge, Grablegung, Auferstehung, Himmelfahrt.
31. Zwei friesartige Compositionen für die Kirche zu Leisnig i. S.: 1) Die Anbetung der Weisen, 2) Christi Einzug in Jerusalem. Die Cartons waren im Sommer 85 vollendet, die Ausführung auf Lwd. 86.
32. Petrus auf dem Meere durch den Heiland vor dem Versinken gerettet. Altarbild für Bodin, Mecklenburg.
33. „Kommet her alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Dreiteil. Altarbild für die Kirche zu Buchholz i. S. Den mit ausgebreiteten Armen stehenden Heiland umgeben auf der einen Seite 11, auf der andern 8 lebensgr. Figuren. Auf den Flügeln ein stehender Engel mit der Hostie und einer mit dem Kelch, als den Symbolen der Erquickung auf Erden. Im Juni 88 vollendet und vier Tage im Atelier des Künstlers öffentl. ausgestellt. – Berl. ak. KA. 88, Abb. im Kat.

Nachträge und Berichtigungen

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[970] Dietrich, Anton, in Dresden, geb. zu Meissen am 27. Mai 1833.

a) Christus am Kreuz. Gr. Altarbild für die Kreuzkirche in Dresden, aufgestellt im Juni 1892.
b) „Herr erbarme Dich unser!“ Kranke u. Trostbedürftige neben dem vor einer Waldkapelle stehenden Heilande. – Dresd. ak. KA. 94. D. ist seit 1. Dec. 94 Prof. an der Leipz. Kunstakademie.
c) „Kommet zu mir Alle!“ Christi Bergpredgt. Altarbild für die neue Trinitatiskirche zu Dresden 1894.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: S. 224 b, Z. 18 v. o. lies 1833 statt 1733.
  2. Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: S. 224 b, Z. 23 v. o. lies den statt die.