C. F. Schmelzer & Sohn, Werdau, Vigognespinnerei und Färberei

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Titel: C. F. Schmelzer & Sohn, Werdau, Vigognespinnerei und Färberei
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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C. F. Schmelzer & Sohn, Werdau
Vigognespinnerei.


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C. F. Schmelzer & Sohn, Werdau
Vigognespinnerei und Färberei.

Seit vier Generationen befindet sich diese Firma nunmehr im Besitze der Familie Schmelzer. Vom Urgroßvater der heutigen Inhaber begründet, repräsentiert sie eines der ältesten und angesehensten Häuser der gewerbfleißigen Stadt Werdau; sie gehört mit zu den hervorragendsten Vertretern der sächsischen Spinnerei-Industrie und hat alle Schicksale und Wandlungen dieser Branche von einer Zeit an, wo man noch ohne Verwendung des Dampfes arbeitete, bis zur hochentwickelten Technik der Gegenwart mit durchgemacht. Ihre Begründung fällt in das Jahr 1820, in dem Herr Christian Friedrich Schmelzer sen. in Gemeinschaft seiner beiden Söhne Christian Friedrich jun. und August in Werdau eine Spinnerei erbaute, für welche die Herstellung reinwollener Ketten- und Schußgarne in Aussicht genommen und die, entsprechend der primitiven Krafterzeugung in damaliger Zeit, noch durch Göpel in Betrieb gesetzt wurde. Erst ein halbes Menschenalter später – 1847 – trat an Stelle des Göpelwerkes der Dampf, und wenn man heute die kolossale Kraftleistung in Betracht zieht, die derselbe zuwege bringt, so klingt es wie ein Märchen, wenn man hört, daß einst in der Kindheit dieser Branche das Rossegespann seine Arbeit notgedrungen ersetzen mußte. Mit der Aufstellung der ersten Dampfmaschine begann denn auch eine neue Ära für das Geschäft. Dasselbe war mittlerweile auf die beiden Söhne des Begründers, die schon vorerwähnten Herren Christian Friedrich Schmelzer jun. und August Schmelzer übergegangen, von denen aber der letztere noch in demselben Jahre, in dem die Herrschaft des Dampfes ihren Anfang nahm, ausschied, so daß Herr Christian Friedrich Schmelzer jun. alleiniger Besitzer wurde.

Herr C. F. Schmelzer führte die Geschäfte des Hauses bis zum Jahre 1866, zu welchem Zeitpunkte er sich ins Privatleben zurückzog, während sein Sohn Herr Rudolf Schmelzer ihm im Besitze der Firma nachfolgte. Derselbe arbeitete unter denselben günstigen Auspicien weiter wie seine Vorgänger, bis am 10. Oktober 1871 eine schwere Katastrophe eine totale Störung des gesamten Betriebes herbeiführte. Das ganze Fabrikgebäude brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Indes, so schwer auch die erlittenen Verluste waren, die Firma überstand sie und konnte durch sie nur zeitweilig in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Bereits 1872 erstand wieder ein mit allen modernen Einrichtungen ausgestatteter Neubau von größerem Umfange als die alten Anlagen und zudem noch durch eine Färberei erweitert. Am 1. August 1872 nahm dann Herr Rudolf Schmelzer [Ξ] seinen Neffen, den Sohn seiner Schwester, Herrn Julius Gottlob Nitzsche, als Teilhaber auf. Gemeinsam mit ihm führte er die Geschäfte der Firma bis zum Jahre 1881, in welchem ihn der Tod abrief. Herr J. G. Nitzsche war nun alleiniger Inhaber. Als der Sohn und Erbe seines verstorbenen Compagnons, Herr Ernst Friedrich Schmelzer – zugleich der Urenkel des Begründers der Firma – großjährig geworden war, trat dieser am 1. Juli 1886 an die Stelle seines Vaters, so daß heute der Besitz der Firma wieder durch zwei Chefs, die Herren J. G. Nitzsche und E. F. Schmelzer, repräsentiert wird.

Werfen wir zum Schluß noch einen Blick auf den gegenwärtigen Stand des Etablissements. Schon aus dem vorstehenden kurzen Abriß seiner Entwicklungsgeschichte geht hervor, daß dasselbe einen stetigen Fortschritt zu verzeichnen gehabt hat. Es beschäftigt zur Zeit 350 Personen und macht einen Jahresumsatz von 1¾–2 Millionen Mark. Drei Dampfmaschinen von insgesamt ca. 400 Pferdekräften mit 4 Kesseln erhalten 31 Krempelassortimente mit 20 000 Spindeln in Betrieb, von welch’ letzteren 4000 auf das erst in diesem Jahre errichtete Zweigetablissement Ruppertsgrün bei Werdau entfallen. Seit dem vorigen Jahre wird das Etablissement durch elektrisches Licht (500 Glühlampen und 6 Bogenlampen) beleuchtet.

Die Erzeugnisse der Firma, für die Deutschland das Hauptabsatzgebiet bildet, sind Vigogne­-Garne (Spezialität: Trikotagengarne), teils reinwollene, teils reinbaumwollene, in der Hauptsache jedoch solche aus Woll- und Baumwolle gemischt.

Von den Rohprodukten wird die Baumwolle aus Amerika, Ostindien und Ägypten, die Wolle aus Deutschland und überseeischen Ländern bezogen.