Boetticher:Schraudolph, Claudius, d. J.

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Schraudolph, Claudius, d. A. Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Schraudolph, Claudius, d. J.
Schraudolph, Johann
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[649] Schraudolph, Claudius, d. J., Historienmaler, geb. zu München 1843, Sohn Johann’s u. Schüler desselben, widmete sich gleichfalls der kirchlichen Kunst, bevor er nach dem Besuch Belgien’s u. einem längeren Studienaufenthalt in Dresden zu weltlichen Darstellungen überging. In den Jahren 1866 u. 1870 nahm er an den Feldzügen teil, besuchte Italien u. war dann als Künstler in München tätig, wo er meist Genre-, selten religiöse Bilder malte, im Jahre 1883 aber einen Saal der vorbereiteten Münch. KA. mit einem Fries schmückte, der ungeteilten Beifall fand. Im October desselben Jahres wurde ihm als Nachfolger Liezenmeyer’s die Leitung der Stuttgarter Kunstschule übertragen, 1894 trat er in den Ruhestand. Claudius Schraudolph d. J. ist seit 1887 Ehrenmitglied der Münch. Akademie. Med. II. München 1883.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Drei Heilige im Kloster Beuron in Hohenzollern-Sigmaringen.
2. Rudolf von Habsburg. (Von Fr. Pecht erwähnt.)
3. Die heilige Elisabeth, Brod austeilend.
4. Hofbräuscene in München. Bez: Claudius Schraudolph 1869. – Sachse’s Berl. G.-A. 1870.
5. Mädchen am Klavier. E: Königin v. Württemberg.
6. 7. Faust unter der Linde; Concert in der Renaissancezeit. – Wiener WA. 73.
8. Dolce far niente. – Par. WA. 1878; Münch. int. KA. 79.
9. Brustbild einer j. Dame in der Tracht des 16. Jahrhunderts. Bez: C. Schraudolph 188…
10. Träumerei. Eine j. Frau in reicher altdeutscher Tracht mit einem Kinde auf dem Schos im Schatten eines Baumes sitzend, blickt sinnend auf ein zu ihren Füssen spielendes kleines Mädchen. Hintergr. eine alte Stadt am Wasser u. ferne Berge. Bez: Claud. Schraudolph jr., München.
9 u. 10 E: Alfred Hauschild, Dresden. – Dresd. A. a. Privatbesitz, Sommer 84.
11. Musicirende Venetianer. Bez: Cl. Schraudolph jr. München. – Ddfer allg. d. KA. 80; Münch. Jub.-A. 88.
12. 13. Gotischer Page; Alter Gelehrter. – Münch. Jub.-A. 88.

II. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Wandgemälde (mit Keim’schen Mineralfarben gemalte Fresken) an den drei Façaden des vom Bildhauer u. Baumeister Gedon in deutscher Renaissance aufgebauten Hôtels Bellevue zu München. Die Ausführung des figürlichen Teiles erfolgte durch Cl. Schraudolph u. seinen Schüler Gebhard Fagel, die des architektonischen Teils durch die Decorationsmaler Leutner u. Dietl. u. des letzteren Schüler Herm. Kellner. Das Hauptgemälde auf der Südseite zeigt die Madonna als Patrona Bavariae, die sich zu einem Engel herabneigt, der ein bayerisches Wappenschild hält. Ueber dem Gesimse des ersten Stockwerks befinden sich in gemalten Nischen die allegorischen Figuren des Fleisses, der Stärke, der Gerechtigkeit u. der Religion. Die gesammten Wandmalereien gingen im Jahre 1881 ihrer Vollendung entgegen.
2. Acht gemalte Wandteppiche mit den allegorischen Figuren der Malerei, Bildhauerkunst, Baukunst und vervielfältigenden Kunst u. je zwei Genien des Ruhmes u. der Ehre, in ornamentaler Umrahmung. Fries zum Schmuck des grossen Saales der Münch. int. KA. 1883. Photogr. von der Verlagsanstalt f. Kunst u. W. (vormals Fr. Bruckmann) in München. – Münch. int. KA. 83.
3. Vier Fresken auf Goldgrund für die romanische Garnisonskirche zu Stuttgart: die Einzelgestalten des Moses, Jesaias, Jacobus u. Paulus. Geschenk des Vereins zur Förderung der Kunst. Enthüllt Ende 1885.

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4. Das Jüngste Gericht im Dom zu Speyer. Fresco nach dem Carton Johann Schraudolph’s.

III. Zeichnungen, Aquarelle.[Bearbeiten]

1. Johann Friedrich, Herzog zu Sachsen, in pelzverbrämtem Mantel. Aquarell. fol.
2. Sibylla von Cleve, Gemahlin des Kurfürsten Johann Friedrich v. Sachsen, mit Federhut u. Halsschmuck. Aquarell, fol.
1. u. 2 E: Samml. Maillinger, München.
3. Aus Schiller’s „Fiesco“. Carton in Kreide. – Münch. Glasp. 76.
4. Sechs Zeichnungen zu Schiller’s „ Turandot“. – Münch. int. KA. 79.
5. Erzählungen aus deutscher Heldensage. Bez: Claudius Schraudolph 1874. Carton zu den in Photogr. erschienenen Illustrationen von Scheffel’s „Ekkehard“. München, Verlag für Kunst u. W.