Boetticher:Schraudolph, Johann

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Schraudolph, Claudius, d. J. Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Schraudolph, Johann
Schreiber, Hermann
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[650] Schraudolph, Johann, Historienmaler, geb. zu Obersdorf im Algäu am 13. Juni 1808, gest. zu München 1879, wurde Schüler der Münch. Akad. unter Schlotthauer u. Cornelius, denen er bei Ausführung der Glyptothek-Fresken behilflich war, u. malte dann nach H. Hess’schen Cartons in der Allerheiligenkirche u. in der Basilika zu München. Er erwarb sich bei diesen Arbeiten das Vertrauen des Meisters in so hohem Grade, dass Hess ihn auch bald nach eigenen Compositionen malen liess. 1844 unternahm Joh. Schraudolph seine Romfahrt. Nach seiner Heimkehr wurde ihm auf Vorschlag von Hess die Ausschmückung des Doms zu Speyer übertragen, eine Aufgabe, die König Ludwig nur in berufene Hände gelegt wünschte. Den Vorstudien für die Speyrer Fresken-Cyclen, über deren Ausführung er sich auch bei Overbeck Rat holte, war namentlich die italienische Reise gewidmet. Die Compositionen für die Bilder der Kuppel u. der drei Chöre sind von seiner Hand, wie er denn auch die meisten Cartons selbst zeichnete; mehrere im Schiff dagegen von seinen Gehilfen u. Schülern, da die Bewältigung des Werks seine Kräfte überstiegen hätte. Die Mitarbeit an den Fresken u. die Cartonzeichnungen für Glasgemälde beschränkten die Oelmalerei des Künstlers, die auch nur religiöse Darstellungen bietet. Johann Schraudolph war seit 1849 Professor an der Münchener Akademie u. zwar vorzugsweise für religiöse Malerei.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Die heil. Jungfrau mit dem Jesuskinde. Bez: 1840. Auf Holz. h. 0,28, br. 0,25. E: Neue Pin. München. Ein Bild „Maria mit dem sie liebkosenden Christkinde“, gest. von J. M. Enzing-Müller. gr. fol. Münch. KV.-Bl. 1841. Ein Bild: „Maria mit dem Jesuskinde“ erschien im Stich von Alex. Rordorf. fol.
2. Die heil. Agnes mit dem Lamme. Bez: 1842. h. 0,74, br. 0,54. E: Münch. Neue Pin. Gest. von A. Volckert 8. – Münch. KV. 43 u. 45.
3. Ruth u. Noemi. Ungefähr h. 3′, br. 4′. E: Graf Belvèse, Paris. – Münch. KV. 44; Par. WA. 67. Abb. „Denkm. d. K.“ Taf. 125, nach einer Orig.-Zeichn. des Künstlers; Lithogr. von P. Herwegen, gr. qu. fol. Salzburger KV. f. 1863.
4. Die Anbetung der Hirten u. der drei Könige. E: Maximilianeum in München. – Linienstich von Karl Kräutle. roy. qu. fol. Württemb. KV.-Bl. f. 1859/60.
5. Christus heilt die Kranken. (Matth. XI, 2–5.) Bez: 1862. h. 3,63, br. 5,28.
6. Maria mit dem Jesuskinde u. dem kl Johannes. Bez: 1863. h. 0,82, br, 0,72.
7. Maria u. Magdalena in Begleitung des Johannes auf Golgatha sehen Christus an das Kreuz nageln. Ganze lebensgr. Figuren. Bez: 1863. h. 1,95, br. 1,20.
5–7 E: Neue Pin. München.
8. Der reiche Fischzug Petri. Bez: 1865. h. 1,19, br. 1,81.
9. 10. Zwei Bilder: Schwebende Engel. Auf Kupfer, je h. 0,17, br. 0,14.
8–10. E: Neue Pin. München.
11. Mariä Verkündigung. Auf Holz. h. 0,31, br. 0,23. Gest. von J. Leudner. kl. fol.
12. 13. Zwei schwebende Engelpaare, musicirend. Goldgrund, je h. 0,29, br. 0,24. – Par. WA. 67.
11–13. E: Oeffentl. Kunstsamml. Basel, Stiftung von Frl. Emilie Linder.
14. Esther vor dem Könige Ahasverus. – Münch. KV. 67; Wiener 3. allg. d. KA. 68.
15. Madonna, von Engeln u. Heiligen verehrt. – Münch. KV. 73.
16.–20. Fünf Oelgemälde auf Goldgrund für die russisch-griechische Kirche zu Ssergiewsk im Gouv. Orenburg: Maria mit dem Kinde u. Johannes; Christus u. die Kindlein; Das Abendmahl; Der Engel Gabriel; Der Engel Raphael. Gemalt im Auftrage des Herzogs v. Leuchtenberg.

II. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Joh. Schraudolph’s Beteiligung an der unter Hess’ Leitung ausgeführten Freskenausmalung der von L. v. Klenge erbauten Allerheiligen-Hofkirche zu München. Die Mitgehilfen Schraudolph’s waren C. Koch, J. B. Müller, A. M. Seitz u. A. Inhalt der Fresken, die sich über zwei Kuppeln u. die Chornische verbreiten, ist eine symbolische Darstellung der Dreieinigkeit, in der ersten Kuppel Gott Vater, in der zweiten der Sohn, in der Chornische die Wirkungen des heiligen Geistes schildernd. (Vgl. Heinr. Hess Bd. I.)
2. Joh. Schraudolph’s Beteiligung an der von Heinrich Hess u. unter dessen Leitung ausgeführten Freskenausmalung der von G. F. Ziebland erbauten Basilika des heil. Bonifacius zu München. Von den zwölf grösseren u. den dazwischenliegenden zehn kleineren Compositionen aus dem Leben des Heiligen hat Joh. Schraudolph folgende fünf grössere u. drei kleinere gemalt:
I. Bonifacius predigt den heidnischen Friesen das Christentum. Gest von J. Burger, gr. qu. fol.
1) Er wird durch einen Boten des Papstes nach Rom berufen.
II. Bonifacius wird von Gregor II. in der Peterskirche zum Bischoff geweiht. Gest. von H.Walde, gr. qu. fol.
2) Dem im Walde Verirrten bringt ein Vogel einen Fisch zur Nahrung.
III. Bonifacius fällt die dem Thor geweihte Eiche im Thüringer Walde. (Letztes Bild der nordwestl. Seite, dem Hochaltar gegenüber.) Gest. von Fr. Zimmermann. gr. qu. fol.; Abb. in Pecht „Gesch. der Münch. Kunst im 19. Jahrh.“

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IV. Bonifacius salbt Pipin zum Könige der Franken. Gest. v. P. Barfus. gr. qu. fol.
4) Er erhält das Pallium als Erzbischof von Mainz.
V. Der Leichnam des Heiligen wird in der Stiftskirche zu Fulda feierlichst beigesetzt. Gest. von P. Barfus. gr. qu. fol.
Die fünf grossen Fresken Schraudolph’s, wie die übrigen sieben grossen Bilder des Cyclus, unter Leitung J. Thaeter’s gestochen, erschienen unter dem Titel „Zwölf Fresco-Gemälde aus dem Leben des heil. Bonifacius“. München, roy. qu. fol.
3. Fresken im Kaiserdom zu Speyer, ausgeführt 1846–1853. (Nach der Inschrift im Hauptchor: von Joh. Schraudolph 1845 begonnen, 1850 vollendet.)
I. Im Hauptschiff eine alttestamentliche Bilderreihe, welche sich auf Maria u. das Erlösungswerk Christi bezieht. Ihr folgen dann die Darstellungen aus dem Leben der Gottesmutter selbst, die innerhalb des Chores in vier Hauptbildern die letzten Lebenstage, den Tod, das Begräbniss u. die Himmelfahrt der Maria schildern. Das Hauptbild der Apsis „die Krönung der Maria“ ist von J. Schraudolph allein gemalt. Reihenfolge der Bilder im Hauptschiff,
nördl. Wand:
1) Adam u. Eva.
2) Abraham’s Verheissung.
3) König David’s Vision.
4) Mariä Geburt.
5) Vermählung.
6) Heimsuchung.
7) Anbetung der Könige.
8) Beschneidung.
9) Maria findet den zwölfj. Jesus im Tempel.
10) Joseph’s Tod.
11) Jesus als Lehrer.
12) Der auferstandene Heiland.
Südl. Wand:
1) Noah’s Dankopfer.
2) Der brennende Dornbusch.
3) Weissagung des Jesaias.
4) Mariä Opferung.
5) Der englische Gruss.
6) Christi Geburt.
7) Simeon’s Weissagung.
8) Flucht nach Aegypten.
9) Jesus zu Nazareth.
10) Hochzeit zu Cana.
11) Kreuzigung.
12) Sendung des heil. Geistes.
II. Im nördlichen Seitenchor:
Vision des heil Bernhard v. Clairvaux (Altarnische, Goldgrund), darüber:
Ankunft des heil. Bernhard in Speyer, rechts davon:
Sein Gebet am Altar, darunter:
Ueberreichung des Kreuzbanners; Rückwand:
Heilung eines Knaben;
Abreise des Heiligen.
III. Im südlichen Seitenchor:
Steinigung des heil Stephanus (Altarnische, Goldgrund) (gest. von Joh. Burger), darüber:
Stephanus vor dem hohen Rat, links davon:
Die Diaconenweihe durch Papst Stephan, darunter:
Enthauptung des heil. Papstes u. Märtyrers Stephan in den Katakomben Rom’s; Rückwand:
Gebet dieses Heiligen.
IV.
Im Kuppelgewölbe:
Das Lamm;
Abel;
Abraham;
Melchisedech;
Mannalese.
An den Kuppelwänden:
Die vier grossen Propheten u. die vier Evangelisten (Goldgrund).
V. Im Stiftschor:
Maria u. Johannes;
Mariä Tod;
Begräbniss,
Himmelfahrt,
Krönung (in der Chornische).
Von den 24 Fresken des Hauptschiffes hatte Schraudolph folgende fünf selbst ausgeführt: Die erste Verheissung des Erlösers; den englischen Gruss; die Anbetung der Könige (gest. von Carl Kräutle); die Kreuzigung Christi u. die Ausgiessung des heil. Geistes, ausserdem im Bilde Jesus im Tempel die Köpfe Jesu u. der Maria. Die Ausführung der übrigen zahlreichen Compositionen war seinen Schülern überlassen. Vgl. „Die Frescogemälde im Kaiserdome zu Speyer. Ein Cyclus von 30 Blättern, nach den Cartons gestochen von J. C. Thäter“, und „Die Frescogemälde im Kaiserdome zu Speyer“ in Stahlstich von Adr. Schleich. In Lieff. zu 4 Bll. 8.
4. Christus das Töchterlein Jairi vom Tode erweckend. (Unter den Arkaden des neuen südlichen Friedhofs zu München.) Holzsch. von E. Kretzschmar. fol.

III. Cartons u. Zeichnungen.[Bearbeiten]

1. Compositionen zu 14 Fenstergemälden für eine Kirche in Irland. Anordnung u. Ornamente von Ainmiller. Die Ausführung der von Joh. Schraudolph im Verein mit Jos. Anton Fischer gezeichneten Cartons, eine Bestellung des Engländers Beresford-Hoppe, erfolgte durch die Glasmalereianstalt zu München. Ausgestellt in der Münch. Porcellanmanufactur im Nov. 1841.
2. Cartons zu den Glasgemälden in der Pfarrkirche der Vorstadt Au zu München. Von den Cartons zu den 19, je 52′ hohen Fenstern ist nur einer (Opferung Mariens im Tempel) von Schraudolph, fünf dagegen (Mariä Heimsuchung, Christi Geburt, Mariä Tod, Kreuztragung u. Grablegung Christi) von Schraudolph u. Jos. Fischer gezeichnet worden. Die „Abbildungen der Glasgemälde in der Pfarrkirche der Vorstadt Au“ sind in 19 Bll. Lithographien von Herwegen, Rheingruber u. Schreiner, mit einer Dedication an König Friedr. Wilh. IV. v. Preussen, München 1849 in Roy. Fol. erschienen.
3. Die Findung Moses’. Aquarell für’s K. Ludw.-Album. Lith. von L. Baumann unter Leitung K. Piloty’s. gr. fol.
4. Carton für ein Fenstergemälde zu Kilndown: Madonna mit den Heiligen Petrus u. Paulus. (Vgl. Abbildungen der Glasgemälde von J. Fischer u J. Schraudolph in der Salvator-Kirche zu Kilndown in der Grafschaft Kent. In der K. Glasmalerei-Anstalt in München gefertigt. Herausg. von F. Eggert. München, fol.).
5.-7. Drei allegorische Figuren-Cartons:
5. Die Erde. Ein Engel mit Weltkugel, gest. von H. Walde, kl. fol.
6. Der Mond, gest. von Carl Voltz. kl. fol.
7. Die Sterne. Ein Engel mit Sternenkugel, gest. von Rob. Petzsch. kl. fol.
5–7. Die Stiche befanden sich auf der Münch. ak. KA. 51.
8. Die Gesetzgebung Moses’. Carton.
9. Die Anbetung der Hirten u. der Könige. Carton zum grossen Oelgemälde im Maximmaneum zu München. (Vgl. Oelg. Nr. 4.)
8 u. 9 auf der Brüsseler Carton-A. 1864.
10. Mater amabilis. Maria mit dem Jesuskinde, zum kleinen Johannes niederblickend. Zeichnung. Gest. von Johann Kracker. 1864. gr. fol.
11. Der auferstandene Christus erscheint seinen Jüngern am Meer bei Tiberias (Joh. XXI). Bleistiftz. E: Oeffentl. Kunstsamml. zu Basel, Stiftung Frl. Emilie Linder.

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12. Christus erscheint den heil. Frauen am Grabe. Zeichnung. Gest. von Oechsle, fol.
13.–20. Bleistift-Cartons zum Freskencyclus in der Basilica zu München:
13. Bonifacius predigt den Friesen das Evangelium u. tauft sie in Gemeinschaft mit St. Willibald.
14. Er erhält vom Papst eine Einladung nach Rom.
15. Gregor II. weiht Bonifacius in der Peterskirche zum Bischof.
16. Der Heilige wird im Walde auf wunderbare Weise durch einen Vogel gespeist, der ihm einen Fisch bringt.
17. Bonifacius fällt in Thüringen die heil. Eiche des Thor.
18. Er salbt Pipin von Heristal zum Könige der Franken.
19. Er empfängt das Pallium als Erzbischof von Mainz.
20. Der Leichnam des Heiligen wird in der Stiftskirche zu Fulda beigesetzt.
13–20 E. der öffentl. Kunstsamml. zu Basel, Stiftung des Frl. Emilie Linder.
21. Gott Vater u. Engel. In der Mitte der Zeichnung Gott Vater, neben ihm drei Engelsköpfchen; rechts u. links je sechs Engel in ganzer Gestalt, deren je einer kniend eine Krone (Papst- u. Kaiserkrone) darbringt; weiter rechts u. links je zwei Engel. Bleistiftz. ohne Bez. Schmal gr. fol.
E: Dresdner Cab. der Handzeichnungen, angek. 1880.
22. Bleistiftzeichnungen zu Christoph Schmid’s Bibl. Geschichte.
23. Entwürfe zu den für die russisch-griechische Kirche zu Ssergiewsk gemalten Bildern. (Vgl. Oelg. Nr. 16–20).
24. Entwürfe zur Ausmalung der Allerheiligenkirche, der Bonifacius-Basilica u. des Domes zu Speyer.
22–24 auf der Nachlass-Versteigerung durch die Montmorillon’sche Kunsth., München, Januar 1880.
25.–74. Dreissig Bll. biblische Darstellungen in Blei, Tusche u. Aquarell, 13 Bll. Bleiskizzen u. 6 Bll. Bildnisse der Bischöfe Weiss von Speyer, Müller von Münster, Drepper von Paderborn, des Cardinal-Erzbischofs v. Geissel, des Dompropstes Tinnis sowie des Clemens Hammer hat die Berl. Nat.-Galerie 1891 angekauft.
75. Der heil. Bernhard (im Dom zu Speyer). Tuschz. E: v. Bernus. – Sonder-A. des Heidelb. KV., 22. Febr.–8. März 93.
76. Der heil. Christophorus mit dem Jesuskinde. Bleiz. h. 0,19, br. 0,16. – Helbing’s Münch. K.-Auct., 29. Jan. 94 u. ff. Tage.