Boetticher:Neher, Michael

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Neher, Bernhard Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1898) von Friedrich von Boetticher
Neher, Michael
Neide, Emil
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[132] Neher, Michael, Genre- u. Architecturmaler, geb. zu München am 31. März 1798, gest. daselbst am 4. Dec. 1876, gehört einer Biberacher Malerfamilie an, aus der mehrere tüchtige Künstler hervorgegangen. Den ersten Zeichnenunterricht erhielt er von einem Bekannten seines Vaters, dem Maler Mitterer, trat 1813 in die Münch. Akad., die er vor Ablauf des dritten Studienjahres verliess, um sich unter dem Hofmaler Matthias Klotz weiter zu [133] bilden, u. wurde dann Schüler Angelo Quaglio’s, der ihn mit Decorationsmalerei für das Hoftheater beschäftigte, das zwei Jahre darauf einem grossen Brande zum Opfer fiel. Im Zweifel, welchem Zweige der Malerei er sich zuwenden sollte, versuchte er sich mit Erfolg in der Portraitmalerei, die ihm in Trient, Mailand u. Triest während der drei nächsten Jahre die Mittel zur Reise nach Rom bot, wo Heinrich Hess sich seiner fördernd annahm. Er war es, der den nun 22jährigen Künstler zur Architecturmalerei als dessen eigenstem Berufe hinleitete.

Nach dreijährigem Aufenthalt in Rom 1823 wieder in München, erhielt Neher die Stelle eines Conservators des Kunstvereins, die ihm zwar keine Einnahme, doch Zeit zur Ausübung seiner Kunst gewährte. Seinen wachsenden Leistungen dankt er denn auch seine Berufung, die vom Kronprinzen Max wieder aufgebaute Burg Hohenschwangau mit Wandgemälden nach Entwürfen Chr. Ruben’s, Schwind’s, Gassen’s und Schwanthaler’s auszuschmücken, Arbeiten, welche erst im Frühjahre 1837 beendet wurden.

In München wendete sich Neher nun ausschliesslich der Architecturmalerei zu, welche in ihm bald einen ihrer berufensten Vertreter fand. Auf häufigen Studienreisen, deren eine, 1855, ihn rheinahwärts u. nach Belgien führte, sammelte er die zahlreichen Motive zu seinen Rathäusern, Burgen u. Domen, die er, durch eine stets angemessene Staffage belebt, in sorgsamster Weise ausführte. So wurde er namentlich einer der treuesten Schilderer altdeutschen Städtelebens. Er war Ehrenmitglied der Münchener Akademie.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Römische Geflügelhändler, ihr Geflügel in die Stadt treibend. Bez: Roma 1825. h. 0,63, h. 0,52. E: Neue Pin. München.
2. Des Vaters Heimkehr von der Jagd. Tracht von Subiaco bei Rom. – Berl. ak. KA. 26.
3. Almosenspende. Vor einer Klosterpforte verabreicht ein Kapuziner den Armen die Suppe.
4. Ein Gioncataro hält vor einem Hause in Tivoli Buttermilch feil.
5. Ein Mutter mit dem Säugling an der Brust sitzt unter der Arcade eines Hauses, neben ihr ein Korb mit Früchten. Vor ihr steht ein spinnendes Mädchen, das Kind betrachtend.
3–5 Münch. KV. 26.
6. Fischmarkt in Rom. h. 0,60, br. 0,35. E: Landgraf v. Hessen, Schloss Phillippsruhe. – Münch. KA., Oct. 29; Berl. ak. KA. 34; Hanauer A. a. Privatbesitz, Juni 94.
7. Marktplatz von Olevano. Bez. m. Monogr. Auf Blech. h. 0,30, hr. 0,24. E: Städt. Museum Leipzig, Verm. Frau Geh.-Rat Prof. Hänel 1822.
8. Strasse in Tivoli. Mehrere Personen sind um einen Guckkasten versammelt. – Hannov. KA. 33, angek. für die Verlos.
9. Scene aus Italien. Ein Mönch vor einer Kapelle.
8 u. 9 Berl. ak. KA. 30.
10. Viehmarkt in Rom. – Berl. ak. KA. 32.
11. Marktplatz in Perugia. – Münch. KV. 33, angek. von demselben.
12. Architecturbild, Strassenscene in Italien. 1833. b. 0,595, br. 0,47. E: Samml. Kabrun, Stadt-Museum Danzig.
13. Die Tillykapelle bei Altenötting. Spitzbogenstil. – Münch. KV. 37.
14. Schloss Trausnitz bei Landshut. E: Fürst Thurn u. Taxis. – KV. Magdeb., Halberst., Halle u. Braunschw. 38; Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.
15. Das Innere einer alten Kapelle auf der Trausnitz bei Landshut. Bez. 1838. h. 0,70, br. 0,57. E: Neue Pin. München.
16. Kirche einer süddeutschen Stadt. Bez. mit Monogr. MN 1838. E: Kunsthalle Hamburg. Aus dem Vermächtniss H. Hesse 1849.
17. Das Kreuztor zu Ingolstadt – Münch. KV. 39.
18. Das Rathaus zu Ulm. – Hannov. KV., Anfang 40.
19. Die Pfarrkirche zu Wasserburg. – Münch. KV., April 40. Ein Bild „Pulverturm bei Wasserburg“ befindet sich in der Galerie der Kunstfreunde zu Prag; ein Bild „Motiv aus Wasserburg“ war im Münch. KV., Anfang 73.
20. Ansicht des ehemal. Larosée-Turmes an der Residenz-Schwabingerstrasse in München im Jahre 1842. Bez. 1842. h. 0,62, br. 0,84.
21. Ansicht des ehemal. Einlasstores an der Blumenstrasse in München im Jahre 1842. Bez. 1842. h. 0,62, br. 0,84.
20 u. 21 in der Neuen Pin. zu München.
22. Der ehemal. Residenzflügel in München dem Hofgarten zu, im Jahre 1843. Bez. 1843. b. 0,65, br. 0,84. E: Neue Pin. München.
23. Der Dom zu Regensburg. – Durch den Münch. KV. 1844 an Restaurateur Boitel in München.
24. Der Pulverturm in Bretten. Bez: M. N. 1845. h. 0,528, br. 0,417. E: Rudolphinum Prag.
25. Die gotische Frauenkirche zu Esslingen. – Rhein. KV. 47.
26. Die Teynkirche in Prag. h. 019, br. 0,23.
27. Die St. Veitskirche auf dem Hradschin in Prag. h. 0,68, br. 0,59.
26 u. 27 in der Neuen Pin. zu München. – Münch. KV. 66.
28. Die St. Martinskirche in Braunschweig. h. 0,43, br. 0,35.
29. Die Klosterkirche zu Bebenhausen bei Tübingen. Bez. 1848. h. 0,49, br. 0,59.
30. Das Rathaus zu Nördlingen. 1848 gemalt. h. 0,48, br. 0,585. E: Senator Ed. Johns, Hamburg. – Hamb. A. a. Privatbesitz 79.
31. Ein Kirchplatz. Gebäude in mittelalterl. Stil. Für’s K. Ludwig-Album 1850. Lith. von Gustav Seeberger. Halbfarbendr. gr. fol.
32. Der Dom zu Constanz. – Aus der Lübecker A. des norddeutschen Gesammtvereins 1850 angek. vom KV. zu Lübeck.
33. Klosterhof in Maulbronn. – Mannheimer KV. 1850, angek. für d. Verlosung.
34. Der Wasserturm in Nürnberg. Bez: Mich. Neher 1851. h. 0,41, br. 0,50. E: Museum Breslau, durch den schles. KV.
35. Nonnenkloster in Kaufbeuern. (Vgl. Nr. 38.)

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36. Das Münster in Freiburg. – Münch. ak. KA. 61.
35 u. 36 Hannov. KA. 53.
37. Partie bei Weissenburg. – Berl. ak. KA. 52.
38. Klosterhof zu Kaufbeuern. Bez: Michael Neher 1852. h. 0,41, br. 0,51. E: Städt. Museum Leipzig, angek. vom KV. 1853.
39. Partie aus Urach in Württemberg.
40. Partie aus Nürnberg mit Ansicht des Nassauer Hauses.
39 u. 40 Münch. KA. 53.
41. Der Dom zu Aachen zur Zeit da die Reliquien zur Verehrung ausgesetzt sind. – Münch. allg. d. KA. 54.
42. Der Dom zu Magdeburg. Bez. 1855. h. 0,81, br. 0,88. E: Neue Pin. München. – Pariser WA. 55.
43. Die St. Leonhardskirche zu Frankfurt a. M. Bez: M. Neher 1855. h. 0,45, br. 0,56. E: Kunsthalle Bremen, Geschenk des Consul J. G. Hoepken. – Bremer gr. Gem.-A. 56; Bremer A. a. Privatbesitz 63.
44. Die Cathedrale zu Tournay. h. 0.56, br. 0,46. E: Museum Hannover, angek. 1856.
45. Marktplatz u. Dom zu Reutlingen. (1857). h. 0,34, br. 0,28. E: Gem.-Galerie Wiesbaden.
46. Mühltor zu Rothenburg a. T. E: Fürst Thurn u. Taxis.
47. Der Mainzer Dom.
46 u. 47 Münch. d. allg. u. hist. KA. 58.
48. Lichtenthal bei Baden-Baden. Bez. 1859. h. 0,40, br. 0,32. E: Neue Pin. München.
49.–51. Pifferari in Rom; Ein Fruchtmarkt in Lindau; Die St. Catharinenkirche auf dem Berge Sinai. E: Kgl. Landhaus Rosenstein bei Stuttgart.
52. Seestück mit einem Teil von Sorrento. Ein Schiff im Begriff unter Segel zu gehen. In der Ferne Ischia u. Procida. h. 14″, br. 18″. E: Baron Speck-Sternburg, Lützschena bei Leipzig.
53. Dom zu Frankfurt a. M. – Münch. KV., Frühj. 60.
54. St. Anna-Kirche zu Augsburg. – Münch. KV., Oct. 60.
55. Dom zu Mecheln. – Münch. KV. 60, angek. von demselben.
56. Der span. Inquisitionspalast in Antwerpen. – Dresd. ak. KA. 60; Pariser WA. 67.
57. Ansicht einer Strasse in Antwerpen, in der Mitte derselben ein altes Bogentor. Bez: M. Neher 1860. Eichenholz. h. 0,31, br. 0,25. E: Galerie Schwerin. Ein Bild „Partie in Antwerpen“: Münch. KV. 60.
58. Die Kirche Notre-Dame de Sablon in Brüssel. – Bremer A. des norddeutschen Gesammtvereins, März 60; Del Vecchio’s Leipz. KA. 61.
59. Partie aus Amberg. – Münch. KV, Januar 61.
60. Partie aus Braunschweig. – Münch. KV., Febr. 61, erworben vom Könige Ludwig.
61. Stadtplatz. – Münch. A. des Unterstütz.-V. für Künstler 61.
62. Rathaus in Gent. – Münch. KV., Oct. 61.
63. Vorderansicht des Doms zu Magdeburg. – Dresd. ak. KA. 64.
64. Seitenportal der Teynkirche in Prag. – Dresd. ak. KA. 65.
65. 66. Rathaus zu Michelstadt; Partie aus Esslingen. – Münch. KV. 66.
67. Der Dom zu Erfurt – Pariser WA. 67; Münch. KV. 68; Wiener JA. 72.
68. St. Germain l’Auxerrois in Paris. – Wiener 3. allg d. KA. 68.
69. Alte Stadtmauer in Andernach. – Dresd. ak. KA. 68.
70. Rathaus in Prag. – Münch. KA. 70.
71. Innere Ansicht der Stadt Weissenburg in der franz. Schweiz. h. 0,42, br. 0,51.
72. Stadthaus u. Peterskirche in Löwen. h. 0,58, br. 0,73.
71 u. 72 aus der Galerie Fallou auf Lepke’s Berl. K.-Auct., März 77.

II. Aquarelle.[Bearbeiten]

1. Der Inquisitionspalast in Antwerpen. Tuschez. Aus der Sammlung des im J. 1874 verstorb. Otto Böhme in Dresden auf der Dresd. Aquarell-A. 77. Ein Bild „Der ehemal. span. Inquisitionspalast zu Antwerpen“, Tuschez., bez: M. Neher, gelangte aus der Samml. F. Otto in Halle auf Lepke’s Berl. K-Auct., 15. u. 16. Oct 95. (Vgl. das Oelgem. Nr. 56).
2. Liebfrauenkirche zu Esslingen. Aquarell. E: Cab. der Handz. Dresden, angek. 77.
3. Reutlingen. Aquarell. E: Cab. der Handz. Dresden, angek. 77.
4. Portal von Notre-Dame in Paris. Aquarell. h. 0,22, br. 0,15. Aus der gräfl. Mengden’schen Samml. auf L. Sachse’s Berl. K.-Auct., Anfang Mai 85.
5. Facade der Cathedrale zu Beauvais. Aquarell. h. 0,21, br. 0,145. Aus der Aquarell-Samml. Ferd. Schönemann in Berlin auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 10. April 94.
6. Eremitage bei Olevano. h. 0,205, br. 0,255. – Helbing’s Münch. K.-Auct., 11. u. 12. Dec. 95.

Eine Ausstellung von Skizzen, Studien u. Gemälden Mich. Neher’s (Genre, Landschaft u. Architecturen) fand Anfang 1877 durch den Münchener Kunstverein statt.