Braun Gold
Gepriesen sei die Frucht der Reben
Des edlen Weines Feuerkraft;
Doch Ehre sei auch dir gegeben,
Du goldigbrauner Gerstensaft!
Gesenkt in tiefe Kellerruhe,
Von dichter Dämmerung umwebt,
Liegst du wie in verborgner Truhe,
Ein reicher Hort, bis man ihn hebt.
Wenn dich, in blankes Glas gegossen,
Das schaumgekrönt bis an den Rand,
Im Kreise wackrer Trinkgenossen
Die Schenkin reicht mit flinker Hand,
Begrüßt dich frohes Augenleuchten
Und Lob aus manchem durst’gen Mund,
Den deines Schaumes Perlen feuchten
Beim Schaun bis auf des Glases Grund.
Nicht nur am schwülen Sommerabend,
Wo stets ein kühler Trunk gedeiht –
Du bist erquickend auch und labend
Im Herbste und zur Winterzeit.
Und wenn im Lenz die Lerchen singen
Hoch überm Saatgefild im Blau,
Bist du gedeihlich, wie dem Springen
Der Blüthenknospen Morgenthau.
An Tafeln nicht allein und Tischen
Der Reichen schäumt dein brauner Quell;
Er quillt auch, jenen zu erfrischen,
Der nicht des Glückes Pfadgesell,
Der mühend sich vom frühen Morgen
Zur Stunde, bis die Sonne sank,
Bedrückt von manchen Lebenssorgen
Sich schwer verdient den Labetrank.
In Märchenbüchern steht zu lesen
Und ist durch Schilderei’n bekannt,
Zuerst ein König sei’s gewesen,
Der hab’ aus Gerste Malz gebrannt.
Doch wie auch drob das Meinen schwanke,
Ob man’s verneinet, ob bejaht,
Es war ein fürstlicher Gedanke
Und eines Königs würd’ge That.
Die Frucht der Rebe sei gepriesen,
Des edlen Weines Feuerkraft;
Allein auch Ehre dir erwiesen,
Du goldigbrauner Gerstensaft!
Wo echt und lauter deine Welle
Vom Faß in blanke Gläser fließt –
Gesegnet sei des Hauses Schwelle
Und was sein Kellerraum umschließt!
Feodor Löwe.