Boetticher:Matejko, Ján (eigentlich Johann Aloisius)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Massaux, Léon-Charles Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Matejko, Ján (eigentlich Johann Aloisius)
Mathes, Nicolaus
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

[947] Matejko, Ján (eigentlich Johann Aloisius), poln. Historienmaler, geb. zu Krakau am 31. Juli 1838, gest. daselbst am 1 Nov. 1893, war 7 Jahre lang Schüler der Kunstschule seiner Vaterstadt, wo er ein Stipendium errang, das ihm 1858 die Fortsetzung seiner Studien in München gestattete. Obgleich hier dem Vorbereitungscursus zugeteilt, erhielt er doch bald für eine Oelfarbenstudie eine Medaille. Nach 10 monatlichem Aufenthalt in München kehrte er in die Heimat zurück. Auf der Wiener Akad. studirte er nur zwei Monate, Mitte Mai bis Mitte Juli 1860, unter Prof. Ruben u. begann darauf als selbstständiger Künstler in Krakau die lange Reihe seiner meist der Geschichte seines einst mächtigen Vaterlandes entlehnten Darstellungen. Nachdem er einen Ruf als Director der Prager Akad. abgelehnt, wurde ihm 1873 eine Professur u. die Direction der reorganisirten Krakauer Kunstschule übertragen, die durch ihn zur Blüte gelangte. Matejko machte wiederholt Reisen nach Deutschland, Frankreich, Italien, Russland u. der Türkei. Er ist Mitgl. der Berliner Akad. (seit 1874), corresp. Mitgl. der Akad. des beaux-arts, Mitgl. der Raffael-Akad. zu Urbino (seit 1878), Ehrenmitgl. der Wiener Akad. u. der Genossenschaft der Künstler Wien’s. 1875 wurde eine Denkmünze auf ihn geprägt, am 29. Oct. 1878 zu Krakau eine gr. Ovation ihm veranstaltet. Am 14. Juni 1887 verlieh die Jagiellonische Universität zu Krakau ihm die Doctorwürde h. c. Med. Par. Salon 65; Med. I. 67; Oesterr. gold. Med. 67. Eine Ausstellung seiner Werke fand zur Feier seines 25 jähr. Künstlerjub. 1883 zu Krakau statt, der in der Wintersaison 1893/94 eine zweite im Krakauer National-Museum folgte.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Jugendarbeit des 14jähr. Knaben: „Einzug des hohen Gastes“ (des Kaisers Franz Joseph in Krakau 1852).
2. Die Vergiftung Barbara Radziwill’s durch die Königin Bona Sforza 1551. Abb. im „Matejko-Album“.
3. Der Zar Was. Szujski, vom Feldherrn Zolkiewski vor den König Sigismund III. geführt. M.’s erstes grösseres Bild, angekauft von einem Fischer Golemberski. Ein Bild „Die Gefangennahme des russischen Zaren durch den poln. Hetman Zolkiewski“ befand sich auf der Matejko-Ausstell. im Krakauer Nat.-Museum, Winter 1893/94.
4. Gustav Adolf vor dem Sarge des Könige Wladislaw. Angek. vom Krakauer KV.
5. Sigismund der Alte erteilt den Krakauer Univ.-Professoren adlige Rechte. Jetzt in der Jagiellonischen Bibliothek zu Krakau.
6. Johann Kasimir vom Bielanyer Kloster dem Stadtbrande zusehend. Angefangen unter Prof. Ruben auf der Wiener Akad. 1860. Abb. im „Matejko-Album“.
7. Des Jesuitenpaters Skarga Predigt vor der Reichstagssitzung, in Gegenwart König Sigismund’s III. (prophezeit Polen’s Untergang). E: Graf Potocki, Warschau, gest. von H. Redlich. Abb. „Kunsthistor. Bilderbogen“ Nr. 288. – Par. Salon 65; Wiener WA. 73; Posener Matejko-A. 84; Berl. int. KA. 91.
8. Wladislaw der Weise, Herzog v. Gniewkowo, wird von einem Gesandten des poln. Adels aufgefordert, das Kloster St. Benigne zu Dijon zu verlassen u. seine Ansprüche auf den poln. Thron geltend zu machen, 1374. – Oesterr. KV. 67.
9. Der Reichstag zu Warschau 1773. Der Landbote Reytan wirft sich aus Schmerz über den Beschluss des Reichtages am Ausgang des Saales zu Boden. Der Reichsmarschall Poninski befielt dessen Verhaftung. h. 2,90, br. 4,90. E: Hofmuseum Wien, angekauft vom Kaiser Franz Joseph auf der Pariser WA. 67.
10. Der Alchemist Sendziwoj zeigt dem Könige Sigismund u. dessen Hofe die Verwandelung von Erz in Gold, 1630. Bez. m. Monogr. Holz. h. 0,72. br. 1,28. Aus d. Galerie Oelzelt, welche im Nov. 78 in Wien versteigert wurde. – Oesterr. KV. 67; Dresd. ak. KA. 68.
11. Stanczyk, Hofnarr u. Geh.-Secretair König Sigismund’s I. v. Polen, erfährt während eines Festes im Schlosse zu Krakau die Einnahme der Grenzfestung Smolensk, findet jedoch den Mut nicht, die Unglücksbotschaft dem Könige zu melden. Abb. im „Matejko-Album“. – Oesterr. KV. 67.
12. Verlesen eines Todesurteils. (1867). E:F. Gebethner’s Erben, Krakau. – Berl. int. KA. 91.
13. Die Union Polen’s u. Litauen’s wird auf dem gemeinsamen Reichstage zu Lublin, 11. Aug. 1569, vom Könige Sigismund August u. den Grosswürdenträgern beschworen. Angekauft für d. Galicische Landtagsgebäude. Kupferstich von H. Redlich. Abb. im „Matejko- Album“, „Illustr. Z.“ 70 u. „Meisterw.“ I. – Ausgestellt im Wiener Künstlerhause, Nov. 69; Par. Salon 70; Wiener WA. 73; Par. WA. 78.
14. Kindergruppe. (Die Kinder des Künstlers). Ausgestellt im Wiener Künstlerhause 70. Ein Bild „Portrait seiner Kinder“, zweier Mädchen, 1879 gemalt, im Holzschn. in „Zeitschr. f. b. K.“ 90, war auf der im Dzialinski’schen Palais zu Posen im Juni 84 stattgefundenen Matejko-Ausstellung, woselbst sich auch das Portr. seines Sohnes befand.

[948]

15. Stephan Bathory empfängt als Sieger im Lager von Pskow die vom Legaten Gregor’s XIII. geführte Gesandtschaft des Zaren Iwan des Grausamen. Vollendet 1872. – Oesterr. KV. 72; Wiener WA. 73.
16. Vermauerung des Maciej Borkowicz. (1872). E: Fürst M. Czartoryski, Krakau. – Berl. int. KA. 91.
17. Bildn. des Astronomen Kopernicus. Für dessen am 19. Febr. 1873 zu Thorn begangene 400jähr. Geburtsfeier. – Wiener WA. 73.
18. Einsegnung der grossen von Hans Beham gegossenen Sigismundsglocke zu Krakau unter Beteiligung des Königs Sigismund’s I. u. seiner Gemalin, der ital. Prinzessin Bona, im Frühjahr 1521. – Oesterr. KV., Anfang 75; Par. WA. 78.
19. Iwan der Grausame am Hinrichtungsplatze zu Moskau. Gegenstück zum „Bathory in Pskow“. 1875 gem.
20. Ermordung des Königs Przemislaw durch die Brandenburger zu Rogozna im J. 1296. – Ausstell. im Wiener Künstlerhause, Sept. 75.
21. Johann Wilczek während der Belagerung des Augustinerklosters in Trebitsch gegen Matthias Corvinus. – JA. der Ges. zur Pflege der schönen Künste zu Krakau 76.
22. Wenzel Wilczek. (Führte das Heer Georg’s v. Podiebrad 1468 nach Niederösterreich). E: Graf Joh. Nep. Wilczek. – Wiener JA. 77; Par. WA. 78.
23. Die Schlacht auf dem Grünfeld bei Tannenberg, 15. Juli 1410. Sieg des litauisch-polnischen Heeres über den deutschen Orden. Jetzt im Krakauer KV. Ausgestellt im Wiener Künstlerhause, Ende 78; Par. Salon 80.
24. Die Niederlage bei Varna 1444. Die Polen unter ihrem j. Könige Wladislaw von den durch Friedensbruch herausgeforderten Türken geschlagen. Anfang 1879 in Krakau ausgestellt; Oesterr. KV. 80.
25. Zusammenkunft der Söhne Boleslaw’s III. von Polen nach zweijähriger Fehde, Anfang des 12. Jahrh. – Ausgestellt im Wiener Künstlerhause 80.
26. Die Zusammenkunft Kaiser Maximilians I. mit den Jagiellonenkönigen Sigismund I. v. Polen u. Wladislaw v. Ungarn u. Böhmen bei Wien 1515. Gem. 1880. Vom Künstler dem am 2. Sept. 1880 ihn besuchenden Kaiser v. Oesterreich als Geschenk dargebracht. – Oester. KV. 80.
27. Der Huldigungseid Preussen’s zu Krakau. Der letzte Grossmeister des deutschen Ordens, Herzog Albrecht v. Brandenburg, empfängt von seinem Oheim, dem Polenkönige Sigismund I., das Herzogtum Preussen als Lehen, 10. April 1525. Vom Künstler seiner Vaterstadt Krakau geschenkt. Das tendentiöse Bild war vom akad. Senat für die gr. gold. Med. vorgeschlagen worden, der Vorschlag erhielt jedoch nicht die kaiserl. Bestätigung. E: Nat.-Mus. Krakau. – Wiener KA. im Gebäude der Gartenbaugesellschaft, Herbst 82; Berl. ak. KA. 84.
28. Die Republik Babin. Darstellung eines im 16. Jahrh. gegründeten humorist. Gelehrtenvereins.
29. Johann Sobieski vor Wien 1683. Der König zu Pferde überreicht dem Krakauer Domherrn die Siegesmeldung an den Papst. Der Künstler widmete das Bild der polnischen Nation mit dem Wunsche, dass es dem Papst verehrt würde. Leo XIII., der es durch eine polnische Deputation, in welcher sich auch Matejko befand, am 16. Dec 1883 erhielt, hat ihm in der vaticanischen Galerie nächst den Stanzen Raffael’s einen Ehrenplatz eingeräumt.
30. Portr des Dr. med. Dietl, Bürgermeisters von Krakau. E: Magistrat zu Krakau. – Berl ak. KA. 84; Krakauer Matejko-A., Juni 84.
31. Der Kosak Wernyhora, inmitten eines Kreises von Zuhörern sitzend, verkündet denselben die Schicksale Russland’s u. Polen’s. Mitte des 18. Jahrh. Das Bild wurde 1884 vollendet. Abb. „Illustr. Z.“ 85 u. „Meisterw.“ VIII. – Ausgestellt in Krakau 84, in Posen 84, auf der Berl. ak. KA. 84, im Oesterr. KV. 87.
32. Gefangennahme des poln. Kronprätendenten Erzherzogs Maximilian III. von Oesterreich durch den poln. Congresskanzler Jan Zamoyski 1588. – Ausgestellt im poln. Nat.-Museum zu Krakau 84.
33. Der Dichter Kochanowski an der Leiche seines lieben Töchterleins Urszula, das er auf’s Haupt küsst. h. 0,98, br. 1,22. Aus d. Gal. C. H. Schöffer in Hamburg auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 7. Oct. 84.
34. Der triumphirende Einzug der Jungfrau v. Orleans in Reims 1429. Bez: Jan Matejko p. 1886. – Berl. Jub.-A. 86; Oesterr. KV., Anfang 87; Münch. Jub -A. 88.
35. Grundsteinlegung der Kirche zu Jwonicz 1226. Altarbild für die Kapelle daselbst – Lemberg, perm. A. der Gesellschaft der Kunstfreunde, Frühj. 87.
36. Ein Lied. War im Besitz des Kronp. Rudolf v. Oesterreich. – Wiener Jub.-A. 88.
37. Portrait eines Mädchens. –Wiener Jub.-A. 88.
38. Koscinszko nach der Schlacht bei Raklawice, 4. April 1794. Enthusiastische Begrüssung des Feldherrn nach seinem mit 4000 Milizen über 12000 Russen erfochtenen Siege. 1888 vollendet E: Nat.-Museum in Krakau. Die Mittelgruppe u. ein sterbender Krieger abgebildet in „Zeitschr. f. b. K.“ 90; die Mittelgruppe „Moderne Kunst“ VIII. – Ausgestellt im Wiener Künstlerhause, Ende 88; Par. WA. 89.
39. Der Wojwod Peter Dunin führt den Orden der Cistercienser in Polen ein. Zur Folge von Gemälden aus der Gesch. der Civilisation in Polen. – Krakauer Ausstell. der schönen Künste, Herbst 88.
40. Die Aufnahme der Jaden in Polen 1096. Die aus Deutschland geflüchteten bringen dem ihnen Schutz verheissenden Könige Wladislaw Hermann ihre Huldigung dar. Bez: Jan Matejko 1889. Länge des Bildes etwa 2 Meter. Figuren ⅓ Lebensgr. E: Reichstagsabg. Dr. A. Rapoport, Wien, seit Anfang 90.
41. Vermälung des Königs Kasimir Jagiello mit der Erzherzogin Elisabeth im J. 1453. Hochzeitsgeschenk für die Erzherzogin Marie Valerie vom galizischen Landesausschuss. 1890 vollendet.
42. Portr. des Grafen Tarnowski in der Amtstracht des Rector magnificus der Universität Krakau. – Lebensgr. halbe Figur. Bez: JM. P. 1890. – Berl. int KA. 91.

[949]

43. Zwölf Oelskizzen zur Gesch. der Civilisation in Polen:
1) Einführung des Christentums.
2) Krönung des ersten Königs.
3) Aufnahme der Juden.
4) Der erste Landtag in Leczyca. Gesetzsammlung Unterdrückung des Räuberwesens.
5) Die Niederlage von Liegnitz. Wiedergeburt.
6) Abermalige Besetzung des Ruthenenlandes. Reichtum u. Aufklärung.
7) Die Universität erhält durch deren Verlegung nach Krakau eine neue Grundlage.
8) Die Bekehrung Litauen’s zum Christentum.
9) Der Einfluss der Universität auf das Land im 15. Jahrh. Neue Bahnen. Hussitentum u. Humanismus.
10) Das goldene Zeitalter der Literatur im 16. Jahrh. Die Reformation. Der Sieg des Katholicismus.
11) Die Macht der Republik im Höhepunkte. Die goldene Freiheit. Königswahl.
12) Die Constitution vom 3. Mai 1791. Der vierjährige Landtag. Die Unterrichtscommission. Die Teilung. – Wiener JA. 90.
44. Ladislaw der Weise, König v. Polen, im Gefängniss. E: Z. Puslowski. – Berl. int. KA. 91.
45. Damenbildniss (Gräfin Potocka). – Münch. JA. 92.
46. Erklärung der poln. Constitution vom 3. Mai 1791. E: Landtagsgebäude Lemberg. Abb. „Kunst f. Alle“ 92. – Münch. 6. int. KA. 92, Abb. im Kat.
47. Portr. einer j. blonden Frau in purpurfarbenem Sammtkleide. – Berl. KA. von Werken lebender Mitgl. der Akad. d. K., Weihnachten 93.
48. Selbstbildniss des Künstlers.
49.–56. unter den Werken Matejko’s auf der Ausstell. im Krakauer Nat.-Museum, Wintersaison 1893/94:
49. Jan Kasimir vor der Schlacht 1656 in der Cathedrale zu Lemberg ein Gelübde ablegend. Halbvollendetes Gem., dessen Ausführung der Tod des Meisters verhinderte. h. 3,00, br. 2,00. Jetzt im Krakauer Tuchhause für ein Matejko-Mus. aufbewahrt.
50. Die Krakauer Universität im 15. Jahrhundert. In dem architektonisch erhaltenen Hofbau der Jagiellonischen Univ.-Bibliothek eine Reihe der grössten polnischen u. ausländischen Gelehrten u. Dichter, die damals zur ältesten Hochschule Polen’s Beziehungen hatten. Das in den Details unvollendet hinterlassene Bild war vom österr. Cultusministerium für den Festsaal des neuen Univ.-Gebäudes bestellt worden.
51. Die Vertreibung der Juden aus Krakau 1494.
52. Die Krakauer Studentensecession 1549.
53. Das Autodafé des lutherischen Gemeindegutes in Krakau 1587.
54. Die Thronentsagung Jan Kasimir’s 1668.
55. Meister Twardowski’s Zauberkünste.
56. Polonia. Allegorische Skizze aus d. J. 1861.
47–56 ausgestellt im Krakauer Nat.-Mus., Winter 1893/94.

II. Zeichnungen, Cartons, Aquarelle.[Bearbeiten]

1. „Polen’s Könige u. Herrscher. Portraitgalerie nach Original-Zeichnungen von Jan Matejko. Mit histor. Einl. von Stanislaus Smolka, Prof. der Gesch. an der Krakauer Universität“. (Dargestellt in 40–50 Heliogravüren, Format 0,31:0,41.) Wien, M. Perles Verlag, 1890.
2. König Johann Sobieski erobert eine türkische Fahne. Aquarell. Bez: J M. 31/12 P. 1880. h. 0,43. br. 0,325. E: Hofmuseum Wien.
3. Entwürfe u. Cartons für die polychrome Ausmalung der kürzlich restaurirten gotischen Marienkirche zu Krakau.

Vgl. „Jan Matejko. Biograph. Skizze von Leonard Lepszy. Mit Illustrationen“ (Zeitschr. f. bild. K. 90), u. „Polnische Kunst. Von Ignaz Suesser“ III. u. IV. („Kunst-Salon“, Berlin, Dec. 93 u. März 94).