Cameradentreue
[844] Cameradentreue. (Mit Abbildung. Seite 833.) Unter den vielen
Beispielen von heldenmüthiger Opferfähigkeit für todbedrohte Kampfgenossen
ist das folgende der bildlichen Darstellung werth, welche der
Düsseldorfer Künstler Chr. Sell ihm hat zu Theil werden lassen und
wir dürfen es zur Jahreserinnerung an den Winterfeldzug von 1870 auf
1871 wohl mitteilen.
Es war auf dem Zuge Manteuffel’s, durch welchen er Werder vor Belfort gegen die dreifache Uebermacht Bourbaki’s zu Hülfe eilte, als zwei Husaren, deren Regimentsnummer der Künstler leider nicht erfahren konnte, als Vorposten einen Waldweg untersuchten. Plötzlich kracht es vor ihnen aus dem Gebüsch. Von Franctireurs angefallen, sprengten Beide mit gespanntem Carabiner gegen diese los, wurden aber mit einer abermaligen Salve begrüßt, welche eine böse Kugel sendete. Sie riß das Pferd des Einen nieder und verwundete ihn selbst. Er lag, keiner Vertheidigung mehr fähig, am Boden. In dieser Noth sprang der Andere rasch vom Roß, und suchte dem Verwundeten in seinen eigenen Sattel zu helfen. Mit unsäglichen Schmerzen und mit Anwendung aller Energie einer tüchtigen Husarennatur kam endlich der wunde Mann zum Festsitzen, während die Chassepotkugeln fortwährend an ihnen vorüberpfiffen. Nur im langsamsten Schritt konnte sich der Reiter vom Kampfplatz entfernen. Jetzt galt es vor Allem, eine Verfolgung desselben durch die Feinde abzuwenden. Seinen Carabiner mit Meisterschaft handhabend, huschte unser Husar von Baum zu Baum und ließ so bald mehr links bald mehr rechts seine Schüsse knallen, und es gelang ihm, den Feind über die Zahl der Gegner zu täuschen. Das Schießen hörte auf; freudig holte der glückliche Sieger den geretteten Cameraden ein, nachdem er ihm den Rückzug so listig gedeckt hatte.