Boetticher:Schinkel, Karl Friedrich

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Schindler, Osmar Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Schinkel, Karl Friedrich
Schinz, Johann Caspar
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[562] Schinkel, Karl Friedrich, Baumeister u. Maler, geb. zu Neu-Ruppin am 13. März 1781, gest. zu Berlin am 9. October 1841, war der Sohn eines Superintendenten, der bereits 1787 starb. Sieben Jahre darauf, 1794, zog die Mutter mit den Kindern nach Berlin, wo der junge Schinkel zunächst das Gymnasium zum grauen Kloster besuchte, 1797 aber schon in die Bauakademie trat Hier waren der Oberbaurat David Gilly u. besonders der Sohn desselben Prof. Friedrich Gilly († 1800) seine Lehrer u. Vorbilder. 1803 trat S. seine Studienreise nach Italien an, von der er mit vielen architektonischen u. landschaftlichen Zeichnungen 1805 über Paris heimkehrte. Die durch die Kriege stockende Bautätigkeit der nächsten Jahre veranlasste den Künstler zur Ausführung malerischer Arbeiten, von denen die „Blüte Griechenland’s“ durch den Kupferstich die weiteste Verbreitung gefunden. Daran schlossen sich seine Dioramen u. namentlich das grosse für K. W. Gropius gemalte Panorama von Palermo, Werke, welche Aufsehen erregten u. auch die Teilnahme des Hofes u. des Staatskanzlers v. Hardenberg fanden. 1810 erfolgte die Ernennung Schinkel’s zum Assessor der Oberbaudeputation; dennoch wurden die nächsten Jahre noch durch Arbeiten für die Gropius’sche Ausstellung, seit 1815 aber besonders durch die vom Generalintendanten Grafen Brühl veranlassten zahlreichen Entwürfe zu Opern-Decorationen in Anspruch genommen. Erst 1816, nachdem er im Jahre vorher Oberbaurat geworden, erhielt S. den ersten Staatsauftrag, den Bau der „Neuen Wache“ zu Berlin, den er in griechischem Stil vollendete. Seine nächste grosse Aufgabe war der Neubau des im Juli 1817 niedergebrannten Schauspielhauses, das, trotz der Ausführung in griechischem Stil, seiner Bestimmung als Bühnen- u. Concerthaus allseitig zu entsprechen hatte, ein Werk, das W. Lübke ein genial concipirtes nennt. Seine Grundsteinlegung fand im Aug. 1818, seine Einweihung im Mai 1821 statt. 1824 ging S. wieder auf 5 Monate nach Italien, 1826 mit Beuth nach Paris u. England. Der dritte Monumentalbau Schinkel’s, das Berliner Museum, zu welchem im Juni 1825 der Grund gelegt war, konnte schon im Aug. 1830 eröffnet werden. Während des Museumsbaues entstand auch die Werder’sche Kirche, der Versuch eines Backsteinrohbaues in gotischem Stil, 1825–28. Ihr folgte die Bauakademie, gleichfalls im Backsteinrohbau 1832–35. Vor u. zwischen den genannten Werken schuf der Meister das Schloss Charlottenhof bei Potsdam für den damaligen Kronprinzen (Friedr. Wilh. IV.), das Schloss Glienike für den Prinzen Karl u. viele Privatgebäude. Der Bau des Schlosses Babelsberg wurde, mit Benutzung des Schinkel’schen Entwurfs vom J. 1835, erst 1844, drei Jahre nach dem Tode seines Schöpfers, von Persius begonnen u. von Strack u. Gottgetreu vollendet.

Die farbigen Entwürfe zu einem für die Kaiserin Alexandra v. Russland geb. Prinzessin Charlotte v. Preussen beabsichtigten Lustschlosse am südlichen Gestade der Krim scheinen verschollen. Der Bau unterblieb. Ebenso gelangte Schinkel’s grosser Entwurf eines Palastes auf der Akropolis für König Otto v. Griechenland nicht zur Ausführung. Mit der Ernennung des Meisters zum Oberbaudirector (1830) u. zum Oberlandesbaudirector (1838) wuchs die Zahl der ihm auferlegten persönlichen Arbeiten, Bauinspectionen u. Dienstreisen, verbunden mit seiner rastlos schöpferischen Tätigkeit zu einer Höhe, der die Widerstandskraft selbst dieses ausserordentlichen Geistes erlag. Schinkel war seit 1811 Mitgl. der Berl. Akademie, seit 1820 Mitgl. des akad. Senats u. Professor. Die Zahl [563] der von ihm als prakt. Architekten ausgeführten Bauten wird von A. v. Wolzogen („Aus Schinkel’s Nachlass“) auf 83 angegeben. 17 Oelgemälde u. einen reichen Schatz von Aquarellen, Sepia-, Feder-, Blei- u. Kreidezeichnungen, sowie die hinterlassenen 45 Studienmappen Schinkel’s birgt das Schinkel-Museum in Berlin.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Ein altdeutscher Dom in einer alten Stadt auf einer mit grossen Treppen versehenen Anhöhe am Wasser. E: Schinkel-Museum, Berlin. – Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.
2. Sonnenuntergang in einer reichen Gegend italienischer Natur.
1 u. 2 Berl. ak. KA. 1814.
3. Schloss an einem Gebirgssee, vom geschmückte Gondeln mit vielen mittelalterlichen Figuren. Bez: Schinkel d. 4. März 1814. h. 30″, br. 40″.
4. Die Gebirgskette bei Salzburg. h. 30″, br. 40″.
3 u. 4 E: C. W. Brose, Berlin.
5. Ideale Landschaft bei Sonnenuntergang. Got. Kirche auf einem Felsen am Meer, im Vordergr. Strasse mit Reitern u. Wagen. 1815 in Berlin gem. h. 0,72, br. 0,98.
6. Italienische Landschaft. Blick von einem Berge auf eine italienische Stadt u. einen See, hinter welchem Gebirge ragen. Sonnenuntergang. Bez: Schinkel 1817. h. 0,74, br. 0,48.
7. Felsentor mit Einsiedlerklause u. Blick in ein Felsental. Abendsonne. 1818 in Berlin gemalt. h. 0,74, hr. 0,48.
8. Schloss in altfranz. Stil auf einem Berge terrassenartig erbaut. Jenseits eines Flusses eine got. Kirche mit Friedhof, wohin über das Wasser ein Sarg gebracht wird. Compos. nach einer Dichtung von Clemens Brentano. Bez: Schinkel inv. 1820. h. 0,70, br. 0,94.
5–8 E: Nat-Gal. Berlin, Wagener’sche Samml.
9.–14. Sechs landschaftliche Zimmerdecorationen:
9. Nach dem Regen. h. 2,48, br. 0,84.
10. Landschaft bei Sonnenuntergang. h. 2,45, br. 1,02.
11. Sumpfiger Buchenwald, Abend. h. 2,60, br. 1,84.
12. Tiroler Schenke, Abend. h. 2,62, br. 0,74.
13. Romantische Seelandschaft, Mittag. h. 2,63, br. 5,42.
14. Seegestade bei Mondschein. h. 2,68, br. 3,55.
9–14 E: Nat-Gal. Berlin, Vermächtn. der Frau Humbert geb. Curschmann in Berlin 1869.
15. Gotischer Dom mit zwei Haupt- u. zwei Nebentürmen, vom Bischofspalast u. Häusern umschlossen. Am Fuss desselben Fluss mit Brücke zu der auf steilem Felsen erbauten Stadt. h. 0,77, br. 1,03. E: Nat.-Gal. Berlin, aus dem Restbetrag des Schinkel-Denkmal-Fonds 1888.
16. Gotischer Dombau. Copie Ahlborn’s nach dem Bilde Nr. 15. h. 0,78, hr. 1,03.
17. Gebirgssee. (Motiv vom Königsee). Copie von Ahlborn 1823. h. 0,79. br. 1,05.
18. Schloss am See. Copie von Ahlborn 1823. h. 0,79, br. 1,06.
19. Landschaft mit idealer Stadt. Abendbeleuchtung. Copie von Ahlborn. h. 0,71, br. 0,96.
20. Landschaft mit Schlosspark. Sonnenuntergang. Copie von Ahlborn. h. 0,76, br. 1,04
21. Erntefestzug. Im Mittelgr. Burgruine. Abendbeleuchtung. Copie von Bonte. Bez: F. Bonte nach Schinkel 1826. h. 0,73, br. 0,57.
16–21 E: Nat.-Gal. Berlin, Wagener’sche Samml.
22. Die Blüte Griechenland’s. Landschaft mit dem Bau eines Tempels u. Aussicht auf die Akropolis. Geschenk der Stadt Berlin an die Prinzessin Friedrich der Niederlande 1826. War als Eigentum der Fürstin Wied auf der Berl. Jub.-A. 1886, histor. Abt. Gest. von J. W. F. Witthöft. imp. qu. fol. Preuss. KV.-Bl. f. 1846.
23. Villa des Staatsministers W. v. Humboldt in Tegel. – Berl. ak. KA. 26.
24.–37.
Knabe u. Mädchen im Gebüsch am Wasser mit einem Vogel im Neste beschäftigt 1827. –
Aussicht auf das Spreeufer bei Stralau. –
Stettin von Frauendorf aus. –
Weite Aussicht von den Höhen von Scholwin bei Stettin. –
Aussicht von Rugard auf Rügen. –
Ansicht von Stubbenkammer auf Rügen, links das Meer, rechts Kreidefelsen. –
Aussicht auf das Adriatische Meer von den Gebirgen oberhalb Triest. –
Aussicht vom Aschenkegel des Vesuv auf den Golf von Neapel, Morgendämmerung. –
Griechische Stadt am Meere, rechts antikes Theater, links Eingang zur Akropolis. –
Landschaft in südlichem Charakter, Aussicht auf eine Stadt. –
Grosse Landschaft mit mittelalterl. Dom nebst Stadt an einem Flusse. –
Seestadt in Abendbeleuchtung. –
Waldlandschaft mit zwei betenden Kindern. –
Mittelalterliche Stadt am Wasser, in der Mitte ein gotischer Dom.
24–37 E: Schinkel-Museum, Berlin.
38. Ein Triumphbogen. – Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.

II. Aquarelle u. Zeichnungen.[Bearbeiten]

1. Antike Stadt an einem Berge. Aquarell.
2. 3. Entwurf zu einem Mausoleum der Königin Luise, in altdeutschem Stil, vordere perspectivische Ansicht (Aquarell); Dasselbe, innere perspectiv. Ansicht (Tuschz.).
4. Das neue Schauspielhaus, perspectiv. Ansicht. Sepiaz.
5. Schlossbrücke, Museum, Schloss u. Umgebung. Bleiz. 1823.
6. Sechs 1828–1833 in Gouache ausgeführte Compositionen zu den Fresken in der Vorhalle u. dem Treppenvestibül des Museums. Sie schildern nach Schinkel’s eigner Erklärung
1) Uranos u. den Tanz der Gestirne. (1831).
2) Jupiter u. die neue Götterwelt.
3) Die Entwickelung des Lebens auf der Erde. (1831).
4) Den Traum am Tumulus: Ahnung eines neuen Tages. (1832).
5) Aufopferung für Andere bei gefahrvollen Naturereignissen. (1833).
6) Verteidigung gegen den Angriff roher Menschen.
Aquarelle im Berliner Schinkel-Museum. – Münch. d. allg. u. histor. KA. 58. Phot. von Laura Bette mit Text von Hugo v. Blomberg. roy. qu. fol. Die sechs Entwürfe waren, als Eigentum der Technischen Hochschule zu Berlin, auf der Berliner Jub.-A. 1886.

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7. Erinnerung an Dresden. Blick vom vormals Findlater’schen Weinberge (jetzt Schloss Albrechtsberg) auf die Stadt u. Umgegend. (Die Umrahmung bildet ein von Reben umrankter bogenförmig gekrümmter Stab, auf welchem drei geflügelte Genien sitzen, während vom auf dem Geländer ein schlafender Jüngling ruht.) Zur Erinnerung an den Sommeraufenthalt des Grafen Raczynski auf dem Weinberge (1829), wo Schinkel sein Nachbar war. Aquarell. Bez: Schinkel 1829. h. 0,205, br. 0,225.
8. 9. Die Bewaffnung zu den Befreiungskriegen; Siegreiche Heimkehr u. Siegesfeier. Cartons in schwarzer Kreide. Pendants. E: Schinkel-Museum, Berlin.
10. Figurenschmuck an der Vorderseite der Nicolaikirche zu Potsdam. Grosse Zeichnung, welche im untern Giebelfelde die „Bergpredigt“, im obern Giebelfelde die „Himmelfahrt Christi“ u. zwischen beiden Feldern eine „Inschriftstafel mit Genien“ enthält.
11.–40. Dreissig Skizzen zu Operndecorationen, meist in Aquarell u. Gouache.
10–40 E: Schinkel-Museum, Berlin.
41. Die von Schinkel in 45 Mappen hinterlassenen landschaftlichen u. architektonischen Reiseskizzen, Entwürfe u. Zeichnungen (beiläufig 3500 Bll.). In einer Auswahl von 150 Bll. vervielfältigt durch das Photograph. Institut von L. Bette in Berlin, qu. fol.
42. Entwürfe zu Glasmalereien für die Chorfenster der neuen Werder’schen Kirche zu Berlin. Zeichnungen Schinkel’s, ausgeführt von Heinrich Müller in Berlin, dessen Glasgemälde sich auf der Berl. akad. KA. 1830 befanden.
43. Entwürfe zu den von B. W. Rosenthal auf Goldgrund ausgeführten Fresken in der Absis der Nicolaikirche zu Potsdam.
44. Sämmtliche Entwürfe zu den Wandgemälden in der Vorhalle des Berliner Museums. Den Gedankengang der Compositionen bezeichnet Ernst Förster mit folgenden Worten: „Saturn u. die Titanen ziehen sich in’s Dunkel der Vorzeit zurück, die von der Herde des Mondgewölkes abgeschlossen wird. Jupiter beginnt den neuen Lauf der Welt, die Dioskuren als Lichtträger voran. Prometheus raubt das göttliche Feuer für die Menschen. Die Nacht, um welche die Keime des Entstehens sich gelegt, entfaltet ihren Mantel u. entlässt ihre Kinder zum tätigen Leben; der Krieg bleibt verhüllt, aber mit den Musen zieht der Friede dahin u. betauet die Erde. Erste Anfänge der Wissenschaft. Der Hahn kräht, der Tag beginnt, u. mit ihm Sorge u. Arbeit. Der Sonnengott entsteigt dem Meer im Geleite der Grazien. – In der zweiten Abteilung: Der Quell der Phantasie entspringt unter dem Hufschlag des Pegasus. Morgen u. Frühling des Lebens: Hirtenkinder im Naturgenuss bei Dichtkunst u. mit Spielen der Kraft u. Gesundheit. Anfänge der Kunst, Erfindung der Malerei im Nachzeichnen des Schattenrisses. Sommer u. Mittag: Die Ernte u. ihre Freuden. Hinter dem Schleierfall der Quelle der Dichtkunst sitzen im Schos der Erde die Parzen; alles aber schöpft Begeisterung aus dem castalischen Brunnen. Abend u. Herbst: Weinlese. Künstlerwerkstätten, Erfindung des korinthischen Capitäls durch einen in eine Akanthusstaude gesetzten Korb. Krieger kehren heim u. erfreuen sich am Besuch der Musen. Nacht u. Winter: Der Weise, von Psyche erleuchtet, beobachtet den Lauf der Gestirne; Luna steigt zum Meer hinab. Der Greis ist in Betrachtung der Elemente versunken; der Schiffer fährt hinaus in’s unbegrenzte, mondbeglänzte Meer. Am Schluss: Aufgang eines neuen Tages über dem Grabhügel des Erdenlebens.“ Unter den beiden Cyclen mit ihren Darstellungen links der kosmologischen, rechts der anthropologischen Entwickelung befinden sich in je 14 kleineren Bildern die Taten des Herkules u. die Taten des Theseus. An der von Cornelius geleiteten Fresco-Ausführung beteiligten sich C. Eggers, G. Eich, R. Elster, C. Hermann, C. Pfannschmidt, F. Schadow, Herm. Schultz, C. Stürmer u. A., unter ihnen mehrere Schüler des Cornelius. Eine „Grosse farbige Zeichnung zu einem für die Säulenhalle des k. Museums bestimmten allegorischen Gemälde“ befand sich bereits auf der Berl ak. KA. 1830. Das Bild „Der Beginn der Kunst“ (die Entstehung der Malerei) hat J. Thaeter für das Werk Raczynski’s gestochen, qu. fol.
45. Schloss Prediama in Krain bei Triest. Federz. auf Stein, gr. fol.
46. Panorama von Palermo. Federz.
47. Entwurf zur Glasmalerei des Hauptfensters im grossen Ordensremter zu Marienburg. Aquarell.
48. Oxford, vom College aus gesehen. Federz.
49. Decoration der Rotunde im Museum zu Berlin. Aquarell.
46–49 in gr. Photographien von L. Bette, Berlin.
50. Palais des Grafen Redern in Berlin. Zeichn. Lith. von Jul. Tempeltei.
51. Die beiden Töchter des Meisters. Kreidez. Angek. für die Berliner Nat.-Gal. 1897. (Laut Bericht der „Illustr. Z.“). Kinderbild.
52. Entwürfe zum beabsichtigten Bau des Schlosses Orianda in der Krim.
53. Entwurf eines beabsichtigten Palastes auf der Akropolis zu Athen.
52 u. 53 Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.